diff --git a/tei/admz_1876-03-03_hamburg.xml b/tei/admz_1876-03-03_hamburg.xml index a63e23b..812fe57 100644 --- a/tei/admz_1876-03-03_hamburg.xml +++ b/tei/admz_1876-03-03_hamburg.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AdMz, Leipzig, 3. März 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/admz_1876-03-03_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Bericht @@ -38,10 +42,13 @@ - + Korrespondenzen. - + + + +

Hamburg, 29. Januar. Dank der Opferwilligkeit und Umsicht unserer Stadttheater-Direktion, haben auch wir Hamburger Gelegenheit bekommen, das @@ -117,9 +124,9 @@ haben wir ein gelungenes künstlerisches Unternehmen unseres Opern-Instituts zu verzeichnen.

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+ L. B. -

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diff --git a/tei/admz_1876-03-03_koeln.xml b/tei/admz_1876-03-03_koeln.xml index 834c4e3..636f7b6 100644 --- a/tei/admz_1876-03-03_koeln.xml +++ b/tei/admz_1876-03-03_koeln.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AdMz, Leipzig, 3. März 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/admz_1876-03-03_koeln.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Bericht @@ -38,39 +42,41 @@ - - + + Korrespondenzen. - + + +

Cöln, 20. Februar. Das achte Gürzenichkonzert brachte eine Wiederholung des Verdi’schen - Requiems, dessen erste Aufführung - bereits im vierten Konzert stattgefunden, - von uns jedoch damals nicht hatte besprochen werden können. Der durchschlagende - Erfolg, welchen das Werk auch diesmal wieder errang, durfte im Ganzen ein - berechtigter sein. Im Ganzen, denn im Einzelnen ließe sich der Komposition doch - manches anhaben. Da es den Raum eines Konzertberichtes weit übersteigen würde, - wollen wir uns auf die vielen Schönheiten und Schwächen des Werkes näher einlassen, - so begnügen wir uns damit, unser Urtheil kurz zusammenzufassen. Das, was wir an dem - Werke schön finden, sondert sich auf einzelne Nummern, von denen die erste, das - Sanctus und die letzte und die hervorragendsten sind. Hier hat - der Komponist eine Musik geschaffen, die dem religiösen Stoffe gemäß concipirt und - mit entsprechenden Mitteln ausgeführt ist. Auch das Dies irae, welches selbstverständlich - einen größeren Aufwand von Mitteln verlangt, ist in den Hauptpartien als gelungen zu - betrachten, d. h. seiner Großartigkeit zwar mit Effekten reich bedacht, aber doch nicht über die aesthetischen - Grenzen, die natürlich bei dieser Nummer weiter zu ziehen sind, hinausgehend. An - vielen anderen Stellen jedoch ist zwar immer höchst wirkungsvolle Musik zu finden, - aber von einer Kongruenz derselben mit ihrer textlichen Unterlage keine Rede. Wenn - wir daher mit den Stellen, die sich in ihrer musikalischen Behandlung den - Opernhaften nähern und die wir nicht näher zu bezeichnen brauchen, uns nicht - befreunden können, so wollen wir uns des guten und Schönen, welches das Werk - enthält, desto mehr freuen und nicht verkennen, daß die Requiemliteratur durch - dasselbe immerhin eine namhafte + Requiems, dessen erste + Aufführung bereits im vierten Konzert + stattgefunden, von uns jedoch damals nicht hatte besprochen werden können. Der + durchschlagende Erfolg, welchen das Werk auch diesmal wieder errang, durfte im + Ganzen ein berechtigter sein. Im Ganzen, denn im Einzelnen ließe sich der + Komposition doch manches anhaben. Da es den Raum eines Konzertberichtes weit + übersteigen würde, wollen wir uns auf die vielen Schönheiten und Schwächen des + Werkes näher einlassen, so begnügen wir uns damit, unser Urtheil kurz + zusammenzufassen. Das, was wir an dem Werke schön finden, sondert sich auf einzelne + Nummern, von denen die erste, das Sanctus und die letzte + und die hervorragendsten sind. Hier hat der Komponist eine Musik geschaffen, die dem + religiösen Stoffe gemäß concipirt und mit entsprechenden Mitteln ausgeführt ist. + Auch das Dies + irae, welches selbstverständlich einen größeren Aufwand von + Mitteln verlangt, ist in den Hauptpartien als gelungen zu betrachten, d. h. seiner + Großartigkeit zwar mit Effekten reich bedacht, aber doch nicht über die aesthetischen Grenzen, die natürlich bei dieser Nummer + weiter zu ziehen sind, hinausgehend. An vielen anderen Stellen jedoch ist zwar immer + höchst wirkungsvolle Musik zu finden, aber von einer Kongruenz derselben mit ihrer + textlichen Unterlage keine Rede. Wenn wir daher mit den Stellen, die sich in ihrer + musikalischen Behandlung den Opernhaften nähern und die wir nicht näher zu + bezeichnen brauchen, uns nicht befreunden können, so wollen wir uns des guten und + Schönen, welches das Werk enthält, desto mehr freuen und nicht verkennen, daß die + Requiemliteratur durch dasselbe immerhin eine namhafte Bereicherund Bereicherung erfahren hat. Ueber die Aufführung können wir bez. des Chores und @@ -86,8 +92,8 @@ hinein einem aus vernünftiger Ueberlegung hervorgehenden Beifall Platz machen, nur dann kann überhaupt von einem Zweck und Nutzen desselben die Rede sein.

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Dr. - O. K.

+ Dr. + O. K.
diff --git a/tei/admz_1876-04-14_dresden.xml b/tei/admz_1876-04-14_dresden.xml index 22fb5a1..d65708d 100644 --- a/tei/admz_1876-04-14_dresden.xml +++ b/tei/admz_1876-04-14_dresden.xml @@ -6,10 +6,9 @@ AdMz, Leipzig, 14./21. April 1876 aus: National-Ztg., 9.2. Emil Naumann - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

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@@ -76,19 +75,19 @@ des Urtheils fallen oder in eine Periode, der es an großen überzeugenden Schöpfungen fehlt, können künstlich zu einer Bedeutung hinaufgesteigert werden, die ihnen an und für sich nicht inne wohnt. Zu den Werken dieser Art - gehört unter gewissen Einschränkungen auch das Requiem von Verdi. - Ich will damit durchaus nicht sagen, daß diese Arbeit ohne allen Grund so - viel Aufsehen bei uns erregt, ich will derselben ebensowenig Talent und - Geist absprechen, dennoch ist dasselbe weit davon entfernt, ein wahrhaft - hervorragendes musikalisches Ereignis zu sein, es ist vielmehr der Versuch - eines ungewöhnlich talentvollen Musikers, sich einmal in einer ihm fremden - Gattung und einem Stil, der seinem eigenen Schaffen und Können fern liegt, - zu ergehen. Da man Stile und Kunstformen aber nicht über Nacht erobert, so ist die Arbeit Verdi’s ein geistreiches Experiment - geblieben, das uns mehr ein pathologisches Interesse als reine Theilnahme - einflößt.

+ gehört unter gewissen Einschränkungen auch das Requiem von Verdi. Ich will damit durchaus nicht sagen, daß diese Arbeit + ohne allen Grund so viel Aufsehen bei uns erregt, ich will derselben + ebensowenig Talent und Geist absprechen, dennoch ist dasselbe weit davon + entfernt, ein wahrhaft hervorragendes musikalisches Ereignis zu sein, es ist + vielmehr der Versuch eines ungewöhnlich talentvollen Musikers, sich einmal + in einer ihm fremden Gattung und einem Stil, der seinem eigenen Schaffen und + Können fern liegt, zu ergehen. Da man Stile und Kunstformen aber nicht über Nacht erobert, so ist die + Arbeit Verdi’s ein geistreiches + Experiment geblieben, das uns mehr ein pathologisches Interesse als reine + Theilnahme einflößt.

Nichts dürfte vielleicht die thatsächliche Bedeutung der Komposition Verdi’s in ein helleres Licht setzen, als die Behauptung, daß dieselbe, wenn sie von einem deutschen @@ -139,57 +138,60 @@ ernst mit dem von ihm gewählten Stoffe und dessen Darstellung gewesen ist, daher auch mit seinem Empfinden und Fühlen, ernst mit seiner Trauer um Alessandro Manzoni, zu - dessen Todestag das Requiem komponirt - ist, ernst endlich mit dem Versenken seiner Gedanken in die Sphäre von - Vergänglichkeit, Tod, Auferstehung und das große Gottesurtheil, das aller - Kreatur prophezeit worden. Verdi - war wirklich ergriffen von der Komposition seines Werkes und schuf also - nicht, wie Goethe - einmal von schlechten Dichtern sagt, ohne einen inneren Anlaß, sondern mit - einem solchen. Dennoch vermag der italienische Meister den Eklektiker, der - ihm, wie den meisten Tageskomponisten unserer Zeit, tief im Blut sitzt, - nicht so weit in sich selber zu überwinden, um nicht nach alles Effekten - alter und neuerer Zeit zu greifen, um die Bedeutung seiner Partitur zu - erhöhen. So werden wir häufig gerade in Momenten, da wir uns an ein schönes - Motiv und an die aus ihm hervorfließende Stimmung hingeben wollen, auf das - Grausamste oder Gewaltsamste durch eins jener vorausberechneten Effektmittel - aufgeschreckt, die dem Stile der französischen großen Oper seit dem - auftreten Meyerbeer’s und - Halevy’s so geläufig geworden - sind. Aber damit nicht genug, begegnen wir auch den in höchster Lage - vierfach getheilten Lohengrin-Geigen + dessen Todestag das Requiem + komponirt ist, ernst endlich mit dem Versenken seiner Gedanken in die Sphäre + von Vergänglichkeit, Tod, Auferstehung und das große Gottesurtheil, das + aller Kreatur prophezeit worden. Verdi war wirklich ergriffen von der Komposition seines + Werkes und schuf also nicht, wie Goethe einmal von schlechten Dichtern sagt, ohne einen + inneren Anlaß, sondern mit einem solchen. Dennoch vermag der italienische + Meister den Eklektiker, der ihm, wie den meisten Tageskomponisten unserer + Zeit, tief im Blut sitzt, nicht so weit in sich selber zu überwinden, um + nicht nach alles Effekten alter und neuerer Zeit zu greifen, um die + Bedeutung seiner Partitur zu erhöhen. So werden wir häufig gerade in + Momenten, da wir uns an ein schönes Motiv und an die aus ihm hervorfließende + Stimmung hingeben wollen, auf das Grausamste oder Gewaltsamste durch eins + jener vorausberechneten Effektmittel aufgeschreckt, die dem Stile der + französischen großen Oper seit dem auftreten Meyerbeer’s und Halevy’s so geläufig geworden sind. Aber + damit nicht genug, begegnen wir auch den in höchster Lage vierfach + getheilten Lohengrin-Geigen Wagner’sVgl. Lux - aeterna, T. 1 ff. (WGV S. 191) u. Lohengrin, 3. Akt, T. 1228 ff. (RWSW - S. 139)., zu denen, um die Reminiscenz noch zu verstärken, ein - englisches Horn oder eine Klarinette den Baß bildet; wir begegnen nicht - weniger, besonders in den Solopiecen, Anklängen an die Sentimentalität eines - Kücken und - Proch, die dem beweglichen - Italiener schon als getragener Stil erscheint. Und selbst seine Studien - klassischer Partituren des deutschen italienischen Kirchenstils nehmen die - Richtung auf den Effekt; nur diesen hat er darin bewundert und reproduzirt. - So hat ihm z. B. der Sturm, der in Mozart’s - Requiem das Orchester und den Chor beim - „Di<supplied resp="tr">e</supplied>s irae“ erfaßt, - im gleichnamigen Satze seines Werkes vorgeschwebt; so ist ihm der ungeheure - Effekt des Tam-Tamschlages, der im Requiem seines großen unsterblichen Landsmannes Cherubini das „Dies - irae“ eröffnet, nicht entgangen, und um etwas Aehnliches zu - bringen, bedient er sich der Posaunen, Becken und der Piccolo. Auch der Eingang des „Tuba mirum“ - steht unter Mozart’schen - Einflüssen, nur mit dem Unterschiede, daß sich Verdi hier, statt der Posaune, einer - Anzahl von Solotrompeten bedient, die mit dem bleichen Kolorit ihrer tiefen - Töne uns allerdings wie Moderluft und Grabeshauch überschauern. Wir machen - also überall die Erfahrung, daß es dem Meister nicht gelingt, Stile oder + type="musicLink">Vgl. Lux aeterna, T. 1 ff. (WGV S. 191) u. Lohengrin, 3. Akt, T. 1228 + ff. (RWSW S. 139)., zu denen, um die Reminiscenz noch zu + verstärken, ein englisches Horn oder eine Klarinette den Baß bildet; wir + begegnen nicht weniger, besonders in den Solopiecen, Anklängen an die + Sentimentalität eines Kücken und Proch, + die dem beweglichen Italiener schon als getragener Stil erscheint. Und + selbst seine Studien klassischer Partituren des deutschen italienischen + Kirchenstils nehmen die Richtung auf den Effekt; nur diesen hat er darin + bewundert und reproduzirt. So hat ihm z. B. der Sturm, der in Mozart’s + Requiem das Orchester und den + Chor beim „Di<supplied resp="tr">e</supplied>s irae“ + erfaßt, im gleichnamigen Satze seines Werkes vorgeschwebt; so ist ihm der + ungeheure Effekt des Tam-Tamschlages, der im Requiem seines großen + unsterblichen Landsmannes Cherubini das „Dies + irae“ eröffnet, nicht entgangen, und um etwas + Aehnliches zu bringen, bedient er sich der Posaunen, Becken und der Piccolo. + Auch der Eingang des „Tuba + mirum“ steht unter Mozart’schen Einflüssen, nur + mit dem Unterschiede, daß sich Verdi hier, statt der Posaune, einer Anzahl von + Solotrompeten bedient, die mit dem bleichen Kolorit ihrer tiefen Töne uns + allerdings wie Moderluft und Grabeshauch überschauern. Wir machen also + überall die Erfahrung, daß es dem Meister nicht gelingt, Stile oder Gattungen, die von einander so diametral verschieden sind, wie der kirchliche Hymnus und die Oper aus einander zu halten. Hierdurch entsteht eine Zwittergattung, die, wo sie in der @@ -227,15 +229,20 @@ Feinde ausgeben und nicht zugleich ein bedeutender Künstler, sich wohl kaum, wie geschehen, seit fünfzig Jahren auf den Bühnen Europa’s mit seinen Opern behaupten. Aber es treten noch - andere Momente hinzu, um unser Interesse am Requiem + andere Momente hinzu, um unser Interesse am Requiem Verdi’s zu steigern.

(Schluß folgt.)

+ + + + Feuilleton. + + - Verdi’s Requiem (besprochen von Emil @@ -247,31 +254,32 @@ mit seiner Vergangenheit brechen sehen; denn das muß gleich hier gesagt werden, daß die relative Bedeutung des Verdi’schen - Requiems eine sehr hohe ist; steht das - Requiem doch fast außer Verhältnis zu - dem größten Theile seiner früheren Schöpfungen. Der Beginn eines solchen - Umschwungs im Meister wollte uns schon in seiner letzten Oper Aida entgegentreten; noch ungleich größer - erscheint der Schritt, den er nunmehr gethan hat, und zwar auch dann, wenn - ich ganz davon absehe, daß ein Mann, der seine Thätigkeit ein Menschenalter - hindurch der Oper gewidmet hat, plötzlich den ernsten Ton eines Grabliedes - anstimmt. Was offenbart sich aber dem objektiven Beobachter hierin, sowie in - manchen anderen Symptomen, die uns in den Strömungen, die das Geistesleben - des modernen Italiens gewahren lassen, ersichtlich werden? Ich glaube nicht - zu viel zu sagen, wenn ich darin das Streben einer Annäherung der - begabtesten und hervorragendsten Geister Italiens an Deutschland und zwar - namentlich an die deutsche Tonkunst erkenne. Scheint es doch überhaupt, als - wenn die Italiener und Deutschen, diese beiden in der Musik unbestritten - begabtesten Völker der Erde, - vielfach auf eine gegenseitige Ergänzung aufgelegt seien. Die Geschichte der - Tonkunst lehrt dies in überzeugender Weise. Hätte Verdi ausschließlich die von seinen - Vorgängern Bellini und Donizetti eingeschlagenen Wege weiter - verfolgt, so wäre das musikalische Italien einer Isolirung verfallen, die es - späterhin schwer gemacht haben würde, das in der Tonkunst historisch - gewordene alte Verhältnis zu Deutschland wiederzufinden und neu aufleben zu - lassen. Verdi empfand jedoch + Requiems eine sehr hohe ist; + steht das Requiem doch fast + außer Verhältnis zu dem größten Theile seiner früheren Schöpfungen. Der + Beginn eines solchen Umschwungs im Meister wollte uns schon in seiner + letzten Oper Aida entgegentreten; + noch ungleich größer erscheint der Schritt, den er nunmehr gethan hat, und + zwar auch dann, wenn ich ganz davon absehe, daß ein Mann, der seine + Thätigkeit ein Menschenalter hindurch der Oper gewidmet hat, plötzlich den + ernsten Ton eines Grabliedes anstimmt. Was offenbart sich aber dem + objektiven Beobachter hierin, sowie in manchen anderen Symptomen, die uns in + den Strömungen, die das Geistesleben des modernen Italiens gewahren lassen, + ersichtlich werden? Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich darin das + Streben einer Annäherung der begabtesten und hervorragendsten Geister + Italiens an Deutschland und zwar namentlich an die deutsche Tonkunst + erkenne. Scheint es doch überhaupt, als wenn die Italiener und Deutschen, + diese beiden in der Musik unbestritten begabtesten Völker der Erde, vielfach auf eine gegenseitige + Ergänzung aufgelegt seien. Die Geschichte der Tonkunst lehrt dies in + überzeugender Weise. Hätte Verdi + ausschließlich die von seinen Vorgängern Bellini und Donizetti eingeschlagenen Wege weiter verfolgt, so wäre das + musikalische Italien einer Isolirung verfallen, die es späterhin schwer + gemacht haben würde, das in der Tonkunst historisch gewordene alte + Verhältnis zu Deutschland wiederzufinden und neu aufleben zu lassen. + Verdi empfand jedoch instinktiv, daß diese Isolirung durchbrochen werden müsse und wenn er sich zunächst nicht uns, sondern den Franzosen und deren Oper zuwandte, so war doch damit der erste Schritt zu einer Wiederanknüpfung mit den @@ -295,36 +303,36 @@ ist, das Interesse selbst, mit dem man zu unserem jüngsten nationalen Meister, zu den Schöpfungen Richard Wagner’s griff und die Aufführung seines „Lohengrin“ in Bologna und anderen Städten des nördlichen Italiens sind - eben so viele Beweise für die neuerwachten musikalischen Beziehungen - zwischen den beiden großen Völkerschaften diesseits und jenseits der Alpen. - Und zwar sind dieselben durchaus keine einseitigen, denn unser Interesse an - den Leistungen der Italiener hat eigentlich niemals aufgehört. Daß heute - Verdi’s - Requiem einen Triumphzug durch Deutschland’s Städte hält, verdankt der - Meister gewiß nicht zum kleinsten Theile mit der so schön - zwischen beiden Völkern in den letzten Jahren aufgeblühten nationalen + key="wagner.lohengrin" type="mus">Lohengrin“ in Bologna und anderen Städten des nördlichen + Italiens sind eben so viele Beweise für die neuerwachten musikalischen + Beziehungen zwischen den beiden großen Völkerschaften diesseits und jenseits + der Alpen. Und zwar sind dieselben durchaus keine einseitigen, denn unser + Interesse an den Leistungen der Italiener hat eigentlich niemals aufgehört. + Daß heute Verdi’s + Requiem einen Triumphzug durch + Deutschland’s Städte hält, + verdankt der Meister gewiß nicht zum kleinsten Theile mit der so + schön zwischen beiden Völkern in den letzten Jahren aufgeblühten nationalen Sympathie.

Dennoch kommen Verdi gegenüber noch andere Gründe eines besonderen Antheils von unserer Seite mit in’s Spiel. - Gerade das Requiem des Meisters gleicht - einer entschiedenen Schwenkung desselben auf die Schule Deutschlands zu und verräth deutlich die - ernste Absicht, sich ihr in Beziehung auf Stil und Tiefe der Auffassung zu - nähern. Worin zeigt sich nun zunächst der versuchte Anschluß Verdi’s an deutschen Stil und deutsche - Empfindungsweise? Es wird gewiß jeden Kenner, der das Werk noch nicht gehört - hat, überraschen, wenn ich antworte, daß sich eine solche Annäherung an uns - hauptsächlich in dem Streben nach der Entwickelung polyphoner Sätze und - eines polyphonen Stils offenbart. Eine solche Behauptung ist freilich cum grano salis zu verstehen, da das, was der - gänzlich gesunkenen Kirchenmusik des heutigen Italiens gegenüber uns in dieser Beziehung in Verdi schon als tief, deutsch und - stilvoll erscheint, mit den eigentlichen Großmeistern unseres polyphonen - Stils verglichen, mit Heinrich + Gerade das Requiem des + Meisters gleicht einer entschiedenen Schwenkung desselben auf die Schule + Deutschlands zu und verräth + deutlich die ernste Absicht, sich ihr in Beziehung auf Stil und Tiefe der + Auffassung zu nähern. Worin zeigt sich nun zunächst der versuchte Anschluß + Verdi’s an deutschen Stil und + deutsche Empfindungsweise? Es wird gewiß jeden Kenner, der das Werk noch + nicht gehört hat, überraschen, wenn ich antworte, daß sich eine solche + Annäherung an uns hauptsächlich in dem Streben nach der Entwickelung + polyphoner Sätze und eines polyphonen Stils offenbart. Eine solche + Behauptung ist freilich cum grano salis zu + verstehen, da das, was der gänzlich gesunkenen Kirchenmusik des heutigen + Italiens gegenüber uns in dieser + Beziehung in Verdi schon als tief, + deutsch und stilvoll erscheint, mit den eigentlichen Großmeistern unseres + polyphonen Stils verglichen, mit Heinrich Schütz, Bach, Händel, Haydn und Verdi’s Arbeit begegneten, die schon als ein erstes erfreuliches und selbst überraschendes Resultat der angeknüpften Beziehungen gelten können. Ich meine damit namentlich den Schlußchor des Werkes „Libera me domine,“ der hoffnungsreiche - Ansätze zum wirklich fugirten Stil in jener organisch gegliederten und - schwungvollen Weise gewahren läßt, wie wir sie in unserer klassischen - deutschen Kirchenmusik gewohnt sind. Hier könnte man in Wahrheit mitunter - glauben, den majestätischen Schluß eines großen klassischen Werkes im - gebundenen Stil zu hören. Schade darum, daß auch hier ein zeitweiliges + key="verdi.requiem.7" type="mus">Libera me domine,“ der + hoffnungsreiche Ansätze zum wirklich fugirten Stil in jener organisch + gegliederten und schwungvollen Weise gewahren läßt, wie wir sie in unserer + klassischen deutschen Kirchenmusik gewohnt sind. Hier könnte man in Wahrheit + mitunter glauben, den majestätischen Schluß eines großen klassischen Werkes + im gebundenen Stil zu hören. Schade darum, daß auch hier ein zeitweiliges gewaltsames Abbrechen und akkordische Recitationen des ganzen Chors in einer Weise unterbrochen wird, die uns wieder daran erinnert, wie schwer es dem Meister noch wird, sich in der neuen Sphäre stilvoll zu bewegen.

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Das Requiem beginnt in einer überraschend - neuen und geheimnisvoll wirkenden Weise, mit einem von Sordinen im - Streichorchester begleiteten Chore. Nur mit der zerstückten +

Das Requiem beginnt in einer + überraschend neuen und geheimnisvoll wirkenden Weise, mit einem von Sordinen + im Streichorchester begleiteten Chore. Nur mit der zerstückten Textesdeklamation dieses Chores können wir uns nicht einverstanden erklären. Sehr fein ist der a Capella gesungene Chor: „Te decet hymnus.“ Bei dem „Kyrie eleison, Christe eleison“ - treten Solostimmen in auf einander folgenden Einsätzen schön und - wirkungsvoll ein; mit dem Hinzutritt des Chores jedoch verwandelt sich der - kirchliche Hymnus wieder in ein wenn auch schönes und gediegenes Ensemble - der großen Oper. Die wie eine Windsbraut dahinjagenden Figuren der Geigen in - „dies irae“ zum vollen - Chor der Stimmen, Blas- und Schlaginstrumente, obwohl angeregt durch - Cherubini und Mozart, mahnen dem ungeachtet - an ähnliche Effekte aus „Robert dem - Teufel“. Schön dagegen ist das Herabsinken dieser tönenden Masse - zum Pianissimo des „Quando judex“ und bringen hier auch tiefliegende Triller der + key="verdi.requiem.1" n="kyrie" type="mus">Kyrie eleison, Christe + eleison“ treten Solostimmen in auf einander folgenden Einsätzen + schön und wirkungsvoll ein; mit dem Hinzutritt des Chores jedoch verwandelt + sich der kirchliche Hymnus wieder in ein wenn auch schönes und gediegenes + Ensemble der großen Oper. Die wie eine Windsbraut dahinjagenden Figuren der + Geigen in „dies + irae“ zum vollen Chor der Stimmen, Blas- und Schlaginstrumente, + obwohl angeregt durch Cherubini + und Mozart, mahnen dem + ungeachtet an ähnliche Effekte aus „Robert dem Teufel“. Schön dagegen ist das Herabsinken + dieser tönenden Masse zum Pianissimo des „Quando + judex“ und bringen hier auch tiefliegende Triller der Holzbläser, namentlich in der bleichen Farbe des unteren Flötenregisters, ergreifende koloristische Effekte hervor. Entschieden aber müssen wir uns gegen so realistische Effekte, wie die des „Mors - stupebit“ verwahren. Man stelle sich vor, daß der Solo-Baßsänger das - eine Wort Mors in der tiefe erschallen läßt, worauf ihm die große Trommel - mit einem ihrer dumpfen tonlosen Schläge ebenfalls Solo antwortet, und daß - sich dieser Wechsel ein paar Mal wiederholt, ehe jenem isolirten Worte Mors - der damit verbundene übrige Text folgt. Bei uns im Norden wird man bei - diesem drastischen Realismus sicherlich keinen eine Gänsehaut hervorrufenden - kalten Schauer empfinden, sondern vielmehr ausrufen: „Bange machen gilt - nicht!“ Ich kann mir aber sehr wohl denken, daß dieser stark aufgetragene - Effekt auf die leicht erregbar entzündliche Phantasie des Südländers - ungefähr die Wirkung hervorbringe, als wenn sich das offene Grab aufthue und - die Erdschollen, welche die Hinterbliebenen dem Gestorbenen als letzte ihm - zu erweisende Ehre nachsenden, dumpf auf den Sarg aufschlügen. Wahrhaft - schön und innerlich ergriffen dagegen ist das Terzett: „“ verwahren. Man stelle sich vor, daß der Solo-Baßsänger + das eine Wort Mors in der tiefe erschallen läßt, worauf ihm die große + Trommel mit einem ihrer dumpfen tonlosen Schläge ebenfalls Solo antwortet, + und daß sich dieser Wechsel ein paar Mal wiederholt, ehe jenem isolirten + Worte Mors der damit verbundene übrige Text folgt. Bei uns im Norden wird + man bei diesem drastischen Realismus sicherlich keinen eine Gänsehaut + hervorrufenden kalten Schauer empfinden, sondern vielmehr ausrufen: „Bange + machen gilt nicht!“ Ich kann mir aber sehr wohl denken, daß dieser stark + aufgetragene Effekt auf die leicht erregbar entzündliche Phantasie des + Südländers ungefähr die Wirkung hervorbringe, als wenn sich das offene Grab + aufthue und die Erdschollen, welche die Hinterbliebenen dem Gestorbenen als + letzte ihm zu erweisende Ehre nachsenden, dumpf auf den Sarg aufschlügen. + Wahrhaft schön und innerlich ergriffen dagegen ist das Terzett: „<title key="verdi.requiem.2.quid-sum-miser" type="mus">Quid sum miser tunc dicturus,“ das von dem wirklichen Bewußtsein des „Miser sum,“ das den Menschen zu überkommen vermag, tief erfüllt ist und uns auch abgerundet in der Form entgegentrat. Die mit Posaunen begleitete - Chordeklamation des „Rex - tremendae majestatis“ ist im katholischen Sinne groß gedacht, - obwohl es hier nicht an gewissen Rex tremendae majestatis“ ist im katholischen Sinne groß + gedacht, obwohl es hier nicht an gewissen Meyerbeer’schen Modulationen fehlt; das sich daran - schließende „Salva - me“ ist neu durch seine von Salva me“ ist neu durch seine von Mozart und andern Meistern abweichende Behandlung; es gestaltet sich nämlich nicht als sanfte Bitte, sondern zu einem aus Todesnoth erschallenden Hülferuf des Chors. Das Baßsolo: „Confutatis maledictis“ mit seinen die züngelnden Flammen malenden Piccolos erinnert wieder zu sehr an den Bösewicht der Oper, der hier etwa die Mitte - zwischen Bertram, - Kaspar und Pizarro innehält. Um so - wohlthuender ist der Wechsel, der mit dem sanft-schönen „voca me“ eintritt. - Das „Lacrimosa“ erscheint das - erste Mal als ein von Posaunen, Pauken, großen Trommeln, Becken und dem + zwischen Bertram, Kaspar und Pizarro innehält. Um so wohlthuender ist der Wechsel, + der mit dem sanft-schönen „voca me“ eintritt. Das „Lacrimosa“ erscheint + das erste Mal als ein von Posaunen, Pauken, großen Trommeln, Becken und dem übrigen Orchester begleitetes Presto, das zweite Mal als ein melodisches - Soloquartett. In dem „Domine - Jesu Christe,“ welches den zweiten Theil des ganzen Werkes - eröffnet, zeigen die 4 Solostimmen eine gediegene polyphone Führung und - würdige Haltung; noch hoch darüber erhebt sich das „Hostias et preces tibi,“ der - nach meiner Meinung genialste Satz des ganzen Requiem. Hier endlich gelingt - es dem Meister, uns zu beweisen, daß er auch ohne Aufwand großer und - komplizirter Mittel uns auf das Tiefste zu ergreifen vermag. Der Tenor - beginnt mit dem einfachen, wundervollen Thema, welchem sich die andern 3 - Solostimmen nach und nach in einem rührenden Dolce anschmiegen, während das - in würdevoller Weise begleitende Orchester die Wirkung einer mit sanften - Registern spielenden Orgel erzeugt. Die darauf folgende Fuge a due Cori zum - Sanctus ist dagegen ein vollständig - verfehltes Experiment und nichts weniger als ein fugirter Satz. Ganz - abgesehen davon, daß das Thema mit seinen sich auf- und abwiegenden - Terzenintervallen dem Charakter der Motive, die dieser Stil fordert, gradezu - widerspricht, bringt es der Komponist damit auch nicht über die vier ersten - Wiederschläge, und mehr als kindlich vollends ist, was er uns hier als - Gegenthema bietet. Wollen und Können stehen an dieser Stelle in einem - unlösbaren Widerstreit. Auch das „Agnus - Dei“ ist schwach und die nicht endenwollende Behandlung der - Solistimmen in Oktavengängen hat etwas Dilettantisches, ohne daß doch die - beabsichtigte Wirkung, damit etwas Neues zu bieten, erreicht wird; dazu - werden wir hier noch auf das Lebhafteste an das Gebet aus der „Stummen von <choice> + Soloquartett. In dem „<title key="verdi.requiem.3" n="domine-jesu" + type="mus">Domine Jesu Christe,“ welches den zweiten Theil des + ganzen Werkes eröffnet, zeigen die 4 Solostimmen eine gediegene polyphone + Führung und würdige Haltung; noch hoch darüber erhebt sich das „Hostias et preces + tibi,“ der nach meiner Meinung genialste Satz des ganzen + Requiem. Hier endlich gelingt es dem Meister, uns zu beweisen, daß er auch + ohne Aufwand großer und komplizirter Mittel uns auf das Tiefste zu ergreifen + vermag. Der Tenor beginnt mit dem einfachen, wundervollen Thema, welchem + sich die andern 3 Solostimmen nach und nach in einem rührenden Dolce + anschmiegen, während das in würdevoller Weise begleitende Orchester die + Wirkung einer mit sanften Registern spielenden Orgel erzeugt. Die darauf + folgende Fuge a due Cori zum Sanctus ist dagegen ein vollständig verfehltes Experiment und + nichts weniger als ein fugirter Satz. Ganz abgesehen davon, daß das Thema + mit seinen sich auf- und abwiegenden Terzenintervallen dem Charakter der + Motive, die dieser Stil fordert, gradezu widerspricht, bringt es der + Komponist damit auch nicht über die vier ersten Wiederschläge, und mehr als + kindlich vollends ist, was er uns hier als Gegenthema bietet. Wollen und + Können stehen an dieser Stelle in einem unlösbaren Widerstreit. Auch das + „Agnus Dei“ ist schwach + und die nicht endenwollende Behandlung der Solistimmen in Oktavengängen hat + etwas Dilettantisches, ohne daß doch die beabsichtigte Wirkung, damit etwas + Neues zu bieten, erreicht wird; dazu werden wir hier noch auf das + Lebhafteste an das Gebet aus der „Stummen von <choice> <orig>Porrici</orig> <corr resp="tr">Portici</corr> </choice>“ erinnert. Als großer Kolorist in Instrumentalfarben zeigt sich Verdi wieder in dem - „Et Lux perpetua luceat eis,“ über - das die hohen Bläser eine wahre Flut lichter Verklärung verbreiten. Die - Einleitung des Finale’s schmeckt stark - nach der Kirchenscene im Propheten, namentlich nach den dort vorkommenden akkordischen - Deklamationen des betend niedergesunkenen Volkes. Ergreifend und wahr - dagegen ist das darauffolgende schöne Altsolo: „Tremens factus“ und nicht weniger das - Sopransolo mit a Capella-Chor zu dem letzten Auftreten der Worte „Requiem aeternam.“ - Ueber die hohe Bedeutung des Schlußchors habe ich mich schon vorhin geäußert.

+ „Et Lux perpetua luceat + eis,“ über das die hohen Bläser eine wahre Flut lichter + Verklärung verbreiten. Die Einleitung des Finale’s schmeckt stark nach der Kirchenscene im + Propheten, + namentlich nach den dort vorkommenden akkordischen Deklamationen des betend + niedergesunkenen Volkes. Ergreifend und wahr dagegen ist das darauffolgende + schöne Altsolo: „Tremens factus“ und nicht weniger das Sopransolo mit a + Capella-Chor zu dem letzten Auftreten der Worte „Requiem + aeternam.“ Ueber die hohe Bedeutung des Schlußchors habe + ich mich schon vorhin geäußert.

Jedenfalls ist das geschilderte Werk, mit Rossini’sStabat - mater“ verglichen, ein Schritt aus dem Theatralischen nach dem - wahrhaft Kirchlichen zu, obwohl ihm, wie gesagt, von unserem vorbildlichen - Standpunkte aus, noch bei weitem zu viel des Opernhaften bleibt. Verdi war es nichts desto weniger darum - zu thun, sich der ernsten deutschen Schule zu nähern, deren bedeutendste, - wenn auch noch von ihm vielfach mißverstandene Schöpfungen ihm in seinem - Requiem vorschweben. Wenn es ihm noch - nicht gelungen ist, zur Einheit des Stiles, der Stimmung und der Kunstform - durchzudringen, wer wollte ihm wohl, der aus so völlig andern Regionen zu - uns herantritt, hieraus einen Vorwurf machen? Auch beim Durchbruch zur - ernsten Kunst müssen, wenn ihre erhabensten Gattungen einem Volke für lange - Zeit verloren gegangen waren, erst wieder Umwege und gewaltsame Anläufe - gemacht werden, ehe man die Straße, die zu großen Zielen führt, wieder - erreicht. Und wenn Verdi auch die - völlige Wandlung, die sich in der Musikwelt Italiens vorzubereiten scheint, nicht miterleben sollte, so - wird er doch als einer der ersten Bahnbrecher derselben angeführt werden - müssen und sein Requiem als das Werk, das - einen jener seltenen Momente im Kunst- und Kulturleben eines Volkes - darstellt, von welchen sich eine Wandlung seiner Richtung und eine neue - Epoche jenes Schaffens datiren.In diesem - Nachdruck fehlt der letzte Absatz, dessen Schluss lautete: »Möchte vor - allem meine herzliche und unbefangene Anerkennung, die ich in so mancher - Beziehung dem neuen Werke entgegenbringe, ebenso herzlich und unbefangen - von unseren Nachbarn jenseits der Alpen aufgenommen werden, wie sie - gemeint ist!«

+ >Rossini’s
Stabat mater“ verglichen, ein Schritt aus dem Theatralischen + nach dem wahrhaft Kirchlichen zu, obwohl ihm, wie gesagt, von unserem + vorbildlichen Standpunkte aus, noch bei weitem zu viel des Opernhaften + bleibt. Verdi war es nichts desto + weniger darum zu thun, sich der ernsten deutschen Schule zu nähern, deren + bedeutendste, wenn auch noch von ihm vielfach mißverstandene Schöpfungen ihm + in seinem Requiem vorschweben. + Wenn es ihm noch nicht gelungen ist, zur Einheit des Stiles, der Stimmung + und der Kunstform durchzudringen, wer wollte ihm wohl, der aus so völlig + andern Regionen zu uns herantritt, hieraus einen Vorwurf machen? Auch beim + Durchbruch zur ernsten Kunst müssen, wenn ihre erhabensten Gattungen einem + Volke für lange Zeit verloren gegangen waren, erst wieder Umwege und + gewaltsame Anläufe gemacht werden, ehe man die Straße, die zu großen Zielen + führt, wieder erreicht. Und wenn Verdi auch die völlige Wandlung, die sich in der Musikwelt + Italiens vorzubereiten scheint, + nicht miterleben sollte, so wird er doch als einer der ersten Bahnbrecher + derselben angeführt werden müssen und sein Requiem als das Werk, das einen jener seltenen + Momente im Kunst- und Kulturleben eines Volkes darstellt, von welchen sich + eine Wandlung seiner Richtung und eine neue Epoche jenes Schaffens + datiren.In diesem Nachdruck fehlt der + letzte Absatz, dessen Schluss lautete: »Möchte vor allem meine herzliche + und unbefangene Anerkennung, die ich in so mancher Beziehung dem neuen + Werke entgegenbringe, ebenso herzlich und unbefangen von unseren + Nachbarn jenseits der Alpen aufgenommen werden, wie sie gemeint + ist!«

diff --git a/tei/admz_1876-04-21_bruenn.xml b/tei/admz_1876-04-21_bruenn.xml index 0646ce7..0ae24fd 100644 --- a/tei/admz_1876-04-21_bruenn.xml +++ b/tei/admz_1876-04-21_bruenn.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AdMz, Leipzig, 21. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/admz_1876-04-21_bruenn.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,9 @@
- + + + Bericht @@ -37,9 +40,12 @@ - - + + Correspondenzen. + + +

Brünn. Das Musikleben unserer Stadt bot im abgelaufenen ersten Viertel des Jahres so wenig hervorstehende Momente, daß die Aufgabe des Berichterstatters eine sehr leichte wird. Der schwere @@ -51,8 +57,8 @@ key="bruenn.1876" type="event">die (wiederholte) Aufführung von Verdi’s - Requiem, unter Mitwirkung der köngl. Kammersängerin Frl. Requiem, unter Mitwirkung + der köngl. Kammersängerin Frl. Gompery-Bettelprinz Gompertz-Bettelheim diff --git a/tei/amz_1874-06-24_mailand.xml b/tei/amz_1874-06-24_mailand.xml index 8dc4b38..deb69f0 100644 --- a/tei/amz_1874-06-24_mailand.xml +++ b/tei/amz_1874-06-24_mailand.xml @@ -4,10 +4,9 @@ AmZ, Leipzig, 24. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1874-06-24_mailand.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Nachmeldung @@ -39,11 +40,15 @@ url="http://reader.digitale-sammlungen.de/object/bsb11179879_00214.svg" xml:id="f1"/> - - + + Berichte. Nachrichten und Bemerkungen. - -

* Mailand. + + + + +

+ Mailand. Am 22. Mai ist in der Kirche San Marco zu Mailand diff --git a/tei/amz_1874-07-22_paris.xml b/tei/amz_1874-07-22_paris.xml index a13762b..1bb2c57 100644 --- a/tei/amz_1874-07-22_paris.xml +++ b/tei/amz_1874-07-22_paris.xml @@ -5,11 +5,12 @@ AmZ, Leipzig, 22. Juli 1874 aus: Allgemeine Ztg., 30.6. - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

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@@ -24,7 +25,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -45,20 +48,25 @@ url="http://reader.digitale-sammlungen.de/object/bsb11179879_00247.svg" xml:id="f2"/> - - + + Berichte. Nachrichten und Bemerkungen. - -

* Paris.Verdi’s - Todtenmesse zum Andenken an Manzoni«.] Der in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 30. Juni veröffentlichten »Pariser Chronik«Vgl. Allgemeine Zeitung (Augsburg), 30. Juni 1874. - entnehmen wir Nachfolgendes über die Aufführung - der Todtenmesse + + + + +

+ Paris.Verdi’s + Todtenmesse zum Andenken an + Manzoni«.] Der in der + Augsburger Allgemeinen Zeitung vom + 30. Juni veröffentlichten »Pariser + Chronik«Vgl. Allgemeine Zeitung + (Augsburg), 30. Juni 1874. entnehmen wir Nachfolgendes über die + Aufführung der Todtenmesse Verdi’s daselbst. »Des Meisters Giuseppe Verdi »Todtenmesse zum Andenken an Rossini, Meyerbeer u. A. die Vollendung ihres Genies bewirkt; so auch sei Verdi - hier vor einem Jahre auf den Gedanken gekommen, das Requiem zu verfassen, das uns der Director der Requiem zu verfassen, das uns der Director der Komischen Oper, Herr du Locle (Mitdichter des Textes zu Verdi’s »Aïda«) - zu so hohen Eintrittspreisen zum Besten gegeben. — Der Zweck dieser neuesten - Verdi’schen Composition ging natürlich - für das Pariser Publikum verloren, dessen grosse Mehrzahl wohl nie vom Dichter der »Verlobten« gehört hatte; trotz - dem war der Enthusiasmus in der Geburtsstadt - des populären Autors schwerlich lärmender als hier. Ich wohnte der einzigen - Abendvorstellung, der letzten bei, die gleich den am Tage vorgeführten bei - ausverkauftem Hause stattfand. Verdi - dirigirte selbst. Ich hatte ihn seit vielen Jahren nicht gesehen. Zur Zeit der - ersten Aufführung in der »Fenice« seines besten Werks Rigoletto (zu dem er, ohne den Dichter zu befragen, Victor Hugo’s »Le roi s’amuse« vom italienischen - Librettisten stibizen liess), sah ich den noch jungen Meister oft an der - Gasthofstafel in Venedig, da er dasselbe Hôtel - bewohnte. Sein Haupt- und Barthaar ist, bei den vielen theatralischen Erfolgen, die - er seitdem erlebt, ergraut; üppig umschattet es noch immer die markanten Züge seines - im Verhältniss zum Körper grossen Kopfes. Verdi ist ein glücklicher Mann. Des bekanntesten, bedeutendsten, - beliebtesten der lebenden Componisten Italiens leidenschaftliche Musik galt dereinst - als Kampfesmelodie für das Einheits- und Freiheitsstreben der Italiener. Selbst im - Anagramm seines Namens lag der Hoffnungsschrei des wollenden Volkes. Der Ruf: Evviva - Verdi! war darum verpönt; denn VERDI bedeutete Vittorio Emmanuele Rè D’Italia! - Das hatte die Polizei bald heraus. Einen Theil seiner Popularität hat Verdi gewiss diesem Zufall zu danken, der einem - leicht entzündbaren Volk eine Prophezeiung - war. — Hier ging ihm zudem der Ruf voraus, dass er stets treulich zu Frankreich gestanden. Lauter Nebendinge, wenn es - sich um den Werth eines Kunstwerkes handelt, das allein für sich stehen oder fallen - muss. Wirklich hat sich die ernste Kritik von alle dem nicht bethören lassen. Sie - war auf das Requiem selbst gespannt. Viel Musik - hat Verdi nicht zum alten Text verfasst. - Eine ganz kurze Einleitung zu Chören und Gesängen, kaum ein kurzes Zwischenstück; im - übrigen sind die Gebete von der Strophe »Requiem aeternam« bis zum »Libera me, - Domine de morte aeterna«, mit geringer Wiederholung der Worte, nur in Musik gesetzt. - — Ehre sei vor allem den trefflichen Künstlern, denen die Solopartien anvertraut - waren! Therese Stolz: - Sopran, Maria - Waldmann: Mezzo-Sopran (als Oesterreicherinnen entschuldigte - Deutsche) und Capponi: Tenor, Maini: Bass, sind ausgezeichnete Virtuosen. Die beiden Damen zumal - erregten Erstaunen und entzückten ein Publikum, das seit vielen Jahren an - ausgesungene Stimmen und Sängerinnen ohne Methode, Stil und Schule gewöhnt ist. - Ihnen wurde reichster Beifall, ebenso dem kraftvoll klingenden Organ der beiden - Sänger; selbst ein schlechtes Werk hatte bei so vollendeter Auslegung Interesse - erregt. Ein solches ist Verdi’s - Messe sicherlich nicht, aber den ungeheuren Jubel - verdient sie keineswegs als musikalisches Werk. — Wie in Verdi’s »Aïda«) zu so hohen Eintrittspreisen zum Besten gegeben. — Der Zweck + dieser neuesten Verdi’schen Composition + ging natürlich für das Pariser Publikum verloren, dessen grosse Mehrzahl wohl nie + vom Dichter der »Verlobten« gehört + hatte; trotz dem war der Enthusiasmus in der Geburtsstadt des populären Autors schwerlich lärmender als hier. + Ich wohnte der einzigen Abendvorstellung, der letzten bei, die gleich den am Tage + vorgeführten bei ausverkauftem Hause stattfand. Verdi dirigirte selbst. Ich hatte ihn seit vielen Jahren nicht + gesehen. Zur Zeit der ersten Aufführung in der »Fenice« seines besten Werks Rigoletto (zu dem er, ohne den Dichter + zu befragen, Victor Hugo’s »Le roi s’amuse« + vom italienischen Librettisten stibizen liess), sah ich den noch jungen Meister oft + an der Gasthofstafel in Venedig, da er dasselbe + Hôtel bewohnte. Sein Haupt- und Barthaar ist, bei den vielen theatralischen + Erfolgen, die er seitdem erlebt, ergraut; üppig umschattet es noch immer die + markanten Züge seines im Verhältniss zum Körper grossen Kopfes. Verdi ist ein glücklicher Mann. Des + bekanntesten, bedeutendsten, beliebtesten der lebenden Componisten Italiens + leidenschaftliche Musik galt dereinst als Kampfesmelodie für das Einheits- und + Freiheitsstreben der Italiener. Selbst im Anagramm seines Namens lag der + Hoffnungsschrei des wollenden Volkes. Der Ruf: Evviva Verdi! war darum verpönt; denn + VERDI bedeutete Vittorio Emmanuele Rè + D’Italia! Das hatte die Polizei bald heraus. Einen Theil seiner + Popularität hat Verdi gewiss diesem Zufall + zu danken, der einem leicht entzündbaren + Volk eine Prophezeiung war. — Hier ging ihm zudem der Ruf voraus, dass er stets + treulich zu Frankreich gestanden. Lauter + Nebendinge, wenn es sich um den Werth eines Kunstwerkes handelt, das allein für sich + stehen oder fallen muss. Wirklich hat sich die ernste Kritik von alle dem nicht + bethören lassen. Sie war auf das Requiem selbst gespannt. Viel Musik hat Verdi nicht zum alten Text verfasst. Eine ganz kurze Einleitung zu + Chören und Gesängen, kaum ein kurzes Zwischenstück; im übrigen sind die Gebete von + der Strophe »Requiem aeternam« bis zum »Libera me, Domine de morte aeterna«, mit + geringer Wiederholung der Worte, nur in Musik gesetzt. — Ehre sei vor allem den + trefflichen Künstlern, denen die Solopartien anvertraut waren! Therese Stolz: Sopran, + Maria Waldmann: + Mezzo-Sopran (als Oesterreicherinnen entschuldigte Deutsche) und Capponi: Tenor, Maini: Bass, sind + ausgezeichnete Virtuosen. Die beiden Damen zumal erregten Erstaunen und entzückten + ein Publikum, das seit vielen Jahren an ausgesungene Stimmen und Sängerinnen ohne + Methode, Stil und Schule gewöhnt ist. Ihnen wurde reichster Beifall, ebenso dem + kraftvoll klingenden Organ der beiden Sänger; selbst ein schlechtes Werk hatte bei + so vollendeter Auslegung Interesse erregt. Ein solches ist Verdi’s + Messe sicherlich nicht, aber den + ungeheuren Jubel verdient sie keineswegs als musikalisches Werk. — Wie in Verdis Opern, zeigt sich auch in ihr die Ungleichheit der Arbeit, das Schöne, Edle, neben dem Flachen, Gemeinen. Ohne Pause, ohne Einhalt springt ein hochgehaltener Satz ins Triviale über, endet eine ergreifende Phrase mit einer Tanzmelodie, die mit dem Todtenamte doch gewiss nichts zu schaffen hat. Der Beginn piano in schönem Rhythmus hat - nichts Markantes bis zum Quartett mit - Chor, das durch die herrlichen Solistinnen einen grossen Eindruck - machte. — »Dies irae« wird von einer Fuge der - Trompeten wirksam eingeleitet. »Der Tag des Zorns, an dem die Welt in Funken - zerstieben soll«, ist kräftig geschildert, und die Partitur des ganzen Satzes + nichts Markantes bis zum Quartett + mit Chor, das durch die herrlichen Solistinnen einen grossen Eindruck + machte. — »Dies irae« wird von einer + Fuge der Trompeten wirksam eingeleitet. »Der Tag des Zorns, an dem die Welt in + Funken zerstieben soll«, ist kräftig geschildert, und die Partitur des ganzen Satzes enthält manchen Funken von genialer Erfindung. Der Satz »liber scriptus proferetur«, Chor - mit Fuge, leitet ein Quartett ein, bei dem die Basspartie besonders schön - hervortritt. Dass die Melodie dabei jedem Worte des Textes entspricht, will ich - nicht behaupten, da mir — ich gestehe es offen — überhaupt wenig an diesem liegt. - Die Gnadenrufe »Recordare Jesu pie« - u. s. f. sind den Frauenstimmen, dann dem Tenor zugetheilt, und sind reizend schön - gesungen worden. Das folgende Recitativ mit Tremolo-Begleitung ist leicht und - seicht. Beim »Lacrimosa« ist die + key="verdi.requiem.2.liber-scriptus" type="mus">liber scriptus + proferetur«, Chor mit Fuge, leitet ein Quartett ein, bei dem die + Basspartie besonders schön hervortritt. Dass die Melodie dabei jedem Worte des + Textes entspricht, will ich nicht behaupten, da mir — ich gestehe es offen — + überhaupt wenig an diesem liegt. Die Gnadenrufe »Recordare Jesu pie« u. s. f. + sind den Frauenstimmen, dann dem Tenor zugetheilt, und sind reizend schön gesungen + worden. Das folgende Recitativ mit Tremolo-Begleitung ist leicht und seicht. Beim + »Lacrimosa« ist die Instrumentirung, wenn nicht originell, doch sorgfältig erdacht, und die schneidenden Klagetöne der Saiten werden wirkungsvoll durch das Einfallen der Hörner gehoben. Das Finale dieses ersten Abschnittes ist aber weniger ergreifend. — Die Fuge mit - Doppelchor des »Sanctus« gefiel weniger als die - erste, dagegen erhielt das »Agnus Dei« grossen - ungetheilten Beifall. Die schönste Nummer des Werkes erinnert zu deutlich an die - symphonische Einleitung zum 5. Act der Afrikanerin, als dass nicht jeder Hörer es merkte, wo Verdi sich seine Inspiration zu dem Satze geholt - hat. Verändert ist wohl die Melodie, verarbeitet ist sie auch, aber Verdi hat sie nicht urwüchsig aus sich selbst - geschaffen. Frau Stolz trug die Stelle ganz - reizend vor. — Der Schluss »Libera me Domine« - für Sopran und Chor ist dramatisch, wenn nicht kirchlich, und würde noch besseren - Effect in einer grausigen Oper machen, wo Dolche blitzen und Scheiterhaufen flammen; - hier hat der Maestro viele Contrapunkte angebracht, deren Wiederholung die Wirkung - nicht erhöht. Einzelne Stellen sind darunter von edlem Ausdruck, so die Seufzer und - die Klage der Sopranstimme, denen Trompetentöne antworten, an die sich wieder das - Orchester mit vorherrschenden Blasinstrumenten anschmiegt; aber das Hauptfinale ist - weder erhaben noch ergreifend, sondern geräuschvoll, lärmendes Durcheinander einer - ihrer alten Gewohnheit überlassenen Muse. — Wäre es Sanctus« gefiel + weniger als die erste, dagegen erhielt das »Agnus Dei« grossen ungetheilten Beifall. Die schönste Nummer des Werkes + erinnert zu deutlich an die symphonische Einleitung zum 5. Act der Afrikanerin, als dass nicht jeder + Hörer es merkte, wo Verdi sich seine + Inspiration zu dem Satze geholt hat. Verändert ist wohl die Melodie, verarbeitet ist + sie auch, aber Verdi hat sie nicht + urwüchsig aus sich selbst geschaffen. Frau Stolz trug die Stelle ganz reizend vor. — Der Schluss »Libera me Domine« für Sopran und Chor + ist dramatisch, wenn nicht kirchlich, und würde noch besseren Effect in einer + grausigen Oper machen, wo Dolche blitzen und Scheiterhaufen flammen; hier hat der + Maestro viele Contrapunkte angebracht, deren Wiederholung die Wirkung nicht erhöht. + Einzelne Stellen sind darunter von edlem Ausdruck, so die Seufzer und die Klage der + Sopranstimme, denen Trompetentöne antworten, an die sich wieder das Orchester mit + vorherrschenden Blasinstrumenten anschmiegt; aber das Hauptfinale ist weder erhaben + noch ergreifend, sondern geräuschvoll, lärmendes Durcheinander einer ihrer alten + Gewohnheit überlassenen Muse. — Wäre es Verdi, hätte der Theaterdirector die kleine Presse nicht voraus dem - Unternehmen gewonnen, wäre das Requiem von einem - tüchtig gebildeten französischen jungen Componisten, so hätte es weder solchen - Cassenerfolg, noch solchen Beifall erzielt. Trotz der Uebertreibung hört man aber - doch mit Vergnügen ein Werk an, das uns so prächtige Stimmen, so vortreffliche + Unternehmen gewonnen, wäre das Requiem + von einem tüchtig gebildeten französischen jungen Componisten, so hätte es weder + solchen Cassenerfolg, noch solchen Beifall erzielt. Trotz der Uebertreibung hört man + aber doch mit Vergnügen ein Werk an, das uns so prächtige Stimmen, so vortreffliche Künstler hören lässt. — Der arme Berlioz - hat auch ein bedeutendes Requiem - geschrieben — Verdi soll es wohl studirt - haben, sagen, die es kennen — und man hat ihm niemals in seinem Leben auch nur - mittelmässige Künstler dafür gewährt. Der junge Componist ein bedeutendes + Requiem geschrieben — Verdi + soll es wohl studirt haben, sagen, die es kennen — und man hat ihm niemals in seinem + Leben auch nur mittelmässige Künstler dafür gewährt. Der junge Componist Massenet hat jüngst ein ernstes schönes Werk, ein religiöses Drama, geschaffen, und man gab ihm eine ungenügende Aufführung. Nichts fehlte zur Ehre Verdi’s. Grosse @@ -201,36 +212,37 @@ >Verdi’s Leistung als Dirigent ist keine bedeutende. Er rührt den Taktstock ohne Feuer; man würde schwerlich den leidenschaftlichen Verfasser des Trouvadore, der Traviata, des Rigoletto im Kapellmeister Verdi erkennen. Selten nur blickt er in die Partitur, die er nach so - häufigen Proben und Aufführungen natürlich bis auf jede Note auswendig weiss. - Sonderbar ist ausser der fast genirten Haltung seine Gewohnheit das Pult zu - verlassen und einige Schritte den Chören und Solisten näher zu treten, als wolle er - voraus bezeichnen, wer nun an die Reihe kommt. Das ist unschön, es hat’s ihm sicher - kein Freund gesagt. — Warum hat nun eigentlich der begabte Verdi so viel dramatischen Opernstoff auf ein - Kirchen-Requiem vergeudet, das bereits so ganz unvergleichliche Componisten - beschäftigt hat? Musste Manzoni mit - neuer Musik gefeiert werden? Genügten Pergolesi, Mozart, Cherubini nicht, und - auch Berlioz, da ihn Verdi’s Fugen wieder ins Gedächtniss riefen? - Warum will Verdi absolut Anderes schaffen, - als was seinem speciellen Talent am nächsten liegt? — Es heisst: der Schlusssatz sei - schon lange fertig gewesen, da vor mehreren Jahren bereits von einer Messe die Rede war, die zum Andenken Rossini’s von allen lebenden italienischen - Componisten vereint gefertigt werden sollte. Verdi hatte dazu jenes Finale geschrieben. Da kam der Krieg - dazwischen, und das Kriegsgetöse liess die Musik beiseite liegen. Dann starb - Manzoni. Sofort ging der thätige - Meister ans Werk, und während seine »Aïda« wieder - überall von ihm reden machte, hatte er schon am ersten Jahrestage des Todes von - Manzoni sein Requiem bereit.Der - letzte Absatz des ursprünglichen Textes („Verdi wird Garibaldi […]“) fehlt. + key="verdi.la-traviata" type="mus">Traviata, des Rigoletto im Kapellmeister Verdi erkennen. Selten nur blickt er in die + Partitur, die er nach so häufigen Proben und Aufführungen natürlich bis auf jede + Note auswendig weiss. Sonderbar ist ausser der fast genirten Haltung seine + Gewohnheit das Pult zu verlassen und einige Schritte den Chören und Solisten näher + zu treten, als wolle er voraus bezeichnen, wer nun an die Reihe kommt. Das ist + unschön, es hat’s ihm sicher kein Freund gesagt. — Warum hat nun eigentlich der + begabte Verdi so viel dramatischen + Opernstoff auf ein Kirchen-Requiem vergeudet, das bereits so ganz unvergleichliche + Componisten beschäftigt hat? Musste Manzoni mit neuer Musik gefeiert werden? Genügten Pergolesi, Mozart, Cherubini nicht, und auch Berlioz, da ihn Verdi’s + Fugen wieder ins Gedächtniss riefen? Warum will Verdi absolut Anderes schaffen, als was seinem speciellen Talent am + nächsten liegt? — Es heisst: der Schlusssatz sei schon lange fertig gewesen, da vor + mehreren Jahren bereits von einer Messe die Rede war, die zum Andenken Rossini’s von allen lebenden italienischen Componisten vereint + gefertigt werden sollte. Verdi hatte dazu + jenes Finale geschrieben. Da kam der Krieg dazwischen, und das Kriegsgetöse liess + die Musik beiseite liegen. Dann starb Manzoni. Sofort ging der thätige Meister ans Werk, und während seine + »Aïda« wieder überall von ihm reden + machte, hatte er schon am ersten Jahrestage des Todes von Manzoni sein Requiem bereit.Der letzte + Absatz des ursprünglichen Textes („Verdi wird Garibaldi […]“) fehlt. Möglicherweise wurde er bei der Übertragung wegen des Spaltenumbruchs übersehen.

diff --git a/tei/amz_1874-08-26_paris.xml b/tei/amz_1874-08-26_paris.xml index 559a7dc..5121d4f 100644 --- a/tei/amz_1874-08-26_paris.xml +++ b/tei/amz_1874-08-26_paris.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AmZ, Leipzig, 26. August 1874 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1874-08-26_paris.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -52,19 +55,19 @@ type="text">Revue des deux mondes (Paris), 15. Juni 1874. Verdi’s - Requiem. Die Damen Stolz, Waldmann, Nillson. - Die Concerte. + Requiem. Die Damen Stolz, Waldmann, Nillson. Die Concerte.

Wollen wir für einen Augenblick auf die Seelenmesse von Verdi zurückkommen. Seit 14 - Tagen hatte Paris keinen anderen Gegenstand der - Aufregung als sie. Unter den Musikern, den Künstlern und der vornehmen Welt herrscht - darüber nur eine Stimme der Anerkennung, ja der Bewunderung. Konnte man doch mitten - im Sommer, am hellen Tage, bei einer erstickenden Hitze den Saal der komischen Oper sich füllen, sich - leidenschaftlich erregen, in Enthusiasmus ausbrechen sehen, wie einst bei den - glorreichsten Aufführungen des Seelenmesse von Verdi zurückkommen. + Seit 14 Tagen hatte Paris keinen anderen + Gegenstand der Aufregung als sie. Unter den Musikern, den Künstlern und der + vornehmen Welt herrscht darüber nur eine Stimme der Anerkennung, ja der Bewunderung. + Konnte man doch mitten im Sommer, am hellen Tage, bei einer erstickenden Hitze den + Saal der komischen Oper sich + füllen, sich leidenschaftlich erregen, in Enthusiasmus ausbrechen sehen, wie einst + bei den glorreichsten Aufführungen des Théâtre-Italien — und vermittelst welchen Publikums! Nicht etwa jenes banalen, lärmenden, gespreizten Personals, das die öffentlichen Blätter »die Leute der ersten Vorstellungen« nennen, sondern der Gesellschaft, der feinen, die @@ -87,47 +90,48 @@ Reichthum und Mannigfaltigkeit der Gedanken wie der Formen, Kraft und Farbe in den Klangwirkungen erkennen wir auf jeder Seite den Geist und die Hand des Meisters, oder besser gesagt, des modernen Meisters. Der vernachlässigte Autor des »Trovatore« und des »Ernani«, der ungeachtet seine Kunst ihm doch so schöne Triumphe - verschafft hatte, mitten in seiner Laufbahn missachtet worden war, mochte es wohl - für einen schönen Traum halten, mit dem musikalischen und dramatischen Temperamente, - womit ihn der Himmel begabt hatte, jemals dahin zu gelangen, die Sprache eines - Beethoven, Mendelssohn oder Schumann zu sprechen (!). Und dieser Traum hat - durch eine Willenskraft, auf die man kaum genug hinweisen kann, sich nun doch - glorreich verwirklicht. In der That, sich wieder der Arbeit, dem Studium zu - unterziehen, nach zwanzigjährigen Erfolgen, die uns Ruhm und Glück gebracht haben, - das Wagniss einer Umgestaltung zu versuchen, unter Lorbeeren sich aufzuraffen mit - dem Rufe: »nein, das ist nicht das Rechte, beginnen wir von Neuem!« — gestehen wir, - dass eine solche Handlungsweise einen gewissen Respect einflösst, und dass, indem - wir das Meisterwerk bewundern, wir uns zu gleicher Zeit vor dem männlichen und - entschlossenen Charakter des Künstlers, der es schuf, verneigen, um so mehr, als - Verdi bei diesem Unternehmen ein - hohes Spiel spielte und am Ende des - Wagnisses sehr leicht dahin kommen konnte, die sichere Beute für einen Schatten - fahren gelassen zu haben. Handelte es sich doch darum, einer Behandlungsweise zu - entsagen, durch die ihm die Composition von Werken, wie einer »Traviata«, eines Maskenballes und eines Rigoletto gelungen war! Konnte er mit - Bestimmtheit wissen, wohin ihn die neuen Versuche führen würden, denen er sich - unterzog? Don Carlos zeigte ihn, uns auf dem - Punkte der Krisis, sagen wir es offen, des Herumtastens. Das Publikum war sich nicht - klar über das, was es hörte; es fühlte sich durch diesen symphonischen Apparat - enttäuscht; selbst die Scene des Gross-Inquisitors, so prachtvoll durch tragischen - Ausdruck, liess es kalt. Man erblickte darin weniger die Anzeichen einer radicalen - Wandelung als einen Versuch der Nachahmung, eine gewisse Hingebung an nur mangelhaft - ausgesprochene Tendenzen. Der Verdi des - Rigoletto und des Ernani hatte in Wirklichkeit den alten Menschen - ausgezogen, und der neue heutige Verdi - zeigte sich kaum erst zur Hälfte. Die Inspiration zögerte, die Hand, welche das - Steuer führte, schien mehr darauf bedacht, die Klippen zu umschiffen, als mit vollen - Segeln auf neue Ufer loszusteuern. Erst später mit der Aida sollte die Metamorphose ihren endlichen Abschluss erhalten, und - nun die Messe zeigt uns den Meister in der Allgewalt seiner Thätigkeit, gleichsam - durchdrungen von den Gewässern des Styx.

+ key="verdi.il-trovatore" type="mus">Trovatore« und des »Ernani«, der ungeachtet seine Kunst ihm + doch so schöne Triumphe verschafft hatte, mitten in seiner Laufbahn missachtet + worden war, mochte es wohl für einen schönen Traum halten, mit dem musikalischen und + dramatischen Temperamente, womit ihn der Himmel begabt hatte, jemals dahin zu + gelangen, die Sprache eines Beethoven, Mendelssohn oder Schumann + zu sprechen (!). Und dieser Traum hat durch eine Willenskraft, auf die man kaum + genug hinweisen kann, sich nun doch glorreich verwirklicht. In der That, sich wieder + der Arbeit, dem Studium zu unterziehen, nach zwanzigjährigen Erfolgen, die uns Ruhm + und Glück gebracht haben, das Wagniss einer Umgestaltung zu versuchen, unter + Lorbeeren sich aufzuraffen mit dem Rufe: »nein, das ist nicht das Rechte, beginnen + wir von Neuem!« — gestehen wir, dass eine solche Handlungsweise einen gewissen + Respect einflösst, und dass, indem wir das Meisterwerk bewundern, wir uns zu + gleicher Zeit vor dem männlichen und entschlossenen Charakter des Künstlers, der es + schuf, verneigen, um so mehr, als Verdi + bei diesem Unternehmen ein hohes Spiel spielte und am Ende des Wagnisses sehr leicht dahin kommen konnte, die + sichere Beute für einen Schatten fahren gelassen zu haben. Handelte es sich doch + darum, einer Behandlungsweise zu entsagen, durch die ihm die Composition von Werken, + wie einer »Traviata«, eines Maskenballes und eines + Rigoletto gelungen war! Konnte + er mit Bestimmtheit wissen, wohin ihn die neuen Versuche führen würden, denen er + sich unterzog? Don Carlos zeigte + ihn, uns auf dem Punkte der Krisis, sagen wir es offen, des Herumtastens. Das + Publikum war sich nicht klar über das, was es hörte; es fühlte sich durch diesen + symphonischen Apparat enttäuscht; selbst die Scene des Gross-Inquisitors, so + prachtvoll durch tragischen Ausdruck, liess es kalt. Man erblickte darin weniger die + Anzeichen einer radicalen Wandelung als einen Versuch der Nachahmung, eine gewisse + Hingebung an nur mangelhaft ausgesprochene Tendenzen. Der Verdi des Rigoletto und des Ernani hatte in Wirklichkeit den alten Menschen ausgezogen, und der + neue heutige Verdi zeigte sich kaum erst + zur Hälfte. Die Inspiration zögerte, die Hand, welche das Steuer führte, schien mehr + darauf bedacht, die Klippen zu umschiffen, als mit vollen Segeln auf neue Ufer + loszusteuern. Erst später mit der Aida + sollte die Metamorphose ihren endlichen Abschluss erhalten, und nun die Messe zeigt + uns den Meister in der Allgewalt seiner Thätigkeit, gleichsam durchdrungen von den + Gewässern des Styx.

Man höre, man lese die Partitur, man gehe auf den Grund des Werkes und man wird darin alle angeborenen Eigenschaften dieses originellen Musikers, gehoben durch den Zauber einer soliden und sorgfältigen Arbeit, wieder finden. Wenn in dieser heiligen @@ -143,42 +147,43 @@ key="verdi.requiem.2" type="mus">Dies irae folgt das kurze und pathetische Recordare. An der Schwelle des seufzererfüllten, flehenden und - angstvollen Libera - vernehmen wir das Agnus - Dei, einen Ruhealtar in der düsteren Nacht. Dasselbe ist zwar nur - eine einfache Cantilene, aber von welchem Wohllaute in den Motiven und von welcher - Wirkung bei dem Eintritte des Chores im Unisono und bei der Wiederholung in Moll! - Bei diesem Anlasse hört man von Reminiscenzen sprechen; die einen, sich anklammernd - an die ersten drei Noten einer Phrase, deren ganzer Effect auf den Schlusstakten - beruht, rufen aus: »Das ist aus der weissen - Frau!« die anderen, nicht minder klug, behaupten: »Ach nein, ihr irrt - euch, das ist der Zwischenact der Afrikanerin!« — Denn es gilt zur Zeit für eine ausgemachte Sache, dass - man die Saiten-Instrumente nicht - im Unisono gehen lassen kann, ohne einen Raubzug in Meyerbeer’s Gebiet zu unternehmen — eine - Extravaganz, wobei die pfiffigen Leute, welche so schöne Sachen auftischen, die - nämlichen sind, welche früher behaupteten, Meyerbeer habe jenen Zwischenact in frecher Weise von Païsiello aus dessen berühmter Romanze: - »Ich bin Lindar« + angstvollen Libera vernehmen wir das Agnus Dei, einen Ruhealtar in + der düsteren Nacht. Dasselbe ist zwar nur eine einfache Cantilene, aber von welchem + Wohllaute in den Motiven und von welcher Wirkung bei dem Eintritte des Chores im + Unisono und bei der Wiederholung in Moll! Bei diesem Anlasse hört man von + Reminiscenzen sprechen; die einen, sich anklammernd an die ersten drei Noten einer + Phrase, deren ganzer Effect auf den Schlusstakten beruht, rufen aus: »Das ist aus + der weissen Frau!« die + anderen, nicht minder klug, behaupten: »Ach nein, ihr irrt euch, das ist der + Zwischenact der Afrikanerin!« + — Denn es gilt zur Zeit für eine ausgemachte Sache, dass man die Saiten-Instrumente nicht im Unisono gehen + lassen kann, ohne einen Raubzug in Meyerbeer’s Gebiet zu unternehmen — eine Extravaganz, wobei die + pfiffigen Leute, welche so schöne Sachen auftischen, die nämlichen sind, welche + früher behaupteten, Meyerbeer habe + jenen Zwischenact in frecher Weise von Païsiello aus dessen berühmter Romanze: »Ich bin Lindar« gestohlen. Doch lassen wir den Scherz bei Seite und kehren wir zu dem für den Gegenstand angemessenen Ton zurück. Fast hätten wir vergessen; des Lux aeterna zu erwähnen, eines - der schönsten und dramatischsten Gesänge jenes Todtengedichtes. Vermöge des - Gegensatzes von Licht und Schatten, erinnert es ganz an Rembrandt. In der Höhe des himmlischen - Azurs girren die Saiten-Instrumente, zitternd, knisternd und mystisch: lux aeterna! In der Tiefe dumpf, verhüllt und düster - psalmodiert das Blech: requiem aeternam! Alles ist schön, wie - von Mozart, und furchtbar wie - ein Grabgesang. Derselbe Gegensatz ist im libera, wo die Stolz als unwiderstehliche - Verbündete eingreift. Wenn diese mächtige glanzvolle Stimme sich entfaltet, meint - man den Sturm über die Wogen hinbrausen zu hören; allmälig beruhigt sie sich und - erstirbt in einem pianissimo, das uns im Grunde der Seele - bewegt, dessen Schattirung und Austönen unnachahmliche Kunst beurkundet.

+ >Lux aeterna zu + erwähnen, eines der schönsten und dramatischsten Gesänge jenes Todtengedichtes. + Vermöge des Gegensatzes von Licht und Schatten, erinnert es ganz an Rembrandt. In der Höhe des himmlischen Azurs + girren die Saiten-Instrumente, zitternd, knisternd und mystisch: lux aeterna! In der Tiefe dumpf, verhüllt und düster psalmodiert das + Blech: requiem aeternam! Alles ist schön, wie von Mozart, und furchtbar wie ein + Grabgesang. Derselbe Gegensatz ist im libera, wo die Stolz als unwiderstehliche Verbündete + eingreift. Wenn diese mächtige glanzvolle Stimme sich entfaltet, meint man den Sturm + über die Wogen hinbrausen zu hören; allmälig beruhigt sie sich und erstirbt in einem + pianissimo, das uns im Grunde der Seele bewegt, dessen + Schattirung und Austönen unnachahmliche Kunst beurkundet.

diff --git a/tei/amz_1875-07-21_wien.xml b/tei/amz_1875-07-21_wien.xml index 6301e3d..fd4c769 100644 --- a/tei/amz_1875-07-21_wien.xml +++ b/tei/amz_1875-07-21_wien.xml @@ -5,10 +5,9 @@ AmZ, Leipzig, 21. Juli 1875 aus: Hamburger Nachr., 27.6. - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

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@@ -24,7 +23,9 @@ - + + + Bericht @@ -41,56 +42,59 @@ url="https://archive.org/stream/bub_gb_tVAfAAAAMAAJ#page/n227/mode/2up" xml:id="f1"/> - - + + Berichte. Nachrichten und Bemerkungen. -

* Wien. Angenehmeren Verlauf, - als die der eigentlichen Saison, nahmen die Kunstverhältnisse der Nachsaison. Des - Hangens und Bangens war es aber auch genug gewesen und gefestigte Verhältnisse waren - dringend am Platze. Vor allem triumphirte der neue Geist, der merkwürdiger Weise - seit dem Abtritte des alten Directors Herbeck im Operntheater herrscht. Es gab viel Nasenrümpfen und Kopfschütteln - auf die blosse Kunde hin, dass Jauner - auf den freigegebenen Directorenstuhl gehoben werden solle, und der gewichtigsten - Gründe einer war der, dass Jauner - selbst nur mit grosser Reserve von seinem musikalischen Wissen zu sprechen wagte. - Man prophezeite einen Rückgang der an diesem Institute hangenden Kunstinteressen — - obschon dies nach dem ungeschickten Regiment des früheren Directors kaum mehr - möglich war; — doch siehe da, statt dessen entwickelte der neue Director eine - Vielseitigkeit, die, von einigem Glück begünstigt, unserem Hofoperntheater eine - glanzvolle Zukunft in Aussicht stellt. Der denkbar glücklichste Griff, den der neue - Director gethan, war die Acquirirung der Verdi’schen + + + +

+ Wien. Angenehmeren Verlauf, als die der + eigentlichen Saison, nahmen die Kunstverhältnisse der Nachsaison. Des Hangens und + Bangens war es aber auch genug gewesen und gefestigte Verhältnisse waren dringend am + Platze. Vor allem triumphirte der neue Geist, der merkwürdiger Weise seit dem + Abtritte des alten Directors Herbeck + im Operntheater herrscht. Es gab + viel Nasenrümpfen und Kopfschütteln auf die blosse Kunde hin, dass Jauner auf den freigegebenen Directorenstuhl + gehoben werden solle, und der gewichtigsten Gründe einer war der, dass Jauner selbst nur mit grosser Reserve von + seinem musikalischen Wissen zu sprechen wagte. Man prophezeite einen Rückgang der an + diesem Institute hangenden Kunstinteressen — obschon dies nach dem ungeschickten + Regiment des früheren Directors kaum mehr möglich war; — doch siehe da, statt dessen + entwickelte der neue Director eine Vielseitigkeit, die, von einigem Glück + begünstigt, unserem Hofoperntheater eine glanzvolle Zukunft in Aussicht stellt. Der + denkbar glücklichste Griff, den der neue Director gethan, war die Acquirirung der + Verdi’schen Manzoni-Messe, deren viermalige Aufführung im Vereine mit den unter der Leitung des Componisten - vorgenommenen Reprisen der Oper Aïda der Casse eine - Einnahme von 40,000 Gulden brachte. Ganz apparte Erscheinungen auf dem Gebiete der - künstlerischen Vollendung sind die beiden mit dem Componisten hier zu Gaste - weilenden Damen Stolz und Waldmann. Wer da weiss, wie schwer es - angehenden Sängerinnen wird, in Italien - Carrière machen, wer da die vielen heimlichen und offenen Feinde kennt, die dort - junge, aufstrebende Talente belauern und - bekämpfen, wird zugeben müssen, dass die genannten Damen, welche Beide - Deutschösterreicherinnen sind, trotz ihrer grossartigen Anlagen von einem - aussergewöhnlichen Zusammentreffen besonderer Glücksumstände begünstigt sein - mussten, um jene Habe erreichen zu können, welche sie jetzt, allen gefeierten - Sängerinnen voraus, zu Königinnen des Gesanges stempelt. Und solch’ ein - aussergewöhnlicher Glücksumstand war gewiss die Protection des Componisten Verdi, dessen Freundschaft ersichtlich von - weniger stimmenmörderischen Folgen begleitet ist, als dies bei den Schützlingen - Wagner’s der Fall zu sein pflegt. - Italien hat lange aufgehört, Sangesgrössen - zu zeugen und nirgends werden so wenige Sänger zu Künstlern herangebildet, wie in - jenem Lande. Die vornehmsten Ursachen dieser Erscheinung sind zuerst in der - Ungezogenheit eines Theiles des italienischen Theaterpublikums zu suchen, das neben - den Vorgängen auf der Bühne immer seine kleinen Privatspässe im Zuhörerraum nebenher - laufen lässt. Ferner in der Gewissenlosigkeit, mit der die Mehrzahl der - italienischen Theaterdirectoren ihre Stellung auszubeuten weiss. Eine angehende - Sängerin ohne eigenes, dem Director zur Verfügung gestelltes Vermögen, oder einen - »Protector«, der für sie die Kosten der ersten Engagementsjahre trägt — während - welcher sie keine Gage bezieht — ist in Aïda der + Casse eine Einnahme von 40,000 Gulden brachte. Ganz apparte Erscheinungen auf dem + Gebiete der künstlerischen Vollendung sind die beiden mit dem Componisten hier zu + Gaste weilenden Damen Stolz und Waldmann. Wer da weiss, wie schwer es angehenden + Sängerinnen wird, in Italien Carrière machen, + wer da die vielen heimlichen und offenen Feinde kennt, die dort junge, aufstrebende Talente belauern und bekämpfen, + wird zugeben müssen, dass die genannten Damen, welche Beide Deutschösterreicherinnen + sind, trotz ihrer grossartigen Anlagen von einem aussergewöhnlichen Zusammentreffen + besonderer Glücksumstände begünstigt sein mussten, um jene Habe erreichen zu können, + welche sie jetzt, allen gefeierten Sängerinnen voraus, zu Königinnen des Gesanges + stempelt. Und solch’ ein aussergewöhnlicher Glücksumstand war gewiss die Protection + des Componisten Verdi, dessen Freundschaft + ersichtlich von weniger stimmenmörderischen Folgen begleitet ist, als dies bei den + Schützlingen Wagner’s der Fall zu sein + pflegt. Italien hat lange aufgehört, + Sangesgrössen zu zeugen und nirgends werden so wenige Sänger zu Künstlern + herangebildet, wie in jenem Lande. Die vornehmsten Ursachen dieser Erscheinung sind + zuerst in der Ungezogenheit eines Theiles des italienischen Theaterpublikums zu + suchen, das neben den Vorgängen auf der Bühne immer seine kleinen Privatspässe im + Zuhörerraum nebenher laufen lässt. Ferner in der Gewissenlosigkeit, mit der die + Mehrzahl der italienischen Theaterdirectoren ihre Stellung auszubeuten weiss. Eine + angehende Sängerin ohne eigenes, dem Director zur Verfügung gestelltes Vermögen, + oder einen »Protector«, der für sie die Kosten der ersten Engagementsjahre trägt — + während welcher sie keine Gage bezieht — ist in Italien ein Ding der Unmöglichkeit. Dafür kann die Sängerin, wenn sie sich der gebührenden Unterstützung erfreut, sich in einem Jahre an allen ihr nur beliebigen Rollen zu Tode schreien oder ihre Stimme an die halsbrecherischsten @@ -101,10 +105,10 @@ findet. Um so höher freilich geht die Freude, wenn man ein paar Geretteter ansichtig wird, zumal solcher, wie sie unsere Landsmänninnen sind, die übrigens um ihrer deutschen Namen willen, die sie nicht italienisiren gewollt, von den Italienern — - wie ich gelegentlich der ersten Aïda-Aufführung im - San Carlo-Theater zu - Neapel selbst gesehen — noch manche - Kränkung zu erdulden haben. (Indem wir diese den Aïda-Aufführung im San + Carlo-Theater zu Neapel selbst + gesehen — noch manche Kränkung zu erdulden haben. (Indem wir diese den Hamb. Nachr.Vgl. AmZ, Leipzig, 28. Juli/4. August 1875 aus: Revue des deux mondes, 1.5. - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

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@@ -34,7 +35,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -56,12 +59,12 @@ - + Neuer Pariser Musikbericht.Vgl. Revue des deux mondes, Paris, 1. Mai 1875. - (Nach de - Lagenevais.) + (Nach de + Lagenevais.) Verdi’s Messe.

Die meisten französischen Musikkünstler von heutzutage besitzen Talent: aber @@ -93,84 +96,87 @@ dafür zu sorgen, diese Eindrücke zu überwachen und die Regung auf gewisse Principien hinzulenken. Als im vorigen Jahre zur selben Zeit die Messe von Verdi zum - Vorschein kam, gehörten wir zu den ersten, dieses Werk zu signalisiren, - das nun heute gekräftigt durch die doppelte Weihe der Zeit und des - Erfolges wieder vor uns tritt. Wir brauchen kaum beizufügen, dass - unsere Bewunderung dieselbe geblieben ist und dass wir das nämliche - Entzücken bei dem Wiederanhören dieser von göttlichen Stimmen ausgeführten - grossen Dichtung gefühlt haben, die doch so rein menschlich ist und bei - welcher fast auf jeder Seite uns etwas von der Vibration durchzittert, deren - Joseph de Maistre - gedenkt.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Messe von Verdi zum Vorschein kam, gehörten wir zu den + ersten, dieses Werk zu signalisiren, das nun heute gekräftigt durch die + doppelte Weihe der Zeit und des Erfolges wieder vor uns tritt. Wir + brauchen kaum beizufügen, dass unsere Bewunderung dieselbe geblieben ist und + dass wir das nämliche Entzücken bei dem Wiederanhören dieser von göttlichen + Stimmen ausgeführten grossen Dichtung gefühlt haben, die doch so rein + menschlich ist und bei welcher fast auf jeder Seite uns etwas von der + Vibration durchzittert, deren Joseph + de Maistre gedenkt.

Natürlich ertönt wieder bei dem neuen Anhören die ewige Glosse: schöne Musik, aber profan! für die Kirche zu viel Farbe, zu dramatisch! Als ob in einer Epoche wie der unserigen, es ausserhalb des religiösen ein poetisches Ideal geben könnte, als ob das Adagio aus dem Cmoll-Quartett, ein Chor aus Idomeneo nicht eben so - gut geistliche Musik wären. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass in - einer Periode des Glaubens die genannten Stücke unbedenklich zur Begleitung - des Gottesdienstes hätten verwendet werden können, da in einer solchen Zeit allem, was die Kunst berührt, ein - erhabener Charakter aufgeprägt ist, keine Demarcationslinie zwischen dem - Himmel und der Erde besteht, und das was der Welt angehört in gleicher Weise - zum göttlichen Gebiete zu zählen ist. Nur wir, die Kinder eines ungläubigen - und verhöhnenden Zeitalters haben diese Unverträglichkeit geschaffen, indem - wir die Kunst zu respectiren aufgehört und die Musik in verkehrte Bahnen - gedrängt haben, wo wir sie sich abarbeiten sehen. Und dies ist so wahr, dass - wir um einen Ausdruck für unser religiöses Gefühl zu finden zu den alten - Zeiten hinaufsteigen und die Bibliothek der Vergangenheit durchwühlen, deren - Tanzmelodien — blos deshalb, weil sie naiver Weise so componirt sind, wie - Van Eyck malte und wie Sebastian Bach schrieb — für uns - fast wie Psalmen klingen. Setzt man die Formeln in Contribution, deren sich - vor hundert Jahren Händel - bediente, wenn er für das Concert oder für die Bühne arbeitete, so fängt - jeder an, andächtig zu werden und zu flüstern: »sehr gut, dass nenne ich + >Idomeneo nicht + eben so gut geistliche Musik wären. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, + dass in einer Periode des Glaubens die genannten Stücke unbedenklich zur + Begleitung des Gottesdienstes hätten verwendet werden können, da in einer solchen Zeit allem, was die + Kunst berührt, ein erhabener Charakter aufgeprägt ist, keine + Demarcationslinie zwischen dem Himmel und der Erde besteht, und das was der + Welt angehört in gleicher Weise zum göttlichen Gebiete zu zählen ist. Nur + wir, die Kinder eines ungläubigen und verhöhnenden Zeitalters haben diese + Unverträglichkeit geschaffen, indem wir die Kunst zu respectiren aufgehört + und die Musik in verkehrte Bahnen gedrängt haben, wo wir sie sich abarbeiten + sehen. Und dies ist so wahr, dass wir um einen Ausdruck für unser religiöses + Gefühl zu finden zu den alten Zeiten hinaufsteigen und die Bibliothek der + Vergangenheit durchwühlen, deren Tanzmelodien — blos deshalb, weil sie + naiver Weise so componirt sind, wie Van + Eyck malte und wie Sebastian Bach schrieb — für uns fast wie Psalmen klingen. + Setzt man die Formeln in Contribution, deren sich vor hundert Jahren + Händel bediente, wenn + er für das Concert oder für die Bühne arbeitete, so fängt jeder an, + andächtig zu werden und zu flüstern: »sehr gut, dass nenne ich Kirchenmusik!« und somit wäre es das letzte Hülfsmittel, sich alt zu stellen, und die Kirche dürfte musikalisch nur Todtes zulassen. Ueber eine solche Zumuthung bedarf es keiner Discussion. Weder Mozart noch Beethoven, wenn sie heilige Musik schrieben, hielten sich für verpflichtet, der Alterthümelei zu huldigen. Das - <hi rend="widespace" - >Lacrimosa</hi> des <hi rend="widespace">Requiems</hi>, das - <hi + <title key="mozart.requiem.3.6-lacrimosa" type="mus"><hi + rend="widespace">Lacrimosa</hi> des <hi rend="widespace" + >Requiems</hi>, das <hi rend="widespace">Incarnatus</hi> der <hi rend="widespace">Missa solemnis</hi> spricht die nämliche Sprache, wie die Zauberflöte und die Symphonien. Sie behalten das Costüm ihrer Zeit und kleiden sich - nicht nach alter Mode. Verdi hat - in seiner Messe - kein anderes System befolgt. Was den Vorwurf anbelangt, dass er den Text - dramatisirt habe, so hat er ihn uns fürwahr dadurch nur verschönert! Und nun - das Dramatische. Ich möchte wohl wissen, wie es ein Musiker anstellen - müsste, um diesem zu entrinnen! Eben führte ich Mozart und Beethoven an, aber selbst - Orlando Lasso und Sebastian Bach sind in gleicher - Weise dramatisch, und ihr verlangt von Verdi’s Temperament sich seiner Subjectivität zu - entschlagen, aus derselben herauszutreten; dazu müsste man ihn weder als - Menschen, noch als Musiker kennen! Was wir in dieser Musik bewundern, ist im - Gegentheile die tiefe Ergriffenheit, die Persönlichkeit des Meisters; das - Sujet läuft nicht etwa blos nebenher, sondern es ist ganz und gar in seinem - Werke enthalten. Von der ersten bis zur letzten Note übersetzt und erläutert - er jene sublime Prosa nach seinem Bewusstsein und seiner Kunst; er wirft - sich nieder, fleht, indem er alles von der unendlichen Barmherzigkeit jenes - Gottes erwartet, der der Reue offenes Feld lässt. Man fühlt, dass der Tod - nicht obsiegen wird; selbst die Finsterniss durchbrechen gewisse leuchtende - Strahlen; das Agnus - Dei, lux aeterna! - Wir fühlen mit Dante: »eine süsse - Melodie zieht durch den leuchtenden Aether«Vgl. Dante - Alighieri, Zauberflöte und die Symphonien. Sie behalten das Costüm ihrer Zeit und + kleiden sich nicht nach alter Mode. Verdi hat in seiner Messe kein anderes + System befolgt. Was den Vorwurf anbelangt, dass er den Text dramatisirt + habe, so hat er ihn uns fürwahr dadurch nur verschönert! Und nun das + Dramatische. Ich möchte wohl wissen, wie es ein Musiker anstellen müsste, um + diesem zu entrinnen! Eben führte ich Mozart und Beethoven an, aber selbst Orlando Lasso und Sebastian Bach sind in gleicher Weise dramatisch, und ihr + verlangt von Verdi’s Temperament + sich seiner Subjectivität zu entschlagen, aus derselben herauszutreten; dazu + müsste man ihn weder als Menschen, noch als Musiker kennen! Was wir in + dieser Musik bewundern, ist im Gegentheile die tiefe Ergriffenheit, die + Persönlichkeit des Meisters; das Sujet läuft nicht etwa blos nebenher, + sondern es ist ganz und gar in seinem Werke enthalten. Von der ersten bis + zur letzten Note übersetzt und erläutert er jene sublime Prosa nach seinem + Bewusstsein und seiner Kunst; er wirft sich nieder, fleht, indem er alles + von der unendlichen Barmherzigkeit jenes Gottes erwartet, der der Reue + offenes Feld lässt. Man fühlt, dass der Tod nicht obsiegen wird; selbst die + Finsterniss durchbrechen gewisse leuchtende Strahlen; das Agnus + Dei, lux + aeterna! Wir fühlen mit Dante: »eine süsse Melodie zieht durch den leuchtenden + Aether«Vgl. Dante Alighieri, La Divina Commedia, Purgatorio XXIX, 8 (22): »Ed una melodia dolce correva / Per l’aer luminoso«; z. B. nach Masini zu singen, und Stellen, die bisher unbemerkt vorüber gingen, wie beispielsweise das Ingemisco und das - Offertorium, rufen jetzt stets ein - Gemurmel des Beifalls hervor. Um nicht in Wiederholungen zu verfallen, - schweige ich von den beiden Damen; auf Seite der Ingemisco + und das Offertorium, rufen + jetzt stets ein Gemurmel des Beifalls hervor. Um nicht in Wiederholungen zu + verfallen, schweige ich von den beiden Damen; auf Seite der Waldmann die früheren sympathischen Eigenschaften, die selbe Resonanz; auf Seite der Therese Stolz die nämliche @@ -230,7 +236,7 @@ gesehen hat und einen Vorgeschmack von dieser Tragödin haben will, der höre von der Stolz die Schlussworte des Libera vortragen; nach den stürmischen Ausbrüchen des + >Libera vortragen; nach den stürmischen Ausbrüchen des Orchesters und der Chöre ist dieses rapide parlando, dumpf und a parte wie in der Vereinsamung eines sich in sich selbst zurückziehenden Gemüths ausgesprochen, von sublimer Wirkung, und @@ -240,16 +246,17 @@ italienischen Oper in Paris bietet in der That wenig Chancen, und wir haben seit Jahren in dieser Hinsicht nur Misserfolge - erlebt; diese Messe - von Verdi aber und die - rasche günstige Aufnahme der Künstler, welche sie aufführen, Seitens der - Pariser Gesellschaft hat den Anblick des Bildes verwandelt. Nichts steht - jetzt der Annahme entgegen, dass ein geschickt geleitetes Unternehmen in - dieser Richtung gelingen würde. Die Führer sind es, welche die Truppen - bilden, und für diejenige, die wir jetzt hören, ist der Autor des Rigoletto und - der Aïda dasselbe, - was einst Rossini für die des + erlebt; diese Messe von Verdi aber und die rasche günstige Aufnahme der + Künstler, welche sie aufführen, Seitens der Pariser Gesellschaft hat den + Anblick des Bildes verwandelt. Nichts steht jetzt der Annahme entgegen, dass + ein geschickt geleitetes Unternehmen in dieser Richtung gelingen würde. Die + Führer sind es, welche die Truppen bilden, und für diejenige, die wir jetzt + hören, ist der Autor des Rigoletto und der Aïda dasselbe, was + einst Rossini für die des Barbaja und Meyerbeer für die des Véron war. Aïda mit Therese Stolz und der Waldmann auf die Bühne bringen und dirigiren, wie er die - Aufführung seiner Messe geleitet hat, und - wir wollen sehen, ob ihn das Publikum von ehedem und die Mode im Stiche - lassen werden.

+ Aufführung seiner Messe + geleitet hat, und wir wollen sehen, ob ihn das Publikum von ehedem und die + Mode im Stiche lassen werden.

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L. v. - St.

+ L. v. + St.
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@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Bericht @@ -41,21 +45,23 @@ url="https://archive.org/stream/bub_gb_tVAfAAAAMAAJ#page/n346/mode/1up" xml:id="f1"/> - - + + Berichte. Nachrichten und Bemerkungen. - - Triest, - 19. October. + + + + Triest, + 19. October.

E. B. Die diesjährige Opern-Saison des hiesigen städtischen Theaters, welche mit »Aïda« begonnen hatte, brachte uns am 16. Oct. - als interessante Novität das Aïda« begonnen hatte, + brachte uns am 16. + Oct. als interessante Novität das Verdi’sche - Requiem. Es ist in der letzten - Zeit, fast zum Ueberdruss viel, von diesem Werke, — welches bisher, Dank einigen - schönen »packenden« Momenten, sowie des riesigen Apparates, der zu seiner + Requiem. Es ist in + der letzten Zeit, fast zum Ueberdruss viel, von diesem Werke, — welches bisher, Dank + einigen schönen »packenden« Momenten, sowie des riesigen Apparates, der zu seiner jedesmaligen Vorführung und zur ausgiebigsten Reclame vorher, in Bewegung gesetzt worden ist, überall einen durchschlagenden Erfolg errang, — die Rede gewesen, wir wollen uns hier daher nur mit der Ausführung, die uns in Triest geboten wurde, @@ -64,36 +70,36 @@ key="mailand">Mailand vor zwei Jahren die Direction übernahm, ein neuer Geist gefahren zu sein. Damals dirigirte Faccio die Aïda zum ersten Male, dieses Jahr noch das - Requiem und eine - neue Oper von + key="verdi.aida" type="mus">Aïda zum ersten Male, dieses Jahr + noch das Requiem und eine neue + Oper von Ponepielli Ponchielli , der der Ruf einer tüchtigen, ernsten Arbeit - vorangeht. Faccio hat eine bedeutende Verstärkung des Orchesters bewirkt - und erzielt nun Resultate, die für unsere musikalischen Verhältnisse ausgezeichnet - zu nennen sind. Auch der Chor hat sich seitdem tüchtig herangebildet. Beide, - Orchester und Chor, errangen im Requiem wohlverdiente Lorbeeren. Unter den Solisten muss als - die weitaus Vorzüglichste Frau Stolz genannt werden, sie zeigte sich in Allem und Jedem - was sie sang, als eine echte, eine grosse Künstlerin. Neben ihr wirkte Fräul. Sanz. Mit hübschen - Stimmmitteln begabt, werden der jungen Dame schöne Erfolge nicht ausbleiben, wenn - ihre Stimme mehr Ausgeglichenheit erlangt haben wird. Jetzt aber steht sie noch - gegen eine Partnerin wie Frau Stolz sehr zurück. Unser Tenor, Herr Patierno, gefiel sich in - sehr unkünstlerischen Uebertreibungen, ewigem Forciren der Stimme, Tremoliren — - errang aber trotzdem (oder vielleicht deshalb) stürmischen Beifall. Der Basso, Herr - Maini, - schien sich im Frack unbehaglich zu singen, vielleicht wundert er sich — mit uns — - warum aus diesem Requiem nicht lieber eine Oper gemacht worden ist. Das Requiem wurde mit Enthusiasmus aufgenommen und - besonders der hochverdiente Dirigent, Faccio, ausgezeichnet.

+ vorangeht. Faccio + hat eine bedeutende Verstärkung des Orchesters bewirkt und erzielt nun Resultate, + die für unsere musikalischen Verhältnisse ausgezeichnet zu nennen sind. Auch der + Chor hat sich seitdem tüchtig herangebildet. Beide, Orchester und Chor, errangen im + Requiem + wohlverdiente Lorbeeren. Unter den Solisten muss als die weitaus Vorzüglichste + Frau Stolz + genannt werden, sie zeigte sich in Allem und Jedem was sie sang, als eine echte, + eine grosse Künstlerin. Neben ihr wirkte Fräul. Sanz. Mit hübschen Stimmmitteln begabt, + werden der jungen Dame schöne Erfolge nicht ausbleiben, wenn ihre Stimme mehr + Ausgeglichenheit erlangt haben wird. Jetzt aber steht sie noch gegen eine Partnerin + wie Frau Stolz + sehr zurück. Unser Tenor, Herr Patierno, gefiel sich in sehr unkünstlerischen + Uebertreibungen, ewigem Forciren der Stimme, Tremoliren — errang aber trotzdem (oder + vielleicht deshalb) stürmischen Beifall. Der Basso, Herr Maini, schien sich im Frack + unbehaglich zu singen, vielleicht wundert er sich — mit uns — warum aus diesem + Requiem nicht lieber eine Oper gemacht worden ist. Das Requiem wurde mit Enthusiasmus aufgenommen und besonders der + hochverdiente Dirigent, Faccio, ausgezeichnet.

diff --git a/tei/amz_1876-02-09_hamburg.xml b/tei/amz_1876-02-09_hamburg.xml index acc56fc..dd7a0d5 100644 --- a/tei/amz_1876-02-09_hamburg.xml +++ b/tei/amz_1876-02-09_hamburg.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AmZ, Leipzig, 9. Februar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1876-02-09_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Bericht @@ -42,16 +46,19 @@ /> - - + + Berichte. - - Hamburg, 1. Februar. + + + + + Hamburg, 1. Februar.

E. K. Das wichtigste musikalische Ereigniss des verflossenen Monats war die Aufführung des Requiem von Aufführung des Requiem von Verdi im hiesigen Stadttheater. Herrn Director Pollini haben wir die Bekanntschaft @@ -59,18 +66,19 @@ sich wohl in kürzester Zeit an diese Novität gemacht? — Der Eindruck der Composition war, trotz aller und zum Theil wohl gerechtfertigter Bedenken, dennoch in seiner Totalität überraschend. Der Schöpfer des »Rigoletto«, »Troubadour« etc. - zeigt in diesem Werk der Welt, was er im Stande ist Gediegenes zu gestalten, mehr - dies, als dasjenige was er glaubt, denn eine innerste religiöse Ueberzeugung spricht - sich nicht in dem Requiem aus. Neben den - grossartigsten Sätzen enthält die Composition manches Opernhafte und sogar Triviale, - es mangelt daher die Einheit des Stils. Begreiflicherweise darf man nicht etwas - Mozart oder Rigoletto«, »Troubadour« etc. zeigt in diesem Werk der Welt, was er im Stande ist + Gediegenes zu gestalten, mehr dies, als dasjenige was er glaubt, denn eine innerste + religiöse Ueberzeugung spricht sich nicht in dem Requiem aus. Neben den grossartigsten Sätzen enthält die + Composition manches Opernhafte und sogar Triviale, es mangelt daher die Einheit des + Stils. Begreiflicherweise darf man nicht etwas Mozart oder Cherubini Gleichbedeutendes beanspruchen, denn - wie wäre wohl ein Verdi im Stande - gewesen, den herrlichen Text, der so oft die edelste Interpretation in Tönen - gefunden, in gleich idealer Weise zu componiren, aber eine ausserordentliche That - bleibt sein Requiem dennoch. Die Aufführung, + wie wäre wohl ein Verdi im Stande gewesen, + den herrlichen Text, der so oft die edelste Interpretation in Tönen gefunden, in + gleich idealer Weise zu componiren, aber eine ausserordentliche That bleibt sein + Requiem dennoch. Die Aufführung, welche Herr Kapellmeister Fuchs mit grosser Sorgfalt und Sachkenntniss vorbereitet hatte, war eine recht gute. Chor und Orchester waren durch manche schätzbare Kraft verstärkt, um so mehr konnte ein diff --git a/tei/amz_1876-02-09_muenchen.xml b/tei/amz_1876-02-09_muenchen.xml index 97f0c61..a3b62d4 100644 --- a/tei/amz_1876-02-09_muenchen.xml +++ b/tei/amz_1876-02-09_muenchen.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AmZ, Leipzig, 9./16./23. Februar/1. März 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1876-02-09_muenchen.xml

CC BY 4.0

@@ -47,7 +48,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -99,42 +102,43 @@ - Messa da - requiem + Messa da requiem von Giuseppe Verdi. -

München, Anfang Januar.

+ München, + Anfang + Januar.

Geehrter Herr Redacteur! Indem ich Ihrem Wunsche nachkomme und gesondert über Verdi’s »Requiem« berichte, anticipire ich meinem - nächsten Musikbriefe sein bedeutendstes Thema. Immerhin ist das neueste Werk - des berühmtesten lebenden italienischen Componisten, welches in Paris, Requiem« berichte, anticipire ich + meinem nächsten Musikbriefe sein bedeutendstes Thema. Immerhin ist das + neueste Werk des berühmtesten lebenden italienischen Componisten, welches in + Paris, Wien und hier wie in Italien den ungetheiltesten Beifall erhielt, einer eingehenden Besprechung durchaus werth und mangels einer gewiegteren Feder bin ich gern bereit, Ihnen dasselbe zu schildern.

Die hiesige musikalische Akademie hat sich das grosse Verdienst erworben, - das »Requiem« zuerst im deutschen - Reiche und zwar am 7. December v. J. - in den Concertsaal eingeführt zu haben.Am gleichen Tag hatte auch eine Aufführung in - Köln stattgefunden. Jeder - durchgebildete Musiker oder kunstbeflissene Laie hatten dem 7. December ungeachtet der theilweise - geradezu enthusiastischen auswärtigen Berichte über das »Requiem« mit Misstrauen entgegen gesehen: - wohl keiner von Allen diesen verliess nach der Aufführung den Concertsaal, - ohne von der genialen Begabung seines Autors vollkommen überzeugt zu - sein.

+ das »Requiem« zuerst im + deutschen Reiche und zwar am 7. December v. + J. in den Concertsaal eingeführt zu haben.Am gleichen Tag hatte auch eine + Aufführung in Köln + stattgefunden. Jeder durchgebildete Musiker oder kunstbeflissene + Laie hatten dem 7. December ungeachtet + der theilweise geradezu enthusiastischen auswärtigen Berichte über das + »Requiem« mit Misstrauen + entgegen gesehen: wohl keiner von Allen diesen verliess nach der Aufführung + den Concertsaal, ohne von der genialen Begabung seines Autors vollkommen + überzeugt zu sein.

Man hat sich alsbald nach dem öffentlichen Erscheinen des Werkes vor bald - zwei Jahren mit Verwunderung gefragt: Wie kam Verdi, der doch so ganz auf der Bühne - seine musikalische Heimath besitzt, dazu, ein »Verdi</persName>, der doch so ganz auf der Bühne seine musikalische + Heimath besitzt, dazu, ein »<title key="verdi.requiem" type="mus" >Requiem« zu schreiben? Wenn man einem Pariser BerichterstatterVgl. AmZ, Leipzig, 22. Juli 1874. hierüber glauben darf, so wäre der Schlusssatz dazu schon lange fertig gewesen, da vor mehreren Jahren bereits von einer - Messe die Rede war, die zum - Andenken Rossini’s von allen - bedeutenderen italienischen Componisten vereint geschrieben werden sollte: - Verdi hätte dazu jenes Finale - geschrieben. Da kam das Kriegsgetöse dazwischen, welches die Musik in den - Hintergrund drängte. Dann starb Messe die Rede war, + die zum Andenken Rossini’s von + allen bedeutenderen italienischen Componisten vereint geschrieben werden + sollte: Verdi hätte dazu jenes + Finale geschrieben. Da kam das Kriegsgetöse dazwischen, welches die Musik in + den Hintergrund drängte. Dann starb Manzoni, der in Italien überaus beliebte und berühmte Dichter der »Verlobten« am 22. Mai 1873. Sofort ging der thätige Meister ans Werk, sein Finale nach vorne zu ergänzen @@ -158,19 +162,20 @@ >Mailand aufführen.

Bekanntlich hat sich Hans von Bülow damals durch seine wegwerfenden Aeusserungen über das - »Requiem«, welches er nicht einmal - gehört hatteBülow besaß jedoch einen - Klavierauszug; vgl. Allgemeine Zeitung, Augsburg, 28. Mai 1874., in - Italien unmöglich gemacht, während - Verdi in allen Orten, wo das - »Requiem« aufgeführt wurde, fast - mehr noch als durch seine unmittelbar vorhergegangene »Aïda« im besten Sinne populär wurde und mit - Recht die ungetheilte Bewunderung der Kenner erhielt. Zumal muss ja uns in - Deutschland, wo man sich nicht - mit leichter musikalischer Waare nach Art der italienischen Stagione-Opern - zu begnügen pflegt, ein musikalisches Genie — denn das finden wir, wenn auch + »Requiem«, welches er + nicht einmal gehört hatteBülow besaß jedoch + einen Klavierauszug; vgl. Allgemeine Zeitung, Augsburg, 28. Mai + 1874., in Italien + unmöglich gemacht, während Verdi + in allen Orten, wo das »Requiem« aufgeführt wurde, fast mehr noch als durch seine + unmittelbar vorhergegangene »Aïda« im besten Sinne populär wurde und mit Recht die ungetheilte + Bewunderung der Kenner erhielt. Zumal muss ja uns in Deutschland, wo man sich nicht mit + leichter musikalischer Waare nach Art der italienischen Stagione-Opern zu + begnügen pflegt, ein musikalisches Genie — denn das finden wir, wenn auch mitunter nur in einzelnen Geistesblitzen, in jedem Werke Verdi’s — interessiren, welches in vorgerückten Jahren sich zu der Erkenntnis durcharbeitet, dass die Musik @@ -186,32 +191,32 @@ October 1813. Die unbemittelten Eltern hatten nicht viel für Giuseppe aufzuwenden, indessen erhielt er den ersten musikalischen Unterricht mit 10 Jahren von dem Organisten Provesi zu Busseto. Was bei Provesi zu lernen war, hatte - Verdi bald inne, und wohl nie - wäre er das geworden, was er ist, hätte ihm nicht Barezzi, ein wohlhabender Mitbürger - und — Verdi’s nachmaliger - Schwiegervater, die Mittel zur weiteren Ausbildung grossmüthig geboten. - 1833 begab er sich nach Mailand und - studirte, als ihm die Aufnahme in das dortige Conservatorium unbegreiflicher - Weise verweigert wurde, drei Jahre bei Maëstro Lavigna alle Zweige der + key="provesi.ferdinando">Provesi zu Busseto. Was bei Provesi zu lernen war, hatte Verdi bald inne, und wohl nie wäre er das geworden, was er + ist, hätte ihm nicht Barezzi, ein + wohlhabender Mitbürger und — Verdi’s nachmaliger Schwiegervater, die Mittel zur weiteren + Ausbildung grossmüthig geboten. 1833 begab er + sich nach Mailand und studirte, als ihm die Aufnahme in das dortige + Conservatorium unbegreiflicher Weise verweigert wurde, drei Jahre bei + Maëstro Lavigna alle Zweige der Compositionslehre. Nochmals brachte Verdi hierauf 1836-39 drei Jahre stiller Arbeit in Busseto zu, bis er am 17. - November 1839 mit seiner ersten Oper »Oberto Conte di San Bonifacio« am mit seiner ersten Oper »Oberto Conte di San Bonifacio« am Scalatheater zu Mailand erschien; dieselbe soll von Bellini’schen Reniniscenzen wimmeln und ungeachtet schwungvoller dramatischer Züge viel Schülerhaftes in sich - tragen. Dem ersten Erfolge mit »Oberto« - folgte ein erster Misserfolg mit der komischen Oper »Un giorno di regno« an der - Scala + tragen. Dem ersten Erfolge mit »Oberto« folgte ein erster Misserfolg mit der komischen Oper + »Un giorno di + regno« an der Scala 1840. Hierauf aber wurde Verdi’s Ruf ebendaselbst 1842 mit »Verdi’s</persName> erste sechzehn Opern bis zum »<title - key="verdi.rigoletto" type="mus">Rigoletto« geschrieben sind; es finden - sich unter denselben noch ein paar unglückliche Kinder, dagegen ein unter - einem sehr glücklichen Sterne geborenes, »Ernani« 1844. Von 1851 ab - erschienen nun unmittelbar nach einander »Rigoletto«, »Il - Trovatore« und »La - Traviata«, »das beliebteste und bekannteste Kleeblatt von - Verdi’s musikalischem Acker«, - um ein Bild von Hanslick zu - gebrauchen.Vgl. Eduard Hanslick, + key="verdi.rigoletto" type="mus">Rigoletto« geschrieben sind; es + finden sich unter denselben noch ein paar unglückliche Kinder, dagegen ein + unter einem sehr glücklichen Sterne geborenes, »Ernani« 1844. Von 1851 ab erschienen nun unmittelbar nach einander »Rigoletto«, »Il Trovatore« und »La Traviata«, »das + beliebteste und bekannteste Kleeblatt von Verdi’s musikalischem Acker«, um ein Bild von Hanslick zu gebrauchen.Vgl. Eduard + Hanslick, Verdi, in: Der Salon für Literatur, Kunst und @@ -246,69 +252,70 @@ dreiblättrige Kleeblatt wird jedoch durch Hinzufügen des Ballo in maschera 1859 ein vierblättriges; die Musik dieser Oper - gehört zum Bedeutendsten was Verdi schrieb. Verdi’s dritte Epoche, in welcher er mit noch mehr Reflexion - arbeitet und neben den französischen deutsche Elemente in seine Musik - aufnimmt, beginnt mit »La <surplus - resp="tr">s</surplus>forza del destino«Verdi + schrieb. Verdi’s dritte Epoche, in + welcher er mit noch mehr Reflexion arbeitet und neben den französischen + deutsche Elemente in seine Musik aufnimmt, beginnt mit »La <surplus resp="tr" + >s</surplus>forza del destino«, 1862 in St. Petersburg zum ersten Male aufgeführt. In dieser Oper und - dem darauffolgenden »Don Carlos« - 1867 verleugnete er fast völlig sein - italienisches Naturell, sein melodisches Talent schien versiegt; man findet - darin mehr Meyerbeer und - Wagner als Verdi. Da erschien 1871 »Aïda«, ein + dem darauffolgenden »Don + Carlos« 1867 verleugnete er fast + völlig sein italienisches Naturell, sein melodisches Talent schien versiegt; + man findet darin mehr Meyerbeer + und Wagner als Verdi. Da erschien 1871 »Aïda«, ein merkwürdiges, echt künstlerisches, nach Verdi’s früheren Opern höchst überraschendes Werk. Mit Recht sagt Hanslick über dasselbe: - »Auffallend und doch wohlbegründet ist es, dass »Aida«, das jüngste Werk eines längst auf seiner Ruhmeshöhe - angelangten Sechzigers, vornehmlich gelobt wird ob seiner Fortschritte. In - der That herrscht in »Aïda« eine - dramatische Gewissenhaftigkeit, ein Fleiss in der technischen Ausarbeitung, - vor Allem eine Noblesse und eine Einheit des Stiles, welche von dem - Componisten des »Ernani« überraschen - mußteVgl. Eduard - Hanslick, Aida«, das jüngste Werk eines längst auf seiner + Ruhmeshöhe angelangten Sechzigers, vornehmlich gelobt wird ob seiner + Fortschritte. In der That herrscht in »Aïda« eine dramatische Gewissenhaftigkeit, ein Fleiss in der + technischen Ausarbeitung, vor Allem eine Noblesse und eine Einheit des + Stiles, welche von dem Componisten des »Ernani« überraschen mußteVgl. Eduard Hanslick, Verdi, in: Die Moderne Oper. Band 1: Kritiken und Studien (Berlin 1875), S. 217–255; hier: S. 251. Ein - Gleiches kann man mit Fug und Recht von dem Requiem sagen. Die italienische Gluth der Melodie und der - musikalischen Schilderung vermählte sich mit dem Studium der neueren + Gleiches kann man mit Fug und Recht von dem Requiem sagen. Die italienische Gluth der Melodie und + der musikalischen Schilderung vermählte sich mit dem Studium der neueren deutschen Partituren, und so entstanden Verdi’s hervorragendste Werke.

-

»Und ist das »Requiem« kirchlich?« höre - ich fragen. Ja, es ist kirchlich, denn es ist voll künstlerischen Adels; es - ist nicht minder kirchlich als Mozart’s - oder Cherubini’s »Requiem«. Wenn der Text des - »Requiem« und namentlich des »dies irae« - selbst kirchlich ist, so kann man auch dessen modern-künstlerischer - Erfassung und musikalischer Uebertragung die Kirchlichkeit nicht absprechen. - Doch nun zu den Einzelheiten des »Requiems«, zu deren Besprechung ich allerdings auf den - Clavierauszug und mein Gedächtniss angewiesen bin, da die Verlagshandlung - Ricordi in Mailand die Partitur nur zu Aufführungen ans der Hand - giebt.

+

»Und ist das »Requiem« + kirchlich?« höre ich fragen. Ja, es ist kirchlich, denn es ist voll + künstlerischen Adels; es ist nicht minder kirchlich als Mozart’s oder Cherubini’s »Requiem«. Wenn der + Text des »Requiem« und + namentlich des »dies irae« selbst kirchlich ist, so kann man auch + dessen modern-künstlerischer Erfassung und musikalischer Uebertragung die + Kirchlichkeit nicht absprechen. Doch nun zu den Einzelheiten des »Requiems«, zu deren Besprechung + ich allerdings auf den Clavierauszug und mein Gedächtniss angewiesen bin, da + die Verlagshandlung Ricordi in Mailand die Partitur nur zu Aufführungen ans + der Hand giebt.

-

Der erste Satz des »Requiem« beginnt in - elegisch weicher Stimmung von grossem poetischen und klanglichen Reize: der - Schmerz um einen theueren Verstorbenen ist zwar wach in uns; der Glaube - aber, dass der Dahingeschiedene sich himmlischer Verklärung erfreut, nimmt - unserm Schmerze jede Herbheit. So verstehe ich die Anfangstakte des »Requiem« :

+

Der erste Satz des »Requiem« + beginnt in elegisch weicher Stimmung von grossem poetischen und klanglichen + Reize: der Schmerz um einen theueren Verstorbenen ist zwar wach in uns; der + Glaube aber, dass der Dahingeschiedene sich himmlischer Verklärung erfreut, + nimmt unserm Schmerze jede Herbheit. So verstehe ich die Anfangstakte des + »Requiem« :

@@ -317,14 +324,14 @@

Eine gemessene und vertrauungsvolle Resignation drückt sich in dem kurzen, kräftigen Fugato des - unbegleiteten Chores auf »te decet hymnus« in F-dur 4/4, - Poco più, aus, worauf sich der Eingang in A-moll - und A-dur fast unverändert wiederholt und zu der schön declamirten, - empfindungsvoll empfundenen Bitte des »Kyrie« überleitet, welche durch - das abwärtsschreitende Gegenthema des Basses einen besonderen Reiz - erhält:

+ unbegleiteten Chores auf »te decet hymnus« in + F-dur 4/4, Poco più, aus, worauf sich der Eingang in + A-moll und A-dur fast unverändert wiederholt und zu der schön declamirten, + empfindungsvoll empfundenen Bitte des »Kyrie« + überleitet, welche durch das abwärtsschreitende Gegenthema des Basses einen + besonderen Reiz erhält:

@@ -338,9 +345,9 @@ Bassgegenthemas in den Geigen aufwärtsschreitend angedeutet ist. Wildstürmend bricht mit Orchesterschlägen, Geigenläufen, Tremolos und chromatischen Trompetengängen das »dies irae« herein, welches - eigentlich aus neun locker verbundenen Theilen besteht. Chor und Orchester - treten gleich zu Anfang in bedeutsamer Grossartigkeit auf:

+ key="verdi.requiem.2" type="mus">dies irae« herein, + welches eigentlich aus neun locker verbundenen Theilen besteht. Chor und + Orchester treten gleich zu Anfang in bedeutsamer Grossartigkeit auf:

@@ -362,8 +369,8 @@

der mehr und mehr heruntersteigt und sich in einem pp verliert. Mit es stimmen die Trompeten des Orchesters das »tuba mirum« an, - während in der oberen Octave solche aus der Ferne antworten.

+ key="verdi.requiem.2.tuba-mirum" type="mus">tuba mirum« + an, während in der oberen Octave solche aus der Ferne antworten.

@@ -380,17 +387,18 @@

Das Stutzen und Staunen des Todes scheint mir hier denn doch nur zu derb realistisch ausgedrückt; aber: auch diese Stelle wirkt und geht ohne vielen Aufenthalt vorüber. Das »liber scriptus« - ist ein ausdrucksvolles nachcomponirtes Altsolo in D-moll, 4/4 Allegro molto sostenuto, ein Arioso mit schöner - Declamation, an dessen Stelle früher ein trockenes Chorfugato gestanden - hatte. Wieder rasen hierauf die Geigen zu dem Verse »dies irae« wie bei IV. - in die Höhe und lassen ihre Tremolos herunterschwirren. Wehmüthig klagend - treten zu »quid sum miser« Sopran-, Alt- und Tenorsolo, zuerst - einzeln, dann zusammen ein, von den Holzbläsern und namentlich dem Fagotte - sanft und eigenartig begleitet:

+ key="verdi.requiem.2.liber-scriptus" type="mus">liber + scriptus« ist ein ausdrucksvolles nachcomponirtes + Altsolo in D-moll, 4/4 Allegro molto sostenuto, ein + Arioso mit schöner Declamation, an dessen Stelle früher ein trockenes + Chorfugato gestanden hatte. Wieder rasen hierauf die Geigen zu dem Verse + »dies + irae« wie bei IV. in die Höhe und lassen ihre Tremolos + herunterschwirren. Wehmüthig klagend treten zu »quid sum + miser« Sopran-, Alt- und Tenorsolo, zuerst einzeln, + dann zusammen ein, von den Holzbläsern und namentlich dem Fagotte sanft und + eigenartig begleitet:

@@ -404,8 +412,8 @@ Dies irae, Takt 270–275

noch zu bemerken ist. Nahezu unvermittelt tritt das scharf - accentuirte »rex tremendae majestatis«

+ accentuirte »rex tremendae majestatis«

@@ -422,8 +430,8 @@ erhält. In dieser Nummer herrscht ein sehr frequenter Tonartenwechsel; dieselbe schliesst in C-dur und führt zu dem etwas sentimental angehauchten, übrigens ausserordentlich wohlklingenden und mit einer echt italienischen - Cadenz endigenden »recordare«, Duett für Sopran und Alt

+ Cadenz endigenden »recordare«, Duett für Sopran und Alt

@@ -433,16 +441,16 @@ F-moll wesentlich erhöht wird. Recht seufzend stimmt ein Tenorsolo das »<hi rend="italic" >ingemisco</hi>« in C-moll an und schliesst hieran das »qui - Mariam absolvisti« in Es-dur 4/4, Poco meno mosso, voll weicher Frömmigkeit mit einer ausgeprägt - italienischen Es dur-Cantilene. Schnell leitet das Basssolo mit scharfer - Declamation des »confutatis maledictis« nach Cis-moll üher, in welchem - auf »oro supplex« eine der - eigenthümlichst harmonisirten und doch schönsten Stellen des Werkes - beginnt:

+ rend="italic">qui Mariam absolvisti« in Es-dur 4/4, Poco meno mosso, voll weicher Frömmigkeit mit einer + ausgeprägt italienischen Es dur-Cantilene. Schnell leitet das Basssolo mit + scharfer Declamation des »confutatis + maledictis« nach Cis-moll üher, in welchem auf »oro supplex« eine der eigenthümlichst + harmonisirten und doch schönsten Stellen des Werkes beginnt:

@@ -451,71 +459,74 @@

Jedem Conservatoriumsschüler würde dieselbe als höchst fehlerhaft abcorrigirt werden; dem Meister darf Niemand etwas dagegen einwenden.

An dieses Basssolo schliesst sich eine Wiederholung des Anfanges des »dies irae« Nr. - III bis zu der Tremolandostelle, statt deren sich spannend die herrlich - erfundene trauervolle Melodie des »lacrymosa« in B-moll, - zuerst vom Alt gesungen, vorbereitet.

+ rend="italic">dies + irae« Nr. III bis zu der Tremolandostelle, statt deren sich + spannend die herrlich erfundene trauervolle Melodie des »lacrymosa« in B-moll, zuerst vom Alt gesungen, + vorbereitet.

Dies irae, Takt 624–633
-

Eine Mozart’sche - Imitation erblicke ich in den bei der Wiederholung ertönenden - nachschlagenden sf-Vierteln und Achteln, welche »come un lamento« erklingen sollen. Bei »huic ergo parce deus« tritt der Chor mit demselben - Thema erst in Des-dur, dann in F-dur zu hoch gelegenen Geigentremolos ein - und nimmt an der thematischen Behandlung der Melodie in verkürzter Form - theil, welche schliesslich nur noch von den Streich- und Singbässen - angestimmt wird. »Dona eis requiem« singt der Chor im - Pianissimo auf dem f unisono zum Tremolo der - Streicher, welches nach B-dur führt. In G-dur erklingt »amen«; mit dem pp B-dur-Accord antwortet das Orchester.

-

Dieser letzte Theil des »dies - irae« ist unstreitig ob seines melodischen Gehaltes und - seiner Abrundung eine der schönsten Partien des ganzen Werkes und ein höchst - stimmungsvolles Musikstück.

+

Eine Mozart’sche Imitation + erblicke ich in den bei der Wiederholung ertönenden nachschlagenden sf-Vierteln und Achteln, welche »come un lamento« erklingen sollen. Bei »huic + ergo parce deus« tritt der Chor mit demselben Thema erst in + Des-dur, dann in F-dur zu hoch gelegenen Geigentremolos ein und nimmt an der + thematischen Behandlung der Melodie in verkürzter Form theil, welche + schliesslich nur noch von den Streich- und Singbässen angestimmt wird. »Dona eis requiem« singt der Chor im Pianissimo auf + dem f unisono zum Tremolo der Streicher, welches nach + B-dur führt. In G-dur erklingt »amen«; mit dem pp B-dur-Accord + antwortet das Orchester.

+

Dieser letzte Theil des »dies irae« ist unstreitig ob seines + melodischen Gehaltes und seiner Abrundung eine der schönsten Partien des + ganzen Werkes und ein höchst stimmungsvolles Musikstück.

Wie sich aus der vorstehenden Betrachtung des »dies irae« ergiebt, ist dasselbe - im engsten Anschluss an die Textworte in grösstentheils dramatischer Weise - durchcomponirt, und man muss bei den einzelnen Musikstücken die höchst - gelungene Wiedergabe der durch den Text ausgesprochenen Stimmung in dem - musikalischen Colorite bewundern. Ein Bedenken ergiebt sich allerdings beim - Studium des Clavierauszuges: der häufige Wechsel der Tonarten und Taktarten - innerhalb der grösseren liturgischen Theile, welche in eine beträchtliche - Anzahl locker verbundener kleiner Musikstücke zerfallen; und zwar wird - dieses Bedenken nicht blos, wenn auch zumeist bei »dies irae« rege, weshalb ich - desselben gleich hier erwähne. Beim Hören des Werkes vergisst man dieses - Bedenken jedoch vollständig; die Fülle des interessanten und anregenden - Details fesselt den Musiker praktisch so sehr, dass er unbewusst kleine - theoretische Anstände bei Seite setzt.

+ key="verdi.requiem.2" type="mus">dies irae« ergiebt, + ist dasselbe im engsten Anschluss an die Textworte in grösstentheils + dramatischer Weise durchcomponirt, und man muss bei den einzelnen + Musikstücken die höchst gelungene Wiedergabe der durch den Text + ausgesprochenen Stimmung in dem musikalischen Colorite bewundern. Ein + Bedenken ergiebt sich allerdings beim Studium des Clavierauszuges: der + häufige Wechsel der Tonarten und Taktarten innerhalb der grösseren + liturgischen Theile, welche in eine beträchtliche Anzahl locker verbundener + kleiner Musikstücke zerfallen; und zwar wird dieses Bedenken nicht blos, + wenn auch zumeist bei »dies irae« rege, weshalb ich desselben + gleich hier erwähne. Beim Hören des Werkes vergisst man dieses Bedenken + jedoch vollständig; die Fülle des interessanten und anregenden Details + fesselt den Musiker praktisch so sehr, dass er unbewusst kleine theoretische + Anstände bei Seite setzt.

Ein durchaus stilvolles, in sich geschlossenes Musikstück ist das Offertorium »Domine« für vier - Solostimmen und Orchester, beginnend und schliessend in sanftem As-dur Andante mosso 6/8, welches nach einer wirksamen - Einleitung durch aufwärts strebende Cello-Gänge die liebenswürdige - Melodie:

+ key="verdi.requiem.3" type="mus">Offertorium »Domine« für vier Solostimmen und Orchester, beginnend + und schliessend in sanftem As-dur Andante mosso 6/8, + welches nach einer wirksamen Einleitung durch aufwärts strebende Cello-Gänge + die liebenswürdige Melodie:

Offertorio, Takt 13–15

zur Durchführung bringt. Auf »quam olim + key="verdi.requiem.3" n="quam-olim-abrahae" type="mus">quam olim Abrahae« setzt den Textworten entsprechend und heftig drängend in F-moll Allegro mosso ein imitatorisches Motiv ein, welches eine mächtige Steigerung herbeiführt und unerwartet zu - dem ungemein zarten und lieblichen »Hostias« hinüberleitet:

+ dem ungemein zarten und lieblichen »Hostias« + hinüberleitet:

@@ -524,15 +535,16 @@

Diese schöne getragene Melodie nehmen die einzelnen Solopartien abwechselnd stimmführend auf; ihre Versetzung nach C-moll hat etwas ungemein rührendes. Noch einmal drängt das »quam olim + key="verdi.requiem.3" n="quam-olim-abrahae" type="mus">quam olim Abrahae« in F-moll an, worauf das Offertorium mit As-dur 6/8 und dem ad - XIII notirten sanften Thema abschliesst. Feierliches Trompetengeschmetter - auf c eröffnet das »Sanctus«, der volle Chor mit dem - Orchester setzt mit dem Dominantaccorde mächtig ein und nach einem Halte - beginnt »eine Doppelfuge für zwei Chöre«, ebenso prächtig als glanzvoll, von - frischer aber wenig bedeutsamer Erfindung und eben solcher Durchführung:

+ key="verdi.requiem.3" type="mus">Offertorium mit As-dur 6/8 und + dem ad XIII notirten sanften Thema abschliesst. Feierliches + Trompetengeschmetter auf c eröffnet das »Sanctus«, der volle Chor mit dem Orchester setzt mit dem + Dominantaccorde mächtig ein und nach einem Halte beginnt »eine Doppelfuge + für zwei Chöre«, ebenso prächtig als glanzvoll, von frischer aber wenig + bedeutsamer Erfindung und eben solcher Durchführung:

@@ -540,21 +552,21 @@

Ins Malerische übersetzt, würde man hier sagen können, dass zumeist die effectvolle Farbengebung wirkt. Das »Benedictus«, - dessen Textworte hier gleich mit untergebracht sind, erscheint zuerst mit - einer pp-Engführung des ersten Themas, sodann nimmt - es das letztere vom zweiten Takte an in der Vergrösserung auf. Dieser - choralartige Gesang wird von den Geigen mit Staccati’s fein umspielt; - dröhnend tritt sodann das Orchester mit dem zweiten Thema wieder ein und in - ausserordentlicher Klangfülle geht das »Sanctus« zu Ende. Und so wäre - ich bei der Perle des ganzen Werkes, dem »Agnus dei« angelangt. Es ist - wahrhaftig nicht zu viel gesagt, wenn ich dasselbe ein nach jeder Richtung - vollendetes, ungemein zartes Musikstück nenne. Seine höchst anziehende - Melodie wird zuerst vom Sopran und Alt in der Octave und ohne Begleitung - vorgetragen, wobei eine wohlklingende Altstimme von herrlichster Wirkung - ist.

+ key="verdi.requiem.4" n="benedictus" type="mus" + >Benedictus«, dessen Textworte hier gleich mit + untergebracht sind, erscheint zuerst mit einer pp-Engführung des ersten Themas, sodann nimmt es das letztere vom + zweiten Takte an in der Vergrösserung auf. Dieser choralartige Gesang wird + von den Geigen mit Staccati’s fein umspielt; dröhnend tritt sodann das + Orchester mit dem zweiten Thema wieder ein und in ausserordentlicher + Klangfülle geht das »Sanctus« zu Ende. Und so wäre ich bei der + Perle des ganzen Werkes, dem »Agnus dei« angelangt. Es ist wahrhaftig + nicht zu viel gesagt, wenn ich dasselbe ein nach jeder Richtung vollendetes, + ungemein zartes Musikstück nenne. Seine höchst anziehende Melodie wird + zuerst vom Sopran und Alt in der Octave und ohne Begleitung vorgetragen, + wobei eine wohlklingende Altstimme von herrlichster Wirkung ist.

@@ -563,17 +575,17 @@

Es wird wohl nur des allgemeinen Eindruckes wegen, aber nicht ganz mit Unrecht behauptet, diese Melodie erinnere an die berühmte Meyerbeer’sche - Manzanillobaumeinleitung. Im Verlaufe verliert sich diese - Erinnerung mehr und mehr. Dem Sopran und Alt antwortet zunächst wieder ohne - harmonische Begleitung der Chor in der tieferen Octave; es erscheinen sodann - die Solostimmen mit derselben Melodie in C-moll, einfach harmonisirt, worauf - der harmonisirte Einsatz des Chores und Orchesters mit dem Thema wieder - rührend wirkt. Nochmal bringen die beiden Solostimmen ihr Octavenunisono, - wie von Sphärenklängen umspielt durch die höheren Holzinstrumente in - Achtelbewegung, nochmals antwortet der Chor, über welchem die Geigen in - höchster Lage hinschweben; die Solostimmen schliessen mit der Vergrösserung - der Schlussphrase:

+ Manzanillobaumeinleitung. Im Verlaufe verliert sich + diese Erinnerung mehr und mehr. Dem Sopran und Alt antwortet zunächst wieder + ohne harmonische Begleitung der Chor in der tieferen Octave; es erscheinen + sodann die Solostimmen mit derselben Melodie in C-moll, einfach harmonisirt, + worauf der harmonisirte Einsatz des Chores und Orchesters mit dem Thema + wieder rührend wirkt. Nochmal bringen die beiden Solostimmen ihr + Octavenunisono, wie von Sphärenklängen umspielt durch die höheren + Holzinstrumente in Achtelbewegung, nochmals antwortet der Chor, über welchem + die Geigen in höchster Lage hinschweben; die Solostimmen schliessen mit der + Vergrösserung der Schlussphrase:

@@ -582,13 +594,13 @@

Kein Wunder, wenn gerade diese Nummer am aller beifälligsten, ja enthusiastisch aufgenommen zu werden pflegt, wie dies in Paris, in Wien, auch hier geschah. Dieselbe musste bei der hiesigen + >Wien, auch hier geschah. Dieselbe musste bei der hiesigen Aufführung sofort wiederholt werden. Nur ein barbarisches Concertpublikum könnte davon nicht entzückt sein.

Fast recitativisch beginnt der Solo-Alt das »lux aeterna« zu dem Glitzern - hoher Geigentremolos, welche mit ihrem schroffen Accordwechsel an den - »Abendstern« gemahnen. Das Basssolo setzt mit dem düstern Motiv ein:

+ key="verdi.requiem.6" type="mus">lux aeterna« zu dem + Glitzern hoher Geigentremolos, welche mit ihrem schroffen Accordwechsel an + den »Abendstern« gemahnen. Das Basssolo setzt mit dem düstern Motiv ein:

@@ -605,44 +617,45 @@

und dauert fast ununterbrochen fort bis zum Schlusse dieser Nummer. Das letzte Musikstück »libera« beginnt mit eintöniger - Recitation der Textworte durch den Solosopran auf dem c»ohne bestimmtes Tempo, in der Art kirchlicher Psalmodien«; - einige Orchester-Accorde führen nach Es-dur. Der Chor trägt in gleicher - Weise auf dem Es dur-Accorde pp ohne Begleitung die - Worte »libera me, domine, de morte aeterna, in die illa - tremenda« und steigt zu dem Satze »quando coeli - movendi sunt et terra« unmittelbar zum Des dur-Accord hinab. Der - Effect dieser Stelle ist wieder ganz neu, frappant und eigenartig. In C-moll - 4/4 + key="verdi.requiem.7" type="mus">libera« beginnt mit + eintöniger Recitation der Textworte durch den Solosopran auf dem c»ohne bestimmtes Tempo, in der Art kirchlicher + Psalmodien«; einige Orchester-Accorde führen nach Es-dur. Der Chor trägt in + gleicher Weise auf dem Es dur-Accorde pp ohne + Begleitung die Worte »libera me, domine, de morte aeterna, + in die illa tremenda« und steigt zu dem Satze »quando coeli movendi sunt et terra« unmittelbar zum Des dur-Accord + hinab. Der Effect dieser Stelle ist wieder ganz neu, frappant und + eigenartig. In C-moll 4/4 Moderato erhält der Solosopran nochmals eine kleine declamatorisch-melodiöse Episode, welche pppppp in C-dur endigt. Nach einer Generalpause bricht wieder mit ungestümer, - hinreissender Gewalt das dies irae wie sub III herein und - steigt ganz in seiner ersten Ausdehnung mit den Tremolos sub IV schliesslich - nach F-dur hinab. Die Stelle erscheint hier zum dritten Male, wodurch sie - sich selbst etwas abschwächt: ich würde jedoch lieber die erste als diese - zweite Reprise gestrichen wissen. Ausserordentlich fein wirkt hierauf eine - Wiederholung des »requiem« (sub Nr. I) aus der - ersten Nummer durch Solosopran und Chor ohne Begleitung in B-moll mit - kleiner Variation in der Weiterführung und dem Schlusse in B-dur. Ein - nochmaliges recitativisches Sopransolo leitet unmittelbar in die Schlussfuge - ein:

+ hinreissender Gewalt das dies irae wie sub III herein + und steigt ganz in seiner ersten Ausdehnung mit den Tremolos sub IV + schliesslich nach F-dur hinab. Die Stelle erscheint hier zum dritten Male, + wodurch sie sich selbst etwas abschwächt: ich würde jedoch lieber die erste + als diese zweite Reprise gestrichen wissen. Ausserordentlich fein wirkt + hierauf eine Wiederholung des »requiem« (sub Nr. I) aus der ersten Nummer durch + Solosopran und Chor ohne Begleitung in B-moll mit kleiner Variation in der + Weiterführung und dem Schlusse in B-dur. Ein nochmaliges recitativisches + Sopransolo leitet unmittelbar in die Schlussfuge ein:

Libera me, Takt 179–186

Das Thema mit den etwas plumpen Accordschlägen ist wie jenes - des Sanctus, - mit dessen Umkehrung es zu grosse Aehnlichkeit hat, nicht besonders - interessant, wesswegen dessen gedehnte Durchführung mit den üblichen - Fugen-Kunststückchen doch zu lange währt; dieser Fuge hätte eine um die - Hälfte kürzere Fassung nur nützen können. Nach einer gut angelegten, - mächtigen Steigerung schliesst das Requiem + des Sanctus, mit dessen Umkehrung es zu grosse + Aehnlichkeit hat, nicht besonders interessant, wesswegen dessen gedehnte + Durchführung mit den üblichen Fugen-Kunststückchen doch zu lange währt; + dieser Fuge hätte eine um die Hälfte kürzere Fassung nur nützen können. Nach + einer gut angelegten, mächtigen Steigerung schliesst das Requiem pppp in C-dur; »libera me« tönt es im Unisono noch dumpf aus der Gruft herauf und eine mit fürstlichem Gepränge ausgestattete Todtenfeier ist zu Ende.

@@ -661,13 +674,13 @@ durch Hofkapellmeister Wüllner’s Bemühungen zu Stande kam, ist der Eindruck ein weit bedeutenderer und grossartigerer. Von den Solisten trafen am meisten Frl. Schefzky — Alt - — und Herr Schefzky — Alt — + und Herr Nachbaur — Tenor — die erforderliche italienische Wärme; dem Frl. Radecke — Sopran und Herrn Bausewein — Bass - — lagen ihre Partien etwas zu hoch. Letzterer sang mit viel hohlem Pathos, + >Bausewein — Bass — + lagen ihre Partien etwas zu hoch. Letzterer sang mit viel hohlem Pathos, ohne seine Soli entsprechend zur Geltung zu bringen. Chor und Orchester waren im Allgemeinen sehr gut, aber der Chor im Klange etwas zu schwach. Eine gewisse Freiheit im Tempo und stellenweise ein kleines -

Eine Wiederholung des »Requiem« in der Fastensaison ist nichts weniger als - unwahrscheinlich und wird hier vielseitig gewünscht — zum nicht geringen - Verdrusse natürlich der Zukunftsmusiker. Ich schliesse mit dem berechtigten - Wunsche, dass das Werk in seiner vollen Bedeutung auch anderwärts im - deutschen Reiche möge erkannt und gewürdigt werden!

+

Eine Wiederholung des »Requiem« in der Fastensaison ist nichts + weniger als unwahrscheinlich und wird hier vielseitig gewünscht — zum nicht + geringen Verdrusse natürlich der Zukunftsmusiker. Ich schliesse mit dem + berechtigten Wunsche, dass das Werk in seiner vollen Bedeutung auch + anderwärts im deutschen Reiche möge erkannt und gewürdigt werden!

diff --git a/tei/amz_1876-03-15_leipzig.xml b/tei/amz_1876-03-15_leipzig.xml index 211ec93..193a803 100644 --- a/tei/amz_1876-03-15_leipzig.xml +++ b/tei/amz_1876-03-15_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ AmZ, Leipzig, 15. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1876-03-15_leipzig.xml

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@@ -23,7 +22,10 @@
- + + + + Bericht @@ -41,24 +43,27 @@ /> - - + + Berichte. - + + + + Leipzig, 10. März.

Endlich hielt das vielbesprochene Requiem von Verdi (19. - Gewandhausconcert, 9. + rend="widespace">Requiem + von Verdi + (19. Gewandhausconcert, 9. März) auch bei uns seinen Einzug. Dasselbe hat bereits neben vielen anderen Kritiken auch in diesem Blatte — Jahrg. XI Nr. 6—9Vgl. Friedrich Stetter, AmZ, Leipzig, 9. Februar–1.März 1876. — eine so eingehende Beurtheilung gefunden, der wir uns grossentheils anschliessen, dass wir uns auf - Besprechung der Aufführung selbst beschränken können. Verdi’s + Besprechung der Aufführung selbst beschränken können. Verdi’s Requiem will ebensowenig einseitig vom absolut-musikalischen Standpunkte, wie von dem Standpunkte einer nüchternen religiösen Anschauungsweise, welcher der moderne Nordländer zuneigt, beurtheilt @@ -94,18 +99,19 @@ ungetheiltem Interesse bei der Aufführung war. Dürfen wir dem Gerüchte von einer baldigen Wiederholung des Werkes Glauben schenken, so ist es wohl erlaubt einige Wünsche auszusprechen. Dieselben beziehen sich auf eine edlere Tongebung der - Singbässe bei den Worten »te decet hymnus«, auf eine mannhaftere - sicherere Haltung der Tenöre bei einzelnen Einsätzen in der Schlussfuge »libera me«, auf die - Wiederherstellung des vom Componisten vorgeschriebenen höchst wirksamen Unisono der - Violoncelli im Anfange des Offertorio (Nr. 3), sowie auf eine harmonisch klarere - Wiedergabe der allerdings sehr tief liegenden Messingstelle in Nr. 6 bei den Worten »requiem aeternam« und endlich auf eine noch sorgfältigere - Abstimmung der Trompeten in der Einleitung zu dem »tuba mirum«.

+ Singbässe bei den Worten »te decet hymnus«, auf eine + mannhaftere sicherere Haltung der Tenöre bei einzelnen Einsätzen in der Schlussfuge + »libera + me«, auf die Wiederherstellung des vom Componisten vorgeschriebenen + höchst wirksamen Unisono der Violoncelli im Anfange des Offertorio (Nr. 3), sowie auf + eine harmonisch klarere Wiedergabe der allerdings sehr tief liegenden Messingstelle + in Nr. 6 bei + den Worten »requiem aeternam« und endlich auf eine noch + sorgfältigere Abstimmung der Trompeten in der Einleitung zu dem »tuba + mirum«.

diff --git a/tei/amz_1876-03-29_koeln.xml b/tei/amz_1876-03-29_koeln.xml index 5c40963..8318c74 100644 --- a/tei/amz_1876-03-29_koeln.xml +++ b/tei/amz_1876-03-29_koeln.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AmZ, Leipzig, 29. März 1876 [1] - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1876-03-29_koeln.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Bericht @@ -37,7 +41,6 @@ - @@ -46,15 +49,17 @@ xml:id="f2"/> - - + + Berichte. + + Cöln, 15. März.

Ihr Münchener Berichterstatter glaubt, der baierischen Residenzstadt gebühre das Verdienst, - zuerst im deutschen Reiche Münchener Berichterstatter glaubt, der baierischen Residenzstadt gebühre das Verdienst, zuerst im + deutschen Reiche Verdi’s Requiem aufgeführt zu haben.Vgl. Cöln haben also in diesem Falle gleiches Verdienst, und Cöln kann also nur den weiteren Vorzug geltend machen, dass eine Wiederholung jener Aufführung nicht ein frommer Wunsch geblieben, sondern - eine wirkliche Thatsache geworden ist. Verdi’s - Requiem wurde am 15. Februar d. J. zum zweiten Male aufgeführt unter einer - Betheiligung des Publikums, wie wir sie höchstens bei Musikfesten gesehen haben — - Beweis genug, dass das Werk gezündet, dass es enthusiastischen Beifall gefunden hat. - Unsere musikalische Welt schwelgte nach beiden Aufführungen in Entzücken und längere - Zeit drehte sich die Unterhaltung mit Vorliebe um Verdi’s Meisterwerk. Mit besonderem Eifer wurde die Frage, ob - „kirchlich oder nicht kirchlich“ discutirt, und die Argumente, welche bei dieser - Gelegenheit vorgebracht wurden, entsprechen mehr den ersten Aufwallungen des - Enthusiasmus für Verdi als der Sache - selbst. Der Berichterstatter der - Cöln. Zeitung glaubte, sich gegen - die Zumuthung verwahren zu müssen, über diese Frage in eine Erörterung mit Jenen - einzutreten, welche den Maassstab der Kirchlichkeit aus der Rüstkammer des - sechszehnten Jahrhunderts hervorzuholen gewohnt seien; um ein Requiem im Sinne jener - Zeit, schrieb er, handle es sich nicht, sondern um eine »Traueroper«Vgl. August - Guckeisen, Kölnische Zeitung, 18. Februar 1876.. Damit wären - wir denn glücklich auf den Standpunkt Mattheson’s zurückgekommen und dessen - Abhandlung »universus mundus exercet - histrionem«Matthesons Titel: Mundus - universus exercet histrionem, lat.: »Die ganze Welt treibt - Schauspielerei«. wäre wieder die Grundlage der Aesthetik in Fragen der - heiligen Tonkunst. — Ihr Münchener - Berichterstatter ist nach meiner Ansicht auch nicht besonders - glücklich gewesen mit seinen Bemerkungen über diese Frage.Vgl. Friedrich - Stetter, AmZ, Leipzig, 9. Februar–1.März 1876. Wer den kirchlichen - Charakter des Verdi’schen - Requiems vertheidigen will, muss es mit besseren - Gründen thun als mit dem Hinweis auf den »künstlerischen Adel«, ein Begriff, dessen - elastische Dehnbarkeit auf der Hand liegt. Mit der Berufung auf Mozart und Verdi’s + Requiem wurde am 15. Februar d. J. zum zweiten Male + aufgeführt unter einer Betheiligung des Publikums, wie wir sie höchstens + bei Musikfesten gesehen haben — Beweis genug, dass das Werk gezündet, dass es + enthusiastischen Beifall gefunden hat. Unsere musikalische Welt schwelgte nach + beiden Aufführungen in Entzücken und längere Zeit drehte sich die Unterhaltung mit + Vorliebe um Verdi’s Meisterwerk. Mit + besonderem Eifer wurde die Frage, ob „kirchlich oder nicht kirchlich“ discutirt, und + die Argumente, welche bei dieser Gelegenheit vorgebracht wurden, entsprechen mehr + den ersten Aufwallungen des Enthusiasmus für Verdi als der Sache selbst. Der Berichterstatter der Cöln. + Zeitung glaubte, sich gegen die Zumuthung verwahren zu müssen, über + diese Frage in eine Erörterung mit Jenen einzutreten, welche den Maassstab der + Kirchlichkeit aus der Rüstkammer des sechszehnten Jahrhunderts hervorzuholen gewohnt + seien; um ein Requiem im Sinne jener Zeit, schrieb er, handle es sich nicht, sondern + um eine »Traueroper«Vgl. August Guckeisen, Kölnische Zeitung, + 18. Februar 1876.. Damit wären wir denn glücklich auf den + Standpunkt Mattheson’s zurückgekommen und dessen Abhandlung »universus mundus exercet histrionem«Matthesons Titel: Mundus universus exercet histrionem, + lat.: »Die ganze Welt treibt Schauspielerei«. wäre wieder die Grundlage + der Aesthetik in Fragen der heiligen Tonkunst. — Ihr Münchener Berichterstatter ist nach meiner + Ansicht auch nicht besonders glücklich gewesen mit seinen Bemerkungen über diese + Frage.Vgl. Friedrich Stetter, AmZ, Leipzig, 9. Februar–1.März 1876. Wer den + kirchlichen Charakter des Verdi’schen + Requiems vertheidigen will, muss es + mit besseren Gründen thun als mit dem Hinweis auf den »künstlerischen Adel«, ein + Begriff, dessen elastische Dehnbarkeit auf der Hand liegt. Mit der Berufung auf + Mozart und Cherubini ist auch nicht viel gewonnen, denn zwischen dem Requiem Verdi’s und den gleichnamigen @@ -115,23 +120,24 @@ key="mozart.wolfgang-amadeus">Mozart und Cherubini geltend gemacht werden können, treffen die Verdi’sche - Composition in unendlich höherem Maasse. Mögen - einzelne Sätze der letzteren, wie das »requiem - aeternam«, »te decet - hymnus« und »agnus dei«, sich - allenfalls der kirchlichen Feier einfügen lassen, das »dies irae« würde in Verbindung mit letzterer einen unerträglichen - Eindruck machen. Die Behandlung der ersten Strophe dieses Hymnus und des »tuba mirum« ist so derb realistisch, - wie die alten Gemälde vom jüngsten Gericht, auf denen flammenspeiende Teufel, feiste - Mönche, liederliche Bischöfe und Päpste, und üppige Nonnen an Stricken in die Hölle - schleifen, während im Hintergrunde einige fromme Seelen durch die schmale Pforte in - das himmlische Zion eingehen.

+ Composition in unendlich höherem + Maasse. Mögen einzelne Sätze der letzteren, wie das »requiem aeternam«, »te decet hymnus« und »agnus dei«, sich allenfalls der + kirchlichen Feier einfügen lassen, das »dies + irae« würde in Verbindung mit letzterer einen unerträglichen Eindruck + machen. Die Behandlung der ersten Strophe dieses Hymnus und des »tuba mirum« ist so derb + realistisch, wie die alten Gemälde vom jüngsten Gericht, auf denen flammenspeiende + Teufel, feiste Mönche, liederliche Bischöfe und Päpste, und üppige Nonnen an + Stricken in die Hölle schleifen, während im Hintergrunde einige fromme Seelen durch + die schmale Pforte in das himmlische Zion eingehen.

Diese Controverse hätte übrigens ohne Nachtheil in den Berichten über die Aufführung des Verdi’schen - Werkes unerörtert bleiben können, denn wie - augenblicklich die Verhältnisse liegen, wird das selbe schwerlich in irgend einer - Kirche im deutschen Reiche zur Aufführung kommen, d. h. in Verbindung mit der + Werkes unerörtert bleiben können, denn + wie augenblicklich die Verhältnisse liegen, wird das selbe schwerlich in irgend + einer Kirche im deutschen Reiche zur Aufführung kommen, d. h. in Verbindung mit der liturgischen Feier. Eine unmittelbare Nothwendigkeit, diese Frage klar zu stellen, liegt nicht vor, und die Entscheidung kann einstweilen verschoben werden, bis die etwas hochgehenden Wogen des Enthusiasmus sich beruhigt haben. Die beiden hiesigen @@ -144,17 +150,17 @@ hiesigen Stadttheater; bei der zweiten Aufführung trat für den erkrankten Herrn Diener Herr Prof. Schneider ein.

-

In dem Concert vom 7. Decbr. v. J. wurde ausser dem Requiem noch Sigurd - Slembe, symphonische Einleitung zu Bjornstjerne Björnson’s gleichnamigem Drama von Joh. S. Svendsen, und - in dem Concert vom 15. Februar die Variationen für Orchester - über ein Thema von Jos. Haydn (Chorale St. Antoni) von Joh. Brahms +

In dem Concert vom 7. + Decbr. v. J. wurde ausser dem Requiem noch Sigurd Slembe, symphonische Einleitung zu Bjornstjerne Björnson’s gleichnamigem + Drama von Joh. S. + Svendsen, und in dem Concert + vom 15. Februar die Variationen für + Orchester über ein Thema von Jos. Haydn (Chorale St. Antoni) von + Joh. Brahms aufgeführt.

diff --git a/tei/amz_1876-03-29_leipzig.xml b/tei/amz_1876-03-29_leipzig.xml index fadb8cd..48cbc35 100644 --- a/tei/amz_1876-03-29_leipzig.xml +++ b/tei/amz_1876-03-29_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ AmZ, Leipzig, 29. März 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1876-03-29_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,10 @@
- + + + + Bericht @@ -40,10 +42,13 @@ xml:id="f1"/> - - + + Berichte. - + + + + Leipzig, 20. März. @@ -61,12 +66,12 @@ beide Damen auch musikalisch ihre Aufgaben lösten, so mangelte einestheils in den vielfach auf äussere Klangwirkung berechneten tiefliegenden Stellen doch das eigenartige Colorit der Altstimme und die nöthige Ausdauer bei Frau Peschka-Leutner, anderntheils erwies - sich Frau Schuch-Proska, die - wir als Coloratur- und Liedersängerin hochschätzen lernten, nicht ganz geeignet für - den getragenen Kirchengesang, wenn anders die genannte Dame an diesem Abende nicht - indisponirt war. Die Stimmung der - Trompeten im »Tuba + key="peschka-leutner.minna">Peschka-Leutner</persName>, anderntheils erwies sich + Frau <persName key="schuch-proska.clementine">Schuch-Proska</persName>, die wir als + Coloratur- und Liedersängerin hochschätzen lernten, nicht ganz geeignet für den + getragenen Kirchengesang, wenn anders die genannte Dame an diesem Abende nicht <pb + break="yes" n="205" type="regular"/>indisponirt war. Die Stimmung der Trompeten + im »<hi rend="italic"><title key="verdi.requiem.2.tuba-mirum" type="mus">Tuba mirum«, sowie die einzelnen Tenorstellen in der Schlussfuge kamen durch glückliche Fügung diesmal makelloser zu Gehör als in der ersten Aufführung.

diff --git a/tei/amz_1876-04-26_hamburg.xml b/tei/amz_1876-04-26_hamburg.xml index 379c1aa..77cc9e6 100644 --- a/tei/amz_1876-04-26_hamburg.xml +++ b/tei/amz_1876-04-26_hamburg.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AmZ, Leipzig, 26. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1876-04-26_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,10 @@
- + + + + Nachmeldung @@ -41,20 +45,24 @@ xml:id="f1"/> - - + + Berichte. - - Hamburg, 12. April. + + + + + Hamburg, 12. April.

E. Kr.

Verdi’s - Requiem wurde am Charfreitag zum letzten Mal vorgeführt.

+ Requiem wurde am Charfreitag zum letzten Mal + vorgeführt.

diff --git a/tei/amz_1876-05-10_muenchen.xml b/tei/amz_1876-05-10_muenchen.xml index 1770a7f..595300f 100644 --- a/tei/amz_1876-05-10_muenchen.xml +++ b/tei/amz_1876-05-10_muenchen.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AmZ, Leipzig, 10. Mai 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1876-05-10_muenchen.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Bericht @@ -52,20 +56,21 @@ key="muenchen.1875.2 koeln.1875.2" type="event">dass am 21. März Verdi’s - »Requiem« auch hier unter lebhaftem Beifalle - wiederholt wurde, sohin München doch - wieder mit Cöln rivalisiren kann. Ich - verkenne jedoch nicht, dass diese zweite Aufführung im kgl. Hoftheater weniger exact und - weihevoll war, als die erste im Concertsaale, - wie wohl dieselben Kräfte mitwirkten; vermuthlich hatten nicht mehr die - erforderlichen Proben stattgefunden. Meine in Nr. 6-9 d. Bl. abgedruckte Beurtheilung des Werkes - kann ich selbst hinsichtlich der Frage, ob kirchlich oder nicht, wegen der mich Ihr - Cölner Referent - angreift, nur bestätigt finden. Wenn derselbe bessere Gründe für die Bejahung dieser - Frage wünscht, als den Hinweis auf den künstlerischen Adel des Werkes und die - Berufung auf die ähnliche Textauffassung durch »Requiem« auch hier unter + lebhaftem Beifalle wiederholt wurde, sohin München doch wieder mit Cöln + rivalisiren kann. Ich verkenne jedoch nicht, dass diese zweite Aufführung + im kgl. Hoftheater weniger exact + und weihevoll war, als die erste im Concertsaale, wie wohl dieselben Kräfte mitwirkten; vermuthlich + hatten nicht mehr die erforderlichen Proben stattgefunden. Meine in Nr. 6-9 d. Bl. + abgedruckte Beurtheilung des Werkes kann ich selbst hinsichtlich der + Frage, ob kirchlich oder nicht, wegen der mich Ihr Cölner Referent angreift, nur + bestätigt finden. Wenn derselbe bessere Gründe für die Bejahung dieser Frage + wünscht, als den Hinweis auf den künstlerischen Adel des Werkes und die Berufung auf + die ähnliche Textauffassung durch Cherubini und Mozart, im Vergleich zu welchen einem italienischen Componisten der Jetztzeit wohl ein kleines Plus erlaubt sein möchte, so hätte er nur noch einen Satz diff --git a/tei/amz_1877-10-24_stockholm.xml b/tei/amz_1877-10-24_stockholm.xml index d50834b..1c27187 100644 --- a/tei/amz_1877-10-24_stockholm.xml +++ b/tei/amz_1877-10-24_stockholm.xml @@ -4,11 +4,12 @@ AmZ, Leipzig, 24. Oktober 1877 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/amz_1877-10-24_stockholm.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -48,17 +51,18 @@ Verdi’s Requiem. - Von Dr. A. + Von Dr. A. Lindgren in Stockholm. *) + >Stockholm. *)

*) Nachdem anlässlich der Münchener und Cölner Aufführungen hier früher eingehende - Besprechungen dieses Requiem mitgetheilt wurden, - wird man auch eine Stimme vom Auslande, nämlich die des musikalischen Referenten des - »Aftonbladet« in Stockholm, sicherlich mit - Interesse anhören. Wir bemerken noch, dass der Herr Verfasser den Aufsatz direct für - unser Blatt geschrieben hat. + Besprechungen dieses Requiem + mitgetheilt wurden, wird man auch eine Stimme vom Auslande, nämlich die des + musikalischen Referenten des »Aftonbladet« in Stockholm, sicherlich mit Interesse anhören. Wir bemerken noch, + dass der Herr Verfasser den Aufsatz direct für unser Blatt geschrieben hat. D. Red.

Diese berühmte Seelenmesse, welche das erste Mal am Verdi’s - Requiem kennen lernt, sich auch bald überzeugen, - dass dieselben nicht nur in einem zufälligen Kitzel des modernen, launenhaften - Geschmackes bestehen‚ sondern dass dieses Werk die reife und edle Kunstschöpfung - eines Mannes ist, welcher selbst in seinen Verirrungen noch bedeutend genug sein - möchte, um Italiens sinkender Musik die uralte Popularität durch Decennien hindurch - einsam erhalten zu können, ja, welcher mit seinen letzten Arbeiten sogar gezeigt - hat, dass er dieselbe noch zu erhöhen vermag.

+ Requiem kennen lernt, sich auch bald + überzeugen, dass dieselben nicht nur in einem zufälligen Kitzel des modernen, + launenhaften Geschmackes bestehen‚ sondern dass dieses Werk die reife und edle + Kunstschöpfung eines Mannes ist, welcher selbst in seinen Verirrungen noch bedeutend + genug sein möchte, um Italiens sinkender Musik die uralte Popularität durch + Decennien hindurch einsam erhalten zu können, ja, welcher mit seinen letzten + Arbeiten sogar gezeigt hat, dass er dieselbe noch zu erhöhen vermag.

Eine katholische Seelenmesse (nach dem Anfangsworte Requiem genannt) besteht gewöhnlich aus fünf Abtheilungen, zwischen welchen die gottesdienstliche Handlung vor sich geht. Dass Verdi nicht weniger - als sieben Theile erhielt, kam daher, dass er <hi - rend="italic">Lux aeterna</hi> vom <hi - rend="italic">Agnus Dei</hi> trennte und auch <hi rend="italic">Libera</hi>, welches sonst - gewöhnlich fortgelassen wird, hinzufügte. Dadurch hat seine Seelenmesse einen Umfang - erhalten, der in Anbetracht der Schwierigkeit, bei öfterer Wiederholung derselben - Gebete und Betrachtungen, der Einförmigkeit ausweichen zu können, ein bedeutendes - Genie erfordert. Dass auch ein solches Genie vorhanden ist, zeigt sich dadurch, dass - es Verdi, wenngleich nicht immer, so doch - meistens gelungen ist, jedem neuen Stücke höheren Reiz zu verleihen, sei es nun - durch Ueberraschungen hinsichtlich der Klangfarbe (<hi - rend="italic">Agnus</hi>) oder durch contrapunktische Gruppirungen, - Massenwirkungen u. s. w. (<hi rend="italic" - >Sanctus</hi>, <hi rend="italic" - >Libera</hi>). Den sich im Texte vorfindenden Mangel an Zusammenhang - suchte der Componist hauptsächlich auf zweierlei Art musikalisch auszugleichen. - Theils dadurch, dass er, um dem Ganzen eine - cyklische Abrundung zu geben, verschiedene Sätze wiederholte. So kommt z. B. der - Chorsatz <hi rend="italic">Dies irae</hi> nicht - weniger als viermal vor, gleichsam den rothen Faden bildend, an welchem, wie an - einem unbeweglichen Fatum, einem weckenden und mahnenden Grundgedanken, das Ganze - hängt. Wie Andere schon vor ihm gethan, hat auch er sich im Schlussstücke der - Wiederholung des Anfanges (<hi - rend="italic">Requiem aeternam</hi>) bedient. Theils suchte er die gewünschte Einheit auch durch eine gewisse - Gleichförmigkeit in Stil und Instrumentation, durch eine gewisse Verwandtschaft der - Melodien u. s. w. zu erzielen, welches sich jedoch alles leichter fühlen als - beschreiben lässt. Damit hat die Messe eine so eigene Färbung erhalten, dass - dieselbe als Product Verdi’s + als sieben Theile erhielt, kam daher, dass er <hi rend="italic">Lux aeterna</hi> vom <hi rend="italic">Agnus Dei</hi> + trennte und auch <hi rend="italic" + >Libera</hi>, welches sonst gewöhnlich fortgelassen wird, + hinzufügte. Dadurch hat seine Seelenmesse einen Umfang erhalten, der in Anbetracht + der Schwierigkeit, bei öfterer Wiederholung derselben Gebete und Betrachtungen, der + Einförmigkeit ausweichen zu können, ein bedeutendes Genie erfordert. Dass auch ein + solches Genie vorhanden ist, zeigt sich dadurch, dass es Verdi, wenngleich nicht immer, so doch meistens + gelungen ist, jedem neuen Stücke höheren Reiz zu verleihen, sei es nun durch + Ueberraschungen hinsichtlich der Klangfarbe (<hi rend="italic">Agnus</hi>) oder durch contrapunktische + Gruppirungen, Massenwirkungen u. s. w. (<hi + rend="italic">Sanctus</hi>, <hi rend="italic">Libera</hi>). Den sich im Texte vorfindenden + Mangel an Zusammenhang suchte der Componist hauptsächlich auf zweierlei Art + musikalisch auszugleichen. Theils dadurch, dass er, um + dem Ganzen eine cyklische Abrundung zu geben, verschiedene Sätze wiederholte. So + kommt z. B. der Chorsatz <hi rend="italic" + >Dies irae</hi> nicht weniger als viermal vor, gleichsam den rothen + Faden bildend, an welchem, wie an einem unbeweglichen Fatum, einem weckenden und + mahnenden Grundgedanken, das Ganze hängt. Wie Andere schon vor ihm gethan, hat auch + er sich im Schlussstücke der Wiederholung des Anfanges (<hi rend="italic">Requiem aeternam</hi>) + bedient. Theils suchte er die gewünschte Einheit auch + durch eine gewisse Gleichförmigkeit in Stil und Instrumentation, durch eine gewisse + Verwandtschaft der Melodien u. s. w. zu erzielen, welches sich jedoch alles leichter + fühlen als beschreiben lässt. Damit hat die Messe eine so eigene Färbung erhalten, + dass dieselbe als Product Verdi’s gekennzeichnet ist, denn, obgleich Verdi, streng genommen, Eklektiker ist und man in seinen Schöpfungen Spuren von Rossini und Beethoven, Meyerbeer und Wagner (welchem er sich auch in seiner Oper Aïda nähert) auffinden kann, so macht er sich doch gleichwohl keines - Plagiates schuldig, und haben genannte Vorbilder mehr als Studium und Bildungsmittel - für ein Individuum gedient, welches selbst hinreichend klare und charakteristische - Eigenthümlichkeit aufzuweisen hat, wenngleich es auch keine Originalität in des - Wortes höchster Meinung besitzt. — Nach diesen einleitenden Betrachtungen gehen wir - nun zu einer flüchtigen Analyse dieses grossartigen Werkes über.

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1. Requiem - aeternam ist ein warmes, mildes Gebet für den Frieden der - Abgeschiedenen. Begleitet vom Streichquartett wird es vom Chore mit abgebrochenen, - schwermüthigen Ausrufen angestimmt, die sich dann beim Gedanken an das ewige Licht - (lux perpetua) zu einem klaren Dur-Accord vereinigen. - Nach einem kurzen Hymnensatz (Te decet hymnus), welcher a capella, d. h. ohne Begleitung der Instrumente, gesungen - wird, wird dieses Gebet wiederholt, wonach das Soloquartett, später im Vereine mit - dem Chore das gebräuchliche <hi rend="italic" - >Kyrie eleison</hi> (Herr, erbarme dich) singt, das hier jedoch - nicht, wie sonst sehr oft der Fall sein dürfte, als regelmässige Fuge behandelt ist. - Darin muss dem Componisten gewiss volle Freiheit zugestanden werden, wenn gleichwohl - als ein Fehler zu bezeichnen sein möchte, dass der Anruf an Christus (Christe eleison) nicht vom Kyrie - getrennt ist, da für denselben unbedingt doch ein etwas anders gefärbtes Gefühl - beansprucht wird, sei es nun in Form eines besonderen Satzes, wie z. B. Jomelli in seinem Requiem und Beethoven in seiner Missa - sol<surplus resp="tr">l</surplus>emnis, oder in Form eines - besonderen Subjects in einer Doppelfuge, wie Mozart angewandt hat. Indessen ist der Satz, vornehmlich von der - Stelle an, welche die Violinen mit Sechszehnteln einleiten, schön und kunstvoll - ausgearbeitet.

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2. <hi rend="italic">Dies irae</hi>, »der Tag - des Zornes, der von David und der Sibylla verkündete jüngste Tag, soll alle Völker - zur Auferstehung erwecken«. Dieser Gedanke vom jüngsten Gerichte geht durch das - ganze schöne Gedicht von Thomas Wagner (welchem er sich auch in seiner Oper Aïda nähert) auffinden kann, so macht er sich doch gleichwohl + keines Plagiates schuldig, und haben genannte Vorbilder mehr als Studium und + Bildungsmittel für ein Individuum gedient, welches selbst hinreichend klare und + charakteristische Eigenthümlichkeit aufzuweisen hat, wenngleich es auch keine + Originalität in des Wortes höchster Meinung besitzt. — Nach diesen einleitenden + Betrachtungen gehen wir nun zu einer flüchtigen Analyse dieses grossartigen Werkes + über.

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1. Requiem aeternam ist ein warmes, mildes Gebet für den Frieden + der Abgeschiedenen. Begleitet vom Streichquartett wird es vom Chore mit + abgebrochenen, schwermüthigen Ausrufen angestimmt, die sich dann beim Gedanken an + das ewige Licht (lux perpetua) zu einem klaren Dur-Accord + vereinigen. Nach einem kurzen Hymnensatz (Te decet + hymnus), welcher a capella, d. h. ohne + Begleitung der Instrumente, gesungen wird, wird dieses Gebet wiederholt, wonach das + Soloquartett, später im Vereine mit dem Chore das gebräuchliche <hi rend="italic">Kyrie + eleison</hi> (Herr, erbarme dich) singt, das hier jedoch nicht, wie + sonst sehr oft der Fall sein dürfte, als regelmässige Fuge behandelt ist. Darin muss + dem Componisten gewiss volle Freiheit zugestanden werden, wenn gleichwohl als ein + Fehler zu bezeichnen sein möchte, dass der Anruf an Christus (Christe eleison) nicht vom Kyrie getrennt ist, da + für denselben unbedingt doch ein etwas anders gefärbtes Gefühl beansprucht wird, sei + es nun in Form eines besonderen Satzes, wie z. B. Jomelli in seinem Requiem und Beethoven + in seiner Missa sol<surplus + resp="tr">l</surplus>emnis, oder in Form eines besonderen Subjects + in einer Doppelfuge, wie Mozart + angewandt hat. Indessen ist der Satz, vornehmlich von der Stelle an, welche die + Violinen mit Sechszehnteln einleiten, schön und kunstvoll ausgearbeitet.

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2. <hi rend="italic">Dies irae</hi>, + »der Tag des Zornes, der von David und der Sibylla verkündete jüngste Tag, soll alle + Völker zur Auferstehung erwecken«. Dieser Gedanke vom jüngsten Gerichte geht durch + das ganze schöne Gedicht von Thomas da Celano‚ welches von Alters her als zweites Hauptstück in die Seelenmesse aufgenommen zu werden pflegte und aus mehreren Gesichtspunkten auch sogar als deren Mittelpunkt betrachtet werden kann. Es ersetzt @@ -236,116 +242,118 @@ >Mors stupebit (der, von malenden Orchesterbässen mit Paukensolo und Pausen begleitet, von einer Bassstimme einsam gesungen wird) des Chores Tuba - mirum. Hier übernimmt jetzt die Altstimme die Rolle des - Heroldes: Liber - scriptus proferetur, »das Buch, in dem der Menschen Handlungen - verzeichnet sind, wird vorgelegt«. Der Sturmwirbel mit dem Ausrufe Dies irae, unter dem - Vorhergegangenen zurückgehalten und nur bisweilen wie aus der Tiefe rauschend - vernehmbar, bricht hierauf nach einem stürmischen Crescendo wiederum in seiner - vollen Stärke und Heftigkeit los und verliert sich dann abermals in unbestimmten - Stössen. Jetzt tritt für einige Augenblicke Ruhe ein, wo der schuldbeladene Mensch - Zeit gewinnt, um mit sich zu Rathe zu gehen, wie er sich wohl vor dem letzten - Gerichte zu verantworten habe. Quid sum miser tunc - dicturus, »was soll denn ich Armer sagen?« Dieser Satz - (Solo-Terzett) gehört zu den meist ansprechenden. Die Streich-Instrumente begleiten - mit einer vortrefflichen Figur diese einfache, schöne und innige Gesangsmelodie. Die - Frist war jedoch nur kurz. Der Richter zeigt sich jetzt selbst in strahlendem - Glanze: Rex tremendae - majestatis! ruft die Menschheit bebend und sich mit dem - Angesichte zur Erde werfend. Salva me, fons pietatis! - erschallt wiederholentlich das inständige Gebet der Solostimmen. Salva! »erlöse!« wiederholt der Chor. Salva! singt - der Sopran vertrauensvoll, gleich dem Geiste Gottes über dem Wasser während zwei - langgezogenen Takten einsam in ätherischen Höhen schwebend. — Doch wir wollen nicht - zu beschreiben versuchen, was eigentlich gehört werden muss. Nach all dem bis jetzt - Gehörten sollte man glauben, dass ein Uebertreffen nicht mehr möglich wäre. Es kann - jedoch nicht nur geschehen, sondern es geschieht auch, indem an das schwarze Kreuz - der früheren aufgeregten Chöre ein Rosenkranz von Melodien befestigt wird, der in - einer Schönheit und Klarheit strahlt, voll eines Zaubers ist, wie ihn nur Italiens - Himmel und heitere Gottesfurcht hervorzubringen vermag. Einen solchen Rosenkranz - bilden des Soprans und des Altes klangreiche Recordare, des Tenors <hi rend="italic">Qui Mariam</hi> und <hi - rend="italic">Inter oves</hi>, des Basses Oro supplex und — vielleicht - die Perle von allen — das Quartett mit dem Chore: Lacrimosa. Ein Astorga, ein Pergolese etc. werden aus ihren - Himmeln sicher freundlich lächelnd auf das SonntagskindDer 9. Oktober 1814, der teilweise als Verdis Geburtsdatum - angenommen wurde, war tatsächlich ein Sonntag. von Busseto, welches ihr Erbe so wohl zu verwalten - verstanden hat, herniederschauen.

+ rend="italic">Tuba mirum
. Hier übernimmt jetzt die Altstimme die Rolle des + Heroldes: Liber scriptus proferetur, »das Buch, in dem der Menschen + Handlungen verzeichnet sind, wird vorgelegt«. Der Sturmwirbel mit dem Ausrufe Dies + irae, unter dem Vorhergegangenen zurückgehalten und nur + bisweilen wie aus der Tiefe rauschend vernehmbar, bricht hierauf nach einem + stürmischen Crescendo wiederum in seiner vollen Stärke und Heftigkeit los und + verliert sich dann abermals in unbestimmten Stössen. Jetzt tritt für einige + Augenblicke Ruhe ein, wo der schuldbeladene Mensch Zeit gewinnt, um mit sich zu + Rathe zu gehen, wie er sich wohl vor dem letzten Gerichte zu verantworten habe. Quid sum + miser tunc dicturus, »was soll denn ich Armer sagen?« Dieser + Satz (Solo-Terzett) gehört zu den meist ansprechenden. Die Streich-Instrumente + begleiten mit einer vortrefflichen Figur diese einfache, schöne und innige + Gesangsmelodie. Die Frist war jedoch nur kurz. Der Richter zeigt sich jetzt selbst + in strahlendem Glanze: Rex tremendae majestatis! ruft die Menschheit bebend + und sich mit dem Angesichte zur Erde werfend. Salva me, fons + pietatis! erschallt wiederholentlich das inständige Gebet der Solostimmen. + Salva! »erlöse!« wiederholt der Chor. Salva! singt der Sopran vertrauensvoll, gleich dem Geiste Gottes über dem + Wasser während zwei langgezogenen Takten einsam in ätherischen Höhen schwebend. — + Doch wir wollen nicht zu beschreiben versuchen, was eigentlich gehört werden muss. + Nach all dem bis jetzt Gehörten sollte man glauben, dass ein Uebertreffen nicht mehr + möglich wäre. Es kann jedoch nicht nur geschehen, sondern es geschieht auch, indem + an das schwarze Kreuz der früheren aufgeregten Chöre ein Rosenkranz von Melodien + befestigt wird, der in einer Schönheit und Klarheit strahlt, voll eines Zaubers ist, + wie ihn nur Italiens Himmel und heitere Gottesfurcht hervorzubringen vermag. Einen + solchen Rosenkranz bilden des Soprans und des Altes klangreiche Recordare, + des Tenors <hi rend="italic">Qui + Mariam</hi> und <hi rend="italic">Inter oves</hi>, des Basses Oro + supplex und — vielleicht die Perle von allen — das Quartett mit + dem Chore: Lacrimosa. Ein Astorga, ein Pergolese etc. werden aus ihren Himmeln sicher freundlich lächelnd + auf das SonntagskindDer 9. Oktober 1814, der + teilweise als Verdis Geburtsdatum angenommen wurde, war tatsächlich ein + Sonntag. von Busseto, welches ihr + Erbe so wohl zu verwalten verstanden hat, herniederschauen.

Nun noch einige Anmerkungen, eben beschriebene Tondichtung betreffend. Bei der Stelle Oro - supplex hat Verdi dem + supplex hat Verdi dem Verbote der Harmonielehre, offenbare Quintenfolgen anzuwenden, kühn den Fehdehandschuh zugeworfen. Dennoch dürfte wohl Niemand bestreiten wollen, dass diese Stelle gerade in ihrer hier gegebenen Form vortrefflich das bebende Gebet ausdrückt, und dürfte die Harmonielehre daher wohl schwerlich den ihr zugeworfenen Handschuh aufnehmen wollen. Zwischen diesem Basssolo und Lacrimosa hat der Componist mit - richtigem Takte wiederum den Schlagschatten Dies irae eingeflochten. Zum - Schluss machen wir noch auf das wunderschöne Soloquartett a capella (Pie - Jesu) aufmerksam.

+ key="verdi.requiem.2.lacrymosa" type="mus">Lacrimosa
hat der + Componist mit richtigem Takte wiederum den Schlagschatten Dies irae + eingeflochten. Zum Schluss machen wir noch auf das wunderschöne Soloquartett a + capella (Pie Jesu) aufmerksam.

3. Zur Seite dieses gewaltigen Gemäldes vom jüngsten Gerichte hat es das folgende - Stück, Domine - Jesu, schwer, sich halten zu können. Ebenso dürfte es auch - nicht im Stande sein, ein tieferes Interesse hervorrufen zu können, ungeachtet es - das eine oder andere Bemerkenswerthe aufzuweisen hat wie z. B. das Gemälde vom signifer sanctus - Michael und der Gläubigen Einführung zum ewigen Lichte, — ein - Gemälde, welches, verglichen mit Cherubini’s Behandlung derselben Stelle, oder Beethoven’s »Et ascendit in coelum«, sowie - mit der einfachen Melodie Hostias unbestreitbar doch nur eine wohlfeile Effectzeichnung - ist. Der gegen die Gewohnheit nicht fugirte Satz Quam olim wird wie gewöhnlich nach Hostias + Stück, Domine Jesu, schwer, sich halten zu können. Ebenso dürfte es + auch nicht im Stande sein, ein tieferes Interesse hervorrufen zu können, ungeachtet + es das eine oder andere Bemerkenswerthe aufzuweisen hat wie z. B. das Gemälde vom + signifer sanctus Michael und der Gläubigen Einführung zum + ewigen Lichte, — ein Gemälde, welches, verglichen mit Cherubini’s Behandlung derselben Stelle, oder + Beethoven’s »Et ascendit in + coelum«, sowie mit der einfachen Melodie Hostias + unbestreitbar doch nur eine wohlfeile Effectzeichnung ist. Der gegen die Gewohnheit + nicht fugirte Satz Quam olim wird wie gewöhnlich nach Hostias wiederholt.

-

4. Höher steht Sanctus - für Doppelchor und (nach Cherubini’s - Vorbild, wenngleich weniger gewöhnlich) in einem einzigen Satze zugleich mit Pleni, Hosanna und Benedictus behandelt. Dieser Theil ist als Doppelfuge angelegt, doch wird - schon nach der ersten Durchführung das zweite Subject fortgelassen und nur das erste - theilweise in zahlreichen »Engführungen« behandelt, schliesslich in einen Choral - übergehend, begleitet von staccatirten Orchesterfiguren, welche zuletzt die Form von - unisonen, chromatischen Scalen annehmen, — eine Stelle von imposanter Wirkung.

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5. Agnus Dei ist eine - eigenthümlich ergreifende, psalmodirende Melodie für Sopran und Alt mit Chor, welche - hauptsächlich in Octaven fortgeht, wodurch sie eine höchst originelle Klangfarbe - erhält. Auch das Accompagnement, zuweilen wie illusorischer Orgelklang, ist - bemerkenswerth.

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6. Lux aeterna ist einer - der weniger bedeutenden Theile, wo die ermattete Inspiration instrumentale Reize zu - Hilfe nehmen musste, wie z. B. das gewiss recht ausdrucksvolle, von Verdi nach Wagner’s Vorbilde aber doch allzu viel gemissbrauchte Tremolo der - Streichinstrumente.

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7. Libera. Hier sammelt - die Begeisterung nochmals all ihre Kraft und schafft ein dieser Dichtung würdiges - Schlussstück. Wir verweisen nur auf die recitativen Messungen des Soprans zu Anfang - und Schluss, die herrlichen Violinfiguren im Tremens (beim - Schlusse dieses Satzes begehrt der Componist im leisen Pianissimo nahezu das - Unmögliche, indem er daselbst nicht weniger als sechs P - gezeichnet hat), das noch einmal einfallende Dies irae, das eben auch - schon wiederholte Requiem (in der Ausführung meisterhaft - modificirt, indem hier der ganze Satz vom Chor und Sopransolo ohne Begleitung der - Instrumente vorgetragen wird), die Fuge Libera me, interessant sowohl - hinsichtlich der Harmonie als der Contrapunction, auch der schwereren Finessen, wie - z. B. der Umkehrung des Themas und seiner rhythmischen Augmentation, wie auch auf - den poetischen Schluss.

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4. Höher steht Sanctus für Doppelchor und (nach Cherubini’s Vorbild, wenngleich weniger + gewöhnlich) in einem einzigen Satze zugleich mit Pleni, Hosanna und Benedictus behandelt. + Dieser Theil ist als Doppelfuge angelegt, doch wird schon nach der ersten + Durchführung das zweite Subject fortgelassen und nur das erste theilweise in + zahlreichen »Engführungen« behandelt, schliesslich in einen Choral übergehend, + begleitet von staccatirten Orchesterfiguren, welche zuletzt die Form von unisonen, + chromatischen Scalen annehmen, — eine Stelle von imposanter Wirkung.

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5. Agnus Dei + ist eine eigenthümlich ergreifende, psalmodirende Melodie für Sopran und Alt mit + Chor, welche hauptsächlich in Octaven fortgeht, wodurch sie eine höchst originelle + Klangfarbe erhält. Auch das Accompagnement, zuweilen wie illusorischer Orgelklang, + ist bemerkenswerth.

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6. Lux aeterna + ist einer der weniger bedeutenden Theile, wo die ermattete Inspiration instrumentale + Reize zu Hilfe nehmen musste, wie z. B. das gewiss recht ausdrucksvolle, von + Verdi nach Wagner’s Vorbilde aber doch allzu viel + gemissbrauchte Tremolo der Streichinstrumente.

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7. Libera. + Hier sammelt die Begeisterung nochmals all ihre Kraft und schafft ein dieser + Dichtung würdiges Schlussstück. Wir verweisen nur auf die recitativen Messungen des + Soprans zu Anfang und Schluss, die herrlichen Violinfiguren im Tremens (beim Schlusse dieses Satzes begehrt der Componist im leisen + Pianissimo nahezu das Unmögliche, indem er daselbst nicht weniger als sechs P gezeichnet hat), das noch einmal einfallende Dies + irae, das eben auch schon wiederholte Requiem + (in der Ausführung meisterhaft modificirt, indem hier der ganze Satz vom Chor und + Sopransolo ohne Begleitung der Instrumente vorgetragen wird), die Fuge Libera me, + interessant sowohl hinsichtlich der Harmonie als der Contrapunction, auch der + schwereren Finessen, wie z. B. der Umkehrung des Themas und seiner rhythmischen + Augmentation, wie auch auf den poetischen Schluss.

Der Messe stark dramatische, ja, wie wir sahen, sogar scenische Anlage, ist durchaus kein Fehler, sondern vollkommen im Stile mit dem katholischen Gottesdienste, der doch nicht anderes als ein ausgedehntes Drama oder Mirakelspiel ist. Das Maassvolle diff --git a/tei/an_1876-01-12_altona.xml b/tei/an_1876-01-12_altona.xml index 8e1e2a6..c252940 100644 --- a/tei/an_1876-01-12_altona.xml +++ b/tei/an_1876-01-12_altona.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Altonaer Nachrichten, 12. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/an_1876-01-12_stadt-theater.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Anzeige @@ -50,7 +51,7 @@

Zum Besten des Orchesterpersonals.

Zum zweiten Male:Requiemvon Requiemvon Guiseppe Verdi.(Zum Todestage Alessandro Manzoni’s componirt.)

@@ -66,21 +67,21 @@ Stadttheaters.

Dirigent: Herr Capellmeister Fuchs.

-

Vorher: 1) Ouverture aus <hi rend="bold" - >Euryanthe</hi>, von Vorher: 1) Ouverture aus <hi + rend="bold">Euryanthe</hi>, von C. M. von Weber . 2) Duett aus: <hi rend="bold">Die - Zerstörung Jerusalems</hi> von Duett aus: Die Zerstörung Jerusalems von Hiller. (Ach wär mein Haupt eine Wasserquelle, gesungen von Frl. Borée u. Herrn Mathias.) 3) <hi rend="bold">Drei Ritornelle,</hi> für mehrstimmigen + >Mathias</persName>.) 3) <title key="schumann.ritornelle-in-canonischen-weisen" + type="mus"><hi rend="bold">Drei Ritornelle,</hi> für mehrstimmigen Männergesang, v. Schumann . 4) Duett aus dem 3. Theil: Die Schöpfung, von Haydn, gesungen von Fr. Die Schöpfung, von + Haydn, gesungen von Fr. Otto-Alvsleben (Eva) und Herrn Krückl (Adam).

Große Preise. Anfang 7 Uhr.

diff --git a/tei/an_1876-01-18_hamburg.xml b/tei/an_1876-01-18_hamburg.xml index 38261a3..7f634f7 100644 --- a/tei/an_1876-01-18_hamburg.xml +++ b/tei/an_1876-01-18_hamburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Altonaer Nachrichten, 18. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/an_1876-01-18_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Bericht @@ -39,13 +40,16 @@ xml:id="f1"/> - - + + Vaterstädtisches und Unterhaltendes. -

* + * Altona, - 17. Januar.

- + 17. Januar. +
+ + +

In voriger Woche gelangte Verdi’sRequiem“ am Wir haben noch in unserem letzten Referat auf die neue, edlere Richtung hingewiesen, die der Componist, der hervorragendste unter den jetzt lebenden Vertretern der modernen italienischen Schule, mit seiner Oper „Aida“ eingeschlagen hat. Eben so zeugt dies „Requiem“, das er zur Todtenfeier seines berühmten - Freundes und Landsmanns, des Dichters Alessandro - Manzoni, schrieb, von Streben nach Gründlichkeit und Ernst. Das Werk, - das wohl geeignet ist, das Gemüth der Zuhörer zu erheben und selbst im Theater - feierlich und andächtig zu stimmen, war mit großer Sorgfalt und Energie von dem - Capellmeister Fuchs einstudirt, Chor und Orchester waren bedeutend verstärkt, die - Solostimmen bewährten Künstlerinnen und Künstlern, wie den Fräul. Fröhlich und Borée und den Herren Kögel und Candidus, anvertraut worden, - von denen vorzüglich der Letztere mit seinem schönen, für das Lyrische sich ganz - besonders eignenden Tenor seine schwierige Aufgabe mit dem besten Erfolg löste. Die - Aufführung fand ungetheilten lebhaften Beifall. Die Verdi’sche Composition, welche an der Hofbühne in - Wien und vor etwa acht Tagen auch in Dresden einer eben so glänzenden Aufnahme sich zu erfreuen + key="verdi.aida" type="mus">Aida“ eingeschlagen hat. Eben so zeugt dies + „Requiem“, das er zur Todtenfeier + seines berühmten Freundes und Landsmanns, des Dichters Alessandro Manzoni, schrieb, von Streben + nach Gründlichkeit und Ernst. Das Werk, das wohl geeignet ist, das Gemüth der + Zuhörer zu erheben und selbst im Theater feierlich und andächtig zu stimmen, war mit + großer Sorgfalt und Energie von dem Capellmeister Fuchs einstudirt, Chor + und Orchester waren bedeutend verstärkt, die Solostimmen bewährten Künstlerinnen und + Künstlern, wie den Fräul. Fröhlich und Borée und den Herren Kögel und Candidus, anvertraut worden, von denen vorzüglich der Letztere mit + seinem schönen, für das Lyrische sich ganz besonders eignenden Tenor seine + schwierige Aufgabe mit dem besten Erfolg löste. Die Aufführung fand ungetheilten + lebhaften Beifall. Die Verdi’sche + Composition, welche an der Hofbühne in Wien und vor + etwa acht Tagen auch in Dresden einer eben so glänzenden Aufnahme sich zu erfreuen hatte, wird nächsten Sonntag Mittags und zwar bei ermäßigten Preisen wiederholt werden.

diff --git a/tei/az_1874-05-28_mailand.xml b/tei/az_1874-05-28_mailand.xml index 3a78147..e95da66 100644 --- a/tei/az_1874-05-28_mailand.xml +++ b/tei/az_1874-05-28_mailand.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Allgemeine Zeitung, Augsburg, 28. Mai/1. Juni 1874 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/az_1874-05-28_mailand.xml

CC BY 4.0

@@ -17,7 +18,7 @@ 148 - 148 + Beilage 2293–2294 1–2 @@ -35,7 +36,9 @@
- + + + Bericht @@ -52,9 +55,9 @@ Musikalisches aus Italien. - Von Hans v. - Bülow. - I. + Von Hans v. + Bülow. +

* Mailand, 21. Mai. Die rasche Aufeinanderfolge zweier @@ -71,30 +74,30 @@ interessantere, war gestern Abend in dem neuen, der behaglichen Ausbreitung der Besucher mehr als der der Schallwellen günstigen, Teatro dal Verme die erstmalige - Aufführung der russischen Nationaloper „Das Leben für den Zar“ von - Michael Glinka in italienischer - Sprache, zugleich auch die erste Aufführung dieses hochbedeutenden, in seiner Art - classischen Werkes außerhalb der Gränzen des russischen - Reiches, in dessen sämmtlichen operfähigen Städten es sich seit 35 - Jahren mit Recht einer Popularität erfreut der in Deutschland nur die von WebersFreischütz“ an die Seite gestellt werden kann. Das zweite wird die morgen Vormittags in der - hierfür theatralisch hergerichteten Kirche San Marco vom Autor, Senator Giuseppe Verdi, ausnahmsweise selbst geleitete - Monstre-Aufführung seines im Auftrage der Stadtbehörden zur Feier der ersten - Wiederkehr von Alessandro - Manzoni’s Sterbetag (22 Mai - 1873) componirten Requiem - sein, mit welchem der allgegenwärtige Verderber des italienischen - Kunstgeschmacks und Beherrscher dieses von ihm verdorbenen vermuthlich den letzten - seinem Ehrgeiz unbequemen Rest von Rossini’s Unsterblichkeit hinwegzuräumen hofft. Bekanntlich besteht - dieser letzte Rest in Italien eigentlich nur - noch in seiner Kirchenmusik, dem Stabat - und der Festmesse, so selten + Aufführung der russischen Nationaloper „Das Leben für den Zar“ von Michael Glinka in italienischer Sprache, zugleich auch die erste + Aufführung dieses hochbedeutenden, in seiner Art classischen Werkes außerhalb der + Gränzen des russischen Reiches, in dessen + sämmtlichen operfähigen Städten es sich seit 35 Jahren mit Recht einer Popularität + erfreut der in Deutschland nur die von WebersFreischütz“ an die Seite gestellt werden kann. Das zweite wird die morgen Vormittags in der hierfür theatralisch + hergerichteten Kirche San Marco + vom Autor, Senator Giuseppe Verdi, + ausnahmsweise selbst geleitete Monstre-Aufführung seines im Auftrage der + Stadtbehörden zur Feier der ersten Wiederkehr von Alessandro Manzoni’s Sterbetag (22 Mai 1873) componirten Requiem sein, mit welchem der + allgegenwärtige Verderber des italienischen Kunstgeschmacks und Beherrscher dieses + von ihm verdorbenen vermuthlich den letzten seinem Ehrgeiz unbequemen Rest von + Rossini’s Unsterblichkeit + hinwegzuräumen hofft. Bekanntlich besteht dieser letzte Rest in Italien eigentlich nur noch in seiner Kirchenmusik, + dem Stabat und der Festmesse, so selten diese Werke seinen Landsleuten auch zu Gehör gebracht werden. Für die Nichtmehrausführbarkeit Rossini’scher Opern, wie Tell, Paris</placeName>, zur Krönung des Werkes in diesem ästhetischen Rom der Italiener, angetreten werden soll. Verstohlene Einblicke in die neueste Offenbarung - des Componisten von <title key="verdi.il-trovatore" type="mus">Trovatore und Traviata haben uns nicht eben lüstern nach dem - Genusse dieses „Festival“ gemacht, obwohl wir den Maestro das Zeugniß nicht versagen - können daß er’s sich diesmal hat weidlich sauer werden lassen. So ist unter anderem - die Schlußfuge, trotz vieler - Schülerhaftigkeiten, Abgeschmacktheiten und Häßlichkeiten, eine so fleißige Arbeit, - daß mancher deutsche Musiker eine große Ueberraschung daran erleben wird. Im - allgemeinen herrscht aber der Styl seiner neuesten Periode, wie ihn Berlin und Wien - durch die „Aïda“ kennen gelernt haben, vor, jener - Styl über den ein witziger Gesanglehrer an der Donau äußerte: daß „derselbe sich - sehr zu seinem Nachtheil verbessert habe.“Vgl. - Eduard Kulke, Besprechung der - Aida, Trovatore und + Traviata haben uns nicht eben + lüstern nach dem Genusse dieses „Festival“ gemacht, obwohl wir den Maestro das + Zeugniß nicht versagen können daß er’s sich diesmal hat weidlich sauer werden + lassen. So ist unter anderem die Schlußfuge, trotz vieler Schülerhaftigkeiten, Abgeschmacktheiten und + Häßlichkeiten, eine so fleißige Arbeit, daß mancher deutsche Musiker eine große + Ueberraschung daran erleben wird. Im allgemeinen herrscht aber der Styl seiner + neuesten Periode, wie ihn Berlin und Wien durch die „Aïda“ kennen gelernt haben, vor, jener Styl über den ein witziger + Gesanglehrer an der Donau äußerte: daß „derselbe sich sehr zu seinem Nachtheil + verbessert habe.“Vgl. Eduard Kulke, Besprechung der Aida, Das Vaterland, Wien, 1. Mai 1874, S. 1–2: »Verdi hat hier wirklich eine neue Bahn betreten, ob zu seinem Vortheil oder Nachtheil, dies diff --git a/tei/az_1874-06-30_paris.xml b/tei/az_1874-06-30_paris.xml index dd6c1bf..f300fd0 100644 --- a/tei/az_1874-06-30_paris.xml +++ b/tei/az_1874-06-30_paris.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Allgemeine Zeitung, Augsburg, 30. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/az_1874-06-30_pariser-chronik.xml

CC BY 4.0

@@ -21,7 +20,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -35,35 +36,36 @@ - + Pariser Chronik.

Verdi’s - Requiem-Messe für Manzoni in der komischen Oper. - Das Werk und der Enthusiasmus. Die italienischen Künstler. — Ein Project für - Verdi’s Muse.

+ Requiem-Messe für Manzoni in der + komischen Oper. Das Werk und der Enthusiasmus. Die italienischen Künstler. — Ein + Project für Verdi’s Muse.

Paris, 23 Juni.

Des Meisters Giuseppe VerdiTodtenmesse - zum Andenken an Manzoni“ ist im - Hause der Komischen Oper — der - komischen! — sechsmal zur Aufführung gelangt, nachdem von Mailand her ihr Ruhm und Erfolg verkündet worden.

+ >Giuseppe Verdi „Todtenmesse zum Andenken an Manzoni“ ist im Hause der Komischen Oper — der komischen! — sechsmal zur Aufführung + gelangt, nachdem von Mailand her ihr + Ruhm und Erfolg verkündet worden.

Beinahe hätte sich die Politik dabei ins Mittel gelegt, denn einer von den im Hinblick auf die hiesige Probe nach Italien gesandten Musik-Kritikern hatte vom Auftreten des Hrn. Hans v. Bülow gegen Verdi erzählt, noch ehe dieses Künstlers - Urtheil über die Messe selbst erschienen war. Er flocht dabei einige banale Sätze - über deutschen Nationaldünkel in Bezug auf Kirchenmusik ein, die den Leser zum - voraus für den italienischen Componisten bestechen sollten. Natürlich ward dabei - ausser Acht gelassen daß, wenn die Deutschen auf die Kirchenmusik ihrer großen - Todten mit Recht stolz sind, diese doch keineswegs den letzten Krieg verschuldet - haben! Ihr Streben und Wirken war ja Harmonie, nicht Völkerkrieg.

+ key="verdi.giuseppe">Verdi erzählt, noch ehe dieses Künstlers Urtheil + über die Messe selbst erschienen war. Er flocht dabei einige banale Sätze über + deutschen Nationaldünkel in Bezug auf Kirchenmusik ein, die den Leser zum voraus für + den italienischen Componisten bestechen sollten. Natürlich ward dabei ausser Acht + gelassen daß, wenn die Deutschen auf die Kirchenmusik ihrer großen Todten mit Recht + stolz sind, diese doch keineswegs den letzten Krieg verschuldet haben! Ihr Streben + und Wirken war ja Harmonie, nicht Völkerkrieg.

Lassen wir das! Sonst müßten wir gar noch von den lächerlichen Geistesverirrungen sprechen, die manchen faden, nach Popularität dürstenden, Schreiber befallen, der sich einbildet @@ -71,12 +73,12 @@ key="rossini.gioachino">Rossini, Meyerbeer u. a. die Vollendung ihres Genie’s bewirkt; so auch sei Verdi hier vor einem Jahre auf den - Gedanken gekommen das Requiem zu verfassen, das - uns der Director der Komischen + Gedanken gekommen das Requiem zu + verfassen, das uns der Director der Komischen Oper Hr. du Locle (Mitdichter des Textes zu Verdi’sAïda“) zu so hohen Eintrittspreisen zum Besten - gegeben.

+ key="verdi.aida" type="mus">Aïda“) zu so hohen Eintrittspreisen zum + Besten gegeben.

Der Zweck dieser neuesten Verdi’schen Composition gieng natürlich für das Pariser Publikum verloren, dessen große Mehrzahl wohl nie vom Dichter der „Verlobten“ @@ -87,8 +89,8 @@ >Verdi dirigirte selbst. Ich hatte ihn seit vielen Jahren nicht gesehen. Zur Zeit der ersten Aufführung in der „Fenice“ seines besten Werks, „Rigoletto“ (zu dem er, ohne den Dichter zu - befragen, Victor Hugo’s + key="verdi.rigoletto" type="mus">Rigoletto“ (zu dem er, ohne den Dichter + zu befragen, Victor Hugo’s „Le roi s’amuse“ vom italienischen Librettisten stibizen ließ), sah ich den noch jungen Meister oft an der Gasthofstafel in Venedig, da er dasselbe Hôtel bewohnte. Sein Haupt- @@ -108,21 +110,21 @@ key="frankreich">Frankreich gestanden. Lauter Nebendinge, wenn es sich um den Werth eines Kunstwerkes handelt, das allein für sich stehen oder fallen muß. Wirklich hat sich die ernste Kritik von alle dem nicht bethören lassen. Sie war - auf das Requiem selbst gespannt. Viel Musik hat - Verdi nicht zum alten Text verfaßt. - Eine ganz kurze Einleitung zu Chören und Gesängen, kaum ein kurzes Zwischenstück; im - übrigen sind die Gebete von der Strophe Requiem selbst gespannt. Viel + Musik hat Verdi nicht zum alten Text + verfaßt. Eine ganz kurze Einleitung zu Chören und Gesängen, kaum ein kurzes + Zwischenstück; im übrigen sind die Gebete von der Strophe Requiem aeternam bis zum Libera me, Domine de morte - aeterna,“ mit geringer Wiederholung der Worte, nur in Musik - gesetzt.

+ rend="antiqua">„Libera me, Domine de + morte aeterna,“ mit geringer Wiederholung der Worte, nur in + Musik gesetzt.

Ehre sei vor allem den trefflichen Künstlern denen die Solopartien anvertraut waren! Theresa Stolz: Sopran, Maria Waldmann: Mezzo Sopran (als Oesterreicherinnen entschuldigte Deutsche) und Capponi: Tenor, - Maini: Baß, sind + key="capponi.giuseppe" role="soloist.tenor">Capponi: Tenor, Maini: Baß, sind ausgezeichnete Virtuosen. Die beiden Damen zumal erregten Erstaunen und entzückten ein Publicum das seit vielen Jahren an ausgesungene Stimmen und Sängerinnen ohne Methode, Styl und Schule gewöhnt ist. Ihnen wurde reichster Beifall, ebenso dem @@ -136,102 +138,104 @@ Pause, ohne Einhalt springt ein hochgehaltener Satz ins Triviale über, endet eine ergreifende Phrase mit einer Tanzmelodie, die mit dem Todtenamte doch gewiß nichts zu schaffen hat. Der Beginn piano in schönem Rhythmus hat - nichts markantes bis zum Quartett mit - Chor, das durch die herrlichen Solistinnen einen großen Eindruck + nichts markantes bis zum Quartett + mit Chor, das durch die herrlichen Solistinnen einen großen Eindruck machte.

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Dies irae wird von - einer Fuge der Trompeten wirksam eingeleitet. „Der Tag des Zorns, an dem die Welt in - Funken zerstieben soll,“ ist kräftig geschildert, und die Partitur des ganzen Satzes - enthält manchen Funken von genialer Erfindung. Der Satz liber scriptus - proferetur,“ Chor mit Fuge, leitet ein Quartett ein, bei dem die - Baßpartie besonders schön hervortritt. Daß die Melodie dabei jedem Worte des Textes - entspricht, will ich nicht behaupten, da mir — ich gestehe es offen — überhaupt - wenig an diesem liegt. Die Gnadenrufe Recordare Jesu pie u. s. f. - sind den Frauenstimmen, dann dem Tenor zugetheilt, und sind reizend schön gesungen - worden. Das folgende Recitativ mit Tremolo-Begleitung ist leicht und seicht. Beim - Lacrimosa ist die Instrumentirung, wenn nicht originell, doch +

Dies irae + wird von einer Fuge der Trompeten wirksam eingeleitet. „Der Tag des Zorns, an dem + die Welt in Funken zerstieben soll,“ ist kräftig geschildert, und die Partitur des + ganzen Satzes enthält manchen Funken von genialer Erfindung. Der Satz liber + scriptus proferetur,“ Chor mit Fuge, leitet ein Quartett ein, + bei dem die Baßpartie besonders schön hervortritt. Daß die Melodie dabei jedem Worte + des Textes entspricht, will ich nicht behaupten, da mir — ich gestehe es offen — + überhaupt wenig an diesem liegt. Die Gnadenrufe Recordare Jesu pie + u. s. f. sind den Frauenstimmen, dann dem Tenor zugetheilt, und sind reizend schön + gesungen worden. Das folgende Recitativ mit Tremolo-Begleitung ist leicht und + seicht. Beim Lacrimosa ist die Instrumentirung, wenn nicht originell, doch sorgfältig erdacht, und die schneidenden Klagetöne der Saiten werden wirkungsvoll durch das Einfallen der Hörner gehoben. Das Finale dieses ersten Abschnittes ist aber weniger ergreifend.

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Die Fuge mit Doppelchor des Sanctus gefiel weniger als die erste, dagegen erhielt das Agnus Dei grossen - ungetheilten Beifall. Diese schönste Nummer des Werkes erinnert zu deutlich an die - symphonische Einleitung zum 5. Act der „Afrikanerin,“ als daß nicht jeder Hörer es merkte wo Verdi sich seine Inspiration zu dem Satze - geholt hat. Verändert ist wohl die Melodie, verarbeitet ist sie auch, aber Verdi hat sie nicht urwüchsig aus sich selbst - geschaffen. Frau Stolz trug die Stelle ganz - reizend vor.

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Die Fuge mit Doppelchor des Sanctus gefiel weniger als die erste, dagegen + erhielt das Agnus + Dei grossen ungetheilten Beifall. Diese schönste Nummer des + Werkes erinnert zu deutlich an die symphonische Einleitung zum 5. Act der „Afrikanerin,“ als daß nicht jeder + Hörer es merkte wo Verdi sich seine + Inspiration zu dem Satze geholt hat. Verändert ist wohl die Melodie, verarbeitet ist + sie auch, aber Verdi hat sie nicht + urwüchsig aus sich selbst geschaffen. Frau Stolz trug die Stelle ganz reizend vor.

Der Schluß Libera me - Domine für Sopran und Chor ist dramatisch, wenn nicht kirchlich, - und würde noch besseren Effect in einer grausigen Oper machen wo Dolche blitzen und - Scheiterhaufen flammen; hier hat der Maestro viele Contrapunkte angebracht, deren - Wiederholung die Wirkung nicht erhöht. Einzelne Stellen sind darunter von edlem - Ausdruck, so die Seufzer und die Klage der Sopranstimme, denen Trompetentöne - antworten, an die sich wieder das Orchester mit vorherrschenden Blasinstrumenten - anschmiegt; aber das Hauptfinale ist weder erhaben noch ergreifend, sondern - geräuschvoll, lärmendes Durcheinander einer ihrer alten Gewohnheit überlassenen - Muse.

+ Domine“ für Sopran und Chor ist dramatisch, wenn nicht + kirchlich, und würde noch besseren Effect in einer grausigen Oper machen wo Dolche + blitzen und Scheiterhaufen flammen; hier hat der Maestro viele Contrapunkte + angebracht, deren Wiederholung die Wirkung nicht erhöht. Einzelne Stellen sind + darunter von edlem Ausdruck, so die Seufzer und die Klage der Sopranstimme, denen + Trompetentöne antworten, an die sich wieder das Orchester mit vorherrschenden + Blasinstrumenten anschmiegt; aber das Hauptfinale ist weder erhaben noch ergreifend, + sondern geräuschvoll, lärmendes Durcheinander einer ihrer alten Gewohnheit + überlassenen Muse.

Wäre es nicht Verdi, hätte der Theaterdirector die kleine Presse nicht voraus dem Unternehmen gewonnen, wäre das - Requiem von einem tüchtig gebildeten - französischen jungen Componisten, so hätte es weder solchen Cassenerfolg, noch - solchen Beifall erzielt. Trotz der Uebertreibung hört man aber doch mit Vergnügen - ein Werk an das uns so prächtige Stimmen, so vortreffliche Künstler hören läßt.

+ Requiem von einem tüchtig + gebildeten französischen jungen Componisten, so hätte es weder solchen Cassenerfolg, + noch solchen Beifall erzielt. Trotz der Uebertreibung hört man aber doch mit + Vergnügen ein Werk an das uns so prächtige Stimmen, so vortreffliche Künstler hören + läßt.

Der arme Berlioz hat auch ein bedeutendes - Requiem geschrieben — - Verdi soll es wohl studirt haben, - sagen die es kennen — und man hat ihm niemals in seinem Leben auch nur mittelmäßige - Künstler dafür gewährt. Der junge Componist Massenet hat jüngst ein ernstes schönes Werk, ein religiöses Drama, - geschaffen, und man gab ihm eine ungenügende Aufführung. Nichts fehlte zur Ehre - Verdi’s. Große Rosensträuße wurden - ihm auf offener Bühne dargereicht, eine der Tänzerinnen des Hauses brachte ihm einen - enormen Lorbeerkranz mit goldenen Flechten, und ein Chorist im Namen der Chöre eine - mit Lorbeeren bekränzte vergoldete Monstre-Lyra. Verdi dankte, verbeugte sich und drückte fürs Orchester dem ersten - Geiger desselben, Hrn. Croissille, die - Hand zum Abschied. Den beiden Damen wurden prachtvolle Bouquets zutheil, den - Italienern — nichts, als der verdiente, aber durch den Neid der Freunde hiesiger - Sänger geschwächte Applaus.

+ Requiem + geschrieben — Verdi soll es wohl studirt + haben, sagen die es kennen — und man hat ihm niemals in seinem Leben auch nur + mittelmäßige Künstler dafür gewährt. Der junge Componist Massenet hat jüngst ein ernstes schönes Werk, + ein religiöses Drama, geschaffen, und man gab ihm eine ungenügende Aufführung. + Nichts fehlte zur Ehre Verdi’s. Große + Rosensträuße wurden ihm auf offener Bühne dargereicht, eine der Tänzerinnen des + Hauses brachte ihm einen enormen Lorbeerkranz mit goldenen Flechten, und ein Chorist + im Namen der Chöre eine mit Lorbeeren bekränzte vergoldete Monstre-Lyra. Verdi dankte, verbeugte sich und drückte fürs + Orchester dem ersten Geiger desselben, Hrn. Croissille, die Hand zum Abschied. Den beiden Damen wurden + prachtvolle Bouquets zutheil, den Italienern — nichts, als der verdiente, aber durch + den Neid der Freunde hiesiger Sänger geschwächte Applaus.

Verdi’s Leistung als Dirigent ist keine bedeutende. Er rührt den Tactstock ohne Feuer; man würde schwerlich den leidenschaftlichen Verfasser des „Trouvadore,“ der „Traviata,“ - des „Rigoletto“ im Capellmeister Verdi erkennen. Selten nur blickt er in die - Partitur, die er nach so häufigen Proben und Aufführungen natürlich bis auf jede - Note auswendig weiß. Sonderbar ist außer der fast genirten Haltung seine Gewohnheit - das Pult zu verlassen und einige Schritte den Chören und Solisten näher zu treten, - als wolle er voraus bezeichnen wer nun an die Reihe kommt. Das ist unschön, es hat’s - ihm sicher kein Freund gesagt.

+ >Trouvadore,“ der „Traviata,“ des „Rigoletto“ im Capellmeister Verdi erkennen. Selten nur blickt er in die Partitur, die er nach so + häufigen Proben und Aufführungen natürlich bis auf jede Note auswendig weiß. + Sonderbar ist außer der fast genirten Haltung seine Gewohnheit das Pult zu verlassen + und einige Schritte den Chören und Solisten näher zu treten, als wolle er voraus + bezeichnen wer nun an die Reihe kommt. Das ist unschön, es hat’s ihm sicher kein + Freund gesagt.

Warum hat nun eigentlich der begabte Verdi so viel dramatischen Opernstoff auf ein Kirchen-Requiem vergeudet, das bereits so ganz unvergleichliche Componisten beschäftigt hat? Mußte Manzoni mit neuer Musik gefeiert werden? - Genügten Pergolese, - Mozart, Cherubini nicht, und auch Berlioz, da ihn Verdi’s Fugen wieder ins Gedächtniß riefen? Warum will Verdi absolut anderes schaffen als was seinem - speciellen Talent am nächsten liegt?

+ Genügten Pergolese, Mozart, Cherubini nicht, und auch Berlioz, da ihn Verdi’s + Fugen wieder ins Gedächtniß riefen? Warum will Verdi absolut anderes schaffen als was seinem speciellen Talent am + nächsten liegt?

Es heißt: der Schlußsatz sei schon lange fertig gewesen, da vor mehreren Jahren - bereits von einer Messe die Rede war die zum - Andenken Rossini’s von allen lebenden - italienischen Componisten vereint gefertigt werden sollte. Messe die Rede + war die zum Andenken Rossini’s von + allen lebenden italienischen Componisten vereint gefertigt werden sollte. Verdi hatte dazu jenes Finale geschrieben. Da kam der Krieg dazwischen, und das Kriegsgetöse ließ die Musik beiseite liegen. Dann starb Manzoni. Sofort gieng der - thätige Meister ans Werk, und während seine „Aïda“ - wieder überall von ihm reden machte, hatte er schon am ersten Jahrestage des Todes - von Manzoni sein Requiem bereit.

+ thätige Meister ans Werk, und während seine „Aïda“ wieder überall von ihm reden machte, hatte er schon am ersten + Jahrestage des Todes von Manzoni sein + Requiem bereit.

Verdi wird Garibaldi wahrscheinlich überleben. Den diff --git a/tei/bbz_1876-03-11_berlin.xml b/tei/bbz_1876-03-11_berlin.xml index 2516562..a089815 100644 --- a/tei/bbz_1876-03-11_berlin.xml +++ b/tei/bbz_1876-03-11_berlin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Berliner Börsen-Zeitung, 11. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/bbz_1876-03-11_berlin.xml

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@@ -16,13 +15,15 @@ 119 - 119 + Morgen-Ausgabe 1 - + + + Bericht @@ -39,64 +40,68 @@ xml:id="f1"/> - - + + Politische Nachrichten. -

Berlin, - 11. März.

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+ + Berlin, + 11. März.

Bei der am Donnerstag Abend im Königlichen Palais stattgehabten musikalischen Abendunterhaltung gelangte unter Leitung des Ober-Capellmeisters Taubert nachfolgendes Programm zur Aufführung: - 1. Libera me und Agnus dei aus dem - Requiem von Verdi gesungen von Frau Artôt de Padilla und Frl. Lehmann und den Herren Bossi - und Ernst, 2. a) - Allegro, b) Nocturne, c) Au bord d’une source für - Piano von Scarlatti, Chopin und Liszt, vorgetragen von Herrn Pinner, 3. a) L’adieu (Air - béarnois) und b) Il mandolino - von Gounod, gesungen von Frau Artôt, 4. a) - Liebeslied — Wiegenlied und b) - Ungarische Rhapsodie von Hauser, vorgetragen von Herrn Libera me + und Agnus + dei aus dem Requiem + von Verdi gesungen von Frau Artôt de Padilla und Frl. Lehmann und den Herren Bossi und Ernst, 2. a) Allegro, b) + Nocturne, c) Au bord d’une + source für Piano von Scarlatti, Chopin und + Liszt, vorgetragen von Herrn Pinner, 3. a) L’adieu (Air béarnois) und b) Il mandolino von Gounod, gesungen von Frau Artôt, 4. a) + Liebeslied — Wiegenlied und + b) + Ungarische Rhapsodie von + Hauser, vorgetragen von Herrn Miska Hauser, 5. Arie aus „Don Juan“ von Mozart, gesungen von Herrn Bossi, 6. Duett aus „Zelmire“ von Rossini, - gesungen von Frau Artôt und - Herrn Bossi, 7. „Thautropfen“, Harfensolo von Godefroid, vorgetragen von Herrn Hummel, 8. a) La fileuse (Air Basque) von Garat und b) Ni jamais, ni toujours, gesungen - von Frl. Lehmann und Frau Artôt, 9. Fantasie über „Lucrezia - Borgia“, vorgetragen von Herrn Bossi, 6. Duett aus „Zelmire“ von Rossini, gesungen von Frau Artôt und Herrn Bossi, 7. + „Thautropfen“, Harfensolo + von Godefroid, vorgetragen von Herrn + Hummel, 8. a) + La fileuse (Air + Basque) von Garat und + b) Ni jamais, + ni toujours, gesungen von Frl. Lehmann und Frau Artôt, 9. Fantasie über + „Lucrezia Borgia“, vorgetragen von Herrn Hauser und 10. a) Nuit - d’Espagne von Massenet - und b) La Calesera - von Yradier, gesungen von Frau - Artôt. Diese Festlichkeit, - zu der etwa 160 Einladungen ergangen waren, erreichte erst nach 12 Uhr ihr Ende. — -

+ d’Espagne von Massenet und b) La Calesera von Yradier, gesungen von Frau Artôt. Diese Festlichkeit, zu der etwa 160 Einladungen ergangen + waren, erreichte erst nach 12 Uhr ihr Ende. —

diff --git a/tei/bfb_1876-04-19_berlin.xml b/tei/bfb_1876-04-19_berlin.xml index 2135631..8cb8d12 100644 --- a/tei/bfb_1876-04-19_berlin.xml +++ b/tei/bfb_1876-04-19_berlin.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Berliner Fremdenblatt, 19. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

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@@ -17,14 +18,16 @@ 91 - 91 + Erstes Blatt bfb 1
- + + + Werkbesprechung @@ -45,35 +48,35 @@ Requiem gelangte am 15. d. M. auch im hiesigen Opernhause zur Aufführung, nachdem es - bereits auf den Hofbühnen von Wien und Dresden, in Mailand, Florenz und andern Orten mit Erfolg gesungen - worden ist. Das Werk wurde zum Todestage Alessandro Manzoni’s, des auch in Wien und Dresden, in Mailand, Florenz und andern Orten mit Erfolg gesungen worden ist. Das + Werk wurde zum Todestage Alessandro + Manzoni’s, des auch in Deutschland, am meisten wohl durch seine »Verlobten« bekannten Dichters, komponirt. Hätte Verdi sein Requiem vielleicht nach dem Rigoletto oder der Traviata komponirt, jene Opern, welche sich - durch die materielle Natur der herausfordernden Effekte, durch Flachheit und - Trivialität der Melodien, durch sorglose, leichtfertige Arbeit auszeichnen, kein + key="verdi.la-traviata" type="mus">Traviata komponirt, jene Opern, + welche sich durch die materielle Natur der herausfordernden Effekte, durch Flachheit + und Trivialität der Melodien, durch sorglose, leichtfertige Arbeit auszeichnen, kein Deutscher hätte sich um das Werk bekümmert, ja man hätte es wohl gar einer Blasphemie gleich erachtet, daß ein Komponist wie V. es gewagt, seine Hand nach einem so heiligen Texte auszustrecken. Aber nach dem Erfolge seiner A<hi rend="antiqua" - >ï</hi>da, einer Oper, die sich durch Gewissenhaftigkeit und Fleiß, + >ïda, einer Oper, die sich durch Gewissenhaftigkeit und Fleiß, durch eine Ausführung alles Technischen wie durch Einheitlichkeit des Styls vortheilhaft von Allem abhebt, was V. - jemals geschrieben, durfte auch das Requiem - einer freundlichen Aufnahme sicher sein; der Erfolg der A<hi rend="antiqua">ï</hi>da hat ihm den Weg in die Concertsäle, - sogar in die Opernhäuser geebnet. Noch in höherem Maße als die A<hi rend="antiqua">ï</hi>da ist in dem Requiem ein vollständiger Bruch mit der - musikalischen Vergangenheit des Komponisten zu bemerken. Die frühere + jemals geschrieben, durfte auch das Requiem einer freundlichen Aufnahme sicher sein; der Erfolg der A<hi rend="antiqua">ï</hi>da hat ihm den Weg + in die Concertsäle, sogar in die Opernhäuser geebnet. Noch in höherem Maße als die + A<hi rend="antiqua">ï</hi>da ist in + dem Requiem ein vollständiger Bruch + mit der musikalischen Vergangenheit des Komponisten zu bemerken. Die frühere Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit ist dem Ernst und dem Streben nach Vertiefung gewichen, die süßlichen, charakterlosen Melodien, die rohen dramatischen Effekte sind, Dank dem Einfluß der großen französischen und deutschen Meister, denen @@ -81,10 +84,10 @@ verschwunden, um ausdrucksvollen Melodien und einer, jeder Uebertreibung fremden, wahrhaft dramatischen Ausdrucksart Platz zu machen. Die Instrumentation ist fein, durchdacht und stets wirksam. In dem Requiem ist auch der Einfluß, welchen deutsche - kirchliche Musik auf den Komponisten ausgeübt, unverkennbar, aber mehr der Einfluß - von Werken Mozarts und Beethovens, als Requiem ist auch der Einfluß, welchen + deutsche kirchliche Musik auf den Komponisten ausgeübt, unverkennbar, aber mehr der + Einfluß von Werken Mozarts und + Beethovens, als Bachs, Händels und der Neueren. Die Werke jener, so künstlerisch bedeutsam sie auch sind, können doch auf die Bezeichnung @@ -93,8 +96,8 @@ key="zelter.carl-friedrich">Zelter aus diesem Grunde die Zusammenstellung der schönen Musik mit dem Text in Beethovens Oratorium »Christus am Oelberge« eine - Unkeuschheit. — Spohr erzählt in seiner + key="beethoven.christus-am-oelberge" type="mus">Christus am Oelberge« + eine Unkeuschheit. — Spohr erzählt in seiner Selbstbiographie, daß, bevor er an die Komposition seiner ersten großen geistlichen Werke ging, er monatelang ernste Studien im einfachen und doppelten Contrapunkt machte und sich in den Styl der geistlichen Werke der alten Meister einzuleben @@ -114,36 +117,37 @@ Styl und die Ausdrucksart der großen Oper. Heben wir vorerst die Stellen hervor, welche durch Wahrheit, Würde und Poesie des Ausdrucks hervorragen und eine wahrhaft fromme Stimmung erzeugen. Da ist das »quid sum miser« und das - darauf folgende »qui salvandos«, letzteres - zwar etwas weltlich, aber von süßestem Wohllaut. Dann das den zweiten Theil des - Werkes eröffnende »domine Jesu Christe«, das sich durch die edel und melodiös - gehaltene Selbständigkeit der vier Stimmen auszeichnet, bis zu der Stelle, wo die - Geigen, ganz leise beginnend, hinzutreten und den schönen Eindruck durch opernhaftes - Gebahren fast wieder zerstören. Als beste Nummer des Werkes rühmen wir das »hostias et preces + key="verdi.requiem.2.quid-sum-miser" type="mus">quid sum miser« + und das darauf folgende »qui + salvandos«, letzteres zwar etwas weltlich, aber von süßestem + Wohllaut. Dann das den zweiten Theil des Werkes eröffnende »domine Jesu + Christe«, das sich durch die edel und melodiös gehaltene + Selbständigkeit der vier Stimmen auszeichnet, bis zu der Stelle, wo die Geigen, ganz + leise beginnend, hinzutreten und den schönen Eindruck durch opernhaftes Gebahren + fast wieder zerstören. Als beste Nummer des Werkes rühmen wir das »hostias et preces tibi«, das von ergreifender Wirkung ist. Die Melodie des Tenor, welcher beginnt, ist überaus rührend und ihm schließen sich klagend die andern Stimmen nach und nach an. Das Unisono des Chores auf ein und demselben Tone, womit - das Finale beginnt, hat zwar etwas von einem - Operneffekt, wirkt aber nicht gerade abstoßend, obgleich es im strengen Style nicht - zur Nachahmung empfohlen werden dürfte. Es macht den Eindruck eines halb leise von - einer Gemeinde im Takte gesprochenen Gebetes. In der Fuge des Schlußchors »libera me - domine« begegnen wir einem sehr charakteristischen Thema, das - geschickt und wirkungsvoll behandelt wird; sowohl im Aufbau wie in der Stimmung - zeigt sich hier der Einfluß unserer großen Kirchen-Komponisten. Leider bleibt die - Stimmung nicht bis zu Ende. Das crescendo bis »sunt et« mit dem - plötzlichen piano auf dem unmittelbar folgenden Finale beginnt, hat zwar etwas + von einem Operneffekt, wirkt aber nicht gerade abstoßend, obgleich es im strengen + Style nicht zur Nachahmung empfohlen werden dürfte. Es macht den Eindruck eines halb + leise von einer Gemeinde im Takte gesprochenen Gebetes. In der Fuge des Schlußchors + »libera me domine« begegnen wir einem sehr charakteristischen + Thema, das geschickt und wirkungsvoll behandelt wird; sowohl im Aufbau wie in der + Stimmung zeigt sich hier der Einfluß unserer großen Kirchen-Komponisten. Leider + bleibt die Stimmung nicht bis zu Ende. Das crescendo bis »sunt et« mit + dem plötzlichen piano auf dem unmittelbar folgenden »terra«, so wie der hüpfende Rhythmus des Chores und Orchesters lassen uns nicht zu ungetheiltem Genuß des großartig angelegten Satzes kommen. Herrscht in dem, was wir bisher erwähnten, zumeist ein würdiger Ton, so haben wir in dem Uebrigen fast nur einen Zwiespalt zwischen Wort und Ton, eine - Vergewaltigung der Textworte zu beklagen. Gleich im ersten Chore, der begleitet von + Vergewaltigung der Textworte zu beklagen. Gleich im ersten Chore, der begleitet von Streichinstrumenten con sordini vielversprechend und stimmungsvoll anhebt, treffen wir auf eine durchaus widersinnige Textzerreißung. Zwischen aeternam und dona, zwischen @@ -153,28 +157,29 @@ Chor, und die Pause wird durch kurze Instrumental-Zwischenspiele ausgefüllt. Man würde jeden deutschen Requiem-Komponisten bittre Vorwürfe machen, wenn er sich je so etwas zu Schulden kommen ließe. Das wilde »dies irae« bis zu »quando judex« würde als Hunnenchor in der Oper »Attila« desselben Komponisten gewiß sehr wirksam - sein. Die rasenden Gänge der Violinen, die Aufwendung der Blas- und - Schlag-Instrumente, die mit voller Kraft eintreten, lassen eher die orchestrale + key="verdi.requiem.2.dies-irae" type="mus">dies irae« bis zu + »quando judex« würde als Hunnenchor in der Oper + »Attila« desselben Komponisten + gewiß sehr wirksam sein. Die rasenden Gänge der Violinen, die Aufwendung der Blas- + und Schlag-Instrumente, die mit voller Kraft eintreten, lassen eher die orchestrale Schilderung der wilden Jagd, als die Begleitung zu einem »dies irae« vermuthen. In dem nächsten Chore »tuba mirum«, in dem sich aber - der Komponist nicht der Posaune, sondern statt ihrer iniger Trompeten bedient, wirkt - das viermal wiederkehrende »mors« mit dem Schlage der - großen Trommel nach jeder Wiederholung nahezu komisch. Ebenso wild und rauschend wie - das »dies - irae« ist der Chor »lacrymosa dies illa« gehalten, - hier kommen noch Becken, Posaunen und große Trommel zu der ohnehin starken Instrumentalbegleitung. Mit ganz besonderem - Ernst geht ein deutscher Komponist, der ein Requiem schreibt, an die Komposition des - »sanctus«. Da - hinein sucht er das Frömmste und Erhabenste zu legen, was sein Herz bewegt. Das »sanctus« in dem + key="verdi.requiem.2.tuba-mirum" type="mus">tuba mirum«, in dem + sich aber der Komponist nicht der Posaune, sondern statt ihrer iniger Trompeten + bedient, wirkt das viermal wiederkehrende »mors« mit dem Schlage der großen Trommel nach jeder Wiederholung + nahezu komisch. Ebenso wild und rauschend wie das »dies irae« ist der + Chor »lacrymosa + dies illa« gehalten, hier kommen noch Becken, Posaunen und + große Trommel zu der ohnehin starken + Instrumentalbegleitung. Mit ganz besonderem Ernst geht ein deutscher Komponist, der + ein Requiem schreibt, an die Komposition des »sanctus«. Da hinein sucht er + das Frömmste und Erhabenste zu legen, was sein Herz bewegt. Das »sanctus« in dem Verdi’schen Werke aber erscheint fast wie eine Blasphemie. Die Figuration der Geigen zu dem Chore klingt wie Balletmusik zu einem Tanzchor, den etwa Landleute in der Oper singen. — Nach alledem wird es @@ -191,16 +196,16 @@ rend="widespace">Betz und Ernst als Solisten war durch den Herrn Kapellmeister Radecke, der auch dirigirte, - sorgfältig vorbereitet. Von Vortheil wäre es gewesen, entweder den Chor zu - verstärken, oder das Orchester zu verringern, denn die Macht des Letzteren war - zuweilen so gewaltig, daß der Chor fast erdrückt wurde. So sehr wir uns auch an der - edlen Art erfreuten, in der Herr Betz seine - Baßparthie zur Geltung brachte, wir hätten sie doch lieber von einer tieferen Stimme - mit ausgesprochenem Baßtimbre, vielleicht von der der Herren Fricke oder Krolop, gehört. Ein wuchtigeres Fundament hätte auch den - Soloquartetten einen noch größeren Reiz verliehen.

+ key="radecke.robert">Radecke, der auch dirigirte, sorgfältig + vorbereitet. Von Vortheil wäre es gewesen, entweder den Chor zu verstärken, oder das + Orchester zu verringern, denn die Macht des Letzteren war zuweilen so gewaltig, daß + der Chor fast erdrückt wurde. So sehr wir uns auch an der edlen Art erfreuten, in + der Herr Betz seine Baßparthie zur Geltung + brachte, wir hätten sie doch lieber von einer tieferen Stimme mit ausgesprochenem + Baßtimbre, vielleicht von der der Herren Fricke oder Krolop, gehört. + Ein wuchtigeres Fundament hätte auch den Soloquartetten einen noch größeren Reiz + verliehen.

Emil Breslaur.

diff --git a/tei/bk_1875-12-12_muenchen.xml b/tei/bk_1875-12-12_muenchen.xml index f7c948c..e4b4e9f 100644 --- a/tei/bk_1875-12-12_muenchen.xml +++ b/tei/bk_1875-12-12_muenchen.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Bayerischer Kurier, München, 12. Dezember 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/bk_1875-12-12_muenchen.xml

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@@ -18,7 +19,7 @@ 343/344 - 343/344 + Zweites Blatt 19 bk [1] @@ -26,8 +27,10 @@
- + + + + Bericht @@ -41,76 +44,80 @@ - + Lokales und Provinzielles. - München, 11. Dezember. + + + München, 11. Dezember.

— r. (Conzert.) Nachdem in Wien Verdi’s - Requiem unter persönlicher Leitung - des Componisten mit großen Erfolg aufgeführt worden, ward es für die - musikalische Akademie eine Ehrenpflicht, dieses bedeutende, zum Gedächtniß des auch - in Deutschland mit recht geschätzten und - berühmten Verfassers der „promessi sposi“ (Verlobten) - Alessandro Manzoni komponirte - Werk, auch dem Münchener Publikum vorzuführen. Die Stylart dieser Composition ist - allerdings dazu angethan, daß der Verleger Ricordi - kaum erwarten darf, sie im Catalog des allgemeinen deutschen Cäcilienvereins - aufgenommen zu sehen, aber deswegen wird der musikalische Werth im großen Ganzen - nicht übersehen werden können, denn wir empfangen damit von Verdi, der vom Jahre 1839-70 36 Opern schrieb, von denen 3 oder 4 auch die Alpen - überschritten, eine Composition, die vom rein musikalischen Standpunkt aus - betrachtet, Achtung gebietet. Macht der Componist auch von allen Mitteln, welche die - technische Vervollkommnung der Instrumente und orchestralen Mittel überhaupt bietet, - mehr als umfassenden Gebrauch, so verliert er sich doch nie ins Gebiet der - Unmöglichkeiten und verharrt stets auf rein musikalischen Standpunkt. Daß Verdi eine andere Denkungsart für den Ausdruck - religiösen Gefühls an den Tag legt, als dieß im schroffen Gegensatz Johannes Brahms in seinem deutschen Requiem gethan, bedarf kaum des - Hinweises; ist es doch auffällig wie die Kirchenmusik immer unkirchlicher wird, je - mehr man sich dem Centralpunkt der katholischen Kirche nähert. — Wenden wir uns zum - Werke selbst um die einzelnen Theile zu besprechen, so begegnet uns der Introitus als kurze, dramatische Einleitung, in - welcher die Textworte vom Chor in abgebrochenen fast recitativartigen Sätzen - vorgetragen und von einer zarten Instrumentalbegleitung gehoben werden. Der Psalm ist ein herrlicher Satz - im Styl a capella, dessen Harmonik gegen Ende reich und kühn - ist. Das sich eng anschließende Kyrie trägt eine mehr weltliche Färbung, - hier treten die ersten Sologesänge auf, an denen Verdi’s Eigenthümlichkeit nicht übersehen werden kann. Der gewaltige - Text des Dies irae - forderte den Componisten zur Anwendung großartiger Effekte auf, er verschmähte es - selbst nicht die große Trommel anzuwenden. Für die Kirche müßten wir jedoch solche - Sätze ablehnen, wenn sie musikalisch noch so berechtigt sein mögen. Der ganze breit - ausgesponnene Satz ist voll dramatischen Lebens, entbehrt jedoch keineswegs gewisser - Seltsamkeiten; so begegnet uns im Confutatis eine öfter - wiederholte Reihenfolge von Quinten-Parallelen für deren absichtliche Anwendung kein - Grund erfindlich. Die Verwendung von Trompeten im Tuba mirum mit dem Echo ist - eine Modifizirung des von H. Berlioz in - seinem Requiem verwertheten - Effektes; hier ist die Einschränkung wohl überlegt und gewiß nur zu billigen. Die - Form der ganzen Sequenz des Dies irae ist eine - sehr abgerundete und würden nicht da und dort theatralische Effekte überwiegen, so - würde so würde das ganze von überwältigendem Eindruck auf die Hörer sein. Das Offertorium ist ein - großer Ensemblesatz, der eine geistvolle Combination in sich birgt und von bester - Wirkung ist. Nun gelangen wir unseres Erachtens zum Glanzpunkt der ganzen - Todtenmesse, zum Sanctus, das zwar etwas eigenthümlich auftritt; es wird aber vom - Beginn der zweichörigen Doppelfuge an nicht nur musikalisch interessant, sondern - bringt ganz der Situation gemäß die geeignete andächtige Stimmung zum Ausdruck. In - dem Sanctus ist das - Requiem unter + persönlicher Leitung des Componisten mit großen Erfolg aufgeführt worden, + ward es für die musikalische Akademie eine Ehrenpflicht, dieses bedeutende, zum + Gedächtniß des auch in Deutschland mit + recht geschätzten und berühmten Verfassers der „promessi + sposi“ (Verlobten) Alessandro + Manzoni komponirte Werk, auch dem Münchener Publikum vorzuführen. Die + Stylart dieser Composition ist allerdings dazu angethan, daß der Verleger Ricordi kaum erwarten darf, sie im Catalog des + allgemeinen deutschen Cäcilienvereins aufgenommen zu sehen, aber deswegen wird der + musikalische Werth im großen Ganzen nicht übersehen werden können, denn wir + empfangen damit von Verdi, der vom Jahre + 1839-70 36 Opern schrieb, von denen 3 + oder 4 auch die Alpen überschritten, eine Composition, die vom rein musikalischen + Standpunkt aus betrachtet, Achtung gebietet. Macht der Componist auch von allen + Mitteln, welche die technische Vervollkommnung der Instrumente und orchestralen + Mittel überhaupt bietet, mehr als umfassenden Gebrauch, so verliert er sich doch nie + ins Gebiet der Unmöglichkeiten und verharrt stets auf rein musikalischen Standpunkt. + Daß Verdi eine andere Denkungsart für den + Ausdruck religiösen Gefühls an den Tag legt, als dieß im schroffen Gegensatz + Johannes Brahms in seinem deutschen Requiem gethan, bedarf kaum + des Hinweises; ist es doch auffällig wie die Kirchenmusik immer unkirchlicher wird, + je mehr man sich dem Centralpunkt der katholischen Kirche nähert. — Wenden wir uns + zum Werke selbst um die einzelnen Theile zu besprechen, so begegnet uns der Introitus als kurze, dramatische + Einleitung, in welcher die Textworte vom Chor in abgebrochenen fast recitativartigen + Sätzen vorgetragen und von einer zarten Instrumentalbegleitung gehoben werden. Der + Psalm ist + ein herrlicher Satz im Styl a capella, dessen Harmonik gegen + Ende reich und kühn ist. Das sich eng anschließende Kyrie trägt eine + mehr weltliche Färbung, hier treten die ersten Sologesänge auf, an denen Verdi’s Eigenthümlichkeit nicht übersehen werden + kann. Der gewaltige Text des Dies irae forderte den Componisten zur Anwendung + großartiger Effekte auf, er verschmähte es selbst nicht die große Trommel + anzuwenden. Für die Kirche müßten wir jedoch solche Sätze ablehnen, wenn sie + musikalisch noch so berechtigt sein mögen. Der ganze breit ausgesponnene Satz ist + voll dramatischen Lebens, entbehrt jedoch keineswegs gewisser Seltsamkeiten; so + begegnet uns im Confutatis eine öfter wiederholte + Reihenfolge von Quinten-Parallelen für deren absichtliche Anwendung kein Grund + erfindlich. Die Verwendung von Trompeten im Tuba mirum mit dem + Echo ist eine Modifizirung des von H. + Berlioz in seinem Requiem verwertheten Effektes; hier ist die Einschränkung + wohl überlegt und gewiß nur zu billigen. Die Form der ganzen Sequenz des Dies irae ist eine sehr abgerundete und + würden nicht da und dort theatralische Effekte überwiegen, so würde so würde das + ganze von überwältigendem Eindruck auf die Hörer sein. Das Offertorium ist ein großer + Ensemblesatz, der eine geistvolle Combination in sich birgt und von bester Wirkung + ist. Nun gelangen wir unseres Erachtens zum Glanzpunkt der ganzen Todtenmesse, zum + Sanctus, + das zwar etwas eigenthümlich auftritt; es wird aber vom Beginn der zweichörigen + Doppelfuge an nicht nur musikalisch interessant, sondern bringt ganz der Situation + gemäß die geeignete andächtige Stimmung zum Ausdruck. In dem Sanctus ist das Benedictus mit verflochten und nicht als eigener Satz behandelt. Das Agnus - Dei beginnt mit einem längeren Solosatz in Unisono zwischen + Dei beginnt mit einem längeren Solosatz in Unisono zwischen TenorEigentlich Sopran und Mezzosopran, jedoch könnte die Besetzung umgestellt worden sein; vgl. Euterpe, Leipzig, @@ -118,15 +125,16 @@ noch dadurch steigert, daß beim dritten Agnus die Instrumente und der Chor einsetzten und die ganze etwas breit gehaltene Phrase mit einer interessanten harmonischen Unterlage wiederholen. Das Post comunio ist ein Satz mit Solo und - Chor, in dem Verdi die Hauptmotive des - ganzen Requiem zusammenfaßt und die überwältigenden Instrumentaleffekte des + key="verdi.requiem.7" type="mus">Post comunio ist ein Satz mit + Solo und Chor, in dem Verdi die + Hauptmotive des ganzen Requiem zusammenfaßt und die überwältigenden + Instrumentaleffekte des Dies irae - andeutungsweise wiederkehren. Im Libera begegnen wir einer trefflich gearbeiteten Fuge und sind - wir nicht gleicher Meinung mit dem italienischen Kritiker, es sei nicht viel mehr - als eine gewöhnlicher Schularbeit, wir glauben vielmehr, sie sei als die + andeutungsweise wiederkehren. Im Libera begegnen wir einer trefflich gearbeiteten + Fuge und sind wir nicht gleicher Meinung mit dem italienischen Kritiker, es sei + nicht viel mehr als eine gewöhnlicher Schularbeit, wir glauben vielmehr, sie sei als + die gedeigene gediegene Arbeit eines tüchtigen und gewandten Contrapunktisten zu schätzen. Zudem @@ -150,13 +158,14 @@ key="verdi.giuseppe">Verdi, daß er mit den einzelnen Instrumenten mehr vertraut als von vielen der berühmten Instrumentatoren der Gegenwart gesagt werden kann. Der Erfolg war sehr günstig und mußte das Agnus Dei wiederholt werden.

-

Durch die Aufführung hat die - musikalische Akademie sich ein unbestrittenes Verdienst erworben, Herrn - Hofkapellmeister Wüllner gebührt für - seine dem Werke gewidmeten Bemühungen Dank und Anerkennung und hat er sich damit in - der Geschichte des Münchener Concertlebens - ein bleibendes Andenken gesichert.

+ key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus Dei wiederholt + werden.

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Durch die Aufführung hat die musikalische + Akademie sich ein unbestrittenes Verdienst erworben, Herrn Hofkapellmeister + Wüllner gebührt für seine dem Werke + gewidmeten Bemühungen Dank und Anerkennung und hat er sich damit in der Geschichte + des Münchener Concertlebens ein bleibendes + Andenken gesichert.

diff --git a/tei/bombe_1875-06-13_wien_1.xml b/tei/bombe_1875-06-13_wien_1.xml index ad08581..e1d597a 100644 --- a/tei/bombe_1875-06-13_wien_1.xml +++ b/tei/bombe_1875-06-13_wien_1.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Bombe, Wien, 13. Juni 1875 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/bombe_1875-06-13_heiter-ist-die-kunst.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire @@ -45,9 +46,9 @@ Heiter ist die Kunst.

Bei der nächsten Reprise des Verdi’schen - Requiems wird, um den feierlich düstern Eindruck - zu verstärken, außer den schwarzgeränderten Mullkleidern der Choristinnen noch - folgender Apparat zur Verwendung kommen:

+ Requiems wird, um den feierlich + düstern Eindruck zu verstärken, außer den schwarzgeränderten Mullkleidern der + Choristinnen noch folgender Apparat zur Verwendung kommen:

Anstatt des Gefrornen wird in den Pausen schwarzer Kaffee von echten Mohren servirt.

Die Trommeln und Pauken durchwegs mit Flor überzogen.

diff --git a/tei/bombe_1875-06-13_wien_2.xml b/tei/bombe_1875-06-13_wien_2.xml index 698edd0..7a3244b 100644 --- a/tei/bombe_1875-06-13_wien_2.xml +++ b/tei/bombe_1875-06-13_wien_2.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Bombe, Wien, 13. Juni 1875 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/bombe_1875-06-13_verdi.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -43,19 +44,18 @@ - Verdi. + Verdi.

Unter den nachgelassenen Ideen Herbeck’s war die, Verdi - und seine Messe den Wienern - vorzuführen, nicht die schlechteste. Das Verdienst der jetzigen Direction + key="wien.1875" type="event">Verdi und + seine Messe den Wienern + vorzuführen, nicht die schlechteste. Das Verdienst der jetzigen Direction besteht darin, diese Idee zur vollen Ausführung gebracht zu haben, trotzdem sie von Herbeck war. Es ist ein rührender Zug von Selbstverläugnung, daß selbst Herr Richard Lewy, der heute um - Herbeck mit Vergnügen trauert, - für Verdi schwärmt, während Herbeck mit Vergnügen trauert, für + Verdi schwärmt, während Hans Richter, der hiesige Wagner-Pontifex, im Vereine mit den anderen Wagner-Feren ihre wigalawahagewohnten @@ -63,9 +63,10 @@ >Verdi’scher Melodie Eingang finde. Hier Verdianer — dort Wagnerianer, Propheten rechts, Propheten links, und das Weltkind Jauner in der Mitte. Uebrigens war das zur - Generalprobe der Messe geladene Publicum in - Ersparung des Eintrittsgeldes freigiebig mit Applaus; ob das 7 fl. für den Sitz - zahlende Publicum die gleiche Begeisterung entwickeln wird, wollen wir abwarten.

+ Generalprobe der Messe geladene + Publicum in Ersparung des Eintrittsgeldes freigiebig mit Applaus; ob das 7 fl. für + den Sitz zahlende Publicum die gleiche Begeisterung entwickeln wird, wollen wir + abwarten.

diff --git a/tei/bombe_1875-06-20_wien.xml b/tei/bombe_1875-06-20_wien.xml index e8c9abd..7d9c5db 100644 --- a/tei/bombe_1875-06-20_wien.xml +++ b/tei/bombe_1875-06-20_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Bombe, Wien, 20. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/bombe_1875-06-20_dona-nobis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire diff --git a/tei/bombe_1875-06-27_wien.xml b/tei/bombe_1875-06-27_wien.xml index e495f84..06504b9 100644 --- a/tei/bombe_1875-06-27_wien.xml +++ b/tei/bombe_1875-06-27_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Bombe, Wien, 27. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/bombe_1875-06-27_verdi-im-conservatorium.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire @@ -58,26 +59,26 @@ key="zellner.leopold-alexander">Zellner.

***

Door. Wie hat mich Ihr - Requiem entzückt! Freilich that die - Aufführung im Theater der echten religiösen Wirkung doch einigen Eintrag.

+ Requiem entzückt! Freilich that + die Aufführung im Theater der echten religiösen Wirkung doch einigen Eintrag.

Verdi. Ich achte Ihr katholisches Gefühl, mein Herr; aber ich bin mit dem, was mir das Requiem in der Oper eingetragen, ganz zufrieden.

-

Door. Nur noch eine - Frage, großer Meister. Ist es wahr, daß Sie das <hi rend="bold"><persName key="door.anton">Door</persName>.</hi> Nur noch eine Frage, + großer Meister. Ist es wahr, daß Sie das <hi rend="widespace"><title key="verdi.requiem.2.recordare" type="mus">Riccordare im Requiem Ihrem Verleger Ricordi so getauft haben?

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem Ihrem Verleger Ricordi so getauft haben?

Verdi. Vielleicht; aber ganz ohne Zweifel würde ich, wenn ich Sie früher gekannt hätte, beim „Agnus“ an Sie, bester Door, gedacht haben.

+ key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus“ an Sie, bester Door, gedacht haben.

***

Epstein. Professor Hanslick erzählte uns, er hätte das Brahms’sche - Requiem auf Ihrem Pulte gefunden. Ich kann’s - nicht glauben.

+ Requiem auf Ihrem Pulte gefunden. Ich + kann’s nicht glauben.

Verdi. Das Werk hat große Vorzüge, nur an dem Künstler finde ich Eines auszusetzen.

Epstein. Und dieses diff --git a/tei/breunung_1876-02-28_hiller.xml b/tei/breunung_1876-02-28_hiller.xml index 636d7cc..f9838b2 100644 --- a/tei/breunung_1876-02-28_hiller.xml +++ b/tei/breunung_1876-02-28_hiller.xml @@ -5,11 +5,12 @@ Ferdinand Breunung, Brief an Ferdinand Hiller, Aachen, 28. Februar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/breunung_1876-02-28_brief-an-hiller.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +23,10 @@ - + + + + Privatschrift @@ -36,15 +40,15 @@ -

Verehrter Herr Capellmeister!

+ Verehrter Herr Capellmeister!

Jetzt steht mir nun erst noch für den 18. März das Requiem von Verdi - bevor, worauf ich mich nach Einblick in die Partitur erst recht freue. Aber - wenn ich nur erst wüßte, wo ich all’ den Apparat von 8 Trompeten und 4 Fagotten - herbekommen soll. Auch die Chorproben werden mir noch genug zu schaffen machen

+ when-iso="1876-03-18">18. März das Requiem von Verdi bevor, worauf ich mich nach Einblick in die Partitur + erst recht freue. Aber wenn ich nur erst wüßte, wo ich all’ den Apparat von 8 + Trompeten und 4 Fagotten herbekommen soll. Auch die Chorproben werden mir noch genug + zu schaffen machen

diff --git a/tei/btb_1876-01-11_hamburg.xml b/tei/btb_1876-01-11_hamburg.xml index 090cdda..96c8f54 100644 --- a/tei/btb_1876-01-11_hamburg.xml +++ b/tei/btb_1876-01-11_hamburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Berliner Tageblatt, 11. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/btb_1876-01-11_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Kurzbericht @@ -41,12 +42,12 @@ Am Hamburger Stadttheater ist am Sonnabend Verdi’s - Requiem mit großer Begeisterung aufgenommen - worden. Das szenische Arrangement war von Herrn Oberregisseur Hock - besorgt. Die Szene stellte das Innere einer katholischen Kirche dar, die - Mitwirkenden, der auf mehr als 100 Mann verstärkte Chor und das aus circa 70 - Personen bestehende Orchester, sämmtlich in eleganter Gesellschafts-Toilette, die + Requiem mit großer Begeisterung + aufgenommen worden. Das szenische Arrangement war von Herrn Oberregisseur Hock besorgt. Die Szene stellte das Innere einer katholischen Kirche + dar, die Mitwirkenden, der auf mehr als 100 Mann verstärkte Chor und das aus circa + 70 Personen bestehende Orchester, sämmtlich in eleganter Gesellschafts-Toilette, die Damen in Weiß, mit weißen Kamelien im Haar und, dem Charakter der Todtenmesse entsprechend, mit schwarzem Schleier, waren in weitem aufsteigenden Halbkreise postiert, in der Mitte desselben der Dirigent Herr Berliner Tageblatt, 12. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/btb_1876-01-12_dresden.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Kurzbericht @@ -35,13 +36,16 @@ - + Theater und Musik. - + + + +

Verdi’sRequiem hat auch in Dresden am Verdi’s „Requiem“ hat auch in Dresden am Hoftheater einen großen Erfolg davongetragen.

diff --git a/tei/btb_1876-04-16_berlin.xml b/tei/btb_1876-04-16_berlin.xml index 28584a6..44b3694 100644 --- a/tei/btb_1876-04-16_berlin.xml +++ b/tei/btb_1876-04-16_berlin.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Berliner Tageblatt, 16./19./27. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/btb_1876-04-16_berlin.xml

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@@ -39,7 +40,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -70,85 +73,88 @@ gefeiertste Operncomponist Italiens, sondern der mächtigste Beherrscher der lyrischen Scene in allen Kulturländern der Erde, begann seine Laufbahn etwa im Jahre 1839 mit einer Oper, „Oberto, Graf von St. Bonifazio“, welche, im - teatro alla - scala aufgeführt, nur einen zweifelhaften Erfolg + key="verdi.oberto" type="mus">Oberto, Graf von St. Bonifazio“, + welche, im teatro alla + scala aufgeführt, nur einen zweifelhaften Erfolg errang, während seine nächstfolgende Partitur „un giorno di regno“, welche ein - Jahr später auf derselben Bühne in Szene erschien, geradezu Fiasko machte. - Ein wahres Talent läßt sich durch solche Mißgeschichte nicht abschrecken, - und Verdi acceptirte sofort ein - drittes Libretto: — „<choice> + key="verdi.un-giorno-di-regno" type="mus">un giorno di regno“, + welche ein Jahr später auf derselben Bühne in Szene erschien, geradezu + Fiasko machte. Ein wahres Talent läßt sich durch solche Mißgeschichte nicht + abschrecken, und Verdi acceptirte + sofort ein drittes Libretto: — „<choice> <orig>Nabucco donosore</orig> <corr resp="tr">Nabuchodonosor</corr> </choice>“ von Solera, das unter damals noch italienische Opern komponirende Freund und Landsmann Otto Nicolai, zurückgewiesen hatte, und errang mit der Partitur - dieses „Nabucco“ — wie die Italiener den - ellenlangen Namen abbreviren — auf der Nabucco“ — wie die + Italiener den ellenlangen Namen abbreviren — auf der Skala Scala (1842) einen, seinen Ruf in Italien - festbegründenden, sensationellen Erfolg. Dieser „Nabucco“ war die erste Oper von Verdi, welche auch Berlin vor etwa 30 Jahren in der italienischen Oper des - verschwundenen alten Königstädtischen Theaters kennen lernte, aber der - Erfolg war hier wie vorher in Wien, nur - ein sehr mäßiger, wobei freilich das ziemlich absurde Buch des Herrn - Solera den Löwenantheil - der Schlud trug. Ein noch abgeschmackteres Libretto lieferte derselbe - „poeta“ für Verdi unter dem Titel - „i lombardi alla prima crociata“, - eine tragische Oper, die, wenn ich nicht irre, zuerst in Genua (1843) - aufgeführt wurde, und sowohl allda, wie in Mailand, der melodieenreichen Musik wegen fast noch mehr - Furore machte, als der „Nabucco“. Auch - diese Oper ging hier und in Wien mit italienischen Sängern in Szene, ohne - irgend einen nachhaltigen Eindruck zurückzulassen.

+ festbegründenden, sensationellen Erfolg. Dieser „Nabucco“ war die erste Oper von Verdi, welche auch Berlin vor etwa 30 Jahren in der italienischen + Oper des verschwundenen alten Königstädtischen Theaters kennen lernte, aber + der Erfolg war hier wie vorher in Wien, + nur ein sehr mäßiger, wobei freilich das ziemlich absurde Buch des Herrn + Solera den Löwenantheil der + Schlud trug. Ein noch abgeschmackteres Libretto lieferte derselbe „poeta“ + für Verdi unter dem Titel „i lombardi alla prima + crociata“, eine tragische Oper, die, wenn ich nicht irre, zuerst in + Genua (1843) aufgeführt wurde, und sowohl allda, wie in Mailand, der melodieenreichen Musik wegen fast + noch mehr Furore machte, als der „Nabucco“. Auch diese Oper ging hier und in Wien mit + italienischen Sängern in Szene, ohne irgend einen nachhaltigen Eindruck + zurückzulassen.

Ernani“, Text nach Victor Hugo’s erstem Sensations-Drama, war die nächste Partitur des nun bereits in seinem Vaterlande berühmten Maestro, die er 1844 für die Fenice in Venedig lieferte. „Ernani“ ist das beste Werk aus der ersten Schaffensperiode - Verdi’s und wußte sich auch - auf dem Repertoir der deutschen Oper für längere Zeit einen festen Platz zu - erobern. In der Musik dieser Oper trat zum ersten Mal, sowohl im Styl und - Charakter der Melodie, wie in der Behandlung der Chöre und des Orchesters - der Unterschied zwischen Verdi - und seinen Progonen Rossini, - Donizetti und Bellini klar und deutlich hervor, und - Verdi inaugurirte eine neue - Epoche auf dem Gebiete der italienischen Oper. Was Verdi vor Allem im Vergleich zu seinen - talentreichen Vorgängern auszeichnet, möchten wir in größerem künstlerischen - Ernst, in seiner dramatischen Energie und in seiner packenden rhythmischen + key="venedig">Venedig lieferte. „Ernani“ ist das beste Werk aus der ersten + Schaffensperiode Verdi’s und wußte + sich auch auf dem Repertoir der deutschen Oper für längere Zeit einen festen + Platz zu erobern. In der Musik dieser Oper trat zum ersten Mal, sowohl im + Styl und Charakter der Melodie, wie in der Behandlung der Chöre und des + Orchesters der Unterschied zwischen Verdi und seinen Progonen Rossini, Donizetti und Bellini klar und deutlich hervor, und Verdi inaugurirte eine neue Epoche auf + dem Gebiete der italienischen Oper. Was Verdi vor Allem im Vergleich zu seinen talentreichen + Vorgängern auszeichnet, möchten wir in größerem künstlerischen Ernst, in + seiner dramatischen Energie und in seiner packenden rhythmischen Lebendigkeit finden. Es ist charakteristisch, daß er nie eine opera buffa komponirt hat; nicht einmal einen Versuch in diesem von Italien ausgegangenen Genre hat er gemacht. Die Schaffensperiode des berühmten Maestro, die unmittelbar auf den „Ernani“ folgt und bis zu der fesselnden Oper - „Rigoletto“ reicht, ist so wenig - bedeutend, daß man dabei an die sieben magern Kühe in König Pharaos Traum - denken möchte. Diese Relâche seiner Muse umfaßt - den Zeitraum vom Jahre 1845 bis - 50, in welchem Verdi - neun bis zehn Opern in die Welt gesetzt hat, die in Deutschland kaum den - Namen nach bekannt geworden sind, und auch in Italien gänzlich verschollen - zu sein scheinen. Die verhältnismäßig werthvollste unter diesen magern Kühen - heißt „Luisa Miller“ und der + key="verdi.ernani" type="mus">Ernani“ folgt und bis zu der + fesselnden Oper „Rigoletto“ + reicht, ist so wenig bedeutend, daß man dabei an die sieben magern Kühe in + König Pharaos Traum denken möchte. Diese Relâche + seiner Muse umfaßt den Zeitraum vom Jahre 1845 bis 50, in welchem Verdi neun bis zehn Opern in die Welt + gesetzt hat, die in Deutschland kaum den Namen nach bekannt geworden sind, + und auch in Italien gänzlich verschollen zu sein scheinen. Die + verhältnismäßig werthvollste unter diesen magern Kühen heißt „Luisa Miller“ und der miserable Libretto ist Schillers „Kabale und Liebe“ entlehnt. Am Schluß des Akt I soll ein prächtiges Quintett vorkommen, das uns leider unbekannt geblieben ist. Nachdem Verdi sich in - Paris eingehend mit dem Wesen und - den Formen der französischen Oper beschäftigt hatte, erweiterte sich seine + Paris eingehend mit dem Wesen und den + Formen der französischen Oper beschäftigt hatte, erweiterte sich seine Anschauung vom musikalischen Drama und veränderte sich sein Styl. Eine ähnliche reformirende Uebergangsperiode erlebten in der Kapitole Frankreichs Gluck, Spondini Spontini , Rossini, Bellini und Donizetti, wie bekannt, und durchaus nicht zu ihrem Schaden, - denn sie vermochten der zwar gefälligen und graziösen, aber etwas hageren - und an Anämie leidenden gallischen Tonmuse neubelebendes Blut einzuflößen. - In rascher Aufeinanderfolge schuf Verdi nun die Opern „Trovatore“, „Rigoletto“ - und „La Traviata“, von denen die + >Rossini, Bellini + und Donizetti, wie bekannt, und + durchaus nicht zu ihrem Schaden, denn sie vermochten der zwar gefälligen und + graziösen, aber etwas hageren und an Anämie leidenden gallischen Tonmuse + neubelebendes Blut einzuflößen. In rascher Aufeinanderfolge schuf Verdi nun die Opern „Trovatore“, „Rigoletto“ und „La Traviata“, von denen die erste dem Komponisten nun seit mehr als zwei Dezennien einen festen Platz auf dem Berliner Repertoir errungen und gesichert hat. Nach der „Traviata“ lieferte der Componist eine - „Sizilianische Vesper“, - große Oper in 5 Akten von Scribe - für die Grande Opera zu Paris, ein Werk - auf französischem Text, das in Deutschland wenig bekannt geworden ist, noch - weniger als der darauf folgende „Maskenball“, den man in Berlin und einigen andern Orten Deutschlands kennen lernte. - Die beiden Partituren, die Verdi - nach dem ballo in maschero + key="verdi.la-traviata" type="mus">Traviata“ lieferte der + Componist eine „Sizilianische Vesper“, große Oper in 5 Akten von Scribe für die Grande Opera zu Paris, ein Werk auf französischem Text, das in + Deutschland wenig bekannt geworden ist, noch weniger als der darauf folgende + „Maskenball“, + den man in Berlin und einigen andern + Orten Deutschlands kennen lernte. Die beiden Partituren, die Verdi nach dem ballo in maschero schrieb: „La forza del Destino“ und „Don - Carlos“, sind nicht bis Berlin - vorgedrungen; die erstere, für Petersburg bestimmte Oper machte Fiasko und der „Don Carlos“ verschwand auch bald von dem - italienischen Repertoir. Wer geglaubt haben mochte, daß Verdi’s Muse nach einer so überreichen - Produktion nun endlich erschöpft und ermüdet die Flügel senken würde, mußte - höchlichst und aufs Angenehmste überrascht werden durch das Erscheinen - seiner großen Oper „Aida“, die, vom - Vizekönige Egyptens bestellt, vor vier Jahren zum ersten Male in Cairo und vor zwei Wintern auch bei uns in - Berlin, trotz einer nur theilweise - genügenden Rollenbesetzung, mit imposanter Wirkung zur Aufführung gelangte. - Eine gleich außerordentliche Metamorphose, wie sie die musikalische Welt in - Rossini, nachdem er fast - vier Dutzend Opern, ernst und komische, komponirt, beim Erscheinen seines - „Tell“ mit größter - Ueberraschung gewahrte, vollzog sich in Bezug auf Verdi durch die Oper Aida, die man wohl für sein Meisterwerk auf - dem Gebiete der dramatischen Musik erachten darf. Doch der „Schwan von Pesaro“ hatte noch eine - letzte, größere Ueberraschung in petto: — nachdem er seine letzte Partitur - für’s Theater geliefert, sang er sein Schwanenlied, das „Stabat mater“ und vielleicht gab - dieses Werk Verdi den Impuls zu - seinem Requiem.

+ Carlos“, sind nicht bis Berlin vorgedrungen; die erstere, für Petersburg bestimmte Oper machte Fiasko + und der „Don Carlos“ + verschwand auch bald von dem italienischen Repertoir. Wer geglaubt haben + mochte, daß Verdi’s Muse nach + einer so überreichen Produktion nun endlich erschöpft und ermüdet die Flügel + senken würde, mußte höchlichst und aufs Angenehmste überrascht werden durch + das Erscheinen seiner großen Oper „Aida“, die, vom Vizekönige Egyptens bestellt, vor vier Jahren + zum ersten Male in Cairo und vor zwei + Wintern auch bei uns in Berlin, trotz + einer nur theilweise genügenden Rollenbesetzung, mit imposanter Wirkung zur + Aufführung gelangte. Eine gleich außerordentliche Metamorphose, wie sie die + musikalische Welt in Rossini, + nachdem er fast vier Dutzend Opern, ernst und komische, komponirt, beim + Erscheinen seines „Tell“ mit größter Ueberraschung gewahrte, vollzog sich in Bezug + auf Verdi durch die Oper Aida, die man wohl für sein + Meisterwerk auf dem Gebiete der dramatischen Musik erachten darf. Doch der + „Schwan von Pesaro“ hatte + noch eine letzte, größere Ueberraschung in petto: — nachdem er seine letzte + Partitur für’s Theater geliefert, sang er sein Schwanenlied, das „Stabat mater“ und + vielleicht gab dieses Werk Verdi + den Impuls zu seinem Requiem.

@@ -214,35 +222,37 @@ Manzoni’s die nächste Veranlassung für die Entstehung des Verdi’schen - Requiems gewesen zu sein scheint, so - halten wir es dennoch für sehr wahrscheinlich, daß jene Lorbeeren, die - Rossini durch sein in - blühendster Melodienschönheit prangendes Stabat mater errang — man sieht das Marterkreuz, an dem die - Mutter des Heilandes stand, kaum noch hervorschimmern unter der Fülle der - Rossini’schen Tonblumen — - Joseph Verdi schon lange vor - Manzoni’s Heimgange nicht - ruhen ließen und ihn schon in früherer Zeit anspornten, ein ähnliches Werk - zu komponiren. Freilich meinte die deutsche Kritik, als ums Jahr Requiems gewesen zu sein + scheint, so halten wir es dennoch für sehr wahrscheinlich, daß jene + Lorbeeren, die Rossini durch + sein in blühendster Melodienschönheit prangendes Stabat mater errang — man + sieht das Marterkreuz, an dem die Mutter des Heilandes stand, kaum noch + hervorschimmern unter der Fülle der Rossini’schen Tonblumen — Joseph Verdi schon lange vor Manzoni’s Heimgange nicht ruhen + ließen und ihn schon in früherer Zeit anspornten, ein ähnliches Werk zu + komponiren. Freilich meinte die deutsche Kritik, als ums Jahr 1841 Rossini’s - Stabat mater veröffentlicht - wurde, dasselbe entbehre erheblich der kirchlichen Würde; der Sänger des - Barbier von - Sevilla, des Tell - etc. könne keine regelrechte Fuge machen, und Aehnliches dürfte die deutsche - Kritik auch an dem Requiem des Maestro - Verdi auszusetzen finden. - Aber haben sich Rossini und - Verdi nicht ersichtlich und - im Großen und Ganzen mit Erfolg bemüht, in ihren geistlichen Partituren von - ihrem eigenen Opernstyl möglichst zu abstrahiren? ist z. B. das berühmte - Stabat mater des Pergolese in Styl und - Faktur von seinen eigenen Opernmusiken und von denen seiner komponirenden - Zeitgenossen etwa mehr und besser in Kontrast gehalten, als dies bei - Rossini und Stabat mater + veröffentlicht wurde, dasselbe entbehre erheblich der kirchlichen Würde; der + Sänger des Barbier + von Sevilla, des Tell etc. könne keine regelrechte Fuge machen, und Aehnliches + dürfte die deutsche Kritik auch an dem Requiem des Maestro Verdi auszusetzen finden. Aber haben sich Rossini und Verdi nicht ersichtlich und im Großen + und Ganzen mit Erfolg bemüht, in ihren geistlichen Partituren von ihrem + eigenen Opernstyl möglichst zu abstrahiren? ist z. B. das berühmte Stabat mater des + Pergolese in Styl + und Faktur von seinen eigenen Opernmusiken und von denen seiner + komponirenden Zeitgenossen etwa mehr und besser in Kontrast gehalten, als + dies bei Rossini und Verdi der Fall ist? Hat unser großer Meister Georg Händel nicht ganze Arien und andere Stücke aus einigen seiner, nicht von Erfolg @@ -250,19 +260,19 @@ hinübergenommen, ohne daß wackere deutsche Kantoren und Sonatenmusiker auch nur die Spur von solchen musikalischen Sakrilegien bemerkt hätten?! — Gewiß hält Rossini’s - Stabat mater und das Requiem des Verdi in Bezug auf kontrapunktische Meisterschaft keinen - Vergleich mit den geistlichen Tondichtungen eines Sebastian Bach, oder unseres - ausgezeichneten Mitbürgers Friedrich + Stabat mater und das + Requiem des Verdi in Bezug auf kontrapunktische + Meisterschaft keinen Vergleich mit den geistlichen Tondichtungen eines + Sebastian Bach, oder + unseres ausgezeichneten Mitbürgers Friedrich Kiel aus, aber in einem äußerst wohlklingenden polyphonen Styl sind die genannten Werke der beiden Italiener trotzdem geschrieben, und ihre Final-Fugen dürften einem Laien-Auditorium am Ende weniger langweilig erscheinen, als jene berühmte Fuge in Grauns Passions-Kantate „der Tod Jesu“ auf den Text: „Christus hat uns ein Vorbild - gelassen“ etc.

+ >Grauns
Passions-Kantate „der Tod Jesu“ auf den Text: „Christus hat uns ein + Vorbild gelassen“ etc.

Doch nun folge mir ins kgl. Opernhaus, huldvoller Leser, zur ersten Aufführung des Verdischen @@ -282,115 +292,119 @@ key="brandt.marianne">Brandt, neben ihnen die Herren Betz und Ernst Plätze ein, und rechts vom - Dirigenten, Kapellmeister Radecke, dessen Pult sich ebenfalls auf dem Proscenio befand, - waren noch vier Solosängerinnen, darunter die Damen Horina und Lammert placirt, die im Sopran und Alto tapfer mit - eingriffen.

+ Dirigenten, Kapellmeister Radecke, + dessen Pult sich ebenfalls auf dem Proscenio befand, waren noch vier + Solosängerinnen, darunter die Damen Horina und Lammert + placirt, die im Sopran und Alto tapfer mit eingriffen.

Still und gespannt lauschte das Auditorium, zu dem fast alle namhaften Musiker Berlins zählen mochten, nicht nur dem ersten Satze — „Requiem und Kyrie“ — sondern sämtlichen - Theilen des Werkes, bis zum letzten, im leisesten + key="verdi.requiem.1" type="mus">Requiem und Kyrie“ — sondern + sämtlichen Theilen des Werkes, bis zum letzten, im leisesten Pianissime Pianissimo verhallenden „libera me!“ Die ersten — einige zwanzig — Takte, zu - den Worten „requiem - aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis,“ in - A-moll und dur von vier Solostimmen und Chor intonirt, sind durchweg piano - gehalten, und das erste Forte tritt in belebterem Tempo bei den Worten - „Te decet hymnus, Deus - in Sion“ ein, welcher Satz in freier kanonischer Schreibart - durchgeführt ist, wonach unmittelbar auf den abschließenden F-dur-Dreiklang, - ohne modulatorischen Übergang, das A-moll des Anfanges zu dem Text „requiem aeternam“ - etc. wiederkehrt und in das Kyrie — ein Soloquartett mit Chor — hinüberleitet.

+ den Worten „requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis,“ + in A-moll und dur von vier Solostimmen und Chor intonirt, sind durchweg + piano gehalten, und das erste Forte tritt in belebterem Tempo bei den Worten + „Te decet + hymnus, Deus in Sion“ ein, welcher Satz in freier kanonischer + Schreibart durchgeführt ist, wonach unmittelbar auf den abschließenden + F-dur-Dreiklang, ohne modulatorischen Übergang, das A-moll des Anfanges zu + dem Text „requiem aeternam“ etc. wiederkehrt und in das Kyrie — ein + Soloquartett mit Chor — hinüberleitet.

Man konnte wahrnehmen, daß diese erste Nummer der Partitur im Publikum einem ungemein günstigen Eindruck gemacht und die Theilnahme für das Werk gesteigert habe. Das zeigte sich denn auch am Schluß des darauf folgenden - „dies irae“, welches bei Verdi, die sonst gewöhnlich für sich - bestehenden + „dies irae“, welches bei + Verdi, die sonst gewöhnlich + für sich bestehenden acht neun Sätze „tuba - mirum“ — „liber - scriptus“ u. s. w. bis zum „lacrymosa“ in sich aufnimmt und - in der Weise umschließt, daß der Hauptpassus des dies irae — G-moll, alla - breve-Takt — noch ein paar Mal wiederkehrend, drohend durchbricht. Zu den - schönsten Einzelheiten in diesem, + mirum“ — „liber scriptus“ u. s. w. bis zum „lacrymosa“ in sich + aufnimmt und in der Weise umschließt, daß der Hauptpassus des dies irae — + G-moll, alla breve-Takt — noch ein paar Mal wiederkehrend, drohend + durchbricht. Zu den schönsten Einzelheiten in diesem, acht neun Sätze umfassenden, großen Ensemble möchten wir das dreistimmig - gehaltene „Quid sum miser tunc - dicturum“, dann das zwei stimmige „Recordare“ mit dem lieblichen + gehaltene „Quid sum + miser tunc dicturum“, dann das zwei stimmige „Recordare“ mit dem + lieblichen Alternativ Altmotiv - ,Qui Mariam absolvisti“ und das - „Lacrymosa“ - (Soloquartett mit Chor) zählen. Nach dem letzten Amen, womit diese - Abtheilung des Werkes schließt, brach in allen Räumen des Hauses lebhafter - Beifall hervor, und in der nun folgenden Zwischenpause bekundete die - Unterhaltung in den Foyers, mit welcher Theilnahme das ernste Werk des - berühmten Opernkomponisten bis dahin gehört worden sei. In der Konditorei - machte aber ein seltsamer Kauz mit ernster Miene die heitere Bemerkung, daß - er sich wundere, wie man eine Verdi’sche Musik im Opernhause ohne Kostüm geben könne. Er - wurde durch die Erklärung beruhigt, daß die Ultramontanen dagegen gestimmt - hätten.

+ ,Qui Mariam + absolvisti“ und das „Lacrymosa“ (Soloquartett mit Chor) zählen. Nach dem + letzten Amen, womit diese Abtheilung des Werkes schließt, brach in allen + Räumen des Hauses lebhafter Beifall hervor, und in der nun folgenden + Zwischenpause bekundete die Unterhaltung in den Foyers, mit welcher + Theilnahme das ernste Werk des berühmten Opernkomponisten bis dahin gehört + worden sei. In der Konditorei machte aber ein seltsamer Kauz mit ernster + Miene die heitere Bemerkung, daß er sich wundere, wie man eine Verdi’sche Musik im Opernhause ohne + Kostüm geben könne. Er wurde durch die Erklärung beruhigt, daß die + Ultramontanen dagegen gestimmt hätten.

Die zweite Abtheilung umfaßte nun die fünf Nummern der Partitur: „Domine Jesu,“ vierstimmiges Offertorium, das „Sanctus,“ zweichörige Doppelfuge, „Agnus Dei,“, zwei Soprane und Chor, - „Lux aeterna,“ Mezzosopran, Tenor - und Baß, und das „Libera me,“ Solo, - Chor und Schlußfuge.

+ key="verdi.requiem.3" type="mus">Domine Jesu,“ vierstimmiges + Offertorium, das „Sanctus,“ zweichörige + Doppelfuge, „Agnus Dei,“, + zwei Soprane und Chor, „Lux + aeterna,“ Mezzosopran, Tenor und Baß, und das „Libera me,“ Solo, Chor und + Schlußfuge.

Bezüglich des ersten Theils will ich nachträglich bemerken, daß wohlerzogenen Musikerohren, die ganz offen und ehrlich zu Tage liegenden Quinten in dem - Passus „oro supplex - et acclinis“ wohl etwas gallenbitter schmecken mochten, bin aber - überzeugt, daß sie dem Maestro nicht unbewußt entwichen sind, sondern daß er - sie mit voller Absicht hingesetzt hat; denn einem wo gewandten Techniker, - wie ihm, mußte es ja ein Leichtes sein, eine andere Baßführung zu der - Melodie zu finden. Vielleicht hatte Verdi einmal als Kind in der Nähe des Dörfleins Busseto, wo er vor 62 Jahren geboren wurde, - einen solchen Quintenpassus gehört und legte ihn nun als ein Blümchen der - Erinnerung aus dem Kindheitsparadiese in seinem Requiem nieder. Ich weiß nicht, für mich hat die Stelle etwas - Rührendes, gleich jenem „vergriffenen Büchlein,“ aus dem man selber einst - „Gebete lallte, halb Kinderspiele, halb Gott im Herzen“.Vgl. Goethe, Faust: Domszene, Gretchen unter vielem Volke. - Der böse Geist zu Gretchen: »Wie anders, Gretchen, war dir’s, / Als du - noch voll Unschuld / Hier zum Altar trat’st, / Aus dem vergriffnen - Büchelchen / Gebete lalltest, / Halb Kinderspiele, / Halb Gott im Herzen - / Gretchen! / Wo steht dein Kopf?«

+ Passus „oro supplex et acclinis“ wohl etwas gallenbitter schmecken + mochten, bin aber überzeugt, daß sie dem Maestro nicht unbewußt entwichen + sind, sondern daß er sie mit voller Absicht hingesetzt hat; denn einem wo + gewandten Techniker, wie ihm, mußte es ja ein Leichtes sein, eine andere + Baßführung zu der Melodie zu finden. Vielleicht hatte Verdi einmal als Kind in der Nähe des + Dörfleins Busseto, wo er vor 62 Jahren + geboren wurde, einen solchen Quintenpassus gehört und legte ihn nun als ein + Blümchen der Erinnerung aus dem Kindheitsparadiese in seinem Requiem nieder. Ich weiß nicht, + für mich hat die Stelle etwas Rührendes, gleich jenem „vergriffenen + Büchlein,“ aus dem man selber einst „Gebete lallte, halb Kinderspiele, halb + Gott im Herzen“.Vgl. Goethe, Faust: Domszene, + Gretchen unter vielem Volke. Der böse Geist zu Gretchen: »Wie anders, + Gretchen, war dir’s, / Als du noch voll Unschuld / Hier zum Altar + trat’st, / Aus dem vergriffnen Büchelchen / Gebete lalltest, / Halb + Kinderspiele, / Halb Gott im Herzen / Gretchen! / Wo steht dein + Kopf?«

Nummer für Nummer des zwei Stunden Zeitdauer beanspruchenden Werkes analysirend durchzugehen, kann natürlich nicht die Aufgabe des Feuilletons einer politischen Zeitung sein; das gehört in ein musikalisches Fachjournal. So wollen wir denn an dieser Stelle noch des überaus lieblichen, originell - erfundenen „Agnus Dei“ gedenken, das - den größten und ungetheilten Beifall davontrug. Es soll nicht verschwiegen - werden, daß Einzelheiten des Werkes eine wesentlich theatralische Wirkung - ausüben, wie z. B. manches im Dies - irae, dann die Introduktion der Blechinstrumente zum „Tuba mirum“, ferner der - Einsatz des Solobasses bei „Confutatis maledictis“, das an den Fluch des alten Marchese - gegen Rigoletto lebhaft erinnert u. s. w., aber ganz überwiegend ist es - Verdi im Großen und Ganzen + erfundenen „Agnus Dei“ + gedenken, das den größten und ungetheilten Beifall davontrug. Es soll nicht + verschwiegen werden, daß Einzelheiten des Werkes eine wesentlich + theatralische Wirkung ausüben, wie z. B. manches im Dies irae, dann die + Introduktion der Blechinstrumente zum „Tuba mirum“, ferner + der Einsatz des Solobasses bei „Confutatis maledictis“, das an den Fluch des alten + Marchese gegen Rigoletto lebhaft erinnert u. s. w., aber ganz überwiegend + ist es Verdi im Großen und Ganzen wohlgelungen, sich seinem gewohnten Opernstyle zu entziehen. Daß ein vielgewandter, gereifter italienischer Komponist wirkungsvoll für Singstimmen zu schreiben verstehe, braucht nicht erst versichert zu werden, - und instrumentirt ist das Requiem noch - feiner und effektvoller zugleich als selbst die Aïda.

+ und instrumentirt ist das Requiem noch feiner und effektvoller zugleich als selbst die + Aïda.

Die Aufführung war durch den Chordirigenten der königlichen Oper, Herrn Musikdirektor Kahl, aufs sorgfältigste vorbereitet und gelang unter der Leitung des Kapellmeisters @@ -400,9 +414,9 @@ und Brandt, den Herren Betz und Ernst so schön vorgetragen, daß diese Künstler, wenn das - Requiem nach dem Wunsche jedes - Gentleman in der Konditorei wirklich im Kostüm aufgeführt worden wäre, wohl - mehrfache Hervorrufe nebst Blumenspenden erlebt hätten.

+ Requiem nach dem Wunsche + jedes Gentleman in der Konditorei wirklich im Kostüm aufgeführt worden wäre, + wohl mehrfache Hervorrufe nebst Blumenspenden erlebt hätten.

H. Truhn.

@@ -410,11 +424,11 @@

In meinem Referat über die hiesige Aufführung des Verdi’schen - Requiems (Nr. 90 und 91 dieser Ztg.) - erwähnte ich des Dorfes Busseto, als - der Geburtsstätte des berühmten Komponisten, und es dürfte interessant für - unsere Leser sein, noch einiges Nähere aus dem Lebensgange des Meisters zu - erfahren. In dem genannten Dorfe, das auf halbem Wege zwischen Requiems (Nr. 90 und 91 dieser + Ztg.) erwähnte ich des Dorfes Busseto, + als der Geburtsstätte des berühmten Komponisten, und es dürfte interessant + für unsere Leser sein, noch einiges Nähere aus dem Lebensgange des Meisters + zu erfahren. In dem genannten Dorfe, das auf halbem Wege zwischen Parma und Piacenza, von jeder dieser Städte etwa drei Meilen entfernt, belegen ist, wurde Giuseppe @@ -487,10 +501,10 @@ sein großmäuliger Pariser Verleger Léon Escudier, einer der frechsten Reklameschmiede, die je auf Rindleder traten, der Welt aufbinden möchte, ist natürlich Gascognade. Allerdings wurde der Künstler - einmal als Deputirter ins italienische Parlament gewählt, glänzte aber nur - in der Kammer theils durch Abwesenheit, theils als ein größerer Schweiger, - als selbst unser berühmter Feldmarschall, Graf Gascognade. Allerdings wurde der Künstler einmal + als Deputirter ins italienische Parlament gewählt, glänzte aber nur in der + Kammer theils durch Abwesenheit, theils als ein größerer Schweiger, als + selbst unser berühmter Feldmarschall, Graf Moltke. Jedoch ganz ohne politische Bedeutung ist der Name „Verdi“ trotzdem nicht geblieben. Als einst in Lombardo-Venezien, in diff --git a/tei/buelow_1874-05-22_hillebrandt.xml b/tei/buelow_1874-05-22_hillebrandt.xml index 6297774..4c0b6b1 100644 --- a/tei/buelow_1874-05-22_hillebrandt.xml +++ b/tei/buelow_1874-05-22_hillebrandt.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Hans von Bülow, Brief an Karl Hillebrand, Mailand, 22. Mai 1874 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/buelow_1874-05-22_hillebrandt.xml

CC BY 4.0

@@ -25,7 +26,10 @@ - + + + + Privatschrift @@ -45,8 +49,9 @@ -

Mailand, - 22. Mai 1874

+ Mailand, 22. Mai + 1874

Der Artikel (sind deren zwei geworden) für A. Z. hat mir zwei Tage zu schaffen gegeben. Allerlei unerwartete @@ -64,11 +69,11 @@ (verdienen’s auch musikalisch) — habe natürlich trotz syndicaler Einladung heute die Verdi’sche - Messe geschwänzt. Hand in Hand mit - dieser rabbia geht natürlich ein starkes engouement für Glinka und - Alles, was nach Juchten riecht. Kennen Sie kein nervencalmirendes Mittel?

+ Messe geschwänzt. Hand in + Hand mit dieser rabbia geht natürlich ein starkes engouement für Glinka und Alles, was nach Juchten riecht. Kennen Sie kein + nervencalmirendes Mittel?

diff --git a/tei/buelow_1874-06-23_ullman.xml b/tei/buelow_1874-06-23_ullman.xml index 4926738..15e21bb 100644 --- a/tei/buelow_1874-06-23_ullman.xml +++ b/tei/buelow_1874-06-23_ullman.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Hans von Bülow, Brief an Bernard Ullman, München, 23. Juni 1874 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/buelow_1874-06-23_ullman.xml

CC BY 4.0

@@ -25,7 +26,10 @@
- + + + + Privatschrift @@ -47,8 +51,8 @@ -

Munich, ce 23 juin - 1874

+ Munich, ce 23 juin 1874

Les fameux articles de la Allgemeine Zeitung — je les ai déjà remia à mon ami Spitzweg (bon et honnête garçon) pour Vous être diff --git a/tei/buelow_1892-04-07_verdi.xml b/tei/buelow_1892-04-07_verdi.xml index cbc8a76..66c961c 100644 --- a/tei/buelow_1892-04-07_verdi.xml +++ b/tei/buelow_1892-04-07_verdi.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Hans von Bülow, Brief an Giuseppe Verdi, Hamburg, 7. April 1892 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/buelow_1892-04-07_verdi.xml

CC BY 4.0

@@ -21,7 +22,10 @@ - + + + + Privatschrift @@ -43,9 +47,10 @@ -

Amburgo, - li 7 Aprile 1892.

-

Illustre Maestro,

+ Amburgo, li 7 Aprile + 1892. + Illustre Maestro,

Degnatevi ascoltare la confessione di un contrito peccatore! Fa già diciotto anni che il sottoscritto si è fatto reo di una gran — gran bestialità giornalistica — verso l’ultimo dei cinque Re della musica italiana moderna. Se n’è @@ -63,21 +68,21 @@

Giunto alfin a quel »punto di cognizione« quanto n’ebbi a congratularmi, quanto se n’è arricchita la mia vita, se n’è accresciuto il campo delle più preziose gioie, le artistiche! Ho principiato collo studiare le Vostre ultime opere: l’Aida, l’Otello ed il Requiem, di cui ultimamente una esecuzione - anzi piuttosto debole — m’ha commosso fin’ alle lagrime: le ho studiate non - solamente secondo la lettera che uccide, ma secondo lo spirito che ravviva! Ebbene, - illustre Maestro, ora Vi ammiro, Vi amo!

+ >l’Aida, l’Otello ed il Requiem, di cui + ultimamente una esecuzione anzi piuttosto debole — m’ha commosso fin’ alle lagrime: + le ho studiate non solamente secondo la lettera che uccide, ma secondo lo spirito + che ravviva! Ebbene, illustre Maestro, ora Vi ammiro, Vi amo!

Volete perdonarmi, volete valervi del privilegio dei sovrani di graziare? Comunque sia, debbo, potendolo, fosse anche solo per darne l’esempio ai minori fratelli erranti, confessare la colpa del passato.

E fedele al motto prussiano: Suum cuique, esclamo bravamente

-

Evviva VERDI, il Wagner dei nostri cari alleati!

-

Hans von Bülow (nato 8 Gennaio 1830).

+ Evviva VERDI, il Wagner dei nostri cari alleati! + Hans von Bülow (nato + 8 Gennaio 1830).
diff --git a/tei/bz_1876-01-03_bruenn.xml b/tei/bz_1876-01-03_bruenn.xml index 62c351d..5d166c8 100644 --- a/tei/bz_1876-01-03_bruenn.xml +++ b/tei/bz_1876-01-03_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Brünner Zeitung, 3. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/bz_1876-01-03_bruenn.xml

CC BY 4.0

@@ -20,7 +19,9 @@
- + + + Bericht @@ -33,97 +34,102 @@ - + Kunst, Wissenschaft und Literatur. + +

Brünn, 3. Jänner. - (Requiem von - G. Verdi für Soli, Chor und + (Requiem + von G. Verdi für Soli, Chor und Orchester.) G. Verdi, der Compositeur des „Troubadour“, des „Rigoletto“, der „Aïda“ etc. stellte sich zur Aufgabe, zur Gedächtnißfeier des - italienischen Dichters Manzoni eine - Trauermesse zu componiren und so den Beweis zu liefern, daß seine gewaltige - schöpferische Kraft auch kirchliche Musikwerke zu bilden im Stande ist. Inwieweit er - dies that, das hat uns der Erfolg seines Werkes in seinem eigenen Vaterlande - gelehrt, das hat ferner die enthusiastische Aufnahme seines Werkes gelegentlich - dessen Aufführung in Wien unter seiner persönlichen Leitung bewiesen, und gestern konnten auch die Musikfreunde + key="verdi.rigoletto" type="mus">Rigoletto“, der „Aïda“ etc. stellte sich zur Aufgabe, zur + Gedächtnißfeier des italienischen Dichters Manzoni eine Trauermesse zu componiren und so den Beweis zu liefern, + daß seine gewaltige schöpferische Kraft auch kirchliche Musikwerke zu bilden im + Stande ist. Inwieweit er dies that, das hat uns der Erfolg seines Werkes in seinem + eigenen Vaterlande gelehrt, das hat ferner die enthusiastische Aufnahme seines + Werkes gelegentlich dessen Aufführung in Wien unter seiner persönlichen Leitung bewiesen, + und gestern konnten auch die Musikfreunde Brünns beurtheilen, wie es seiner Aufgabe gerecht wurde. Wenngleich, strenge genommen, die eigentliche rituale Form des Requiems nicht beibehalten erscheint und der Ernst des musikalischen Gedankens hie und da der weltlichen, modernen Form weicht, so ist doch die Anlage des ganzen Tonwerkes immerhin nicht bloß originell, sondern auch erhaben zu nennen. Auch ist zu berücksichtigen, daß Verdi das Requiem hauptsächlich - für Italien schrieb und die italienische - Kirchenmusik von unserer wesentlich verschieden ist, sowohl im Styl wie in der Form. - Daß auf Verdi deutsche Meister und - deutsche Musik erheblichen Einfluß übte, ersah man aus seiner jüngsten Oper „Aïda“, und stellenweise ist auch aus dem Requiem diese Wahrnehmung zu schöpfen. Wir können - uns hier wohl nicht zu sehr ins Detail einlassen und müssen uns darauf beschränken, - den Charakter des Werkes in seinen Haupttheilen zu kennzeichnen.

+ >Verdi
das Requiem + hauptsächlich für Italien schrieb und die + italienische Kirchenmusik von unserer wesentlich verschieden ist, sowohl im Styl wie + in der Form. Daß auf Verdi deutsche + Meister und deutsche Musik erheblichen Einfluß übte, ersah man aus seiner jüngsten + Oper „Aïda“, und stellenweise ist auch + aus dem Requiem diese Wahrnehmung zu + schöpfen. Wir können uns hier wohl nicht zu sehr ins Detail einlassen und müssen uns + darauf beschränken, den Charakter des Werkes in seinen Haupttheilen zu + kennzeichnen.

Die erste Nummer (Requiem aeterna<supplied resp="tr">m</supplied>“ a-moll) leitet das ganze Werk würdevoll ein und drückt das Gefühl der Trauer in treffender Weise aus. Herrlich hört man die Disposition der Soli aus dem ganzen Gebilde hervorklingen und - der Schluß des Satzes (a dur — Kyrie eleison) hinterläßt einen wahrhaft + der Schluß des Satzes (a dur — Kyrie eleison) hinterläßt einen wahrhaft beruhigenden Eindruck. Die zweite Nummer — die längste (Dies irae — g-moll — alla breve) beginnt - mit Chor und vollem Orchester und veranschaulicht musikalisch den Schrecken des - „Tages des Zornes“ mächtig und ergreifend. Die donnerähnlichen Paukenschläge, sowie - die später im langsamen Tempo eintretenden Trompeten-Fanfaren, die sehr effectvoll - im Nebensaale durch andere, als Echo wiederholt werden und der große Chor (Tuba - mirum), in stets anschwellendem Forte sich bis zum höchsten Fortissimo - steigernd — sind in der That von höchst erschütternder Wirkung. Freilich könnte man - diese Stelle eine bedenkliche nennen, da der Compositeur hier den kirchlichen - Charakter verläßt und in den weltlichen übergeht; auch das plötzliche Abbrechen der - gewaltigen Tonmassen, die darauffolgende Generalpause und der Eintritt des Baß-Solo — von ganz - eigenthümlicher Färbung — sind Effecte, welche die Begriffe des Nordens von der musica sacra in unseren Kirchen beinahe als unzulässig + key="verdi.requiem.2" type="mus">Dies irae — g-moll — alla + breve) beginnt mit Chor und vollem Orchester und veranschaulicht + musikalisch den Schrecken des „Tages des Zornes“ mächtig und ergreifend. Die + donnerähnlichen Paukenschläge, sowie die später im langsamen Tempo eintretenden + Trompeten-Fanfaren, die sehr effectvoll im Nebensaale durch andere, als Echo + wiederholt werden und der große Chor (Tuba mirum), in + stets anschwellendem Forte sich bis zum höchsten Fortissimo steigernd — sind in der + That von höchst erschütternder Wirkung. Freilich könnte man diese Stelle eine + bedenkliche nennen, da der Compositeur hier den kirchlichen Charakter verläßt und in + den weltlichen übergeht; auch das plötzliche Abbrechen der gewaltigen Tonmassen, die + darauffolgende Generalpause und der Eintritt des Baß-Solo — + von ganz eigenthümlicher Färbung — sind Effecte, welche die Begriffe des Nordens von + der musica sacra in unseren Kirchen beinahe als unzulässig erscheinen lassen.

Das darauffolgende Mezzosopran-Solo, dann das Terzett (Sopran, Mezzosopran und Tenor) treten wieder beruhigender ein, - jedoch nach kurzem, vorangehendem Quartett ertönt wieder der mächtige Chor (Rex - tremendae). Nun folgt ein schönes Mezzosopran-Solo, dann das Terzett (Sopran, Mezzosopran und Tenor) treten wieder + beruhigender ein, jedoch nach kurzem, vorangehendem Quartett ertönt wieder der + mächtige Chor (Rex tremendae). Nun folgt ein schönes Tenor- und ein Baß-Solo, worauf dann der Chor mit Quartett abwechselnd in B-moll beginnend, in B-dur die - zweite Nummer abschließt. Die dritte Nummer Offertorium, worin die Soli allein - wirken, ist von der kirchlichen Form abweichend, mehr weltlichen Gepräges; man - könnte sagen, sie hat ein theateralisches Gepräge. Hier begegnen wir auch - stellenweise Recitativformen. Im Sanctus Nr. IV. ist eine herrliche - Doppelfuge (achtstimmig F-dur) durchgeführt und vollkommen - kirchlich gehalten.

-

Das Agnus dei Nr. V, Sopran, Mezzosopran und Chor, hat dadurch eine originelle - Form, daß Sopran und Mezzosopran in unisono, jedoch um je - eine Octave verschieden, die Melodien erstlich in dur, dann - in moll führen und inzwischen vom Chore, welcher dieselbe - Melodie führt, unterbrochen wird. Diese Unterbrechung durch den Chor, der dann in - C-dur schließt, ist von ungemeiner Wirkung und mußte - diese Nummer auf stürmisches Verlangen wiederholt werden. Das Lux aeterna Nr. VI (Mezzosopran und Baß) weicht wieder von kirchlicher Form - ab und weist durch die Stimmführung in den Violinen eine effectvolle Klangfärbung - auf. An dieses schließt sich das Libera me Nr. VII mit Sopran-Solo und - Chor mit Fuge, worin wir das Thema des ersten Satzes wieder finden (Requiem); es schließt dieser - Satz mit erwähnter Fuge in der gewöhnlichen Form ruhig ab.

+ key="verdi.requiem.2.confutatis" type="mus">Baß-Solo, worauf dann der + Chor mit Quartett + abwechselnd in B-moll beginnend, in B-dur die zweite Nummer abschließt. Die dritte Nummer Offertorium, worin die + Soli allein wirken, ist von der kirchlichen Form abweichend, mehr weltlichen + Gepräges; man könnte sagen, sie hat ein theateralisches Gepräge. Hier begegnen wir + auch stellenweise Recitativformen. Im Sanctus Nr. IV. ist eine herrliche Doppelfuge (achtstimmig F-dur) durchgeführt und vollkommen kirchlich gehalten.

+

Das Agnus dei + Nr. V, Sopran, Mezzosopran und Chor, hat dadurch eine + originelle Form, daß Sopran und Mezzosopran in unisono, + jedoch um je eine Octave verschieden, die Melodien erstlich in dur, dann in moll führen und inzwischen vom Chore, + welcher dieselbe Melodie führt, unterbrochen wird. Diese Unterbrechung durch den + Chor, der dann in C-dur schließt, ist von ungemeiner Wirkung + und mußte diese Nummer auf stürmisches Verlangen wiederholt werden. Das Lux aeterna + Nr. VI (Mezzosopran und Baß) weicht wieder von kirchlicher + Form ab und weist durch die Stimmführung in den Violinen eine effectvolle + Klangfärbung auf. An dieses schließt sich das Libera me Nr. VII mit Sopran-Solo und Chor mit Fuge, worin wir das Thema + des ersten Satzes wieder finden (Requiem); es schließt dieser Satz mit erwähnter Fuge in der + gewöhnlichen Form ruhig ab.

Die Aufführung des Werkes war eine, in Anbetracht der wenigen Proben und des riesigen, zu bewältigenden Materials, sehr gelungene zu nennen. Der genialen Künstlerin, der Frau II (Liber scriptus), sowie an das (Recordare) ebendaselbst - (Sopran- und Mezzosopran-Solo), wo die Tiefe und Klangfülle namentlich zum Schluße - (Donum - fac remissione) zu ergreifender Wirkung gelangte und - enthusiastischen Beifall entfesselte.

+ key="verdi.requiem.2.recordare" type="mus">Recordare) + ebendaselbst (Sopran- und Mezzosopran-Solo), wo die Tiefe und Klangfülle namentlich + zum Schluße (Donum fac remissione) zu ergreifender Wirkung + gelangte und enthusiastischen Beifall entfesselte.

Frl. Will löste mit ihrer prächtig ausklingenden Stimme ihre Aufgabe in verständnisvoller Weise und verdient die rückhaltloseste Anerkennung. @@ -147,13 +153,13 @@ key="krejci.friedrich" role="soloist.tenor">Krejči und Curiel ganz entsprechend und trug zum Gelingen des Ganzen - nicht wenig bei, was wir im Offertorium zu - beobachten Gelegenheit hatten. Chor und Orchester leisteten das Möglichste, und es - ist zu bemerken, daß alle Kräfte unter Herrn Kitzler’s energischer und umsichtsvoller - Leitung mit Pietät und Hingebung sich bestrebten, ihr Bestes zu thun. Wir zweifeln - nicht, daß die zweite Aufführung des äußerst interessanten Werkes ebenfalls so - zahlreich besucht sein wird, wie die erste.

+ nicht wenig bei, was wir im Offertorium zu beobachten Gelegenheit hatten. Chor und Orchester + leisteten das Möglichste, und es ist zu bemerken, daß alle Kräfte unter Herrn Kitzler’s + energischer und umsichtsvoller Leitung mit Pietät und Hingebung sich bestrebten, ihr + Bestes zu thun. Wir zweifeln nicht, daß die zweite Aufführung des äußerst + interessanten Werkes ebenfalls so zahlreich besucht sein wird, wie die erste.

diff --git a/tei/bz_1876-01-08_bruenn.xml b/tei/bz_1876-01-08_bruenn.xml index f3a6389..d97fe40 100644 --- a/tei/bz_1876-01-08_bruenn.xml +++ b/tei/bz_1876-01-08_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Brünner Zeitung, 8. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/bz_1876-01-08_bruenn.xml

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@@ -20,7 +19,9 @@
- + + + Bericht @@ -33,41 +34,43 @@ - + Kunst, Wissenschaft und Literatur. + +

Brünn, 8. Jänner. - (Requiem von - G. Verdi.) Die zweite + (Requiem + von G. Verdi.) Die zweite Aufführung dieses sensationellen Tonwerkes fand am 6. d. M. vor einem sehr zahlreichen Publicum statt und fand eine überaus warme Aufnahme. Man darf sagen, daß diese zweite Aufführung eine viel gerundetere und correctere war als die erste und daß die einzelnen Solos und Chöre eine nachhaltigere Wirkung - erzielten. Wir erwähnen des „Dies - irae“, sowie des Chores „Tuba mirum“, welches den - bedeutendsten Effect hervorbrachte. Das eigenthümlich angelegte „Agnus Dei“ mußte abermals - wiederholt werden. Frau Gompertz-Bettelheim bewährte neuerdings ihre vollendete - Meisterschaft auf das Glänzendste unter dem Applaus des gesammten Auditoriums. Frl. - Will brillierte durch ihre Stimmmittel und entfaltete - überall ein feines, musikalisches Verständniß. Mit aller Anerkennung ist abermals - der trefflichen Leistungen der Herren Krejči und Curiel zu erwähnen. Die Ausführung der Chöre, welche - letzthin so Manches zu wünschen übrig ließ, war diesmal besonders präcise und - gleichmäßig, und verdient vollen Beifall, der auch vom Publicum in reichem Maße - gespendet wurde. Die kräftige und umsichtige Leitung von Seite des Hrn. - Musikdirectors Kitzler, der mit - Begeisterung und Hingebung seiner schwierigen Aufgabe sich entledigte, muß speciell - und mit höchstem Lobe gedacht werden. Wie gesagt, das musikalische Publicum hatte an - dieser wiederholten Aufführung des Requiems + erzielten. Wir erwähnen des „Dies irae“, sowie des Chores „Tuba + mirum“, welches den bedeutendsten Effect hervorbrachte. Das + eigenthümlich angelegte „Agnus Dei“ mußte abermals wiederholt werden. Frau Gompertz-Bettelheim bewährte neuerdings + ihre vollendete Meisterschaft auf das Glänzendste unter dem Applaus des gesammten + Auditoriums. Frl. Will brillierte durch ihre + Stimmmittel und entfaltete überall ein feines, musikalisches Verständniß. Mit aller + Anerkennung ist abermals der trefflichen Leistungen der Herren Krejči und Curiel zu erwähnen. Die Ausführung der + Chöre, welche letzthin so Manches zu wünschen übrig ließ, war diesmal besonders + präcise und gleichmäßig, und verdient vollen Beifall, der auch vom Publicum in + reichem Maße gespendet wurde. Die kräftige und umsichtige Leitung von Seite des Hrn. + Musikdirectors Kitzler, der mit Begeisterung + und Hingebung seiner schwierigen Aufgabe sich entledigte, muß speciell und mit + höchstem Lobe gedacht werden. Wie gesagt, das musikalische Publicum hatte an dieser + wiederholten Aufführung des Requiems einen durchaus unverkümmerten Genuß.

diff --git a/tei/cz_1877-05-25_koeln.xml b/tei/cz_1877-05-25_koeln.xml index 0f654c7..ae93f3c 100644 --- a/tei/cz_1877-05-25_koeln.xml +++ b/tei/cz_1877-05-25_koeln.xml @@ -5,10 +5,9 @@ Coburger Zeitung, 25. Mai 1877 aus: Kölnische Ztg., 22.5. - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/cz_1877-05-25_koeln.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@ - + + + Bericht @@ -69,53 +70,55 @@ der Scala. In der Scala wurde auch 1839 seine erste Oper aufgeführt: Oberto di San Bonifazio. Es war ein glückliches - Debut, das dem jungen Musiker vielleicht etwas zu viel Selbstbewußtsein einflößte, - denn die Partitur der folgenden Oper wurde ziemlich übereilt geschrieben; dafür fiel - die Oper auch glänzend durch. Wie gewöhnlich die Extreme sich berühren, so folgte - dem früheren Selbstvertrauen nunmehr eine Periode der gänzlichen Entmuthigung; zehn - Monate lang schrieb Verdi keine Note mehr. - Endlich raffte er sich wieder aus der Thatenlosigkeit auf. Die verhalf ihm zu einem - neuen Triumphe, so daß der junge Verdi nun - mit Einem Schlage zu den Maestri in Italien - gezählt wurde. Von jetzt beginnt ein reges musicalisches Schaffen, Oper folgte auf - Oper — Verdi hat deren nahezu dreißig - geschrieben —, die seinen Ruhm immer weiter trugen. In Oberto di San Bonifazio. Es war ein + glückliches Debut, das dem jungen Musiker vielleicht etwas zu viel Selbstbewußtsein + einflößte, denn die Partitur der folgenden Oper wurde ziemlich übereilt geschrieben; + dafür fiel die Oper auch glänzend durch. Wie gewöhnlich die Extreme sich berühren, + so folgte dem früheren Selbstvertrauen nunmehr eine Periode der gänzlichen + Entmuthigung; zehn Monate lang schrieb Verdi keine Note mehr. Endlich raffte er sich wieder aus der + Thatenlosigkeit auf. Die verhalf ihm zu einem neuen Triumphe, so daß der junge + Verdi nun mit Einem Schlage zu den + Maestri in Italien gezählt wurde. Von jetzt + beginnt ein reges musicalisches Schaffen, Oper folgte auf Oper — Verdi hat deren nahezu dreißig geschrieben —, + die seinen Ruhm immer weiter trugen. In Deutschland ist Verdi - vorzugsweise durch „Ernani“ (1844), „Rigoletto“ (1851), „Troubadour“ (1853) und seine neueste Oper - „Aïda“ bekannt geworden. Zu bemerken wäre noch, - daß unter seinen Werken auch mehrere ihre Stoffe unserem Schiller entlehnt haben, so z. B. „Masnadieri“ nach den „Räubern“ und „Luisa Miller“ nach „Kabale und Liebe“; auch - Shakespeare fand musicalische Bearbeitung: „König Lear“Ernani“ (1844), „Rigoletto“ (1851), „Troubadour“ (1853) und seine neueste Oper „Aïda“ bekannt geworden. Zu bemerken wäre noch, daß unter seinen Werken + auch mehrere ihre Stoffe unserem Schiller entlehnt haben, so z. B. „Masnadieri“ nach den „Räubern“ und „Luisa Miller“ nach „Kabale und + Liebe“; auch Shakespeare fand musicalische Bearbeitung: „König Lear“Es blieb lediglich bei dem Libretto von Antonio Somma. und „Macbeth“.

Ueber die musicalische Bedeutung Verdis ist - — Dank der „Aïda“ und dem Requiem — kein Streiten mehr nöthig; auch diejenigen Kreise, welche - früher eine vornehme Zurückhaltung gegen den Componisten des Troubadour beobachteten, huldigen jetzt - bereitwillig seinem Genius. Auch über den Werth seines „Requiem“ herrscht Einstimmigkeit. Beseitige man den deutschen Begriff - von Kirchenmusik, versetze man sich in das farbenreiche Italien mit seinem - Schaugepränge, erinnere man sich, daß die Musik das Hochamt zum ersten Jahrestage - des Todes Alessandro Manzoni’s - (gestorben am 22. Mai 1874) verherrlichen soll, - so schwindet jede Voreingenommenheit, und man ist eines unbefangenen Urtheils fähig, - das jedenfalls zu Gunsten des Werkes — werde es nun ein Oratorium oder eine - Trauer-Oper genannt — ausfallen wird. Für die Gesangstimmen war es stellenweise sehr - schwierig, sich aus dem vollen Orchester herauszuarbeiten. Wenn da noch die Stimme - mit voller Kraft heraustönen soll, dann muß man über ganz kolossale Mittel gebieten. - Die Solisten standen durchweg auf der Höhe wahrhaft künstlerischer Leistungen, - besonders die beiden Damen Fräulein Lilli Lehmann und Fräulein Adele Aßmann (2. Sopran) - bedeckten sich mit Lorbeeren.

+ — Dank der „Aïda“ und dem Requiem — kein Streiten mehr nöthig; auch + diejenigen Kreise, welche früher eine vornehme Zurückhaltung gegen den Componisten + des Troubadour beobachteten, + huldigen jetzt bereitwillig seinem Genius. Auch über den Werth seines „Requiem“ herrscht Einstimmigkeit. + Beseitige man den deutschen Begriff von Kirchenmusik, versetze man sich in das + farbenreiche Italien mit seinem Schaugepränge, erinnere man sich, daß die Musik das + Hochamt zum ersten Jahrestage des Todes Alessandro Manzoni’s (gestorben am 22. + Mai 1874) verherrlichen soll, so schwindet jede Voreingenommenheit, und + man ist eines unbefangenen Urtheils fähig, das jedenfalls zu Gunsten des Werkes — + werde es nun ein Oratorium oder eine Trauer-Oper genannt — ausfallen wird. Für die + Gesangstimmen war es stellenweise sehr schwierig, sich aus dem vollen Orchester + herauszuarbeiten. Wenn da noch die Stimme mit voller Kraft heraustönen soll, dann + muß man über ganz kolossale Mittel gebieten. Die Solisten standen durchweg auf der + Höhe wahrhaft künstlerischer Leistungen, besonders die beiden Damen Fräulein + Lilli Lehmann + und Fräulein Adele + Aßmann (2. Sopran) bedeckten sich mit Lorbeeren.

An Ehren fehlte es Verdi nicht, wenigstens ist in Köln ein Componist selten, oder nie, in dieser Weise gefeiert worden. Jede Nummer erhielt rauschenden Applaus. Auch schöne @@ -129,10 +132,10 @@ >Schmitz gearbeitet. Eine andere Gabe in Form eines silbernen Lorbeerkranzes mit goldner Schlinge, aus dem Atelier des Herrn Hofjuwelier Becker, wurde dem Maestro am Schlusse des Requiem überreicht. Jedes Blatt trägt den Namen - einer Dame, der betreffenden Geberin. Dieses Geschenk sollte der Verehrung vieler - Theaterbesucherinnen für den Componisten Ausdruck verleihen. Tags zuvor hatte das - Musikfest-Comité dem Maestro das Rheinalbum von Professor Requiem überreicht. Jedes Blatt trägt den + Namen einer Dame, der betreffenden Geberin. Dieses Geschenk sollte der Verehrung + vieler Theaterbesucherinnen für den Componisten Ausdruck verleihen. Tags zuvor hatte + das Musikfest-Comité dem Maestro das Rheinalbum von Professor Scheuren mit einem zu dem Widmungszweck eigens von dem Autor gezeichneten hochkünstlerischen Titelblatte überreicht.

(Nach der „Köln. Ztg.“) Coburger Zeitung, 5. Dezember 1877 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/cz_1877-12-05_kunstnotiz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Bericht @@ -49,8 +50,8 @@

Ueber das am nächsten Freitag, den 7. December, Abends, im Herzoglichen Hoftheater zur - Aufführung gelangende „Requiem“ von Requiem“ von Verdi bemerken wir Folgendes: Die höchst interessante und eigenartige Todtenmesse wurde von Verdi zum Todestage 119 unserer Zeitung vom 25. Mai.)

Gleich die erste Nr. Soloquartett und Chor „Requiem aeternam“ (Ewige Ruhe gib - ihnen) ist von tief ergreifender Wirkung. „Dies irae“ ist ein durch - überraschende Modulationen gehobener, kräftiger, feuriger, ganz den Worten „Tag des - Schreckens“ entsprechender Chorgesang. Im „Tuba mirum“ behaupten die - Blechinstrumente selbstverständlich das Feld und das Musikstück schließt sich an das - höchst originelle Baß-Solo „Mors stupebit“ mit - Solobegleitung der großen Trommel an. — Als Gegensatz zu den lärmenden Musikstücken - bietet das Requiem aber auch viel Zartes und - Duftiges, wie z. B. das Terzett „Quid sum miser tunc - dicturus“ für Sopran, Alt und Tenorstimmen, das berühmte Duett „Recordare, Jesu - pie“ für Sopran und Alt und die Arien „Qui Mariam + key="verdi.requiem.1" type="mus">„Requiem aeternam“ (Ewige Ruhe + gib ihnen) ist von tief ergreifender Wirkung. „Dies irae“ ist ein + durch überraschende Modulationen gehobener, kräftiger, feuriger, ganz den Worten + „Tag des Schreckens“ entsprechender Chorgesang. Im „Tuba mirum“ + behaupten die Blechinstrumente selbstverständlich das Feld und das Musikstück + schließt sich an das höchst originelle Baß-Solo „Mors + stupebit“ mit Solobegleitung der großen Trommel an. — Als + Gegensatz zu den lärmenden Musikstücken bietet das Requiem aber auch viel Zartes und Duftiges, wie z. B. das + Terzett „Quid sum miser tunc dicturus“ für Sopran, Alt und + Tenorstimmen, das berühmte Duett „Recordare, Jesu + pie“ für Sopran und Alt und die Arien „Qui Mariam absolvisti“ für Tenor und „Confutatis“ für Baß. „Lacrymosa“, - ein zartes, Andacht erregendes Quartett für Sologesang, in welches stellenweise der - Chorgesang eintritt, ist eine der wirksamsten Nummern der ganzen Tondichtung. „Domine - Jesu“, - „Lux aeterna“ und „Agnus Dei“ sind sehr - melodiöse, ausdrucksvolle Tonstücke, deren Wirkung erhebend und rührend ist. „Sanctus“ Fuge und - Doppelchor ist ein compacter Tonsatz, in welchem „Confutatis“ für + Baß. „Lacrymosa“, ein zartes, Andacht erregendes Quartett für + Sologesang, in welches stellenweise der Chorgesang eintritt, ist eine der + wirksamsten Nummern der ganzen Tondichtung. „Domine Jesu“, + „Lux + aeterna“ und „Agnus Dei“ sind sehr melodiöse, ausdrucksvolle + Tonstücke, deren Wirkung erhebend und rührend ist. „Sanctus“ Fuge und Doppelchor + ist ein compacter Tonsatz, in welchem Verdi, wie in der Schlußfuge „Libera me Domine“, bewiesen hat, daß er - auch in contrapunctischen Wendungen zu Hause ist. Schließlich muß noch des - herrlichen Chorgesangs mit Sopransolis a capella, welcher von weihevoller Erfindung - ist, gedacht werden.

+ key="verdi.requiem.7" type="mus">„Libera me Domine“, bewiesen + hat, daß er auch in contrapunctischen Wendungen zu Hause ist. Schließlich muß noch + des herrlichen Chorgesangs mit Sopransolis a capella, welcher von weihevoller + Erfindung ist, gedacht werden.

Die Chöre werden, außer vom Hoftheater-Chor, von den Mitgliedern des hiesigen Sängerkranzes ausgeführt. Die Soloparthien sind in den Händen der Fräulein Gerl und Stirl, sowie der Herren Eilers und Bürger — Namen, - welche für die Vortrefflichkeit ihrer Leistungen einstehen.

+ >Eilers und Bürger — Namen, welche für die + Vortrefflichkeit ihrer Leistungen einstehen.

diff --git a/tei/cz_1877-12-05_coburg_2.xml b/tei/cz_1877-12-05_coburg_2.xml index c66ccc9..42df645 100644 --- a/tei/cz_1877-12-05_coburg_2.xml +++ b/tei/cz_1877-12-05_coburg_2.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Coburger Zeitung, 5. Dezember 1877 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/cz_1877-12-05_coburg.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Anzeige @@ -44,22 +45,22 @@ Herzogl. Sächs. Hoftheater in Coburg. -

- Freitag, den - 7. December. Zum ersten Male: Requiem von Verdi (zum Todestage - Alessandro Manzoni’s - componirt) — ausgeführt von der Herzogl. Hofcapelle, dem Chorpersonal des - Herzogl. Hoftheaters und unter freundlicher Mitwirkung des „Sängerkranzes“. Die - Soli’s gesungen von den Damen Gerl und - +

+ Freitag, den 7. + December. Zum ersten Male: Requiem von Verdi (zum Todestage Alessandro Manzoni’s componirt) — + ausgeführt von der Herzogl. Hofcapelle, dem Chorpersonal des Herzogl. + Hoftheaters und unter freundlicher Mitwirkung des „Sängerkranzes“. Die Soli’s + gesungen von den Damen Gerl und Stiel Stirl und den Herren Eilers und Bürger. Dirigent: Herr Hofcapellemister Lampert. — Mittelpreise. — Anfang 7 Uhr.

+ >Lampert. — Mittelpreise. — Anfang 7 Uhr.

diff --git a/tei/dn_1876-01-01_dresden.xml b/tei/dn_1876-01-01_dresden.xml index 6e28f46..190624f 100644 --- a/tei/dn_1876-01-01_dresden.xml +++ b/tei/dn_1876-01-01_dresden.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Dresdner Nachrichten, 1. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dn_1876-01-01_feuilleton.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -36,14 +37,17 @@ - + Feuilleton. - + + + +

Verdi’s - Requiem wird - nicht, wie man aus akustischen Gründen bezweckte, im Requiem + wird nicht, wie man aus akustischen Gründen bezweckte, im Neustädter Hoftheater, sondern im Altstädter Interimstheater erstmalig zur Aufführung gelangen und zwar Dresdner Nachrichten, 4. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dn_1876-01-04_feuilleton.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -36,8 +37,10 @@ - + Feuilleton. + +

Künftigen Sonnabend wird in Hoftheater G. Verdi’s zur Todtenfeier für den Dichter Manzoni componirtes Requiem - erstmalig aufgeführt. Frau Schuch, Frl. Manzoni componirtes Requiem erstmalig aufgeführt. Frau Schuch, Frl. Nanitz, Herr A. Erl und Herr Köhler singen die Soli. Die sieben Nummern des Tonwerkes sind alle von bedeutender Schönheit. - Hervorragt das Kyrie (vierstimmig) - und aus dem Dies irae - das herrliche liber - scriptus (Mezzosopran). Kaum minder ist das recordare ein empfindungsschönes - Tonstück. Das Agnus - Dei und lux - aeterna haben in Kyrie + (vierstimmig) und aus dem Dies irae das herrliche liber scriptus + (Mezzosopran). Kaum minder ist das recordare ein empfindungsschönes Tonstück. Das Agnus Dei + und lux + aeterna haben in Paris und Wien den größten Eindruck gemacht und es ist wohl kaum zu zweifeln, daß das kunstsinnige Italiens großen Todten“, Alessandro Manzoni, schrieb Verdi sein Requiem. Wer den - Fortschritt der A<hi rend="antiqua">ï</hi>da nach - Seiten des tragischen Ausdruckes und der Styleinheit erwägt, wird nicht zweifeln, - daß Verdi in der Vollkraft des Schaffens - steht. Freilich, in Dresden + >Verdi sein Requiem. + Wer den Fortschritt der A<hi rend="antiqua" + >ï</hi>da nach Seiten des tragischen Ausdruckes und der Styleinheit + erwägt, wird nicht zweifeln, daß Verdi in + der Vollkraft des Schaffens steht. Freilich, in Dresden kennt man den italienischen R. Wagner kaum genügend. Aus Prüderie und instinctiver Abneigung gegen sein Genie begnügte man sich Jahrzehnte lang, den - Trovatore abzuspielen, allenfalls mit - einiger Berücksichtigung des Ernani: erst die - neuere Zeit hat Rigoletto und Traviata beigefügt, und das sind weit eher - künstlerische Bereicherungen des Repertoirs, als gewisse wackere teutsche - Kapellmeisteropern. Nicht nachmachen soll unsere musikdramatische Jugend das - dramatische Genie Verdi’s; aber man soll - endlich aufhören, alle Kunst nach den Regeln der teutschen + Trovatore abzuspielen, + allenfalls mit einiger Berücksichtigung des Ernani: erst die neuere Zeit hat Rigoletto und Traviata beigefügt, und das sind weit eher künstlerische Bereicherungen + des Repertoirs, als gewisse wackere teutsche Kapellmeisteropern. Nicht nachmachen + soll unsere musikdramatische Jugend das dramatische Genie Verdi’s; aber man soll endlich aufhören, alle Kunst nach den Regeln der teutschen Compositionsgrammatik zu messen. Die Kunst, wenn irgend etwas, ist international, und wenn man bei Gemälden nicht den Heimathschein erfragt, so soll man es am wenigsten bei Opernwerken; denn Franzosen wie Italiener sind uns @@ -102,20 +108,19 @@ Aschenbrödel und die italienische und französische den Prinzessinnen im Märchen glich, kommt nicht wieder. Die einzig berechtigte Frage: ist Verdi’s - Requiem im Stand zu rühren, zu erheben, zu - begeistern, darf bejaht werden. In Wien haben die - besten deutschen Musiker mit Erstaunen und Rührung zu kämpfen gehabt beim ersten - Bekanntwerden mit dem Werke. Und auch in der Wahl der Mittel ist das Werk - epochemachend; es ist einfach, würdevoll, ernst und dabei von jenem süßen Wohllaut - der von der italienischen Musik auch da unzertrennlich ist, wo, wie in diesem Requiem und in desselben Autors A<hi rend="antiqua">ï</hi>da, die deutschen - Musikformen von Beethoven bis - Wagner sich einflußreich auf - Verdi’s nationales Genie erwiesen - haben.

-

Ludwig - Hartmann.

+ Requiem im Stand zu rühren, zu + erheben, zu begeistern, darf bejaht werden. In Wien haben die besten deutschen Musiker mit Erstaunen und Rührung + zu kämpfen gehabt beim ersten Bekanntwerden mit dem Werke. Und auch in der Wahl der + Mittel ist das Werk epochemachend; es ist einfach, würdevoll, ernst und dabei von + jenem süßen Wohllaut der von der italienischen Musik auch da unzertrennlich ist, wo, + wie in diesem Requiem und in desselben + Autors A<hi rend="antiqua">ï</hi>da, die + deutschen Musikformen von Beethoven + bis Wagner sich einflußreich auf Verdi’s nationales Genie erwiesen haben.

+ Ludwig + Hartmann.
diff --git a/tei/dn_1876-01-06_dresden.xml b/tei/dn_1876-01-06_dresden.xml index 8afc274..523cad6 100644 --- a/tei/dn_1876-01-06_dresden.xml +++ b/tei/dn_1876-01-06_dresden.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Dresdner Nachrichten, 6. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dn_1876-01-06_feuilleton.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -36,9 +37,11 @@ - + Feuilleton. - + + +

Die Proben zu Verdi’s schönem Requiem sind in vollem Gange. Von einer diff --git a/tei/dn_1876-01-07_dresden.xml b/tei/dn_1876-01-07_dresden.xml index e73656a..d663629 100644 --- a/tei/dn_1876-01-07_dresden.xml +++ b/tei/dn_1876-01-07_dresden.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Dresdner Nachrichten, 7. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dn_1876-01-07_feuilleton.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -36,14 +37,16 @@ - + Feuilleton. - + + +

Verdi’s - Requiem wird, da die Betheiligung des - Publikums erfreulicherweise sehr rege ist, außer Requiem wird, da die Betheiligung + des Publikums erfreulicherweise sehr rege ist, außer Sonnabend, wahrscheinlich noch zwei Mal aufgeführt werden. Bestimmt ist hierüber aber noch Nichts. In Wien hat man bei ganz ungeschwächter diff --git a/tei/dn_1876-01-08_dresden.xml b/tei/dn_1876-01-08_dresden.xml index afe3132..6dcce7c 100644 --- a/tei/dn_1876-01-08_dresden.xml +++ b/tei/dn_1876-01-08_dresden.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Dresdner Nachrichten, 8. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dn_1876-01-08_feuilleton.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -36,18 +37,20 @@ - + Feuilleton. -

Heute findet - im königlichen + + +

Heute findet im + königlichen Altstädter Hoftheater die erste Aufführung von G. Verdi’s - Requiem statt, zur Todtenfeier - Alessandro Manzoni’s componirt. - Das melodisch wunderbar reizvolle und würdig gestimmte Tonwerk wird hoffentlich auch - in Dresden, wie anderwärts, die vollste - Anerkennung im Publikum finden. Wie wir hören, wird der königliche Hof der ersten - Aufführung anwohnen und ist die Nachfrage nach Billets sehr lebhaft.

+ Requiem statt, zur + Todtenfeier Alessandro Manzoni’s + componirt. Das melodisch wunderbar reizvolle und würdig gestimmte Tonwerk wird + hoffentlich auch in Dresden, wie anderwärts, + die vollste Anerkennung im Publikum finden. Wie wir hören, wird der königliche Hof + der ersten Aufführung anwohnen und ist die Nachfrage nach Billets sehr lebhaft.

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http://verdi-requiem.de/text/dn_1876-01-10_hoftheater.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -37,20 +40,23 @@ - + Feuilleton. + +

+ K. Hoftheater, Altstadt. Das am 7. Januar zum ersten Male aufgeführte „Requiem“ von - G. Verdi hatte das Haus bis in - den letzten Winkel gefüllt, und obgleich man Anfangs bestrebt war, dem - kirchlichen Charakter der Musik entsprechend nicht zu - applaudiren, so rissen doch im Verlauf des Abends das „rex tremendae“, das „lacrymosa“ - und das <title key="verdi.requiem" type="mus" + >„Requiem“ von G. + Verdi hatte das Haus bis in den letzten Winkel gefüllt, und + obgleich man Anfangs bestrebt war, dem kirchlichen Charakter der Musik entsprechend + nicht zu applaudiren, so rissen doch im Verlauf des + Abends das „rex tremendae“, das „lacrymosa“ und das + „hostias“ zu lauten Beifallsstürmen hin. Die Schönheiten des Werkes sind mithin auch in Dresden vollkommen anerkannt worden und die wenigen bevorstehenden Wiederholungen werden nicht nur neue @@ -58,18 +64,18 @@ Gesangmusik entzückt gelauscht, werden gern das Werk nochmalig anhören. In der Schönheit der Stimmführung, überhaupt in dem Vorwiegen sinnlich schönen Gesangklanges liegt der Hauptreiz dieses Requiem. Unleugbar sind manche Stücke, und namentlich die dramatischen + >Requiem. Unleugbar sind manche Stücke, und namentlich die dramatischen Momente, äußerlich erfaßt und nicht von der architektonischen Macht, welche deutsche Kirchenmusik auszeichnet. Der Anfang (überhaupt merkwürdig flach prosodirt) bis zum - Kyrie; dann „Tag des Schreckens“ und „die Posaune himmlisch tönend“ lassen - sich mit besseren deutschen Messen nicht vergleichen. Trotz der Dutzend Trompeten - erschreckt, erschüttert diese Musik nicht. Noch ist das Sanctus keineswegs erhebend componirt. - Aber nun alle lyrischen und elegischen Theile der Messe — wie wunderbar - melodienreich und tief wirkend trotz aller Einfachheit sind diese Verdi gelungen. Vor allen das Kyrie; dann „Tag des Schreckens“ und + „die Posaune himmlisch + tönend“ lassen sich mit besseren deutschen Messen nicht vergleichen. + Trotz der Dutzend Trompeten erschreckt, erschüttert diese Musik nicht. Noch ist das + Sanctus + keineswegs erhebend componirt. Aber nun alle lyrischen und elegischen Theile der + Messe — wie wunderbar melodienreich und tief wirkend trotz aller Einfachheit sind + diese Verdi gelungen. Vor allen das „liber scriptus“ (von Frl. Nanitz recht schön gesungen; nur muß das @@ -86,78 +92,80 @@ rend="antiqua">„Quid sum miser“ und das Quartett „rex tremendae“, von den Damen Schuch, Nanitz, Hrn. Erl und Hrn. Schuch, Nanitz, Hrn. Erl und Hrn. Köhler vortrefflich gesungen. Wenig wollte dem (indisponirten) Hrn. Erl das Tenorsolo „Ingemisco“ gelingen. Ganz herrlich gelang dagegen eine - Hauptnummer, das Quartett „lacrymosa“, innerhalb dessen die Gesangseufzer des + Hauptnummer, das Quartett „lacrymosa“, innerhalb dessen die Gesangseufzer des Mezzosopran (man kann diese gegen die Tactordnung eingeflochtenen Noten kaum anders nennen) ganz die Rührung der Textworte abspiegeln. In diesem Stück und überall vorher, wo es statthaft war, kommt Verdi - auf ein Hauptmotiv des Requiem, das zuerst im - Kyrie auftritt, zurück; es ist - dies die frei einsetzende kleine None nebst Septime, der sanft klagendste Accord, - den die Tonkunst kennt. Harmonisch fein sind auch die Schlußaccorde „dona eis requiem. - Amen“ componirt. Im zweiten Theil der Messe ragt das „domine Jesu - Christe“ hervor, ein Quartett-Satz mit freier Stimmführung, der - mit Recht durch stürmischen Beifall seiten des Publikums ausgezeichnet wird. Das „Agnus Dei“ hat Frau - Schuch, wie überhaupt die - ganze, nur an wenig Stellen punktierte (oder in den Mezzosopran eingetheilte) - Sopranpartie außerordentlich gut, auf’s Feinste abschattirt u. correct gesungen. Der - üppigen Stimmfülle Hrn. Köhlers bot das „Confutatis“ ein prächtiges Terrain, auf welchen sich der Sänger - durch Wohllaut und Mäßigung auszeichnete. Im Schlußsatz „libera me“ sind die Worte „lux - perpetua“ nach Art der griechischen Ritualien vom gesammten - Chor mehr leise gesprochen als gesungen, noch bemerkenswerth. Diesen Schußchor wie - die anderen Chöre hat Referent auch bei der Wiener Aufführung des Werkes nicht schöner gehört. Dasselbe gilt - von der königlichen Kapelle. Und wenn dem begabten jungen Dirigenten die - hingebendste und achtunggebietende Mühe, welche er sich um das Zustandekommen des - Werkes gegeben hat, unserseits durch ein Bedenken eingeschränkt wird, so verkümmere - das seine Freude am Gelingen nicht. Hr. Schuch war begreiflich nervös aufgeregt, eilte in fast allen crescendi gar zu sehr und hat besonders darauf zu achten, - daß die Nr. 2d, 2e, Nr. 3 und Nr. 5 in einem - langsameren Normaltempo gesungen werden. Der Reiz des Werkes liegt in den - Gesammtstimmen, im quellenden, schwellenden Tonelement, nicht (wie bei andern Messen) in formalen - Schönheiten und um auszuklingen, sich einzusingen in die Herzen der Hörer, bedürfen - obige ergreifenden Melodien der Zeit, der Ruhe. Sicher ergiebt sich diese, wenn des - Dirigenten Anstrengungen verwunden sind, bei den Wiederholungen. Im Sinne hat Herr Schuch sicher die von ihm in Wien gehörten Verdi’schen Tempi gehabt. - Seine Hand ist aber offenbar mit seinem eigenen (höchst - lobenswerthen) Temperament etwas zu lebhaft vorgegangen. Der Verwaltung unseres - Hoftheaters kann man die rasche Inangriffnahme dieses Werkes nur Dank wissen. Im - Kunstleben ist endlich Dresden so weit, daß - neue Werke nicht mehr die berühmten Saphir’schen 30 Jahre Lagerzeit gebrauchen, ehe sie bis — Dresden dringen. Die Aufstellung im Hoftheater, auf - der Bühne rechts der Chor, links - das Orchester, ergab eine sehr gute Klangwirkung. Das - geschickt instrumentirte Orchester deckte nie die Stimmen. - Für das Auge freilich ist diese Art Gruppirung nicht gerade symmetrisch oder schön - zu nennen. Und so taktvoll die gleiche Kleidung des Chores bestimmt war, sollte man - vorn statt der fröhlichen grün-weißen Draperien, doch lieber schwarz angebracht - haben. Dann paßt Verdi’s - Todtenmesse vollkommen zu einer Aufführung im - Theater. Bereits 20 Minuten vor 9 Uhr war das Werk zu - Ende.

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Ludwig - Hartmann.

+ auf ein Hauptmotiv des Requiem, das + zuerst im Kyrie auftritt, + zurück; es ist dies die frei einsetzende kleine None nebst Septime, der sanft + klagendste Accord, den die Tonkunst kennt. Harmonisch fein sind auch die + Schlußaccorde „dona eis requiem. Amen“ componirt. Im zweiten Theil der Messe + ragt das „domine Jesu Christe“ hervor, ein Quartett-Satz mit freier + Stimmführung, der mit Recht durch stürmischen Beifall seiten des Publikums + ausgezeichnet wird. Das „Agnus Dei“ hat Frau Schuch, wie überhaupt die ganze, nur an wenig Stellen punktierte + (oder in den Mezzosopran eingetheilte) Sopranpartie außerordentlich gut, auf’s + Feinste abschattirt u. correct gesungen. Der üppigen Stimmfülle Hrn. Köhlers bot das „Confutatis“ ein + prächtiges Terrain, auf welchen sich der Sänger durch Wohllaut und Mäßigung + auszeichnete. Im Schlußsatz „libera me“ sind die Worte „lux + perpetua“ nach Art der griechischen Ritualien vom gesammten Chor + mehr leise gesprochen als gesungen, noch bemerkenswerth. Diesen Schußchor wie die + anderen Chöre hat Referent auch bei der Wiener + Aufführung des Werkes nicht schöner gehört. Dasselbe gilt von der königlichen + Kapelle. Und wenn dem begabten jungen Dirigenten die hingebendste und + achtunggebietende Mühe, welche er sich um das Zustandekommen des Werkes gegeben hat, + unserseits durch ein Bedenken eingeschränkt wird, so verkümmere das seine Freude am + Gelingen nicht. Hr. Schuch war begreiflich + nervös aufgeregt, eilte in fast allen crescendi gar zu sehr + und hat besonders darauf zu achten, daß die Nr. 2d, 2e, Nr. 3 und Nr. 5 in einem langsameren Normaltempo gesungen werden. Der + Reiz des Werkes liegt in den Gesammtstimmen, im quellenden, schwellenden Tonelement, + nicht (wie bei andern Messen) in formalen Schönheiten und um auszuklingen, sich einzusingen in die Herzen + der Hörer, bedürfen obige ergreifenden Melodien der Zeit, der Ruhe. Sicher ergiebt + sich diese, wenn des Dirigenten Anstrengungen verwunden sind, bei den + Wiederholungen. Im Sinne hat Herr Schuch sicher die von ihm in Wien gehörten Verdi’schen + Tempi gehabt. Seine Hand ist aber offenbar mit seinem + eigenen (höchst lobenswerthen) Temperament etwas zu lebhaft vorgegangen. Der + Verwaltung unseres Hoftheaters kann man die rasche Inangriffnahme dieses Werkes nur + Dank wissen. Im Kunstleben ist endlich Dresden + so weit, daß neue Werke nicht mehr die berühmten Saphir’schen 30 Jahre Lagerzeit + gebrauchen, ehe sie bis — Dresden dringen. Die + Aufstellung im Hoftheater, auf der Bühne rechts der Chor, + links das Orchester, ergab eine sehr gute Klangwirkung. Das geschickt instrumentirte Orchester deckte nie die Stimmen. Für das Auge freilich ist diese Art + Gruppirung nicht gerade symmetrisch oder schön zu nennen. Und so taktvoll die + gleiche Kleidung des Chores bestimmt war, sollte man vorn statt der fröhlichen + grün-weißen Draperien, doch lieber schwarz angebracht haben. Dann paßt Verdi’s + Todtenmesse vollkommen zu einer + Aufführung im Theater. Bereits 20 Minuten vor 9 Uhr war + das Werk zu Ende.

+ Ludwig + Hartmann.
diff --git a/tei/dn_1876-01-13_dresden.xml b/tei/dn_1876-01-13_dresden.xml index 5969185..d977311 100644 --- a/tei/dn_1876-01-13_dresden.xml +++ b/tei/dn_1876-01-13_dresden.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Dresdner Nachrichten, 13. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dn_1876-01-13_feuilleton.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -36,21 +37,23 @@ - + Feuilleton. + +

Königliches Hoftheater. Requiem für - A. Manzoni von Requiem + für A. Manzoni von G. Verdi, zweite Aufführung. Die wundervolle Schönheit dieser Musik läßt sich nicht beschreiben, sie läßt sich nur empfinden. Dringend sei allen Musikfreunden die nächstbevorstehende drittmalige Aufführung empfohlen. Nach - Art des Contracts mit dem Eigenthümer des Werkes, Riccordi in Mailand, steht das Aufführungsrecht dem Dresdner + Art des Contracts mit dem Eigenthümer des Werkes, Riccordi in Mailand, steht das Aufführungsrecht dem Dresdner Hoftheater nur auf eine bestimmte Zeit zu und ist es also gefehlt die Bekanntschaft mit dieser Musik im Glauben an spätere Gelegenheiten zu verschieben. Und noch Eins. Wer als Nanitz und Herr Köhler - bestätigten durchaus das ihnen neulich gespendere Lob. Ueberdies ist diese „italienische“ Musik nicht mit der Coloraturrichtung z. B. - Rossini’s zu verwechseln. Gerade - deutsche Empfindungstiefe und musikalische Durchbildung kommt den Köhler bestätigten + durchaus das ihnen neulich gespendere Lob. Ueberdies ist diese „italienische“ Musik nicht mit der Coloraturrichtung z. B. Rossini’s zu verwechseln. Gerade deutsche + Empfindungstiefe und musikalische Durchbildung kommt den Verdi’schen breitangelegten, seelenvollen Melodien prächtig zu statten. Und wie die Namen Stoltz und @@ -103,21 +106,21 @@ ihre deutschen Kehlen der ersten Mailänder, Pariser und Wiener Aufführung mit unvergeßlichem Erfolg - widmeten, so ist unsere Dresdner Aufführung - des Manzoni-Requiems zu einem Triumph für die - deutsche Musikbehandlung geworden.

+ widmeten, so ist unsere Dresdner Aufführung des + Manzoni-Requiems zu einem Triumph + für die deutsche Musikbehandlung geworden.

Der Aufführung wohnte Se. Maj. der König und I. Maj. die Königin in der Hofloge bei. Die Musik begann 5 Min. nach ½8 - Uhr mit dem Eintritt Sr. Maj., welcher - von auswärts eigens in der Residenz eintraf, um Königin in der Hofloge bei. Die Musik begann 5 Min. nach ½8 Uhr + mit dem Eintritt Sr. Maj., welcher von + auswärts eigens in der Residenz eintraf, um Verdi’s vielbesprochenens Werk kennen zu lernen. Das Haus war wieder glänzend gefüllt und — kein kleinster Beweis für das Interesse der Musik — die Herren Recensenten, diese vielgeplagten Leute, wohnten freiwillig auch der zweiten Aufführung, wie vielleicht noch mancher späteren, bei.

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Ludwig - Hartmann.

+ Ludwig + Hartmann.
diff --git a/tei/dp_1875-06-13_wien.xml b/tei/dp_1875-06-13_wien.xml index 8acf931..76eb8d2 100644 --- a/tei/dp_1875-06-13_wien.xml +++ b/tei/dp_1875-06-13_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Die Presse, Wien, 13. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-06-13_feuilleton.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -48,10 +51,12 @@ xml:id="f3"/> - + Feuilleton. - Das Requiem von Verdi. + + + Das Requiem von Verdi.

Es gibt Kunstschöpfungen, welche beim ersten Eindrucke, den man von ihnen empfängt, eine bewältigende Wirkung ausüben, welche man bei näherer Prägung der Einzelheiten sich kaum zu erklären im Stande ist. Das @@ -75,23 +80,24 @@ den Sinnen sich gewaltsam aufdringenden Plastik, mit welchem der große, in den Worten: Sein und Nichtsein sich bergende Gegensatz in der Tonsprache hervortritt. Den öden Quinten, in welchen gleich anfangs Tenore und Bässe das Wort: Requiem ganz leise, aber - hastig ausstoßen, entsteigt eine Fülle üppiger musikalischer Bilder, in denen die - verschiedenen Affecte bald im weltlichen, bald im geistlichen Gewande, nicht selten - im Theatercostume, durcheinander wogen und wühlen, und es sind nicht etwa uniforme, - transparente Bilder über sinnliche Beziehungen, wie sie die Todtenmesse im echten - Kirchenstyle verlangt, sie sind vielmehr in ein glühendes realistisches Colorit - getaucht — es ist, als ob das blühende Leben mit seinen Leiden und Freuden, seinen - Schmerzen und Wonnen auf den Wogen dieser Harmonien an uns vorüberzöge, um endlich - am Schluß nach dem „Libera“ unter den schauerlichen Klängen der alten katholischen - Psalmodie eingesargt zu werden. Die Psalmodie, dieser monotone düstere Todtengesang - der Kirche, welcher das Libera und die ganze Todtenmesse mit einem Trauerflor umrahmt, - berührt wie Grabesluft, der Odem der - Vernichtung weht uns aus diesen Tönen entgegen. Die Psalmodie in dieser Anwendung - bildet den wirksamen transcendentalen Hintergrund zu dem realistischen Gemälde, - welches der Tondichter in diesem Werke aufgestellt hat.

+ key="verdi.requiem.1" n="requiem-aeternam" type="mus">Requiem ganz + leise, aber hastig ausstoßen, entsteigt eine Fülle üppiger musikalischer Bilder, in + denen die verschiedenen Affecte bald im weltlichen, bald im geistlichen Gewande, + nicht selten im Theatercostume, durcheinander wogen und wühlen, und es sind nicht + etwa uniforme, transparente Bilder über sinnliche Beziehungen, wie sie die + Todtenmesse im echten Kirchenstyle verlangt, sie sind vielmehr in ein glühendes + realistisches Colorit getaucht — es ist, als ob das blühende Leben mit seinen Leiden + und Freuden, seinen Schmerzen und Wonnen auf den Wogen dieser Harmonien an uns + vorüberzöge, um endlich am Schluß nach dem „Libera“ unter den + schauerlichen Klängen der alten katholischen Psalmodie eingesargt zu werden. Die + Psalmodie, dieser monotone düstere Todtengesang der Kirche, welcher das Libera und + die ganze Todtenmesse mit einem Trauerflor umrahmt, berührt wie Grabesluft, der Odem der Vernichtung weht uns aus diesen + Tönen entgegen. Die Psalmodie in dieser Anwendung bildet den wirksamen + transcendentalen Hintergrund zu dem realistischen Gemälde, welches der Tondichter in + diesem Werke aufgestellt hat.

Gregorovius sagt in seiner Geschichte der Stadt Rom, hinweisend auf Cassiodorus, der bekanntlich Mönch wurde, es sein @@ -118,18 +124,19 @@ canto selbst, den die Kirche, ihren eigensten Sohn, unter den Trauerklängen der düsteren Psalmodie in inren Schoß zurücknahm? Diese Symbolik liegt nicht so fern. Denn Verdi hat in die Traditionen - der italienischen Oper mit seiner „A<hi rend="antiqua" - >ï</hi>da“ eine unausfüllbare Bresche geschossen; sollte man nicht - in einzelnen deutlichen Anklängen dieser Musik an die „Aïda“ und nur an die „Aïda“ einen - Fingerzeig wahrnehmen, daß er im Requiem die - Exequien jenes Styls feiert, der mit seinen schmeichlerischen Weisen sein Vaterland - während des politischen Verfalls in süßen Schlummer einlulte? Der mildstrahlende Dur-Accord am Schlusse des - Requiems flößt uns aber die Hoffnung ein, der Meister werde es bei - diesen Exequien nicht bewenden lassen, sondern die Auferstehung der italienischen - Oper in einem höheren Style durch eine oder mehrere neue dramatische Schöpfungen - vollends zur That machen.

+ der italienischen Oper mit seiner „A<hi + rend="antiqua">ï</hi>da“ eine unausfüllbare Bresche geschossen; + sollte man nicht in einzelnen deutlichen Anklängen dieser Musik an die „Aïda“ und nur an die „Aïda“ einen Fingerzeig wahrnehmen, daß er im + Requiem die Exequien jenes Styls + feiert, der mit seinen schmeichlerischen Weisen sein Vaterland während des + politischen Verfalls in süßen Schlummer einlulte? Der mildstrahlende Dur-Accord am Schlusse des Requiems flößt uns aber die Hoffnung ein, der Meister + werde es bei diesen Exequien nicht bewenden lassen, sondern die Auferstehung der + italienischen Oper in einem höheren Style durch eine oder mehrere neue dramatische + Schöpfungen vollends zur That machen.

Um nun den Werth und die Bedeutung dieser Composition gehörig zu würdigen, muß man, wie schon Reyer in dem gedachten Aufsatze treffen bemerkt, sich auf den Standpunkt versetzen, auf welchen der Componist sich @@ -150,91 +157,95 @@ auch der Italiener nicht den geringsten Anstoß an den vielen theatralischen Trivialitäten, in welche der geniale Rossini in seinem Stabat mater wie in der Messe - verfallen ist. Auf diesem Boden hätten wir in der That ein ganz anders geartetes - Kunstgewächs erwartet, als wie es uns Verdi in seinem Requiem bietet. - Dasselbe hebt sich ganz eigenthümlich, ganz ernst und strenge gegen ähnliche Werke - der modernen italienischen Kirchenmusik ab. Der Styl trägt allerdings vorwiegend, - sozusagen ein weltlich dramatisches Gepräge; er verleugnet keineswegs das Pathos der - Bühne, aber wahrt sich immerhin gegen profane Ausschreitungen in theatralische - Frivolität. Der Ausdruck athmet stets die Stimmung, welche Text und Situation - bedingen und wirkt sich nie mit erheuchelten Schein-Effecten in die Brust. Er - gefällt sich wol mitunter in bizarren Absonderlichkeiten, denn als solche kann man - nur die barocken harten Quintenfolgen auf den Worten Oro supplex - des Confutatis wie den jähen, durch eine lange Pause nicht gemilderten - Uebergang von C-dur in G-moll bei - der Wiederaufnahme des Dies irae in dem „Libera“ hinnehmen — aber er verwendet - sorgfältig den Klingklang opernhafter Gemeinplätze. Er versenkt sich nicht gerade - sehr in die Tiefe der Empfindung, aber geht auch nie zu sehr in die Breite; man kann - ihm vielleicht den Vorwurf machen, daß er sich häufig mehr als billig in malerischen - Effecten verliert, aber nie daß er auf das Niveau des Gewöhnlichen, geschweige unter - das Gewöhnliche herabsinkt. Man - nehme dieses Requiem nur als das, was es sein - will, als ein großartig angelegtes und al fresco ausgemaltes - Stimmungsbild, laß’ es als solches ohne - orthodoxe Voreingenommenheit auf die Phantasie wirken und man wird sich der Macht - dieser Musik nicht entziehen können. In einem Punkt aber hat uns Verdi in diesem Werke ganz besonders überrascht; - er entwickelt nämlich eine Technik in dem polyphonen Satzbau, die wir bei dem - Componisten des „Rigoletto“ wahrlich nicht - vorausgesagt hätten und überragt nach dieser Seite hin seine berühmten Vorgänger - sämmtlich. Keiner von diesen würde die achtstimmige Fuge mit zwei Subjecten auf - „Sanctus“ so geschickt aufgebaut haben, wie - Verdi, wenn sie überhaupt im Stande - waren, eine solche aufzubauen. Erhebt sich diese Fuge auch nicht zu der erhabenen - Gothik einer Bach’schen Fuge, so - flößt sie doch immer Hochachtung vor der Kunstfertigkeit des Meisters in diesem - Genre ein.

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Das Requiem umfaßt sieben große Nummern, unter - ihnen das „Dies irae“ - mit neun selbständigen Stücken, in welche sich der vierstimmige Chor und ein - Soloquartett, bald zusammenwirkend, bald alternierend, theilen. Der erste Satz in A-moll - beginnt schon mit einem leisen Anklang an die Psalmodie, in dem zuerst Tenore und - Bässe, dann Soprane und Alte in Quinten und zuletzt die vier Stimmen im - vollständigen Accord die Worte: requiem aeternam in kurzen - Worten intoniren. Die Moll-Tonart fließt dann bei der Stelle: Et lux aeterna in - lichte A-dur über, worauf die Worte: „te decet + key="rossini.stabat-mater" type="mus">Stabat mater wie in der + Messe verfallen ist. Auf diesem Boden hätten wir in der That ein ganz anders + geartetes Kunstgewächs erwartet, als wie es uns Verdi in seinem Requiem bietet. Dasselbe hebt sich ganz eigenthümlich, ganz ernst und + strenge gegen ähnliche Werke der modernen italienischen Kirchenmusik ab. Der Styl + trägt allerdings vorwiegend, sozusagen ein weltlich dramatisches Gepräge; er + verleugnet keineswegs das Pathos der Bühne, aber wahrt sich immerhin gegen profane + Ausschreitungen in theatralische Frivolität. Der Ausdruck athmet stets die Stimmung, + welche Text und Situation bedingen und wirkt sich nie mit erheuchelten + Schein-Effecten in die Brust. Er gefällt sich wol mitunter in bizarren + Absonderlichkeiten, denn als solche kann man nur die barocken harten Quintenfolgen + auf den Worten Oro supplex des Confutatis + wie den jähen, durch eine lange Pause nicht gemilderten Uebergang von C-dur in G-moll bei der + Wiederaufnahme des Dies irae in dem „Libera“ hinnehmen — aber er + verwendet sorgfältig den Klingklang opernhafter Gemeinplätze. Er versenkt sich nicht + gerade sehr in die Tiefe der Empfindung, aber geht auch nie zu sehr in die Breite; + man kann ihm vielleicht den Vorwurf machen, daß er sich häufig mehr als billig in + malerischen Effecten verliert, aber nie daß er auf das Niveau des Gewöhnlichen, + geschweige unter das Gewöhnliche + herabsinkt. Man nehme dieses Requiem + nur als das, was es sein will, als ein großartig angelegtes und al fresco ausgemaltes Stimmungsbild, laß’ + es als solches ohne orthodoxe Voreingenommenheit auf die Phantasie wirken und man + wird sich der Macht dieser Musik nicht entziehen können. In einem Punkt aber hat uns + Verdi in diesem Werke ganz besonders + überrascht; er entwickelt nämlich eine Technik in dem polyphonen Satzbau, die wir + bei dem Componisten des „Rigoletto“ + wahrlich nicht vorausgesagt hätten und überragt nach dieser Seite hin seine + berühmten Vorgänger sämmtlich. Keiner von diesen würde die achtstimmige Fuge mit + zwei Subjecten auf „Sanctus“ so + geschickt aufgebaut haben, wie Verdi, wenn + sie überhaupt im Stande waren, eine solche aufzubauen. Erhebt sich diese Fuge auch + nicht zu der erhabenen Gothik einer Bach’schen Fuge, so flößt sie doch immer Hochachtung vor der + Kunstfertigkeit des Meisters in diesem Genre ein.

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Das Requiem umfaßt sieben große + Nummern, unter ihnen das „Dies irae“ mit neun selbständigen Stücken, in welche sich der + vierstimmige Chor und ein Soloquartett, bald zusammenwirkend, bald alternierend, + theilen. Der erste Satz in A-moll beginnt schon mit einem leisen Anklang an die + Psalmodie, in dem zuerst Tenore und Bässe, dann Soprane und Alte in Quinten und + zuletzt die vier Stimmen im vollständigen Accord die Worte: requiem aeternam in kurzen Worten intoniren. Die Moll-Tonart fließt dann + bei der Stelle: Et lux aeterna in lichte A-dur über, worauf die Worte: „te decet hymnus“ in F-Dur ertönen. Dieser ganze Satz entfaltet eine kirchliche Färbung, die indeß bei dem Kyrie in einen weltlichen Ton überspielt, aber in einem - würdigen, gemessenen Charakter gehalten ist. In dem „Dies irae“ da erwacht der - Dramatiker. Da werden uns die Schrecken der Hölle in fast gewaltsamer Weise vor das - Auge geführt. Da ertönt Heulen und Wehklagen der Verdammten unter den wuchtigen - Accordschlägen des Orchesters in den niedersteigenden chromatischen Gängen der - Stimmen, und in den züngelnden Geigenfiguren flackern die Flammen des Fegefeuers + n="kyrie" type="mus">Kyrie in einen weltlichen Ton überspielt, aber in + einem würdigen, gemessenen Charakter gehalten ist. In dem „Dies irae“ da + erwacht der Dramatiker. Da werden uns die Schrecken der Hölle in fast gewaltsamer + Weise vor das Auge geführt. Da ertönt Heulen und Wehklagen der Verdammten unter den + wuchtigen Accordschlägen des Orchesters in den niedersteigenden chromatischen Gängen + der Stimmen, und in den züngelnden Geigenfiguren flackern die Flammen des Fegefeuers hell empor. Nun, wo man die Tuba mirum, d. h. den - dröhnenden Ton der Weltposaune erwartet, da - erschallen Trompeten-Fanfaren von allen Seiten und Richtungen her, als ob sich - sämmtliche himmlische Heerschaaren aufgemacht hätten, die Reveille zu blasen. Dieser Effect ist übrigens nicht neu, man findet ihn - schon in dem Requiem von - Berlioz, nur daß Berlioz die schwere Artillerie von vier - Blech-Orchestern ins Feuer führt, während sich Tuba mirum, d. h. + den dröhnenden Ton der Weltposaune erwartet, da erschallen Trompeten-Fanfaren von allen Seiten und Richtungen + her, als ob sich sämmtliche himmlische Heerschaaren aufgemacht hätten, die Reveille zu blasen. Dieser Effect ist übrigens nicht neu, + man findet ihn schon in dem Requiem von Berlioz, nur daß + Berlioz die schwere Artillerie von + vier Blech-Orchestern ins Feuer führt, während sich Verdi mit einigen Gruppen von Trompeten begnügt. Aber immerhin ist die Wirkung auch hier eine solche, daß der Tod, den Worten des Textes „mors - stupebit“ gemäß, stutzig werden kann. Die nun folgenden Stücke - des Dies irae sind - ähnliche stimmungsvolle und mit packenden, wenn auch nicht eigentlich geistlichen - Effecten ausgestattete episodische Bilder. In dem „Recordare“ möchten wir etwas - weniger deutlich an die Rigoletto-Zeit des - Componisten erinnert werden; Verdi ist - hier einmal aus seinem neuen Text in den alten zurückgefallen. Auch die gedachten - Quinten zwischen der Baßstimme und Begleitung auf dem Oro supplex im - „<title key="verdi.requiem.2.tuba-mirum" n="mors-stupebit" + type="mus">mors stupebit“ gemäß, stutzig werden kann. Die nun + folgenden Stücke des Dies + irae sind ähnliche stimmungsvolle und mit packenden, wenn auch + nicht eigentlich geistlichen Effecten ausgestattete episodische Bilder. In dem „Recordare“ möchten wir etwas weniger deutlich an die Rigoletto-Zeit des Componisten erinnert + werden; Verdi ist hier einmal aus seinem + neuen Text in den alten zurückgefallen. Auch die gedachten Quinten zwischen der + Baßstimme und Begleitung auf dem Oro + supplex im „Confutatis“ erwecken gerade keine geistliche Stimmung. Mozart hatte auf diesen Worten Harmonien erklingen lassen, sie vor ihm noch kein Ohr vernommen; und auch @@ -244,22 +255,23 @@ Contrapunktes mögen sich übrigens beruhigen; diese Quinten sind dem Tondichter nicht etwa durch die Hände geschlüpft, sondern intentionirt und mit Absicht gebracht, wie es die Wiederholung der Stelle beweist. Entsetzen allerdings könnte sie packen, wenn - sie in dem 32. TactTaktzählung ab Allegro (sonst Takt 40). der eben schon - erwähnten Doppelfuge im „Sanctus“ die starren Quinten zwischen dem ersten Sopran des - ersten und dem zweiten Sopran des zweiten Chors entdecken. Aber auch diese Quinten - sind sehr harmloser Natur, nur Papier-Quinten; sie verschwinden bei dem Vortrage der - Fuge gänzlich in dem Harmonienstrome. Immerhin ist trotz dieses Lapsus calami die Fuge, wenn auch - etwas kurzathmig und zu hastig im Charakter gehalten, ein meisterlicher Satz; doch - möchten wir der Schlußfuge im „Libera“ schon wegen des ausgiebigeren Themas - und der Energie des Ausdrucks den Vorzug geben. Als die kostbarste Perle der - Todtenmesse, ja überhaupt als eine kostbare - musikalische Perle ist das Agnus - Dei zu bezeichnen. In der Gestaltung dieses Satzes spiegelt - sich eine ganz eigenthümliche Auffassung der Situation ab. Sopran und Mezzosopran + sie in dem 32. + TactTaktzählung ab Allegro (sonst Takt + 40). der eben schon erwähnten Doppelfuge im „Sanctus“ die starren Quinten + zwischen dem ersten Sopran des ersten und dem zweiten Sopran des zweiten Chors + entdecken. Aber auch diese Quinten sind sehr harmloser Natur, nur Papier-Quinten; + sie verschwinden bei dem Vortrage der Fuge gänzlich in dem Harmonienstrome. Immerhin + ist trotz dieses Lapsus + calami die Fuge, wenn auch etwas kurzathmig und zu hastig im + Charakter gehalten, ein meisterlicher Satz; doch möchten wir der Schlußfuge im „Libera“ schon wegen des ausgiebigeren Themas und der Energie + des Ausdrucks den Vorzug geben. Als die kostbarste Perle der Todtenmesse, ja + überhaupt als eine kostbare musikalische Perle + ist das Agnus + Dei zu bezeichnen. In der Gestaltung dieses Satzes spiegelt sich + eine ganz eigenthümliche Auffassung der Situation ab. Sopran und Mezzosopran intoniren ohne alle Begleitung eine elegische, aber ungemein liebliche Weise in Octaven, die in der Folge vom Chor im Unisono aufgenommen wird und nachher mit einer Verbrämung interessanter Begleitungsformen wiederkehrt. Ja wunderbar namentlich ist @@ -267,18 +279,19 @@ Figurationen der Hornbläser wie eine schimmernde Aureole um die Phrase legen. An solchen und ähnlichen, die Stimmungsmomente poesievoll und charakterischtisch ausmalenden Orchester-Effecten ist diese Partitur reich, ja reicher als die Partitur - der Aïda; sie bietet überhaupt des Interessanten - jeglicher Art in Hülle und Fülle. Aber auch hier auf diesem Gebiete bewährt sich - Verdi als der echte Dramatiker, indem - er im Zuschnitte der Sätze wie in der Verwendung der Effecte das richtige Maß - einhält und zugleich das Interesse vom Anfang bis zum Ende stets zu spannen weiß; - mit Einem Wort, ohne gegen viele in der Richtung begründete Mängel blind zu sein, - kann man nicht umhin, diese Todtenmesse + der Aïda; sie bietet überhaupt des + Interessanten jeglicher Art in Hülle und Fülle. Aber auch hier auf diesem Gebiete + bewährt sich Verdi als der echte + Dramatiker, indem er im Zuschnitte der Sätze wie in der Verwendung der Effecte das + richtige Maß einhält und zugleich das Interesse vom Anfang bis zum Ende stets zu + spannen weiß; mit Einem Wort, ohne gegen viele in der Richtung begründete Mängel + blind zu sein, kann man nicht umhin, diese Todtenmesse Verdi’s als eine großartige Schöpfung anzuerkennen.

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Wenn wir vorhin diese Todtenmesse auf den alten - bel canto in der italienischen Oper bezogen, so sollte - das nur bedeuten, daß Verdi die +

Wenn wir vorhin diese Todtenmesse auf + den alten bel canto in der italienischen Oper bezogen, so + sollte das nur bedeuten, daß Verdi die autokratische Macht dieses Helden in der Stylform gebrochen habe, daß bei ihm die Bestimmungen für die Conception von einer höheren Instanz als dem Gesetze schöner Klangwirkung ausgehen. Verdi ist @@ -307,23 +320,23 @@ ausgeglichenen Stimmregister, vor Allem aber in der Kunst, den Athem zu verwenden, können sie als wahre Phänomene gelten; auch Herr Medini tritt nicht aus den Rahmen der Uebrigen heraus. Wir harren - nur noch auf die „Aïda“, von der wir uns, nach den - Leistungen in der „Messe“ zu urtheilen, etwas - ganz Außerordentliches versprechen, um diesen Künstlern Eingehenderes zu widmen. - Unter der Beihilfe solcher Größen und dazu unter der Leitung des berühmten Meisters - mußte sich die Aufführung in wunderbarer Vollendung entfalten. Man konnte sie kaum - im Detail feiner ausgeglichen und nuancirt, im Großen schwungvoller und inspirirter - denken, als sie war. Ein Theil des großen Erfolges, der diesen Abend zu einem der - glänzendsten in unserm Opernhause gestaltete, kommt auf Rechnung der Damen und - Herren des Chores wie des Orchesters, denen man des Lobes nicht genug spenden kann! - Freilich stand Verdi an ihrer Spitze. Wir - haben bisher den meistern in seinen Werken loben können; wir haben ihn aber jetzt - auch nach einer andern Seite hin, nämlich als eminenten Dirigenten kennen gelernt. - Herrn Director Jauner sind wir zu - größtem Dank verpflichtet für den hohen, in seiner Art einzig dastehenden Genuß, den - er uns durch dies Unternehmen bereitet hat; er hat sich zugleich um unser Musikleben - ein Verdienst erworben, dessen Tragweite man vorläufig noch gar nicht abschätzen - kann.

+ nur noch auf die „Aïda“, von der wir uns, + nach den Leistungen in der „Messe“ zu + urtheilen, etwas ganz Außerordentliches versprechen, um diesen Künstlern + Eingehenderes zu widmen. Unter der Beihilfe solcher Größen und dazu unter der + Leitung des berühmten Meisters mußte sich die Aufführung in wunderbarer Vollendung + entfalten. Man konnte sie kaum im Detail feiner ausgeglichen und nuancirt, im Großen + schwungvoller und inspirirter denken, als sie war. Ein Theil des großen Erfolges, + der diesen Abend zu einem der glänzendsten in unserm Opernhause gestaltete, kommt + auf Rechnung der Damen und Herren des Chores wie des Orchesters, denen man des Lobes + nicht genug spenden kann! Freilich stand Verdi an ihrer Spitze. Wir haben bisher den meistern in seinen + Werken loben können; wir haben ihn aber jetzt auch nach einer andern Seite hin, + nämlich als eminenten Dirigenten kennen gelernt. Herrn Director Jauner sind wir zu größtem Dank verpflichtet + für den hohen, in seiner Art einzig dastehenden Genuß, den er uns durch dies + Unternehmen bereitet hat; er hat sich zugleich um unser Musikleben ein Verdienst + erworben, dessen Tragweite man vorläufig noch gar nicht abschätzen kann.

E. Schelle.

diff --git a/tei/dp_1875-07-22_venedig.xml b/tei/dp_1875-07-22_venedig.xml index afd5a4d..4a89e22 100644 --- a/tei/dp_1875-07-22_venedig.xml +++ b/tei/dp_1875-07-22_venedig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Presse, Wien, 22. Juli 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-07-22_venedig.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -41,25 +42,26 @@ xml:id="f1"/> - - + + Theater- und Kunstnachrichten. - + + +

— Die vierte Aufführung des Verdi’schen - Requiem in Venedig hat so großen Beifall und noch so bedeutende - Theilnahme gefunden, daß sich der Director des Requiem in Venedig hat so großen Beifall und noch so + bedeutende Theilnahme gefunden, daß sich der Director des Malibran-Theaters, Anton Gallo, an Signora Stolz mit der Bitte wendete, durch ihre - Mitwirkung noch eine fünfte und Schlußaufführung des Werkes zu ermöglichen. Signora - Stolz erklärte aus Freundlichste ihre + key="stolz.teresa">Stolz mit der Bitte wendete, durch ihre Mitwirkung + noch eine fünfte und Schlußaufführung des Werkes zu ermöglichen. Signora Stolz erklärte aus Freundlichste ihre Bereitwilligkeit, obschon ih Contract zu Ende war und widmete von dem entfallenden Honorar 600 Lire für einen wohlthätigen Zweck. Da auch die übrigen Künstler sich bereit erklärten, bei dieser Vorstellung mitzuwirken, so fand dieselbe gestern im - Malibran-Theater - statt.

+ Malibran-Theater statt.

diff --git a/tei/dp_1875-09-03_florenz.xml b/tei/dp_1875-09-03_florenz.xml index 4cff48f..a7bf96b 100644 --- a/tei/dp_1875-09-03_florenz.xml +++ b/tei/dp_1875-09-03_florenz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Presse, Wien, 3. September 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-09-03_kleine-chronik.xml

CC BY 4.0

@@ -16,7 +15,7 @@ 244 - 244 + Abendblatt 28 dp 3 @@ -24,7 +23,9 @@
- + + + Notiz @@ -42,17 +43,20 @@ xml:id="f1"/> - + Kleine Chronik. - + + + +

[Das Programm zur Michelangelo-Feier], „um Michelangelo durch Michelangelo zu ehren“, enthält in seiner Vollständigkeit folgende Punkte: - Am 19., - 20., 22. und 24. wird das Am 19., 20., 22. und + 24. wird das Verdi’sche Requiem aufgeführt werden.

diff --git a/tei/dp_1875-09-23_florenz.xml b/tei/dp_1875-09-23_florenz.xml index b72c680..c59e040 100644 --- a/tei/dp_1875-09-23_florenz.xml +++ b/tei/dp_1875-09-23_florenz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Presse, Wien, 23. September 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-09-23_theater-und-kunstnachrichten.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Kurzbericht @@ -41,21 +42,24 @@ xml:id="f1"/> - + Theater- und Kunstnachrichten. + +

Verdi’s - Requiem wurde nun - am 19. d. auch in Florenz aufgeführt und fand, wie überall, auch dort - enthusiastische Aufnahme. Das „Tuba mirum“, „Sanctus“ und „Agnus mußten wiederholt + Requiem + wurde nun am 19. d. auch in Florenz aufgeführt und fand, wie überall, + auch dort enthusiastische Aufnahme. Das „Tuba mirum“, + „Sanctus“ und „Agnus mußten wiederholt werden. Die Solisten waren dieselben wie in Wien, die Damen Stoltz, Waldmann - und die Herren Medini und tz, Waldmann und + die Herren Medini und Masini. Am 20. fand eine zweite Aufführung statt, der am 22. und Die Presse, Wien, 22. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-10-22_graz.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -41,16 +42,20 @@ xml:id="f1"/> - + Theater- und Kunstnachrichten. - + + + +

In Graz bereitet die Direction des Landestheaters Verdi’sRequiem“ für Ende dieses Monats mit sämmtlichen - Opernkräften und unter Verstärkung von Chor und Orchester vor. Die Proben - haben bereits begonnen, die Zahl der Vorstellungen wird auf zwei beschränkt.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem“ für Ende dieses Monats mit + sämmtlichen Opernkräften und unter Verstärkung von Chor und Orchester vor. + Die Proben haben bereits begonnen, die Zahl der Vorstellungen wird auf zwei + beschränkt.

diff --git a/tei/dp_1875-10-26_wien.xml b/tei/dp_1875-10-26_wien.xml index 533504b..ad5cf3c 100644 --- a/tei/dp_1875-10-26_wien.xml +++ b/tei/dp_1875-10-26_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Presse, Wien, 26. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-10-26_hofoperntheater.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -41,10 +42,13 @@ xml:id="f1"/> - - + + Theater- und Kunstnachrichten. - + + + +

Im Hofoperntheater gelangt am 1. und 2. diff --git a/tei/dp_1875-11-03_wien.xml b/tei/dp_1875-11-03_wien.xml index 43db756..28e89d2 100644 --- a/tei/dp_1875-11-03_wien.xml +++ b/tei/dp_1875-11-03_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Die Presse, Wien, 3. November 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-11-03_hofoperntheater.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@ - + + + Bericht @@ -51,19 +54,19 @@

(Hofoperntheater.) Zur Allerseelenfeier hatte diesmal die Direction statt einer Opernvorstellung eine - Aufführung des „Requiem“ von Verdi veranstaltet. Es entspricht auch - der Bedeutung dieser Tage ein Requiem ungleich - besser als eine Oper, und die Schöpfung Verdi’s eignet sich schon deßhalb vorzüglich für derartige Zwecke, - weil die Composition bei dem mehr oder weniger theatralischen Charakter der Musik - sich mit den Räumen eines Theaters ganz wohl verträgt. In Betreff der äußerlichen - Einrichtung und Ausstattung war die im Sommer unter der Leitung Verdi’s stattgehabte Aufführung dieses Requiems zum Muster genommen und die musikalische - Qiedergabe zeugte von dem Willen und Streben, das Werk bei dieser Gelegenheit auch - ohne die Beihilfe eines so eminenten Virtuosen-Quartetts, wie es Verdi mit sich führte, in möglichst + Aufführung des „Requiem“ von + Verdi veranstaltet. Es + entspricht auch der Bedeutung dieser Tage ein Requiem ungleich besser als eine Oper, und die Schöpfung Verdi’s eignet sich schon deßhalb vorzüglich für + derartige Zwecke, weil die Composition bei dem mehr oder weniger theatralischen + Charakter der Musik sich mit den Räumen eines Theaters ganz wohl verträgt. In + Betreff der äußerlichen Einrichtung und Ausstattung war die im Sommer unter der + Leitung Verdi’s stattgehabte Aufführung + dieses Requiems zum Muster genommen + und die musikalische Qiedergabe zeugte von dem Willen und Streben, das Werk bei + dieser Gelegenheit auch ohne die Beihilfe eines so eminenten Virtuosen-Quartetts, + wie es Verdi mit sich führte, in möglichst wirkungsvoller Weise zur Geltung zu bringen. Die Chöre wie die Solopartien waren trefflich einstudirt. Die letzteren zum größten Theile den hervorragendsten Kräften unseres Opernpersonals anvertraut. Frau Wilt @@ -74,43 +77,45 @@ Mezzosopran-Partie zugefallen war, unverhältnismäßig zurück; doch bewährte sich die genannte Künstlerin immer noch besser, als wir es erwarten könnten. Im Ganzen und Großen hatte man alle Ursache, sich mit dem Gebotenen zufriedenzustellen. Leider - aber klingt uns noch die Wiedergabe des Requiems - unter der persönlichen Führung des Componisten zu sehr in den Ohren, als daß wir den - Vergleich abwehren könnten, und gegen diese verhielt sich allerdings die jetzige - Aufführung fast wie die Nacht zum Tage. Man vermißte vor Allem an den Solovorträgen - den seinen, dabei stylvollen Schliff, den jene italienischen Sänger so sehr in ihrer - Macht haben; man vermißte ferner das warme, reiche Colorit der Nuancen, auf welches - sich der Effect dieser Musik stützt, den harmonischen Ausgleich der Stimmen beim - Zusammenwirken der Solisten und überhaupt das spontane Leben, das jene Aufführung - athmete, während diese zu sehr die Zucht des Tactstockes verrieth. Nur Einer unter - den Mitwirkenden, Herr Rokitansky, war - seiner Aufgabe vollständig gewachsen und kennzeichnete sich in der Vortragsweise als - einen wahren Virtuosen aus der guten italienischen Schule. Die Stimme der Frau - Wilt ist in der Höhe wol ausgiebiger als - die Stimme des Fräulein Stolz, von welcher - wir im Sommer die Partie hörten. Frau Wilt’s - Stimme trat aber in diesen Registern viel zu stark, ja zu aufdringlich hervor, - während sie in den tieferen Lagen für den Effect zu wenig Klangkraft entfaltete. Das - Organ des Fräuleins Tremel versagt - fast gänzlich in der Mittellage. In - Folge dessen gingen einzelne Partien, wie zum Beispiel das „liber scriptus“ vollständig - verloren. Herr Walter sang zwar sehr - geschmackvoll, ließ aber in der Vertheilung von Licht und Schatten, in der + aber klingt uns noch die Wiedergabe des Requiems unter der persönlichen Führung des Componisten zu sehr in den + Ohren, als daß wir den Vergleich abwehren könnten, und gegen diese verhielt sich + allerdings die jetzige Aufführung fast wie die Nacht zum Tage. Man vermißte vor + Allem an den Solovorträgen den seinen, dabei stylvollen Schliff, den jene + italienischen Sänger so sehr in ihrer Macht haben; man vermißte ferner das warme, + reiche Colorit der Nuancen, auf welches sich der Effect dieser Musik stützt, den + harmonischen Ausgleich der Stimmen beim Zusammenwirken der Solisten und überhaupt + das spontane Leben, das jene Aufführung athmete, während diese zu sehr die Zucht des + Tactstockes verrieth. Nur Einer unter den Mitwirkenden, Herr Rokitansky, war seiner Aufgabe vollständig + gewachsen und kennzeichnete sich in der Vortragsweise als einen wahren Virtuosen aus + der guten italienischen Schule. Die Stimme der Frau Wilt ist in der Höhe wol ausgiebiger als die Stimme des Fräulein + Stolz, von welcher wir im Sommer die + Partie hörten. Frau Wilt’s Stimme trat aber in + diesen Registern viel zu stark, ja zu aufdringlich hervor, während sie in den + tieferen Lagen für den Effect zu wenig Klangkraft entfaltete. Das Organ des + Fräuleins Tremel versagt fast gänzlich + in der Mittellage. In Folge dessen + gingen einzelne Partien, wie zum Beispiel das „liber scriptus“ + vollständig verloren. Herr Walter sang zwar + sehr geschmackvoll, ließ aber in der Vertheilung von Licht und Schatten, in der Verwendung der Accente, wie sie Verdi fordert, sehr Vieles zu wünschen übrig. So gebührte also der Preis des Abends eigentlich nur Herrn Rokitansky, der sogar seinen italienischen Vorgänger, Herrn Medini, weit überragte. Im Weitern waren auch die Tempi nicht immer die ganz richtigen, sie mußten zum Theile belebter sein. Die Chöre wurden übrigens - mit Sicherheit ausgeführt; nur die letzte Fuge „Libera me“ war etwas verwischt. Es spricht jedoch - für das Werk, daß es auch bei solchen, größtentheils durch die Mittel bedungenen - Schwächen der Ausführung eine zündende Kraft bewiesen hat. Einzelne Nummern, unter - Anderm das „Agnus Dei“ mußten auf stürmisches - Verlangen wiederholt werden. Ueberhaupt bewies sich das Publicum sehr empfänglich - für die Leistungen der Solisten sowol wie der Chöre und zeichnete sie aufs - Reichlichste durch Beifall aus. E. S.

+ mit Sicherheit ausgeführt; nur die letzte Fuge „Libera me“ war etwas verwischt. Es spricht + jedoch für das Werk, daß es auch bei solchen, größtentheils durch die Mittel + bedungenen Schwächen der Ausführung eine zündende Kraft bewiesen hat. Einzelne + Nummern, unter Anderm das „Agnus + Dei“ mußten auf stürmisches Verlangen wiederholt werden. Ueberhaupt bewies + sich das Publicum sehr empfänglich für die Leistungen der Solisten sowol wie der + Chöre und zeichnete sie aufs Reichlichste durch Beifall aus. E. S.

diff --git a/tei/dp_1875-12-02_graz.xml b/tei/dp_1875-12-02_graz.xml index 7d4457d..12b9201 100644 --- a/tei/dp_1875-12-02_graz.xml +++ b/tei/dp_1875-12-02_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Presse, Wien, 2. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-12-02_graz.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -41,9 +42,11 @@ xml:id="f1"/> - + Theater- und Kunstnachrichten. - + + +

Frau Wilt begibt sich für den 7. und 8. December nach Die Presse, Wien, 31. Dezember 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dp_1875-12-31_musik-revue.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@ - + + + Bericht @@ -66,26 +69,27 @@ key="wagner.richard">Wagner, hatten sich in Person hier eingestellt. Schon vor Anbruch des Frühlings gab uns Wagner im großen Musikvereinssaale Bruchstücke aus seinem letzten - Werke: „Götterdämmerung“ zu kosten - und jüngst noch führte er seinen „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ in - einer ganz neuen Gewandung auf unsere Bühne; im - Sommer erschien Verdi, um uns mit - seiner letzten Schöpfung, dem „Requiem“ - bekannt zu machen und durch seine mitgeführten Sänger uns zu überzeugen, - daß die Traditionen des Belcanto noch nicht gänzlich erloschen seien.

+ Werke: „Götterdämmerung“ zu + kosten und jüngst noch führte er seinen „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ in einer ganz neuen Gewandung auf unsere Bühne; im Sommer erschien Verdi, um uns mit seiner letzten Schöpfung, dem „Requiem“ bekannt zu machen und + durch seine mitgeführten Sänger uns zu überzeugen, daß die Traditionen des Belcanto + noch nicht gänzlich erloschen seien.

Die Festwoche füllten die Aufführungen des „Manfred“ von Byron mit der Musik von Schumann und das „Requiem“ - von Verdi in der Oper aus, deren Ertrag dem - Pensions-Institute dieses Hoftheaters zugute kam. das „Requiem“ von Verdi in der + Oper aus, deren + Ertrag dem Pensions-Institute dieses Hoftheaters zugute kam. Die Besetzung von Verdi’s - Requiem wies keine Aenderung auf. Die Aufführung - war im Ganzen recht gelungen und hinterließ sogar einen einheitlicheren + Requiem wies keine Aenderung auf. Die + Aufführung war im Ganzen recht gelungen und hinterließ sogar einen einheitlicheren Totaleindruck, als die letzte von Seite unserer einheimischen Künstler.

E. Schelle.

diff --git a/tei/dr_1876-01_wien.xml b/tei/dr_1876-01_wien.xml index dc2b03c..95ed4c2 100644 --- a/tei/dr_1876-01_wien.xml +++ b/tei/dr_1876-01_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Deutsche Rundschau, Berlin, Januar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dr_1876-01_wiener-chronik.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Bericht @@ -47,31 +51,30 @@ Wiener Chronik. - Richard Wagner in Wien. -

Wien, 12. Dezember 1875

+ Richard Wagner in Wien. + Wien, + 12. Dezember 1875

Im verflossenen Sommer hatte Verdi als Gast in Wien verweilt, er hatte nicht blos sein Manzoni-Requiem mit - außerordentlichem Erfolg aufgeführt, sondern auch seine „Aida,“ — und die Wiener behaupteten, erst jetzt sei - ihnen über diese Oper das wahre Licht aufgegangen. Verdi selbst hatte durch sein edel-bescheidenes Auftreten fast eben - so viel persönlichen Erfolg, als durch seine neuesten Partituren, welche aus mehr - als einem Verdi-Saulus einen Verdi-Paulus machten.Saulus, der einstige Christenverfolger, fand in dem - »Damaskuserlebnis« seine Bekehrung und ließ sich fortan nach seinem griechischen - Namen »Paulus« nennen. Alle Welt versicherte, Verdi sei ein Ausbund von Liebenswürdigkeit — - und doch bildete schweigsame Zurückhaltung beinahe den Grundzug seines Wesens. Aber - es bewährte sich, was weiland schon der - altrömische Philosoph als Kennzeichen eines vorzüglichen Menschen - hervorgehoben hat: ipso nutu, vultu, incessu - prodest.Vgl. Lucius Annaeus Seneca, De + to-iso="1875-09">verflossenen Sommer hatte Verdi als Gast in Wien verweilt, + er hatte nicht blos sein Manzoni-Requiem mit außerordentlichem Erfolg + aufgeführt, sondern auch seine „Aida,“ — und die Wiener behaupteten, erst jetzt sei ihnen über diese + Oper das wahre Licht aufgegangen. Verdi + selbst hatte durch sein edel-bescheidenes Auftreten fast eben so viel persönlichen + Erfolg, als durch seine neuesten Partituren, welche aus mehr als einem Verdi-Saulus + einen Verdi-Paulus machten.Saulus, der einstige + Christenverfolger, fand in dem »Damaskuserlebnis« seine Bekehrung und ließ sich + fortan nach seinem griechischen Namen »Paulus« nennen. Alle Welt + versicherte, Verdi sei ein Ausbund von + Liebenswürdigkeit — und doch bildete schweigsame Zurückhaltung beinahe den Grundzug + seines Wesens. Aber es bewährte sich, was weiland schon der altrömische Philosoph als Kennzeichen + eines vorzüglichen Menschen hervorgehoben hat: ipso + nutu, vultu, incessu prodest.Vgl. + Lucius Annaeus Seneca, De Tranquillitate Animi, IV,6: »Numquam inutilis est opera ciuis boni: auditus est uisusque. Vultu, nutu, obstinatione tacita incessuque ipso prodest.« – Übersetzung nach Jean Paul, Leben des Quintus Fixlein, München 1796, Kapitel 47: @@ -95,8 +98,8 @@ einen Zug zu machen — so wurde nun Wagner solenn eingeladen

-

A. W. Ambros.

+ A. W. Ambros.
diff --git a/tei/dv_1875-06-15_wien.xml b/tei/dv_1875-06-15_wien.xml index 2bd1c4d..d7447f9 100644 --- a/tei/dv_1875-06-15_wien.xml +++ b/tei/dv_1875-06-15_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Das Vaterland, Wien, 15. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dv_1875-06-15_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -80,12 +83,12 @@ key="goethe.johann-wolfgang-von">Goethe, das Glück, am Abende seines Lebens auf eine lange andauernde dichterische Thätigkeit zurückblicken zu können. Seine lyrischen Gedichte, Hymnen, seine Tragödien sind allerdings außerhalb - Italiens nicht populär geworden, mit - seiner Erzählung „Promessi sposi“ aber ist er in den Kreis - der Weltliteratur entschieden eingetreten, und wenn man ihn allerorten zu den Besten + Italiens nicht populär geworden, mit seiner + Erzählung „Promessi sposi“ aber ist er in den Kreis der + Weltliteratur entschieden eingetreten, und wenn man ihn allerorten zu den Besten zählt, so ist es nicht zu verwundern, daß der berühmte Name in Italien selbst nur mit dem Ausdrucke der Verehrung - und Begeisterung genannt wird.

+ key="italien">Italien selbst nur mit dem Ausdrucke der Verehrung und + Begeisterung genannt wird.

Das Bedeutende solcher Männer besteht aber nicht nur darin, was sie selber geleistet und der Welt als Erbe zurückgelassen haben, sondern auch in der Anregung, die sie auf jüngere @@ -98,16 +101,16 @@ haben. Und wie anders sollte der Tonkünstler seine schmerzlichen Empfindungen zum Ausdruck bringen als in einem Werke der Tonkunst; Verdi goß seinen Schmerz und seine Wehmuth auf ein Notenblatt, er - schrieb ein Requiem zum Andenken und zur Feier - des großen Todten.

+ schrieb ein Requiem zum Andenken und + zur Feier des großen Todten.

Ist dieses aber auch ein Requiem?

Wir haben das neueste Werk des berühmten Componisten nun gehört, und es ist billig, daß wir uns hiebei der oben angeführten, von Manzoni aufgestellten Grundsätze der Kritik erinnern.

-

Was sich Verdi vorgesetzt, ist keine - Frage. Er wollte ein Requiem schreiben. Ob dieses Vornehmen zu billigen sei, darüber - kann keine Meinungsverschiedenheit herrschen, denn wer wollte den Vorsatz nicht - billigen? Es bleibt also nur die dritte Frage zu beantworten, ob er seinem Vorsatze +

Was sich Verdi vorgesetzt, ist keine Frage. + Er wollte ein Requiem schreiben. Ob dieses Vornehmen zu billigen sei, darüber kann + keine Meinungsverschiedenheit herrschen, denn wer wollte den Vorsatz nicht billigen? + Es bleibt also nur die dritte Frage zu beantworten, ob er seinem Vorsatze nachgekommen, d. h. also hier, ob Verdi wirklich ein Requiem geschrieben.

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. An den Kirchenstyl, wie er von den alten @@ -115,23 +118,23 @@ Einfachheit eines Palestrina, eines Allegri wird man vergebens darin suchen. An den Kirchenstyl, wie er - von den Deutschen weiter entwickelt wurde, an die <hi rend="antiqua">H-moll-</hi>Messe eines H-moll-Messe eines Sebastian Bach, an die <hi rend="antiqua">D-dur-</hi>Messe von - Beethoven, an das Requiem von Mozart darf man bei diesem Werke gar - nicht denken, auch nur der flüchtige Einfall einer Vergleichung wäre Thorheit. - Verdi geht seinen eigenen Weg, und - will man die Spuren des Weges verfolgen, den er gegangen, so kann sie nur in den - anderen Werken dieses Meisters entdecken. Diese anderen Werke sind aber Opern. Mit - seinem eigenen durch lange künstlerische Thätigkeit gewonnenen Opernstyl ging - Verdi an die Conception dieses - religiösen Werkes, und wenn man gerade auch nicht so weit gehen will, zu behaupten, - dieses Requiem sei eigentlich eine Oper, so - wird man dasselbe doch jedenfalls als opernhaft zu bezeichnen sich gezwungen - sehen.

+ key="beethoven.missa-solemnis" type="mus">D-dur-Messe von Beethoven, an das Requiem von Mozart + darf man bei diesem Werke gar nicht denken, auch nur der flüchtige Einfall einer + Vergleichung wäre Thorheit. Verdi geht + seinen eigenen Weg, und will man die Spuren des Weges verfolgen, den er gegangen, so + kann sie nur in den anderen Werken dieses Meisters entdecken. Diese anderen Werke + sind aber Opern. Mit seinem eigenen durch lange künstlerische Thätigkeit gewonnenen + Opernstyl ging Verdi an die Conception + dieses religiösen Werkes, und wenn man gerade auch nicht so weit gehen will, zu + behaupten, dieses Requiem sei eigentlich eine Oper, so wird man dasselbe doch jedenfalls als opernhaft zu bezeichnen + sich gezwungen sehen.

Damit wäre denn freilich gesagt, daß Verdi’s neueste Composition ein eigentliches Requiem nicht sei. Dieses Urtheil ist in der That auch bereits gefällt worden, allein die Bedeutung des @@ -151,48 +154,48 @@ müssen, daß er nicht einsehe, was der Componist gewollt, und wenn er es endlich eingesehen, so wird er den Vorsatz des Componisten keineswegs billigen.

Und doch erfordert es die Gerechtigkeit, anzuerkennen, daß Verdi ein Werk geschrieben habe, welchem, wie - es sich zu dem herkömmlichen Kirchenstyl auch immer verhalten mag, künstlerischer - Werth und künstlerische Bedeutung nicht abgesprochen werden dürfen; denn es gibt - Werke, welche ganz correct im Kirchenstyl gehalten sind und doch lange nicht an - Verdi’s - Requiem hinanreichen. Will man gegen Verdi gerecht sein, so vergleiche man ihn - einerseits mit Rossini, andererseits - mit Cherubini. Verdi ein Werk geschrieben habe, welchem, wie es + sich zu dem herkömmlichen Kirchenstyl auch immer verhalten mag, künstlerischer Werth + und künstlerische Bedeutung nicht abgesprochen werden dürfen; denn es gibt Werke, + welche ganz correct im Kirchenstyl gehalten sind und doch lange nicht an Verdi’s + Requiem hinanreichen. Will man gegen + Verdi gerecht sein, so vergleiche man + ihn einerseits mit Rossini, + andererseits mit Cherubini. Rossini war unstreitig ein Genie, er war es aber nur in einer bestimmten Sphäre. Mit dem „Barbier von Sevilla“ hat er ein - Werk von unvergänglicher Dauer geschaffen; in Gesellschaft der tragischen Muse - hingegen befand er sich unbehaglich, denn ihm fehlte das Pathos. Auf dem Gebiete der - Kirchenmusik war er vollends unvermögend, mit seinem Naturell etwas Bedeutendes zu - schaffen. Sein „S<supplied - resp="tr">t</supplied>abat mater“ ist trivial und unfähig, - eine wirkliche Erhebung des Gemüthes hervorzubringen. Barbier von Sevilla“ + hat er ein Werk von unvergänglicher Dauer geschaffen; in Gesellschaft der tragischen + Muse hingegen befand er sich unbehaglich, denn ihm fehlte das Pathos. Auf dem + Gebiete der Kirchenmusik war er vollends unvermögend, mit seinem Naturell etwas + Bedeutendes zu schaffen. Sein „S<supplied resp="tr">t</supplied>abat mater“ ist + trivial und unfähig, eine wirkliche Erhebung des Gemüthes hervorzubringen. Verdi hingegen ist ein Tragiker von Haus aus. Seine Opern zeigen ein hohes Pathos, er ist der Gegensatz von Rossini bezüglich des Naturells (ohne Rücksicht auf die Größe seines Talentes). Da Verdi schon in seinen Opern eine ernste Natur verräth, so konnte er - in dem Requiem den tiefen Ernst seines Werkes um so weniger verleugnen, ja im Gegentheil, - er hat sich in dem Requiem zu einem noch - tieferen und erhabeneren Ernst emporgeschwungen, und so steht er auf dem Gebiete der - Kirchenmusik Rossini gegenüber - bedeutend im Vortheil.

+ in dem Requiem den tiefen Ernst seines Werkes um so weniger verleugnen, ja im + Gegentheil, er hat sich in dem Requiem + zu einem noch tieferen und erhabeneren Ernst emporgeschwungen, und so steht er auf + dem Gebiete der Kirchenmusik Rossini + gegenüber bedeutend im Vortheil.

Vergleichen wir ihn andererseits mit Cherubini, so ist gewiß nicht zu leugnen, daß Cherubini’s - Requiem diejenigen Forderungen, die - man an ein Werk kirchlichen Styles zu machen sich berechtigt hält, nach Seite der - Correctheit vollkommen befriedigt, und doch wird sein Werk die meisten Hörer kalt - lassen. Man wird die glänzende Arbeit vielleicht sogar bewundern, aber sich nicht - gerührt und viel weniger erschüttert fühlen. Bei Verdi ist es umgekehrt. Den Forderungen des strengen Kirchenstyls - vermag sein Requiem ganz gewiß nicht Stand zu - halten, aber er bringt eine ernste, ergreifende Musik, die wenigstens in einzelnen - Momenten auch auf ein feiner fühlendes Gemüth bedeutende Wirkungen hervorzubringen - im Stande ist.

+ Requiem diejenigen + Forderungen, die man an ein Werk kirchlichen Styles zu machen sich berechtigt hält, + nach Seite der Correctheit vollkommen befriedigt, und doch wird sein Werk die + meisten Hörer kalt lassen. Man wird die glänzende Arbeit vielleicht sogar bewundern, + aber sich nicht gerührt und viel weniger erschüttert fühlen. Bei Verdi ist es umgekehrt. Den Forderungen des + strengen Kirchenstyls vermag sein Requiem ganz gewiß nicht Stand zu halten, aber er bringt eine ernste, + ergreifende Musik, die wenigstens in einzelnen Momenten auch auf ein feiner + fühlendes Gemüth bedeutende Wirkungen hervorzubringen im Stande ist.

Man könnte diese Vergleichungen noch erweitern und durch andere vermehren, allein es wird nicht nöthig sein. Unsere verehrten Leser haben aus dem Bisherigen zur Genüge erkannt, was ist ausdrücken will. Auf die Einzelnheiten des Werkes soll ich hier gar @@ -203,15 +206,15 @@ key="beethoven.ludwig-van">Beethoven und Mozart genährt hat, der wird das Verdi’sche - Requiem vielleicht nicht hören können, wer aber - Universalität genug besitzt, auch von „Rigoletto“ ergriffen zu werden, der wird gerne bekennen, daß ihm auch - Verdi’s + Requiem vielleicht nicht hören können, + wer aber Universalität genug besitzt, auch von „Rigoletto“ ergriffen zu werden, der wird gerne bekennen, daß + ihm auch Verdi’s Requiem herzlich willkommen sei.

Die Aufführung im Wiener - Hofoperntheater war - eine vorzügliche. Der Componist hat sich zwei Sängerinnen und zwei Sänger, also ein + Hofoperntheater war eine + vorzügliche. Der Componist hat sich zwei Sängerinnen und zwei Sänger, also ein vollständiges Quartett mitgebracht, welches ganz vortrefflich ist; der Chor des Theaters war durch Mitglieder des akademischen Gesangvereines verstärkt. Der Jubel (Beifall wäre viel zu schwächlich gesagt) war ein frenetischer, und wir gönnen dem diff --git a/tei/dv_1875-06-23_wien.xml b/tei/dv_1875-06-23_wien.xml index 109efc6..777da35 100644 --- a/tei/dv_1875-06-23_wien.xml +++ b/tei/dv_1875-06-23_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Das Vaterland, Wien, 23. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dv_1875-06-23_vom-operntheater.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@ - + + + Bericht @@ -93,16 +96,17 @@ >Stolz und Waldmann mehr werth als mit der Wilt und Materna? Oder ist etwa gar das „Requiem“ von Verdi mehr werth als der „Don - Juan“, als der „Fidelio“? Darauf - wird Jauner ruhig antworten: Lieber - Freund! Ueber diese Dinge kann Jeder urtheilen, wie er will! Wenn Dir der Preis zu - hoch ist, so zwingt Dich Niemand, hineinzugehen! — Ich will das „Requiem“ aber hören! — ruft der Kunstfreund! — Dann - mußt Du bezahlen, was ich verlange! — erwiedert der Director, ohne sich aus der - Fassung bringen zu lassen — denn die Kunst ist ein Luxus, und wenn sich auch die - Regierung bedenkt, eine Luxussteuer einzuführen, ich habe solche Bedenken nicht.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem“ von Verdi mehr werth als der „Don Juan“, als der „Fidelio“? Darauf wird Jauner ruhig antworten: Lieber Freund! Ueber + diese Dinge kann Jeder urtheilen, wie er will! Wenn Dir der Preis zu hoch ist, so + zwingt Dich Niemand, hineinzugehen! — Ich will das „Requiem“ aber hören! — ruft der Kunstfreund! — Dann mußt Du + bezahlen, was ich verlange! — erwiedert der Director, ohne sich aus der Fassung + bringen zu lassen — denn die Kunst ist ein Luxus, und wenn sich auch die Regierung + bedenkt, eine Luxussteuer einzuführen, ich habe solche Bedenken nicht.

Wie man nun aber auch über die Berechtitung der Jauner’schen Finanzoperationen denken mag, in jedem Falle wird man ihm das Geständniß machen, daß er sein Geschäft versteht; denn er würde die Preise @@ -115,76 +119,77 @@ oder ein berühmter Componist, ein Wunderthier oder eine Sängerin — gleichviel, das Publicum strömt in Schaaren dahin, es will sehen, heute dieß, morgen jenes, aber nur sehen. Wäre das „Requiem“ aufgeführt worden, ohne daß der Componist - erschienen wäre, es selber zu dirigiren, wäre es aufgeführt worden von unseren - heimischen ersten Kräften, ohne jenes Quartett, welches der Componist sich + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem“ aufgeführt worden, ohne daß der + Componist erschienen wäre, es selber zu dirigiren, wäre es aufgeführt worden von + unseren heimischen ersten Kräften, ohne jenes Quartett, welches der Componist sich mitgebracht: es wäre dem Director nicht in den Sinn gekommen, die Preise zu erhöhen. Als tüchtiger Geschäftsmann hätte er es auch ganz sicher nicht gethan, ebenso wenig als Herbeck etwa daran denken konnte, - bei der ersten Aufführung der „Königin - von Saba“ die Preise zu erhöhen; Jauner’s Geschäftskenntniß zeigt sich aber eben darin, daß er wußte, - wann er dies wagen dürfe, und daß er die Gunst der Umstände zu benützen - verstand.

+ bei der ersten Aufführung der „Königin von Saba“ die Preise zu erhöhen; Jauner’s Geschäftskenntniß zeigt sich aber + eben darin, daß er wußte, wann er dies wagen dürfe, und daß er die Gunst der + Umstände zu benützen verstand.

Er hat aber nicht nur das Haus und die Casse gefüllt, er hat noch ein Drittes bewirkt; er hat bewirkt, daß man über die Angelegenheiten des Operntheaters wieder mit einiger Lebhaftigkeit spricht, und zwar zu einer Zeit, da die anderen Theater der Unterhaltung so wenig Stoff und Anhalt bieten. Freilich spricht man mehr von Verdi - und seinem „Requiem“ als vom Operntheater; - allein da die Aufführung dieses Werkes im Requiem“ als vom + Operntheater; allein da die Aufführung dieses Werkes im Operntheater stattgefunden hat, so kommen die Erörterungen über dasselbe dem Hause zu statten.

Verdi ist zur Stunde der Mittelpunct des Interesses in den Kreisen der Kunstfreunde, und es wird über den Werth seines neuesten Werkes sowohl, als auch über die Bedeutung seiner ganzen Künstlerpersönlichkeit im Allgemeinen sehr eifrig gestritten. In den öffentlichen - Blättern hat das „Requiem“ eine Anerkennung - gefunden, welche hinter dem im Hause selbst kundgegebenen Enthusiasmus des Publicums - nicht weit zurückstand; in den mündlichen Unterhaltungen hingegen, wo ein Wort das - andere gibt, wo ein übertriebenes Lob nur allzu leicht den Geist des Widerspruchs - aufregt und den Tadel wachruft, kann man über das „Requiem“ hie und da sehr scharfe Urtheile vernehmen. Die Puristen - wollen es ein für alle Mal als „Requiem“ gar - nicht gelten lassen.

-

Dagegen erwiedern die Anhänger Verdi’s, - daß auch in Mozart’sRequiem“ Stellen vorkommen, welche ebenso gut im - „Don Juan“ einen Platz hätten finden - können, und selbst in der Missa solennis von Beethoven seien Einzelheiten, die an manche Nummern des „Fidelio“ erinnern. Dies wird nun von der - gegnerischen Seite sehr gerne zugegeben, nur ziehen die Gegner eine andere Folgerung - daraus, als die Freunde und Anhänger. Sie meinen nämlich, es gäbe im „Don Juan“ ebensowohl, wie im „Fidelio“ mehrere Stellen, denen man den Charakter des religiösen Styls zugestehen - könne, denn sie sind ebenso erhaben, wie viele Stellen aus dem „Requiem“, aus der <hi rend="antiqua">D-dur</hi>-Messe. Der - Unterschied sei also der, daß Mozart und Beethoven die Erhabenheit des religiösen Styls in die Oper - hineingetragen, während Verdi umgekehrt - den weltlichen Styl seiner Opern auch auf das „Requiem“ übertragen habe. Die Verwandtschaft von Mozart’sRequiem“ mit dem Mozart’schen Opern kann also sehr gerne zugegeben werden, sie ist - ebenso groß, wie die Verwandtschaft des Verdi’schenRequiems“ mit den - Opern dieses Componisten, nur waltet in Mozart’s Opern ein so erhabener Geist, wie in seiner religiösen - Musik, während ein solcher Geist in Verdi’sRequiem“ sich ebenso - wenig wie in dessen Opern erkennen läßt.

+ Blättern hat das „Requiem“ eine + Anerkennung gefunden, welche hinter dem im Hause selbst kundgegebenen Enthusiasmus + des Publicums nicht weit zurückstand; in den mündlichen Unterhaltungen hingegen, wo + ein Wort das andere gibt, wo ein übertriebenes Lob nur allzu leicht den Geist des + Widerspruchs aufregt und den Tadel wachruft, kann man über das „Requiem“ hie und da sehr scharfe Urtheile + vernehmen. Die Puristen wollen es ein für alle Mal als „Requiem“ gar nicht gelten lassen.

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Dagegen erwiedern die Anhänger Verdi’s, daß + auch in Mozart’sRequiem“ Stellen vorkommen, welche + ebenso gut im „Don Juan“ einen + Platz hätten finden können, und selbst in der Missa solennis von + Beethoven seien Einzelheiten, + die an manche Nummern des „Fidelio“ erinnern. Dies wird nun von der gegnerischen Seite sehr gerne + zugegeben, nur ziehen die Gegner eine andere Folgerung daraus, als die Freunde und + Anhänger. Sie meinen nämlich, es gäbe im „Don Juan“ ebensowohl, wie im „Fidelio“ mehrere Stellen, denen man den Charakter des religiösen Styls zugestehen könne, + denn sie sind ebenso erhaben, wie viele Stellen aus dem „Requiem“, aus der <hi rend="antiqua">D-dur</hi>-Messe. Der Unterschied sei also + der, daß Mozart und Beethoven die Erhabenheit des religiösen + Styls in die Oper hineingetragen, während Verdi umgekehrt den weltlichen Styl seiner Opern auch auf das + „Requiem“ übertragen habe. Die + Verwandtschaft von Mozart’s + „Requiem“ mit dem Mozart’schen Opern kann also sehr gerne + zugegeben werden, sie ist ebenso groß, wie die Verwandtschaft des Verdi’schenRequiems“ mit den Opern dieses Componisten, nur waltet in + Mozart’s Opern ein so + erhabener Geist, wie in seiner religiösen Musik, während ein solcher Geist in + Verdi’sRequiem“ sich ebenso wenig wie in dessen Opern erkennen + läßt.

Was mich betrifft, so habe ich schon in meinem vorigen BerichteVgl. Das Vaterland (Wien), 15. Juni 1875. gesagt, daß man an eine Vergleichung des Verdi’schenRequiems“ mit den kirchlichen Compositionen von - Bach, Requiems“ mit den kirchlichen + Compositionen von Bach, Mozart und Beethoven gar nicht denken dürfe, und diese meine Meinung findet auch ihre Anhänger; aber unter diesen, welche, abgesehen diff --git a/tei/dz_1874-06-12_paris.xml b/tei/dz_1874-06-12_paris.xml index d80e10b..e4e94b8 100644 --- a/tei/dz_1874-06-12_paris.xml +++ b/tei/dz_1874-06-12_paris.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Deutsche Zeitung, Wien, 12. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dz_1874-06-12_paris.xml

CC BY 4.0

@@ -16,7 +15,7 @@ 877 - 877 + Morgenblatt 19 dz 5 @@ -24,7 +23,10 @@ - + + + + Notiz @@ -42,16 +44,18 @@ xml:id="f1"/> - + Theater, Kunst und Literatur. - + + +

Maestro Verdi führte am 9. d. M. in Paris sein „Manzoni-Requiem“ auf, und zwar mit denselben - Solisten, welche dasselbe vor vierzehn Tagen unter seiner eigenen Leitung in - Mailand gesungen haben. Paris sein „Manzoni-Requiem“ auf, und zwar mit + denselben Solisten, welche dasselbe vor vierzehn Tagen unter seiner eigenen Leitung + in Mailand gesungen haben. Il sindaco di Milano, der Mailänder Oberbürgermeister, schickte damals dem kurz zuvor eingetroffenen Hans v. Bülow remittirte das Billet mit dem Bemerken, „er sei nach Mailand gekommen, um die Oper von Glinka, nicht um das Requiem von - Verdi zu hören“. Diese rasch - bekanntgewordene Erklärung rief einen solchen Sturm des Unmuthes hervor, daß Herr - v. Bülow zu seiner persönlichen + >Glinka, nicht um das Requiem von Verdi zu hören“. + Diese rasch bekanntgewordene Erklärung rief einen solchen Sturm des Unmuthes hervor, + daß Herr v. Bülow zu seiner persönlichen Sicherheit die Flucht ergriff. Man muß die wuthschnaubenden Artikel der italienischen Zeitungen selber lesen, um zu der Ueberzeugung zu kommen, daß wahrscheinlich noch niemals einem deutschen Künstler jenseits der Alpen solche diff --git a/tei/dz_1874-07-15_london.xml b/tei/dz_1874-07-15_london.xml index 3801a57..b19ba16 100644 --- a/tei/dz_1874-07-15_london.xml +++ b/tei/dz_1874-07-15_london.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Deutsche Zeitung, Wien, 15. Juli 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dz_1874-07-15_london.xml

CC BY 4.0

@@ -16,7 +15,7 @@ 909 - 909 + Morgenblatt 19 dz 5 @@ -24,7 +23,9 @@ - + + + Notiz @@ -42,18 +43,22 @@ xml:id="f1"/> - + Theater, Kunst und Literatur. - + + + +

Verdi’s - Manzoni-Requiem - wird vor dem Schlusse der italienischen Opern-Saison im Coventgarden-Theater in - London mit den Damen Wildt, d’Angeri und Signor Marini als Solisten zur Aufführung gelangen.

+ Manzoni-Requiem wird vor dem Schlusse der italienischen + Opern-Saison im Coventgarden-Theater in London mit den Damen Wildt, d’Angeri und Signor + Marini als Solisten zur Aufführung + gelangen.

diff --git a/tei/dz_1874-07-16_mailand.xml b/tei/dz_1874-07-16_mailand.xml index 16ea68c..d79151e 100644 --- a/tei/dz_1874-07-16_mailand.xml +++ b/tei/dz_1874-07-16_mailand.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Deutsche Zeitung, Wien, 16. Juli 1874 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dz_1874-07-16_verdis-requiem-fuer-manzoni-und-seine-kritiker.xml

CC BY 4.0

@@ -17,7 +18,7 @@ 910 - 910 + Morgenblatt 19 dz 1–2 @@ -25,7 +26,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -46,84 +49,87 @@ xml:id="f2"/> - + Feuilleton. + + Verdi’s - Requiem für Manzoni und seine Kritiker. + Requiem für Manzoni und seine Kritiker.

Seit langer Zeit hat eine musikalische Composition nicht so viel Staub aufgewirbelt - als das Requiem, welches Giuseppe Verdi - zu Ehren Manzoni’s, dieses nach - Goethe „wahrhaft - liebenswürdigen“ Dichters, componirt und am 22. Mai d. - J. zu ersten Gedächtnißfeier von Manzoni’s Sterbetag in der Kirche San Marco zu Mailand aufgeführt hat. Herrn Hans - v. Bülow, dem musikalischen Heißsporn der Deutschen, wurde schon vor - jener Aufführung das willkommene Glück zu Theil, seinem Unwillen über das Werk - freien Lauf lassen zu können. Der Bürgermeister von Mailand - hatte sich beeilt, dem in Mailand zufällig - anwesenden Pianisten eine Einladungskarte für jene Gedächtnißfeier zu übersenden; - Herr v. Bülow, ein energischer - Anti-Verdianer, fiel nicht aus der Rolle des höflichen Cavaliers, die er in München - und in andern deutschen Städten mit Erfolg gespielt hat; er schickte kurzweg mit - schnöden Worten seine Karte zurück, schrieb dafür schleunigst einen Zeitungsartikel - (datirt vom Tage vor der Aufführung), worin er sich zu der Schmähung versteigt, jene - Gedächtnißfeier „ein Schein-Compliment an den großen Dichter“ zu nennen.Vgl. Allgemeine Zeitung, Augsburg, 28. Mai 1874. Dem - Requiem selbst ertheilt bei dieser - Gelegenheit der kunstverständige Schriftsteller das Prädicat einer „Oper im - kirchlichen Gewande“. Herr Bülow hatte - sich nicht einmal die Mühe genommen, einer Probe des Requiems beizuwohnen, und nur - verstohlene Einblicke in die neueste Offenbarung des Componisten des „Trovatore“ und der „Traviata“ gethan: man muß daher in der That vor - der Unparteilichkeit jenes Urtheils Respect haben.

+ als das Requiem, welches Giuseppe Verdi zu + Ehren Manzoni’s, dieses nach Goethe „wahrhaft liebenswürdigen“ + Dichters, componirt und am 22. Mai d. J. zu + ersten Gedächtnißfeier von Manzoni’s + Sterbetag in der Kirche San Marco zu + Mailand aufgeführt hat. Herrn Hans v. Bülow, dem musikalischen Heißsporn der + Deutschen, wurde schon vor jener Aufführung das willkommene Glück zu Theil, seinem + Unwillen über das Werk freien Lauf lassen zu können. Der Bürgermeister von Mailand hatte sich beeilt, dem in Mailand zufällig anwesenden Pianisten eine Einladungskarte für jene + Gedächtnißfeier zu übersenden; Herr v. + Bülow, ein energischer Anti-Verdianer, fiel nicht aus der Rolle des + höflichen Cavaliers, die er in München und in andern deutschen Städten mit Erfolg + gespielt hat; er schickte kurzweg mit schnöden Worten seine Karte zurück, schrieb + dafür schleunigst einen Zeitungsartikel (datirt vom Tage vor der Aufführung), worin + er sich zu der Schmähung versteigt, jene Gedächtnißfeier „ein Schein-Compliment an + den großen Dichter“ zu nennen.Vgl. Allgemeine Zeitung, Augsburg, + 28. Mai 1874. Dem Requiem selbst ertheilt bei dieser Gelegenheit der kunstverständige + Schriftsteller das Prädicat einer „Oper im kirchlichen Gewande“. Herr Bülow hatte sich nicht einmal die Mühe + genommen, einer Probe des Requiems beizuwohnen, und nur verstohlene Einblicke in die + neueste Offenbarung des Componisten des „Trovatore“ und der „Traviata“ gethan: man muß daher in der That vor der Unparteilichkeit + jenes Urtheils Respect haben.

Andere Leute, welche schon nicht mehr nöthig hatten, „verstohlene“ Einblicke in das - Requiem zu thun (denn der bei Ricordi - erschienene Clavier-Auszug war schon Anfangs Juni in vielen, vielleicht auch in - einigen Wiener Musikalien-Handlungen zu haben), welche außerdem das Requiem in vollendeten Aufführungen hören konnten, - zogen nicht weniger abenteuerliche Schlüsse aus ihren gesehenen und gehörten - Beobachtungen, als Herr v. Bülow fertig - gebracht hatte. Der alte Streit drohte wieder auszubrechen, der schon vom Mozart’schen - Requiem und der sonstigen Kirchenmusik dieses - großen Meisters datirt und zur Zeit, als das Rossini’scheStabat - mater“ erschien, mit erneuter Heftigkeit geführt wurde über die Frage: - Gibt es eine specifische Kirchenmusik oder nicht? Wenn das Manzoni-Requiem erst bei und eingezogen sein wird, wird zweifelsohne dieser unfruchtbare - Streit neue Nahrung finden. Machte doch schon diese Frage bei Gelegenheit von - Brahms’Deutschem Requiem“, welches ostensibel - nicht einmal prätendirt, Kirchenmusik sein zu wollen, dieses und jenen Kennern und - Kritikern viel Kopfzerbrechen. Einer der Letztern brachte sogar damals die überaus - schlaue Bemerkung an, das Stück, welches an Stelle des „Dies irae“ im Requiem zu thun (denn der bei + Ricordi erschienene Clavier-Auszug war schon Anfangs Juni in vielen, vielleicht auch + in einigen Wiener Musikalien-Handlungen zu haben), welche außerdem das Requiem in vollendeten Aufführungen hören + konnten, zogen nicht weniger abenteuerliche Schlüsse aus ihren gesehenen und + gehörten Beobachtungen, als Herr v. Bülow + fertig gebracht hatte. Der alte Streit drohte wieder auszubrechen, der schon vom + Mozart’schen + Requiem und der sonstigen + Kirchenmusik dieses großen Meisters datirt und zur Zeit, als das Rossini’scheStabat mater“ erschien, mit + erneuter Heftigkeit geführt wurde über die Frage: Gibt es eine specifische + Kirchenmusik oder nicht? Wenn das Manzoni-Requiem erst bei und eingezogen sein wird, wird zweifelsohne dieser unfruchtbare Streit neue Nahrung finden. + Machte doch schon diese Frage bei Gelegenheit von Brahms’Deutschem + Requiem“, welches ostensibel nicht einmal prätendirt, + Kirchenmusik sein zu wollen, dieses und jenen Kennern und Kritikern viel + Kopfzerbrechen. Einer der Letztern brachte sogar damals die überaus schlaue + Bemerkung an, das Stück, welches an Stelle des „Dies irae“ im Brahms’schen - Requiem sich finde, mache in etwas schnellerm - Tempo den Eindruck eines „Steierischen“. Vielleicht werden solche + Requiem sich finde, mache in etwas + schnellerm Tempo den Eindruck eines „Steierischen“. Vielleicht werden solche Verschnellerungsversuche auch im neuesten Werke Verdi’s angestellt und liefern dann zur Abwechslung neue Cjardas und Polkas. Wundern sollte es sich nicht, denn es sind schon so viele ungeheuerlich - klingende, mitunter gänzlich unwahre Dinge über das Requiem mitgetheilt und verbreitet worden, daß die Versuchung, darin - noch Einiges zu leisten, groß sein wird, wenn einmal der dies irae, dies illa - hereingebrochen ist, an dem man sein Müthchen daran fühlen kann. Wunderbar ist es - jedoch, wie die meisten „eingehend besprechenden“ Kritiker das Werk zwar gehört, - aber nicht studirt haben. Es dürfte daher zum mindesten nicht uninteressant sein, - über dasselbe von Jemandem zu hören, der das Requiem + klingende, mitunter gänzlich unwahre Dinge über das Requiem mitgetheilt und verbreitet worden, daß die + Versuchung, darin noch Einiges zu leisten, groß sein wird, wenn einmal der dies + irae, dies illa hereingebrochen ist, an dem man sein Müthchen daran fühlen kann. + Wunderbar ist es jedoch, wie die meisten „eingehend besprechenden“ Kritiker das Werk + zwar gehört, aber nicht studirt haben. Es dürfte daher zum mindesten nicht + uninteressant sein, über dasselbe von Jemandem zu hören, der das Requiem von für - Manzoni leider noch nicht gehört, - wohl aber sorgfältig studirt hat.

+ Manzoni leider noch nicht gehört, wohl + aber sorgfältig studirt hat.

In diesen Worten ist eigentlich meine volle Meinung über das neueste Verdi’sche Werk schon enthalten: nach dem Studium desselben muß ich es entschieden wünschen, daß wir bald Gelegenheit haben @@ -141,50 +147,51 @@ auch die meisten unserer musikalischen Aufführungen sich selbst Zweck, das heißt, sie bedeuten kaum mehr als gewöhnliche Proben ohne Unterbrechungen. Um aber dem Publicum von dem Verdi’schen - Requiem eine richtige und schöne Vorstellung zu - geben, dazu gehört mehr als ein zur Noth richtiges Abspielen und Absingen der Noten. - Es gehören dazu eine Hingabe und ein ernster Eifer für die Sache, wie sie der - Componist selbst seiner Aufgabe gewidmet hat.

+ Requiem eine richtige und schöne + Vorstellung zu geben, dazu gehört mehr als ein zur Noth richtiges Abspielen und + Absingen der Noten. Es gehören dazu eine Hingabe und ein ernster Eifer für die + Sache, wie sie der Componist selbst seiner Aufgabe gewidmet hat.

Schon der Blick auf die ersten Seiten des Werkes genugt, diesen Ernst zu erkennen. Der streng vierstimmige Satz „te decet hymnus“ nach - der ersten Bitte um ewige Ruhe braucht nicht einen Vergleich mit den besten Mustern - zu scheuen. Ich muß gestehen, dieser Satz hat mir die neuerdings sehr erschütterte - Überzeugung wieder befestigt, daß unsere Musik in der Weiterentwicklung begriffen - sei, ohne in ihren Grundprincipien schwankend zu werden. Der genannte Quartettsatz - wird vom Chor allein ohne Begleitung vorgetragen, bewegt sich daher, wie es sein - muß, in den einfachsten harmonischen Gängen und bringt melodische Folgen von einer - Kraft einer- und von einer Süßigkeit andererseits, welche wahrhaft herzerfreuend - sind. „Ad te omnis caro - veniet“ ist trotz der strengen Form (dem Kerne des Ganzen, - welche gar keinem deutschen Componisten saußer Brahms so wie Verdi zu - Gebote steht, von einer rührenden, kindlichen, kurz bezaubernden Herzenseinfaclt. - Eine Beobachtung drängt sich auch hier auf, welche wir schon in der „Aida“ machten. Verdi versteht die Kunst, durch die Lage, welche er den Tönen eines - Accordes gibt, zu charakterisiren. Um nun an die eben erwähnte, letzt vielbekannte - „Aida“ zu erinnern, so sei in dieser Hinsicht + rend="antiqua">„te decet + hymnus“ nach der ersten Bitte um ewige Ruhe braucht nicht einen + Vergleich mit den besten Mustern zu scheuen. Ich muß gestehen, dieser Satz hat mir + die neuerdings sehr erschütterte Überzeugung wieder befestigt, daß unsere Musik in + der Weiterentwicklung begriffen sei, ohne in ihren Grundprincipien schwankend zu + werden. Der genannte Quartettsatz wird vom Chor allein ohne Begleitung vorgetragen, + bewegt sich daher, wie es sein muß, in den einfachsten harmonischen Gängen und + bringt melodische Folgen von einer Kraft einer- und von einer Süßigkeit + andererseits, welche wahrhaft herzerfreuend sind. „Ad te omnis caro veniet“ ist + trotz der strengen Form (dem Kerne des Ganzen, welche gar keinem deutschen + Componisten saußer Brahms so wie + Verdi zu Gebote steht, von einer + rührenden, kindlichen, kurz bezaubernden Herzenseinfaclt. Eine Beobachtung drängt + sich auch hier auf, welche wir schon in der „Aida“ machten. Verdi versteht + die Kunst, durch die Lage, welche er den Tönen eines Accordes gibt, zu + charakterisiren. Um nun an die eben erwähnte, letzt vielbekannte „Aida“ zu erinnern, so sei in dieser Hinsicht auf die Schluß-Accorde des zweiten Actes aufmerksam gemacht. Aus ihrem hellen, klaren Klange leuchtet die Begeisterung für den Kampf gegen die Feinde des Vaterlandes plötzlich hervor wie der erste Strahl der aufgehenden Morgensonne. - Aehnlich ist an jener Stelle des Requiems durch - die Wahl der Accordlagen eine milde Zuversicht in die Stimmung hineingetragen, - welche trotz aller Einfachheit der angewendeten Mittel (vier Gesangsstimmen ohne - jede Begleitung ! !) den Eindruck der vollständigen Neuheit macht. Der Physiker - Helmholtz hat ausführlich an einem - der schönsten Kirchenstücke Mozart’s nachgewiesen, wie bedeutend die Charakteristik durch die - Wahl der Lagen längst bekannter und einfacher Accorde sich gestalten kann.Vgl. Hermann - von Helmholtz, Requiems durch die Wahl der Accordlagen eine milde Zuversicht in die + Stimmung hineingetragen, welche trotz aller Einfachheit der angewendeten Mittel + (vier Gesangsstimmen ohne jede Begleitung ! !) den Eindruck der vollständigen + Neuheit macht. Der Physiker Helmholtz + hat ausführlich an einem der schönsten Kirchenstücke Mozart’s nachgewiesen, wie bedeutend + die Charakteristik durch die Wahl der Lagen längst bekannter und einfacher Accorde + sich gestalten kann.Vgl. Hermann von Helmholtz, Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik (Braunschweig 1863); hier: S. 337–340. Daß - auch Verdi dieses Kunstmittel zu - handhaben versteht, befreit seine Composition am allerentschiedensten von den - Vorwürfen der „theatralischen Effecthascherei“, - mit welchen man nicht eilig genug dieselbe überhäufen konnte.

+ auch Verdi dieses Kunstmittel zu handhaben + versteht, befreit seine Composition am allerentschiedensten von den Vorwürfen der + „theatralischen Effecthascherei“, mit welchen man + nicht eilig genug dieselbe überhäufen konnte.

Als nach dem Tode von Mercadante Verdi die Ehre zugedacht wurde, oberster Leiter des Conservatoriums von @@ -203,80 +210,82 @@ Worten: „Kehret zum Alten zurück, das wird ein Fortschritt sein.“»Torniamo all’antico: sarà un progresso.« Brief von Giuseppe Verdi an Francesco Florimo vom 4. Januar 1871. In: Verdi, Copialettere - (1913), S. 232–233 (CCI). Das Requiem - erscheint an vielfachen Stellen als die praktische Ausführung dieser Weisheit. Wie - bei Palestrina der - Selbstständigkeit der einzelnen Stimmen sich die Harmonie derartig unterordnen muß, - daß diese Musik uns bisweilen befremdlich klingt, so ist in Verdi’s Werk, das ein Compromiß zwischen der - modernen und antiken Schreibweise zu nennen sein dürfte, diese Selbstständigkeit - wieder zum Stylprincipe gemacht. Das auf den oben besprochenen Satz folgende Kyrie eleison, Christe - eleison bekundet dieses zur Genüge. Man spiele oder singe sich - die einzelnen Stimmen vor und wird es bestätigt finden. Die Harmonie findet ihren - Schwerpunkt dagegen stets im Orchester, und in der mannigfaltigen Näherung und - Entfernung dieser beiden Gewalten besteht der große Reiz, den diese Composition - ausübt. Besonders bei dem Das <title key="verdi.requiem" type="mus" + >Requiem erscheint an vielfachen Stellen als die praktische Ausführung + dieser Weisheit. Wie bei Palestrina der Selbstständigkeit der einzelnen Stimmen sich die + Harmonie derartig unterordnen muß, daß diese Musik uns bisweilen befremdlich klingt, + so ist in Verdi’s Werk, das ein Compromiß + zwischen der modernen und antiken Schreibweise zu nennen sein dürfte, diese + Selbstständigkeit wieder zum Stylprincipe gemacht. Das auf den oben besprochenen + Satz folgende Kyrie eleison, Christe eleison bekundet dieses zur Genüge. + Man spiele oder singe sich die einzelnen Stimmen vor und wird es bestätigt finden. + Die Harmonie findet ihren Schwerpunkt dagegen stets im Orchester, und in der + mannigfaltigen Näherung und Entfernung dieser beiden Gewalten besteht der große + Reiz, den diese Composition ausübt. Besonders bei dem Dies irae, dies <choice> <orig>ille</orig> <corr resp="tr">illa</corr> </choice> trifft das Orchester diese wichtige Aufgabe, die Harmonie sicher zu leiten. Durchwegs sind Festigkeit und Präcision in den angewandten orchestralen Mitteln. Was die Auswahl derjenigen Theile des Dies irae betrifft, - welche sich für eine rein musikalische Behandlung, also Durchführung u. s. f. von - Motiven eignen, so muß ich Verdi vor - Mozart darin einen Vorzug - geben, daß er das Tuba - mirum spargens sonum getrennt hat von dem darauf folgenden Mors - stupebit, welches in der psalmodirenden Weise behandelt ist, - wie bei Brahms: „Herr, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben - muß“. Das „<title key="verdi.requiem.2" type="mus">Dies irae + betrifft, welche sich für eine rein musikalische Behandlung, also Durchführung u. s. + f. von Motiven eignen, so muß ich Verdi + vor Mozart darin einen Vorzug + geben, daß er das Tuba mirum spargens sonum getrennt hat von dem + darauf folgenden Mors stupebit, welches in der + psalmodirenden Weise behandelt ist, wie bei Brahms: „Herr, lehre mich + doch, daß es ein Ende mit mir haben muß“. Das Liber scriptus - proferetur ist eine Fuge von vier Stimmen, so streng und knapp in - der Form, wie seit den besten Mustern bei ist eine Fuge von vier Stimmen, so streng und knapp + in der Form, wie seit den besten Mustern bei Bach nichts geschrieben worden ist.

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Die Behauptung, das Tuba - mirum wäre ungenirt von Berlioz her annectirt, ist einfach eine Unwahrheit; wie man - überhaupt neben einer so klaren und bis auf die tiefste Tiefe durchsichtigen - Conception, wie die Verdi’sche ist, von - den durch bizarren Subjectivismus getrübten Berlioz’schen Sturmfluten reden kann, bleibt mir unbegreiflich; ist - Berlioz eben sich selbst die - Hauptsache, so ist für Verdi nur die - Kunst da. Und da wagt ein Herr v. Bülow, - davon zu reden, daß Verdi der - allgewaltige Verderber des italienischen Kunstgeschmackes sei. Wenn die Italiener - Verdi endlich auch einmal als den - Fahnenträger im Gebiete des Schönen feiern, während sie sonst seinen Opern - politischen Beigeschmack abzugewinnen - suchten, so ist das fürwahr kein Zeichen von Verderbniß des Geschmackes. Auch - Rossini hatte zwar einst seinem - Rivalen als charakteristische Kopfbedeckung einen Helm zugewiesen, doch bei seinem - Bonmot vergessen, daß Verdi eines Tages - den Helm ablegen und doch als ganzer Mann weiter kämpfen könnte!

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Die Behauptung, das Tuba mirum wäre ungenirt von Berlioz her annectirt, ist einfach eine + Unwahrheit; wie man überhaupt neben einer so klaren und bis auf die tiefste Tiefe + durchsichtigen Conception, wie die Verdi’sche ist, von den durch bizarren Subjectivismus getrübten + Berlioz’schen Sturmfluten reden kann, + bleibt mir unbegreiflich; ist Berlioz eben + sich selbst die Hauptsache, so ist für Verdi nur die Kunst da. Und da wagt ein Herr v. Bülow, davon zu reden, daß Verdi der allgewaltige Verderber des + italienischen Kunstgeschmackes sei. Wenn die Italiener Verdi endlich auch einmal als den Fahnenträger + im Gebiete des Schönen feiern, während sie sonst seinen Opern politischen + Beigeschmack abzugewinnen suchten, so ist + das fürwahr kein Zeichen von Verderbniß des Geschmackes. Auch Rossini hatte zwar einst seinem Rivalen als + charakteristische Kopfbedeckung einen Helm zugewiesen, doch bei seinem Bonmot + vergessen, daß Verdi eines Tages den Helm + ablegen und doch als ganzer Mann weiter kämpfen könnte!

Auf jene durch ihr wundervolles Motiv und ihren kühnen und doch logischen Aufbau ausgezeichnete Fuge folgt abermals der erste Theil des Dies irae, dann als Terzett für Sopran, - Alt und Tenor (theilweise ohne jede Begleitung) das Quid sum miser tunc - dicturus und als Baß-Solo das Dies irae, dann als Terzett + für Sopran, Alt und Tenor (theilweise ohne jede Begleitung) das Quid sum miser tunc + dicturus und als Baß-Solo das Rex<supplied resp="tr" > </supplied>tre<surplus resp="tr"> </surplus>mendae majestatis, während alle Soli und Chöre an dem Salva - me nach und nach theilnehmen. Der Schluß dieser Abtheilung ist in - der weichen Stimmung des ersten Satzes des Requiem gehalten. Recordare pie Jesu - ist ein Duett für Sopran und Alt, während dem Tenor das Ingemisco und das rührende - Qui - Mariam absolvisti zuertheilt ist. Das Confutatis singt + >„Salva + me“ nach und nach theilnehmen. Der Schluß dieser Abtheilung ist + in der weichen Stimmung des ersten Satzes des Requiem gehalten. Recordare pie + Jesu ist ein Duett für Sopran und Alt, während dem Tenor das + Ingemisco und das rührende Qui Mariam + absolvisti zuertheilt ist. Das Confutatis singt der Baß in einfacher melodischer Folge; nichts von einem „Gegeneinandersausen chromatischer Gänge“Vgl. Ernest Reyer, : »gammes chromatiques en mouvement contraire«., wie ein großer Kritiker vor dem Herrn vernommen haben will, nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit der Auffassung Mozart’s. Auch das Oro supplex mit seinen - Quinten in der Begleitung à la + >Mozart’s. Auch das Oro + supplex mit seinen Quinten in der Begleitung à la Händel ist in der Auffassung an der entsprechenden Stelle bei Mozart sehr verschieden, was sich schon äußerlich dadurch @@ -301,28 +311,30 @@ an diesem Uebergange ihr Recht, indem der Solosänger auf Fis nach vorhergehendem Dominanten-Accorde zu E-moll eine Fermate hat und eine Cadenz macht, welche recht gut nach der ursprünglichen - Tonstufe des Dies - irae führt; auch wird dann der Anfangssatz wiederholt.

-

In dem darauffolgenden Lacrymosa kommt ein a capella-Satz für sämmtliche Solostimmen - und den Chor mit wunderbaren Harmonien vor und bald darauf schließt das Dies irae. So viel - mir bekannt ist, hat noch kein Componist dieser Hymne die musikalische Form dabei so - sehr berücksichtigt wie Verdi; durch das - Wiederbringen des Hauptsatzes „Dies irae“ an sehr geeigneten - Stellen erhält das Ganze ein festes Gefüge, - indem sich der Zuhörer trotz der Mannigfaltigkeit der einzelnen Theile sehr wohl - zurechtfindet. Aber gerade des Dies irae wegen hat man dieser Musik die Berechtigung des - Prädicates „Kirchenmusik“ abgesprochen. Sonderbar, daß gerade hierin gegen alle - früheren Bearbeiter desselben Gegenstandes Verdi einen Fortschritt gemacht hat, dessen Bedeutung die Zuhörer im - Allgemeinen wohlthuend empfinden, die Kenner nicht unterschätzen dürften.

+ Tonstufe des Dies irae führt; auch wird dann der Anfangssatz + wiederholt.

+

In dem darauffolgenden Lacrymosa kommt ein a capella-Satz für sämmtliche + Solostimmen und den Chor mit wunderbaren Harmonien vor und bald darauf schließt das + Dies + irae. So viel mir bekannt ist, hat noch kein Componist dieser + Hymne die musikalische Form dabei so sehr berücksichtigt wie Verdi; durch das Wiederbringen des Hauptsatzes + „Dies irae“ an sehr geeigneten Stellen erhält das Ganze + ein festes Gefüge, indem sich der Zuhörer + trotz der Mannigfaltigkeit der einzelnen Theile sehr wohl zurechtfindet. Aber gerade + des Dies + irae wegen hat man dieser Musik die Berechtigung des Prädicates + „Kirchenmusik“ abgesprochen. Sonderbar, daß gerade hierin gegen alle früheren + Bearbeiter desselben Gegenstandes Verdi + einen Fortschritt gemacht hat, dessen Bedeutung die Zuhörer im Allgemeinen + wohlthuend empfinden, die Kenner nicht unterschätzen dürften.

Eine gleiche Formvollendung offenbart sich im Offertorium, aus dem wir die Fuge: Qui olim Abrahae + key="verdi.requiem.3" n="quam-olim-abrahae" type="mus">Qui olim Abrahae promisisti und den Gesang des Tenors: Hostias <choice> + >„<title key="verdi.requiem.3" n="hostias" type="mus">Hostias <choice> <orig>ac</orig> <corr resp="tr">et</corr> </choice> preces hervorheben. Wer von dem letztern nicht @@ -332,16 +344,16 @@ wie zum Beispiel eine ähnliche Stelle aus der Beethoven’schen Missa - solemnis im Credo: „Et incarnatus est“. Mit der - contrapunktischen Kunst im Sanctus ergeht es - Verdi, wie es damit Sebastian Bach bei vielen Leuten zu - gehen pflegt: sie lassen dieselbe gelten; im Uebrigen, denken sie aber, gehe sie die - Sache nichts an. Und doch, wie wenige Künstler wissen heute ihre Kenntnisse mit - solcher Freiheit zu handhaben wie Verdi - in dieser Fuge und in der Schlußfuge: Libera me? Herr im Credo: „Et incarnatus est“. Mit der + contrapunktischen Kunst im Sanctus + ergeht es Verdi, wie es damit Sebastian Bach bei vielen Leuten zu gehen + pflegt: sie lassen dieselbe gelten; im Uebrigen, denken sie aber, gehe sie die Sache + nichts an. Und doch, wie wenige Künstler wissen heute ihre Kenntnisse mit solcher + Freiheit zu handhaben wie Verdi in dieser + Fuge und in der Schlußfuge: Libera me? Herr v. Bülow hat darin Schülerhaftigkeiten und Abgeschmacktheiten entdeckt;Vgl. Allgemeine Zeitung, Augsburg, @@ -355,21 +367,21 @@ key="meyerbeer.l-africaine.5.21.grande-scene-du-mancenillier" type="mus" >Manzanillobaum“, wie man nicht verfehlen wird, die Pianissimo unisono-Einleitung des Agnus dei zu nennen, und andere - ähnlichen Kalibers vermehrt werden. Sie liefern nur zu sehr den Beweis dafür, daß - noch immer nicht eine musikalische Composition aus sich selbst heraus beurtheilt, - sondern stets mit Maßstäben gemessen wird, die irgendwo gefunden sind, bei denen es - auf eine Handvoll Noten, ja selbst auf einen ganz erheblichen Grad von Genauigkeit - gar nicht ankommt. Wenn sie nur ein Stichwort enthalten, so genügen sie. Desto - besser aber sind sie, wenn die mehrfache Bedeutung von „Stichwort“ bei ihnen zur - Geltung kommt. Verdi hat vollauf über + key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus dei zu nennen, und + andere ähnlichen Kalibers vermehrt werden. Sie liefern nur zu sehr den Beweis dafür, + daß noch immer nicht eine musikalische Composition aus sich selbst heraus + beurtheilt, sondern stets mit Maßstäben gemessen wird, die irgendwo gefunden sind, + bei denen es auf eine Handvoll Noten, ja selbst auf einen ganz erheblichen Grad von + Genauigkeit gar nicht ankommt. Wenn sie nur ein Stichwort enthalten, so genügen sie. + Desto besser aber sind sie, wenn die mehrfache Bedeutung von „Stichwort“ bei ihnen + zur Geltung kommt. Verdi hat vollauf über sich solche Urtheile ergehen lassen müssen — unbeirrt hat er weiter gestrebt. Das - würdige Denkmal, welches er in dem Requiem - seinem berühmten Landsmanne gesetzt hat, ist eine Frucht dieses Strebens, es gebührt - ihm das Motto: „Per aspera ad - astra“.

-

Franz - Gehring.

+ würdige Denkmal, welches er in dem Requiem seinem berühmten Landsmanne gesetzt hat, ist eine Frucht dieses + Strebens, es gebührt ihm das Motto: „Per + aspera ad astra“.

+ Franz + Gehring.
diff --git a/tei/dz_1874-09-24_bologna.xml b/tei/dz_1874-09-24_bologna.xml index e269482..6bef6e3 100644 --- a/tei/dz_1874-09-24_bologna.xml +++ b/tei/dz_1874-09-24_bologna.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Deutsche Zeitung, Wien, 24. September 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/dz_1874-09-24_theater-kunst-und-literatur.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -41,26 +42,28 @@ xml:id="f1"/> - + Theater, Kunst und Literatur. - + + +

— Der Impresario Lambertini beabsichtigte, in Bologna das neue - „Requiem“ von Verdi aufzuführen, jedoch mit - Begleitung von vier Clavieren an Stelle des Orchesters. Requiem“ von Verdi aufzuführen, jedoch + mit Begleitung von vier Clavieren an Stelle des Orchesters. Verdi hörte davon und reclamirte bei der Polizeibehörde in Bologna; diese berücksichtigte Verdi’s Vorstellungen und untersagte die Aufführung. Es dürfte das wohl erstemal sein, daß eine Verwaltungsbehörde in rein künstlerischen Angelegenheiten selbstständig vorgegangen - ist. So wenig es zweifelhaft ist, daß der Richter für Verdi entschieden haben würde, wenn dieser auf - Schadenersatz nach der Aufführung mit vier Clavieren geklagt hätte, indem nämlich das Recht der Aufführung dieses Requiems mit Orchester vom Componisten erworben - werden muß, umsomehr muß das Einschreiten der Behörde anerkannt werden, wodurch eine - solche Verballhornung verhindert wurde.

+ ist. So wenig es zweifelhaft ist, daß der Richter für Verdi entschieden haben würde, wenn dieser auf Schadenersatz nach + der Aufführung mit vier Clavieren geklagt + hätte, indem nämlich das Recht der Aufführung dieses Requiems mit Orchester vom Componisten erworben werden muß, + umsomehr muß das Einschreiten der Behörde anerkannt werden, wodurch eine solche + Verballhornung verhindert wurde.

diff --git a/tei/edg_1876-03-16_aachen.xml b/tei/edg_1876-03-16_aachen.xml index 38a12ab..30049a5 100644 --- a/tei/edg_1876-03-16_aachen.xml +++ b/tei/edg_1876-03-16_aachen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Echo der Gegenwart, Aachen, 16. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/edg_1876-03-16_abonnementconcert.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 76 - 76 + Erstes Blatt edg [3]
- + + + Anzeige @@ -45,25 +46,24 @@ Donnerstag den 16. März: VI. - Abbonementsconcert, im großen Kurhaussaale, - unter Leitung des städtischen Musikdirektors - Herrn Breunung. + Abbonementsconcert, im großen Kurhaussaale, unter Leitung des städtischen Musikdirektors Herrn + Breunung. Programm: - 1. Ouverture zu - Iphigenie in Aulis von Gluck. - 2. Requiem für Solostimmen, - Chor und Orchester von G. Verdi (zum - 1. Mal) + 1. Ouverture zu Iphigenie in Aulis von Gluck. + 2. Requiem für + Solostimmen, Chor und Orchester von G. + Verdi (zum 1. Mal) Solisten: 1. Frau Asminde Lederer-Ubrich, Königl. Kammersängerin, Sopran, 2. Frl. Elsa Keller, Opernsängerin aus Köln, Mezzo-Sopran, 3. Herr Professor Carl - Schneider aus Cöln, - Tenor, + Schneider aus Cöln, Tenor, 4. Herr H. Pfeiffer, Opernsänger aus Düsseldorf, Baß. Einzelkarten à 4 Mark sind Abends an der Kasse zu haben. diff --git a/tei/edg_1876-03-19_aachen.xml b/tei/edg_1876-03-19_aachen.xml index 07044ce..e455bb5 100644 --- a/tei/edg_1876-03-19_aachen.xml +++ b/tei/edg_1876-03-19_aachen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Echo der Gegenwart, Aachen, 19. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/edg_1876-03-19_musikalisches.xml

CC BY 4.0

@@ -16,13 +15,15 @@ 79 - 79 + Drittes Blatt [2]–[3]
- + + + Bericht @@ -45,14 +46,14 @@ Musikalisches. -

Also das „berühmte“ Verdi’sche +

Also das „berühmte“ Verdi’sche Requiem ist nun auch durch unsern Concertsaal gewandert, hat aber hier nicht ganz die Begeisterung erweckt, von welcher wir aus andern Städten gelesen haben. Zwar begreifen wir recht wohl, daß in Wien, Paris etc. die Bedingungen und Umstände der + >Wien, Paris etc. die Bedingungen und Umstände der Begeisterungs-Erweckung günstiger waren. In Wien namentlich hat Herr Verdi sein Werk persönlich einstudirt und @@ -65,8 +66,8 @@ piano’s das Publikum bezauberten, daß die Sätze, mit ihren großen crescendo’s an Donizetti’sche und Verdi’sche Opern-Finales erinnern, wie z. B. - das Lacrymosa, dort mit + key="verdi.giuseppe">Verdi’sche Opern-Finales erinnern, wie z. B. das + Lacrymosa, dort mit größtmöglichem Effekt vorgetragen wurden und enthusiastische Aufnahme fanden. Auf der andern Seite aber begreifen wir eben so wohl, daß das Aachener Publikum viel kühler an die Sache ging. Schon das wirkte befremdend auf die Mehrzahl unserer @@ -76,32 +77,33 @@ der Hörer aber von dem ehrwürdigen Text ganz ab und nahm die Musik für das, was sie eigentlich ist: eine profane Theater- und Concert-Musik, — denn die paar fugirten Sätze des Sanctus und Libera verändern den Charakter des Werkes nicht — - so war doch der Reiz der Ausführung bei uns nicht so groß, um ihn zu bemeistern. Das - Solo-Quartett war nicht so homogen, d. h. so zueinander passend, wie man es hätte - wünschen können; aber hier zu Lande hat man keine große Auswahl und muß die Sänger - nehmen, wie man sie bekommen kann. Und unsere Dilettanten im Chor besuchen die - Proben nicht so regelmäßig, wie es nöthig wäre, um solche feine Schattirungen, wie - sie Verdi verlangt und wodurch seine - Musik wirken muß, ausführen zu können. Denn einen großen inneren Gehalt hat diese - Musik nicht, und es muß ihr daher äußerlich etwas angethan werden; es ist eben - Effekt-Musik. So fanden denn wohl die einzelnen Nummern bei unserm Publikum mäßigen - Beifall, aber zu einem Enthusiasmus, zu einem Dacapo-Verlangen, wie anderwärts, kam es nicht.

+ key="verdi.requiem.7" type="mus">Libera verändern den Charakter des + Werkes nicht — so war doch der Reiz der Ausführung bei uns nicht so groß, um ihn zu + bemeistern. Das Solo-Quartett war nicht so homogen, d. h. so zueinander passend, wie + man es hätte wünschen können; aber hier zu Lande hat man keine große Auswahl und muß + die Sänger nehmen, wie man sie bekommen kann. Und unsere Dilettanten im Chor + besuchen die Proben nicht so regelmäßig, wie es nöthig wäre, um solche feine + Schattirungen, wie sie Verdi verlangt und + wodurch seine Musik wirken muß, ausführen zu können. Denn einen großen inneren + Gehalt hat diese Musik nicht, und es muß ihr daher äußerlich etwas angethan werden; + es ist eben Effekt-Musik. So fanden denn wohl die einzelnen Nummern bei unserm + Publikum mäßigen Beifall, aber zu einem Enthusiasmus, zu einem Dacapo-Verlangen, wie anderwärts, kam es nicht.

Betrachten wir nun die Musik an und für sich, so ist anzuerkennen, daß der Verdi des Troubadour sich bis zu seinem Requiem bedeutend veredelt hat. Lieferte - er damals nur Decorations-Malerei mit gar groben Pinselstrichen, so hat sich sein - Malen doch heute sowohl in der Faktur, als im Charakter gewaltig verfeinert, wenn es - auch noch immer Dekorations-Malerei ist. Dagegen birgt die Partitur des Troubadour mehr Ursprüngliches, mehr - Erfindung, als das Requiem; denn hier stoßen wir - jeden Augenblick auf gute Bekannte; die Orchester-Wirkungen sind zum Theil Wagner abgelauscht, und die Melodien der Soli - klingen alle, als ob wir sie schon oft gehört hätten. Eine geschickte, überall auf - Wirkung spekulirende Mache läßt sich nicht abstreiten, und wenn hin und wieder des - Guten zu viel gethan ist, so muß man immer wieder das italienische Blut - berücksichtigen, das grelle Farben mehr liebt, als wir Deutschen.

+ key="verdi.giuseppe">Verdi des Troubadour sich bis zu seinem Requiem bedeutend veredelt hat. + Lieferte er damals nur Decorations-Malerei mit gar groben Pinselstrichen, so hat + sich sein Malen doch heute sowohl in der Faktur, als im Charakter gewaltig + verfeinert, wenn es auch noch immer Dekorations-Malerei ist. Dagegen birgt die + Partitur des Troubadour mehr + Ursprüngliches, mehr Erfindung, als das Requiem; denn hier stoßen wir jeden Augenblick auf gute Bekannte; die + Orchester-Wirkungen sind zum Theil Wagner + abgelauscht, und die Melodien der Soli klingen alle, als ob wir sie schon oft gehört + hätten. Eine geschickte, überall auf Wirkung spekulirende Mache läßt sich nicht + abstreiten, und wenn hin und wieder des Guten zu viel gethan ist, so muß man immer + wieder das italienische Blut berücksichtigen, das grelle Farben mehr liebt, als wir + Deutschen.

Ausgeführt wurde das Werk von unserm Standpukte aus ganz leidlich; es ging Alles recht glatt, und sowohl Orchester als Chor haben sich ihrer nicht leichten Aufgabe mit Liebe hingegeben und sie mit Glanz durchgeführt. Die Solisten waren: 1. Frau @@ -109,9 +111,9 @@ >Lederer-Ubrich, Sopran, welche ihre umfangreiche, bald im tiefen c sich bewegende, bald bis zum hohen c hinansteigende Partie tapfer und verständig wiedergab, 2. Frl. Elsa - Keller aus Köln, Mezzosopran - resp. Alt, deren kräftiges Organ und echt dramatische Gesangsweise imponirten, 3. - Herr Schneider aus + Keller aus Köln, Mezzosopran resp. + Alt, deren kräftiges Organ und echt dramatische Gesangsweise imponirten, 3. Herr + Schneider aus Köln, Tenor, unser alter, braver Oratoriensänger, der in gewohnter Liebenswürdigkeit noch stets bereit ist, auszuhelfen, wenn man ihn ruft, stets noch schön zu singen weiß und nichts verdirbt, diff --git a/tei/euterpe_1876_35-07_heilbronn.xml b/tei/euterpe_1876_35-07_heilbronn.xml index ce042db..a52d2c5 100644 --- a/tei/euterpe_1876_35-07_heilbronn.xml +++ b/tei/euterpe_1876_35-07_heilbronn.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Euterpe, Leipzig, Mitte 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/euterpe_1876_35-07_heilbronn.xml

CC BY 4.0

@@ -26,8 +27,10 @@ - + + + + Bericht @@ -48,12 +51,12 @@ „Requiem“, auf den Todestag Alessandro Manzoni’s componirt. - Von H. A. Köstlin. + Von H. A. Köstlin.

Ihr Mitarbeiter hatte gestern Gelegenheit, Verdi’s - „Requiem“ mit tüchtiger Besetzung in der - St. Kilianskirche zu + „Requiem“ mit tüchtiger Besetzung + in der St. Kilianskirche zu Heilbronn zu hören. Ein Bericht über die bei dieser Aufführung erhaltenen Eindrücke dürfte deshalb von Interesse sein, weil diese Aufführung die erste in Requiem genannt werden, wenn auch in letzter - Beziehung ihm die zündende Kraft der genialen Schöpfung abgesprochen werden muß: es - ist das Werk eines geistvollen Eklektikers, der in seinem langen Leben viel erfahren - und gelernt hat und der insbesondere bei den Deutschen mit großem Erfolg in die - Schule gegangen ist, ohne die italienische Eigenart, die vor allem in der Vorliebe - für den bel canto besteht, zu verläugnen.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem genannt werden, wenn auch in + letzter Beziehung ihm die zündende Kraft der genialen Schöpfung abgesprochen werden + muß: es ist das Werk eines geistvollen Eklektikers, der in seinem langen Leben viel + erfahren und gelernt hat und der insbesondere bei den Deutschen mit großem Erfolg in + die Schule gegangen ist, ohne die italienische Eigenart, die vor allem in der + Vorliebe für den bel canto besteht, zu verläugnen.

Der moderne Charakter des Werk’s verräth sich in erster Linie durch die Auffassung der musikalischen Aufgabe: Mozart’s - „Requiem“, diese verklärte, weihevolle - Todtenmesse, gibt im Anschluß an das Wort der Liturgie die Empfindungen der Seele - wieder, welche vor die Pforten der Ewigkeit gestellt ist; von den Schrecken des - Gerichts bis zum seligen Gottesfrieden des Erlösten machen wir alle Wandlungen der - Seelenstimmung durch, welche der Tod und die ernste Betrachtung des Todes in uns - weckt. Die Musik spricht uns aus der Seele, die Sache gibt das priesterliche Wort, die Musik tönt unsere Empfindungen aus, den Reflex, welche die Sache in - das Gemüth wirft: daher der hinreißende Zauber, die verklärte Innigkeit, die - seelische Wärme und im Anschluß hieran die läuternde, verklärende Wirkung dieses - Werkes.

+ „Requiem“, diese verklärte, + weihevolle Todtenmesse, gibt im Anschluß an das Wort der Liturgie die Empfindungen + der Seele wieder, welche vor die Pforten der Ewigkeit gestellt ist; von den + Schrecken des Gerichts bis zum seligen Gottesfrieden des Erlösten machen wir alle + Wandlungen der Seelenstimmung durch, welche der Tod und die ernste Betrachtung des + Todes in uns weckt. Die Musik spricht uns aus der + Seele, die Sache gibt das priesterliche Wort, die + Musik tönt unsere Empfindungen aus, den Reflex, welche + die Sache in das Gemüth wirft: daher der hinreißende Zauber, die verklärte + Innigkeit, die seelische Wärme und im Anschluß hieran die läuternde, verklärende + Wirkung dieses Werkes.

Mit anderen Worten: Mozart’s - „Requiem“ ist vorwiegend lyrisch gehalten, wo er realistisch malt, dient es nur zur Verstärkung - des lyrischen Ausdruck’s. Es ist die subjective Frömmigkeit, die hier zum vollen - Ausdruck kommt, und es entspricht dies der ganzen Art „Requiem“ ist vorwiegend lyrisch gehalten, wo er realistisch malt, dient es nur + zur Verstärkung des lyrischen Ausdruck’s. Es ist die subjective Frömmigkeit, die + hier zum vollen Ausdruck kommt, und es entspricht dies der ganzen Art Mozart’s, dem die Musik wesentlich die Sprache der eigenen Empfindung ist, weil er nur in Tönen denkt und fühlt.

Der Eklektiker Verdi, wie die Neueren überhaupt, stellt sich anders zur Musik: ihm dienen die Töne als Farben, um zu - malen, um in decorativer Weise zu schildern. So auch im Requiem. Es ist uns zu Muth, als beschauten wir ein großartiges Gemälde - des jüngsten Gerichts, voll greller Farben. Wir werden davon angefaßt, vielleicht - auch ergriffen, aber es bleibt doch etwas äußerliches für uns, wir werden nicht so - hineingezogen.

+ malen, um in decorativer Weise zu schildern. So auch im Requiem. Es ist uns zu Muth, als beschauten wir ein + großartiges Gemälde des jüngsten Gerichts, voll greller Farben. Wir werden davon + angefaßt, vielleicht auch ergriffen, aber es bleibt doch etwas äußerliches für uns, + wir werden nicht so hineingezogen.

Dem entspricht es, daß eine Hauptrolle dem schildernden Orchester zufällt, das in der That prächtige Wirkungen hat von überraschender Schönheit und Neuheit in Klangfarbe und Modulation. Für eine Todtenmesse, welche im ganzen bei allen einzelnen Färbungen und Steigerungen den Grundton des Ernsten, Wehmüthigen festhalten sollte, gibt das Verdi’sche - Requiem viel zu viel dramatische Effecte: die - Färbung ist zu grell, die Charakteristik, wenn wir so sagen dürfen, zu dick - aufgetragen, so daß man da und dort nicht mehr in der Kirche, sondern im Theater - sich zu befinden meint.

-

So mahnt das „Dies irae“ - — ein gewaltiges Stück — fast an das chromatische Grausen des Venusberg’s im - Tannhäuser; andre Stellen mit - auffallend hohen Geigentönen und Tremolo’s erinnern an die Graal’smusik im LohengrinVgl. - Lux aeterna, Takt 1ff (WGV - S. 191) und Lohengrin, 3. Akt, Takt 1228ff - (RWSW S. 139).; das „Agnus Dei“, welches im Tone der kirchlichen Psalmodie von - Sopran und + Requiem viel zu viel dramatische + Effecte: die Färbung ist zu grell, die Charakteristik, wenn wir so sagen dürfen, zu + dick aufgetragen, so daß man da und dort nicht mehr in der Kirche, sondern im + Theater sich zu befinden meint.

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So mahnt das „Dies + irae“ — ein gewaltiges Stück — fast an das chromatische Grausen + des Venusberg’s im + Tannhäuser; andre Stellen + mit auffallend hohen Geigentönen und Tremolo’s erinnern an die Graal’smusik im + LohengrinVgl. Lux + aeterna, Takt 1ff (WGV S. 191) und Lohengrin, 3. Akt, Takt 1228ff (RWSW S. 139).; das + „Agnus + Dei“, welches im Tone der kirchlichen Psalmodie von Sopran und Tenor Mezzosopran Eigentlich Sopran und Mezzosopran, @@ -128,37 +131,38 @@ 12. Dezember 1875. in Octaven gesungen wird, mahnt uns fast an die realistischen Effecte Meyerbeer’s; doch sind die wunderschönen Chor-Einklänge im Agnus Dei ganz geeignet, für den - plötzlich in unsere Nase eindringenden LampengeruchBezogen auf den typischen Geruch der Beleuchtung in Bühnenhäusern. uns - zu entschädigen. Auch im „Domine Jesu“ (Offertorium) ist uns der - „Pfaffengesang“ theilweise zu realistisch imitirt: das gehört auf den Altar, nicht - auf den Chor.

+ key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus Dei ganz geeignet, für + den plötzlich in unsere Nase eindringenden LampengeruchBezogen auf den typischen Geruch der Beleuchtung in + Bühnenhäusern. uns zu entschädigen. Auch im „Domine Jesu“ + (Offertorium) ist uns der „Pfaffengesang“ theilweise zu realistisch imitirt: das + gehört auf den Altar, nicht auf den Chor.

Verräth in allen diesen Zügen Verdi den Eklektiker, der von der neuesten deutschen Richtung stark beeinflußt ist, so tritt uns in der Behandlung der Singstimmen der Italiener entgegen der es nicht über das Herz bringt, der Declamation und Sprachcorrectheit den schönen Gesang, die Süßigkeit des Wohllaut’s aufzuopfern. Von ergreifender Schönheit und Innigkeit ist in dieser - Hinsicht das „Quid - sum miser“ (G moll), während das „Recordare Jesu - pie“ (Sopran und Mezzo-Sopran), eine pastorale-artig klingende - Melodie, uns fast ein klein wenig an Trivialität zu streifen schien; ebenso gieng’s - uns mit dem „Ingemisco - tanquam reus“ (Tenorsolo in Es dur); - von schöner Wirkung ist jedoch das Baßsolo: „Confutatis maledictis“ (H moll) trotz einer starrenden Quintenfolge; ergreifend ist - namentlich das Sätzchen „oro <choice> + Hinsicht das „<hi rend="antiqua"><title key="verdi.requiem.2.quid-sum-miser" + type="mus">Quid sum miser“ (G moll), + während das „Recordare Jesu pie“ (Sopran und Mezzo-Sopran), eine + pastorale-artig klingende Melodie, uns fast ein klein wenig an Trivialität zu + streifen schien; ebenso gieng’s uns mit dem „Ingemisco tanquam + reus“ (Tenorsolo in Es dur); von schöner + Wirkung ist jedoch das Baßsolo: „Confutatis + maledictis“ (H moll) trotz einer starrenden + Quintenfolge; ergreifend ist namentlich das Sätzchen „oro <choice> <orig>suppase</orig> <corr resp="tr">supplex</corr> </choice> et acclinis“ gesetzt, das tieftraurige „Lacrymosa dies illa“ (Quartett und Chor) ist fast sentimental. Von kräftiger - Wirkung ist die Doppelfuge des „Sanctus“, wiewohl man dabei sich Sanctus“, wiewohl man dabei sich Händel’s nicht erinnern darf.

Trotz der Vorliebe für den schönen GesangHier gemeint: »Belcanto«. und schöne Melodieabschlüsse ist die Declamation diff --git a/tei/fb_1874-06-11_paris.xml b/tei/fb_1874-06-11_paris.xml index 5908000..43b9414 100644 --- a/tei/fb_1874-06-11_paris.xml +++ b/tei/fb_1874-06-11_paris.xml @@ -5,10 +5,9 @@ Fremden-Blatt, Wien, 11. Juni 1874 aus: Neue Freie Pr., 11.6. - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/fb_1874-06-11_paris.xml

CC BY 4.0

@@ -17,7 +16,7 @@ 159 - 159 + Abend-Blatt 28 fb 3 @@ -25,7 +24,9 @@ - + + + Bericht @@ -43,11 +44,13 @@ xml:id="f1"/> - - + + Tagesneuigkeiten. -

Wien, 11. Juni.

+
+ + Wien, + 11. Juni.

— In der Komischen Oper in Generalprobe der zum Gedächtniß Alessandro Manzoni’s komponirten Todtenmesse von Verdi statt, welche kürzlich - schon in VenedigTodtenmesse von Verdi statt, + welche kürzlich schon in VenedigFalschmeldung; vgl. Neue Freie Presse, Wien, 11. Juni 1874. und Paris kein Neuling war, mit begeistertem Beifall begrüßt; trotz des religiösen Charakters der Komposition wiederholte sich diese Kundgebung nach jeder der beiden Abtheilungen; es wurde nämlich nach dem „Lacrymosa“ eine große Pause gemacht, so - daß der zweite Theil mit dem „Offertorium“ - begann. Der Erfolg dieses Requiems bei den - Kennern war allerdings kein unbestrittener; man fand es, wie alle moderne - italienische Kirchenmusiken, und wie z. B. auch das „Stabat mater“ und die Messe von Rossini, zu weltlich, zu theatralisch, zu - materialistisch, und noch im Saale der Komischen Oper hörte man das Bonmot, dieses Werk sei eine - Todtenmesse für ein ZivilbegräbnißVgl. B. Jouvin, Lacrymosa“ eine große Pause + gemacht, so daß der zweite Theil mit dem „Offertorium“ begann. Der Erfolg dieses Requiems bei den Kennern war allerdings kein unbestrittener; + man fand es, wie alle moderne italienische Kirchenmusiken, und wie z. B. auch das + „Stabat mater“ und die + Messe von + Rossini, zu weltlich, zu + theatralisch, zu materialistisch, und noch im Saale der Komischen Oper hörte man das Bonmot, + dieses Werk sei eine Todtenmesse für ein ZivilbegräbnißVgl. B. Jouvin, Le Figaro, Paris, 10. Juni 1874, S. 1: »Une messe pour un enterrement civil«.. Aber auch die strengsten Kritiker konnten einigen Nummern eine diff --git a/tei/fb_1875-06-13_wien.xml b/tei/fb_1875-06-13_wien.xml index 5a820c9..fccbcaa 100644 --- a/tei/fb_1875-06-13_wien.xml +++ b/tei/fb_1875-06-13_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Fremden-Blatt, Wien, 13. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/fb_1875-06-13_theater-und-kunst.xml

CC BY 4.0

@@ -17,14 +18,16 @@ 162 - 162 + Morgen-Blatt 29 4–5 - + + + Werkbesprechung @@ -48,36 +51,36 @@ Verdi’s Requiem.

Es klingt wie ein Märchen, daß wir von Giuseppe - Verdi eine Seelenmesse erlebt - haben. Von dem Sänger der ungezügelten weltlichen Leidenschaft, von einem Tonsetzer, - der den heißen Trieben des Blutes Accente geliehen, die in ihrem ungezähmten - Aufschrei an das Brutale streifen: — von einem solchen Manne hätte noch vor wenig - Jahren Niemand ein Requiem erwartet. Nach seiner - „Aida“ freilich, welche die früher so grellen - Farben dämpfte und den abenteuerlichen Strom der Empfindung in ein ruhiges Bett - lenkte, konnte die Nachricht, daß Verdi - an einem Requiem arbeite, wohl noch befremden, - aber unglaublich klang sie nicht mehr. Uebrigens befremdlich oder nicht, unglaublich - oder nicht — die Thatsache steht unläugbar vor uns, und wie sahen vor zwei Tagen den - Komponisten der „Traviata“ eine Seelenmesse + Verdi eine Seelenmesse + erlebt haben. Von dem Sänger der ungezügelten weltlichen Leidenschaft, von einem + Tonsetzer, der den heißen Trieben des Blutes Accente geliehen, die in ihrem + ungezähmten Aufschrei an das Brutale streifen: — von einem solchen Manne hätte noch + vor wenig Jahren Niemand ein Requiem + erwartet. Nach seiner „Aida“ freilich, + welche die früher so grellen Farben dämpfte und den abenteuerlichen Strom der + Empfindung in ein ruhiges Bett lenkte, konnte die Nachricht, daß Verdi an einem Requiem arbeite, wohl noch befremden, aber unglaublich klang + sie nicht mehr. Uebrigens befremdlich oder nicht, unglaublich oder nicht — die + Thatsache steht unläugbar vor uns, und wie sahen vor zwei Tagen den Komponisten der + „Traviata“ eine Seelenmesse dirigiren, die er zum Gedächtniß seines Landsmannes Manzoni geschrieben: Der berühmte Komponist dem berühmten Dichter. Ganz Wien war versammelt, den Mann einmal von Angesicht zu sehen, seine geistliche Musik zu hören, und beides: das Persönliche und das Sachliche, der Mann und seine Musik bestanden vor dem Wiener - Publikum die Probe. Verdi’s - Persönlichkeit macht einen überaus günstigen Eindruck. Auf einer etwas mehr als - mittelgroßen Gestalt, die schlank und wie aus Stahl gehämmert ist, sitzt ein brauner - Kopf mit einem energisch herausgearbeiteten Gesicht, dessen Ernst durch den Ausdruck - von Wohlwollen gemildert wird. Die Silberfäden, die aus dem Vollbart blinken, - bringen in den Kopf einen Zug von Würde. Etwas von anmuthiger Unbeholfenheit liegt - in seinen Bewegungen. Sein Taktschlag ist fest, deutlich, energisch — ganz der - Ausdruck seines Charakters. Verdi gefiel - schon durch seine persönliche Erscheinung, deren Eindruck sich freilich, wie dies - immer geschieht, durch die stillschweigende Voraussetzung seiner Verdienste unberechenbar steigerte. Und als man - ihn nun in seinem Werke leben sah und das Werk in ihm, fand der Beifall keine - Grenzen.

+ Publikum die Probe. Verdi’s Persönlichkeit + macht einen überaus günstigen Eindruck. Auf einer etwas mehr als mittelgroßen + Gestalt, die schlank und wie aus Stahl gehämmert ist, sitzt ein brauner Kopf mit + einem energisch herausgearbeiteten Gesicht, dessen Ernst durch den Ausdruck von + Wohlwollen gemildert wird. Die Silberfäden, die aus dem Vollbart blinken, bringen in + den Kopf einen Zug von Würde. Etwas von anmuthiger Unbeholfenheit liegt in seinen + Bewegungen. Sein Taktschlag ist fest, deutlich, energisch — ganz der Ausdruck seines + Charakters. Verdi gefiel schon durch seine + persönliche Erscheinung, deren Eindruck sich freilich, wie dies immer geschieht, + durch die stillschweigende Voraussetzung + seiner Verdienste unberechenbar steigerte. Und als man ihn nun in seinem Werke leben + sah und das Werk in ihm, fand der Beifall keine Grenzen.

Das Werk selbst besitzt Eigenschaften, die auch den strengsten musikalischen Moralisten nicht unbewegt lassen könnten. Wir kennen nun allerdings das Gerede von Mangel an gehaltenem, an geistlichem Styl. Allein der geistliche und weltliche Styl @@ -87,70 +90,72 @@ Nachmittags weltlich sind. Orlando di Lasso besang die biedere Martinsgans in nicht viel anderer Weise als die Dreifaltigkeit, - Sebastian Bach pries den - Tabak mit denselben + Sebastian Bach pries den Tabak mit denselben musikalischen Mitteln wie den heiligen Geist, und in Mozart’s - Requiem klingen Töne herüber aus seiner „Zauberflöte.“ Und wie fröhlich und - weltlich, gleich einer aufwirbelnden Lerche, konnte Josef Haydn in seinen Messen - sein! Sollte nun Verdi nach dem Vatikanum so asketisch singen, wie Palestrina nach dem Tridentinum? Laßt doch den Künstler in seiner Zeit - stehen und ihn schaffen, wie es ihm um das Herz ist! Wenn Verdi keine akademische Seelenmesse - geschrieben, so hat er doch eine lebendige produzirt, eine für ihn wahre und keine + Requiem klingen Töne herüber aus + seiner „Zauberflöte.“ Und + wie fröhlich und weltlich, gleich einer aufwirbelnden Lerche, konnte Josef Haydn in seinen Messen sein! Sollte nun Verdi nach dem Vatikanum so asketisch + singen, wie Palestrina nach + dem Tridentinum? Laßt doch den Künstler in seiner + Zeit stehen und ihn schaffen, wie es ihm um das Herz ist! Wenn Verdi keine akademische Seelenmesse geschrieben, + so hat er doch eine lebendige produzirt, eine für ihn wahre und keine konventionelle. Ja, er hat in seiner Weise sogar das Aeußerste gethan, um auch die Pedanten, die ewig Herkömmlichen, zu befriedigen. Er hat Fugen in seinem - Requiem, selbst eine Doppelfuge. Das will nun freilich nicht recht - gelingen; man hört wohl etwas vom Geklapper der Mühle, aber es wird kein Mehl + key="verdi.requiem.4 verdi.requiem.7.libera-me.fuga" type="mus">Fugen in + seinem Requiem, selbst eine Doppelfuge. Das will nun freilich nicht + recht gelingen; man hört wohl etwas vom Geklapper der Mühle, aber es wird kein Mehl gemahlen. Es gehörte die ganze geniale Kraft Sebastian Bach’s dazu, um (in einer - seiner Kantaten) eine Fuge interessant zu gestalten, deren Thema mit - einem bis zur nächsten Oktave auseinandergelegten Dreiklang beginnt. Das thut nun - auch Verdi in seiner Doppelfuge um Sanctus, aber wie unbeholfen wendet er das Thema - dem Schlusse zu, wie nichtssagend und unschön klingend ist das Gegenthema! Wenn die - „Subjekte“ so ungeschickt disponirt sind, ist an eine lebensvolle Durchführung gar - nicht zu denken; der größte Meister im Fugensatz könnte eine solche Aufgabe nicht - befriedigend lösen. Verdi fühlt sich hier - selbst schwach, denn im raschesten Tempo läuft er da wir über glühende Kohlen. Aber - wer hat ihm denn geheißen, Fugen zu schreiben? Hat es etwa Beethoven gekonnt? Sind seine - ungeschlachten, stockenden Fugatosätze wirkliche Fugen? — Sonst übrigens fehlt es - Verdi nicht an einer gewissen - Gewandtheit in kontrapunktischer Arbeit. Im Kyrie befindet sich ein vierstimmiger Vokalsatz (Te decet - hymnus), der in kanonischer Weise fließend und wohlklingend - durchgeführt ist. Uebrigens hat das Publikum selbst die besten Stücke der - Komposition bezeichnet, indem es sich dieselben wiederholen ließ, zuerst das Recordare, - ein Duett für Sopran und Mezzosopran, welches nicht ohne theatralisches Blut - melodisch dahinfließt, erst leise und ruhig fließend, dann mit einem wirksamen - Sprunge aus dur nach moll, den Ton - einer dringenden, energischen Bitte anschlagend. Die nächste Wiederholung fiel auf - das Tenorsolo: Ingemisco, einen kleinen, innigen Satz. Dann wurde das Hostias ac - preces im Offertorium - wiederholt, zuletzt das Agnus - Dei. Das letztere ist von eigenthümlicher Wirkung. Es beginnt - mit einem klagenden, melodisch und rhythmisch interessant gebildeten Gesang, den - Sopran und Mezzosopran in der Octave vortragen; der Chor nimmt die Melodie unisono - auf; dann beginnt der Sologesang wieder in Moll, und der Chor nimmt ihn gleichfalls - in Moll auf, bis das Ganze, nachdem sich Solostimmen und Chor vereinigt, anmuthig + >Sebastian Bach’s dazu, um (in einer seiner Kantaten) eine Fuge interessant zu gestalten, deren Thema + mit einem bis zur nächsten Oktave auseinandergelegten Dreiklang beginnt. Das thut + nun auch Verdi in seiner Doppelfuge um + Sanctus, aber wie unbeholfen + wendet er das Thema dem Schlusse zu, wie nichtssagend und unschön klingend ist das + Gegenthema! Wenn die „Subjekte“ so ungeschickt disponirt sind, ist an eine + lebensvolle Durchführung gar nicht zu denken; der größte Meister im Fugensatz könnte + eine solche Aufgabe nicht befriedigend lösen. Verdi fühlt sich hier selbst schwach, denn im raschesten Tempo läuft + er da wir über glühende Kohlen. Aber wer hat ihm denn geheißen, Fugen zu schreiben? + Hat es etwa Beethoven gekonnt? Sind + seine ungeschlachten, stockenden Fugatosätze wirkliche Fugen? — Sonst übrigens fehlt + es Verdi nicht an einer gewissen + Gewandtheit in kontrapunktischer Arbeit. Im Kyrie befindet sich ein vierstimmiger Vokalsatz (Te + decet hymnus), der in kanonischer Weise fließend und + wohlklingend durchgeführt ist. Uebrigens hat das Publikum selbst die besten Stücke + der Komposition bezeichnet, indem es sich dieselben wiederholen ließ, zuerst das Recordare, ein Duett für Sopran und Mezzosopran, welches nicht + ohne theatralisches Blut melodisch dahinfließt, erst leise und ruhig fließend, dann + mit einem wirksamen Sprunge aus dur nach moll, den Ton einer dringenden, energischen Bitte anschlagend. Die nächste + Wiederholung fiel auf das Tenorsolo: Ingemisco, einen + kleinen, innigen Satz. Dann wurde das Hostias ac preces + im Offertorium wiederholt, zuletzt + das Agnus + Dei. Das letztere ist von eigenthümlicher Wirkung. Es beginnt mit + einem klagenden, melodisch und rhythmisch interessant gebildeten Gesang, den Sopran + und Mezzosopran in der Octave vortragen; der Chor nimmt die Melodie unisono auf; + dann beginnt der Sologesang wieder in Moll, und der Chor nimmt ihn gleichfalls in + Moll auf, bis das Ganze, nachdem sich Solostimmen und Chor vereinigt, anmuthig ausklingt. Durch eine eigensinnig festgehaltene Triole (Verdi wendet sie in dem Requiem mit Vorliebe an) kommt etwas eigenthümlich - Drängendes in diesen Satz, welches noch gesteigert wird durch die merkwürdige - Nebeneinanderstellung einer siebentaktigen und sechstaktigen melodischen Phrase. Die - ganze Melodie ist aus dreizehn Takten aufgebaut.

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Doch genug der Einzelnheiten. Das Requiem + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem mit Vorliebe an) kommt etwas + eigenthümlich Drängendes in diesen Satz, welches noch gesteigert wird durch die + merkwürdige Nebeneinanderstellung einer siebentaktigen und sechstaktigen melodischen + Phrase. Die ganze Melodie ist aus dreizehn Takten aufgebaut.

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Doch genug der Einzelnheiten. Das Requiem Verdi’s ist mit allen seinen Untugenden und Mängeln, wie wir schon gesagt, ein lebendiges Werk und wird auf die Lebendigen allerwärts als ein solches wirken, zumal wenn es in der Weise aufgeführt wird, wie @@ -164,36 +169,37 @@ an Geschmack des Vortrages. Wenn wir die großen Leistungen des Orchesters und des Chores — der durch den akademischen Gesangsverein verstärckt war — hervorheben, so wiederholen wir nur, - was wir gleich nach der Aufführung des Requiems - niedergeschrieben haben. Die Streichinstrumente verdienen noch ihr eigenes Lob; sie - haben viel zu thun gehabt, denn Verdi’s - Requiem, welches im Ganzen höchst einfach - instrumentirt ist, ruht orchestral zumeist auf dem Streichquartett. Gewiß wird man - an diesen Verdi-Abend lange zurückdenken. Jenes Soloquartet im Vereine mit den - übrigen herrlichen Kräften musiziren zu hören, war ein Genuß, wie er dem Menschen - nur an den hohen Festtagen der Kunst bescheert wird.

+ was wir gleich nach der Aufführung des Requiems niedergeschrieben haben. Die Streichinstrumente verdienen noch + ihr eigenes Lob; sie haben viel zu thun gehabt, denn Verdi’s + Requiem, welches im Ganzen höchst + einfach instrumentirt ist, ruht orchestral zumeist auf dem Streichquartett. Gewiß + wird man an diesen Verdi-Abend lange zurückdenken. Jenes Soloquartet im Vereine mit + den übrigen herrlichen Kräften musiziren zu hören, war ein Genuß, wie er dem + Menschen nur an den hohen Festtagen der Kunst bescheert wird.

sp.

Auch die gestrige Aufführung des Verdi’schen - Requiem hatte ein das Haus in allen Räumen - füllendes Publikum herbeigelockt. Wie am Requiem hatte ein das Haus in + allen Räumen füllendes Publikum herbeigelockt. Wie am ersten Abend wurden der Kompositeur und das Soloquartett bei ihrem Erscheinen mit unendlichem Beifall empfangen, der sich nach der ersten Abtheilung und nach dem Schluß bis zu einem frenetischen Jubel und unzähligen Vorrufen steigerte. Den meisten Anklang fanden - wieder das Ricordare, die Soli: - Ingemisco tamquam reus und - Hostias et preces tibi, sowie - das Agnus Dei, welche Nummern auf das - stürmischeste zur Wiederholung verlangt und auch wiederholt wurden. Ueber die - Leistung der Künstler, des Chores und des Orchesters hat unser Musikreferent bereits - berichtet — Es bleibt uns nur noch zu sagen, daß sich dessen Urtheil auch heute als - vollständig richtig erwiesen hat. Se. Majestät der Kaiser und Se. kais. Hoheit Kronprinz Rudolf beehrten die - Aufführung mit ihrer Gegenwart und blieben bis zum - Schlusse.

+ wieder das Ricordare, die + Soli: Ingemisco tamquam + reus und Hostias et + preces tibi, sowie das Agnus + Dei, welche Nummern auf das stürmischeste zur Wiederholung verlangt und + auch wiederholt wurden. Ueber die Leistung der Künstler, des Chores und des + Orchesters hat unser Musikreferent bereits berichtet — Es bleibt uns nur noch zu + sagen, daß sich dessen Urtheil auch heute als vollständig richtig erwiesen hat. Se. + Majestät der Kaiser und Se. kais. + Hoheit Kronprinz Rudolf + beehrten die Aufführung mit ihrer Gegenwart und blieben bis zum Schlusse.

diff --git a/tei/figaro_1875-06-12_wien.xml b/tei/figaro_1875-06-12_wien.xml index 65e1d19..ee669a4 100644 --- a/tei/figaro_1875-06-12_wien.xml +++ b/tei/figaro_1875-06-12_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Figaro, Wien, 12. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/figaro_1875-06-12_castrum-doloris.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire @@ -41,9 +42,11 @@ xml:id="f1"/> - + Theater-Figaro. - + + +

Bei der Aufführung von Verdi’s Requiem im Figaro, Wien, 26. Juni 1875 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/figaro_1875-06-26_wiener-spaziergaenge.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Satire @@ -51,8 +52,8 @@ >Requiem von Verdi gab es viel mehr Entzückungstolle, Einer Kirche fast vergleichbar war das Opernhaus, das volle, - Aber soll die Verdi-Messe auch der Kirche - Gunst erstreben, + Aber soll die Verdi-Messe auch der + Kirche Gunst erstreben, Muß man die einmal zum Vortheil für den Peterspfennig geben. Uebrigens entspricht’s der Lage, wenn zu Gunsten ihrer Kassen Die weltlustigen Theater sich mit Requiems befassen, diff --git a/tei/figaro_1875-06-26_wien_2.xml b/tei/figaro_1875-06-26_wien_2.xml index ddc51f9..4f7d7ae 100644 --- a/tei/figaro_1875-06-26_wien_2.xml +++ b/tei/figaro_1875-06-26_wien_2.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Figaro, Wien, 26. Juni 1875 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/figaro_1875-06-26_kritik-des-dr-vielwisserl.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire @@ -52,65 +53,65 @@

Es ist ein großes Ereigniß, welches Wien in Aufregung versetzt. Verdi’s - Requiem ist mit einem Erfolge zur Aufführung - gelangt, der einen hochwichtigen historischen Moment in der Musikgeschichte - Wiens für alle Zeiten bilden wird und ich - werde sichtlich bemüht sein, diesen hochwichtigen Moment kritisch in seiner - vollen Bedeutung für die Kunstgeschichte darzulegen. Ich habe zwar neulich - aus Anlaß der Aufführung von Bruchstücken aus Wagner’s + Requiem ist mit einem Erfolge zur + Aufführung gelangt, der einen hochwichtigen historischen Moment in der + Musikgeschichte Wiens für alle Zeiten bilden + wird und ich werde sichtlich bemüht sein, diesen hochwichtigen Moment kritisch + in seiner vollen Bedeutung für die Kunstgeschichte darzulegen. Ich habe + zwar neulich aus Anlaß der Aufführung von Bruchstücken aus Wagner’s Siegfried und Götterdämmerung behauptet, es seien dies - die größten Eindrücke, die ich je durch ein musikalisches Werk empfangen habe, - allein ich fühle mich heute zu dem korrigirenden Geständnisse gedrängt, daß es + key="wagner.goetterdaemmerung" type="mus">Götterdämmerung behauptet, es + seien dies die größten Eindrücke, die ich je durch ein musikalisches Werk empfangen + habe, allein ich fühle mich heute zu dem korrigirenden Geständnisse gedrängt, daß es eigentlich Verdi’s grandioses Requiem - ist, das mit den mächstigsten Eindruck hervorgerufen. Verdi hat die alten Meister nicht - verleugnet. Schon vor Palestrina finden wir bedeutende Kirchenkomponisten, die aber Wenige - kennen. Andreas Krumpolini (1264) schrieb - Messen in welchen der heilige Geist durch Klatschteller zum Ausdrucke gebracht wird. - Angelo Wenzel Czipczapko (1300) war - eigentlich ein Czeche von Geburt, worauf die leisen Anklänge in seinem Namen - hindeuten. Er kam aber frühzeitig nach Italien - und war der Erste, der im Dies irae die heimatlichen Trompeten d’rein blasen ließ, - um Gottes Zorn darzustellen. Die Fuge im Sanctus finden wir zuerst in der kleinen - Messe des Archibaldus Blasius Fipsius (1340). Der Mann war eigentlich ein Schneider und hatte offenbar die - Idee, so wie es ihm gelungen war, aus einzelnen Flecken und Flicken ein Kleid - zusammenzustellen., dies auch in einem Musikstück - zu versuchen. Aber erst sein Nachfolger, der Italiener Nikolo Krumpelmayro (1400) hat die Fuge - zu einem gelehrten Musikstück gemacht. Als ich auf meiner italienischen Reise nach - Pisa kam, ward ich dort von dem großen, - leider zu wenig gekannten Meister Francesco - Brummbasso auf das freundlichste - empfangen, er erwies mir jede Aufmerksamkeit, ja ich mußte sogar bei ihm speisen und - er trieb seine Gastfreundschaft so weit, daß er mein Leibgericht, gebratenes - Lämmernes, für mich eigens bereiten ließ. Also dieser mein Freund Brummbasso führte mich zu Pisa in die große Bibliothek, und zwar in den Manuskriptensaal, wo - eigentlich Niemand Zutritt hat, und ich studirte daselbst unter anderem die Partitur - der Messe Krumpelmayro’s. Ich staunte über diese große musikalische - Gelehrsamkeit, die aber wenige nur zu schätzen wissen. Ich habe leider nicht den - Raum hier, Alles wiederzugeben, was mir das Requiem + >Verdi’s grandioses Requiem ist, das mit den mächstigsten Eindruck hervorgerufen. Verdi hat die + alten Meister nicht verleugnet. Schon vor Palestrina finden wir bedeutende + Kirchenkomponisten, die aber Wenige kennen. Andreas Krumpolini (1264) schrieb Messen in welchen der heilige Geist durch Klatschteller + zum Ausdrucke gebracht wird. Angelo Wenzel + Czipczapko (1300) war eigentlich ein Czeche von Geburt, worauf die leisen Anklänge + in seinem Namen hindeuten. Er kam aber frühzeitig nach Italien und war der Erste, der im Dies irae die heimatlichen + Trompeten d’rein blasen ließ, um Gottes Zorn darzustellen. Die Fuge im Sanctus + finden wir zuerst in der kleinen Messe des Archibaldus Blasius + Fipsius (1340). Der Mann war + eigentlich ein Schneider und hatte offenbar die Idee, so wie es ihm gelungen war, + aus einzelnen Flecken und Flicken ein Kleid zusammenzustellen., dies auch in einem Musikstück zu versuchen. Aber erst sein + Nachfolger, der Italiener Nikolo Krumpelmayro (1400) hat die Fuge zu einem gelehrten Musikstück gemacht. Als ich auf + meiner italienischen Reise nach Pisa kam, ward ich + dort von dem großen, leider zu wenig gekannten Meister Francesco Brummbasso auf das freundlichste empfangen, er erwies mir jede + Aufmerksamkeit, ja ich mußte sogar bei ihm speisen und er trieb seine + Gastfreundschaft so weit, daß er mein Leibgericht, gebratenes Lämmernes, für mich + eigens bereiten ließ. Also dieser mein Freund Brummbasso führte mich zu + Pisa in die große Bibliothek, und zwar in den + Manuskriptensaal, wo eigentlich Niemand Zutritt hat, und ich studirte daselbst unter + anderem die Partitur der Messe Krumpelmayro’s. Ich staunte über + diese große musikalische Gelehrsamkeit, die aber wenige nur zu schätzen wissen. Ich + habe leider nicht den Raum hier, Alles wiederzugeben, was mir das Requiem Verdi’s in’s Gedächtniß ruft. So viel ist aber gewiß, Verdi hat mit seiner Messe nicht nur Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Messe nicht nur Bach, Haydn, Mozart, + Beethoven, Liszt und Brahms, sondern auch den Nikolo Der Floh, Wien, 13. Juni 1875 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/floh_1875-06-13_giuseppe-verdi-1.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Satire diff --git a/tei/floh_1875-06-13_wien_2.xml b/tei/floh_1875-06-13_wien_2.xml index 7e1bad1..be590c8 100644 --- a/tei/floh_1875-06-13_wien_2.xml +++ b/tei/floh_1875-06-13_wien_2.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Der Floh, Wien, 13. Juni 1875 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/floh_1875-06-13_giuseppe-verdi-2.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire @@ -43,8 +44,7 @@ - Giuseppe - Verdi + Giuseppe Verdi

ist unstreitig der würdigste Repräsentant italienischer Musik. Die Vorsehung hat ihm nicht nur eine glückliche Begabung, sie hat ihm auch einen glücklichen Namen verliehen.

@@ -77,22 +77,22 @@ eine Popularität, wie sie wenige jetzt lebende Compositeure genießen.

Aus Anlaß des von ihm componirten Requiems, das jetzt in der Hofoper von dem Meister geleitet - zur Aufführung gelangt, bringen wir das Bild Hofoper von dem Meister geleitet zur + Aufführung gelangt, bringen wir das Bild Verdi’s.

Unser Zeichner stellt ihn in jenem Augenblicke dar, in welchem der Meister der süßen Arien vor unser Hofopern-Orchester tritt, das ihn mit einem Tusche unendlicher - Wagnerscher Confusionsmelodie - begrüßt, welche die innigen Klänge der Leier so übertönt, wie der Niagarafall etwa - den lieblichen Sang einer Lerche.

+ Wagnerscher Confusionsmelodie begrüßt, + welche die innigen Klänge der Leier so übertönt, wie der Niagarafall etwa den + lieblichen Sang einer Lerche.

Zum Glück besteht das Orchester der Hofoper aus so eminenten Künstlern, daß der niederschmetternde - Einfluß Wagner’s ihnen nicht die - Fähigkeit rauben kann, auch mit Verdi - fühlen und wirken zu können.

-

Die Requiem-Aufführung hat dies männiglich - bewiesen!

+ Einfluß Wagner’s ihnen nicht die Fähigkeit + rauben kann, auch mit Verdi fühlen und + wirken zu können.

+

Die Requiem-Aufführung hat dies + männiglich bewiesen!

diff --git a/tei/floh_1875-06-13_wien_3.xml b/tei/floh_1875-06-13_wien_3.xml index d22740f..76b6ed3 100644 --- a/tei/floh_1875-06-13_wien_3.xml +++ b/tei/floh_1875-06-13_wien_3.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Der Floh, Wien, 13. Juni 1875 [3] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/floh_1875-06-13_juedisch-deutsche-theaterbriefe.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire @@ -53,53 +54,53 @@ gethon, wos noch kä anziger Direkter vor ihm hot gethon ünd kä Anziger noch ihm werd thün. Waanen kennt mer. Äs Chor hot er gewonnen ünd äs Orchester hot er fost verloren. Wie ä so, wer ich Ihnen erzählen. Züerst vüm Verlüst vüm Orchester, waanen - kennt mer. Hätt’ nemlich solln sein de Prob züm Rehkviem vün Verdi, waanen kennt mer, oder eigentlich soll mer dabei, - ünd äs gonze Personal wor versommelt üm zehn Uhr, wo hatt’ sollen de Waanerei nach - de Noten anfangen. Es werd vertel af Elfe, Verdi is noch nix da, es werd halber, er is noch immer nix da. Werd - das Orchester unruhig, Hellmesberger streicht sei G-Saiten - ünd sei Glatzen, Bachrich pützt sei Viola, werd violett vor Zorn ünd pützt - nochämal de Viola ünd de Augengleser, Doppler pfeift nix nor af sei - Flöte, sondern auch af Verdi. Große Unruhe. Es werd dreiviertel af Elfe. Da fallen ä - paar laute Wort in Orchester, Jauner aber, was ist af der Bühne, laßt sich nix herünter, se aufzuheben, mer macht Bemerkungen, de - sehr billig sein, weil Alles hat Hünger, ä bekannter Witzblaser sogt, Verdi benehmt - sich wir de Nomen vün seine Primadonnen Stolz ünd wie ä Waldmann nix wie a Weltmann, jetzt kümmt ä groißes Volksgemormel in + kennt mer. Hätt’ nemlich solln sein de Prob züm Rehkviem vün Verdi, waanen kennt mer, oder + eigentlich soll mer dabei, ünd äs gonze Personal wor versommelt üm zehn Uhr, wo + hatt’ sollen de Waanerei nach de Noten anfangen. Es werd vertel af Elfe, Verdi is noch nix da, es werd halber, er is noch + immer nix da. Werd das Orchester unruhig, Hellmesberger streicht sei G-Saiten ünd sei Glatzen, Bachrich pützt sei Viola, werd + violett vor Zorn ünd pützt nochämal de Viola ünd de Augengleser, Doppler + pfeift nix nor af sei Flöte, sondern auch af Verdi. Große Unruhe. Es werd + dreiviertel af Elfe. Da fallen ä paar laute Wort in Orchester, Jauner aber, was ist af der Bühne, laßt sich nix herünter, se + aufzuheben, mer macht Bemerkungen, de sehr billig sein, weil Alles hat Hünger, ä + bekannter Witzblaser sogt, Verdi benehmt sich wir de Nomen vün seine Primadonnen Stolz ünd wie ä + Waldmann nix + wie a Weltmann, jetzt kümmt ä groißes Volksgemormel in Orchester, de ganze Harmonie is scho gestört — endlich kimmt Verdi, Jauner geht ihm entgegen ünd sogt vor ihm dem Orchester, es wär scheener, wenn se hetten mehr kinstlerische Ruhe gezeigt, Verdi moch ä Gsicht wie ä Dützend Rehkaiems, in - Orchester is mer ibergangen vüm Allegro ins Adaschio ünd es hoben geschwiegen alle - Flöten ünd andere Instrumente, ünd ’n andern Tag is in der Zeitung gestanden — - Verdi is geworn empfangen mit ä - ungeheiren Applaus — wer lacht da in B-moll? Ünd zwischen - Jauner ünd dem Orchester ist de - Stimmung um ä starken halben Ton gesunken, waanen kennt mer. Gestiegen aber is se - beim Chor. Nach der Prob is Jauner gekümmen eigenhändig persönlich in de - Chor-Garderobe, hot jeden vün de Herrn de Hand gereicht, gesogt, daß er is entzickt - ünd hot jeden ä Kinstler genannt. Hetten Se sehen solln de Rihrung, der alte Wohlrath hot nix - kennen mehr schnupfen, Koschat is ä Kärntner Lied in de Kehle stecken geblieben, - Haimann is in - der Schnelligkeit gworn noch mägerer ünd de Damen vüm Choe - hoben geweint de ältesten Thränen, waanen kennt mer, ünd in der noibelsten Moll-Stimmung is mer gegangen ausänander, ünd das ganze Chor - schwärmt jetzt ünd schwört jetzt for Jauner ünd geht for ihm durch’s Feier in „Rienzi“ ünd dorch’s Wasser in „Lohengrin“, ünd kä + rend="widespace">kinstlerische Ruhe gezeigt, Verdi moch ä Gsicht wie ä Dützend Rehkaiems, in Orchester is mer + ibergangen vüm Allegro ins Adaschio ünd es hoben geschwiegen alle Flöten ünd andere + Instrumente, ünd ’n andern Tag is in der Zeitung gestanden — Verdi is geworn empfangen mit ä ungeheiren + Applaus — wer lacht da in B-moll? Ünd zwischen Jauner ünd dem Orchester ist de Stimmung um ä + starken halben Ton gesunken, waanen kennt mer. Gestiegen aber is se beim Chor. Nach + der Prob is Jauner gekümmen eigenhändig persönlich in de Chor-Garderobe, hot jeden + vün de Herrn de Hand gereicht, gesogt, daß er is entzickt ünd hot jeden ä Kinstler + genannt. Hetten Se sehen solln de Rihrung, der alte Wohlrath hot nix kennen mehr schnupfen, + Koschat is ä + Kärntner Lied in de Kehle stecken geblieben, Haimann is in der Schnelligkeit gworn noch mägerer ünd de Damen vüm Choe hoben geweint de + ältesten Thränen, waanen kennt mer, ünd in der noibelsten Moll-Stimmung is mer gegangen ausänander, ünd das ganze Chor schwärmt + jetzt ünd schwört jetzt for Jauner ünd + geht for ihm durch’s Feier in „Rienzi“ ünd dorch’s Wasser in „Lohengrin“, ünd kä anziger sagt mehr, waanen kennt mer iber Jauner’s Angaschement, im Gegentheil, ä hohes C ihm ünd ä Triller dazu ünd ä ausgeglichenes

Do, rö, mü, fa, so, la, sü, do

diff --git a/tei/floh_1875-06-13_wien_4.xml b/tei/floh_1875-06-13_wien_4.xml index bb47db6..266f06b 100644 --- a/tei/floh_1875-06-13_wien_4.xml +++ b/tei/floh_1875-06-13_wien_4.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Der Floh, Wien, 13. Juni 1875 [4] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/floh_1875-06-13_waehrend-der-auffuehrung.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire @@ -48,11 +49,11 @@ (Auf den Galerien.) — Du, Josef, Du hast ja Latein g’lernt. Was heißt denn das „Dies irae<supplied resp="tr" - >“</supplied>? + >„Dies irae<supplied + resp="tr">“</supplied>? Da steht’s ja am Theaterzettel: Dies - irae (Soli und Chor.) + irae (Soli und Chor.)

*

diff --git a/tei/floh_1876-06-20_wien.xml b/tei/floh_1876-06-20_wien.xml index 548a817..3b19e38 100644 --- a/tei/floh_1876-06-20_wien.xml +++ b/tei/floh_1876-06-20_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Der Floh, Wien, 20. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/floh_1876-06-20_zum-unfalle-verdis.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire diff --git a/tei/gernsheim_1896.xml b/tei/gernsheim_1896.xml index 54e7f3d..659bd3a 100644 --- a/tei/gernsheim_1896.xml +++ b/tei/gernsheim_1896.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Gernsheims Musikführer, 1896 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gernsheim_1896_musikfuehrer.xml

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@@ -42,28 +43,29 @@

Als sich im Jahre 1874 in der musikalischen Welt die Kunde verbreitete, Verdi habe für die erste Wiederkehr des Todestages Alessandro - Manzonis ein Requiem geschrieben, - war man nicht wenig erstaunt, den Komponisten des Trovatore und der Traviata ein - Gebiet betreten zu sehen, das nach der Meinung Vieler dem populären Opernkomponisten - mehr oder weniger ein fremdes sein musste, — ein Gebiet, für welches die Klänge, die - man bisher von ihm zu hören gewohnt war, wenig geeignet erscheinen wollten. Als aber - kurze Zeit nach den Pariser Aufführungen das - Werk die Runde durch die Welt machte, brach sich sehr bald die Überzeugung Bahn, - dass man es nicht nur mit einer ernsten, sondern auch mit einer hochbedeutenden - Tonschöpfung zu thun habe, die einen wichtigen Markstein in der - geistig-musikalischen Entwicklung Verdis - bildet. Freilich soll und darf man nie ausser Acht lassen, dass der Komponist ein - Südländer ist. Spiegelt sich doch in der Seele des - Südländers alles farbenreicher, bunt-schillernder als bei uns, den Kindern des Nordens, und jene Art des Empfindens findet - naturgemäss ihren Ausdruck in den geistigen Schöpfungen der glücklichen Bewohner des - sonnigen Italiens. So auch hier. Mag uns manches an den Opernkomponisten mahnen, mag uns manches äusserlich erscheinen —, die - Wärme und Erfindungskraft, die dieser Tonschöpfung innewohnt, entspringen der Seele - eines gottbegnadeten Genies und sichern dem Werke für immer einen Ehrenplatz unter - den besten Erzeugnissen dieser Gattung.

+ Manzonis ein Requiem + geschrieben, war man nicht wenig erstaunt, den Komponisten des Trovatore und der Traviata ein Gebiet betreten zu + sehen, das nach der Meinung Vieler dem populären Opernkomponisten mehr oder weniger + ein fremdes sein musste, — ein Gebiet, für welches die Klänge, die man bisher von + ihm zu hören gewohnt war, wenig geeignet erscheinen wollten. Als aber kurze Zeit + nach den Pariser Aufführungen das Werk die + Runde durch die Welt machte, brach sich sehr bald die Überzeugung Bahn, dass man es + nicht nur mit einer ernsten, sondern auch mit einer hochbedeutenden Tonschöpfung zu + thun habe, die einen wichtigen Markstein in der geistig-musikalischen Entwicklung + Verdis bildet. Freilich soll und darf + man nie ausser Acht lassen, dass der Komponist ein Südländer ist. Spiegelt sich doch in der Seele des Südländers alles + farbenreicher, bunt-schillernder als bei uns, den Kindern des Nordens, und jene Art des Empfindens findet naturgemäss ihren + Ausdruck in den geistigen Schöpfungen der glücklichen Bewohner des sonnigen + Italiens. So auch hier. Mag uns manches an den Opernkomponisten mahnen, mag uns manches äusserlich erscheinen —, die Wärme + und Erfindungskraft, die dieser Tonschöpfung innewohnt, entspringen der Seele eines + gottbegnadeten Genies und sichern dem Werke für immer einen Ehrenplatz unter den + besten Erzeugnissen dieser Gattung.

[es folgt eine detaillierte Werkbesprechung mit Notenbeispielen]

diff --git a/tei/gmm_1874-06-21_mailand.xml b/tei/gmm_1874-06-21_mailand.xml index 24acd0b..9b6cfe1 100644 --- a/tei/gmm_1874-06-21_mailand.xml +++ b/tei/gmm_1874-06-21_mailand.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Gazzetta musicale di Milano, 21. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gmm_1874-06-21_san-marco.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Illustration @@ -50,10 +51,11 @@ key="mailand">MILANO — 22 MAGGIO 1874

Prima esecuzione della MESSA DA REQUIEM di - VERDI - per l’anniversario della morte di ALESSANDRO MANZONI.

+ rend="straight">MESSA DA + REQUIEM di VERDI per l’anniversario della + morte di ALESSANDRO + MANZONI.

diff --git a/tei/gvb_1875-06-08_graz.xml b/tei/gvb_1875-06-08_graz.xml index 442990d..5b8d50e 100644 --- a/tei/gvb_1875-06-08_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-06-08_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 8. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-06-08_requiem.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -41,11 +42,13 @@ xml:id="f1"/> - + Vermischtes - -

* (Requiem“ im k. k. + + + +

* (Requiem“ im k. k. Hofopern-Theater.) Unter der Rubrik: „Theater, Kunst und Literatur“ bringt der „Volksfreund“ vom 5. JuniDer Titel @@ -60,14 +63,14 @@ >Hofoperntheater statt.“

Wer wird durch diese Theater-Nachricht erbaut sein? — - Sollte das Requiem später je einmal in einer - Kirche aufgeführt werden, so erbarmet uns der Priester, der den Statisten abgibt, - und macht jeden Gläubigen der Gedanke traurig, daß die allerheiligste Handlung dazu - Gelegenheit bieten muß, um Opernmusik zu Gehör zu bringen.

+ Sollte das Requiem später je einmal in + einer Kirche aufgeführt werden, so erbarmet uns der Priester, der den Statisten + abgibt, und macht jeden Gläubigen der Gedanke traurig, daß die allerheiligste + Handlung dazu Gelegenheit bieten muß, um Opernmusik zu Gehör zu bringen.

Erfreulich ist, daß dasselbe Blatt zwei Zeilen unterhalb das Telegramm wiedergibt, welches über den Verlauf der Eröffnungsfeier in Bruck im „Volksblatt“ - zu lesen war.Vgl. Bruck im „Volksblatt“ zu + lesen war.Vgl. Grazer Volksblatt, 4. Juni 1875, S. 1. Die Zusammenstellung dieser zwei Nachrichten macht die Berechtigung, ja die diff --git a/tei/gvb_1875-10-29_graz.xml b/tei/gvb_1875-10-29_graz.xml index 1183fa9..be0b419 100644 --- a/tei/gvb_1875-10-29_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-10-29_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 29. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-10-29_graz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Anzeige diff --git a/tei/gvb_1875-10-30_graz.xml b/tei/gvb_1875-10-30_graz.xml index de1d714..38e3f8c 100644 --- a/tei/gvb_1875-10-30_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-10-30_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 30. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-10-30_graz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Anzeige diff --git a/tei/gvb_1875-10-31_graz.xml b/tei/gvb_1875-10-31_graz.xml index e07f81b..ea38019 100644 --- a/tei/gvb_1875-10-31_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-10-31_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 31. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-10-31_graz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Anzeige @@ -50,7 +51,7 @@ when-iso="1875-11-02">Dienstag den 2. November,beide MaleNachmittags 4 Uhr:Requiemvon Requiemvon Giuseppe Verdi.Soli: Frl. Grödinger, Frl. diff --git a/tei/gvb_1875-11-04_graz.xml b/tei/gvb_1875-11-04_graz.xml index 4e74df5..10be1b2 100644 --- a/tei/gvb_1875-11-04_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-11-04_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 4. November 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-11-04_graz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -46,31 +47,31 @@ Landestheater.

Das vom Opernkompositeur G. Verdi für den verstorbenen italienischen Patrioten Alessandro - Manzoni komponirte Requiem hat - die Direktion am 1. und 2. November mit verstärktem Chor und Orchester zur - Aufführung gebracht, und uns dadurch mit einem interessanten Werke bekannt gemacht. - Verdi zählt gegenwärtig zu den - bedeutendsten Komponisten Italiens, und durch - das oberwähnte Werk bewies er, daß er nicht allein im Opernstyle, sondern auch in - kirchlicher Richtung Vorzügliches leisten kann.

-

Hiedurch wollen wir aber nicht behauptet haben, daß dieses Requiem allen Anforderungen des strengen - Kirchenstyles vollkommen entspricht, denn nur zu oft verläßt Verdi den Kirchenton, verirrt sich in die opera seria, kehrt aber bald wieder um, bleibt jedoch immer - originell. Man betrachte nur den Absatz: „Tuba mirum“, welche Stelle Mozart in seinem Requiem zu so - herrlichem und ergreifenden Ausdrucke gebracht hat. — Was macht Verdi daraus? Eine sehr interessante und - effektreiche Theaterszene, denn statt Posaunen tönen und von verschiedenen Seiten im - Orchester und aus dem Hintergrunde der Bühne tief und hoch gestimmte Trompeten - entgegen, so daß wir uns in eine Schlacht zwischen zwei feindlichen Heeren versetzt - glaubten. Der Raum erlaubt uns nicht, auf einzelne Schönheiten dieses Werkes näher - einzugehen, und wir müssen daher jeden Musikfreund darauf verweisen, daß dieses Requiem auch im Stadttheater und im - Konzerte des akademischen + Manzoni komponirte Requiem hat die Direktion am 1. und + 2. November mit verstärktem Chor und + Orchester zur Aufführung gebracht, und uns dadurch mit einem interessanten Werke + bekannt gemacht. Verdi zählt gegenwärtig + zu den bedeutendsten Komponisten Italiens, und + durch das oberwähnte Werk bewies er, daß er nicht allein im Opernstyle, sondern auch + in kirchlicher Richtung Vorzügliches leisten kann.

+

Hiedurch wollen wir aber nicht behauptet haben, daß dieses Requiem allen Anforderungen des strengen Kirchenstyles + vollkommen entspricht, denn nur zu oft verläßt Verdi den Kirchenton, verirrt sich in die opera + seria, kehrt aber bald wieder um, bleibt jedoch immer originell. Man + betrachte nur den Absatz: „Tuba + mirum“, welche Stelle Mozart in seinem Requiem zu so herrlichem und ergreifenden Ausdrucke gebracht hat. — Was + macht Verdi daraus? Eine sehr interessante + und effektreiche Theaterszene, denn statt Posaunen tönen und von verschiedenen + Seiten im Orchester und aus dem Hintergrunde der Bühne tief und hoch gestimmte + Trompeten entgegen, so daß wir uns in eine Schlacht zwischen zwei feindlichen Heeren + versetzt glaubten. Der Raum erlaubt uns nicht, auf einzelne Schönheiten dieses + Werkes näher einzugehen, und wir müssen daher jeden Musikfreund darauf verweisen, daß dieses Requiem auch im Stadttheater + und im Konzerte des akademischen Gesangvereines demnächst zur Aufführung gelangen wird.

Die Wiedergabe dieses Werkes fand bei ausverkauftem Hause statt, und um die gelungene Aufführung machte sich vorzüglich Frl. diff --git a/tei/gvb_1875-12-07_graz.xml b/tei/gvb_1875-12-07_graz.xml index 8ebaa00..67b2943 100644 --- a/tei/gvb_1875-12-07_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-12-07_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 7. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-12-07_graz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Anzeige @@ -49,8 +50,9 @@ >Dienstag den 7. Dezember 1875.Akademischer Gesang-Verein.Requiemvon Verdi.

+ rend="larger antiqua">Requiemvon Verdi.

diff --git a/tei/gvb_1875-12-10_graz.xml b/tei/gvb_1875-12-10_graz.xml index 4f5f8b6..52cc357 100644 --- a/tei/gvb_1875-12-10_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-12-10_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 10. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-12-10_graz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -41,18 +42,21 @@ xml:id="f1"/> - + Grazer Notizen.

Graz, am 9. Dezember.

- +
+ + +

* (Die Aufführung von Verdi’s - Requiem) von Seite des Grazer akademischen Gesang-Vereines - im Stadtheater mußte bis - nächste Woche verschoben werden.

+ Requiem) von Seite des Grazer + akademischen + Gesang-Vereines im Stadtheater mußte bis nächste Woche verschoben werden.

diff --git a/tei/gvb_1875-12-14_graz.xml b/tei/gvb_1875-12-14_graz.xml index d3c633a..d995d3c 100644 --- a/tei/gvb_1875-12-14_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-12-14_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 14. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-12-14_graz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Anzeige @@ -45,10 +46,10 @@ Stadt-Theater in Graz. -

Dienstag den 14. Dezember 1875.Requiem von - Verdi.

+

Dienstag + den 14. Dezember 1875.Requiem von Verdi.

diff --git a/tei/gvb_1875-12-15_graz.xml b/tei/gvb_1875-12-15_graz.xml index 7d595c5..270145f 100644 --- a/tei/gvb_1875-12-15_graz.xml +++ b/tei/gvb_1875-12-15_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Grazer Volksblatt, 15. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/gvb_1875-12-15_graz.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Anzeige @@ -45,10 +46,10 @@ Stadt-Theater in Graz. -

Mittwoch den 15. Dezember 1875. - Requiem von - Verdi.

+

Mittwoch + den 15. Dezember 1875. + Requiem + von Verdi.

diff --git a/tei/hn_1876-01-08_hamburg.xml b/tei/hn_1876-01-08_hamburg.xml index 39b7b9b..bd0a425 100644 --- a/tei/hn_1876-01-08_hamburg.xml +++ b/tei/hn_1876-01-08_hamburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Hamburger Nachrichten, 8. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/hn_1876-01-08_stadt-theater.xml

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@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Anzeige @@ -53,9 +54,10 @@ Zweite Vorstellung mit gänzlich aufgehobenem Abonnement. Zum 1. Male: Requiem von Giuseppe Verdi. (Zum Todestag Alessandro Manzoni’s componirt.)

+ >Requiem von Giuseppe Verdi. (Zum + Todestag Alessandro Manzoni’s + componirt.)

Soli: Fräulein Fröhlich (Sopran), Fräulein Hamburger Nachrichten, 11. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/hn_1876-01-11_hamburg.xml

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@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -73,27 +74,27 @@ überkommende Ernst trieb ihn zu Versuchen auf dem von ihm früher nie begangenen Gebiete der Kirchenmusik. Er schrieb neben manchen kleineren Dingen das Stabat mater und die große Messe, die beide selbst oder - vermöge der geschäftigen Vertreibung dieser Werke durch den bescheidenen, sich + key="rossini.petite-messe-solennelle" type="mus">Messe, die beide selbst + oder vermöge der geschäftigen Vertreibung dieser Werke durch den bescheidenen, sich selbst richtig schätzenden Meister, sondern durch die glücklichen Compatrioten, die in ihm den alten Ruhm kirchlicher Tonkunst wieder aufblühen sahen, oder durch eifrige ambulirende Kunstunternehmer, die mit dem Speck der großen Namen ihre Mäuse zu fangen verstehen. Die schönen, süßen, salon-frommen Arien und Duetten des Stabat mater sind außerhalb Italiens und der - specifisch katholischen Länder heute verklungen; mit der Messe machten die Impresarii ein - zweifelhaftes Geschäft. Der alte Lebemann Rossini geberdete sich nur in der ihm eigenen eleganten Weise als - Frommer; er überzeugte nicht die Strengen, die seine Theaterlaufbahn ihm nie - vergaben und in seiner Kirchenmusik unheilige Klänge entdeckten. Er wollte auch - wirklich nur die Frömmigkeit in ihrer schönen sinnlichen Erscheinung, ohne ihre - herbe Vertiefung und ohne die Märtyrerkrone der Askese. Rossini war abgethan, als er starb und - Italien hatte also immer noch keinen - großen Kirchencomponisten. Da auf einmal erschallt die wunderbare Kunde: Maestro - Verdi, der Beherrscher der Oper, der - ganzen romanischen Welt (auch der germanischen?) ist ins fromme Lager übergetreten, - er hat ein Requiem geschrieben als wirklicher + key="rossini.stabat-mater" type="mus">Stabat mater sind außerhalb + Italiens und der specifisch katholischen Länder heute verklungen; mit der Messe machten die + Impresarii ein zweifelhaftes Geschäft. Der alte Lebemann Rossini geberdete sich nur in der ihm eigenen + eleganten Weise als Frommer; er überzeugte nicht die Strengen, die seine + Theaterlaufbahn ihm nie vergaben und in seiner Kirchenmusik unheilige Klänge + entdeckten. Er wollte auch wirklich nur die Frömmigkeit in ihrer schönen sinnlichen + Erscheinung, ohne ihre herbe Vertiefung und ohne die Märtyrerkrone der Askese. + Rossini war abgethan, als er starb + und Italien hatte also immer noch keinen großen + Kirchencomponisten. Da auf einmal erschallt die wunderbare Kunde: Maestro Verdi, der Beherrscher der Oper, der ganzen + romanischen Welt (auch der germanischen?) ist ins fromme Lager übergetreten, er hat + ein Requiem geschrieben als wirklicher berufener Nachfolger berühmter Vorfahren und als Messias der Italiener in kirchlicher Tonkunst. Man erstaunte, denn Verdi hatte sich bisher nur als ein mächtiges, mit allen großen und @@ -109,13 +110,13 @@ sich so ziemlich der Berufung an den Geschmack der rohen Massen; sie zeigten vielfach Spuren von Vertiefung und das Streben, den besten Meistern, sogar den deutschen, nachzufolgen. Verdi war allmälig selbstbewußt geworden und - der ihm angeborene, selbst aus den scheinbar leichtfertigst gearbeiteten Werken + key="verdi.giuseppe">Verdi war allmälig selbstbewußt geworden und der + ihm angeborene, selbst aus den scheinbar leichtfertigst gearbeiteten Werken herausscheinende Ernst kam zum Durchbruch; er ist heute nicht mehr der spezifische Musiker, sondern der denkende Künstler überhaupt, er scheint auch ein großer Mensch zu sein, das bezeugen zunächst manche tiefe und geniale Auffassungen der Worte des - Requiem, noch mehr deutet darauf hin sein - Verhalten in den politischen Angelegenheiten seines Vaterlandes. Er ist + Requiem, noch mehr deutet darauf + hin sein Verhalten in den politischen Angelegenheiten seines Vaterlandes. Er ist Italianissimo (nicht allein in der Musik, denn das wäre ein kleiner Ruhm für einen großen Menschen) in der besten und vollsten Bedeutung des Wortes, darum gehaßt von den inneren Feinden seines Vaterlandes, geliebt von den die Größe und Ehre @@ -144,20 +145,20 @@ der brüderlichen Liebe ohne confessionelle Vorurtheile erst walten wird, kann die Kunst den gleichmäßigen Ausdruck für die geistige und sittliche Erbauung gewinnen, er ist auch schon versucht worden, man erinnert sich nur an Brahm’s schönes deutsches Requiem, das alle Schlacken der Schule und des Vorurtheils so - glücklich vermeidet. Es lassen sich über dieses Capitel weite Gedanken ausspinnen, - aber sie müssen jetzt fallen, um den Rückweg zu dem vorliegenden Thema wieder zu - finden.

+ key="brahms.johannes">Brahm’s schönes deutsches Requiem, das alle Schlacken der Schule und des + Vorurtheils so glücklich vermeidet. Es lassen sich über dieses Capitel weite + Gedanken ausspinnen, aber sie müssen jetzt fallen, um den Rückweg zu dem + vorliegenden Thema wieder zu finden.

Verdi’s - Requiem ist noch nicht auf diesen Standpunkt der - Befreiung gehoben, aber dennoch ist es groß innerhalb der Schranken, in denen es - sich bewegt. Die Schranken sind der Italianismus, d. h. das Nachgeben an die dieser - Nation eigenthümlichen Art Musik zu empfinden, zu denken und zu erfinden; der - Katholicismus, d. h. die Erfassung der Göttlichkeit und der überirdischen Dinge nach - den Vorschriften und den Traditionen dieser Kirche; zuletzt die Musikschule, d. h. - die Befolgung des hergebrachten Stiles und der in Ueblichkeit versteinerten Formen - der sogenannten kirchlichen Tonkunst. Keiner dieser drei Factoren tritt + Requiem ist noch nicht auf diesen + Standpunkt der Befreiung gehoben, aber dennoch ist es groß innerhalb der Schranken, + in denen es sich bewegt. Die Schranken sind der Italianismus, d. h. das Nachgeben an + die dieser Nation eigenthümlichen Art Musik zu empfinden, zu denken und zu erfinden; + der Katholicismus, d. h. die Erfassung der Göttlichkeit und der überirdischen Dinge + nach den Vorschriften und den Traditionen dieser Kirche; zuletzt die Musikschule, d. + h. die Befolgung des hergebrachten Stiles und der in Ueblichkeit versteinerten + Formen der sogenannten kirchlichen Tonkunst. Keiner dieser drei Factoren tritt glücklicherweise in Pedantismus und in Einseitigkeit in den Vordergrund. Der Italiener Verdi singt manchmal herrliche Melodien, er wird nur dann @@ -167,54 +168,54 @@ (die bildende Kunst und die Musik bezeugen es) und gerade das wunderbare Gedicht des Requiem, eines der schönsten Erzeugnisse lateinischer Reimpoesie des Mittelalters, mußte ein so glühendes Herz und so eine lebhafte Einbildungskraft, wie Verdi besitzt, zu innigsten - Gefühlsausströmungen und zu lebensvollen Tonbildern anregen. Der sanctionirte - Kirchenstil ist für den in den Schranken einer Confession sich haltenden und - denkenden Tonkünstler unvermeidliches Gebot: durch die Formen desselben wirkt er - sicher auf die Gemüther und es ist wahr, daß die Würde derselben ein ebenso - unumgängliches ästhetisches Gebot ist, wie die einfache schmucklose Redeweise des - Gebetes. Leider ist an die Stelle der Würde die Künstelei getreten und kunstreiche - Imitationen, Canons und Fugen sind fast immer nur der Inhalt der frommen Musik. - Verdi hat diesem Zwange der Schule - nachgegeben, vielleicht trieb ihn auch der Ehrgeiz der Welt zu zeigen, daß er nicht - blos der Empiriker der Bühne, sondern ein wohldressirter Musikus ist. Außer den - reichen Imitationen, die allen Chorsätzen namentlich anhaften, sind auch zwei Fugen - da: das Sanctus, zweichörig, mit Doppelfuge - und die Schlußfuge des Libera me, beide keine - hohen Zeugnisse der Kunstfertigkeit, denn das Gegenthema der Doppelfuge ist nur eine - contrapunktische Nebenstimme; das Hauptthema der Schlußfuge wird zu voller - Ausbeutung durch überweitem Umfang und übermäßige Länge unverwendbar und Führer und - GefährteHier gemeint: »Dux« und - »Comes«. schließen sich nicht correct aneinander, auch schweifen die - Modulationen auf Irrfahrten durch alle Tonarten des Quintenzirkels. Nur die - Anfangstacte des Thema werden reichlich ausgebeutet zu Engführungen und was es sonst - in der Fuge zu beobachten giebt. Diese Kunstferigkeiten sind aber Nebensächliches im - ganzen Werke, sie waren sogar nicht nothwendig. Verdi’s großes Verdienst liegt nicht in ihnen, das beruht in dem - Adel der Empfindung, in dem reichen üppigen Walten der Fantasie, die namentlich im - Dies irae so mächtig sich ausweitet, wie - in Dante’s Inferno oder in Michel Angelo’s Bildern vom - Weltgericht, in der glühenden Farbenpracht, die sich in geläuterter Sinnlichkeit - über das ganze Werk, über alle Sätze namentlich durch die Orchestrirung ergießt. - Neben dieser Schönheit des Ganzen übersieht man nicht die wunderbaren Einzelheiten - in der Darstellung mancher wichtiger, inhaltsvoller Phrasen, den nicht verwerflichen - dramatischen Schwung, denn die Kirche verleiht ihren Musikern nicht minder eine - dramatische und sinnenberückende Lebendigkeit und warum soll der Pomp am Altare - nicht vom Chore in Tönen wiederhallen? Also auch dafür gäbe es eine ausreichende - Entschuldigung, wie für die andern Schwächen, welche der Rigorismus der Schule oder - der Confession dem Werke nachsagen möchten. Doch begeben wir uns lieber solcher - Kleinigkeiten und ehren wir das Verdienst und die Größe und freuen und auch unserer - Bekehrung zur Anerkennung von Vorzügen eines Mannes, der uns wegen seiner + key="verdi.giuseppe">Verdi besitzt, zu innigsten Gefühlsausströmungen + und zu lebensvollen Tonbildern anregen. Der sanctionirte Kirchenstil ist für den in + den Schranken einer Confession sich haltenden und denkenden Tonkünstler + unvermeidliches Gebot: durch die Formen desselben wirkt er sicher auf die Gemüther + und es ist wahr, daß die Würde derselben ein ebenso unumgängliches ästhetisches + Gebot ist, wie die einfache schmucklose Redeweise des Gebetes. Leider ist an die + Stelle der Würde die Künstelei getreten und kunstreiche Imitationen, Canons und + Fugen sind fast immer nur der Inhalt der frommen Musik. Verdi hat diesem Zwange der Schule nachgegeben, + vielleicht trieb ihn auch der Ehrgeiz der Welt zu zeigen, daß er nicht blos der + Empiriker der Bühne, sondern ein wohldressirter Musikus ist. Außer den reichen + Imitationen, die allen Chorsätzen namentlich anhaften, sind auch zwei Fugen da: das + Sanctus, zweichörig, mit + Doppelfuge und die Schlußfuge des Libera + me, beide keine hohen Zeugnisse der Kunstfertigkeit, denn das Gegenthema + der Doppelfuge ist nur eine contrapunktische Nebenstimme; das Hauptthema der + Schlußfuge wird zu voller Ausbeutung durch überweitem Umfang und übermäßige Länge + unverwendbar und Führer und GefährteHier + gemeint: »Dux« und »Comes«. schließen sich nicht correct aneinander, auch + schweifen die Modulationen auf Irrfahrten durch alle Tonarten des Quintenzirkels. + Nur die Anfangstacte des Thema werden reichlich ausgebeutet zu Engführungen und was + es sonst in der Fuge zu beobachten giebt. Diese Kunstferigkeiten sind aber + Nebensächliches im ganzen Werke, sie waren sogar nicht nothwendig. Verdi’s großes Verdienst liegt nicht in ihnen, + das beruht in dem Adel der Empfindung, in dem reichen üppigen Walten der Fantasie, + die namentlich im Dies irae so + mächtig sich ausweitet, wie in Dante’s + Inferno oder in Michel Angelo’s + Bildern vom Weltgericht, in der glühenden Farbenpracht, die sich in geläuterter + Sinnlichkeit über das ganze Werk, über alle Sätze namentlich durch die Orchestrirung + ergießt. Neben dieser Schönheit des Ganzen übersieht man nicht die wunderbaren + Einzelheiten in der Darstellung mancher wichtiger, inhaltsvoller Phrasen, den nicht + verwerflichen dramatischen Schwung, denn die Kirche verleiht ihren Musikern nicht + minder eine dramatische und sinnenberückende Lebendigkeit und warum soll der Pomp am + Altare nicht vom Chore in Tönen wiederhallen? Also auch dafür gäbe es eine + ausreichende Entschuldigung, wie für die andern Schwächen, welche der Rigorismus der + Schule oder der Confession dem Werke nachsagen möchten. Doch begeben wir uns lieber + solcher Kleinigkeiten und ehren wir das Verdienst und die Größe und freuen und auch + unserer Bekehrung zur Anerkennung von Vorzügen eines Mannes, der uns wegen seiner musikalischen Unbändigkeit und Rücksichtslosigkeit früher fast wie ein Dämon erschien, dem jeder ehrbare Künstler aus dem Wege gehen müsse.

In Wien führte Verdi sein Requiem in eigener Leitung vor; der darüber - ausbrechende Enthusiasmus ist durch die Presse bekannt geworden. Der - Katholicismus und die Empfänglichkeit der Wiener steigerten den Erfolg; es halfen - dazu auch die in Verdi’s Gefolge + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem in eigener Leitung vor; der + darüber ausbrechende Enthusiasmus ist durch die Presse bekannt geworden. + Der Katholicismus und die Empfänglichkeit der Wiener steigerten den Erfolg; es + halfen dazu auch die in Verdi’s Gefolge befindlichen ausgezeichneten Gesangskünstler. Cöln folgte vor einigen Wochen nach; Ferdinand Hiller führte das @@ -222,15 +223,14 @@ key="koeln.guerzenich">Gürzenichsaale unter glücklichstem Verlaufe vor; es wirkten hier ohngefähr dieselben Ursachen wie in Wien, doch sangen nur einheimische Künstler. - Hamburg ist der zweite Ort im Reiche, wo das Requiem erklingt;Tatsächlich der vierte, nach Köln, München und - Dresden. der Director Pollini erwarb es sich für sein Theater mit - Eigenthumsrecht. Es ist ihm dafür zu danken, denn es bleibt zweifelhaft ob - dem Werke eine andere Gelegenheit des Erscheinens hier geboten worden wäre, obgleich - seine Unehre sich daran knüpft, wie das Vorgehens Hamburg + ist der zweite Ort im Reiche, wo das Requiem erklingt;Tatsächlich + der vierte, nach Köln, München und Dresden. der Director Pollini erwarb es sich für sein Theater + mit Eigenthumsrecht. Es ist ihm dafür zu danken, denn es bleibt zweifelhaft + ob dem Werke eine andere Gelegenheit des Erscheinens hier geboten worden wäre, + obgleich seine Unehre sich daran knüpft, wie das Vorgehens Dresdens beweist, dessen Hofcapelle vorigen Sonnabend sich damit in einer öffentlichen Aufführung befaßte. Auch in Hamburg, der ausdrücklich @@ -271,14 +271,13 @@ Beurtheilung war geboten denn wenn das Stadt-Theater dieselben Ziele wie das philharmonische Concert sich setzt, muß es auch denselben Ernst der Prüfung tragen können.

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Die Wiederholung des Requiem am Mittwoch geschieht zum Besten des - Orchesters vom Stadt-Theater. Die Mitglieder desselben werden sich glücklich - schätzen, wenn der zahlreiche Besuch ihnen ein Zeugnis ausstellt, daß ihre - anstrengende und pflichttreue Thätigkeit allgemeine Anerkennung findet. Die - materielle Zubuße ist den überaus beschäftigten Künstlern als eine wohlerworbene - Entschädigung zu gönnen.

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Die Wiederholung des Requiem am Mittwoch geschieht zum Besten des Orchesters + vom Stadt-Theater. Die + Mitglieder desselben werden sich glücklich schätzen, wenn der zahlreiche Besuch + ihnen ein Zeugnis ausstellt, daß ihre anstrengende und pflichttreue Thätigkeit + allgemeine Anerkennung findet. Die materielle Zubuße ist den überaus beschäftigten + Künstlern als eine wohlerworbene Entschädigung zu gönnen.

diff --git a/tei/iwe_1875-06-08_wien.xml b/tei/iwe_1875-06-08_wien.xml index c578145..5069a2c 100644 --- a/tei/iwe_1875-06-08_wien.xml +++ b/tei/iwe_1875-06-08_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Illustrirtes Wiener Extrablatt, 8. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/iwe_1875-06-08_neue-freie-theaterzeitung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -41,10 +42,12 @@ xml:id="f1"/> - - + + Neue freie Theaterzeitung. - + + +

* Maestro Verdi hat gestern im Hofoperntheater zum ersten diff --git a/tei/iwe_1875-06-09_wien.xml b/tei/iwe_1875-06-09_wien.xml index 5c9a0da..d44a7cf 100644 --- a/tei/iwe_1875-06-09_wien.xml +++ b/tei/iwe_1875-06-09_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Illustrirtes Wiener Extrablatt, 9. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/iwe_1875-06-09_giuseppe-verdi.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Illustration @@ -46,15 +47,15 @@

Portrait von Giuseppe Verdi

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Verdi, - der weltberühmte Komponist, weilt gegenwärtig in Wien, um seine Messe, die - kommenden Freitag an der Hofoper zur Aufführung gelangt, - persönlich zu dirigiren. Wir nehmen dies zum Anlasse, um hier die Züge des - illustren Mannes wiederzugeben.Vgl. J. Robert, - Gravur von Giuseppe Verdi (1872).

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Verdi, der + weltberühmte Komponist, weilt gegenwärtig in Wien, um seine Messe, die kommenden Freitag an + der Hofoper zur Aufführung + gelangt, persönlich zu dirigiren. Wir nehmen dies zum Anlasse, um hier die + Züge des illustren Mannes wiederzugeben.Vgl. + J. Robert, Gravur von Giuseppe Verdi (1872).

Der Name Verdi’s, der auf den Flügeln des Ruhmes längst schon bis an die äußersten Grenzen der zivilisirten Welt getragen wurde, genießt im Heimatlande des @@ -67,12 +68,11 @@ rend="bold">Emanuele, Re DItalia) andeutet.

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Verdi ist 1814 im ehemaligen Herzogthume Parma - geboren. Dem Sohne des schlichten Dorfwirthes wurde es nicht an der Wiege gesungen, - daß er dereinst, mit Lorbern und Auszeichnungen gekrönt, eine Zierde seines - Vaterlandes und Senator des geeinigten Italiens sein werde.

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Verdi ist 1814 + im ehemaligen Herzogthume Parma geboren. Dem + Sohne des schlichten Dorfwirthes wurde es nicht an der Wiege gesungen, daß er + dereinst, mit Lorbern und Auszeichnungen gekrönt, eine Zierde seines Vaterlandes und + Senator des geeinigten Italiens sein werde.

diff --git a/tei/iwe_1875-06-10_wien.xml b/tei/iwe_1875-06-10_wien.xml index 8bb9ef3..acd1290 100644 --- a/tei/iwe_1875-06-10_wien.xml +++ b/tei/iwe_1875-06-10_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Illustrirtes Wiener Extrablatt, 10. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/iwe_1875-06-10_die-manzoni-messe-verdis.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -47,9 +50,9 @@ Verdi’s.

Wenn Richard Wagner Geld braucht und zu Absiedezwecken in Wien erscheint, steht der Wagner-Kultus immer in - höchster Blüthe; die Wagnerfexe gerathen in Verzückung, geberden sich wie Irrsinnige - und werden sich vor dem Vergötterten in den Staub, um nur ja einen herablassenden + key="wien">Wien erscheint, steht der Wagner-Kultus immer in höchster + Blüthe; die Wagnerfexe gerathen in Verzückung, geberden sich wie Irrsinnige und + werden sich vor dem Vergötterten in den Staub, um nur ja einen herablassenden Fußtritt von dem prätentiös auftretenden Meister zu erhalten. Wenn er in einem Gasthause ein „Gulyas“ ißt, so wird dies zu einer begeisternden That aufgebläht und auf dem Wege der Reklame der staunenden Mitwelt in @@ -61,14 +64,14 @@ Notiz bezüglich seiner Anwesenheit von Seite der Direktion unserer Oper versendet würde.

Wagner, von dem - noch kein Mensch sprach, als der Duft der Blüthen des Verdi’schen - Melodiengartens schon die ganze Welt erfüllte, wird als - dem Messias der Musik göttliche Verehrung zu Theil, weil - er sich selbst in Weihrauchwolken zu hüllen versteht, und dem Schöpfer so vieler - Hunderte von Melodien, welche durch das Ohr den Eingang in die Herzen der Menschen - gefunden haben, kommt man bei uns mit jener kühlen Höflichkeit entgegen, welche man - für jeden talentirten — Kapellmeister in Bereitschaft hat.

+ noch kein Mensch sprach, als der Duft der Blüthen des Verdi’schen Melodiengartens schon die + ganze Welt erfüllte, wird als dem Messias der Musik + göttliche Verehrung zu Theil, weil er sich selbst in + Weihrauchwolken zu hüllen versteht, und dem Schöpfer so vieler Hunderte von + Melodien, welche durch das Ohr den Eingang in die Herzen der Menschen gefunden + haben, kommt man bei uns mit jener kühlen Höflichkeit entgegen, welche man für jeden + talentirten — Kapellmeister in Bereitschaft hat.

Die minder künstliche Art, die weniger gesuchte und minder schwierige Verschlingung, Schürzung und Lösung musikalischer Knoten, die Einfachheit wurde ihm — und zum großen Theile nicht mit Unrecht — zum Vorwurf gemacht; er machte sich das Schaffen @@ -81,25 +84,26 @@ verlangen die künstliche Form, das musikalische Pathos, die möglichste Complication. Aber auch ihnen wird Verdi in seinen neuesten Schöpfungen, in seiner „Aida“ und in der Manzoni-Messe gerecht; in diesen Werken hat er - gesühnt, was der übermüthige junge Schwan, dessen Brust von Liedern überströmte, an - der Form, ab den „guten Geschmack“, in der Sancta musica - gesündigt; er hat gezeigt, daß die Genialität der Erfindung mit dem künstlerischen - Formen-Zwang Hand in Hand gehen kann und daß man ob der Form das charakteristische - und liebenswürdigste Element der Musik — die Melodie nicht - zu vergessen, nicht zu vermeiden braucht.

-

Wir kommen direkt von der Generalprobe der - Manzoni-Messe, welche gestern unter des - Komponisten persönlicher Leitung stattfand und wir gestehen es gerne, wir - kommen begeistert von dem großen Genusse in die + rend="widespace">Aida“ und in + der Manzoni-Messe gerecht; in diesen + Werken hat er gesühnt, was der übermüthige junge Schwan, dessen Brust von Liedern + überströmte, an der Form, ab den „guten Geschmack“, in der Sancta + musica gesündigt; er hat gezeigt, daß die Genialität der Erfindung mit dem + künstlerischen Formen-Zwang Hand in Hand gehen kann und daß man ob der Form das + charakteristische und liebenswürdigste Element der Musik — die Melodie nicht zu vergessen, nicht zu vermeiden + braucht.

+

Wir kommen direkt von der Generalprobe der Manzoni-Messe, welche gestern unter + des Komponisten persönlicher Leitung stattfand und wir gestehen es gerne, + wir kommen begeistert von dem großen Genusse in die stille, Arbeitsklause zurück, um die Eindrücke wieder zu geben welche wir von diesem Werke empfangen haben.

Die Verdi’sche - Messe ist eine der größten, wenn nicht die - allergrößte Musikschöpfung des Jahrhunderts, überwältigend in der Gesammtwirkung und - bewundernswürdig in den Details, von welchem einige, ja Messe ist eine der größten, wenn nicht + die allergrößte Musikschöpfung des Jahrhunderts, überwältigend in der Gesammtwirkung + und bewundernswürdig in den Details, von welchem einige, ja viele sogar, von blendender Großartigkeit sind.

Verdi hat eine — wenn wir uns so ausdrücken dürfen — „dramatische Messe“ geschrieben; er hat mit den @@ -107,25 +111,25 @@ großen Todten überkommen und die Empfindung verdolmetscht uns bei jedem einzelnen Satze die Absicht des Meisters.

Mit einem großen, markerschütternden Schmerzens-Schrei, als fordere man die Gottheit - für die Abberufung des Verblichenen heraus, beginnt der zweite Satz nach dem stimmungsvollen Kyrie von reizender + für die Abberufung des Verblichenen heraus, beginnt der zweite Satz nach dem stimmungsvollen Kyrie von reizender und wirkungsvoller Harmonie. Wehmuthsvoll, in klingenden Accorden setzen die Posaunen ein, welche auf mehreren - Plätzen auf der Bühne vertheilt sind und wunderbare Wirkung erzielen.

+ key="verdi.requiem.2.tuba-mirum" type="mus">Posaunen ein, welche auf + mehreren Plätzen auf der Bühne vertheilt sind und wunderbare Wirkung erzielen.

Die außerordentlich geschickte Verwendung des liturgischen Elementes, das uns die Ceremonie der Todtenfeier und die Gebete der Gläubigen versinnlicht, macht besonderen und ganz überraschenden Eindruck.

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Verdi erdrückt - in seiner Messe die Zuhörer durch die Macht und - den Wechsel der verschiedensten Klangwirkungen und zeigt sich als der auserlesenste - Meister der Harmonie, welche man jetzt neuerdings als nationales Charakteristikon - für die deutschen Komponisten hinzustellen sucht.

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Zwei Duette — eines davon im Agnus - dei — welche die Damen Stolz und Waldmann zu Gehör brachten, sind von - hinreißender Wirkung und werden das Publikum gewiß zu enthusiastischen +

Verdi erdrückt in + seiner Messe die Zuhörer durch die + Macht und den Wechsel der verschiedensten Klangwirkungen und zeigt sich als der + auserlesenste Meister der Harmonie, welche man jetzt neuerdings als nationales + Charakteristikon für die deutschen Komponisten hinzustellen sucht.

+

Zwei Duette — eines davon im Agnus dei — welche die Damen Stolz und Waldmann zu Gehör brachten, + sind von hinreißender Wirkung und werden das Publikum gewiß zu enthusiastischen Beifallsbezeugungen begeistern.

Wir können heute nach einmaligem Hören nicht in die Details der großen Tonschöpfung eingehen, wir stehen noch zu sehr unter dem Gesammteindrucke, um aus der Masse der @@ -138,9 +142,9 @@

Die Interpretation des Werkes seht durchaus auf der Höhe ihrer Aufgabe, und wenn unsere Hofopernsänger und Sängerinnen, die sämmtlich der gestrigen General-Probe beiwohnten, aufmerksam zuhorchten, so haben sie jedesfalls was gelernt.

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Verdi hat sich - da ein Soloquartette zusammenestellt, wie es vollendeter nicht gedacht werden kann. - Es ist ein wahrer, ein echter Genuß, dem Gesange desselben zu lauschen; durchwegs +

Verdi hat sich da + ein Soloquartette zusammenestellt, wie es vollendeter nicht gedacht werden kann. Es + ist ein wahrer, ein echter Genuß, dem Gesange desselben zu lauschen; durchwegs gleich große und gleich wohllautende Stimmen, durchaus gleich geebnete Register und die gleiche Gesangsmanier; man denke sich die Wirkung!!

@@ -148,24 +152,24 @@ klingt das Quartett, als wäre es ein einziger Mensch mit unbegrenztem Umfang, so klänge eine Skala, welche Signor Medini mit dem contra-C beginnen - und Frau Stolz - mit dem hohen F enden könnte. Die Stimmen fließen in - einander, wie Milch und Honig. Ein unnennbarer Reiz!

+ und Frau Stolz mit + dem hohen F enden könnte. Die Stimmen fließen in einander, + wie Milch und Honig. Ein unnennbarer Reiz!

Frau Stolz, die Primadonna, eine Schülerin des Prager - Konservatoriums, verfügt über - einen Umfang der Stimme, welcher selbst jenen der einst so gefeierten Konservatoriums, verfügt über einen + Umfang der Stimme, welcher selbst jenen der einst so gefeierten Csillag übertrifft; wie fließendes Gold quellen die Töne über ihre Lippen, mit einem zum Herzen dringenden Schmelz und dabei mit einer Kraft, gegen welche es keine Orchestermacht gibt: Ton für Ton klingt aus fortissime des Riesenorchesters und des verstärkten Chors - (z. B. im „libera me“) - hervor, wie das elektrische Licht siegreich aus einem Meer von Alltagslichtern - hervorbricht. Ihr Athmen ist geradezu bewundernswerth, sie läßt Töne des höchsten - Registers mehrere Takte lang anschwellen und wieder absterben, als wäre dies ein - Kinderspiel.

+ (z. B. im „libera + me“) hervor, wie das elektrische Licht siegreich aus einem Meer + von Alltagslichtern hervorbricht. Ihr Athmen ist geradezu bewundernswerth, sie läßt + Töne des höchsten Registers mehrere Takte lang anschwellen und wieder absterben, als + wäre dies ein Kinderspiel.

Fräulein Waldmann, eine blonde Wienerin und Schülerin des Waldmann, eine blonde Wienerin und Schülerin des Wiener Konservatoriums, verfügt über ebenso hübsche und ebenso kräftige Mittel, sie sind mit Ausdruck, Bravour und vielem @@ -194,9 +198,9 @@ rend="widespace">Jauner besonders gratuliren.

Zum Schlusse können wir die Bemerkung nicht unterdrücken, daß wir uns von der - Aufführung der „A<hi rend="antiqua">i</hi>da“ mit - den eben nur flüchtig gewürdigten Kräften einen ganz besonderen Genuß - versprechen.

+ Aufführung der „A<hi rend="antiqua" + >i</hi>da“ mit den eben nur flüchtig gewürdigten Kräften einen ganz + besonderen Genuß versprechen.

F. M.

diff --git a/tei/iz_1876-03-18_leipzig.xml b/tei/iz_1876-03-18_leipzig.xml index 35ccb47..adee9ab 100644 --- a/tei/iz_1876-03-18_leipzig.xml +++ b/tei/iz_1876-03-18_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Illustrirte Zeitung, Leipzig, 18. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/iz_1876-03-18_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Kurzbericht @@ -35,13 +36,15 @@ - + Theater und Musik. + +

Im 19. Gewandhausconcert zu Leipzig wurde Verdi’s schnell berühmt gewordenes „Requiem“ zu Gehör gebracht, und zwar in - vorzüglicher Weise. Die Solopartien waren in den Händen der Damen „Requiem“ zu Gehör gebracht, und zwar + in vorzüglicher Weise. Die Solopartien waren in den Händen der Damen Peschka-Leutner und Nanitz, der Herren Pielke und Illustrirte Zeitung, Leipzig, 22. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/iz_1876-04-22_berlin.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Nachmeldung @@ -35,12 +36,14 @@ - + Theater und Musik. - + + +

Verdi’sRequiem“ ist am - 15. April im Verdi’s „Requiem“ + ist am 15. April im k. Opernhause zu Berlin zur ersten Aufführung gelangt.

diff --git a/tei/iz_1876-05-13_salzburg.xml b/tei/iz_1876-05-13_salzburg.xml index 22b3c9a..961367f 100644 --- a/tei/iz_1876-05-13_salzburg.xml +++ b/tei/iz_1876-05-13_salzburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Illustrirte Zeitung, Leipzig, 13. Mai 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/iz_1876-05-13_salzburg.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Kurzbericht @@ -35,11 +36,13 @@ - + Theater und Musik. + +

Verdi’s berühmtes „Requiem“ kam in Verdi’s berühmtes „Requiem“ kam in Salzburg am 23. April in einem außerordentlichen Mozarteum-Concert mit circa 400 Mitwirkenden unter der trefflichen Leitung des artistischen Directors Dr. O. diff --git a/tei/jdd_1874-06-1_paris.xml b/tei/jdd_1874-06-1_paris.xml index ff16ba8..0575dcd 100644 --- a/tei/jdd_1874-06-1_paris.xml +++ b/tei/jdd_1874-06-1_paris.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Journal des Débats, Paris, 14. Juni 1874 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/jdd_1874-06-1_feuilleton.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +23,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -46,13 +49,14 @@ DU 14 JUIN 1874 ― REVUE MUSICALE. -

La Messe de Requiem, de M. - G. Verdi.

-

Cette Messe de Requiem a - été composée par M. Verdi et exécutée le - 22 mai dans l’église Saint-Marc, à Milan, pour l’anniversaire de la mort d’La Messe de + Requiem, de M. G. + Verdi.

+

Cette Messe de + Requiem a été composée par M. Verdi et exécutée le 22 mai dans + l’église Saint-Marc, à Milan, pour l’anniversaire de la mort d’Alexandre Manzoni, l’auteur du Comte de Carmagnole et des Fiancés (i promessi Sposi), l’un des plus grands poëtes italiens de ce siècle, l’ami @@ -68,11 +72,11 @@ >Notre-Dame, mais à l’Opéra-Comique, non pas dans une église, mais dans un théâtre, où elle n’est point déplacée assurément.

-

Le Requiem de M. Verdi est bien plus une œuvre dramatique qu’une - œuvre religieuse; mais il ne serait pas juste de se placer, pour la juger, à un - autre point de vue que celui où s’est placé le compositeur pour l’écrire. Les - musiciens qui, depuis la révolution accomplie par Le Requiem de M. + Verdi est bien plus une œuvre + dramatique qu’une œuvre religieuse; mais il ne serait pas juste de se placer, pour + la juger, à un autre point de vue que celui où s’est placé le compositeur pour + l’écrire. Les musiciens qui, depuis la révolution accomplie par Palestrina, se sont inspirés des textes liturgiques, ont cru devoir s’astreindre, dans des limites différentes, à ce que l’on appelle les exigences du style religieux. Ces exigences ne comportent pas @@ -81,33 +85,34 @@ scolastique, mais elles imposent à la mélodie une forme et un caractère particuliers. Or, c’est principalement par le caractère et par la forme de la mélodie que M. Verdi, dans son Requiem, s’est affranchi, - je ne dirai pas d’une règle, mais d’une coutume à laquelle reviendront toujours les - compositeurs que les splendeurs imposantes du culte catholique inspirent - véritablement.

+ rend="italic">Requiem, s’est + affranchi, je ne dirai pas d’une règle, mais d’une coutume à laquelle reviendront + toujours les compositeurs que les splendeurs imposantes du culte catholique + inspirent véritablement.

Une fois cette réserve faite, je serai plus à Paise pour louer comme elle le mérite la belle et savante composition de l’auteur d’Aïda. J’ai constaté, on s’en souvient - peut-être, en rendant compte de cet ouvrage que je suis allé entendre au Caire, combien il était supérieur, suivant moi, aux - précédents ouvrages de M. Verdi, et quelle - transformation il indiquait dans le talent du maître. Dans la Messe de Requiem, ce sont les mêmes - préoccupations, les mêmes recherches, lès mêmes procédés, le même soin, avec les - mêmes délicatesses de détail, apportés au travail de l’instrumentation. Je ne veux - pas aller plus loin, et, m’autorisant de quelques réminiscences qui ne pouvaient - m’échapper, aller jusqu’à dire que c’est le même style. D’ailleurs, les - ressemblances de ce genre se rencontrent peut-être plus fréquemment chez les - compositeurs dont l’individualité est marquée d’une forte empreinte, et j’ai répondu - d’avance à ceux qui pourraient s’étonner de ces souvenirs fugitifs d’une œuvre - essentiellement dramatique dans une œuvre écrite sur un texte religieux.

-

Le Requiem de M. Verdi est écrit à quatre parties, avec soli à - quatre parties également. Il n’y a pas d’introduction : les ténors et les basses entrent sur la septième mesure de l’orchestre - par une quinte psalmodiée, que reprennent à leur tour les soprani et les contralti, - pour aboutir à l’accord parfait de mi majeur en tutti. Alors, sur une phrase plaintive qu’accompagne une + key="verdi.aida" type="mus">Aïda. J’ai constaté, on s’en + souvient peut-être, en rendant compte de cet ouvrage que je suis allé entendre au + Caire, combien il était supérieur, suivant + moi, aux précédents ouvrages de M. Verdi, + et quelle transformation il indiquait dans le talent du maître. Dans la Messe de + Requiem, ce sont les mêmes préoccupations, les mêmes recherches, + lès mêmes procédés, le même soin, avec les mêmes délicatesses de détail, apportés au + travail de l’instrumentation. Je ne veux pas aller plus loin, et, m’autorisant de + quelques réminiscences qui ne pouvaient m’échapper, aller jusqu’à dire que c’est le + même style. D’ailleurs, les ressemblances de ce genre se rencontrent peut-être plus + fréquemment chez les compositeurs dont l’individualité est marquée d’une forte + empreinte, et j’ai répondu d’avance à ceux qui pourraient s’étonner de ces souvenirs + fugitifs d’une œuvre essentiellement dramatique dans une œuvre écrite sur un texte + religieux.

+

Le Requiem de M. + Verdi est écrit à quatre parties, avec + soli à quatre parties également. Il n’y a pas d’introduction : les ténors et les basses entrent sur la septième mesure de + l’orchestre par une quinte psalmodiée, que reprennent à leur tour les soprani et les + contralti, pour aboutir à l’accord parfait de mi majeur en + tutti. Alors, sur une phrase plaintive qu’accompagne une marche harmonique simple, mais d’une contexture élégante, quatre soprani soli achèvent le verset et chantent en notes syncopées le Dona eis, @@ -115,55 +120,57 @@ l’orchestre continue dans le mode majeur la phrase commencée; les voix du chœur se répondent en notes syllabiques, murmurées à <hi rend="italic">mezza voce</hi>; puis les quatre voix <hi rend="italic">soli</hi> chantent sans accompagnement quelques - mesures en style fugué qui ramènent le <hi rend="italic"><title key="verdi.requiem" type="mus" - >Requiem jusqu’au Luceat eis. Les - mêmes voix traitées dans le même style et entrant successivement l’une après l’autre - répètent la même phrase: Kyrie eleison, Christe eleison, avec un dessin persistant des - basses staccati; l’entrée du chœur, les développements, les - progressions, les changements de rhythme et les ingénieuses combinaisons - instrumentales donnent à ce morceau un caractère superbe et produisent un très grand - effet. Mais je me demande ce que cette analyse technique peut bien apprendre au - lecteur. Il n’y a cependant pas de raison pour que je m’arrête en si beau chemin, et - j’aurais fort à dire sur les cadences rompues, les contre-sujets, les imitations et - les divertissements, les fugues obligées et les fugues libres, les contre-points - simples, les contre-points doubles et les contre-points fleuris dont le compositeur - a usé avec une science, avec une habileté qui doivent le placer très-haut, beaucoup plus haut peut-être qu’il n’a - jamais été, dans l’estime de ses savants confrères. Mais c’est justement à cause de - cette habileté dans l’art d’écrire qu’on peut s’étonner des quelques négligences qui - ont échappé à la plume de M. Verdi, des - trois quintes successives, par exemple, qui sont dans l’accompagnement du solo de - basse: Oro - supplex et acclinis, au commencement du Confutatis. Pourquoi - ces quintes, qui doivent être voulues évidemment, car il était bien facile de les - éviter, mais dont l’excuse n’est certainement pas, comme pour celles du chœur des - cloches de Guillaume - Tell, dans l’originalité de l’effet? Je n’aime pas davantage la - brusque transition de l’accord de si majeur à celui de sol mineur à la reprise du Dies irae, cette - transition étant à peine adoucie par un point d’arrêt à l’orchestre et par un point - d’orgue sur la dominante à l’avant-dernière mesure du chant.

-

Le Dies irae se compose - de neuf morceaux dont chacun forme un épisode distinct, bien qu’ils soient liés l’un - à l’autre de façon à présenter un tableau complet de cette partie lugubre et - terrible du drame: le jugement dernier. Le souffle de Requiem jusqu’au Luceat + eis. Les mêmes voix traitées dans le même style et entrant + successivement l’une après l’autre répètent la même phrase: Kyrie eleison, Christe + eleison, avec un dessin persistant des basses staccati; l’entrée du chœur, les développements, les progressions, les + changements de rhythme et les ingénieuses combinaisons instrumentales donnent à ce + morceau un caractère superbe et produisent un très grand effet. Mais je me demande + ce que cette analyse technique peut bien apprendre au lecteur. Il n’y a cependant + pas de raison pour que je m’arrête en si beau chemin, et j’aurais fort à dire sur + les cadences rompues, les contre-sujets, les imitations et les divertissements, les + fugues obligées et les fugues libres, les contre-points simples, les contre-points + doubles et les contre-points fleuris dont le compositeur a usé avec une science, + avec une habileté qui doivent le placer très-haut, beaucoup plus haut peut-être qu’il n’a jamais été, dans + l’estime de ses savants confrères. Mais c’est justement à cause de cette habileté + dans l’art d’écrire qu’on peut s’étonner des quelques négligences qui ont échappé à + la plume de M. Verdi, des trois quintes + successives, par exemple, qui sont dans l’accompagnement du solo de basse: Oro supplex et acclinis, au commencement du Confutatis. + Pourquoi ces quintes, qui doivent être voulues évidemment, car il était bien facile + de les éviter, mais dont l’excuse n’est certainement pas, comme pour celles du chœur + des cloches de Guillaume Tell, dans l’originalité de l’effet? Je n’aime pas + davantage la brusque transition de l’accord de si majeur à + celui de sol mineur à la reprise du Dies + irae, cette transition étant à peine adoucie par un point d’arrêt à + l’orchestre et par un point d’orgue sur la dominante à l’avant-dernière mesure du + chant.

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Le Dies irae + se compose de neuf morceaux dont chacun forme un épisode distinct, bien qu’ils + soient liés l’un à l’autre de façon à présenter un tableau complet de cette partie + lugubre et terrible du drame: le jugement dernier. Le souffle de Mozart semble passer sur les premières mesures du chœur, malgré le brusque changement de rhythme par lequel elles se terminent. Mais voici qui est plus grave: les trompettes qui sonnent et se répondent - à l’entrée du Tuba - mirum sonnent d’une façon à peu près identique et se répondent - pareillement dans le Requiem de Berlioz(1). C’est la même - tonalité, avec la différence du majeur au mineur dans les premiers accords; c’est le - même rhythme; ce sont les mêmes triolets, le même accord de septième de dominante, - le même crescendo. Seulement, M. Verdi n’a employé que quatre groupes de - trompettes placés aux quatre angles de l’orchestre, tandis que Tuba mirum sonnent d’une façon à peu près identique et se + répondent pareillement dans le Requiem de + Berlioz(1). C’est la même tonalité, avec la différence du majeur au mineur + dans les premiers accords; c’est le même rhythme; ce sont les mêmes triolets, le + même accord de septième de dominante, le même crescendo. + Seulement, M. Verdi n’a employé que quatre + groupes de trompettes placés aux quatre angles de l’orchestre, tandis que Berlioz a disposé aux quatre points cardinaux quatre orchestres d’instruments de cuivre: trompettes et cornets, trombones, ophicléides et tubas, obtenant ainsi, à l’aide de moyens beaucoup plus compliqués, @@ -177,34 +184,34 @@

«Mes exécutants étaient divisés en plusieurs groupes assez distants les uns des autres, et il faut qu’il en soit ainsi pour les quatre orchestres d’instruments de cuivre que j’ai employés dans le Tuba mirum, et - qui doivent occuper chacun un angle de la grande masse vocale et instrumentale. Au - moment de leur entrée, au début du Tuba mirum, qui - s’enchaîne sans interruption avec le Dies irae, le - mouvement s’élargit du double: tous les instruments de cuivre éclatent d’abord à la - fois dans le nouveau mouvement, puis s’interpellent et se - répondent à distance par des entrées successives, échafaudées à la tierce - supérieure les uns des autres. Il est donc de la plus haute importance de - clairement indiquer les quatre temps de la grande mesure à l’instant où elle - intervient. Sans quoi, ce terrible cataclysme - musical, préparé de si longue main, où des moyens exceptionnels et formidables sont - employés dans des proportions et des combinaisons que nul n’avait tentées alors et n’a essayées depuis, ce tableau musical du jugement - dernier qui restera, je l’espère, comme quelque chose de grand - dans notre art, peut ne produire qu’une immense et effroyable - cacophonie.»

+ key="berlioz.grande-messe-des-morts.dies-irae" type="mus">Tuba + mirum, et qui doivent occuper chacun un angle de la grande masse + vocale et instrumentale. Au moment de leur entrée, au début du Tuba + mirum, qui s’enchaîne sans interruption avec le Dies irae, le mouvement s’élargit du double: tous les + instruments de cuivre éclatent d’abord à la fois dans le nouveau mouvement, puis s’interpellent et se répondent à distance par des entrées + successives, échafaudées à la tierce supérieure les uns des autres. Il est + donc de la plus haute importance de clairement indiquer les quatre temps de la + grande mesure à l’instant où elle intervient. Sans quoi, ce terrible cataclysme musical, préparé de si longue main, où + des moyens exceptionnels et formidables sont employés dans des proportions et des + combinaisons que nul n’avait tentées alors et n’a essayées + depuis, ce tableau musical du jugement dernier qui restera, je l’espère, + comme quelque chose de grand dans notre art, peut ne + produire qu’une immense et effroyable cacophonie.»

Bien que Berlioz eût l’habitude de diriger lui-même l’exécution de ses ouvrages, le directeur des Beaux-Arts avait obtenu de lui qu’il voulût bien, pour l’exécution de son Requiem, qui eut lieu dans - l’église des Invalides, à - l’occasion de la mort du général Damrémont et des officiers et soldats tués au siège de Constantine, céder le bâton à Habeneck. Or, Habeneck et Requiem, qui + eut lieu dans l’église des + Invalides, à l’occasion de la mort du général Damrémont et des officiers et + soldats tués au siège de Constantine, céder + le bâton à Habeneck. Or, + Habeneck et Berlioz étaient brouillés depuis longtemps: ils se réconcilièrent.

«Mes répétitions, partielles et générales, ajoute Requiem. - Précisément sur celle dont je viens de parler, celle où le mouvement s’élargit, - celle où les instruments de cuivre lancent leur terrible fanfare, sur la mesure - unique enfin dans laquelle l’action du chef d’orchestre est absolument indispensable, Requiem. Précisément sur celle dont je viens de parler, celle où le + mouvement s’élargit, celle où les instruments de cuivre lancent leur terrible + fanfare, sur la mesure unique enfin dans laquelle l’action du chef d’orchestre est + absolument indispensable, Habeneck baisse son bâton, tire tranquillement sa tabatière et se met à prendre une prise de tabac. J’avais toujours l’œil de son côté; à l’instant @@ -243,24 +250,24 @@ dans des termes excellents, le bâton de commandement au célèbre compositeur, un accident tel que celui qui faillit compromettre l’exécution du Tuba - mirum de Berlioz n’était - pas davantage à redouter: M. Deloffre ne - prise pas.

+ mirum de Berlioz + n’était pas davantage à redouter: M. Deloffre ne prise pas.

Les appels de trompettes continuent pendant le Tuba mirum - entonné par les basses (je reviens au Requiem de Verdi - sans pour cela abandonner tout à fait le Requiem de Berlioz), et la basse solo laisse tomber comme - un glas funèbre entrecoupé de notes de timbales les accents froids et désolés du Mors - stupebit.

+ entonné par les basses (je reviens au Requiem de Verdi sans pour cela abandonner tout à fait le Requiem + de Berlioz), et la basse solo laisse + tomber comme un glas funèbre entrecoupé de notes de timbales les accents froids et + désolés du Mors stupebit.

J’aime moins la fugue un peu trop sautillante du Liber scriptus, qui ramène - par une progression ascendante la seconde partie du Dies irae dont les dernières mesures se - perdent dans la demi-teinte et le pianissimo.

+ key="verdi.requiem.2.liber-scriptus" type="mus">Liber scriptus, + qui ramène par une progression ascendante la seconde partie du Dies irae dont les + dernières mesures se perdent dans la demi-teinte et le pianissimo.

Le Quid sum miser, trio pour soprano, mezzo soprano et ténor, débute par une phrase dolente, très courte, mais très expressive, exécutée par deux clarinettes @@ -275,103 +282,106 @@ fois de ces exagérations qui lui sont si familières dans ses œuvres dramatiques, même les meilleures.

Il y aurait eu peut-être quelque rapprochement à faire entre le Rex tremende et - celui de Mozart si M. Verdi n’eût pris soin d’éviter la comparaison - dès le début par des oppositions de piano et de forte entre le chant des basses et - les réponses du chœur. Cette page est d’ailleurs très belle, et la phrase mélodique - Salva - me, fons pietatis est conduite très habilement et par - d’ingénieuses modulations à travers les différentes parties des soli qu’accompagne - le chœur.

+ >Rex + tremende et celui de Mozart si M. Verdi n’eût + pris soin d’éviter la comparaison dès le début par des oppositions de piano et de + forte entre le chant des basses et les réponses du chœur. Cette page est d’ailleurs + très belle, et la phrase mélodique Salva me, fons + pietatis est conduite très habilement et par d’ingénieuses + modulations à travers les différentes parties des soli qu’accompagne le chœur.

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Le Recordare à - deux voix (soprano et mezzo-soprano), à part sa valeur musicale, a produit une très - grande sensation par la façon dont il a été chanté. L’union de ces deux belles voix - avait un charme inexprimable, et je reviendrai tout à l’heure sur le talent - remarquable des interprètes (j’emploie le mot au féminin) de l’œuvre de M. Verdi. L’entrée du mezzo-soprano, les notes de - flûte et de clarinette qui se détachent sur les tenues du quatuor, les trémolos pianissimo, les oppositions de nuances, tout cela est - intéressant, parfaitement écrit et d’un excellent style. Cet éloge rendra moins - amère la critique du morceau suivant: Qui Mariam - absolvisti, que le ténor a chanté au-dessous du ton et que l’on - dirait détaché de la partition d’Aïda; ces trémolos de violons divisés, ces traits de bassons - et de clarinettes, et la forme mélodique elle-même, m’ont fait songer à la grande - scène entre Amnéris et les prêtres qui - viennent de condamner Radamès.

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Le Recordare à deux voix (soprano et mezzo-soprano), à part sa + valeur musicale, a produit une très grande sensation par la façon dont il a été + chanté. L’union de ces deux belles voix avait un charme inexprimable, et je + reviendrai tout à l’heure sur le talent remarquable des interprètes (j’emploie le + mot au féminin) de l’œuvre de M. Verdi. + L’entrée du mezzo-soprano, les notes de flûte et de clarinette qui se détachent sur + les tenues du quatuor, les trémolos pianissimo, les + oppositions de nuances, tout cela est intéressant, parfaitement écrit et d’un + excellent style. Cet éloge rendra moins amère la critique du morceau suivant: Qui Mariam absolvisti, que le ténor a chanté au-dessous du ton + et que l’on dirait détaché de la partition d’Aïda; ces trémolos de violons + divisés, ces traits de bassons et de clarinettes, et la forme mélodique elle-même, + m’ont fait songer à la grande scène entre Amnéris et les prêtres qui viennent de condamner Radamès.

Dans le Confutatis, il n’y a pas seulement le lapsus + >Confutatis, il n’y a pas seulement le lapsus calami ou peut-être bien les quintes volontaires que j’ai signalées plus haut; il y a aussi un souffle puissant et des gammes chromatiques en mouvement contraire, accompagnées par les éclats des trombones, qui expriment de la façon la plus dramatique la terreur des maudits que les flammes de l’enfer attendent.

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Au drame du Dies irae - succède dans un ton plus doux le Lacrymosa, dont j’aime mieux - les développements que le sujet; les premiers et seconds violons à l’octave dominent - l’accompagnement de leurs notes plaintives et syncopées; la lamentation augmente, grandit, puis s’éteint +

Au drame du Dies + irae succède dans un ton plus doux le Lacrymosa, dont + j’aime mieux les développements que le sujet; les premiers et seconds violons à + l’octave dominent l’accompagnement de leurs notes plaintives et syncopées; la + lamentation augmente, grandit, puis s’éteint graduellement à l’entrée du Pie Jesu, que chantent d’abord les quatre voix - soli et qui se termine avec l’intervention du chœur.

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L’Offertoire est écrit - tout entier pour quatre voix seules; le chant principal, confié d’abord aux altos et - aux violoncelles, est répété ensuite par les violons en sourdine; le rhythme change, - le mouvement aussi, et le Quam olim Abrahæ, traité en style fugué, - sert de trait d’union entre le Domine Jesù et l’Hostias et preces, dont la - mélodie, chantée par le ténor solo, puis par la basse, est pleine d’onction et de - suavité. Le retour du premier motif à six-huit forme la péroraison de l’Offertoire qui peut être - cité comme une des pages les plus complètes et les plus remarquables de la - partition.

+ n="pie-jesu" type="mus">Pie Jesu, que chantent d’abord les + quatre voix soli et qui se termine avec l’intervention du chœur.

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L’Offertoire + est écrit tout entier pour quatre voix seules; le chant principal, confié d’abord + aux altos et aux violoncelles, est répété ensuite par les violons en sourdine; le + rhythme change, le mouvement aussi, et le Quam olim + Abrahæ, traité en style fugué, sert de trait d’union entre le + Domine + Jesù et l’Hostias et preces, dont la mélodie, + chantée par le ténor solo, puis par la basse, est pleine d’onction et de suavité. Le + retour du premier motif à six-huit forme la péroraison de l’Offertoire qui peut être cité + comme une des pages les plus complètes et les plus remarquables de la partition.

La fugue à deux chœurs du Sanctus doit lever, il me semble, toute incertitude au sujet des aptitudes scolastiques de M. Verdi. Cherubini lui-même se fût incliné devant cette page de haute science, écrite à huit parties réelles et aussi habilement traitée dans l’orchestre que dans les voix.

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L’Agnus Dei débute par un - chant de soprano et de contralto à l’octave, un chant d’une tendresse un peu - mélancolique qui m’aurait ému davantage sans le rinforzando placé sur le verset - final: Dona eis requiem; - aussi l’ai-je bien mieux goûté lorsqu’il est repris par le chœur, les soprani cette - fois chantant à l’unisson des contralti et des ténors: présenté avec cette nouvelle - disposition des voix, il est plus calme, plus religieux; le contre-sujet exécuté par - les flûtes à la dernière reprise est du meilleur effet et admirablement écrit.

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L’Agnus Dei + débute par un chant de soprano et de contralto à l’octave, un chant d’une tendresse + un peu mélancolique qui m’aurait ému davantage sans le rinforzando placé sur le + verset final: Dona eis + requiem; aussi l’ai-je bien mieux goûté lorsqu’il est repris + par le chœur, les soprani cette fois chantant à l’unisson des contralti et des + ténors: présenté avec cette nouvelle disposition des voix, il est plus calme, plus + religieux; le contre-sujet exécuté par les flûtes à la dernière reprise est du + meilleur effet et admirablement écrit.

Nous rentrons dans le style théâtral avec le Lux eterna, du moins quant aux premières mesures du morceau: trémolos des violons divisés et marches d’harmonie rappelant la scène de l’invocation du Prophète. La basse attaque ensuite - le Requiem - eternam, et sous les trémolos exécutés par les altos et les - violoncelles se détachent quelques accords d’instruments de cuivre dans le grave; - les voix chantent sans accompagnement jusqu’à la reprise du Requiem eternam, et - il nous faut signaler encore une nouvelle réminiscence d’Aïda dans la phrase du soprano: Quià pius es. Le morceau - finit smorzando avec la reprise des trémolos de violons et - des accords d’instruments de cuivre.

-

Le Libera me commence par - une psalmodie du soprano-solo continuée par le chœur; puis le chant du soprano se - développe, large et très expressif, sur d’intéressans dessins du quatuor. La voix - s’éteint graduellement, tout se tait, et, après un silence prolongé, l’orchestre - attaque de nouveau les vigoureux accords du Dies irae, auquel succède - la reprise du Requiem sans accompagnement, les voix se substituant aux - instruments.

+ key="meyerbeer.le-prophete" type="mus">Prophète. La basse + attaque ensuite le Requiem eternam, et sous les + trémolos exécutés par les altos et les violoncelles se détachent quelques accords + d’instruments de cuivre dans le grave; les voix chantent sans accompagnement jusqu’à + la reprise du Requiem eternam, et il nous faut signaler encore une + nouvelle réminiscence d’Aïda dans la phrase du soprano: Quià pius es. Le morceau finit + smorzando avec la reprise des trémolos de violons et des + accords d’instruments de cuivre.

+

Le Libera me + commence par une psalmodie du soprano-solo continuée par le chœur; puis le chant du + soprano se développe, large et très expressif, sur d’intéressans dessins du quatuor. + La voix s’éteint graduellement, tout se tait, et, après un silence prolongé, + l’orchestre attaque de nouveau les vigoureux accords du Dies irae, + auquel succède la reprise du Requiem sans accompagnement, + les voix se substituant aux instruments.

Les accents suppliants du soprano-solo viennent se superposer sur les derniers épisodes de la fugue du Libera me et le chœur chantant à mezza voce n’accompagne plus que d’un léger murmure cette + n="libera-me.fuga" type="mus">Libera me et le chœur chantant à + mezza voce n’accompagne plus que d’un léger murmure cette émouvante prière.

Quelques notes non mesurées dites pianissimo par le soprano et répétées à l’unisson par le chœur, la dernière lueur de la lampe qui s’éteint sous les arceaux d’une @@ -402,13 +412,14 @@ établissement de bienfaisance, dernier asile des musiciens nécessiteux, et à en confier la direction au baron Taylor.

E. REYER.

-

(1) Le Requiem de Berlioz, - comme celui de M. Verdi, est publié par - l’editeur Ricordi, à Milan; à Paris, le Requiem de M. Verdi - est la propriété de M. Léon Escudier.

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(1) Le Requiem de Berlioz, comme celui de M. Verdi, est publié par l’editeur Ricordi, à Milan; à Paris, le Requiem de M. + Verdi est la propriété de M. Léon Escudier.

diff --git a/tei/kikeriki_1875-06-17_wien.xml b/tei/kikeriki_1875-06-17_wien.xml index 5a87a8e..5373f13 100644 --- a/tei/kikeriki_1875-06-17_wien.xml +++ b/tei/kikeriki_1875-06-17_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Kikeriki, Wien, 17. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kikeriki_1875-06-17_musikalische-verwirrungen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Satire @@ -49,8 +50,8 @@

— Was gibt’s denn heute im Opernhause? - Ein Requiem. + Ein Requiem.

diff --git a/tei/kn_1878-04-17_karlsruhe.xml b/tei/kn_1878-04-17_karlsruhe.xml index df19ef8..58c1231 100644 --- a/tei/kn_1878-04-17_karlsruhe.xml +++ b/tei/kn_1878-04-17_karlsruhe.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Karlsruher Nachrichten, 17. April 1878 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kn_1878-04-17_karlsruhe.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 46 - 46 + Erstes Blatt kn 344[2]
- + + + Bericht @@ -36,17 +37,19 @@ - + Lokal-Nachrichten. - + + +

Nach der wohlgelungenen Aufführung von Verdi’s - Requiem, dessen zahlreicher Besuch dem - edlen Zwecke ein hübsches materielles Ergebniß brachte, fand in dem Konzertsaale der - Festhalle ein geselliges - Festessen der zunächst Betheiligten statt. Bei demselben war es besonders Herr - Hofkapellmeister Requiem, dessen zahlreicher + Besuch dem edlen Zwecke ein hübsches materielles Ergebniß brachte, fand in dem + Konzertsaale der Festhalle ein + geselliges Festessen der zunächst Betheiligten statt. Bei demselben war es besonders + Herr Hofkapellmeister Dessoff, welcher als der Held des Tages gefeiert wurde, während dieser seinen Mitarbeitern an dem schwierigen Werke, den Herren Ruzek, Holdampf und Grösser beredten Ausdruck. - Ueberhaupt nahm die Aufführung, wie das darauf folgende Festessen den schönsten - Verlauf; auch hat es sich wieder auf das Neue gezeigt, was vereinte Kräfte unter - sicherer Leitung zu leisten vermögen und wie vorzüglich sich unsere Festhalle hiezu - eignet, ohne deren Bestand diese Aufführung in einer solchen Großartigkeit unmöglich - gewesen wäre.

+ key="groesser.wilhelm">Grösser beredten Ausdruck. Ueberhaupt + nahm die Aufführung, wie das darauf folgende Festessen den schönsten Verlauf; auch + hat es sich wieder auf das Neue gezeigt, was vereinte Kräfte unter sicherer Leitung + zu leisten vermögen und wie vorzüglich sich unsere Festhalle hiezu eignet, ohne + deren Bestand diese Aufführung in einer solchen Großartigkeit unmöglich gewesen + wäre.

diff --git a/tei/kpbz_1876-04-19_berlin.xml b/tei/kpbz_1876-04-19_berlin.xml index a9311d1..21cb15b 100644 --- a/tei/kpbz_1876-04-19_berlin.xml +++ b/tei/kpbz_1876-04-19_berlin.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Königlich privilegirte Berlinische Zeitung, 19. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kpbz_1876-04-19_berlin.xml

CC BY 4.0

@@ -17,14 +18,16 @@ 91 - 91 + Erste Beilage kpbz 2
- + + + Werkbesprechung @@ -38,15 +41,15 @@ - Requiem von Verdi. + Requiem von Verdi.

Verdi’s - Requiem gelangte zum ersten Mal am 22. Mai 1874, am ersten Jahrestage des Todes - Alessandro Manzoni’s, zu - Mailand an die Oeffentlichkeit. - Es ist seitdem in Requiem gelangte zum ersten Mal am + 22. Mai 1874, am ersten Jahrestage des + Todes Alessandro Manzoni’s, zu + Mailand an die Oeffentlichkeit. Es + ist seitdem in Wien und Paris, in Dresden, Rigoletto oder Trovatore zum Requiem gewissermaßen ein dramatischer Effekt, und man fragt sich - verwundert, wie diese neue Contrastwirkung dem Schöpfer gelingen sollte; billiger - wäre es, Rossini’s - Stabat mater, - welches einstmals dem musikalischen Publikum eine ähnliche Ueberraschung bereitete, - zur Vergleichung herbeizuziehen; denn von einem Italiener, von einem Beherrscher der - Bühne sollte man nicht voraussetzen, daß er sich plötzlich der deutschen Anschauung, - der tiefsinnigen Versenkung in die stille Innerlichkeit des religiösen Gemüths - anschließen werde. Der Streit über die Berechtigung moderner italienischer - Kirchenmusik führt im Grunde auf dieselben Principien zurück, die in dem Kampf über - die Verschiedenheit der Religionsformen zu Tage treten. Die Verfechter der strengen - Richtung täuschen sich aber in vielen Fällen über die letzten nothwendigen - Consequenzen, weil sie entweder selber nicht in dem religiösen Entwickelungsprozeß - den letzten Schritt gethan haben, oder weil sie von den künstlerischen Folgen dieses - Schrittes nicht die richtige Vorstellung besitzen. Alle Religion beruht auf der - Vermischung eines persönlichen Elements mit dem Unendlichen, Absoluten, das über die - Schranken des Raums und der Zeit erhaben ist; nur dann, wenn dies Unendliche als - Person vorgestellt wird, zu welcher nun auch die menschliche Persönlichkeit in ein - persönliches Verhältniß tritt, ist Religion vorhanden — Religion wenigstens in dem - Sinne eines Cultus, einer Andacht-Uebung. Das Geheimnis der Religion besteht in der - geschickten Vermittelung dieser beiden Seiten; tritt das persönliche Element - allzusehr in den Vordergrund, so wird die Seite der Erhabenheit beschädigt und es - stellt sich das Gefühl der Unwürdigkeit ein; wird die Erhabenheit allzu entschieden - betont, so verliert die Religion ihre lebendige Wärme, sie ist im Begriff, sich in - Philosophie zu verwandeln. Im Wesentlichen beruht darauf der Gegensatz des - Katholocismus und des Protestantismus, und wir werden wohl nicht irren, wenn wir den - Gegensatz katholischer und protestantischer Kirchenmusik auf ähnliche Weise - erklären. Doch ist dabei nicht zu übersehen, daß, durch die Reformation - hervorgerufen, das Streben nach innerer Reinigung auch die katholische Kirche eine - Zeit lang beseelte; daraus entstand der Rigoletto oder + Trovatore zum Requiem gewissermaßen ein dramatischer + Effekt, und man fragt sich verwundert, wie diese neue Contrastwirkung dem Schöpfer + gelingen sollte; billiger wäre es, Rossini’s + Stabat + mater, welches einstmals dem musikalischen Publikum eine ähnliche + Ueberraschung bereitete, zur Vergleichung herbeizuziehen; denn von einem Italiener, + von einem Beherrscher der Bühne sollte man nicht voraussetzen, daß er sich plötzlich + der deutschen Anschauung, der tiefsinnigen Versenkung in die stille Innerlichkeit + des religiösen Gemüths anschließen werde. Der Streit über die Berechtigung moderner + italienischer Kirchenmusik führt im Grunde auf dieselben Principien zurück, die in + dem Kampf über die Verschiedenheit der Religionsformen zu Tage treten. Die + Verfechter der strengen Richtung täuschen sich aber in vielen Fällen über die + letzten nothwendigen Consequenzen, weil sie entweder selber nicht in dem religiösen + Entwickelungsprozeß den letzten Schritt gethan haben, oder weil sie von den + künstlerischen Folgen dieses Schrittes nicht die richtige Vorstellung besitzen. Alle + Religion beruht auf der Vermischung eines persönlichen Elements mit dem Unendlichen, + Absoluten, das über die Schranken des Raums und der Zeit erhaben ist; nur dann, wenn + dies Unendliche als Person vorgestellt wird, zu welcher nun auch die menschliche + Persönlichkeit in ein persönliches Verhältniß tritt, ist Religion vorhanden — + Religion wenigstens in dem Sinne eines Cultus, einer Andacht-Uebung. Das Geheimnis + der Religion besteht in der geschickten Vermittelung dieser beiden Seiten; tritt das + persönliche Element allzusehr in den Vordergrund, so wird die Seite der Erhabenheit + beschädigt und es stellt sich das Gefühl der Unwürdigkeit ein; wird die Erhabenheit + allzu entschieden betont, so verliert die Religion ihre lebendige Wärme, sie ist im + Begriff, sich in Philosophie zu verwandeln. Im Wesentlichen beruht darauf der + Gegensatz des Katholocismus und des Protestantismus, und wir werden wohl nicht + irren, wenn wir den Gegensatz katholischer und protestantischer Kirchenmusik auf + ähnliche Weise erklären. Doch ist dabei nicht zu übersehen, daß, durch die + Reformation hervorgerufen, das Streben nach innerer Reinigung auch die katholische + Kirche eine Zeit lang beseelte; daraus entstand der Palestrina-Styl, die vollkommenste musikalische Versinnlichung der Gottes-Vorstellung nach der Seite ihrer unendlichen Erhabenheit, die wir überhaupt kennen. Als das einzig richtige @@ -114,35 +118,36 @@ die protestantische Anschauung der philosophischen näher liegt, und dies begründet ihr höheres Recht. — Gehen wir nun nach diesen Vorbemerkungen näher an Verdi’s - Requiem heran, so erinnern wir zunächst daran, - daß Verdi als Operncomponist — ganz im - Gegensatz zu Rossini und Donizetti — ausschließlich der tragischen - Muse gehuldigt, somit von jeher eine besondere Vorliebe für die ernste Seite der - Kunst bekundet hat, zweitens möchten wir hervorheben, daß er fast vom Anfang seiner - Laufbahn an unter dem entschiedenen Einfluß Meyerbeer’s und damit theils des französischen, theils des deutschen - Nationalcharakters stand. Am auffälligsten trat bekanntlich dieser Einfluß - neuerdings in der A<hi rend="antiqua">ï</hi>da - hervor. In seinem Requiem ist nun Verdi noch einen Schritt weiter gegangen und - hat sich der deutschen Kunstauffassung noch beträchtlicher genähert, ohne daß er + Requiem heran, so erinnern wir + zunächst daran, daß Verdi als + Operncomponist — ganz im Gegensatz zu Rossini und Donizetti — + ausschließlich der tragischen Muse gehuldigt, somit von jeher eine besondere + Vorliebe für die ernste Seite der Kunst bekundet hat, zweitens möchten wir + hervorheben, daß er fast vom Anfang seiner Laufbahn an unter dem entschiedenen + Einfluß Meyerbeer’s und damit theils + des französischen, theils des deutschen Nationalcharakters stand. Am auffälligsten + trat bekanntlich dieser Einfluß neuerdings in der A<hi rend="antiqua">ï</hi>da hervor. In seinem Requiem ist nun Verdi noch einen Schritt weiter gegangen und hat + sich der deutschen Kunstauffassung noch beträchtlicher genähert, ohne daß er freilich darum ganz aufgehört hätte, Italiener zu sein. In weit höherem Maße, als Rossini’s - Stabat mater, - kann daher Verdi’s - Requiem den Anspruch erheben, religiöse Stimmung - zu erwecken; in der nähern Art und Weise aber, wie dies geschieht, möchten wir doch - mehr die Schöpfung eines Mannes erkennen, der sich lebendig vorzustellen weiß, wie - Andere religiösen Cultus treiben, als eines solchen, der selbst mit seinem ganzen - Herzen dabei ist; in diesem Sinne haftet also dem Requiem von Verdi ein - theatralisches Element an. Man würde nicht ganz fehl gehen, wenn man den Keim dieses - Werkes in der Kirchenscene des Meyerbeer’schen - Propheten finden wollte. Hier singen - vier Männerstimmen hinter der Scene in weihevollen, kunstgerechten Harmonien das Lob - des Herrn, während die Schaar der Gläubigen vorn auf der Bühne dazwischen + Stabat + mater, kann daher Verdi’s + Requiem den Anspruch erheben, + religiöse Stimmung zu erwecken; in der nähern Art und Weise aber, wie dies + geschieht, möchten wir doch mehr die Schöpfung eines Mannes erkennen, der sich + lebendig vorzustellen weiß, wie Andere religiösen Cultus treiben, als eines solchen, + der selbst mit seinem ganzen Herzen dabei ist; in diesem Sinne haftet also dem + Requiem von Verdi ein theatralisches Element an. Man würde + nicht ganz fehl gehen, wenn man den Keim dieses Werkes in der Kirchenscene des + Meyerbeer’schen + Propheten finden wollte. Hier + singen vier Männerstimmen hinter der Scene in weihevollen, kunstgerechten Harmonien + das Lob des Herrn, während die Schaar der Gläubigen vorn auf der Bühne dazwischen psalmodirende Weisen ertönen läßt, mit freiem Rhythmus und stetem Verweilen auf einem und demselben Dreiklang. Dieser Contrast ist von großer dramatischer Wirkung; auf der einen Seite die Klänge dumpfer Ergebung, ja denen alle Willensfreiheit des @@ -152,41 +157,42 @@ Wesen das Beste und Edelste darzubringen, was Menschen besitzen. Eben dieser Contrast zieht sich durch das ganze Verdi’sche - Requiem; er ist das ihm charakteristisch - Eigenthümliche, auf ihm beruhen die ergreifendsten Wirkungen, die sich im Lauf des - Werkes finden. Das ist aber streng genommen, wenn es auch eine Art von religiöser - Stimmung erweckt, dennoch theatralisch zu nennen. Im Charakter des eben erwähnten - psalmodirenden Harmonien verwandt ist auch jene alterthümlich klingende, zuerst von - Alt und Sopran ohne alle Begleitung vorgetragene Weise, die dem ergreifenden Agnus Dei zu Grunde - liegt; eintönig, bald den Solostimmen, das dem - Chor zugewiesen, wechselnd in Dur und Moll, hin und wieder in bald leichtere, bald - tiefsinnigere Harmonie gehüllt, ahmt sie den Hilferuf der leidenden Menschheit gar - täuschend nach; aber daß sie aus der eigenen religiösen Empfindung eines heutigen - Menschen hervorgegangen sei, wird schwer glaubhaft zu machen sein. Am Anfang und am - Schluß des Werkes und vielfach im Verlauf desselben sind es die Psalmodien, welche - das Gemüth seltsam bestricken; wir sehen die Betenden vor uns auf den Knieen liegen, - aber wir können nicht mit ihnen beten. Eine mehrfach im Verlauf des Werkes - wiederkehrende Kette von Motiven findet sich beim Dies irae; Gluth und Gewalt - ist diesem Abschnitt des Werkes nicht abzusprechen, aber die Malerei ist allzu - realistisch. In den Psalmodien und in den Motives des Dies irae sind die - musikalischen Grundpfeiler des Werkes enthalten; daran schließen sich nun die - mannigfaltigsten Kunstgestaltungen, von sehr verschiedenartigem Werth in der - melodischen Erfindung sowohl als in der Durchführung. Im Ganzen gereicht es dem Werk - zum Vortheil, daß es nicht in zu viele vollständig für sich abgeschlossene einzelne - Nummern zerfällt; wir wenigstens geben der Methode, welche z. B. das Dies irae - bis zum Lacrymosa als ein zusammenhängendes Ganze behandelt, den Vorzug. - Denn je weniger das Einzelne als solches hervortritt, um so mehr wird der Eindruck - des Unendlichen, des Erhabenen in dem Zuhörer hervorgerufen; nur die Unfaßlichkeit, - die Formlosigkeit soll vermieden werden. Auch dies ist dem Geist der religiösen - Musik angemessen, daß die Solostimmen bei weitem nicht so selbstständig, wie z. B. - bei Rossini, sich von dem Chor - abheben; sie wachsen aus demselben hervor und entfalten sich dann wohl mitunter zu - erheblicher Bedeutung, mit dem Glanz ihrer Stimmen das Ganze überstrahlend, oder + Requiem; er ist das ihm + charakteristisch Eigenthümliche, auf ihm beruhen die ergreifendsten Wirkungen, die + sich im Lauf des Werkes finden. Das ist aber streng genommen, wenn es auch eine Art + von religiöser Stimmung erweckt, dennoch theatralisch zu nennen. Im Charakter des + eben erwähnten psalmodirenden Harmonien verwandt ist auch jene alterthümlich + klingende, zuerst von Alt und Sopran ohne alle Begleitung vorgetragene Weise, die + dem ergreifenden Agnus + Dei zu Grunde liegt; eintönig, bald den Solostimmen, das dem Chor zugewiesen, wechselnd in Dur und + Moll, hin und wieder in bald leichtere, bald tiefsinnigere Harmonie gehüllt, ahmt + sie den Hilferuf der leidenden Menschheit gar täuschend nach; aber daß sie aus der + eigenen religiösen Empfindung eines heutigen Menschen hervorgegangen sei, wird + schwer glaubhaft zu machen sein. Am Anfang und am Schluß des Werkes und vielfach im + Verlauf desselben sind es die Psalmodien, welche das Gemüth seltsam bestricken; wir + sehen die Betenden vor uns auf den Knieen liegen, aber wir können nicht mit ihnen + beten. Eine mehrfach im Verlauf des Werkes wiederkehrende Kette von Motiven findet + sich beim Dies + irae; Gluth und Gewalt ist diesem Abschnitt des Werkes nicht + abzusprechen, aber die Malerei ist allzu realistisch. In den Psalmodien und in den + Motives des Dies irae sind die musikalischen Grundpfeiler des Werkes + enthalten; daran schließen sich nun die mannigfaltigsten Kunstgestaltungen, von sehr + verschiedenartigem Werth in der melodischen Erfindung sowohl als in der + Durchführung. Im Ganzen gereicht es dem Werk zum Vortheil, daß es nicht in zu viele + vollständig für sich abgeschlossene einzelne Nummern zerfällt; wir wenigstens geben + der Methode, welche z. B. das Dies irae bis zum + Lacrymosa als ein zusammenhängendes Ganze behandelt, den + Vorzug. Denn je weniger das Einzelne als solches hervortritt, um so mehr wird der + Eindruck des Unendlichen, des Erhabenen in dem Zuhörer hervorgerufen; nur die + Unfaßlichkeit, die Formlosigkeit soll vermieden werden. Auch dies ist dem Geist der + religiösen Musik angemessen, daß die Solostimmen bei weitem nicht so selbstständig, + wie z. B. bei Rossini, sich von dem + Chor abheben; sie wachsen aus demselben hervor und entfalten sich dann wohl mitunter + zu erheblicher Bedeutung, mit dem Glanz ihrer Stimmen das Ganze überstrahlend, oder durch empfindungsvolle Melodik das Gemüth des Hörers umwerfend; aber sie lösen sich kaum jemals vollständig von dem chorischen Hintergrunde ab, mindestens bleiben sie in steter gegenseitiger Wechselbeziehung. Dem melodischen Element ist, wie es bei @@ -195,48 +201,49 @@ auf der Durchführung bestimmter Motive beruht, Verdi eine für einen heutigen Italiener überraschende Gewandtheit. Zwar kommt es nur zweimal zu einem ausgeführteren Fugensatz, und die erste dieser - Fugen, das Sanctus, - ist durch ihr etwas triviales Thema nicht dazu angethan, die Zustimmung deutscher - Musiker zu gewinnen; die zweite dagegen, das Libera me, ist wohl - geeignet, auch strengere Ansprüche zu befriedigen. Abgesehen aber von dieser - strengsten aller Kunstformen finden wir durchweg ein kunstvolles Stimmengewebe von - einer reichen und lebendigen, mitunter allerdings dem modernen Streben nach greller - Farbengebung allzu viel huldigenden Behandlung des Orchesters getragen; überall - finden wir Wohlklang, lebendigen Ausdruck der Worte und jenen Wechsel von Hebung und - Senkung, der so recht das eigentliche Wesen der Musik, als der Kunst der Bewegung, - ausmacht. Um noch bei Einzelnem zu verweilen, so bekennen wir unsere Vorliebe für - den milden, lieblich frommen Eingangschor, für das Soloterzett quid sum miser runc - dicturus mit seiner innigen Melodie und seinen klagenden - Begleitungsfiguren, für das machtvoll sich steigernde Rex tremendae majestatis - mit den herzerschütternden Rufen des Chors und der Solostimmen salva me fons - pietatis“, für das wunderbar rührende hostias; ja auch von dem Lacrymosa, - das sich aber in seinem weiteren Verlauf in theatralischem Realismus verliert, will - uns die zu Grunde liegende Melodie eben so edel, als stimmungsvoll erscheinen. Das - Agnus Dei, das Libera me und Dies irae - wurde bereits oben erwähnt. Andere Züge kommen uns dagegen verfehlt oder kleinlich - vor, so z. B. die lange Trompeten-Einleitung, welche den Klang der Tuba des jüngsten Gerichts - versinnlichen soll, oder die nachschlagende Pauke bei dem mors - stupebit. Als ein Curiosum mögen die absichtlichen falschen Quinten - bei dem Oro supplex et acclinis erwähnt werden — wollte Verdi die Unbehilflichkeit des Bittenden damit - ausdrücken? — ferner die ungewöhnliche Steigerung der vorgeschriebenen - Vortragsnüancen. Man bezeichnet pianissimo bekanntlich durch - pp; als Jemand zum ersten Male ppp vorschrieb, wurde das bereits seltsam gefunden. Heute ist ppp allgemein gebräuchlich, aber Verdi schreibt auch Sanctus, ist durch ihr etwas triviales Thema nicht dazu + angethan, die Zustimmung deutscher Musiker zu gewinnen; die zweite dagegen, das Libera + me, ist wohl geeignet, auch strengere Ansprüche zu befriedigen. + Abgesehen aber von dieser strengsten aller Kunstformen finden wir durchweg ein + kunstvolles Stimmengewebe von einer reichen und lebendigen, mitunter allerdings dem + modernen Streben nach greller Farbengebung allzu viel huldigenden Behandlung des + Orchesters getragen; überall finden wir Wohlklang, lebendigen Ausdruck der Worte und + jenen Wechsel von Hebung und Senkung, der so recht das eigentliche Wesen der Musik, + als der Kunst der Bewegung, ausmacht. Um noch bei Einzelnem zu verweilen, so + bekennen wir unsere Vorliebe für den milden, lieblich frommen Eingangschor, für das + Soloterzett quid sum miser runc dicturus mit seiner innigen + Melodie und seinen klagenden Begleitungsfiguren, für das machtvoll sich steigernde + Rex + tremendae majestatis mit den herzerschütternden Rufen des Chors + und der Solostimmen salva me fons pietatis“, für das + wunderbar rührende hostias; ja auch von dem Lacrymosa, das sich + aber in seinem weiteren Verlauf in theatralischem Realismus verliert, will uns die + zu Grunde liegende Melodie eben so edel, als stimmungsvoll erscheinen. Das Agnus Dei, + das Libera + me und Dies irae wurde bereits oben erwähnt. Andere Züge + kommen uns dagegen verfehlt oder kleinlich vor, so z. B. die lange Trompeten-Einleitung, welche + den Klang der Tuba des jüngsten Gerichts versinnlichen soll, oder die nachschlagende + Pauke bei dem mors stupebit. Als ein Curiosum + mögen die absichtlichen falschen Quinten bei dem Oro supplex et + acclinis erwähnt werden — wollte Verdi die Unbehilflichkeit des Bittenden damit ausdrücken? — ferner + die ungewöhnliche Steigerung der vorgeschriebenen Vortragsnüancen. Man bezeichnet + pianissimo bekanntlich durch pp; + als Jemand zum ersten Male ppp vorschrieb, wurde das bereits + seltsam gefunden. Heute ist ppp allgemein gebräuchlich, aber + Verdi schreibt auch pppp, ppppp, ja sogar (Seite 176. des Clavierauszugs) @@ -245,46 +252,46 @@ rend="antiqua">forte unterlassen, sonst würden wohl viele Trommelfelle gesprungen sein. Daß wir aber das pppppp von der Stimme des Frl. Lehmann, die es zu singen hatte, noch - gehört haben, können wir bezeugen. — Die Aufführung des Requiem, weche am Sonnabend Abends - durch die Chor- und Solokräfte der königlichen Bühne und unter Leitung des - Kapellmeisters Requiem, weche am Sonnabend + Abends durch die Chor- und Solokräfte der königlichen Bühne und unter + Leitung des Kapellmeisters Radecke im königl. Opernhause stattfand, hatte nicht das ganze Haus gefüllt. Wie das Werk dem Publikum gefallen, ist bei der hier herrschenden Sitte, in Aufführungen dieser Art nicht zu applaudiren, nicht festzustellen. Wenigstens möchten wir daraus, daß der erstere größere Applaus erst nach dem Agnus Dei und dann am Schluß des Ganzen - erfolgte, nicht den Schluß ziehen, daß die Zuhörer bis dahin unbefriedigt gewesen - seien. Allerdings wissen wir, daß in Norddeutschland scharf bestimmte religiöse und - musikalische Grundsätze dem Erfolg des Agnus Dei und dann am Schluß + des Ganzen erfolgte, nicht den Schluß ziehen, daß die Zuhörer bis dahin unbefriedigt + gewesen seien. Allerdings wissen wir, daß in Norddeutschland scharf bestimmte + religiöse und musikalische Grundsätze dem Erfolg des Verdi’schen - Requiem entgegenstreben und das Publikum daran - hindern, das Schöne und Wohlthuende, das dieses Werk in sich enthält, einfach in - sich aufzunehmen und auf sich wirken zu lassen; aber es giebt auch unabhängigere - Gemüther, die ein Kunstwerk als das nehmen, was es ist, und es nicht darum schon - verurtheilen, weil es etwa dem Titel, den es sich gewählt, nicht vollständig - entsprechen sollte. Die Aufführung war eine sehr befriedigende. Der Theaterchor hat - uns durch seine Sicherheit und Klangkraft, durch seine feine Nüancirung und sein - wohlklingendes pianissimo überrascht. An einzelnen Stellen, - z. B. bei dem Einsatz te decet hymnus konnte das forte von etwas edlerer Klangfarbe sein. Die Frls. Lehmann und Brandt, sowie - die Herren Ernst und Betz, die Träger der Solopartieen, erreichten zwar nur in - verschiedenem Maße der Annäherung den runden Klang des cantable Legato italienischer - Stimmen, lösten aber ihre Aufgaben, vom deutschen Standpunkt aus betrachtet, in - durchaus würdiger Weise. Die königliche Kapelle begleitete musterhaft. Einzelne - Solosänger — wir nennen die Frls. Horina und Lammert — verstärkten und veredelten - den Chor durch ihre Mitwirkung. Herrn Kapellmeister Radecke gebührt besondere Anerkennung - für die einsichtige und sorgsame Einstudirung des Requiem.

+ Requiem entgegenstreben und das + Publikum daran hindern, das Schöne und Wohlthuende, das dieses Werk in sich enthält, + einfach in sich aufzunehmen und auf sich wirken zu lassen; aber es giebt auch + unabhängigere Gemüther, die ein Kunstwerk als das nehmen, was es ist, und es nicht + darum schon verurtheilen, weil es etwa dem Titel, den es sich gewählt, nicht + vollständig entsprechen sollte. Die Aufführung war eine sehr befriedigende. Der + Theaterchor hat uns durch seine Sicherheit und Klangkraft, durch seine feine + Nüancirung und sein wohlklingendes pianissimo überrascht. An + einzelnen Stellen, z. B. bei dem Einsatz te decet + hymnus konnte das forte von etwas edlerer + Klangfarbe sein. Die Frls. Lehmann und Brandt, sowie die Herren Ernst und Betz, die Träger der + Solopartieen, erreichten zwar nur in verschiedenem Maße der Annäherung den runden + Klang des cantable Legato italienischer Stimmen, lösten aber ihre Aufgaben, vom + deutschen Standpunkt aus betrachtet, in durchaus würdiger Weise. Die königliche + Kapelle begleitete musterhaft. Einzelne Solosänger — wir nennen die Frls. Horina und Lammert — + verstärkten und veredelten den Chor durch ihre Mitwirkung. Herrn Kapellmeister Radecke gebührt + besondere Anerkennung für die einsichtige und sorgsame Einstudirung des Requiem.

G. G.

diff --git a/tei/kretzschmar_1888.xml b/tei/kretzschmar_1888.xml index 776cf4e..0f53561 100644 --- a/tei/kretzschmar_1888.xml +++ b/tei/kretzschmar_1888.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Führer durch den Konzertsaal, Leipzig 1888 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kretzschmar_1888_konzertfuehrer.xml

CC BY 4.0

@@ -56,19 +57,19 @@ in der Kirche San Marco zu Mailand für den grossen Dichter die officielle Todtenfeier gehalten. Mit der Composition des Requiem war (von Seiten der Stadt) Italiens grösster Musiker: G. Verdi beauftragt. In - Deutschland wird zur Zeit nicht nach - neuer italienischer Kirchenmusik gefragt. Wenn man in diesem Falle eine Ausnahme - machte, so war sie hauptsächlich dadurch begründet, dass die unlängst bekannt - gewordene »Aida« - Verdi auf einer neuen und einer höheren geistigen Stufe gezeigt hatte. Das Requiem kam in Deutschland schnell in Umlauf und erfuhr die verschiedensten - Beurtheilungen. Mittlerweile hat scheinbar das Geschick zu Gunsten der Widersacher - dieses Requiem entschieden: Wir hören nur noch - selten von ihm und sehen es nur ausnahmsweise auf + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem war (von Seiten der Stadt) + Italiens grösster Musiker: G. Verdi + beauftragt. In Deutschland wird zur Zeit + nicht nach neuer italienischer Kirchenmusik gefragt. Wenn man in diesem Falle eine + Ausnahme machte, so war sie hauptsächlich dadurch begründet, dass die unlängst + bekannt gewordene »Aida« Verdi auf einer neuen und einer höheren geistigen Stufe gezeigt + hatte. Das Requiem kam in Deutschland schnell in Umlauf und erfuhr die + verschiedensten Beurtheilungen. Mittlerweile hat scheinbar das Geschick zu Gunsten + der Widersacher dieses Requiem + entschieden: Wir hören nur noch selten von ihm und sehen es nur ausnahmsweise auf dem den Programmen unserer Chorvereine. Die ungeheuren Kosten des @@ -95,120 +96,125 @@ Wehmuth und verklärter Freundlichkeit gehalten. Man denke an den Schluss von Monteverde’s berühmtem »Combattimento«, man denke an Combattimento«, man denke an Verdi selbst, an den letzten Gesang seiner Acuzena, an den fünften Akt der »Aida«. So ist auch dieser Introitus des Requiem behandelt: ein freundlich elegisches Bild - des Todes, wie wir es an dieser Stelle in der deutschen Litteratur nicht gewohnt - sind. Jomelli bietet das nächste - geschichtliche Seitenstück. Wie wunderbar schön theilen sich hier die Klage und ein - zartes Himmelsschwärmen in die Aufgabe und reichen einander die Hand. Erst kommt in - den einsetzenden Motiven der Bässe, in dem resignirten Hinsprechen der Singstimmen, - in der Melodie der Oboe der Schmerz zu massvollem Ausdrucke. Dann löst ihn mit den - Durtönen des »et lux etc.« der - Trost sanft ab. Im »Te - decet« scheinen die Rollen getauscht zu sein. Beim »in Jerusalem« biegt der - Lobgesang traurig zur Seite. Die Stimmung des Kyrie ist eine hoffnungsvoll bewegte. Von einem - kirchlich gesetzten Eingang wendet sich seine Weise bald leichteren Formen zu und - gelangt zu einer grösseren Erregung, in welcher auf einen Augenblick (die D moll-Stelle) auch das - leidenschaftliche Gebiet gestreift wird. In rasch wechselnden Lichtern, wie ein - Traumbild, verklingt der merkwürdig schöne Satz.

+ key="verdi.requiem.1" n="introitus" type="mus">Introitus des Requiem behandelt: ein freundlich + elegisches Bild des Todes, wie wir es an dieser Stelle in der deutschen Litteratur + nicht gewohnt sind. Jomelli bietet das + nächste geschichtliche Seitenstück. Wie wunderbar schön theilen sich hier die Klage + und ein zartes Himmelsschwärmen in die Aufgabe und reichen einander die Hand. Erst + kommt in den einsetzenden Motiven der Bässe, in dem resignirten Hinsprechen der + Singstimmen, in der Melodie der Oboe der Schmerz zu massvollem Ausdrucke. Dann löst + ihn mit den Durtönen des »et lux + etc.« der Trost sanft ab. Im »Te decet« scheinen die Rollen getauscht + zu sein. Beim »in + Jerusalem« biegt der Lobgesang traurig zur Seite. Die Stimmung des + Kyrie ist eine + hoffnungsvoll bewegte. Von einem kirchlich gesetzten Eingang wendet sich seine Weise + bald leichteren Formen zu und gelangt zu einer grösseren Erregung, in welcher auf + einen Augenblick (die D + moll-Stelle) auch das leidenschaftliche Gebiet gestreift wird. In rasch wechselnden + Lichtern, wie ein Traumbild, verklingt der merkwürdig schöne Satz.

In der Sequenz von Verdi’s - Todtenmesse sind allerdings das »Quid sum miser«, das »Rex tremendae«, das »Recordare«, das »Ingemisco«, das »Confutatis« als kurze, selbständige - Nummern bezeichnet und behandelt. Doch sind sie als zusammenhängendes Ganzes - gedacht. Bald in erschrecktem, bald in klagendem und zagendem Ton lässt Verdi zwischen alle einzelnen Bilder des Textes - wieder den Ausruf: »Dies irae« - hineinklingen und am Schlusse des »Todtenmesse sind allerdings das + »Quid sum miser«, + das »Rex tremendae«, + das »Recordare«, das + »Ingemisco«, das + »Confutatis« als + kurze, selbständige Nummern bezeichnet und behandelt. Doch sind sie als + zusammenhängendes Ganzes gedacht. Bald in erschrecktem, bald in klagendem und + zagendem Ton lässt Verdi zwischen alle + einzelnen Bilder des Textes wieder den Ausruf: »Dies irae« hineinklingen und + am Schlusse des »Confutatis« wiederholt er den Anfangs- und Hauptsatz der Sequenz. Das - Lacrymosa wird somit ähnlich wie - in Cherubini’s - C moll-Requiem der Anhang des Satzes, - seine ideelle Spitze. Der erste Gedanke an den Tag des Gerichts hat in der Musik - einen Sturm von Aufregung veranlasst, welcher heulende, stechende, zuckende und - harte Motive zu Tage fördert. Bald aber gewinnt die klagende Empfindung die Oberhand - und beherrscht mit dem kurzen Thema , welcher schon im Introitus angeklungen hatVgl. Takt 12–13., den Abschnitt. Das »Tuba mirum« giebt die Bläserchöre des - Berlioz’schen - Requiems in einer vereinfachten - Nachbildung wieder. Das »Mors stupebit« ruht auf einem kurzen Motitv der Instrumentalbässe von - bedeutender malerischer Kraft. Im »Liber scriptus« lebt wieder die Erregung auf, mit der die Sequenz - begann. Zum Theil in verlängerten Rhythmen, wie aus der Feme drohende Gestalten, - ziehen die charakteristischen Motive des ersten Abschnittes des »Dies irae« durch das dunkle Gewebe des Satzes - hindurch. Dynamik und Modulation wirken mit schauerlichen Contrasten. Am Ende kommt - die Phantasie wieder bei dem oben angeführten Klagemotiv an und leitet mit ihm in - den schönen Bittgesang über, welchen das Soloquartett in »Quid sum miser« ausführt. Seine - einfachen Weisen sprechen fromme Ergebung und leise Hoffnung aus. Gegen den Schluss - hin erklingen Seufzer und die allerletzte Periode drückt die verzagende Stimmung in ganz ungestützten - Soli der Sänger aus. Im »Rex - tremendae« hat Verdi die - beiden treffend gezeichneten Tonbilder von der Majestät des ewigen Richters und der - gnadenbedürftigen Menschheit ganz nahe an einander gestellt und in enge Reibung - gebracht. Nachdem das erstere gegen den Schluss hin im höchsten Glanze erstrahlt (C - dur-Cadenz), entfaltet auch das bittende Motiv »Salva me« in verlängerten Rhythmen - die ganze Fülle seiner Demuth und Innigkeit. Das »Recordare« und das »Ingemisco« sind diejenigen Abschnitte, - in welchen mehr als sonst der religiöse Ausdruck dieses Requiems sich den Formen der Oper zuneigt. Jenes, ein Frauenduett mit - ganz specifisch italienischen Melodieschlüssen und einem unwiderstehlich lieblichen - Charakter, erinnert an Pergolese, dieses, ein Tenorsolo mit orientalischen - Harmoniewendungen, an Verdi’s eigene - »Aida«. Das »Confutatis« (Basssolo) steht in der - Erfindung hinter allen anderen Sätzen. Seine lebendigsten Züge befinden sich am - Eingang; hervorragend ist der Ausdruck des Entsetzens in den herunter rauschenden - Instrumenten. Um eine gewisse Verwirrung auszudrücken, begleitet darauf der - Componist das Gebet des Sängers »Oro supplex« in Quintenparallelen. Das - »Lacrymosa«, welchem die + Lacrymosa wird somit + ähnlich wie in Cherubini’s + C moll-Requiem der Anhang + des Satzes, seine ideelle Spitze. Der erste Gedanke an den Tag des Gerichts hat in + der Musik einen Sturm von Aufregung veranlasst, welcher heulende, stechende, + zuckende und harte Motive zu Tage fördert. Bald aber gewinnt die klagende Empfindung + die Oberhand und beherrscht mit dem kurzen Thema , welcher schon im + Introitus + angeklungen hatVgl. Takt 12–13., den + Abschnitt. Das »Tuba + mirum« giebt die Bläserchöre des Berlioz’schen + Requiems in einer + vereinfachten Nachbildung wieder. Das »Mors stupebit« ruht auf einem kurzen Motitv + der Instrumentalbässe von bedeutender malerischer Kraft. Im »Liber scriptus« lebt + wieder die Erregung auf, mit der die Sequenz begann. Zum Theil in verlängerten + Rhythmen, wie aus der Feme drohende Gestalten, ziehen die charakteristischen Motive + des ersten Abschnittes des »Dies + irae« durch das dunkle Gewebe des Satzes hindurch. Dynamik und + Modulation wirken mit schauerlichen Contrasten. Am Ende kommt die Phantasie wieder + bei dem oben angeführten Klagemotiv an und leitet mit ihm in den schönen Bittgesang + über, welchen das Soloquartett in »Quid sum miser« ausführt. Seine einfachen Weisen sprechen + fromme Ergebung und leise Hoffnung aus. Gegen den Schluss hin erklingen Seufzer und + die allerletzte Periode drückt die verzagende Stimmung in ganz ungestützten Soli der Sänger aus. Im »Rex tremendae« hat + Verdi die beiden treffend gezeichneten + Tonbilder von der Majestät des ewigen Richters und der gnadenbedürftigen Menschheit + ganz nahe an einander gestellt und in enge Reibung gebracht. Nachdem das erstere + gegen den Schluss hin im höchsten Glanze erstrahlt (C dur-Cadenz), entfaltet auch + das bittende Motiv »Salva me« in verlängerten Rhythmen die ganze Fülle seiner + Demuth und Innigkeit. Das »Recordare« und das »Ingemisco« sind diejenigen Abschnitte, in welchen mehr als sonst der + religiöse Ausdruck dieses Requiems + sich den Formen der Oper zuneigt. Jenes, ein Frauenduett mit ganz specifisch + italienischen Melodieschlüssen und einem unwiderstehlich lieblichen Charakter, + erinnert an Pergolese, + dieses, ein Tenorsolo mit orientalischen Harmoniewendungen, an Verdi’s eigene »Aida«. Das »Confutatis« (Basssolo) steht in der Erfindung hinter allen + anderen Sätzen. Seine lebendigsten Züge befinden sich am Eingang; hervorragend ist + der Ausdruck des Entsetzens in den herunter rauschenden Instrumenten. Um eine + gewisse Verwirrung auszudrücken, begleitet darauf der Componist das Gebet des + Sängers »Oro + supplex« in Quintenparallelen. Das »Lacrymosa«, welchem die Schreckensbilder des Gerichts noch einmal kurz vorangehen, wendet sich gegen diese als mit dem besten Mittel, mit dem schlichtesten volksthümlichen Vortrag frommen Gebets. In dieser Weise sehr schön gedacht, kann der Satz doch den Eindruck vollständiger Banalität hinterlassen, wenn seiner Wiedergabe nicht ein sehr hohes - Mass von Ausdruck zu Hülfe kommt. Das Offertorium »Domine Jesu Christe« will die Gedanken an Gericht - und Fegefeuer mit Klängen paradiesischer Musik verscheuchen. Sein Hauptsatz ist ein - friedlich ruhiges Spiel mit zart schwärmerischen Tonideen. Der Mittelsatz »Quam olim Abrahae« bringt - ausnahmsweise keine Fuge. Eine solche und noch dazu eine mit doppeltem Thema bildet - erst das Sanctus. Die Begeisterung, welche der - Componist mit diesem Satze schildern wollte, muss der Hörer hauptsächlich aus Tempo und Rhythmus entnehmen. - Der Entwickelung fehlt der Schwung. Das »Agnus - dei« beginnt mit einer breiten Melodie des Solosoprans, welche der Alt - in der Octav mitsingt. Diese eigenthümliche Instrumentation erhebt die an und für - sich einfache und beschauliche Melodie in eine höhere, romantische Sphäre. Der Satz - besteht in der Hauptsache nur aus neuen Klangbildern über das Eingangsthema. Das - »Lux aetema« schillert in fremdartigem + Mass von Ausdruck zu Hülfe kommt. Das Offertorium »Domine Jesu Christe« will die Gedanken an + Gericht und Fegefeuer mit Klängen paradiesischer Musik verscheuchen. Sein Hauptsatz + ist ein friedlich ruhiges Spiel mit zart schwärmerischen Tonideen. Der Mittelsatz + »Quam olim + Abrahae« bringt ausnahmsweise keine Fuge. Eine solche und noch dazu eine + mit doppeltem Thema bildet erst das Sanctus. Die Begeisterung, welche der Componist mit diesem Satze + schildern wollte, muss der Hörer hauptsächlich aus Tempo und Rhythmus entnehmen. Der Entwickelung + fehlt der Schwung. Das »Agnus dei« + beginnt mit einer breiten Melodie des Solosoprans, welche der Alt in der Octav + mitsingt. Diese eigenthümliche Instrumentation erhebt die an und für sich einfache + und beschauliche Melodie in eine höhere, romantische Sphäre. Der Satz besteht in der + Hauptsache nur aus neuen Klangbildern über das Eingangsthema. Das »Lux aetema« schillert in fremdartigem Lichte. Mit Quintsextaccord und schattenartig wandelnden Harmonien einsetzend, scheint es Stimmung und Phantasie von jedem gewohnten irdischen Grund hinweg führen zu wollen. Es schliesst in verklärten Klängen. Der eigenthümlichste Satz des Requiem von Verdi ist das »Libera me« - durch die grosse Ausdehnung, welche ihm der Componist gegeben hat. Bedeutend ist in - ihm der Eindruck der psalmodirenden Stellen, bedeutend auch der Eindruck der - Reminiscenzen aus dem Introitus - und dem »Dies irae«. Auch das Thema - zu seiner langen Fuge ist der Sequenz entnommen.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem von Verdi ist das »Libera me« durch die grosse Ausdehnung, welche ihm der + Componist gegeben hat. Bedeutend ist in ihm der Eindruck der psalmodirenden Stellen, + bedeutend auch der Eindruck der Reminiscenzen aus dem Introitus und dem »Dies irae«. Auch das Thema zu + seiner langen Fuge ist der Sequenz entnommen.

diff --git a/tei/kvz_1875-12-12_koeln.xml b/tei/kvz_1875-12-12_koeln.xml index 68c612f..ce0bd72 100644 --- a/tei/kvz_1875-12-12_koeln.xml +++ b/tei/kvz_1875-12-12_koeln.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Kölnische Volkszeitung, 12. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kvz_1875-12-12_viertes-abonnements-concert.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 342 - 342 + Zweites Blatt kvz 3
- + + + Bericht @@ -39,49 +40,48 @@ - Viertes Abonnements-Concert im großen - Gürzenich-Saale. + Viertes Abonnements-Concert im großen Gürzenich-Saale. Dinstag, den 7. December 1875.

Der jüngste Concert-Abend brachte nur zwei Werke; um des einheitlichen Eindrucks willen wäre indeß zu wünschen gewesen, wenn es bei dem Einen, nämlich Verdi’s - Requiem, geblieben wäre. Die beiden Musikstücke - stimmen so wenig zu einander, wie die beiden Heimathländer der Componisten, - Scandinavien und Italien; sie haben nur das miteinander gemein, daß - sie ein gleich feuriges Temperament zeigen. Die Schöpfung des Nordländers, Requiem, geblieben wäre. Die beiden + Musikstücke stimmen so wenig zu einander, wie die beiden Heimathländer der + Componisten, Scandinavien und Italien; sie haben nur das miteinander gemein, daß sie + ein gleich feuriges Temperament zeigen. Die Schöpfung des Nordländers, S. J. Swendsen, ist eine sinfonische Einleitung zu Björnsterne Björnson’s Drama „Sigurd - Slembe“. Der Dichter ist in letzterer Zeit auch in Deutschland bekannt geworden - durch das von den nomadisirenden Meininger Hofschauspielern aufgeführte Schauspiel - „Zwischen den Schlechten“ und das eben im Wiener Stadt-Theater aufgetauchte - „Fallissement“. Die genannten Dramen sind uns nicht unbekannt, „Sigurd Slembe“ ist - uns aber ganz fremd und so können wir uns nur an die Musik halten. Der tonische - Gehalt zeigt auch in diesem Stücke die hervorragenden Eigenschaften, welche dem - Componisten in Deutschland so allgemeine - Anerkennung errangen. Die Form ist frei, die Ausdrucksweise lebhaft, das Colorit - glänzend, zuweilen herbe scharf, man möchte sagen schroff. Das Haupt-Thema erinnert - auffallend an dasjenige der sinfonische Einleitung zu + Björnsterne Björnson’s Drama + „Sigurd Slembe“. Der Dichter ist in letzterer Zeit auch in Deutschland bekannt + geworden durch das von den nomadisirenden Meininger Hofschauspielern aufgeführte + Schauspiel „Zwischen den Schlechten“ und das eben im Wiener Stadt-Theater + aufgetauchte „Fallissement“. Die genannten Dramen sind uns nicht unbekannt, „Sigurd + Slembe“ ist uns aber ganz fremd und so können wir uns nur an die Musik halten. Der + tonische Gehalt zeigt auch in diesem Stücke die hervorragenden Eigenschaften, welche + dem Componisten in Deutschland so + allgemeine Anerkennung errangen. Die Form ist frei, die Ausdrucksweise lebhaft, das + Colorit glänzend, zuweilen herbe scharf, man möchte sagen schroff. Das Haupt-Thema + erinnert auffallend an dasjenige der Hiller’schen <hi rend="antiqua" >E-moll</hi>-Sinfonie: „Es muß doch Frühling werden“. Trotz der sehr exacten und belebten Wiedergabe ließ die Composition doch gänzlich kalt; das erklärt sich aber wohl aus dem Umstande, daß die Zuhörer derselben nur geringe - Aufmerksamkeit schenkten, weil Alles auf das nun folgende Requiem gespannt war.

+ Aufmerksamkeit schenkten, weil Alles auf das nun folgende Requiem gespannt war.

Verdi’s - Requiem ist geschrieben zu Ehren des - berühmten Dichters der „Promessi sposi“, Alessandro Manzoni, und wurde am 22. - Mai 1874, dem ersten Jahrestage seines Todes, + Requiem ist geschrieben zu + Ehren des berühmten Dichters der „Promessi sposi“, Alessandro Manzoni, und wurde am 22. Mai 1874, dem + ersten Jahrestage seines Todes, im Dome in der Kirche San Marco zu Mailand @@ -94,113 +94,118 @@ Kirche in den Concert-Saal, und da hat ihn sein Gefühl richtig geleitet. Bezüglich der Wandlung von Verdi’s Schreibart, welche auch in diesem Werke zu Tage tritt, läßt sich ungefähr dasselbe sagen wie - über die Oper Aïda. Indeß ergeht es dem Componisten - mit dem Kirchenstil gerade wie mit dem veränderten Opernstil: er kann ihn nicht - festhalten. Die neue Weise entschlüpft ihm unter den Händen und unvermerkt und oft - unvermittelt sehen wir plötzlich den alten Aïda. Indeß ergeht es dem + Componisten mit dem Kirchenstil gerade wie mit dem veränderten Opernstil: er kann + ihn nicht festhalten. Die neue Weise entschlüpft ihm unter den Händen und unvermerkt + und oft unvermittelt sehen wir plötzlich den alten Verdi vor uns. Der Componist hat bis zu seinem 60. Jahre Opern - geschrieben, das kann er auch in dem Requiem - nicht verleugnen. Immerhin aber muß man zugestehen, daß das Werk seinem Schöpfer zu - höchster Ehre gereicht; es ist in der That ein seltenes Schauspiel, wenn ein - Künstler, der auf der Höhe seines Ruhmes steht und in glänzenden Verhältnissen lebt, - noch in seinem Alter nochmal zu studiren beginnt. Wenn Talente von dem Range eines - Verdi indeß studiren, so kann man im - voraus versichert sein, daß die Früchte solcher Studien übergewöhnlich sind. Reicht - Verdi’s - Requiem auch nicht an die Höhe des Brahms’schen, so ist es doch ein Werk, welches - aller Orten durch seine bestechenden Eigenschaften gefallen muß, und als eine - Bereicherung des Repertoire’s anzusehen ist.

+ geschrieben, das kann er auch in dem Requiem nicht verleugnen. Immerhin aber muß man zugestehen, daß das + Werk seinem Schöpfer zu höchster Ehre gereicht; es ist in der That ein seltenes + Schauspiel, wenn ein Künstler, der auf der Höhe seines Ruhmes steht und in + glänzenden Verhältnissen lebt, noch in seinem Alter nochmal zu studiren beginnt. + Wenn Talente von dem Range eines Verdi + indeß studiren, so kann man im voraus versichert sein, daß die Früchte solcher + Studien übergewöhnlich sind. Reicht Verdi’s + Requiem auch nicht an die Höhe des + Brahms’schen, so ist es doch ein + Werk, welches aller Orten durch seine bestechenden Eigenschaften gefallen muß, und + als eine Bereicherung des Repertoire’s anzusehen ist.

Bei der weihevollen Bedeutung des Werkes dürfte es sich aber auch der Mühe lohnen, auf die einzelnen Theile desselben näher einzugehen. In dem ersten Satze (Requiem aeternam) A-moll, 4/4, gibt zunächst das Orchester dem Gefühle des Schmerzes und sanfter - Wehmuth Ausdruck, der Chor singt die Worte fast „Parlando“ dazwischen. Vor diesem - ernsten Hintergrunde hebt sich dann das helle A-dur des „Et lux - perpetua“ wie ein milder Lichtschein ungemein wirkungsvoll ab. Das - Orchester sowie das Solo-Quartett könnten etwas mehr hervortreten. Zu dem „Dies irae“ - hat Verdi die Farben etwas theatralisch, + rend="antiqua">Requiem + aeternam) A-moll, 4/4, gibt zunächst das Orchester dem Gefühle des + Schmerzes und sanfter Wehmuth Ausdruck, der Chor singt die Worte fast „Parlando“ + dazwischen. Vor diesem ernsten Hintergrunde hebt sich dann das helle A-dur des „Et lux perpetua“ wie ein milder + Lichtschein ungemein wirkungsvoll ab. Das Orchester sowie das Solo-Quartett könnten + etwas mehr hervortreten. Zu dem „Dies irae“ hat + Verdi die Farben etwas theatralisch, jedoch äußerst effectvoll gemischt. Donnerähnliche Klänge versinnbildlichen uns alle Schrecken des Tages des Zornes. Der Posaunensatz in dem Mozart’schenTuba mirum“ ist + key="mozart.wolfgang-amadeus">Mozart’schen „Tuba mirum“ ist bekannt, er bildet eines der beliebtesten Citate der musikalischen Erklärer. Verdi schwebte, wenn der dasselbe Instrument anwendete, in Gefahr, sich eines Plagiats schuldig zu machen, und so ließ er durch eine ganze Schaar himmlischer Boten den Ruf erschallen. In derselben Art, nur mit Aufbietung ganz - enormer Kräfte (vier Orchester, acht paar Pauken) hat Berlioz in seinem Requiem dieses Moment zu malen - versucht. Der Trompeten-Effect bei Verdi - kam nicht zur vollen Wirkung; wenigstens glauben wir nicht, daß Verdi, der Meister der Effecte, sich die - Wirkung derart gedacht, wie sie hier zu Gehör gebracht wurde. Es sollen diese - Fanfaren nach Verdi’s Angabe bald aus der - Nähe, bald aus größter Entfernung erklingen, während sie hier nur aus nächster Nähe - erklangen. „Mors stupebit“ ist als - Baß-Solo behandelt und wurde von Hrn. Schelper sehr stilvoll wiedergegeben. - „Liber - scriptus“, dem Mezzo-Sopran zugetheilt, erhielt durch Frl. Berlioz in seinem Requiem dieses Moment zu malen versucht. Der Trompeten-Effect + bei Verdi kam nicht zur vollen Wirkung; + wenigstens glauben wir nicht, daß Verdi, + der Meister der Effecte, sich die Wirkung derart gedacht, wie sie hier zu Gehör + gebracht wurde. Es sollen diese Fanfaren nach Verdi’s Angabe bald aus der Nähe, bald aus größter Entfernung + erklingen, während sie hier nur aus nächster Nähe erklangen. „Mors + stupebit“ ist als Baß-Solo behandelt und wurde von Hrn. Schelper sehr + stilvoll wiedergegeben. „Liber + scriptus“, dem Mezzo-Sopran zugetheilt, erhielt durch Frl. Keller den - entsprechenden Ausdruck. Von „Rex - tremendae majestatis“, welches wiederum effectvoll, aber etwas + entsprechenden Ausdruck. Von „Rex tremendae majestatis“, welches wiederum effectvoll, aber etwas theatralisch gehalten ist, hebt sich sehr wirkungsvoll das tief empfundene „<choice> + rend="antiqua"><title key="verdi.requiem.2.rex-tremendae" n="salva-me" + type="mus"><choice> <orig>Salve</orig> <corr resp="tr">Salva</corr> </choice> me“ ab. Eine Glanz-Nummer von großer Klangschönheit, jedoch ebenfalls von etwas Opernkunst angehaucht, ist das „Recordare“, welches, als Duett - behandelt, von den Damen Lehmann und Keller vortrefflich gesungen wurde. Dem - Tenor ist das „Ingemisco“ (Es-Dur) zugetheilt; Hr. - Diener - brachte dasselbe zu schöner Wirkung. Die verschiedenen Quinten erinnern - unwillkürlich an Aida: dieselben einst so schwer - verpönten Intervalle begegnen uns auch wieder in dem folgenden Baß-Solo „Confutatis“. Von besonders schöner Wirkung ist das OffertoriumDomine Jesu Christe“ und - darin das als Mittelsatz behandelte „Quam olim Abrahae“. Die ausführenden - vier Solisten verdienten vollkommen den dieser Nummer folgenden Beifall. Die - Doppelfuge „Sanctus“ - ist besser als ihr Ruf: wenn sie auch kein Meisterwerk ist, so kann man ihr doch - großen Wohlklang und Durchsichtigkeit nachrühmen, Eigenschaften, die man sonst bei - Fugen oft schmerzlich vermißt. „Recordare“, welches, + als Duett behandelt, von den Damen Lehmann und Keller vortrefflich gesungen + wurde. Dem Tenor ist das „Ingemisco“ (Es-Dur) + zugetheilt; Hr. Diener brachte dasselbe zu schöner Wirkung. Die verschiedenen + Quinten erinnern unwillkürlich an Aida: + dieselben einst so schwer verpönten Intervalle begegnen uns auch wieder in dem + folgenden Baß-Solo „Confutatis“. Von besonders schöner Wirkung ist das + OffertoriumDomine Jesu + Christe“ und darin das als Mittelsatz behandelte „Quam olim Abrahae“. Die ausführenden vier Solisten verdienten + vollkommen den dieser Nummer folgenden Beifall. Die Doppelfuge „Sanctus“ ist besser + als ihr Ruf: wenn sie auch kein Meisterwerk ist, so kann man ihr doch großen + Wohlklang und Durchsichtigkeit nachrühmen, Eigenschaften, die man sonst bei Fugen + oft schmerzlich vermißt. „Agnus Dei“, vom Sopran unisono vorgetragen, erinnert an den - Gesang - der gehar<supplied resp="tr">n</supplied>ischten Männer in der Zauberflöte. In dem „Lux aeterna“, welches von dem - Solo-Terzett gesungen wird, machen die vier Fagotte eine ganz eigenthümliche - Wirkung. Das „Libera - me“, für Sopran-Solo und Chor, ist theilweise im Psalmen-Tone - gehalten, und verlangt deshalb eine prosodisch richtige und doch freie Declamation, - welche nur theilweise gelang. Das ganze Werk klingt sehr andächtig mit dem „Libera“ - aus. Auf den schönen Schluß war ausdrücklich aufmerksam gemacht worden, und so - verließ denn auch Niemand vorzeitig das Concert.

+ Gesang der gehar<supplied resp="tr">n</supplied>ischten Männer in der + Zauberflöte. In dem „Lux + aeterna“, welches von dem Solo-Terzett gesungen wird, machen die vier + Fagotte eine ganz eigenthümliche Wirkung. Das „Libera me“, für Sopran-Solo + und Chor, ist theilweise im Psalmen-Tone gehalten, und verlangt deshalb eine + prosodisch richtige und doch freie Declamation, welche nur theilweise gelang. Das + ganze Werk klingt sehr andächtig mit dem „Libera“ aus. Auf + den schönen Schluß war ausdrücklich aufmerksam gemacht worden, und so verließ denn + auch Niemand vorzeitig das Concert.

Die ganze Aufführung war in allen Theilen höchst sorgsam und mit wirklicher Hingabe vorbereitet. Für Einzelnes würde Verdi sich vielleicht noch eine gesteigerte Ausdrucksweise gewünscht, manche Contraste würde er noch greller hervorgehoben haben; allein die Solisten sowie der Chor thaten alles, was deutsche Sänger nur vermögen, wenn sie italienische Musik zu Gehör - bringen. Schade, daß Frl. Lehmann nicht - gut disponirt war; es würde sonst kein Schatten die ganze Aufführung getrübt haben. + bringen. Schade, daß Frl. Lehmann nicht gut + disponirt war; es würde sonst kein Schatten die ganze Aufführung getrübt haben. Verdi würde in Deutschland sein Werk schwerlich besser hören, - als dies hier der Fall war. Wie man vernimmt, wird das Werk nächstens wiederholt - werden, und damit einem allgemeinen Wunsche entsprochen werden.

+ key="deutschland">Deutschland sein Werk schwerlich besser hören, als + dies hier der Fall war. Wie man vernimmt, wird das Werk nächstens wiederholt werden, + und damit einem allgemeinen Wunsche entsprochen werden.

diff --git a/tei/kz_1875-08-24_koeln.xml b/tei/kz_1875-08-24_koeln.xml index a281310..2a56ae5 100644 --- a/tei/kz_1875-08-24_koeln.xml +++ b/tei/kz_1875-08-24_koeln.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Kölnische Zeitung, 24. August 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kz_1875-08-24_requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -17,7 +18,7 @@ 234 - 234 + Erstes Blatt kz 3 @@ -43,29 +44,29 @@ Verdi’s Requiem. -

Dieses Tonwerk, welches der populäre Componist des Trovatore zur Feier des Todestages +

Dieses Tonwerk, welches der populäre Componist des Trovatore zur Feier des Todestages Alessandro Manzoni’s geschrieben (es wurde am 22. Mai 1874 zum ersten Mal aufgeführt), hat seitdem in Paris, - London und Wien, wo es unter der persönlichen Leitung - Verdi’s zu wiederholten Malen gegeben - worden, großes Aufsehen erregt. Hier zu Lande müssen wir uns vorläufig gedulden. Der - große Verleger Ricordi in Mailand hat freilich Partitur und Stimmen gestochen — - aber er hat sich das Recht vorbehalten, die Aufführung nur da und nur unter den - Umständen zu erlauben, die ihm (oder Verdi?) genehm sind. Vielleicht vereinigt er den vollständigen - Apparat von Chor, Orchester und Solisten und unternimmt eine Requiems-Rundreise — - wer weiß, ob es sich nicht lohnen würde? Wie dem nun sei — wir müssen uns für jetzt - damit begnügen, das Werk (jedenfalls bei Weitem das bedeutendste Verdi’s) aus dem Clavierauszug kennen zu lernen - — eine Bekanntschaft, die zu den interessantesten und wohlthuendsten gehört, die - seit langem auf dem Gebiete der höheren Vokalmusik zu - machen sich Gelegenheit geboten.

+ key="paris.1874" type="event">Paris, London + und Wien, wo + es unter der persönlichen Leitung Verdi’s + zu wiederholten Malen gegeben worden, großes Aufsehen erregt. Hier zu Lande müssen + wir uns vorläufig gedulden. Der große Verleger Ricordi in Mailand hat freilich + Partitur und Stimmen gestochen — aber er hat sich das Recht vorbehalten, die + Aufführung nur da und nur unter den Umständen zu erlauben, die ihm (oder Verdi?) genehm sind. Vielleicht vereinigt er den + vollständigen Apparat von Chor, Orchester und Solisten und unternimmt eine + Requiems-Rundreise — wer weiß, ob es sich nicht lohnen würde? Wie dem nun sei — wir + müssen uns für jetzt damit begnügen, das Werk (jedenfalls bei Weitem das + bedeutendste Verdi’s) aus dem + Clavierauszug kennen zu lernen — eine Bekanntschaft, die zu den interessantesten und + wohlthuendsten gehört, die seit langem auf dem + Gebiete der höheren Vokalmusik zu machen sich Gelegenheit geboten.

„Ein Requiem von Verdi?“ werden viele meiner verehrten Collegen mit ungläubigem Kopfschütteln ausrufen — aber ich denke, gar mancher wird mir schließlich doch zustimmen. Wohlthuend ist es, in dem Werke @@ -82,9 +83,9 @@ der Gang der Harmonie ist, so wüßte ich doch kein Werk zu nennen, aus welchem man eine Idee seiner Eigenthümlichkeit gewinnen könnte. Mit Rossini’s - Stabat mater, - dessen glänzende Eigenschaften jeder unbefangene Musiker gelten lassen muß, hat das - Verdi’sche + Stabat + mater, dessen glänzende Eigenschaften jeder unbefangene Musiker + gelten lassen muß, hat das Verdi’sche Werk doch nur die allgemeinsten Züge italienischer Melodik gemein — es steht, in Beziehung auf Stimmung, Ausdruck, vollends aber auf breite Anlage, Originalität der Form, Behandlung des Chores und @@ -100,10 +101,10 @@ getrieben, die vielleicht über jene Linie hinausgeht, welche in einem derartigen Werke der geläuterte Geschmack innegehalten sehen möchte, so kann man doch nicht sagen, daß es im schlimmen Sinne theatralisch sei. Dies ist vielleicht nur da der - Fall, wo der Componist (im Libera) zu einer - Nachahmung kirchlichen Psalmodierens gegriffen hat — die Vorführung des äußerlich - Kirchlichen bekommt stets etwas Dekoratives. Viele Gesänge sind sogar von großer - Innerlichkeit — wenige nur streifen ans Gewöhnliche — ausdrucksvoll kann man + Fall, wo der Componist (im Libera) + zu einer Nachahmung kirchlichen Psalmodierens gegriffen hat — die Vorführung des + äußerlich Kirchlichen bekommt stets etwas Dekoratives. Viele Gesänge sind sogar von + großer Innerlichkeit — wenige nur streifen ans Gewöhnliche — ausdrucksvoll kann man eigentlich Alles nennen. Als eminenter Meister zeigt sich Verdi in den vielfachen Verschlingungen seines Chores mit den Solostimmen. Die ungeheure Erfahrung seiner langen Theaterlaufbahn @@ -114,10 +115,11 @@ Meister, auch in denjenigen Stücken, in welchen er den strengen polyphonen Formen seinen Tribut bezahlt, weiß er sich mit einer Gewandtheit zu bewegen, die eben so natürlich ist, als entfernt von schulmeisterlichen Tintenklecksen. Die Sanctus-Fuge für Doppelchor und das vierstimmige - Fugato im Libera me können manchem Contrepunktisten ex professo zu denken geben.

+ key="verdi.requiem.4" type="mus">Sanctus-Fuge für Doppelchor und das + vierstimmige Fugato im Libera me können manchem + Contrepunktisten ex professo + zu denken geben.

Man wird auch nach dem Clavierauszug keinen Augenblick im Zweifel darüber bleiben, daß Verdi sein Orchester zur vollsten Wirkung bringt: es auch an modernen, picanten, aparten, glänzenden diff --git a/tei/kz_1875-12-12_koeln.xml b/tei/kz_1875-12-12_koeln.xml index 492e73a..479fc5e 100644 --- a/tei/kz_1875-12-12_koeln.xml +++ b/tei/kz_1875-12-12_koeln.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Kölnische Zeitung, 12. Dezember 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kz_1875-12-12_viertes-guerzenich-konzert.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,9 @@
- + + + Bericht @@ -48,58 +51,58 @@ when-iso="1875-12-10">10. December.

Der Name Verdi’s, des früher so viel geschmähten, ja, in den Kreisen unserer musicalischen Aristokratie fast verachteten - Componisten des „Rigoletto“ und Troubadour“, lebt - jetzt in Aller Munde. Das Volk hatte den Maestro längst liebgewonnen, es freute sich - seiner Melodieen sonde Nebengedanken, ob sie courfähig für den Musikadel oder nicht; - nun findet Verdi endlich auch Gnade vor - den Augen der vornehmen musicalischen Welt, denn — wie sie sagen — er hat - außerordentlich viel gelernt, er ist gar nicht mehr wiederzuerkennen; hätte er - früher so anständige Musik gemacht, man würde ihm ja mit Freuden die Pforten zu den - mit Werken strenger Zucht und strengen Contrapunctes ausgekleideten Salons geöffnet - haben. Also endlich erkennt man bei Verdi, nachdem er vor genau zwei Monaten (9. - October) 61 Jahre alt geworden, diejenige Dosis von musicalischer Kraft, - sogar von jugendlich-dramatischem Feuer, die einen Componisten von Bedeutung - anzeichnen. Der Mann hat lange warten müssen — und was hat denn endlich diese - allgemeine Umstimmung bewirkt? Zuerst componirte Verdi vor drei Jahren eine pompöse Ausstattungsoper mit gewohnter - Verdi’scher Musik, nur ohne - Coloratur- und Cadenzzöpfe, dann in diesem Jahre, zum ersten Todestage seines - gefeierten Landsmannes Alessandro - Manzoni, der am 22. Mai + Componisten des „Rigoletto“ und + Troubadour“, lebt jetzt in Aller Munde. Das Volk hatte den Maestro + längst liebgewonnen, es freute sich seiner Melodieen sonde Nebengedanken, ob sie + courfähig für den Musikadel oder nicht; nun findet Verdi endlich auch Gnade vor den Augen der vornehmen musicalischen + Welt, denn — wie sie sagen — er hat außerordentlich viel gelernt, er ist gar nicht + mehr wiederzuerkennen; hätte er früher so anständige Musik gemacht, man würde ihm ja + mit Freuden die Pforten zu den mit Werken strenger Zucht und strengen Contrapunctes + ausgekleideten Salons geöffnet haben. Also endlich erkennt man bei Verdi, nachdem er vor genau zwei Monaten (9. October) 61 Jahre alt geworden, diejenige Dosis + von musicalischer Kraft, sogar von jugendlich-dramatischem Feuer, die einen + Componisten von Bedeutung anzeichnen. Der Mann hat lange warten müssen — und was hat + denn endlich diese allgemeine Umstimmung bewirkt? Zuerst componirte Verdi vor drei Jahren eine pompöse + Ausstattungsoper mit gewohnter Verdi’scher + Musik, nur ohne Coloratur- und Cadenzzöpfe, dann in diesem Jahre, zum ersten + Todestage seines gefeierten Landsmannes Alessandro Manzoni, der am 22. Mai 1874 1873 - das Zeitliche gesegnet, ein „Requiem“, wodurch schließlich auch solche Kreise einen Geschmack von - Verdi’scher Manier bekamen, die sonst - dem Theaterfern stehen. Dieses „Requiem“ hält - augenblicklich seine Rundreise durch die europäischen Concert- oder Theatersäle. - Wien ist mit dem guten Beispiele vorangegangen und unser Köln hat sich die Ehre nicht nehmen lassen, dessen Beispiel als die - erste unter den Städten Deutschlands zu - folgen, während gegenwärtig auch in Brüssel - das „Requiem“ mehrfache Aufführungen erlebt. Und - überall dasselbe Urtheil: ein Werk von bedeutendem musicalischen Werth und von - orchestralen oder vocalen Effecten, die man in der That als vorher ungeahnt - bezechnen kann. Nur über das Eine wird Meinungsverschiedenheit herrschen: paßt die - Musik zu einem „Requiem“ oder nicht? Oder sollte hier auch schon das allgemeine - Urtheil entschieden sein, nämlich dahin, daß Verdi zwar eine sehr wirkungsvolle Composition, aber kein Requiem - geschrieben habe? Dazu möchten wie nun doch einige Anmerkungen machen. Wenn eine - Familie um den Sarg eines ihrer Lieben versammelt steht, so waltet allerdings - Schmerz und Trauer vor, irgend ein freudiger Aufschwung der Phantasie wird nicht - möglich sein. Anders schon, wenn eine ganze Nation um den Sarg ihres Helden steht; - der individuelle Schmerz weicht dem Gefühle des Stolzes im Hinblicke auf die - Bedeutung des Verstorbenen, dessen Glanz ja einen verklärenden Schimmer über die - ganze Nation ausbreitet. Und noch mehr weicht der eigentliche Schmerz zurück, wenn - es sich bereits um eine Jahresfeier des Todestages handelt. Das ist im Grunde nur - eine Feier, ein festliches Hochamt, kein Traueramt mehr. Man singt nur Requiem, weil - die Feier nicht einem Lebenden, sondern einem Verstorbenen gilt. So möchte - schwerlich etwas dagegen einzuwenden sein, daß Verdi nicht selten aus der Trauerstimmung sich zu helleren Klängen - emporschwingt, ja, daß im Ganzen die Trauerstimmung kaum einen hervorstechenden Zug - eigentlichen Schmerzes trägt.

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das Zeitliche gesegnet, ein „Requiem“, wodurch schließlich auch solche Kreise einen + Geschmack von Verdi’scher Manier bekamen, + die sonst dem Theaterfern stehen. Dieses „Requiem“ hält augenblicklich seine Rundreise durch die europäischen + Concert- oder Theatersäle. Wien ist mit dem guten Beispiele vorangegangen und unser + Köln hat sich die Ehre nicht nehmen lassen, + dessen Beispiel als die erste unter den Städten Deutschlands zu folgen, während gegenwärtig auch in Brüssel das „Requiem“ mehrfache Aufführungen erlebt. Und überall dasselbe Urtheil: + ein Werk von bedeutendem musicalischen Werth und von orchestralen oder vocalen + Effecten, die man in der That als vorher ungeahnt bezechnen kann. Nur über das Eine + wird Meinungsverschiedenheit herrschen: paßt die Musik zu einem „Requiem“ oder + nicht? Oder sollte hier auch schon das allgemeine Urtheil entschieden sein, nämlich + dahin, daß Verdi zwar eine sehr + wirkungsvolle Composition, aber kein Requiem geschrieben habe? Dazu möchten wie nun + doch einige Anmerkungen machen. Wenn eine Familie um den Sarg eines ihrer Lieben + versammelt steht, so waltet allerdings Schmerz und Trauer vor, irgend ein freudiger + Aufschwung der Phantasie wird nicht möglich sein. Anders schon, wenn eine ganze + Nation um den Sarg ihres Helden steht; der individuelle Schmerz weicht dem Gefühle + des Stolzes im Hinblicke auf die Bedeutung des Verstorbenen, dessen Glanz ja einen + verklärenden Schimmer über die ganze Nation ausbreitet. Und noch mehr weicht der + eigentliche Schmerz zurück, wenn es sich bereits um eine Jahresfeier des Todestages + handelt. Das ist im Grunde nur eine Feier, ein festliches Hochamt, kein Traueramt + mehr. Man singt nur Requiem, weil die Feier nicht einem Lebenden, sondern einem + Verstorbenen gilt. So möchte schwerlich etwas dagegen einzuwenden sein, daß + Verdi nicht selten aus der + Trauerstimmung sich zu helleren Klängen emporschwingt, ja, daß im Ganzen die + Trauerstimmung kaum einen hervorstechenden Zug eigentlichen Schmerzes trägt.

Ein anderer Einwurf wiegt scheinbar schwerer. Verdi schreibe zwar eine dramatisch-effectvolle, eine operistische Musik, aber keine kirchliche, passend zum Gottesdienst. Unsere Orthodoxen der @@ -125,58 +128,61 @@ für ein Land, wo man den komischen Widerspruch zwischen gottesdienstlicher Musik und gottesdienstlichen Ceremonien noch nicht in die Lehrbücher der Aesthetik aufgenommen hat, wo man im Gegentheil Beides möglichst farbenreich liebt; er schrieb im schönen - Lande Italien für eine lebhaftere Phantasie - als unsere deutsche, für eine Phantasie, die nach dem verkörperten Ausdruck ihrer + Lande Italien für eine lebhaftere Phantasie als + unsere deutsche, für eine Phantasie, die nach dem verkörperten Ausdruck ihrer glühenden Träume strebt. Verdi darf folglich nicht nach deutschem Geschmack beurtheilt werden. Aber auch abgesehen davon, der Vorwurf operistischer Behandlung will doch nur besagen, Verdi gebe uns eine Musik, die in - unverkennbarer Weise an das Theater erinnert. Diesen Vorwurf kann nur erheben, wer - mit der Opernmusik gründlich vertraut ist, jeder Andere — und wohl die größere - Mehrzahl der Kirchenbesucher steht der Verdi’schen Musik unbefangen gegenüber — unterliegt ihrer - dramatischen Wirkung ohne störenden Nebengedanken. Es gibt keine objective religiöse - Musik. Jede Musik ist nur ein Ausdruck der Individualität des Componisten. Darum - componirt Verdi sein Requiem anders als Mozart, dieser wieder anders als - Schumann, anders als Johannes Brahms.

+ key="verdi.giuseppe">Verdi gebe uns eine Musik, die in unverkennbarer + Weise an das Theater erinnert. Diesen Vorwurf kann nur erheben, wer mit der + Opernmusik gründlich vertraut ist, jeder Andere — und wohl die größere Mehrzahl der + Kirchenbesucher steht der Verdi’schen + Musik unbefangen gegenüber — unterliegt ihrer dramatischen Wirkung ohne störenden + Nebengedanken. Es gibt keine objective religiöse Musik. Jede Musik ist nur ein + Ausdruck der Individualität des Componisten. Darum componirt Verdi sein Requiem anders als Mozart, dieser wieder anders als Schumann, anders als Johannes + Brahms.

Jede ruhige Erwägung wird dahin führen, die Frage — ob kirchlich oder nicht, ob „Requiem“ oder „Oper“ — bei Seite zu lassen und nur den dramatischen Werth der - Composition ins Auge zu fassen. Dramatisch ist das „Requiem“ im höchsten Grade, in so fern die Musik sich überwiegend als - ein glücklicher Ausdruck der Textgedanken so wie der aus dem Text auszumalenden - Scenerien und Bilder ergibt. In erster Linie steht an Reichthum der Effecte das Dies irae, - das übrigens in allen bekannten Requiem-Compositionen der Phantasie einen ergiebigen - Tummelplatz bietet. Grausig schlagen die ersten Töne ans Ohr, die Zuhörer fühlt - sich, von ähnlichem Entsetzen erfaßt, wie durch den Gespensterchor des - „Fliegenden Holländers“. + Composition ins Auge zu fassen. Dramatisch ist das „Requiem“ im höchsten Grade, in so fern die Musik sich + überwiegend als ein glücklicher Ausdruck der Textgedanken so wie der aus dem Text + auszumalenden Scenerien und Bilder ergibt. In erster Linie steht an Reichthum der + Effecte das Dies irae, das übrigens in allen bekannten + Requiem-Compositionen der Phantasie einen ergiebigen Tummelplatz bietet. Grausig + schlagen die ersten Töne ans Ohr, die Zuhörer fühlt sich, von ähnlichem Entsetzen + erfaßt, wie durch den Gespensterchor des „Fliegenden Holländers“. Dann dieses leise Austönen des ersten Paroxysmus mit - den wunderbaren Orchester-Effecten des Quantus tremor. Nun die - Trompetensignale von nah und fern (schade, daß bei unserer Aufführung die Trompeter - sämmtlich auf der Tribühne standen), ankündigend das gewaltig dahinbrausende Tuba mirum + den wunderbaren Orchester-Effecten des Quantus + tremor. Nun die Trompetensignale von nah und fern (schade, daß + bei unserer Aufführung die Trompeter sämmtlich auf der Tribühne standen), + ankündigend das gewaltig dahinbrausende Tuba mirum u. s. w. Zu ganz besonderen Effecten greift der Componist im letzten Theile. Die Sätze des Agnus Dei werden in Octaven von den - beiden Solostimmen Sopran und Alt vorgetragen, das erste Mal ganz ohne Begleitung, - das zweite Mal in Moll mit wenigen Instrumenten, das dritte Mal wieder in Dur, wozu - Flöten und Clarinetten einen wirklich wunderlichen Reigen aufführen. Aehnlich geht - es mit dem Chor, der jede Strophe wiederholt. Erst unisono, dann immer reicher und - wirkungsvoller instrumentirt, doch bis zur letzten Note mild und ohne Mitwirkung der - Blechinstrumente. Der letzte Satz Libera me beginnt psalmodirend von der Solostimme ohne - Begleitung. Der Chor wiederholt erst die Psalmodie, und während nun die Nummer - hindurch die meisten Gestalten des ganzen Werkes, die charakteristischen Züge des - Dies - irae, das herrliche Requiem aeternam unserem Ohre wieder - lebendig werden, schließt der Satz mit derselben eintönigen Psalmodie Libera + key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus Dei werden in Octaven + von den beiden Solostimmen Sopran und Alt vorgetragen, das erste Mal ganz ohne + Begleitung, das zweite Mal in Moll mit wenigen Instrumenten, das dritte Mal wieder + in Dur, wozu Flöten und Clarinetten einen wirklich wunderlichen Reigen aufführen. + Aehnlich geht es mit dem Chor, der jede Strophe wiederholt. Erst unisono, dann immer + reicher und wirkungsvoller instrumentirt, doch bis zur letzten Note mild und ohne + Mitwirkung der Blechinstrumente. Der letzte Satz Libera me beginnt + psalmodirend von der Solostimme ohne Begleitung. Der Chor wiederholt erst die + Psalmodie, und während nun die Nummer hindurch die meisten Gestalten des ganzen + Werkes, die charakteristischen Züge des Dies irae, das + herrliche Requiem aeternam unserem Ohre wieder lebendig + werden, schließt der Satz mit derselben eintönigen Psalmodie Libera me, aber eine Octave tiefer von der Sopranstimme (eingestrichenes C) vorgetragen, wozu der Gesangschor kaum hauchend den C-dur-Accord aushält. War schon der Effect derartig, daß @@ -184,33 +190,34 @@ gleichzeitig der Saal in ein mystisches Halbdunkel gehüllt wäre. Wir wollen aber keineswegs in dem Leser die Vorstellung erwecken, als ob es sich einzig um sogenannte Effecte handle. Wer z. B. an den Eingang Requiem aeternam - nebst der a capella Fuge Te decet hymnus - zurückdenkt, wird gern zugestehen, daß diese Partieen selbst für den strengeren - deutschen Geschmack als wahre musicalische Perlen bezeichnet werden müssen. In - diesem Requiem - aeternam liegt eine solch hohe Innigkeit, eine so vertrauensvolle - Andacht, in so einfach ungesuchter Weise ausgesprochen, daß man schon an die besten - deutschen Schöpfungen denken muß, um Gleichwerthiges nebeneinander zu stellen. Wie - der Sopran so innig und doch so demüthig fleht: dona eis Domine und - dann dieser herrliche Uebergang nach Dur: et lux! das sind süße Melodieen, von - denen man sich kaum losreißen kann. Unter den Fugen des Werkes gibt es manche - künstlichere und mit größerem Aufwand von technischen Mitteln erfundene, als die - eben genannte Te decet, aber wohl keine, die so überraschend den Eindruck - des alten Kirchenstiles hervorzubringen im Stande ist. Eine solche Nummer hätte man - von Verdi wirklich kaum erwarten sollen, + key="verdi.requiem.1" n="requiem-aeternam" type="mus">Requiem + aeternam nebst der a capella Fuge Te + decet hymnus zurückdenkt, wird gern zugestehen, daß diese + Partieen selbst für den strengeren deutschen Geschmack als wahre musicalische Perlen + bezeichnet werden müssen. In diesem Requiem aeternam liegt eine solch hohe Innigkeit, + eine so vertrauensvolle Andacht, in so einfach ungesuchter Weise ausgesprochen, daß + man schon an die besten deutschen Schöpfungen denken muß, um Gleichwerthiges + nebeneinander zu stellen. Wie der Sopran so innig und doch so demüthig fleht: dona + eis Domine und dann dieser herrliche Uebergang nach Dur: et + lux! das sind süße Melodieen, von denen man sich kaum losreißen + kann. Unter den Fugen des Werkes gibt es manche künstlichere und mit größerem + Aufwand von technischen Mitteln erfundene, als die eben genannte Te + decet, aber wohl keine, die so überraschend den Eindruck des + alten Kirchenstiles hervorzubringen im Stande ist. Eine solche Nummer hätte man von + Verdi wirklich kaum erwarten sollen, und sie beweist die Vielseitigkeit des Mannes für Jeden, der noch irgend einen Zweifel gehegt hätte, auf das schlagendste.

Die wenigen Einzelheiten mögen genügen; wer die Partitur durchblättert, findet auf jeder Seite Interessantes und Fesselndes. Nur muß man unbefangen an das Werk - herantretenund stets in Rechnung bringen, wer das Requiem geschrieben hat und für wen es geschrieben ist. Und dann denke - man sich die nöthige Scenerie dazu: die schwarz behangene Kirche, die brennenden - Wachskerzen, die Menge der Ministranten und Leidtragenden, und auf diesem + herantretenund stets in Rechnung bringen, wer das Requiem geschrieben hat und für wen es geschrieben ist. Und + dann denke man sich die nöthige Scenerie dazu: die schwarz behangene Kirche, die + brennenden Wachskerzen, die Menge der Ministranten und Leidtragenden, und auf diesem Hintergrunde male sich die Phantasie das dramatische Leben: die Bilder des jüngsten Gerichtes, die Wohnung der Seligen, den Ort der Verdammten — dann erst erhält die Musik ihre richtige Beleuchtung und dann darf sie auch ihres Sieges über den Zuhörer @@ -220,32 +227,32 @@ Lehmann (Sopran) zuweilen mit schwererem Geschütz ins Zeug gehen können; indessen ihre Leistung verdiente doch beste Anerkennung, vor Allem die tadellose Ausführung des sehr schwierigen Agnus Dei. Diese eine - Stelle wiegt alle sonstigen Mängel vollständig auf, denn, wenn hier eine Solistin - gescheitert wäre, sie würde das Publicum um einen Haupteffect gebracht haben. Mit - ihr wirkten Frl. Keller (Mezzosopran) so wie - die Herren Franz Diener und Otto Schelper, alle uns längst vertraute - Künstler, über die man weiter kein Wort zu verlieren braucht. Der Umstand, daß - sämmtliche Solisten unserer Bühne angehören und alle, mit Ausnahme von Frl. + rend="antiqua">Agnus Dei. + Diese eine Stelle wiegt alle sonstigen Mängel vollständig auf, denn, wenn hier eine + Solistin gescheitert wäre, sie würde das Publicum um einen Haupteffect gebracht + haben. Mit ihr wirkten Frl. Keller + (Mezzosopran) so wie die Herren Franz Diener + und Otto Schelper, alle uns längst + vertraute Künstler, über die man weiter kein Wort zu verlieren braucht. Der Umstand, + daß sämmtliche Solisten unserer Bühne angehören und alle, mit Ausnahme von Frl. Lehmann, Hauptrollen in der neuen Verdi’schen Oper A<hi rend="antiqua">ï</hi>da zu vertreten haben, - verstärkte jedenfalls für die Theaterbesucher den Eindruck einer Art + key="verdi.aida" type="mus">Aïda zu vertreten + haben, verstärkte jedenfalls für die Theaterbesucher den Eindruck einer Art Opernaufführung. Und auch über dieses äußere Moment hinaus lassen sich viele - Beziehungen zwischen dem Requiem und der A<hi rend="antiqua">ï</hi>da nicht verkennen, freilich - erscheint im Requiem der Stil der A<hi rend="antiqua">ï</hi>da weiter verklärt und - geläutert.

+ Beziehungen zwischen dem Requiem und + der A<hi rend="antiqua">ï</hi>da nicht + verkennen, freilich erscheint im Requiem der Stil der A<hi + rend="antiqua">ï</hi>da weiter verklärt und geläutert.

Auch Chor und Orchester verdienen für die freudige Hingabe an das Werk bestes Lob. Es ging um Alles mit Lust und Liebe und deßhalb auch vom schönsten Erfolg begleitet. Ein specielles Lorbeerblatt gebührt dem Chor für den nur so traumartig hinzitternden C-dur-Accord am Ende des Libera.

Wir sprechen zum Schlusse Herrn Capellmeister Dr. - Ferd. Hiller und der Concertdirection - im Namen des musikliebenden kölner Publicums den herzlichen Dank für die Aufführung + Ferd. Hiller und der Concertdirection im + Namen des musikliebenden kölner Publicums den herzlichen Dank für die Aufführung aus, aber auch die dringende Bitte, das prächtige Werk recht bald zu wiederholen, ehe die Chor- und Orchesterstimmen wieder zurückgehen. Manche Musikfreunde Kölns und der Umgegen sind durch die strenge @@ -253,8 +260,8 @@ Gelegenheit, das Werk zu hören, dankbar sein, und auch wer es schon gehört hat, bringt der Wiederholung gewiß gesteigertes Interesse entgegen.

Dem Requiem ging eine symphonische Orchestereinleitung zu dem nordischen - Drama Sigurd Slembe von J. G. + key="svendsen.sigurd-slembe" type="mus">symphonische Orchestereinleitung zu dem + nordischen Drama Sigurd Slembe von J. G. Svendsen voraus und wirkungslos vorüber. Man war auf das Folgende zu sehr gespannt, und, offen gestanden, es hält auch nachträglich zu schwer, über das Requiem hinaus zurüchzudenken.

diff --git a/tei/kz_1876-02-18_koeln.xml b/tei/kz_1876-02-18_koeln.xml index 8c05ddc..883a79f 100644 --- a/tei/kz_1876-02-18_koeln.xml +++ b/tei/kz_1876-02-18_koeln.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Kölnische Zeitung, 18. Februar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kz_1876-02-18_guerzenich-konzert.xml

CC BY 4.0

@@ -17,14 +18,17 @@ 49 - 49 + Drittes Blatt kz 1
- + + + + Bericht @@ -51,8 +55,8 @@ Februar.

Einen allseitig geäußerten Wunsche entsprechend, kam in jüngsten Concerte nochmals Verdi’sRequiem“ zur - Aufführung. Für diesmal hatte sich denn auch so zu sagen die ganze + >Verdi’s „Requiem“ + zur Aufführung. Für diesmal hatte sich denn auch so zu sagen die ganze musicalische Umgegend Kölns zusammengefunden, so daß der große Saal bis in den letzten Raum gefüllt war. Wir sehen von einer weiteren Besprechung ab, da wir im Wesentlichen nur das günstige Urtheil wiederholen müßten, @@ -88,10 +92,10 @@ in letzter Stunde für den erkrankten Herr Diener die Tenorpartie übernahm, erwarb sich die allgemeinste Anerkennung.

-

Dem Requiem gingen voraus Variationen für Orchester über ein Thema von Haydn (Chorale St. Antoni) - von Johannes Brahms.

+

Dem Requiem gingen voraus Variationen für Orchester über ein Thema von Haydn (Chorale + St. Antoni) von Johannes Brahms.

diff --git a/tei/kz_1877-05-22_koeln.xml b/tei/kz_1877-05-22_koeln.xml index e947df0..f564982 100644 --- a/tei/kz_1877-05-22_koeln.xml +++ b/tei/kz_1877-05-22_koeln.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Kölnische Zeitung, 22. Mai 1877 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kz_1877-05-22_niederrheinisches-musikfest.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 141 - 141 + Zweites Blatt kz 2
- + + + Bericht @@ -54,11 +55,11 @@ Hunderte mußten unverrichteter Sache umkehren. Ob die Person des berühmten Maëstro oder sein Werk diese Anziehungskraft ausgeübt, ist gleichgültig. Wir beschränken uns darauf, die Thatsache zu constatiren.

-

Nachdem das Requiem beinahe in allen Rheinstädten mit größtem Beifall zur Aufführung - gelangt war, lag der Gedanke nahe, dasselbe mit imposanten Mitteln und Kräften auf - dem Musikfeste aufzuführen und den Schöpfer zur Leitung seines Werkes einzuladen. - Verdi gehört nicht zu jenen +

Nachdem das Requiem beinahe in allen + Rheinstädten mit größtem Beifall zur + Aufführung gelangt war, lag der Gedanke nahe, dasselbe mit imposanten Mitteln und + Kräften auf dem Musikfeste aufzuführen und den Schöpfer zur Leitung seines Werkes + einzuladen. Verdi gehört nicht zu jenen wandernden Musikern, die gleich dem ewigen Juden das ganze Jahr auf der Landstraße liegen und an jedem Orte und Flecken auftauchen, wo man ein Stückchen ihrer Muse singt oder geigt. Der Maëstro ist in dieser Beziehung etwas schwer zugänglich und @@ -68,19 +69,19 @@ Wasser zu bleiben. So fehlte es ja dies Mal nicht an allerlei Fährnissen: daß zwei Solisten vor Thor-Schluß oder vielmehr Cassa-Eröffnung absagen

Als jetzt Verdi auf der Tribüne erschien, - um das Requiem zu dirigiren, erhob sich ein - orkanartiger Beifallssturm. Nachdem einige Ruhe eingetreten, überreichte eine junge - Dame dem Maëstro einen silbernen — und nicht, wie wir früher irrthümlich berichtet, - einen goldenen — Tactirstock. Dieses Ehrengeschenk war von den mitwirkenden Damen - des Chores gestiftet. Diese Ovation war natürlich von neuem Jubel begleitet. Als - sich die hochgehenden Wogen der Begeisterung allmälig geglättet, ergriff Verdi die Battuta — ob die gestiftete silberne - oder die übliche ebenhölzerne, das konnten wir nicht sehen — und unter lautloser - Stille ertönten die ersten sanften A-moll-Klänge des Requiems. Gelegentlich der - früheren Aufführung haben wir uns bemüht, das Werk eingehend zu würdigen. Es kann - sich daher heute nur darum handeln, die Wirkung zu constatiren, welche das Werk - unter persönlicher Leitung des Componisten und mit solch imposanten Mitteln - hervorbrachte.

+ um das Requiem zu dirigiren, erhob + sich ein orkanartiger Beifallssturm. Nachdem einige Ruhe eingetreten, überreichte + eine junge Dame dem Maëstro einen silbernen — und nicht, wie wir früher irrthümlich + berichtet, einen goldenen — Tactirstock. Dieses Ehrengeschenk war von den + mitwirkenden Damen des Chores gestiftet. Diese Ovation war natürlich von neuem Jubel + begleitet. Als sich die hochgehenden Wogen der Begeisterung allmälig geglättet, + ergriff Verdi die Battuta — ob die + gestiftete silberne oder die übliche ebenhölzerne, das konnten wir nicht sehen — und + unter lautloser Stille ertönten die ersten sanften A-moll-Klänge des Requiems. + Gelegentlich der früheren Aufführung haben wir uns bemüht, das Werk eingehend zu + würdigen. Es kann sich daher heute nur darum handeln, die Wirkung zu constatiren, + welche das Werk unter persönlicher Leitung des Componisten und mit solch imposanten + Mitteln hervorbrachte.

Unsere Notenschrift ist so wenig im Stande, die innersten und letzten Gedanken des Componisten auszudrücken, daß etwas von der Kunst der alten Zeichendeuter erforderlich ist, um aus den ein-, zwei- und dreigeschwänzten schwarzen und weißen @@ -88,26 +89,27 @@ interessantesten musikalischen Vorkommnissen, einen Componisten, und dazu noch einen Autor von solch glühendem Temperament, sein Werk selbst studiren und interpretiren zu hören und zu sehen. Daher boten denn auch die Proben, in welchen der Maëstro das - Requiem einstudirte, für den Fachmann und - für Jedermann außerordentlich viel Belehrendes. So vortrefflich das Werk einstudirt - war, so erhielt es doch unter den Händen Verdi’s allmälig erst die richtige Beleuchtung, erstand es in seiner - ganzen Ton- und Farbenpracht. Was wir bisher gehört, stand dazu etwa in demselben - Verhältnisse wie ein meisterhafter Kupferstich zu dem Gemälde selbst. Wir erinnern - hier noch ein Mal daran, daß das Werk nicht kirchlich, sondern dramatisch gedacht - ist. Alle Empfindungen des menschlichen Herzens finden daher in demselben ihren - prägnantesten Ausdruck. Und jedem Gefühle wußte der Meister die bestimmteste - Vortragsweise zu verleihen. Wie schön kam beispielsweise die kaum gehauchte Bitte: - „Requiem aeternam dona - eis!“, dann die Hoffnung athmenden Worte: „et lux perpetua luceat eis“ zum Ausdruck. Wie - gestaltete sich dann das „Kyrie - eleison“ in seiner breiten Cantilene zu innigstem Flehen, welches stets - dringender sich zu seinem großartigen Ensemble aufbaut, um endlich mit dem: „Christe eleison“ sanft zu - verhallen. Da wir die Unmöglichkeit einsehen, die einzelnen Schönheiten aufzuzählen, - so wollen wir nur noch des donnerähnlichen „Dies irae“ gedenken.

+ Requiem einstudirte, für den + Fachmann und für Jedermann außerordentlich viel Belehrendes. So vortrefflich das + Werk einstudirt war, so erhielt es doch unter den Händen Verdi’s allmälig erst die richtige Beleuchtung, + erstand es in seiner ganzen Ton- und Farbenpracht. Was wir bisher gehört, stand dazu + etwa in demselben Verhältnisse wie ein meisterhafter Kupferstich zu dem Gemälde + selbst. Wir erinnern hier noch ein Mal daran, daß das Werk nicht kirchlich, sondern + dramatisch gedacht ist. Alle Empfindungen des menschlichen Herzens finden daher in + demselben ihren prägnantesten Ausdruck. Und jedem Gefühle wußte der Meister die + bestimmteste Vortragsweise zu verleihen. Wie schön kam beispielsweise die kaum + gehauchte Bitte: „Requiem aeternam dona eis!“, dann die Hoffnung athmenden Worte: „et lux perpetua luceat eis“ + zum Ausdruck. Wie gestaltete sich dann das „Kyrie eleison“ in seiner breiten Cantilene + zu innigstem Flehen, welches stets dringender sich zu seinem großartigen Ensemble + aufbaut, um endlich mit dem: „Christe eleison“ sanft zu verhallen. Da wir die Unmöglichkeit + einsehen, die einzelnen Schönheiten aufzuzählen, so wollen wir nur noch des + donnerähnlichen „Dies + irae“ gedenken.

Die Aufführung war nach unsern Begriffen eine vorzügliche, von Begeisterung getragene. Nach jedem Satze gab die Zuhörerschaft ihrer Bewunderung mit beinahe südlicher Lebhaftigkeit Ausdruck. Es fragt sich nun, ob unser Gast seine Intentionen @@ -122,8 +124,8 @@ schwerlich zu finden gewesen sein. Wenn der Geist die Materie überragt, so dürfte sich der Maëstro also hier für vollständig befriedigt erachten. Die Zuhörer waren über alle Maßen entzückt, ja hingerissen. Eine Art von Fanatismus erregte auch - dieses Mal dieser der Vortrag des Duetts „Recordare“ durch die Damen Recordare“ durch die Damen Lehmann und Aßmann. Die Leistungen des durch Verdi trefflich instruirten Chores waren unübertrefflich und werden ihm bis auf den Schluß-Chor wohl @@ -134,20 +136,20 @@ schmilzt. Abgesehen hiervon aber hat sich der Chor mit Ruhm bedeckt. An dem Orchester wird Verdi seine Freude gehabt haben, namentlich an dem trefflichen Streich-Quartett. War das eine Lust und Pracht, - diese rapiden Läufe im „Dies irae“, die - schmelzenden Cantilenen, die gewaltigen Steigerungen, die lispelnden Tremoli, die - verhauchenden Nachspiele zu hören. Auch die Holzbläser leisteten Vorzügliches. Nicht - auf gleicher Höhe standen die Blech-Instrumente. Namentlich waren die hier so + diese rapiden Läufe im „Dies irae“, + die schmelzenden Cantilenen, die gewaltigen Steigerungen, die lispelnden Tremoli, + die verhauchenden Nachspiele zu hören. Auch die Holzbläser leisteten Vorzügliches. + Nicht auf gleicher Höhe standen die Blech-Instrumente. Namentlich waren die hier so wichtigen trompeten nicht so vertreten, wie es wohl zu wünschen gewesen wäre.

Wir müssen leider hier abbrechen, um auch dem Reste unserer Pflichten genügen zu können. Der Erfolg war ein großartiger und wird die Erinnerung an diese Aufführung den Zuhörern wohl unvergeßlich sein. Nachdem die letzten Töne des Requiem, gleich wie aus einer andern Welt klingend, - verhallt waren, wurde dem Gefeierten durch eine junge Dame ein silberner + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem, gleich wie aus einer andern Welt + klingend, verhallt waren, wurde dem Gefeierten durch eine junge Dame ein silberner Lorbeerkranz (und nicht ein goldener, wie wir früher bemerkt) überreicht. Unter - endlosen Beifallsbezeugungen verließ Verdi die Tribüne und fand hiermit der erste Theil der Aufführung - einen glänzenden Abschluß.

+ endlosen Beifallsbezeugungen verließ Verdi + die Tribüne und fand hiermit der erste Theil der Aufführung einen glänzenden + Abschluß.

diff --git a/tei/kz_1877-05-23_koeln_1.xml b/tei/kz_1877-05-23_koeln_1.xml index f2cb5a9..e9770c3 100644 --- a/tei/kz_1877-05-23_koeln_1.xml +++ b/tei/kz_1877-05-23_koeln_1.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Kölnische Zeitung, 23. Mai 1877 [1] - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kz_1877-05-23_niederrheinisches-musikfest.xml

CC BY 4.0

@@ -17,14 +18,16 @@ 142 - 142 + Zweites Blatt kz 2
- + + + Bericht @@ -45,40 +48,40 @@ Vierundfünfzigstes Niederrheinisches Musikfest unter Leitung von Dr. Ferd. Hiller. - Gefeiert in Köln am 20., 21. und - 22. Mai. + Gefeiert in Köln am 20., 21. und 22. Mai. Dritter Tag.

G Köln, 23. Mai.

-

Erledigen wir zunächst das Programm - des zweiten Tages. Zu den angeführten Besonderheiten des Erledigen wir zunächst das Programm des + zweiten Tages. Zu den angeführten Besonderheiten des Verdi’schen - Requiems gehört auch das häufige Psalmodiren - nicht nur dort, wo der Blick auf die Partitur schon die Absicht erkennt, wie zu - Anfang des Libera me Domine, sondern auch an zahlreichen anderen Stellen, z. B. im - Offertorium die Unisonostelle der Solisten - fae cas Domine de morte transire ad vitam. Die Stimmen lösen sich hier ab, genau wie - im hohen Domchor die Psalmen hingemurmelt werden. Selbst das Requiem aeternam in der - Nummer Lux aeterna klingt unter Verdi ganz in der psalmodischen Manier. Man - sieht, daß der Componist möglichst viele Aeußerlichkeiten des katholischen - Trauergottesdienstes in sein Werk aufzunehmen bemüht war, so daß jedenfalls im - schönen Lande Italien das Requiem von Verdi für vollständig kirchlich gelten muß. Daß - wir Deutsche darüber anders denken, ändert nichts an dem Werthe der Composition an - und für sich betrachtet. Kurz gesagt, Verdi’s - Requiem, wie es unter des Componisten Leitung - erschien, ist für jeden phantasiereichen Menschen ein farbenreiches, prächtiges - Bild, wo der düstere Ernst, der Schauer des Schreckens dem bel canto des Arioso oder - der Cavatine brüderlich die Hand reicht. Aber eben der häufige Wechsel der - Beleuchtung läßt kaum für das erste Hören einen bestimmten packenden Gesammteindruck - zurück; dagegen wirkt die Erinnerung an das Einzelne lebhaft nach, und daß eben das - Einzelne nachher nicht aus dem Kopfe heraus will, das ist bezeichnend für die hohe - musicalische Bedeutung des Werkes.

+ Requiems gehört auch das häufige + Psalmodiren nicht nur dort, wo der Blick auf die Partitur schon die Absicht erkennt, + wie zu Anfang des Libera me Domine, sondern auch an zahlreichen anderen Stellen, z. + B. im Offertorium die Unisonostelle + der Solisten fae cas Domine de morte transire ad vitam. Die Stimmen lösen sich hier + ab, genau wie im hohen Domchor die Psalmen hingemurmelt werden. Selbst das Requiem aeternam + in der Nummer Lux aeterna klingt + unter Verdi ganz in der psalmodischen + Manier. Man sieht, daß der Componist möglichst viele Aeußerlichkeiten des + katholischen Trauergottesdienstes in sein Werk aufzunehmen bemüht war, so daß + jedenfalls im schönen Lande Italien das Requiem von Verdi für + vollständig kirchlich gelten muß. Daß wir Deutsche darüber anders denken, ändert + nichts an dem Werthe der Composition an und für sich betrachtet. Kurz gesagt, + Verdi’s + Requiem, wie es unter des Componisten + Leitung erschien, ist für jeden phantasiereichen Menschen ein farbenreiches, + prächtiges Bild, wo der düstere Ernst, der Schauer des Schreckens dem bel canto des + Arioso oder der Cavatine brüderlich die Hand reicht. Aber eben der häufige Wechsel + der Beleuchtung läßt kaum für das erste Hören einen bestimmten packenden + Gesammteindruck zurück; dagegen wirkt die Erinnerung an das Einzelne lebhaft nach, + und daß eben das Einzelne nachher nicht aus dem Kopfe heraus will, das ist + bezeichnend für die hohe musicalische Bedeutung des Werkes.

Täusche ich mich übrigens nicht, so blieb in der Aufführung manche Nüance aus, die in den Proben gut bemerkbar war. Es ist das eine jener Zufälligkeiten, von denen jede Aufführung bedroht ist, und ganz besonders die musikfestlichen Aufführungen, wo @@ -111,15 +114,15 @@ Meister wach halten; in uns bleibt die Erinnerung an ihn lebendig durch seine Werke!

Der Chor konnte sich in diesem Concert etwas ausruhen; er hatte nur mit den beiden - Solostimmen das Agnus Dei aus dem Requiem zu wiederholen, was zu einer erneuten - Ovation für Verdi Veranlassung gab, - sodann zum Schlusse die Nationalhymne singen. Die Einführung der Nationalhymne ist - eine Neuerung nach englischem Muster, die man gewiß nur billigen kann. Jede - Gelegenheit zur Ausbildung eines Nationalgefühls muß mit Freuden ergriffen werden. - Von der Hymne kamen die vier Originalstrophen zum Vortrag, für Soli, Chor und - Orchester in recht geistreicher Weise variiert. Besser aber noch, wenn das Publicum - einstimmen kann.

+ Solostimmen das Agnus Dei aus dem + Requiem zu wiederholen, was zu + einer erneuten Ovation für Verdi + Veranlassung gab, sodann zum Schlusse die Nationalhymne singen. Die Einführung der + Nationalhymne ist eine Neuerung nach englischem Muster, die man gewiß nur billigen + kann. Jede Gelegenheit zur Ausbildung eines Nationalgefühls muß mit Freuden + ergriffen werden. Von der Hymne kamen die vier Originalstrophen zum Vortrag, für + Soli, Chor und Orchester in recht geistreicher Weise variiert. Besser aber noch, + wenn das Publicum einstimmen kann.

Dr. August Guckeisen.

diff --git a/tei/kz_1877-05-23_koeln_2.xml b/tei/kz_1877-05-23_koeln_2.xml index 1a2dc85..7285f1b 100644 --- a/tei/kz_1877-05-23_koeln_2.xml +++ b/tei/kz_1877-05-23_koeln_2.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Kölnische Zeitung, 23. Mai 1877 [2] - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/kz_1877-05-23_vermischte-nachrichten.xml

CC BY 4.0

@@ -17,14 +18,17 @@ 142 - 142 + Zweites Blatt kz 2
- + + + + Privatschrift @@ -41,27 +45,28 @@ Vermischte Nachrichten

* - Köln, 23. - Mai. Verdi hat am gestrigen Tage - an Dr. + Köln, 23. Mai. + Verdi hat am gestrigen Tage an Dr. Hiller nachstehenden Brief (in französischer Sprache) gerichtet: „Mein lieber Maestro Hiller! Könnte ich solche Reden halten, wie Sie, ich würde in diesem Augenblick bei der Probe erscheinen und den schönen Damen, welche im Chor singen, meine Bewunderung und Anerkennung für die Hingebung und das - Talent ausdrücken, womit sie mein Requiem - vorgetragen haben. Dasselbe würde ich allen in der That herrlichen Chor- und - Orchestermassen sagen. Aus diesem Grunde und Dank ihren Talenten ist eine so - ausgezeichnete Ausführung erzielt worden. - Ich kann weder Worte noch Complimente machen; deshalb überlasse ich es Ihrem Geiste - und Ihrer Liebenswürdigkeit, mein Herz zu errathen, und bitte Sie, in meinem Namen - Allen meine aufrichtigsten Glückwünsche und meinen Dank darzubringen. Danken Sie - ihnen auch für die Zeichen der Hochachtung, die man mir in einer so edeln und zarten - Weise gespendet hat. Ich fühle mich geehrt und solz, daß man mich zu diesen großen - Festen berufen hat, an denen alle Ihre großen Tondichter Theil genommen haben, und - ich hegen den wärmsten Wunsch, daß sie mit gleichem Glanze fortbestehen bleiben zur - Ehre Deutschlands und der universellen - Kunst. Der Ihrige. G. Verdi.“

+ Talent ausdrücken, womit sie mein Requiem vorgetragen haben. Dasselbe würde ich allen in der That + herrlichen Chor- und Orchestermassen sagen. Aus diesem Grunde und Dank ihren + Talenten ist eine so ausgezeichnete Ausführung erzielt worden. Ich kann weder Worte noch Complimente machen; + deshalb überlasse ich es Ihrem Geiste und Ihrer Liebenswürdigkeit, mein Herz zu + errathen, und bitte Sie, in meinem Namen Allen meine aufrichtigsten Glückwünsche und + meinen Dank darzubringen. Danken Sie ihnen auch für die Zeichen der Hochachtung, die + man mir in einer so edeln und zarten Weise gespendet hat. Ich fühle mich geehrt und + solz, daß man mich zu diesen großen Festen berufen hat, an denen alle Ihre großen + Tondichter Theil genommen haben, und ich hegen den wärmsten Wunsch, daß sie mit + gleichem Glanze fortbestehen bleiben zur Ehre Deutschlands und der universellen Kunst. Der Ihrige. G. Verdi.“

diff --git a/tei/lehmann_1920.xml b/tei/lehmann_1920.xml index 8c87980..873f56a 100644 --- a/tei/lehmann_1920.xml +++ b/tei/lehmann_1920.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Lilli Lehmann, Mein Weg, 1913 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/lehmann_1920_mein-weg.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Biografik @@ -45,19 +49,19 @@

Der 15. April 1876 brachte ein Ereignis für mich: VerdisRequiem“, das wir im - Königlichen Opernhause dreimal - aufführten; Heinrich Ernst, Franz Betz, Marianne Brandt und ich. Trotz Wagners Flagge, unter der wir Bayreuth schon entgegensegelten, griff mir Verdis wundervolle Musik tief ins Herz. Ich - war’s ja gewöhnt, katholische Musik zu singen, kannte die Zeremonien, die mystische - Dämmerung der katholischen Kirche, die tiefe Gläubigkeit des katholischen Volkes, - die Macht der Musik im geweihten, weihrauchdurchschwängerten Raume und wußte mit - Würde wiederzugeben, was dabei in meinem eignen und dem Innern andrer vorging. So - oft ich auch katholische Kirchenmusik — wo und was immer — in meinem Leben sang, + >Verdis „Requiem“, + das wir im Königlichen Opernhause + dreimal aufführten; Heinrich Ernst, + Franz Betz, Marianne Brandt und ich. Trotz + Wagners Flagge, unter der wir + Bayreuth schon entgegensegelten, griff mir + Verdis wundervolle Musik tief ins + Herz. Ich war’s ja gewöhnt, katholische Musik zu singen, kannte die Zeremonien, die + mystische Dämmerung der katholischen Kirche, die tiefe Gläubigkeit des katholischen + Volkes, die Macht der Musik im geweihten, weihrauchdurchschwängerten Raume und wußte + mit Würde wiederzugeben, was dabei in meinem eignen und dem Innern andrer vorging. + So oft ich auch katholische Kirchenmusik — wo und was immer — in meinem Leben sang, stets fühlte ich mit Bestimmtheit, daß ich die einzige Mitwirkende war, welche der tief religiösen Empfindung, der Heiligkeit der Handlung im Ausdruck gerecht wurde. Vielleicht lag es an meiner mir wohlbewußten italienischen Stilkenntnis. Etwas mußte @@ -66,34 +70,33 @@ Heinrich Ernst, Georg Hentschel, Marianne Brandt und ich beim Kölner - Musikfest 77 das Requiem unter Verdis - eigner Leitung sangen, war ich die einzige, der Verdi nicht das geringste ausbesserte. Am Abend klopfte er - mir lächelnd auf die Schulter und sprach mir entzückt seine Befriedigung aus. Später - hatte er sogar seinen Wirten ausgesprochen, daß er nur mit mir zufrieden gewesen und - stellte meine Leistung sogar derjenigen seiner Lieblingssängerin Stolz an die Seite. Verdi war kein Mann von vielem Reden; es - verstand sich bei ihm — wie bei allen „Könnern“ — von selbst, daß man die Technik + Musikfest 77 das Requiem unter Verdis eigner Leitung sangen, war ich die einzige, der Verdi nicht das geringste ausbesserte. + Am Abend klopfte er mir lächelnd auf die Schulter und sprach mir entzückt seine + Befriedigung aus. Später hatte er sogar seinen Wirten ausgesprochen, daß er nur mit + mir zufrieden gewesen und stellte meine Leistung sogar derjenigen seiner + Lieblingssängerin Stolz an die Seite. + Verdi war kein Mann von vielem Reden; + es verstand sich bei ihm — wie bei allen „Könnern“ — von selbst, daß man die Technik der künstlerischen Aufgaben, die man übernommen, meisterte. Und ohne daß er es mir sagte, wußte ich, daß er es gut fand. Als außergewöhnlicher Mensch wird Verdi von allen denen geschildert, die das - Glück hatten, ihm nähertreten zu dürfen. Ich weiß nur, daß er für mich um so größer - wurde, je länger ich lebte, und daß ich ihn heute zu den Größten, Höchsten rechne - und ihn gleich ihnen verehre und liebe. Verdi war mit seiner Gattin gekommen, und mit beiden so lieben, - ruhigen Menschen erlebten wir, unter Führung des geistreichen, witzigen Ferdinand Hiller — der sich stets nur „Fasi“ - unterschrieb und mir als Künstler sehr befreundet war — ein wundervolles Fest, das - Johannes Brahms als Dritter im Bunde - verschönte, der damals noch glückstrahlend und heiter die ganze schöne Frauenwelt zu - seinen Füßen liegen sah. Als ich am dritten Abend aufs Podium stieg, um eine Faustarie von Spohr zu singen und Brahms meinen Strauß zu halten gab, sah ich, wie er ihn zerpflückte, - jedem jungen Mädchen des Chors eine Blume daraus verabreichte und sich dabei vor - Lachen schüttelte.

+ key="verdi.giuseppe">Verdi von allen denen geschildert, die das Glück + hatten, ihm nähertreten zu dürfen. Ich weiß nur, daß er für mich um so größer wurde, + je länger ich lebte, und daß ich ihn heute zu den Größten, Höchsten rechne und ihn + gleich ihnen verehre und liebe. Verdi war + mit seiner Gattin gekommen, und mit beiden so lieben, ruhigen Menschen erlebten wir, + unter Führung des geistreichen, witzigen Ferdinand + Hiller — der sich stets nur „Fasi“ unterschrieb und mir als Künstler + sehr befreundet war — ein wundervolles Fest, das Johannes Brahms als Dritter im Bunde verschönte, der damals noch + glückstrahlend und heiter die ganze schöne Frauenwelt zu seinen Füßen liegen sah. + Als ich am dritten Abend aufs Podium stieg, um eine Faustarie von Spohr zu + singen und Brahms meinen Strauß zu halten + gab, sah ich, wie er ihn zerpflückte, jedem jungen Mädchen des Chors eine Blume + daraus verabreichte und sich dabei vor Lachen schüttelte.

diff --git a/tei/ln_1876-03-11_leipzig.xml b/tei/ln_1876-03-11_leipzig.xml index fa8645f..a0497ff 100644 --- a/tei/ln_1876-03-11_leipzig.xml +++ b/tei/ln_1876-03-11_leipzig.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Leipziger Nachrichten, 11. März 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/ln_1876-03-11_gewandhausconcert.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -42,61 +45,61 @@ Gewandhausconcert 19, am 9. März. -

Es brachte die erstmalige Aufführung des - Requi<supplied resp="tr">e</supplied>m - für Soli, Chor und Orchester von Giuseppe - Verdi, eines Werkes, das in letzter Zeit viel besprochen und - gerühmt worden, und dadurch auch in Deutschland in die Mode gekommen ist. Natürlich hatte man - sich alsbald nach dem öffentlichen Erscheinen desselben, jetzt bald zwei Jahre her, - mit Verwunderung gefragt, wie Verdi, der - doch nur auf der Bühne seine musikalische Heimath besitze, der seit seinem ersten - Hervortreten im Jahre 1839 bisher nur für das Theater - thätig gewesen, dazu gekommen sei, ein „Requiem“ - zu schreiben. Und mit geschäftiger Zunge wurde die Antwort gegeben, es sei vor - mehreren Jahren bereits von einer „Messe“ - die Rede gewesen, „die zum Andenken Rossini’s († 1868) von allen - bedeutenderen italienischen Componisten vereint geschrieben werden sollte“ und - Verdi habe dazu das Finale - verfertigt, der Plan sei jedoch wegen des Kriegsgetöses nicht zur Aufführung - gekommen; dann sei im Mai 1873 der in Italien überaus beliebte und berühmte Dichter - Manzoni gestorben und so wäre - denn der thätige Meister Verdi sofort - an’s Werk gegangen, sein Finale nach vorne zu ergänzen, so daß schon am ersten - Jahrestage des Todes jenes, das Requiem in der - Marcuskirche, zu Mailand habe zur Aufführung gelangen können. Der - Umstand also, daß das Werk „zum Andenken Alessandro Manzoni’s componirt“ worden, componirt von dem derzeit in - Italien berühmtesten und übrigens einem - steinreichen Componisten *), brachte dem Werke in Italien die günstigte Meinung entgegen. Die Wirkung desselben wurde - als außerordentlich großartig geschildert. In das Feuer des Enthusiasmus darüber goß - Hans von Bülow, der, ohne es gehört - zu haben, wegwerfende Aeußerungen über dessen Werth sich erlaubt haben sollte, ein - gehörigen Quantum OelVgl. Es brachte die erstmalige Aufführung des Requi<supplied resp="tr" + >e</supplied>m für Soli, Chor und Orchester von Giuseppe Verdi, eines Werkes, das in letzter + Zeit viel besprochen und gerühmt worden, und dadurch auch in Deutschland in die Mode gekommen ist. + Natürlich hatte man sich alsbald nach dem öffentlichen Erscheinen desselben, jetzt + bald zwei Jahre her, mit Verwunderung gefragt, wie Verdi, der doch nur auf der Bühne seine musikalische Heimath + besitze, der seit seinem ersten Hervortreten im Jahre 1839 bisher nur für das Theater thätig gewesen, dazu gekommen sei, ein + „Requiem“ zu schreiben. Und mit + geschäftiger Zunge wurde die Antwort gegeben, es sei vor mehreren Jahren bereits von + einer „Messe“ die Rede gewesen, + „die zum Andenken Rossini’s († 1868) von allen bedeutenderen italienischen Componisten + vereint geschrieben werden sollte“ und Verdi habe dazu das Finale verfertigt, der Plan sei jedoch wegen des + Kriegsgetöses nicht zur Aufführung gekommen; dann sei im Mai 1873 der in Italien überaus + beliebte und berühmte Dichter Manzoni + gestorben und so wäre denn der thätige Meister Verdi sofort an’s Werk gegangen, sein Finale nach vorne zu ergänzen, + so daß schon am ersten Jahrestage des Todes jenes, das Requiem in der Marcuskirche, zu Mailand habe + zur Aufführung gelangen können. Der Umstand also, daß das Werk „zum Andenken + Alessandro Manzoni’s componirt“ + worden, componirt von dem derzeit in Italien + berühmtesten und übrigens einem steinreichen Componisten *), brachte dem Werke in + Italien die günstigte Meinung entgegen. Die + Wirkung desselben wurde als außerordentlich großartig geschildert. In das Feuer des + Enthusiasmus darüber goß Hans von Bülow, + der, ohne es gehört zu haben, wegwerfende Aeußerungen über dessen Werth sich erlaubt + haben sollte, ein gehörigen Quantum OelVgl. Allgemeine Zeitung, Augsburg, 28. Mai 1874.. Paris und Wien veranstalteten Aufführungen - des Werkes, darauf hat München „sich das große Verdienst erworben, - es zuerst im deutschen Reiche und zwar am 7. December - vor. J. eingeführt zu haben.“ Vgl. Wien veranstalteten Aufführungen des + Werkes, darauf hat München „sich das große Verdienst erworben, es zuerst im + deutschen Reiche und zwar am 7. December vor. J. + eingeführt zu haben.“ Vgl. AmZ, Leipzig, 9. Februar–1.März 1876. Zuletzt ertönten aus unserer Nachbarstadt Dresden ebenfalls große Lobpreisungen über seinen - Werth.

+ >Dresden ebenfalls große Lobpreisungen über seinen Werth.

Hiernach begreift sich, daß auch wir in Leipzig mit hochgespannten Erwartungen dem Tagesereigniß der Aufführung dieses Requiem entgegensahen. Von Verdi’s Opern, deren Zahl sich auf mindestens vierundzwanzig beläuft, haben wir hier durch die Bühnenaufführungen kennen gelernt: den Nebukadnezar - 1855, die Hernani + 1855, die Hernani 1858, den Troubadour 1862, zuletzt @@ -161,32 +164,33 @@ Tonmolos Tremolos ganz, wie wir es gewohnt worden sind Vgl. - Lux aeterna.; beim „mors“ stockte das - Athmen des Tonkörpers, wie es handgreiflicher gar nicht zu machen war; überall - drängte sich die Absicht der Darstellung in den Vordergrund. Wer das genial findet, - mag das Requiem als Ausfluß des Genies ansehen: - uns war es nur ein Abfluß. Wie ganz anders doch erschien und neulich Rubinstein in seinem „verlorenen Paradies“! Von - letzterem Werke kannten wir vorher gerade so wenig eine Note, wie von dem Requiem. Von ihm hatten wir einen erhebenden, von - diesem einen gegentheiligen Gesammteindruck. Wir tragen keine Verlangen danach, das - Requiem wieder zu hören.

+ Lux aeterna.; beim + „mors“ stockte das Athmen des Tonkörpers, wie es handgreiflicher gar + nicht zu machen war; überall drängte sich die Absicht der Darstellung in den + Vordergrund. Wer das genial findet, mag das Requiem als Ausfluß des Genies ansehen: uns war es nur ein Abfluß. Wie + ganz anders doch erschien und neulich Rubinstein in seinem „verlorenen Paradies“! Von letzterem Werke kannten wir vorher + gerade so wenig eine Note, wie von dem Requiem. Von ihm hatten wir einen erhebenden, von diesem einen + gegentheiligen Gesammteindruck. Wir tragen keine Verlangen danach, das Requiem wieder zu hören.

Seine Wirkung auf die Zuhörer war auch bei weitem nicht die des Rubinstein’schen Werkes. Man spendete wohl öfters Beifall, auch lebhaften, aber wir setzen diesen auf Rechnung der Ausführung. Giebt man uns hierin nicht recht, so sei es. In zwei, drei Jahren wird - wahrscheinlich Niemand mehr um das Requiem sich - kümmern. Bei dieser Meinung verbleiben wir. Unterdessen mag es seine Runde - fortmachen.

+ wahrscheinlich Niemand mehr um das Requiem sich kümmern. Bei dieser Meinung verbleiben wir. Unterdessen + mag es seine Runde fortmachen.

A. Dörffel.

*) Fetis schreibt 1865: „Verdi hat jetzt große Einkünfte und einen Grundbesitz, den sein Verleger und Freund, Herr - Leon Escudier, auf zwei Meilen - (lieues) im Umfange schätzt.“Vgl. Leon Escudier, auf zwei Meilen (lieues) + im Umfange schätzt.“Vgl. François Joseph Fétis, Biographie universelle des musiciens, Bd. 8 (1865), S. @@ -199,9 +203,9 @@ >Busseto, einige Stunden von Parma. An demselben Tage übrigens wie in München, fand auch in Cöln eine - Aufführung des Requiem statt. Es giebt demnach - zwei „erste“ Aufführungen desselben im deutschen - Reiche.

+ Aufführung des Requiem statt. Es giebt + demnach zwei „erste“ Aufführungen desselben im deutschen Reiche.

diff --git a/tei/lta_1876-03-09_leipzig.xml b/tei/lta_1876-03-09_leipzig.xml index 3c394f5..4a1f404 100644 --- a/tei/lta_1876-03-09_leipzig.xml +++ b/tei/lta_1876-03-09_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 9. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/lta_1876-03-09_anzeige.xml

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@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Anzeige @@ -43,8 +44,8 @@ im Saale des Gewandhauses zu Leipzig Donnerstag den 9. März 1876 - Requiem - für Soli, Chor und Orchester + Requiem für Soli, Chor und Orchester von Giuseppe Verdi. (Zum ersten Male)

diff --git a/tei/lta_1876-03-12_leipzig_1.xml b/tei/lta_1876-03-12_leipzig_1.xml index 6be2345..042639d 100644 --- a/tei/lta_1876-03-12_leipzig_1.xml +++ b/tei/lta_1876-03-12_leipzig_1.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 12. März 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/lta_1876-03-12_anzeige.xml

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@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Anzeige @@ -44,17 +45,17 @@ >Besten des Orchester-Pensions-Fonds und des Orchester-Wittwen-Fonds eine Wiederholung statt

vom - Requiem - für Soli, Chor und Orchester + Requiem für Soli, Chor und Orchester von Giuseppe Verdi.

-

Die Soli gesungen von Frau Peschka-Leutner, Fräulein Nanitz, Königl. - Hofopernsängerin aus Dresden, Herrn Pielke und Herrn - Köhler, - Königl. Hofopernsänger in Dresden.

+

Die Soli gesungen von Frau Peschka-Leutner, Fräulein Nanitz, Königl. Hofopernsängerin aus + Dresden, Herrn Pielke und Herrn Köhler, Königl. + Hofopernsänger in Dresden.

Billets à 3 M, Sperrsitze à 4 M sind im Bureau der Concert-Cirection zu haben. Den Abonnenten der Gewandhaus-Concerte werden ihre Plätze bis Montag den 13. März, Vormittags 9 Uhr, vorbehalten.

diff --git a/tei/lta_1876-03-12_leipzig_2.xml b/tei/lta_1876-03-12_leipzig_2.xml index 844af94..4614d40 100644 --- a/tei/lta_1876-03-12_leipzig_2.xml +++ b/tei/lta_1876-03-12_leipzig_2.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 12. März 1876 [2] - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/lta_1876-03-12_musikalischer-bericht.xml

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@@ -23,7 +24,9 @@
- + + + Bericht @@ -44,8 +47,8 @@

Leipzig, 11. März. Vorigen Donnerstag, im 19. Abonnement-Concert, fand die erste Aufführung des Requiem von + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem von Guiseppe Giuseppe Verdi statt, — einer Novität, die beim @@ -53,23 +56,23 @@ nicht abgethan ist. Die Aufführung wird sich am Montag wiederholen. Wir haben uns alle Mühe gegeben, die Partitur*) zu erlangen, - um eingehender über das Requiem sprechen zu - können, — denn wir besitzen nicht die Kühnheit, über ein solches Werk nach bloßem - Hören der ersten Aufführung ein Urtheil, welches in mancher Hinsicht ein + um eingehender über das Requiem + sprechen zu können, — denn wir besitzen nicht die Kühnheit, über ein solches Werk + nach bloßem Hören der ersten Aufführung ein Urtheil, welches in mancher Hinsicht ein absprechendes sein würde, zu veröffentlichen. Leider ist diese Mühe für den Augenblick vergeblich gewesen.

Glücklicher scheint Emil Hartmann Naumann gewesen zu sein, welcher dem Requiem gelegentlich der Dresdner Aufführungen - eine ausführliche Besprechung in der Nationalzeitung widmet.Gemeint ist - der Artikel von Emil Naumann, National-Zeitung, Berlin, 9. - Februar 1876; der Name des Autors wurde verwechselt mit Ludwig Hartmann, Requiem gelegentlich der Dresdner + Aufführungen eine ausführliche Besprechung in der Nationalzeitung widmet.Gemeint ist der Artikel von Emil + Naumann, National-Zeitung, Berlin, 9. Februar 1876; der Name des Autors wurde + verwechselt mit Ludwig Hartmann, Dresdner Nachrichten, 10. Januar 1876. Der Artikel ist lesenswerth. Die, welche sich für das Werk interessiren, finden darin die Ansicht eines Fachmannes ausgesprochen, mit @@ -86,9 +89,9 @@ Gewissenhaftigkeit vorbereitete, daher auch strengsten Anforderungen genügende, unter den musikalischen Ereignissen unsrer Stadt auf höchster Linie stehende. Wie das Orchester und der Chorverein des Gewandhauses, unter Capellmeister Reinecke’s Leitung, so trugen namentlich auch - die vier Solisten zu diesem schönen Gelingen der Aufführung bei. An die Namen der - Frau Dr. + key="reinecke.carl">Reinecke’s Leitung, so trugen namentlich auch die + vier Solisten zu diesem schönen Gelingen der Aufführung bei. An die Namen der Frau + Dr. Peschka-Leutner und des Herrn Pielke knüpft sich für uns diff --git a/tei/lta_1876-03-17_leipzig.xml b/tei/lta_1876-03-17_leipzig.xml index d7eff21..7d86003 100644 --- a/tei/lta_1876-03-17_leipzig.xml +++ b/tei/lta_1876-03-17_leipzig.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 17. März 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/lta_1876-03-17_musikalischer-bericht.xml

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@@ -17,14 +18,16 @@ 77 - 77 + Zweite Beilage lt 1475
- + + + Bericht @@ -47,8 +50,8 @@

Das Concert zum Besten des Orchester-Pensions- und des Witwen-Fonds.

Leipzig, 14. März. Gestern wurde das Requiem von Verdi wiederholt. + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem von Verdi wiederholt. Emil Naumann’s Bericht über das Werk, den wir in Aussicht stellten, lautet:

Vgl. Das eine richtet sich gegen den so stark ausgesprochenen Vorwurf, Verdi verfalle zu sehr in den Opernstyl. Ich kann das im Großen und Ganzen nicht finden. Wohl sind in dem Requiem oft Effecte benützt, die auch in der Oper - vorkommen. Keineswegs aber ist deshalb immer auch die Stimmung eine opernmäßige, dem - kirchlichen Styl fremde. Der Kunst sind alle Mittel dienstbar; deren Verwendung aber - ist als eine so mannichfache denkbar, daß mit gewissen, in der Oper notorisch mit - Vorliebe gebrauchten Mitteln durchaus noch nicht ein Styl nothwendig verbunden sein - muß, den man als einen opernhaften, mit der Idee einer kirchlichen (noch weniger - katholisch-kirchlichen, wie sie hier vorliegt) Composition unvertraglich bezeichnen - müßte. Als Sätze, die mit den Mitteln der Oper zugleich in den Styl der Oper - verfallen, möchte ich eigentlich nur das lacrimosa und den Theil des lux - aeterna nennen, welcher von den chromatischen Läufen in der - BegleitungVgl. Lux aeterna, Takt 68 und Takt 71. heimgesucht ist; außer - diesen beiden behagt mir aus anderen Gründen die Sanctus-Fuge nicht, — ein Satz, dem die rechte Weihe und auch ganz und - gar der echte Werth polyphoner Arbeit abgeht. Bezüglich anderer, größerer Abschnitte - aus dem Werk hat der Nachweis, sie seien mehr Opern- als Oratoriengut, zum Mindesten - eine höchst subjective Geltung. Beweisen läßt sich in musikalischen Angelegenheiten - schwer.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem oft Effecte benützt, die auch in + der Oper vorkommen. Keineswegs aber ist deshalb immer auch die Stimmung eine + opernmäßige, dem kirchlichen Styl fremde. Der Kunst sind alle Mittel dienstbar; + deren Verwendung aber ist als eine so mannichfache denkbar, daß mit gewissen, in der + Oper notorisch mit Vorliebe gebrauchten Mitteln durchaus noch nicht ein Styl + nothwendig verbunden sein muß, den man als einen opernhaften, mit der Idee einer + kirchlichen (noch weniger katholisch-kirchlichen, wie sie hier vorliegt) Composition + unvertraglich bezeichnen müßte. Als Sätze, die mit den Mitteln der Oper zugleich in + den Styl der Oper verfallen, möchte ich eigentlich nur das lacrimosa und den Theil des + lux aeterna nennen, welcher von + den chromatischen Läufen in der BegleitungVgl. + Lux aeterna, Takt 68 und + Takt 71. heimgesucht ist; außer diesen beiden behagt mir aus anderen + Gründen die Sanctus-Fuge nicht, — + ein Satz, dem die rechte Weihe und auch ganz und gar der echte Werth polyphoner + Arbeit abgeht. Bezüglich anderer, größerer Abschnitte aus dem Werk hat der Nachweis, + sie seien mehr Opern- als Oratoriengut, zum Mindesten eine höchst subjective + Geltung. Beweisen läßt sich in musikalischen Angelegenheiten schwer.

Mein zweites Fragezeichen setzte ich neben die Stellen der Naumann’schen Kritik, die den Componisten als Italiener bezeichnen. Wenn ich recht zwischen den Zeilen zu lesen verstehe, sagt @@ -90,22 +93,23 @@ Himmelsstrich emporgekommen, aufnehmen“ — das wäre das Richtige! — sondern er sagt: „Du bist Italiener, aber du mußt deutsch werden; wir haben das Rechte!“ Unser musikalischer Mathematiker tadelt also den Kreis, weil er kein Polygon ist, das - blühend jugendliche, südländische Requiem, weil - es die deutsche Denkerstirn nicht an sich trägt. Das ist ein wenig zu viel gethan! - In Unterschätzung des unnachahmlichen (wenigstens uns Deutschen unnachahmlichen) - Originaltypus, den der südliche Himmel und eine reichlich spendende Muse dem Werk - des Italiener verliehen, geht Naumann so - weit, sagen zu können: „Die Composition Verdi’s würde, wenn sie von einem deutschen Meister herrührte, - wahrscheinlich von denselben Stimmen, deren Enthusiasmus jetzt ins Grenzenlose geht, - verurtheilt werden.“ Wir haben die Worte anfangs fortgelassen, holen sie jetzt aber - als diejenigen nach, in denen die schwache Seite dieses sonst so wohlverwahrten - Artikels am deutlichsten hervortritt. Freilich ist es um den Reiz der Verdi’schen Composition eine eigne Sache. - Naumann wird auch für die letztere + blühend jugendliche, südländische Requiem, weil es die deutsche Denkerstirn nicht an sich trägt. Das ist + ein wenig zu viel gethan! In Unterschätzung des unnachahmlichen (wenigstens uns + Deutschen unnachahmlichen) Originaltypus, den der südliche Himmel und eine reichlich + spendende Muse dem Werk des Italiener verliehen, geht Naumann so weit, sagen zu können: „Die Composition Verdi’s würde, wenn sie von einem deutschen + Meister herrührte, wahrscheinlich von denselben Stimmen, deren Enthusiasmus jetzt + ins Grenzenlose geht, verurtheilt werden.“ Wir haben die Worte anfangs fortgelassen, + holen sie jetzt aber als diejenigen nach, in denen die schwache Seite dieses sonst + so wohlverwahrten Artikels am deutlichsten hervortritt. Freilich ist es um den Reiz + der Verdi’schen Composition eine eigne + Sache. Naumann wird auch für die letztere Behauptung seine Anhänger finden. Ich kann die meine nur Denen gegenüber nicht - unterdrücken, die ihre Freude an der Messe - gehabt haben. Beweisen läßt sich in musikalischen Angelegenheitenschwer!

+ unterdrücken, die ihre Freude an der Messe gehabt haben. Beweisen läßt sich in musikalischen + Angelegenheitenschwer!

Ueber die gestrige Aufführung ist wenig zu sagen. Sie stand nicht auf der Höhe der vorigen. Der Chor, dem die undankbarste Aufgabe zu Theil wird, hielt sich vortrefflich. Fräulein Nanitz war plötzlich @@ -114,20 +118,21 @@ dieselbe Künstlerin, die bereits in den drei Aufführungen mitgewirkt, welche das Werk im Januar in Dresden erlebte, die Sopranpartie (etwas theatralisch und zuletzt sehr unsicher, sodaß das Agnus Dei verunglückte), Frau Dr. Peschka-Leutner die - Mezzosopranpartie, für deren Uebernahme noch in letzter Stunde wir der Dame in - Anbetracht der sicheren Durchführung dieser Partie unsre Bewunderung zollen! - Capellmeister Reinecke’s Direction war - eine überaus gewandte und umsichtige. Das Orchester fühlte sich unter ihm geborgen - und gehoben, entledigte sich seiner Aufgabe, die es zu selbstständiger Wirkung fast - nie kommen läßt, aber ihm zur Entfaltung seines klanglichen Reichthums die schönste - Gelegenheit giebt, mit sichtlicher Freude. Daß der Saal nur sehr mäßig gefüllt war, - hat seinen Grund wohl weniger in dem musikalischen Indifferentismus, als in der - augenblicklichen musikalischen Uebersättigung unserer Leipziger.

-

Dem Requiem gegenüber ist dieser Umstand immerhin - zu bedauern. C. Piutti.

+ key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus Dei verunglückte), Frau Dr. + Peschka-Leutner die Mezzosopranpartie, für deren Uebernahme noch in + letzter Stunde wir der Dame in Anbetracht der sicheren Durchführung dieser Partie + unsre Bewunderung zollen! Capellmeister Reinecke’s Direction war eine überaus gewandte und umsichtige. Das + Orchester fühlte sich unter ihm geborgen und gehoben, entledigte sich seiner + Aufgabe, die es zu selbstständiger Wirkung fast nie kommen läßt, aber ihm zur + Entfaltung seines klanglichen Reichthums die schönste Gelegenheit giebt, mit + sichtlicher Freude. Daß der Saal nur sehr mäßig gefüllt war, hat seinen Grund wohl + weniger in dem musikalischen Indifferentismus, als in der augenblicklichen + musikalischen Uebersättigung unserer Leipziger.

+

Dem Requiem gegenüber ist dieser + Umstand immerhin zu bedauern. C. Piutti.

diff --git a/tei/ma_1874-06-11_mailand.xml b/tei/ma_1874-06-11_mailand.xml index 4affcad..def9dd0 100644 --- a/tei/ma_1874-06-11_mailand.xml +++ b/tei/ma_1874-06-11_mailand.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Il mondo artistico, Mailand, 11. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/ma_1874-06-11_dies-irae.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Illustration diff --git a/tei/marchesi_1875-12-12_hiller.xml b/tei/marchesi_1875-12-12_hiller.xml index fedf1d3..48185d2 100644 --- a/tei/marchesi_1875-12-12_hiller.xml +++ b/tei/marchesi_1875-12-12_hiller.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Mathilde Marchesi, Brief an Ferdinand Hiller, 12. Dezember 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/marchesi_1875-12-12_brief-an-hiller.xml

CC BY 4.0

@@ -17,7 +18,10 @@
- + + + + Privatschrift @@ -31,11 +35,12 @@ -

Das Requiem von Verdi haben Sie aufgeführt! Hat es gefallen? Es braucht vorzügliche - Sänger; wer hat bei Ihnen gesungen? Hier wurde es - kürzlich an der Oper von den - deutschen Sängern gegeben, war aber nicht mehr zu erkennen.

+

Das Requiem von Verdi haben Sie aufgeführt! Hat es gefallen? Es + braucht vorzügliche Sänger; wer hat bei Ihnen gesungen? Hier wurde es kürzlich an der Oper von den deutschen Sängern + gegeben, war aber nicht mehr zu erkennen.

diff --git a/tei/marchesi_1877.xml b/tei/marchesi_1877.xml index ae94cd7..a337c6d 100644 --- a/tei/marchesi_1877.xml +++ b/tei/marchesi_1877.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Mathilde Marchesi, Erinnerungen, 1877 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/marchesi_1877_erinnerungen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,10 @@
- + + + + Biografik @@ -43,49 +47,51 @@

Im Juni des Jahres 1875 ward es mir endlich vergönnt, den hochgefeierten Meister Verdi persönlich kennen zu lernen. Derselbe kam nach Wien, um seine Oper „Aida“, sowie sein schönes und jetzt allgemein anerkanntes - „Requiem“ zu dirigiren. Es war das - zweite Mal, daß Verdi + >Wien, um seine Oper „Aida“, sowie sein schönes und jetzt + allgemein anerkanntes „Requiem“ zu + dirigiren. Es war das zweite Mal, daß Verdi Wien besuchte. Er war noch sehr jung, als er das - erste Mal hierher kam um seine Oper „Nabucco“, - welche in der Scala in - Mailand schon mit größtem Erfolge gegeben - worden war, persönlich zu dirigiren. Obgleich die meisten Familien der glühenden - Hitze halber Wien verlassen hatten, so wirkte - doch der Name Verdi elektrisch genug, um die Land-, Thal- und Bergbewohner - wieder in die Stadt zu locken. Schaarenweise drängte man sich an die Casse, um einen - Platz zu erhaschen und allabendlich waren die Räume des Opernhauses dicht besetzt. - Das Requiem wirkte begeisternd auf das Publicum. - Die Hauptpartien waren durch die Damen Stolz und Waldmann, sowie - durch die Herren Masini und Medini ganz vortrefflich besetzt, und die Chöre, - welche durch den akademischen - Gesangverein verstärkt worden waren, sowie das Orchester, leisteten - unter Verdi’s + erste Mal hierher kam um seine Oper „Nabucco“, welche in der Scala in Mailand schon mit + größtem Erfolge gegeben worden war, persönlich zu dirigiren. Obgleich die meisten + Familien der glühenden Hitze halber Wien verlassen + hatten, so wirkte doch der Name Verdi elektrisch genug, um die Land-, Thal- und + Bergbewohner wieder in die Stadt zu locken. Schaarenweise drängte man sich an die + Casse, um einen Platz zu erhaschen und allabendlich waren die Räume des Opernhauses + dicht besetzt. Das Requiem wirkte + begeisternd auf das Publicum. Die Hauptpartien waren durch die Damen Stolz und Waldmann, sowie durch die Herren Masini und Medini ganz + vortrefflich besetzt, und die Chöre, welche durch den akademischen Gesangverein + verstärkt worden waren, sowie das Orchester, leisteten unter Verdi’s Zauberstab Außergewöhnliches. Der Meister seinerseits äußerte zu wiederholten Malen, daß es ein hoher Genuß für ihn sei, ein so vortreffliches Orchester und so ausgezeichnete Chöre dirigiren zu können.

-

Am Abend nach der ersten Aufführung des Requiem - war Verdi im Begriff, das Theater zu - verlassen und seinen Wagen zu besteigen, als er sich plötzlich von einer Schaar - Studenten umringt sah, welche ihm enthusiastisch zujubelten. Der Meister, dessen - einfacher Sinn sich von jeher gegen solche stürmische Ovationen sträubte, flüchtete - rasch in den nahestehenden Wagen, jedoch bemerkend, daß die jungen Hitzköpfe Miene - machten, die Pferde auszuspannen, sprang er eben so schnell auf der anderen Seite - des Wagens heraus und lief mit Blitzesschnelle zu Fuß in sein Hotel. Die - darauffolgenden Abende verließ Verdi das - Theater nur dann, wenn er mit Bestimmtheit wußte, daß Niemand in- oder außerhalb - desselben ihn erwartete.

+

Am Abend nach der ersten Aufführung des Requiem war Verdi im Begriff, + das Theater zu verlassen und seinen Wagen zu besteigen, als er sich plötzlich von + einer Schaar Studenten umringt sah, welche ihm enthusiastisch zujubelten. Der + Meister, dessen einfacher Sinn sich von jeher gegen solche stürmische Ovationen + sträubte, flüchtete rasch in den nahestehenden Wagen, jedoch bemerkend, daß die + jungen Hitzköpfe Miene machten, die Pferde auszuspannen, sprang er eben so schnell + auf der anderen Seite des Wagens heraus und lief mit Blitzesschnelle zu Fuß in sein + Hotel. Die darauffolgenden Abende verließ Verdi das Theater nur dann, wenn er mit Bestimmtheit wußte, daß + Niemand in- oder außerhalb desselben ihn erwartete.

Der Meister war so liebenswürdig einige Tacte aus dem wundervollen Tenorsolo (in C-Dur) aus dem vierstimmigen Offertorium seines Requiems, „Domine Jesu“, in mein Album zu - schreiben. Es war von ganz besonderem Interesse für mich, die Oper Aïda, welche in der - Wiener + rend="antiqua">C-Dur) aus dem vierstimmigen Offertorium seines Requiems, „Domine Jesu“, in mein Album zu schreiben. Es war von ganz besonderem + Interesse für mich, die Oper Aïda, welche in der Wiener Hof-Oper schon früher gegeben worden war, nun von italienischen Sängern und unter des Componisten persönlicher Leitung zu hören. Ich konnte mich von Neuem überzeugen, wie sehr die deutschen diff --git a/tei/mi_1874-06-13_mailand.xml b/tei/mi_1874-06-13_mailand.xml index d6ed6d9..dbf589d 100644 --- a/tei/mi_1874-06-13_mailand.xml +++ b/tei/mi_1874-06-13_mailand.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Le Monde Illustré, Paris, 13. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mi_1874-06-13.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Illustration @@ -46,12 +47,12 @@

MILAN. Ecécution de la messe du <hi rend="italic" - >Requiem</hi> de Verdi dans l’église San - Marco à l’occasion de l’anniversaire de la mort de Manzoni. — D’apres le croquis de - M. Snevel. (Voir la Chronique musicale, - page 371.)

+ >Requiem de Verdi + dans l’église San Marco à + l’occasion de l’anniversaire de la mort de Manzoni. — D’apres le croquis de M. Snevel. (Voir la Chronique musicale, page + 371.)

diff --git a/tei/mi_1874-06-20_mailand.xml b/tei/mi_1874-06-20_mailand.xml index 25c9538..0c50e18 100644 --- a/tei/mi_1874-06-20_mailand.xml +++ b/tei/mi_1874-06-20_mailand.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Le Monde Illustré, Paris, 20. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mi_1874-06-20.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Illustration @@ -44,10 +45,10 @@ La messe de Verdi a l’Opéra comique
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LA MESSE DE - VERDI A L’OPÉRA COMIQUE. Le maestro - dirigeant l’orchestre. — (Dessin de M. Edmond +

LA MESSE DE VERDI A + L’OPÉRA COMIQUE. Le + maestro dirigeant l’orchestre. — (Dessin de M. Edmond Morin.) — Voir la Chronique musicale, p. 387.

diff --git a/tei/mn_1875-12-10_muenchen.xml b/tei/mn_1875-12-10_muenchen.xml index 7aab08d..997208d 100644 --- a/tei/mn_1875-12-10_muenchen.xml +++ b/tei/mn_1875-12-10_muenchen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Münchener Nachrichten, 10. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mn_1875-12-10_verdis-requiem-in-muenchen.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Bericht @@ -40,15 +41,16 @@ Musik und Theater.

(Verdi’s - Requiem in München.) Mit der Aufführung von Verdi’s - Requiem hat man sich hier mehr beeilt, als - mit der des „Elias“ von - Mendelssohn. - Der berühmte Komponist der Musik zum „Sommernachtstraum“ - und der „Lieder ohne + <title key="verdi.requiem" type="mus">Requiem in München.) Mit der Aufführung von Verdi’s + Requiem hat man sich hier mehr + beeilt, als mit der des „Elias“ von Mendelssohn. Der berühmte Komponist der Musik zum „Sommernachtstraum“ und der „Lieder ohne Worte“ ruhte schon seit Dezennien in kühler Erde, bis eines seiner besten Werke sich in München Gehör zu verschaffen vermochte. Wir sind nicht gewillt, hier ungeeignete Parallelen zu @@ -57,45 +59,48 @@ nebeneinander zu nennen, um jeder für Musik zugänglichen Natur sofort die ungeheure Kluft, die zwischen Beiden liegt, zum Bewußtsein zu bringen. Das Verdi’sche - Requiem ist ohne Zweifel ein bedeutendes Werk, - nur erscheint es sehr zweifelhaft, ob sich der Komponist damit nicht auf ein Gebiet - begeben hat, was ihm seiner ganzen Anlage nach verschlossen bleiben sollte. - Verdi und Kirchenmusik wollen nicht - recht zusammenpassen, Troubadour und Rigoletto entsprechen der ganzen Richtung seines - Talentes gewiß besser. Es soll damit keineswegs gesagt sein, daß die Möglichkeit - überhaupt ausgeschlossen wäre für einen Operncomponisten von der Beschaffenheit - Verdi’s, auch eine tüchtige - Kirchenkomposition zu liefern, hat er doch in Rossini einen Vorgänger, der sich durch sein „Stabat mater dolorosa“ ein - kaum minder glänzendes Denkmal gesetzt hat, als durch den „Barbier von Sevilla“, aber - dessenungeachtet ist der Schritt, welchen Requiem ist ohne Zweifel ein + bedeutendes Werk, nur erscheint es sehr zweifelhaft, ob sich der Komponist damit + nicht auf ein Gebiet begeben hat, was ihm seiner ganzen Anlage nach verschlossen + bleiben sollte. Verdi und Kirchenmusik + wollen nicht recht zusammenpassen, Troubadour und Rigoletto entsprechen der ganzen Richtung seines Talentes gewiß besser. + Es soll damit keineswegs gesagt sein, daß die Möglichkeit überhaupt ausgeschlossen + wäre für einen Operncomponisten von der Beschaffenheit Verdi’s, auch eine tüchtige Kirchenkomposition + zu liefern, hat er doch in Rossini + einen Vorgänger, der sich durch sein „Stabat mater dolorosa“ + ein kaum minder glänzendes Denkmal gesetzt hat, als durch den „Barbier von Sevilla“, + aber dessenungeachtet ist der Schritt, welchen Rossini von der komischen Oper zur Kirchenmusik machte, nicht so - groß, wie der von Rigoletto und La Travitata zu einem Requiem. Und zwar - deshalb, weil Verdi’s Opern von der - Frivolität und Lascivität unserer Zeit angekränkelt sind, während bei Rigoletto und + La Travitata zu einem Requiem. + Und zwar deshalb, weil Verdi’s Opern von + der Frivolität und Lascivität unserer Zeit angekränkelt sind, während bei Rossini das Naive das eigentlich charakteristische Merkmal selbst in dem frivolen „Barbier von Sevilla“ ist, und - weil eben darin der unschätzbare Werth dieser Oper für alle Zeiten liegt.

-

Die Aufführung des Requiem war, abgesehen von - einer bei den Damen Radecke und Schefzky hervortretenden Indisposition in - den ersten Stadien der Produktion, vortrefflich und auch dieser Mangel wurde - reichlich ausgeglichen durch die gelungene Exekutierung des Duetts „Agnus Dei“, welches - die Damen wiederholen mußten. Herr Barbier von Sevilla“ + ist, und weil eben darin der unschätzbare Werth dieser Oper für alle Zeiten + liegt.

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Die Aufführung des Requiem war, + abgesehen von einer bei den Damen Radecke + und Schefzky hervortretenden + Indisposition in den ersten Stadien der Produktion, vortrefflich und auch dieser + Mangel wurde reichlich ausgeglichen durch die gelungene Exekutierung des Duetts „Agnus Dei“, + welches die Damen wiederholen mußten. Herr Nachbaur zeigte durch seine Sololeistung: „Ingemisco“, - daß er seinem Ruf auch als Kirchensänger gerecht zu werden weiß und Herr Bausewein that das - Seinige, um den Erfolg des Ganzen zu gewährleisten. Es bleibt nur zu wünschen, daß - durch Wiederholung des immerhin interessanten und an musikalischen Schönheiten - reichen Tonstückes auch einem weiteren Kreise Gelegenheit geboten wird, das - Verdische + rend="antiqua">„Ingemisco“, daß er seinem Ruf auch als Kirchensänger gerecht + zu werden weiß und Herr Bausewein that das Seinige, um den Erfolg des Ganzen zu + gewährleisten. Es bleibt nur zu wünschen, daß durch Wiederholung des immerhin + interessanten und an musikalischen Schönheiten reichen Tonstückes auch einem + weiteren Kreise Gelegenheit geboten wird, das Verdische Requiem kennen zu lernen.

diff --git a/tei/mn_1876-03-24_muenchen.xml b/tei/mn_1876-03-24_muenchen.xml index 8c6de42..ed22cae 100644 --- a/tei/mn_1876-03-24_muenchen.xml +++ b/tei/mn_1876-03-24_muenchen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Münchener Nachrichten, 24. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mn_1876-03-24_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Bericht @@ -39,26 +40,27 @@

(Verdi’s - Requiem) gelangte hier schon vor - einigen Monaten im k. Odeon zur - ersten Aufführung; eine zweite fand - am 21. März im Hoftheater statt. Das Requiem ist nicht ohne große Schönheiten und gehört - entschieden zu den bedeutendsten musikalischen Tonschöpfungen der Gegenwart. Am - wirkungsvollsten ist das Dies irae - dies illa — ein großartiges Tongemälde, welches den Schrecken - des jüngsten Gerichtes Ausdruck giebt. Das Lux aeterna luceat eis beweist, daß Verdi denn doch - bei Meister Wagner ein wenig in die - Schule gegangen. — Das Opernhafte, Sinnliche der ganzen Musik mag für ein Requiem - nicht passen, es wirkt aber im Konzertsaale und Theater um so besser. Die Aufführung - kann als eine gelungene bezeichnet werden. Die Soli wurden gesungen von den Damen - Radecke und Schefzky, den Herren Bausewein und Nachbaur.

+ Requiem) gelangte hier + schon vor einigen Monaten im k. + Odeon zur ersten Aufführung; eine zweite fand am 21. März im + Hoftheater statt. Das + Requiem ist nicht ohne große + Schönheiten und gehört entschieden zu den bedeutendsten musikalischen Tonschöpfungen + der Gegenwart. Am wirkungsvollsten ist das Dies irae dies illa — ein + großartiges Tongemälde, welches den Schrecken des jüngsten Gerichtes Ausdruck giebt. + Das Lux aeterna luceat + eis beweist, daß Verdi denn doch bei Meister Wagner ein wenig in die Schule gegangen. — Das + Opernhafte, Sinnliche der ganzen Musik mag für ein Requiem nicht passen, es wirkt + aber im Konzertsaale und Theater um so besser. Die Aufführung kann als eine + gelungene bezeichnet werden. Die Soli wurden gesungen von den Damen Radecke und Schefzky, den Herren Bausewein und Nachbaur.

Seine Majestät erschien nach acht Uhr in der Königsloge und verweilte darin bis zum Schlusse.

diff --git a/tei/mp_1875-06-12_wien.xml b/tei/mp_1875-06-12_wien.xml index 5db3f37..6d5c4de 100644 --- a/tei/mp_1875-06-12_wien.xml +++ b/tei/mp_1875-06-12_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Morgen-Post, Wien, 12. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mp_1875-06-12_hofoperntheater.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -45,12 +48,12 @@ >Verdi hat gestern gelegentlich der ersten Aufführung seines, dem Andenken des italienischen Dichters Manzoni gewidmeten Requiems einen ganz außergewöhnlichen und - wohlberechtigten Triumph gefeiert. Schon bei seinem ersten Erscheinen am - Dirigentenpulte erhob sich ein Beifallssturm, der sich nach fast jeder Nummer (von - welchen drei wiederholt werden mußten) erneuerte und der nach der ersten Abtheilung - seinen Gipfelpunkt erreicht zu haben schien. Der Begeisterungsjubel aber, der sich - zum Schlusse erhob und sich gar nicht zu legen wollen schien, spottet aller + key="verdi.requiem" type="mus">Requiems einen ganz + außergewöhnlichen und wohlberechtigten Triumph gefeiert. Schon bei seinem ersten + Erscheinen am Dirigentenpulte erhob sich ein Beifallssturm, der sich nach fast jeder + Nummer (von welchen drei wiederholt werden mußten) erneuerte und der nach der ersten + Abtheilung seinen Gipfelpunkt erreicht zu haben schien. Der Begeisterungsjubel aber, + der sich zum Schlusse erhob und sich gar nicht zu legen wollen schien, spottet aller Beschreibung.

Verdi mußte immer wieder erscheinen, brachte aber immer wieder sein ausgezeichnetes Gesangs-Quartett, die Damen Morgen-Post, Wien, 13. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mp_1875-06-13_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -42,7 +45,7 @@ Verdi’sRequiem“. + >Requiem“.

Wie schon unsere gestrige flüchtige NotizVgl. Morgen-Post, Wien, 12. Juni 1875. berichtet, hat Wenn man schon an Verdi gar nichts Anderes bewundert muß man doch staunend die Elastizität seines Geistes anerkennen, die ihn befähigt, jetzt, nachdem er dreißig Jahre lang alle Bühnen der Welt beherrscht, ein - Werk zu schreiben, welches — die „Aida“ ausgenommen - — seinen bisherigen Gepflogenheiten schnurstraks zuwiderlauft, und von welchem aus, - oder eigentlich schon son einer letzten Oper, der obgenannten „Aida“ aus eine ganz neue Epoche seines Schaffens - datirt.

+ Werk zu schreiben, welches — die „Aida“ + ausgenommen — seinen bisherigen Gepflogenheiten schnurstraks zuwiderlauft, und von + welchem aus, oder eigentlich schon son einer letzten Oper, der obgenannten „Aida“ aus eine ganz neue Epoche seines + Schaffens datirt.

Verdi hat beiläufig zwei Dutzend Opern geschrieben. Einige davon sind mehr oder minder gründlich durchgefallen, ein großer Theil aber setzte sich unbestritten in der Gunst des Publikums fest, und jedenfalls @@ -65,59 +68,61 @@ italienische Komponist, der alle Bühnen der Welt mehr oder minder souverän beherrscht. Was wäre natürlicher, als daß Verdi in seinem gewohnten Geleise geblieben wäre und Opern à laTraviata“ oder - „Trovatore“ weiter geschrieben hätte - bis an sein seliges Ende? Aber nicht zufrieden mit den Huldigungen, die ihm die - ganze zivilisirte Welt im vollsten Maße entgegenbringt, bildet er sich noch im Alter - von mehr als sechzig Jahren einen ganz neuen Styl, der allerdings schon in einigen - seiner früheren Opern, z. B. „Simon - Boccanegra“ und „Don Carlos“ im - Keimen begriffen ist, nichts destoweniger aber, da diese Werke dem allerkleinsten - Theil des musikalischen Publikums bekannt geworden, alle Welt auf’s Höchste - überrascht, und zwar, was speziell uns Deutsche betrifft, geradezu freudig überrascht.

+ rend="antiqua">à la „Traviata“ oder „Trovatore“ weiter geschrieben hätte bis an sein seliges Ende? Aber + nicht zufrieden mit den Huldigungen, die ihm die ganze zivilisirte Welt im vollsten + Maße entgegenbringt, bildet er sich noch im Alter von mehr als sechzig Jahren einen + ganz neuen Styl, der allerdings schon in einigen seiner früheren Opern, z. B. + „Simon Boccanegra“ und + „Don Carlos“ im Keimen + begriffen ist, nichts destoweniger aber, da diese Werke dem allerkleinsten Theil des + musikalischen Publikums bekannt geworden, alle Welt auf’s Höchste überrascht, und + zwar, was speziell uns Deutsche betrifft, geradezu freudig + überrascht.

Verdi ist in seinen beiden letzten Werken, - der „Aida“ und dem „Requiem“ gründlicher, tiefer geworden, er hat allen Trivialitäten, - allen gewaltsamen, mitunter rohen Effekten, die uns den vollen, reinen Genuß seiner - übrigen Opern oft genug verkümmern, heldenmüthig entsagt, obwohl er wußte, daß - gerade diese Eruditäten bei dem großen und leider ausschlaggebenden Publikum sicher - wirken wie baares Geld, seine Leidenschaft, seine sinnliche Gluth haben sich zu - minderen Farben abgedämpft, er sucht nicht mehr den „Effekt“ um jeden Preis, er - sucht auch Wahrheit, mit einem Worte, er ist, auf dem Gipfel des Ruhmes stehend, - entsagungsvoll umgekehrt, und nähert sich in einem Alter, wo Andere auf ihren Lorbeeren ausruhen oder - gewohnheitsmäßig weiter schaffen, dem Ideal der Kunst, dem Ideal wenigstens, das wir - Deutsche anbeten.

-

Als „Aida“ erschien, konnten wir in Zweifel sein, ob - die völlige Umkehr Verdi’s, das strenge - Anklammern an den Text u. s. w. wirklich einem inneren Bedürfnisse oder dem - Erlöschen der Phantasie zuzuschreiben sei. Wenn der Strom der Melodie nicht mehr so - voll und üppig rauschen will, dann tritt ja wohl oft die mühsame Reflexion an Stelle - der spontanen Eingebung und was früher leicht ungezwungen, sozusagen aus dem Aermel - geschüttelt wurde, muß dann mühsam durch allerlei Druck- und Pumpwerk aus der Tiefe - des Geistes hervorgeholt werden. Da wird dann der gegebene Text als willkommene - Krücke benützt, an der sich die Musik — angeblich des tieferen Ausdruckes, der - größeren Wahrheit wegen — anklammert, um wohl oder übel mit sortzukommen. Das - „Manzoni-Requiem“ aber hat uns vollständig - belehrt, daß bei Verdi die Umkehr mit - vollstem Bewußtsein und mit vollkommen intakt gebliebener Erfindungskraft geschehen - sei, es ist eine würdevolle Komposition, das Studium deutscher Meister, sowie - ähterer italienischer Kirchen-Komponisten leuchtet überall hervor, ohne Verdi’s Individualität zu verwischen.

+ der „Aida“ und dem „Requiem“ gründlicher, tiefer geworden, er + hat allen Trivialitäten, allen gewaltsamen, mitunter rohen Effekten, die uns den + vollen, reinen Genuß seiner übrigen Opern oft genug verkümmern, heldenmüthig + entsagt, obwohl er wußte, daß gerade diese Eruditäten bei dem großen und leider + ausschlaggebenden Publikum sicher wirken wie baares Geld, seine Leidenschaft, seine + sinnliche Gluth haben sich zu minderen Farben abgedämpft, er sucht nicht mehr den + „Effekt“ um jeden Preis, er sucht auch Wahrheit, mit einem Worte, er ist, auf dem + Gipfel des Ruhmes stehend, entsagungsvoll umgekehrt, und nähert sich in einem Alter, wo Andere auf ihren Lorbeeren + ausruhen oder gewohnheitsmäßig weiter schaffen, dem Ideal der Kunst, dem Ideal + wenigstens, das wir Deutsche anbeten.

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Als „Aida“ erschien, konnten wir in + Zweifel sein, ob die völlige Umkehr Verdi’s, das strenge Anklammern an den Text u. s. w. wirklich einem + inneren Bedürfnisse oder dem Erlöschen der Phantasie zuzuschreiben sei. Wenn der + Strom der Melodie nicht mehr so voll und üppig rauschen will, dann tritt ja wohl oft + die mühsame Reflexion an Stelle der spontanen Eingebung und was früher leicht + ungezwungen, sozusagen aus dem Aermel geschüttelt wurde, muß dann mühsam durch + allerlei Druck- und Pumpwerk aus der Tiefe des Geistes hervorgeholt werden. Da wird + dann der gegebene Text als willkommene Krücke benützt, an der sich die Musik — + angeblich des tieferen Ausdruckes, der größeren Wahrheit wegen — anklammert, um wohl + oder übel mit sortzukommen. Das „Manzoni-Requiem“ aber hat uns vollständig belehrt, daß bei Verdi die Umkehr mit vollstem Bewußtsein und mit + vollkommen intakt gebliebener Erfindungskraft geschehen sei, es ist eine würdevolle + Komposition, das Studium deutscher Meister, sowie ähterer italienischer + Kirchen-Komponisten leuchtet überall hervor, ohne Verdi’s Individualität zu verwischen.

Der Begriff „Kirchenmusik“ ist nun allerdings sehr dehnbarer Natur, Bach und Haydn z. B. haben den lieben Gott in ganz verschiedenen Tönen angesungen, zwischen Palästrina und Beethoven’s - großer Messe besteht eine weite - Kluft, und der liebe Gott, langmüthig wie er schon ist, hat sich die eine wie die - andere Weise gefallen lassen. Wenn man aber unter „Kirchenmusik“ Dasjenige versteht, - was den Menschen zur Andacht stimmt und erbaut, dann ist - Verdi’sRequiem“ gewiß echte Kirchenmusik, wenn man auch hie und da ein wenig - an das — Theater gemahnt wird.

+ großer Messe besteht eine + weite Kluft, und der liebe Gott, langmüthig wie er schon ist, hat sich die eine wie + die andere Weise gefallen lassen. Wenn man aber unter „Kirchenmusik“ Dasjenige + versteht, was den Menschen zur Andacht stimmt und erbaut, + dann ist Verdi’sRequiem“ gewiß echte Kirchenmusik, wenn + man auch hie und da ein wenig an das — Theater gemahnt wird.

Verdi macht sich allerdings alle modernen Errungenschaften der Instrumentation, des Rhytmus, der Melodieführung, der Steigerung in Ensemblesätzen u. s. w., unterthan, falschen @@ -131,95 +136,98 @@ break="yes" n="3a" type="regular"/> übrigens davon kein besonderes Aufheben machen und uns lieber an weniger künstliche und weniger — mechanische Partien des Werkes halten.

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Das Requiem beginnt einfach und bescheiden mit - den drei von der Quinte an absteigenden Stufen des A-moll-Dreiklanges: „Ewige - Ruhe gib ihnen, o Herr!“ Die vier Solostimmen verschmelzen, durchkreuzen - sich auch die zarteste Weise, Chor und Orchester schließen sich ergänzend an und - vollenden das Bild sanfter Trauer. Im folgenden Satze „Dies irae“ spektakelt - allerdings ein wenig das Orchester, sogar die dumpfen Schläge der großen Trommel - werden zu Hilfe genommen, den „Tag des Schreckens“ zu illustriren, trotzdem bleibt - die Wirkung entschieden hinter der zurück, die Das Requiem beginnt einfach und + bescheiden mit den drei von der Quinte an absteigenden Stufen des A-moll-Dreiklanges: „Ewige Ruhe gib ihnen, o Herr!“ Die vier + Solostimmen verschmelzen, durchkreuzen sich auch die zarteste Weise, Chor und + Orchester schließen sich ergänzend an und vollenden das Bild sanfter Trauer. Im + folgenden Satze „Dies irae“ spektakelt allerdings ein wenig das + Orchester, sogar die dumpfen Schläge der großen Trommel werden zu Hilfe genommen, + den „Tag des Schreckens“ zu illustriren, trotzdem bleibt die Wirkung entschieden + hinter der zurück, die Mozart an der gleichen Stelle mit viel einfacheren Mitteln erreichte. Im „Tuba mirum“ („Die Posaume des - jüngsten Gerichts“) hat Verdi für gut - befunden, den Blechchor in seine einzelnen Glieder aufzulösen, sich gegenseitig - zufen und antworten zu lassen, und das ist der erste — theatralische Effekt, der zu dem gewaltigen Bilde des Textes nicht würdig - genug passen will. Allerdings wird keine Musik der Welt die dröhnenden Posaunen des - jüngsten Tages erschütternd genug versinnlichen (am allerwenigsten konnte das - Berlioz mit seinen vier an allen - Ecken des Saales aufgestellten Armeen von Blechinstrumenten) aber gerade darum - sollte man sich auf einfache Andeutung beschränken und Allem, was nach kleinlicher - Malerei ausscheut, sorgfältig aus dem Wege gehen.

+ key="verdi.requiem.2.tuba-mirum" type="mus">Tuba mirum“ („Die + Posaume des jüngsten Gerichts“) hat Verdi + für gut befunden, den Blechchor in seine einzelnen Glieder aufzulösen, sich + gegenseitig zufen und antworten zu lassen, und das ist der erste — theatralische Effekt, der zu dem gewaltigen Bilde des + Textes nicht würdig genug passen will. Allerdings wird keine Musik der Welt die + dröhnenden Posaunen des jüngsten Tages erschütternd genug versinnlichen (am + allerwenigsten konnte das Berlioz mit + seinen vier an allen Ecken des Saales aufgestellten Armeen von Blechinstrumenten) + aber gerade darum sollte man sich auf einfache Andeutung beschränken und Allem, was + nach kleinlicher Malerei ausscheut, sorgfältig aus dem Wege gehen.

Weitere kleine Illustrationen dieses grandiosen Textes z. B. „Welch’ ein Wimmern, welch’ - ein Klagen“ oder die spannenden Pausen bei Mors - stupebit hat sich Verdi - nicht entgehen lassen. Das Rex tremendae ist ein - stolz aufgebauter Satz in C-moll beginnend mit einem - überraschend schönen Schluß in C-dur, das folgende Recordare - für zwei Frauenstimmen, in dem milden F-dur, reizend - instrumentirt, mit interessanter Stimmführung ein wenig an ein übrigens höchst edles - Opern-Adagio anklingend, mußte wiederholt werden. In dem Baßsolo Confutatis fielen + key="verdi.requiem.2.dies-irae" n="quantus-tremor" type="mus">Welch’ ein + Wimmern, welch’ ein Klagen“ oder die spannenden Pausen bei Mors stupebit hat sich Verdi nicht entgehen lassen. Das Rex + tremendae ist ein stolz aufgebauter Satz in C-moll beginnend mit einem überraschend schönen Schluß in C-dur, das folgende Recordare für zwei + Frauenstimmen, in dem milden F-dur, reizend instrumentirt, + mit interessanter Stimmführung ein wenig an ein übrigens höchst edles Opern-Adagio + anklingend, mußte wiederholt werden. In dem Baßsolo Confutatis fielen uns die — absichtlich gesetzte — fünfmal wiederholte Folge reiner Quinten auf. Wir wissen recht wohl, daß man sich über derlei von der Harmonielehre einst streng verbotenen Schulfuchsereien jetzt hinwegsetzt, aber — schön klingen diese Quinten doch nicht und nothwendig sind sie erst recht nicht. Verdi wollte damit jedenfalls die - Textworte „Angstvoll - sorgend“ musikalisch hervorheben, aber das wäre mit anderen Mitteln auch - gegangen. Die erste Abtheilung schließt ein prachtvoll aufgebautes und höchst - interessant durchgeführtes Ensemble Lacrymosa (Des-dur und B-moll). Die breit angelegte und - austönende, edle Melodie, die nach und nach von den einzelnen Stimmen erfaßt und - durchgeführt wird, die seufzenden Noten des Soprans, die schöne Instrumentation und glückliche Steigerung bekunden eine - Meisterhand. Der Beifall wollte kein Ende nehmen.

+ Textworte „Angstvoll sorgend“ musikalisch hervorheben, aber das wäre mit anderen + Mitteln auch gegangen. Die erste Abtheilung schließt ein prachtvoll aufgebautes und + höchst interessant durchgeführtes Ensemble Lacrymosa (Des-dur und B-moll). Die breit + angelegte und austönende, edle Melodie, die nach und nach von den einzelnen Stimmen + erfaßt und durchgeführt wird, die seufzenden Noten des Soprans, die schöne Instrumentation und glückliche Steigerung + bekunden eine Meisterhand. Der Beifall wollte kein Ende nehmen.

Wir müssen uns kurz fassen und die noch folgenden Schönheiten nur flüchtig berühren, möchten aber Jedermann aneifern, das bedeutungsvolle Werk zu hören und abermals zu - hören. „Hostias“, stimmungsvoll ausklingend, wurde wiederholt, desgleichen - die Krone des Ganzen, das „Agnus - Dei“. Das vorhergehende „Sanctus“, eine feurige Doppelfuge, ist - mehr äußerlich glänzend und ist, abgesehen von dem hübschen Kontrast des in fast - kindlich frohem Tone gesungenen „Pleni sunt coeli“, vielleicht die - schwächste Nummer des Werkes. Hochbedeutend aber ist das oberwähnte „Agnus“. Wie die beiden + hören. „Hostias“, stimmungsvoll ausklingend, wurde wiederholt, + desgleichen die Krone des Ganzen, das „Agnus Dei“. Das vorhergehende + „Sanctus“, eine feurige Doppelfuge, ist mehr äußerlich glänzend und + ist, abgesehen von dem hübschen Kontrast des in fast kindlich frohem Tone gesungenen + „Pleni sunt + coeli“, vielleicht die schwächste Nummer des Werkes. + Hochbedeutend aber ist das oberwähnte „Agnus“. Wie die beiden Frauenstimmen, ohne Begleitung in Oktaven ihre tiefempfundene Melodie beginnen, der Chor (ebenfalls in Oktaven) antwortet, wie dann mit dem Eintritt von C-moll die Harmonie dazutritt, die Stimmen sich gegenseitig ablösen, von immer reicherer Begleitung umspielt, endlich Chor und Orchester voll zusammenklingen, das muß man hören, um den Jubel zu begreifen, der nach diesem - Stücke losbrach. Der Schlußsatz „Libera me“ ist interessant durch die psalmodirende, an die - christliche Liturgie anklingende Haltung, die Schlußfuge im schnellen Tempo, mit - schnellen Noten klingt nicht würdig genug.

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Die Aufnahme des Requiems war eine beispiellos - günstige. Viel davon kommt auf Rechnung des Werkes, viel auch auf die Aufführung. - Ein so vorzügliches Gesangsquartett wie es die Damen Stolz (Sopran), Waldmann (Mezzosopran), die - Herren Masini - (Tenor), Medini - (Baß) bilden, wird man nicht leicht finden. Die Stimmen, namentlich des Soprans und - Tenors, sind prachtvoll, glänzend, stark, dabei von äußerst sympathischem Klang und - morgenfrischer Färbung alle vier tüchtig geschult, das Zusammenwirken - unübertrefflich. Das Publikum gerieth ab und zu in Entzücken. Nicht vergessen darf - man die vorzüglichen Leistungen des (durch den akademischen Gesangverein - verstärkten) Chors und des Opernorchesters. Eine solche Körperschaft wird Verdi schwerlich noch sonst irgendwo finden. Er - war auch dankbar, er lenkte allen Beifall von sich ab, auf Soli, Chor und - Orchester.

+ Stücke losbrach. Der Schlußsatz „Libera me“ ist interessant durch die psalmodirende, + an die christliche Liturgie anklingende Haltung, die Schlußfuge im schnellen Tempo, + mit schnellen Noten klingt nicht würdig genug.

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Die Aufnahme des Requiems war eine + beispiellos günstige. Viel davon kommt auf Rechnung des Werkes, viel auch auf die + Aufführung. Ein so vorzügliches Gesangsquartett wie es die Damen Stolz (Sopran), + Waldmann + (Mezzosopran), die Herren Masini (Tenor), Medini (Baß) bilden, wird man nicht + leicht finden. Die Stimmen, namentlich des Soprans und Tenors, sind prachtvoll, + glänzend, stark, dabei von äußerst sympathischem Klang und morgenfrischer Färbung + alle vier tüchtig geschult, das Zusammenwirken unübertrefflich. Das Publikum gerieth + ab und zu in Entzücken. Nicht vergessen darf man die vorzüglichen Leistungen des + (durch den akademischen Gesangverein verstärkten) Chors und des Opernorchesters. + Eine solche Körperschaft wird Verdi + schwerlich noch sonst irgendwo finden. Er war auch dankbar, er lenkte allen Beifall + von sich ab, auf Soli, Chor und Orchester.

Das Haus war überfüllt. Ob aber der pekuniäre Gewinn trotz dieses Umstandes und trotz der doppelten Preise besonders groß war, möchte man bezweifeln, wenn es wahr ist, daß die vier Solisten allein für jede Aufführung zusammen 8000 Franks beziehen.

diff --git a/tei/mp_1875-09-25_florenz.xml b/tei/mp_1875-09-25_florenz.xml index 200f337..ce434cb 100644 --- a/tei/mp_1875-09-25_florenz.xml +++ b/tei/mp_1875-09-25_florenz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Morgen-Post, Wien, 25. September 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mp_1875-09-25_florenz.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Kurzbericht @@ -37,9 +38,12 @@ - + Theater, Kunst und Literatur. - + + + +

* Wie der „Gazzetta di Venezia“ unterm 19. d. @@ -48,13 +52,14 @@ Theater „Principe UmbertoVerdi’s schon längst angekündigte „Messa Requiem“ in Gegenwart von mehr als - zweitausend Zuhörern zur Aufführung gelangt und war der Erfolg, wie es sich - leicht voraussehen ließ, ein glänzender. Das „Tuba mirum“, das „Sanctus“ und das - „Agnus Dei“ - mußten auf allgemeines Verlangen wiederholt werden.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Messa Requiem“ in Gegenwart von mehr + als zweitausend Zuhörern zur Aufführung gelangt und war der Erfolg, wie es + sich leicht voraussehen ließ, ein glänzender. Das „Tuba mirum“, das + „Sanctus“ und das „Agnus Dei“ mußten auf + allgemeines Verlangen wiederholt werden.

diff --git a/tei/mwb_1875-12-31_muenchen.xml b/tei/mwb_1875-12-31_muenchen.xml index ff94fab..e5357aa 100644 --- a/tei/mwb_1875-12-31_muenchen.xml +++ b/tei/mwb_1875-12-31_muenchen.xml @@ -4,11 +4,12 @@ MWbl, Leipzig, 31. Dezember 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1875-12-31_musikbrief-muenchen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,10 @@
- + + + + Werkbesprechung @@ -50,8 +54,8 @@

München, December 1875.

Am 7. d. - Mts. ist die erstmalige Aufführung von Verdi’s + Mts. ist die erstmalige Aufführung von Verdi’s Messa da Requiem in Isar-Athen vor sich gegangen.

In welcher Weise sich derlei Dinge in der alten griechischen @@ -61,24 +65,24 @@ key="euripides">Euripides und Sophokles mit den Zöpfen gewackelt hätten, wenn Einer aus Macedonien sichs hätte einfallen lassen, ihnen was - vorblasen zu wollen; — ob auch Phidias das - Verbot dagegen ergehen liess, einheimische Nicht-Mitglieder zum Besuch des - Kunstvereins zuzulassen . . . . und was dergleichen knurrige Wintervergnügen mehr - sind, — darüber fehlen uns alle genaueren Nachrichten. Dass aber Neu-Athen in diesen Dingen voraus ist, das glauben - wir mit Bestimmtheit versichern zu dürfen. Um so grösser ist nun der Triumph, mit - einem Werke durchzudringen, welches weder eine Symphonie, noch von Phidias das Verbot + dagegen ergehen liess, einheimische Nicht-Mitglieder zum Besuch des Kunstvereins + zuzulassen . . . . und was dergleichen knurrige Wintervergnügen mehr sind, — darüber + fehlen uns alle genaueren Nachrichten. Dass aber Neu-Athen in diesen Dingen voraus ist, das glauben wir mit + Bestimmtheit versichern zu dürfen. Um so grösser ist nun der Triumph, mit einem + Werke durchzudringen, welches weder eine Symphonie, noch von Beethoven, keine Oper und auch nicht von Auber oder Flotow ist. — Auch neulich sind die alten und die jungen Zöpfchen mit sicherer Würde ins Concert gegangen — und etwas „betupft“ herausgekommen. — „Es ist wirklich Einiges recht schön, zum Beispiel das - Agnus Dei“ — sagte eins unserer ersten - Koryphäen, — „aber zum Beispiel das Agnus - Dei“, bemerkte verurtheilend ein Anderer, „so Etwas habe ich doch noch nie - gehört!“ — „Diese ganze Art musikalischer Empfindung ist einmal der unseren, der - deutschen, total fremd, schön anzuhören, wie die tropischen Pflanzen eines - Treibhauses schön anzusehen sind, aber wir fühlen uns nicht heimisch darin“ + Agnus Dei“ — sagte eins unserer + ersten Koryphäen, — „aber zum Beispiel das Agnus Dei“, bemerkte verurtheilend ein Anderer, „so Etwas habe ich doch + noch nie gehört!“ — „Diese ganze Art musikalischer Empfindung ist einmal der + unseren, der deutschen, total fremd, schön anzuhören, wie die tropischen Pflanzen + eines Treibhauses schön anzusehen sind, aber wir fühlen uns nicht heimisch darin“ versicherte auch seufzend ein junger Gelehrter, der wohl noch keine Gelegenheit gehabt hatte, andere als Suppenkräuter und Vergissmeinnichte ausserhalb des Treibhauses zu bewundern und unter Palmen — gestraft oder ungestraft — sich heimisch @@ -86,18 +90,18 @@ und gründlich aus der Stimmung zu bringen, — zornig und lachend zugleich bin ich nach Hause gegangen. Verdi aber mag am meisten und am vergnügtesten lachen: denn uns will bedünken, dass mit dieser Messa seine ganze Stellung in der musikalischen - Welt eine andere geworden ist.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Messa seine ganze Stellung in der + musikalischen Welt eine andere geworden ist.

Verdi — mit diesem Namen glaubt man schon allerlei leichtfassliche Melodien des „Troubadour“ oder aus „Rigoletto“ - zu vernehmen, — den „Gediegenen“ sträuben sich die Haare auf dem Kopf, und den - starren Wagnerianern wachsen solche auf den Zähnen!

+ >Troubadour“ oder aus „Rigoletto“ zu vernehmen, — den „Gediegenen“ sträuben sich die Haare auf + dem Kopf, und den starren Wagnerianern wachsen solche auf den Zähnen!

Mit der mir eigenen musikalischen Charakterlosigkeit bin ich ohne allzufest - vorgefasste Meinung zu der Messa gegangen — - hatte ich doch den letzten Rest einer solchen abstreifen müssen, als ich vor Kurzem - unter italienischem Himmel und unter den liebenswürdigsten Verhältnissen einer - erstmaligen, durch den Componisten einstudirten, Messa + gegangen — hatte ich doch den letzten Rest einer solchen abstreifen müssen, als ich + vor Kurzem unter italienischem Himmel und unter den liebenswürdigsten Verhältnissen + einer erstmaligen, durch den Componisten einstudirten, von Sbolci geleiteten Aufführung anwohnte. — Es ist ebenso unmöglich, die Vollkommenheit der dortigen Leistungen, zumal des berühmten und in seiner Art unübertrefflichen @@ -125,27 +129,27 @@ die ja, möchte ich sagen, darauf angelegt ist, dass der ausübende Künstler frei damit schalte. — Hat uns Willkür verschont, so sind doch ein paar Tempi ganz verfehlt — natürlich zu langsam — genommen gewesen. Aus diesem Grund ist das „Confutatis“ (Basssolo) ohne jegliche - Wirkung geblieben; dem „Agnus Dei“ hätte - einige Beschleunigung gut gethan, besonders bei der überhaupt nicht zu billigenden — - Wiederholung, und die schöne Stelle „Lux - aeterna“ etc., ziemlich am Schluss, welche in Italien sich als eine der wirkungsvollsten auszeichnete, ist hier - ganz verloren gegangen. Das Ganze, im Allgemeinen, war jedoch gewissenhaft und - verständnisvoll einstudirt und ist ohne besondere Fehler abgegangen. Die - vorzüglichen Leistungen der durch Wüllner einstudirten Chöre sind schon von den - genussreichen Concerten der Vocalcapelle her bekannt; unser Orchester hat - schwierigere Aufgaben spielend überwunden und hätte — besonders die Geigen — nur - zuweilen vermeiden sollen, das mezza-voce der Solostimmen zu - übertönen. Die Solisten — mein Gott, ich möchte sie ja so gerne loben und kann dies - mit gutem Gewissen doch nur bei Frl. Radecke thun, deren reizende, sympathische Töne, deren feine - Auffassung nicht ganz ausreichen wollte. Ihr allein merkte man an, dass sie bemüht - war, nicht sich, sondern das Werk zur Geltung zu bringen. Frl. Schefzky sang so gut sie es verstand, — es - wird mir nie einfallen, sie unter die Künstlerinnen zu zählen, sie singt nur; mit - einer klangvollen, umfangreichen Stimme singt sie vorgeschriebene Noten meistens mit - den vorgeschriebenen Vortragszeichen. Die Leistungen Confutatis“ (Basssolo) ohne + jegliche Wirkung geblieben; dem „Agnus + Dei“ hätte einige Beschleunigung gut gethan, besonders bei der überhaupt + nicht zu billigenden — Wiederholung, und die schöne Stelle „Lux aeterna“ etc., ziemlich am Schluss, + welche in Italien sich als eine der + wirkungsvollsten auszeichnete, ist hier ganz verloren gegangen. Das Ganze, im + Allgemeinen, war jedoch gewissenhaft und verständnisvoll einstudirt und ist ohne + besondere Fehler abgegangen. Die vorzüglichen Leistungen der durch Wüllner + einstudirten Chöre sind schon von den genussreichen Concerten der Vocalcapelle her + bekannt; unser Orchester hat schwierigere Aufgaben spielend überwunden und hätte — + besonders die Geigen — nur zuweilen vermeiden sollen, das mezza-voce der Solostimmen zu übertönen. Die Solisten — mein Gott, ich + möchte sie ja so gerne loben und kann dies mit gutem Gewissen doch nur bei Frl. + Radecke thun, deren reizende, + sympathische Töne, deren feine Auffassung nicht ganz ausreichen wollte. Ihr allein + merkte man an, dass sie bemüht war, nicht sich, sondern das Werk zur Geltung zu + bringen. Frl. Schefzky sang so gut sie + es verstand, — es wird mir nie einfallen, sie unter die Künstlerinnen zu zählen, sie + singt nur; mit einer klangvollen, umfangreichen Stimme singt sie vorgeschriebene + Noten meistens mit den vorgeschriebenen Vortragszeichen. Die Leistungen Bausewein’s sind mir in einer beliebigen kleinen Opernpartie lieber als im Oratorium, und Nachbaur’s sogenannter Gesang ist ein in Töne gebrachter Mangel an @@ -167,80 +171,83 @@ der Reise-Unfall-Versicherungen und des Vereins für prunklose Beerdigung, für die Zeit der „natürlichen Zuchtwahl“ und der Leichenverbrennung enthält wahrhaftig die Messa - Verdi’s noch immer eine unglaubliche - Summe wirklich religiöser Gedanken und eine gläubige Andacht, wie sie in den Werken - der Alt- wie der Neukatholiken nur selten zu finden ist. Gerade bei der - italienischen Compositionsweise kommt es vor Allem darauf an, was durch die - Ausführung daraus gemacht wird, — aber gerade die Ausführung durch deutsche Künstler hat dafür auch bewiesen, dass diese - Composition aus sich selbst, aus eigenen Verdienste zu wirken im Stande ist.

+ Verdi’s noch immer eine unglaubliche Summe + wirklich religiöser Gedanken und eine gläubige Andacht, wie sie in den Werken der + Alt- wie der Neukatholiken nur selten zu finden ist. Gerade bei der italienischen + Compositionsweise kommt es vor Allem darauf an, was durch die Ausführung daraus + gemacht wird, — aber gerade die Ausführung durch deutsche + Künstler hat dafür auch bewiesen, dass diese Composition aus sich selbst, aus + eigenen Verdienste zu wirken im Stande ist.

Die Instrumentation ist durchgehends geschickt und wirkungsvoll, — oft mit geringen Mitteln (wie die Maler sagen) ein überraschender Effect erzielt. So klingt schon der - Anfang wie eine - einfache, fast lautlose Klage dahingeschiedener Seelen, auf welche der Chor mit + Anfang wie + eine einfache, fast lautlose Klage dahingeschiedener Seelen, auf welche der Chor mit eintönigem pianissimo sein wiederholt abgesetztes, - beruhigendes „requiem“ - antwortet. — Das „Kyrie“ ist ein - richtiger, würdiger Eingang zu einer religiösen Feier. Von grossartiger, - ergreifender Wirkung ist das „dies irae“ in - all seinen Theilen. Es beginnt mit unruhiger stürmischer Bewegung im Orchester, - schrillen Geigenläufen, während die Soprane das g’’Im Original als Note über der - 5. Linie + beruhigendes „requiem“ antwortet. — Das „Kyrie“ ist ein richtiger, würdiger Eingang zu einer + religiösen Feier. Von grossartiger, ergreifender Wirkung ist das „dies irae“ in all seinen Theilen. Es + beginnt mit unruhiger stürmischer Bewegung im Orchester, schrillen Geigenläufen, + während die Soprane das g’’Im Original als Note über der 5. Linie wiedergegeben. festhalten, — dann stellt sich eine erscheckte, athemlose Stile ein, Tod und Natur - bleiben erstarrt, bis die Posaunen des - jüngsten Gerichtes, zuerst leise, in der Ferne kaum hörbar wiederholt, - allmählich lauter, schneller zusammen ertönen, und der Chor wieder einfällt. Aus dem - Tumult löst sich die Mezzosopran-Stimme, das Posaunen des jüngsten Gerichtes, zuerst leise, in der Ferne kaum hörbar + wiederholt, allmählich lauter, schneller zusammen ertönen, und der Chor wieder + einfällt. Aus dem Tumult löst sich die Mezzosopran-Stimme, das Erscheinen des Buches verkündigend, in dem alle Thaten und Unthaten verzeichnet sind. Es folgt ein hübsches kleines Terzett a - capella und dann ein Quartett mit Chor und Orchester, aus welchem die flehentliche Bitte - „salva me, fons - pietatis“ ergreifend herausklingt. — Die wohlklingende Cantilene der - beiden Frauenstimmen „recordare Jesu - pie“ ist nicht ganz original; aber angenehm; und nachdem ein langes - Tenorsolo und darauf das schon - erwähnte Basssolo „Confutatis“ - folgte, dann ein schönes Solo-Quartett mit - Chor und in den Worten des Chors „dona eis requiem“ die Ruhe, der Friede - hergestellt scheinen, bricht das Entsetzen wieder herein mit dem abermals - wiederholten Aufschrei „dies - irae, dies illae“ und der einfachen und doch so lebendigen Violin-Figur. - Das Alles ist das „dies irae“ — welchem nun - eine bemerkenswerthe Orchester-Einleitung und dann ein Soloquartett folgen, welches im Mittelsatz einige schöne Modulationen - enthält. — Nachdem Verdi im „Sanctus“ bewiesen, dass er auch einer Fuge - capabel ist, und nur leider das Benedictus zu schnell daran erinnert, dass Verdi, der Operncomponist, das gekonnt, - gelangen wir zum viel bekannten, mehrfach erwähnten „Agnus dei“, — einem einfachen, edlen Gesang der beiden Frauenstimmen, — - Duett kann mans wohl nicht nennen, da die beiden Stimmen in der Octave - zusammensingen, was dann vom Chor in brausendem Gebete wiederholt wird. Das - Repetiren — und zu schleppende Repetiren dieser Nummer war schon dazu angethan, den - ganzen Eindruck des darauf folgenden, sehr getragenen „lux aeterna“ zu untergraben. Und doch ist gerade diese Partie der - Glanzpunct des Ganzen, — und dass gerade diese bei der italienischen Aufführung den - allerlebhaftesten Beifall hervorgerufen, gibt Zeugniss dafür — so barock dies zuerst - klingen mag — dass die Italiener bewusst und unbewusst in hohem Grad unter dem - Einfluss der Wagner’schen Richtung stehen - und mit seiner Harmonienfolge vertraut sind. Selbst Verdi konnte sich ja gegen die Eindrücke des musikalischen - Zeitgeistes nicht verschliessen, — das beweist schon gleich im Anfange des „lux aeterna“ der Uebergang von B-dur nach E-dur — - wenn er auch freilich sich beeilt, wieder nach Hause zu kommen; — das ist ebenso - auch in den a capella gesungenen Stellen wohl bemerkbar.

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Der Schluss ist des Ganzen werth, — abermals - ist es die Wiederkehr des „dies - illae“, welche den Zuhörer wie durch die Erinnerung an vergangene - Schreckenszeiten erschüttert, — ein mächtiger fugirter Chor löst sich befriedigend, - und wahrhaft schön gedacht ist dann das monotone Verharren auf einem Ton, mit - welchem der Solosopran zum Schluss ganz allein betet: „Requiem aeternam dona eis, domine“.

+ capella und dann ein Quartett mit Chor und Orchester, aus welchem die flehentliche + Bitte „salva me, + fons pietatis“ ergreifend herausklingt. — Die wohlklingende Cantilene + der beiden Frauenstimmen „recordare Jesu pie“ ist nicht ganz original; aber angenehm; und nachdem + ein langes Tenorsolo und + darauf das schon erwähnte Basssolo „Confutatis“ folgte, dann ein schönes Solo-Quartett mit Chor und in + den Worten des Chors „dona eis requiem“ die Ruhe, der Friede hergestellt scheinen, bricht das + Entsetzen wieder herein mit dem abermals wiederholten Aufschrei „dies irae, dies + illae“ und der einfachen und doch so lebendigen Violin-Figur. Das Alles + ist das „dies irae“ — welchem nun + eine bemerkenswerthe Orchester-Einleitung und dann ein Soloquartett folgen, welches im Mittelsatz einige schöne + Modulationen enthält. — Nachdem Verdi im + „Sanctus“ bewiesen, dass er auch + einer Fuge capabel ist, und nur leider das Benedictus zu schnell daran erinnert, + dass Verdi, der Operncomponist, das + gekonnt, gelangen wir zum viel bekannten, mehrfach erwähnten „Agnus dei“, — einem einfachen, edlen + Gesang der beiden Frauenstimmen, — Duett kann mans wohl nicht nennen, da die beiden + Stimmen in der Octave zusammensingen, was dann vom Chor in brausendem Gebete + wiederholt wird. Das Repetiren — und zu schleppende Repetiren dieser Nummer war + schon dazu angethan, den ganzen Eindruck des darauf folgenden, sehr getragenen + „lux aeterna“ zu untergraben. + Und doch ist gerade diese Partie der Glanzpunct des Ganzen, — und dass gerade diese + bei der italienischen Aufführung den allerlebhaftesten Beifall hervorgerufen, gibt + Zeugniss dafür — so barock dies zuerst klingen mag — dass die Italiener bewusst und + unbewusst in hohem Grad unter dem Einfluss der Wagner’schen Richtung stehen und mit seiner Harmonienfolge vertraut + sind. Selbst Verdi konnte sich ja gegen + die Eindrücke des musikalischen Zeitgeistes nicht verschliessen, — das beweist schon + gleich im Anfange des „lux aeterna“ + der Uebergang von B-dur nach E-dur — wenn er auch freilich sich beeilt, wieder nach + Hause zu kommen; — das ist ebenso auch in den a capella gesungenen Stellen wohl + bemerkbar.

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Der Schluss ist des Ganzen werth, — + abermals ist es die Wiederkehr des „dies illae“, welche den Zuhörer wie durch die Erinnerung an + vergangene Schreckenszeiten erschüttert, — ein mächtiger fugirter Chor löst sich + befriedigend, und wahrhaft schön gedacht ist dann das monotone Verharren auf einem + Ton, mit welchem der Solosopran zum Schluss ganz allein betet: „Requiem aeternam dona eis, + domine“.

Damit wollen auch wir sie — für heute — ruhen lassen, die geplagten Seelen im Fegefeuer der Kritik, Componisten, Capellmeister und tutti quanti; mögen ihnen auf einem schönen Stern lauter ungetrübtes Lob und lauter schwerhörige Recensenten zu diff --git a/tei/mwb_1876-03-10_coeln.xml b/tei/mwb_1876-03-10_coeln.xml index 8642185..f04cdcb 100644 --- a/tei/mwb_1876-03-10_coeln.xml +++ b/tei/mwb_1876-03-10_coeln.xml @@ -4,11 +4,12 @@ MWbl, Leipzig, 10. März 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-03-10_coeln.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@ - + + + + Bericht @@ -45,46 +49,48 @@ xml:id="f2"/> - + Tagesgeschichte. Berichte. - + + + +

Cöln, 28. Febr. Im 4. Gürzenichkonzert (7. Dec. 1875) kam Verdi’s - Requiem zur Aufführung; es war die erste Aufführung in Deutschland.Requiem zur Aufführung; es + war die erste Aufführung in Deutschland.Am gleichen Tag hatte auch eine Aufführung in München stattgefunden. Mit gespannter Erwartung hatte man dem Werke entgegengesehen — die Musikfreunde des ganzen Rheinlandes gedachten der Cölner Aufführung beizuwohnen. Leider verhinderte eine aussergewöhnliche Kälte den Zuzug der Fremden. Dieser Umstand gab die Idee, das - Requiem im Laufe der Saison, für welche das - Aufführungsrecht dauerte, noch einmal zu executiren, eine Idee, womit auch - diejenigen, welche das Werk schon gehört hatten, vollständig einverstanden waren. - Die Wiederholung geschah im 8. Concert + Requiem im Laufe der Saison, für + welche das Aufführungsrecht dauerte, noch einmal zu executiren, eine Idee, womit + auch diejenigen, welche das Werk schon gehört hatten, vollständig einverstanden + waren. Die Wiederholung geschah im 8. Concert (15. Febr.) vor ausverkauftem Hause, ein Beweis, dass der günstige Eindruck der ersten Aufführung sich rund gesprochen. Verdi ist durch sein Requiem unter den deutschen Musikern zu Ehren - gekommen, das mitleidige Achselzucken, womit man auf seine Opern herabsah, hat + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem unter den deutschen Musikern zu + Ehren gekommen, das mitleidige Achselzucken, womit man auf seine Opern herabsah, hat aufgehört — und warum? weil Verdi einigermaassen die Form geändert, das Kleid gewechselt. Die neudeutsche, durch - Wagner vertretene dramatische - Richtung hat auch auf Verdi gewirkt, er - arbeitet nach anderen Gesichtspuncten, obgleich er in Hinsicht der - musikalisch-dramatischen Begabung ganz derselbe geblieben ist. Es gibt edle Formen, - die doch kalt lassen; wenn das bei Verdi’s - Requiem entschieden nicht der Fall ist, so liegt - darin nur der Beweis, dass Verdi in - seiner Wesenheit eine reiche musikalische Ader besitzt, dass man folglich ihn früher — ganz falsch - beurtheilt hat. Auch jetzt makelt man in sonderbarer Weise an ihm herum. Verdi ist doch, wie manniglich bekannt, ein - Italiener; was will es nun heissen, wenn Vergleiche mit Wagner vertretene dramatische Richtung + hat auch auf Verdi gewirkt, er arbeitet + nach anderen Gesichtspuncten, obgleich er in Hinsicht der musikalisch-dramatischen + Begabung ganz derselbe geblieben ist. Es gibt edle Formen, die doch kalt lassen; + wenn das bei Verdi’s + Requiem entschieden nicht der Fall + ist, so liegt darin nur der Beweis, dass Verdi in seiner Wesenheit eine reiche musikalische Ader besitzt, dass man folglich ihn früher — + ganz falsch beurtheilt hat. Auch jetzt makelt man in sonderbarer Weise an ihm herum. + Verdi ist doch, wie manniglich + bekannt, ein Italiener; was will es nun heissen, wenn Vergleiche mit Mozart oder Joh. Brahms angestellt werden, und zwar nicht in dem Sinne, um die charakteristischen Unterschiede klar zu legen — das liesse sich @@ -94,34 +100,35 @@ deutscher Art geschaffen — sein Werk ist mehr eine Traueroper für scenische und decorative Ausstattung — eine richtige Illustration zu dem Prunk des Trauergottesdienstes in den romanischen Ländern. Von diesem Gesichtspuncte aus muss - man sein Requiem fassen, nicht etwa specifisch - Deutsches, was ja der Italiener nicht geben konnte, darin suchen wollen. Manche - seiner Effecte — z. B. im Dies irae: „Mors - stupebit“ erfordern geradezu scenischen Apparat, um zu ihrer beabsichtigten Wirkung - zu gelangen — so trocken und nüchtern im Concertsaale mit brillanter Beleuchtung - ausgehört, streift die Stelle — und neben ihr noch viele andere — hart an der Grenze - des Lächerlichen, weil nicht in Harmonie mit der Umgebung. Dagegen sind andere - Nummern auch wieder wahre Perlen — von jedwedem nationalen Standpuncte betrachtet — - namentlich die Nummer „Requiem aeternam“. Für - die Ausführung muss bemerkt werden, dass Verdi’s Musik selbst als Requiem noch immer nicht im deutschen - Oratorientempo zu nehmen ist, wie es hier der Fall war — durch schleppende Tempi - versündigt man sich am Requiem noch ebensogut, - als unsere Theatercapellmeister an Verdi’s Opern. Von diesem Mangel abgesehen, der sich mir allerdings - erst bei der Wiederholung besonders fühlbar machte, war unsere Aufführung ganz - vortrefflich. Der Chor leistete vorzügliches, und auch die Solisten, sämmtlich vom - hiesigen Stadttheater, standen durchweg auf der Höhe ihrer Aufgabe. Das gilt - besonders von den Herren Diener und - Schelper, während Frl. Lehmann (Sopran) nicht immer rein intonirte, - auch bei gewissen Stellen nicht ausreichend kraftvoll wirkte — ebenso wie Frl. - Keller (Mezzosopran) in der pathetischen + man sein Requiem fassen, nicht etwa + specifisch Deutsches, was ja der Italiener nicht geben konnte, darin suchen wollen. + Manche seiner Effecte — z. B. im Dies + irae: „Mors stupebit“ erfordern geradezu scenischen Apparat, um zu ihrer + beabsichtigten Wirkung zu gelangen — so trocken und nüchtern im Concertsaale mit + brillanter Beleuchtung ausgehört, streift die Stelle — und neben ihr noch viele + andere — hart an der Grenze des Lächerlichen, weil nicht in Harmonie mit der + Umgebung. Dagegen sind andere Nummern auch wieder wahre Perlen — von jedwedem + nationalen Standpuncte betrachtet — namentlich die Nummer „Requiem aeternam“. Für die Ausführung + muss bemerkt werden, dass Verdi’s Musik + selbst als Requiem noch immer nicht im deutschen Oratorientempo zu nehmen ist, wie + es hier der Fall war — durch schleppende Tempi versündigt man sich am Requiem noch ebensogut, als unsere + Theatercapellmeister an Verdi’s Opern. Von + diesem Mangel abgesehen, der sich mir allerdings erst bei der Wiederholung besonders + fühlbar machte, war unsere Aufführung ganz vortrefflich. Der Chor leistete + vorzügliches, und auch die Solisten, sämmtlich vom hiesigen Stadttheater, standen + durchweg auf der Höhe ihrer Aufgabe. Das gilt besonders von den Herren Diener und Schelper, während Frl. Lehmann (Sopran) nicht immer rein intonirte, auch bei gewissen + Stellen nicht ausreichend kraftvoll wirkte — ebenso wie Frl. Keller (Mezzosopran) in der pathetischen Declamation vielfach gegen den guten musikalischen Geschmack in Bezug auf Stimmtechnik sündigte. Dafür gewahrten aber wieder beide Damen durch ganz andere brillante Stellen reichlichen Ersatz, sodass im Ganzen nur ein günstiger Eindruck - resultiren konnte. Der Erfolg des Requiem war - nach allgemeinster Stimmung grossartig.

+ resultiren konnte. Der Erfolg des Requiem war nach allgemeinster Stimmung grossartig.

Dr. A. G.

diff --git a/tei/mwb_1876-03-24_leipzig.xml b/tei/mwb_1876-03-24_leipzig.xml index 820b171..e1d86ea 100644 --- a/tei/mwb_1876-03-24_leipzig.xml +++ b/tei/mwb_1876-03-24_leipzig.xml @@ -4,11 +4,12 @@ MWbl, Leipzig, 24. März 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-03-24_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,9 @@
- + + + Bericht @@ -44,10 +47,12 @@ xml:id="f2"/> - + Tagesgeschichte. Berichte. + +

Leipzig. Die Zahl der während der letzten beiden Wochen stattgehabten Concerte, denen ich zum Zwecke nachheriger Berichterstattung über dieselben anwohnte, beträgt nicht weniger als @@ -57,48 +62,48 @@ hier in Frage kommenden musikalischen Aufführungen war jedenfalls das 19. Gewandhausconcert (9. März, in welchem Verdi’s - Requiem zur für hier erstmaligen Vorführung - gelangte. Die Aufführung des allgemein mit Spannung erwarteten Werkes, an - welcher sich bezügl. des vocalen Theiles ausser dem durch die „Pauliner“ etc. - verstärkten Gewandhauschor die Solisten Frau Peschka-Leutner und Hr. Pielke von hier und Frl. Nanitz und Hr. Köhler von - der Dresdner + Requiem zur für hier erstmaligen + Vorführung gelangte. Die Aufführung des allgemein mit Spannung erwarteten + Werkes, an welcher sich bezügl. des vocalen Theiles ausser dem durch die „Pauliner“ + etc. verstärkten Gewandhauschor die Solisten Frau Peschka-Leutner und Hr. Pielke von hier und Frl. Nanitz und Hr. Köhler von der Dresdner Hofoper betheiligten, war von Hrn. Capellmeister Reinecke mit unverkennbarer Sorgfalt vorbereitet und in ihrem Verlauf vortrefflich gelungen: Dirigent, Solisten, Chor und Orchester setzten mit ersichtlicher Lust und Liebe ihre besten Kräfte ein, - um dem Requiem eine den Intentionen des - Componisten möglichst entsprechende Reproduction angedeihen zu lassen. So konnte man - denn das Ganze ungestört auf sich einwirken lassen und hatte nicht nöthig, von der - thatsächlichen auf die bei makelloser Wiedergabe + um dem Requiem eine den Intentionen + des Componisten möglichst entsprechende Reproduction angedeihen zu lassen. So konnte + man denn das Ganze ungestört auf sich einwirken lassen und hatte nicht nöthig, von + der thatsächlichen auf die bei makelloser Wiedergabe vielleicht „mögliche“ Wirkung rückschliessend, erst auf Umwegen sich ein Urtheil über das Werk zu bilden. Die Eindrücke nun, die Verdi’s - Todtenmesse bei ihrer ersten hiesigen Aufführung - bei den Hörern hinterliess, waren sehr verschieden: - die divergirendsten Urtheile und Meinungen wurden laut. Während die Einen (und unter - ihnen eine Anzahl unserer namhaftesten Musiker) überschwänglichen Lobes voll waren, - nahmen die Anderen (auch unter diesen befinden sich mehrere unserer gewiegtesten - Fachmänner) eine schroff ablehnende Haltung an. Diese weit auseinandergehenden - (sogar nachträglich noch in diversen „Eingesandt“ in den hiesigen Tagesblättern mit - einer gewissen Gereiztheit verfochtenen) Meinungsverschiedenheiten bei Beurtheilung - eines schliesslich doch nichts weniger als schwer - zugänglichen Werkes haben etwas Auffallendes, Ueberraschendes, dürften - aber ihre theilweise Erklärung wohl in dem Umstande finden, dass das Requiem in Leipzig erst - ziemlich spät zur Vorführung gelangte. In einer sehr - beträchtlichen Anzahl deutscher und ausserdeutscher Städte war das Requiem bereits, und zum Theil in mehrfachen - Wiederholungen vorgeführt worden; die allerersten (italienischen) Aufführungen des - Werkes fanden unter besonders günstigen Umständen statt und wurden (vom Verleger) zu - entsprechender Reclame ausgebeutet: die ansprechende Melodik, der Glanz der äusseren - Gewandung und der immerhin auffällige Abstand des Requiems von den früheren Verdi’schen Lärmopern verhalf dem Werk zunächst in Süddeutschland und Österreich, später auch in Todtenmesse bei ihrer ersten hiesigen + Aufführung bei den Hörern hinterliess, waren sehr + verschieden: die divergirendsten Urtheile und Meinungen wurden laut. Während die + Einen (und unter ihnen eine Anzahl unserer namhaftesten Musiker) überschwänglichen + Lobes voll waren, nahmen die Anderen (auch unter diesen befinden sich mehrere + unserer gewiegtesten Fachmänner) eine schroff ablehnende Haltung an. Diese weit + auseinandergehenden (sogar nachträglich noch in diversen „Eingesandt“ in den + hiesigen Tagesblättern mit einer gewissen Gereiztheit verfochtenen) + Meinungsverschiedenheiten bei Beurtheilung eines schliesslich doch nichts weniger + als schwer zugänglichen Werkes haben etwas + Auffallendes, Ueberraschendes, dürften aber ihre theilweise Erklärung wohl in dem + Umstande finden, dass das Requiem in Leipzig erst ziemlich spät + zur Vorführung gelangte. In einer sehr beträchtlichen Anzahl deutscher und + ausserdeutscher Städte war das Requiem + bereits, und zum Theil in mehrfachen Wiederholungen vorgeführt worden; die + allerersten (italienischen) Aufführungen des Werkes fanden unter besonders günstigen + Umständen statt und wurden (vom Verleger) zu entsprechender Reclame ausgebeutet: die + ansprechende Melodik, der Glanz der äusseren Gewandung und der immerhin auffällige + Abstand des Requiems von den früheren + Verdi’schen Lärmopern verhalf dem Werk + zunächst in Süddeutschland und + Österreich, später auch in Norddeutschland zu beträchtlichen, sich steigernden Erfolgen bei der grossen Menge, denen auch die Majorität der Tagespresse entschieden das Wort redete; noch manche andere Umstände, deren Erörterung hier zu @@ -107,48 +112,49 @@ Leipzig nun, wo man „Novitäten“ gewöhnlich erst vorzufahren pflegt, wenn sie in anderen Städten längst dem Publicum vertraut geworden sind, mögen die inzwischen hier bekannt gewordenen auswärtigen, meist Lobes - übervollen Berichte über das Requiem einem sehr - beträchtlichen Theile des Musikpublicums die nöthige Unbefangenheit des Urtheils - geraubt oder doch abgeschwächt haben. Als nun - am 9. März das Requiem hier endlich zur Aufführung gelangte, da mögen nun - wohl die Einen gar Manches in das Werk hineingehört - haben, was sie, auf Grund der vorgefassten günstigen Meinung, darin zu finden - erhofften resp. wünschten, während die Anderen, zu kühl-reflectiv herantretend oder - wohl gar in irgend welche einseitige Kunstrichtung verfahren, sich in ihren - ungebührlich heraufgeschraubten Erwartungen getäuscht sahen und dann dieser - selbstverschuldeten Enttäuschung in bitteren Worten Luft machten. Ich selbst vermag - mich keiner der beiden extremen Parteien völlig anzuschliessen. Einen hervorragenden - und dauernden absoluten Kunstwerth vermag ich dem - Requiem nicht anzuerkennen; dagegen gestehe - ich offen, dass ich die relative Bedeutung des Werkes - ziemlich hoch anschlage. Verdi ist z. Z. - so recht eigentlich der Repräsentant der italienischen Oper und als solcher eine — - gleichviel ob in gutem oder bösem Sinne — sehr beachtenswerthe Persönlichkeit, deren - Einfluss weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus fühlbar geworden ist. - Verlässt ein solcher Mann in seinem späten Lebensalter die von ihm seither - eingehaltene Bahn des Strebens nach rohem Masseneffect und grobem Sinnenkitzel, um - seine unleugbare Begabung an würdigeren Zielen zu erproben, so ist das — denke ich — - nicht nur ruhmenswerth, sondern es muss diese Wendung zum Besseren, dieses - Desavourieren seiner früheren Richtungen selbst dann noch in den der Einwirkung - Verdi’s unterlegenen Kreisen günstige - Folgen nach sich ziehen, wenn das von Verdi in seinen späteren Werken Erstrebte mit dem factisch Erreichten - nicht immer völlig in Einklang zu bringen ist. Mit dem Requiem betrat Verdi ein von - ihm seither noch nicht cultivirtes Gebiet (einige Jugendarbeiten kommen hier - natürlich nicht in Frage) und hat unter Zusammenraffung seines besten Wissens und - Könnens ein Werk geschrieben, das ich nicht anstehe, das - Beste zu nennen, was Verdi - schuf (seine „Aida“ blieb mir leider noch - unbekannt), und das ich auch für das weitaus Beste halte, was die Italiener speciell - auf dem Gebiete der Kirchenmusik seit mehr als fünf Decennien überhaupt geleistet - haben. Man bleibe nur stets eingedenk, dass Verdi ein Vollblutitaliener ist und dass er zunächst nur für - Italiener schrieb. Mag uns Deutschen auch gar mancher - Theil des Requiems, z. B. das „Dies irae“, mit - zu brennenden Farben colorirt, mit zu grellen Contrasten ausgestattet, kurz zu Requiem + einem sehr beträchtlichen Theile des Musikpublicums die nöthige Unbefangenheit des + Urtheils geraubt oder doch abgeschwächt haben. Als nun am 9. März das Requiem hier endlich zur Aufführung + gelangte, da mögen nun wohl die Einen gar Manches in das Werk hineingehört haben, was sie, auf Grund der vorgefassten + günstigen Meinung, darin zu finden erhofften resp. wünschten, während die Anderen, + zu kühl-reflectiv herantretend oder wohl gar in irgend welche einseitige + Kunstrichtung verfahren, sich in ihren ungebührlich heraufgeschraubten Erwartungen + getäuscht sahen und dann dieser selbstverschuldeten Enttäuschung in bitteren Worten + Luft machten. Ich selbst vermag mich keiner der beiden extremen Parteien völlig + anzuschliessen. Einen hervorragenden und dauernden + absoluten Kunstwerth vermag ich dem Requiem nicht anzuerkennen; dagegen gestehe ich offen, dass ich die + relative Bedeutung des Werkes ziemlich hoch + anschlage. Verdi ist z. Z. so recht + eigentlich der Repräsentant der italienischen Oper und als solcher eine — gleichviel + ob in gutem oder bösem Sinne — sehr beachtenswerthe Persönlichkeit, deren Einfluss + weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus fühlbar geworden ist. Verlässt ein + solcher Mann in seinem späten Lebensalter die von ihm seither eingehaltene Bahn des + Strebens nach rohem Masseneffect und grobem Sinnenkitzel, um seine unleugbare + Begabung an würdigeren Zielen zu erproben, so ist das — denke ich — nicht nur + ruhmenswerth, sondern es muss diese Wendung zum Besseren, dieses Desavourieren + seiner früheren Richtungen selbst dann noch in den der Einwirkung Verdi’s unterlegenen Kreisen günstige Folgen + nach sich ziehen, wenn das von Verdi in + seinen späteren Werken Erstrebte mit dem factisch + Erreichten nicht immer völlig in Einklang zu + bringen ist. Mit dem Requiem betrat + Verdi ein von ihm seither noch nicht + cultivirtes Gebiet (einige Jugendarbeiten kommen hier natürlich nicht in Frage) und + hat unter Zusammenraffung seines besten Wissens und Könnens ein Werk geschrieben, + das ich nicht anstehe, das Beste zu nennen, was + Verdi schuf (seine „Aida“ blieb mir leider noch unbekannt), und + das ich auch für das weitaus Beste halte, was die Italiener speciell auf dem Gebiete + der Kirchenmusik seit mehr als fünf Decennien überhaupt geleistet haben. Man bleibe + nur stets eingedenk, dass Verdi ein + Vollblutitaliener ist und dass er zunächst nur für Italiener schrieb. Mag uns Deutschen auch gar mancher Theil des Requiems, z. B. das + „Dies irae“, mit zu brennenden + Farben colorirt, mit zu grellen Contrasten ausgestattet, kurz zu realistisch*) aufgefasst erscheinen, — der Italiener denkt und fühlt eben anders als wir. Ihm erscheint noch Manches als natur- und sachgemässe @@ -162,8 +168,8 @@ rend="italic">Suum cuique! Und halten wir diesen Grundsatz stets im Auge, dann werden wir auch dem Verdi’schen - Requiem unsere Achtung nicht versagen können. - Wir werden dem sittlichen Ernst, dem edlen Streben, das aus dem Werke zu uns + Requiem unsere Achtung nicht versagen + können. Wir werden dem sittlichen Ernst, dem edlen Streben, das aus dem Werke zu uns spricht, Gerechtigkeit widerfahren lassen und den relativen Werth des Letzteren nicht in Abrede stellen. Wenn ich oben der Messe einen absoluten, dauernden Werth nicht zuerkannte, so geschah dies im Hinblick auf @@ -174,23 +180,20 @@ frühere Werke reich sind, ist hier Wenig oder Nichts zu finden; kleine, zum Theil ziemlich verbrauchte Phrasen und Floskeln sind an ihre Stelle getreten. Die äussere Wirkungsfähigkeit, welche dem Ganzen innewohnt, dankt es allein dem - ausserordentlichen Geschick, mit dem Verdi jenes an sich wenig bedeutsame Material zu verwerthen und zum - Aufbau geschlossener, trefflich abgerundeter Tonstücke zu verwenden wusste. Die - Factur des Werkes ist, ganz abgesehen von der geradezu meisterhaften - Instrumentation, fast durchweg trefflich, und die sinnliche Klangwirkung oft von - hoher Schönheit. Für all das vorstehend Gesagte könnte ich schon auf Grund des mir - vorliegenden Clavierauszuges unschwer Belege beibringen, wenn nicht die diesem - Berichte gesteckten Grenzen mich hieran, sowie an dem Eingehen auf Einzelheiten - hinderten.

+ ausserordentlichen Geschick, mit dem Verdi + jenes an sich wenig bedeutsame Material zu verwerthen und zum Aufbau geschlossener, + trefflich abgerundeter Tonstücke zu verwenden wusste. Die Factur des Werkes ist, + ganz abgesehen von der geradezu meisterhaften Instrumentation, fast durchweg + trefflich, und die sinnliche Klangwirkung oft von hoher Schönheit. Für all das + vorstehend Gesagte könnte ich schon auf Grund des mir vorliegenden Clavierauszuges + unschwer Belege beibringen, wenn nicht die diesem Berichte gesteckten Grenzen mich + hieran, sowie an dem Eingehen auf Einzelheiten hinderten.

*) „Opernhaft“ beliebte man diese Partien zu nennen und suchte durch dies leichtfertig herbeigeholte billige Schlagwort sich und seinen Gesinnungsgenossen die Begründung des oberflächlichen, absprechenden Urtheils über das Requiem zu erleichtern oder ganz zu ersparen.

-

- C. K. -

+ C. K.
diff --git a/tei/mwb_1876-03-31_dresden.xml b/tei/mwb_1876-03-31_dresden.xml index 93dab34..1163e19 100644 --- a/tei/mwb_1876-03-31_dresden.xml +++ b/tei/mwb_1876-03-31_dresden.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 31. März 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-03-31_dresden.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,11 +41,14 @@ xml:id="f1"/> - + Opernaufführungen. Februar. - + + + +

Dresden. diff --git a/tei/mwb_1876-03-31_leipzig.xml b/tei/mwb_1876-03-31_leipzig.xml index ab4d7b9..39cf1c6 100644 --- a/tei/mwb_1876-03-31_leipzig.xml +++ b/tei/mwb_1876-03-31_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 31. März 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-03-31_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Nachmeldung @@ -40,10 +41,13 @@ xml:id="f1"/> - + Aufgeführte Novitäten. - + + + +

Verdi (G.), Requiem. ( MWbl, Leipzig, 28. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-04-28_aachen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Nachmeldung @@ -48,17 +49,17 @@ >Aachen. 6. Abonn-Conc. unt. Leit. des Musikdirectors Hrn. F. Breunung am 16. März: „Iphigenien“-Ouvert. v. - Gluck, Requiem v. Verdi. Solisten: Frau A. Lederer-Ubrich a. Aachen, Frl. Elsa - Keller a. Cöln, Hr. Prof. - Carl Schneider a. Cöln und Hr. L. - Pfeiffer a. Düsseldorf.

+ key="gluck.iphigenie-en-aulide.ouverture" type="mus" + >„Iphigenien“-Ouvert. v. Gluck, Requiem v. + Verdi. + Solisten: Frau A. + Lederer-Ubrich a. Aachen, + Frl. Elsa Keller a. Cöln, Hr. Prof. Carl + Schneider a. Cöln und Hr. + L. Pfeiffer a. Düsseldorf.

diff --git a/tei/mwb_1876-05-05_aachen.xml b/tei/mwb_1876-05-05_aachen.xml index ee14a30..6f9e789 100644 --- a/tei/mwb_1876-05-05_aachen.xml +++ b/tei/mwb_1876-05-05_aachen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 5. Mai 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-05-05_aachen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -41,9 +42,12 @@ xml:id="f1"/> - + Aufgeführte Novitäten. - + + + +

Verdi (G.), Requiem. ( MWbl, Leipzig, 5. Mai 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-05-05_warschau.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Nachmeldung @@ -41,14 +42,16 @@ xml:id="f1"/> - + Vermischte Mittheilungen und Notizen. - + + +

* Verdi’s - Requiem kam neulich auch in Warschau zur Aufführung.

+ Requiem kam neulich auch in + Warschau zur Aufführung.

diff --git a/tei/mwb_1876-05-12_hannover.xml b/tei/mwb_1876-05-12_hannover.xml index 3882e4d..f50ceef 100644 --- a/tei/mwb_1876-05-12_hannover.xml +++ b/tei/mwb_1876-05-12_hannover.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 12. Mai 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-05-12_hannover.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,13 +41,16 @@ xml:id="f1"/> - + Aufgeführte Novitäten. - -

Verdi (G.), - Requiem. ( + + + +

Verdi (G.), Requiem. (Hannover, Wohlthätigkeitsconcert am 14. April.)

diff --git a/tei/mwb_1876-05-19_lemberg-schwerin-weimar.xml b/tei/mwb_1876-05-19_lemberg-schwerin-weimar.xml index 22aba69..5b0ce5c 100644 --- a/tei/mwb_1876-05-19_lemberg-schwerin-weimar.xml +++ b/tei/mwb_1876-05-19_lemberg-schwerin-weimar.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 19. Mai 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-05-19_lemberg-schwerin-weimar.xml

CC BY 4.0

@@ -22,8 +21,11 @@
- + + + + + Nachmeldung @@ -41,29 +43,33 @@ xml:id="f1"/> - + Concertumschau. - + + +

Lemberg. Am 9. u. 10. April von Hrn. Musikdir. Mikuli geleitete, gelungene Aufführungen des - Requiems von Verdi.

+ Requiems von Verdi.

Schwerin. Conc. im Hoftheater am 16. April: - Trauermarsch f. Orch. v. - Schubert, Requiem von Verdi (Soli: Frl. Gungl, Frl. Schwencke, Hr. Candidus a. Hamburg u. Hr. - Hill).

+ Trauermarsch f. Orch. + v. Schubert, Requiem von Verdi (Soli: Frl. + Gungl, Frl. Schwencke, Hr. Candidus a. Hamburg u. Hr. Hill).

Weimar. Am 26. diff --git a/tei/mwb_1876-05-19_muenchen.xml b/tei/mwb_1876-05-19_muenchen.xml index dcd9110..f2718a6 100644 --- a/tei/mwb_1876-05-19_muenchen.xml +++ b/tei/mwb_1876-05-19_muenchen.xml @@ -4,11 +4,12 @@ MWbl, Leipzig, 19. Mai 1876 [1] - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-05-19_muenchen.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@ - + + + + Bericht @@ -51,13 +55,15 @@ xml:id="f4"/> - + Tagesgeschichte. + + Musikbrief.

München, 11. April.

- +

Verdi’s @@ -70,16 +76,16 @@ kann, wir zugleich aber auch sehr gern die Pflicht erfüllen, anzuerkennen, dass die diesmalige Aufführung eine unvergleichlich bessere, charakteristischere war: manche unserer damaligen Aussetzungen mochten dem verständigen Capellmeister wohl ebenso aufgefallen sein, - denn diesmal waren besonders die Tempi, sowie die Schwankungen im Takt anders, + key="wuellner.franz">Capellmeister wohl ebenso aufgefallen sein, denn + diesmal waren besonders die Tempi, sowie die Schwankungen im Takt anders, italienischer geworden. Dagegen stellte sich ein grosser Fehler heraus in dem Arangement von Chor und Orchester, da Letzteres fortwährend, und besonders bei allen piano-Stellen, den auf der Bühne aufgestellten Chor bedeutend übertönte, — was bei künftigen derartigen Aufführungen im Theater ernstlich zu beherzigen sein dürfte.

-

+
diff --git a/tei/mwb_1876-05-19_petersburg.xml b/tei/mwb_1876-05-19_petersburg.xml index d84125e..aaf20b9 100644 --- a/tei/mwb_1876-05-19_petersburg.xml +++ b/tei/mwb_1876-05-19_petersburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 19. Mai 1876 [3] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-05-19_petersburg.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,15 +41,16 @@ xml:id="f1"/> - + Aufgeführte Novitäten. - + + +

Verdi (G.), Requiem. (St. Petersburg, Aufführung im Grossen - Theater.)

+ key="st-petersburg.mariinski-theater">Grossen Theater.)

diff --git a/tei/mwb_1876-05-26_lemberg-schwerin.xml b/tei/mwb_1876-05-26_lemberg-schwerin.xml index 2d6db9c..7421bed 100644 --- a/tei/mwb_1876-05-26_lemberg-schwerin.xml +++ b/tei/mwb_1876-05-26_lemberg-schwerin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 26. Mai 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-05-26_lemberg-schwerin.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,10 @@
- + + + + Nachmeldung @@ -43,18 +45,20 @@ xml:id="f1"/> - + Aufgeführte Novitäten. - + + + +

Verdi (G.), Requiem. (Lemberg, Aufführungen am Requiem. (Lemberg, Aufführungen am 9. u. 10. April. - Schwerin, Conc. im Hoftheater am 16. - April.)

+ Schwerin, + Conc. im Hoftheater am 16. April.)

diff --git a/tei/mwb_1876-05-26_olmuetz.xml b/tei/mwb_1876-05-26_olmuetz.xml index b388aaf..9c34c44 100644 --- a/tei/mwb_1876-05-26_olmuetz.xml +++ b/tei/mwb_1876-05-26_olmuetz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 26. Mai 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-05-26_olmuetz.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,17 +41,21 @@ xml:id="f1"/> - - + + Vermischte Mittheilungen und Notizen. - + + + +

* - In Olmütz kam Verdi’s - Requiem kürzlich vierBislang nur zwei Aufführungen belegbar. Mal - zur Aufführung. Das Werk hat dort sehr gefallen.

+ In Olmütz kam Verdi’s + Requiem kürzlich vierBislang nur zwei Aufführungen + belegbar. Mal zur Aufführung. Das Werk hat dort sehr + gefallen.

diff --git a/tei/mwb_1876-07-28_hamburg.xml b/tei/mwb_1876-07-28_hamburg.xml index ac591b2..b06332d 100644 --- a/tei/mwb_1876-07-28_hamburg.xml +++ b/tei/mwb_1876-07-28_hamburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 28. Juli 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-07-28_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,10 @@
- + + + + Bericht @@ -58,13 +60,14 @@ key="pollini.bernhard">Pollini nur Dank sagen, dem Publicum die Bekanntschaft mancher interessanten Novität verschafft zu haben Verdi’s - Aïda gefiel derartig, dass sie eine richtige - Repertoireoper zu werden verspricht. In der That, des Bewunders ist kein Ende über - den musikalischen Umschwung bei dem Italiener, der uns ausser in seiner Aïda auch in dem „Requiem“ zur erbaulichsten Betrachtung zwingt. Fünf Mal wurde das „Requiem“ - unter stets wachsender Begeisterung der Zuhörerschaft aufgeführt. + Aïda gefiel derartig, dass sie eine + richtige Repertoireoper zu werden verspricht. In der That, des Bewunders ist kein + Ende über den musikalischen Umschwung bei dem Italiener, der uns ausser in seiner + Aïda auch in dem „Requiem“ zur erbaulichsten Betrachtung + zwingt. Fünf Mal wurde das „Requiem“ unter stets wachsender + Begeisterung der Zuhörerschaft aufgeführt.

diff --git a/tei/mwb_1876-12-08_bristol.xml b/tei/mwb_1876-12-08_bristol.xml index cde2f38..b995731 100644 --- a/tei/mwb_1876-12-08_bristol.xml +++ b/tei/mwb_1876-12-08_bristol.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 8. Dezember 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1876-12-08_bristol.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,10 @@
- + + + + Nachmeldung @@ -44,10 +46,13 @@ xml:id="f1"/> - - + + Aufgeführte Novitäten. - + + + +

Verdi (G.), Requiem. (Bristol, diff --git a/tei/mwb_1877-01-05_breslau.xml b/tei/mwb_1877-01-05_breslau.xml index bf79acd..f6046fb 100644 --- a/tei/mwb_1877-01-05_breslau.xml +++ b/tei/mwb_1877-01-05_breslau.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 5. Januar 1877 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1877-01-05_breslau.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,10 @@ - + + + + Bericht @@ -44,9 +46,12 @@ xml:id="f2"/> - + Tagesgeschichte. + + + Musikbrief.

Breslau, im December.

@@ -80,29 +85,30 @@ rend="italic">bonam partem, aber auch kopfschüttelnd mit der in malam. Das Verdi’sche - Requiem ist bereits eingehend in diesen Blättern - besprochen worden, also dass ich mich einer erschöpfenden Analyse füglich enthalten - kann. Ja, es bleibt merkwürdig, der Mann der Coulissen geht auf einmal in sich und - zu den Compositeurs des ernsten genre religieux: + Requiem ist bereits eingehend in + diesen Blättern besprochen worden, also dass ich mich einer erschöpfenden Analyse + füglich enthalten kann. Ja, es bleibt merkwürdig, der Mann der Coulissen geht auf + einmal in sich und zu den Compositeurs des ernsten genre + religieux: Verdi, der profane Opernfabrikant par excellence, schafft auf düster-kirchlichen Textesworten eine Todtenmesse. Ich habe in meinem Urtheil nach Kenntnissnahme des Requiem nicht geschwankt. Nach meiner ansicht trägt - es entschieden die Signatur des Talentes, der Intelligenz, vor Allem des - künstlerischen Ernstes, die Manzoni-Messe ist - das Product einer concentrirten schöpferischen Kraft und als solches von den - engbrüstigen Wechselbälgen des italienischen Maëstro dramatischer Muse durch die - weite Kluft getrennt, die die Wirkungskreise des berufenen und des schnöden Lohnes - halber thätigen Arbeiters scheidet. Aber freilich nach den Keimen einer - Lebensfähigkeit, die alle zeitlichen Schranken bricht, suche ich auch bei dem neuen - Werke vergebens. Es fehlt ihm das perpetuum mobile eines - kräftigen Pulsschlages, der das Leben bedeutet. Wir gewahren das Walten - zusammengehaltener, eminent schaffensfähiger Kräfte, aber nicht frei und losgelöst - von jeglichem Selbstzweck, nicht durchaus im Dienste der Idee. Das Requiem ist hochbedeutend, wenn es in Beziehung zu - seinem Autor gesetzt, nicht aber, wenn es isolirt, ohne Rücksicht auf die - Titelvignette, beurtheilt wird. Indessen, der deutsche Musiker vergisst gern über - der ersten Betrachtungsweise die strenge letztere. Ist es doch etwas gar + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem nicht geschwankt. Nach meiner + ansicht trägt es entschieden die Signatur des Talentes, der Intelligenz, vor Allem + des künstlerischen Ernstes, die Manzoni-Messe ist das Product einer concentrirten schöpferischen Kraft + und als solches von den engbrüstigen Wechselbälgen des italienischen Maëstro + dramatischer Muse durch die weite Kluft getrennt, die die Wirkungskreise des + berufenen und des schnöden Lohnes halber thätigen Arbeiters scheidet. Aber freilich + nach den Keimen einer Lebensfähigkeit, die alle zeitlichen Schranken bricht, suche + ich auch bei dem neuen Werke vergebens. Es fehlt ihm das perpetuum + mobile eines kräftigen Pulsschlages, der das Leben bedeutet. Wir gewahren + das Walten zusammengehaltener, eminent schaffensfähiger Kräfte, aber nicht frei und + losgelöst von jeglichem Selbstzweck, nicht durchaus im Dienste der Idee. Das Requiem ist hochbedeutend, wenn es in + Beziehung zu seinem Autor gesetzt, nicht aber, wenn es isolirt, ohne Rücksicht auf + die Titelvignette, beurtheilt wird. Indessen, der deutsche Musiker vergisst gern + über der ersten Betrachtungsweise die strenge letztere. Ist es doch etwas gar Erfreuliches um den Anblick, wie ein Mann, der den blendenden Fond ausgeprägter musikalischer Begabung seither in puffendem Feuerwerk versprühte, aus dem alten, tiefgefahrenen Geleise in neue Bahnen einlenkt, die nach edleren Zeiten hinleiten. @@ -112,8 +118,8 @@ thun, um dem Herankommenden vollends ans Land zu helfen: ist er ihnen nur erst so nahe, dass sie seine Hand zu fassen vermögen. —

-

Albert - Weiss.

+ Albert + Weiss.
diff --git a/tei/mwb_1877-02-23_bremen.xml b/tei/mwb_1877-02-23_bremen.xml index 237329c..8cf1bd1 100644 --- a/tei/mwb_1877-02-23_bremen.xml +++ b/tei/mwb_1877-02-23_bremen.xml @@ -4,11 +4,12 @@ MWbl, Leipzig, 23. Februar 1877 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1877-02-23_bremen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,10 @@
- + + + + Bericht @@ -45,13 +49,12 @@

Bremen, im Februar. Das bis jetzt - interessanteste Ereigniss dieser Saison waren die Aufführungen des Verdi’schen - Requiems. Das Werk machte schon bei der - ersten hiesigen Aufführung eine bedeutende Wirkung. Ja, nach dem raffinirten „dies irae“ vergass sich unser kühles Publicum so - weit, dass es stürmisch applaudirte.

+ interessanteste Ereigniss dieser Saison waren die Aufführungen des Verdi’schen + Requiems. Das Werk machte + schon bei der ersten hiesigen Aufführung eine bedeutende Wirkung. Ja, nach dem + raffinirten „dies irae“ vergass sich + unser kühles Publicum so weit, dass es stürmisch applaudirte.

A. Sp.

diff --git a/tei/mwb_1877-06-15_koenigsberg.xml b/tei/mwb_1877-06-15_koenigsberg.xml index 69a60d0..e9ceeb0 100644 --- a/tei/mwb_1877-06-15_koenigsberg.xml +++ b/tei/mwb_1877-06-15_koenigsberg.xml @@ -4,11 +4,12 @@ MWbl, Leipzig, 15. Juni 1877 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1877-06-15_koenigsberg.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,10 @@
- + + + + Nachmeldung @@ -58,13 +62,14 @@

Dagegen erzielte die musikalische Akademie unter Laudien’s Leitung durch - Aufführung des Requiem von Verdi und des „Verlorenen Paradieses“ von - Rubinstein herrliche - Erfolge, sodass wir im Allgemeinen mit entschiedenster Befriedigung auf die - vergangene Concertsaison zurückblicken können.

-

A. W.

+ Aufführung des Requiem von + Verdi und des „Verlorenen + Paradieses“ von Rubinstein herrliche Erfolge, sodass wir im Allgemeinen mit + entschiedenster Befriedigung auf die vergangene Concertsaison zurückblicken + können.

+ A. W.
diff --git a/tei/mwb_1878-05-03_mannheim.xml b/tei/mwb_1878-05-03_mannheim.xml index 27e0106..7ddb7f0 100644 --- a/tei/mwb_1878-05-03_mannheim.xml +++ b/tei/mwb_1878-05-03_mannheim.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 3. Mai 1878 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1878-05-03_mannheim.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,10 @@
- + + + + Nachmeldung @@ -41,21 +43,24 @@ xml:id="f1"/> - - + + Concertumschau. - + + + +

Mannheim. Am 19. April Aufführ. v. Verdi’s - Requiem durch den Musikverein unt. solist. - Mitwirk. v. Frau Possart a. München, Frl. Steinbach a. Carlsruhe - u. HH. Wolff a. Speyer u. Lindeck.

+ Requiem durch den Musikverein unt. + solist. Mitwirk. v. Frau Possart a. + München, Frl. Steinbach a. Carlsruhe u. HH. Wolff + a. Speyer u. Lindeck.

diff --git a/tei/mwb_1878-06-14_boston.xml b/tei/mwb_1878-06-14_boston.xml index 9acdaab..547255e 100644 --- a/tei/mwb_1878-06-14_boston.xml +++ b/tei/mwb_1878-06-14_boston.xml @@ -4,10 +4,9 @@ MWbl, Leipzig, 14. Juni 1878 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mwb_1878-06-14_boston.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,15 +41,17 @@ xml:id="f1"/> - - + + Aufgeführte Novitäten. - -

Verdi (G.), Requiem. (Boston, Aufführ. durch die Händel- u. + + + + +

Verdi (G.), Requiem. (Boston, + Aufführ. durch die Händel- u. Haydn-Gesellschaft.)

diff --git a/tei/mz_1876-04-13_schwerin.xml b/tei/mz_1876-04-13_schwerin.xml index 007c80c..8326e20 100644 --- a/tei/mz_1876-04-13_schwerin.xml +++ b/tei/mz_1876-04-13_schwerin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Mecklenburgische Zeitung, Schwerin, 13. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mz_1876-04-13_schwerin.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Anzeige @@ -43,21 +44,20 @@ Bühne des Großherzoglichen Schauspielhauses:Requiemvon Giuseppe Verdi.Requiemvon Giuseppe Verdi.(Zum Todestage Alessandro Manzoni’s - componirt.) Soli:Frl. Gung’l (Sopran),Frl. Schwencke (Alt),Herr Candidus vom Stadttheater zu Hamburg (Tenor), Herr Hill (Baß).Chor: Hoftheaterchor, unter gefälliger Mitwirkung hiesiger - Dilettanten.Mittelpreise.Anfang 7 Uhr.

+ key="manzoni.alessandro">Alessandro Manzoni’s componirt.) Soli:Frl. Gung’l (Sopran),Frl. + Schwencke + (Alt),Herr Candidus vom Stadttheater zu Hamburg + (Tenor), Herr Hill (Baß).Chor: Hoftheaterchor, unter + gefälliger Mitwirkung hiesiger Dilettanten.Mittelpreise.Anfang 7 Uhr.

diff --git a/tei/mz_1876-04-15_schwerin.xml b/tei/mz_1876-04-15_schwerin.xml index f3ca0dd..ed3b9fc 100644 --- a/tei/mz_1876-04-15_schwerin.xml +++ b/tei/mz_1876-04-15_schwerin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Mecklenburgische Zeitung, Schwerin, 15. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mz_1876-04-15_schwerin.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Anzeige @@ -44,9 +45,9 @@ break="yes"/>GeneralprobevomRequiemist dem Publikum der Einlaß zum I. Rang und - Parquet gegen 1 Mark Eintrittsgeld pro Billet + key="verdi.requiem" type="mus">Requiemist dem Publikum der Einlaß zum I. + Rang und Parquet gegen 1 Mark Eintrittsgeld pro Billet gestattet.Kassenöffnung 5 Uhr.Großherzogl. Hoftheater-Intendantur.

diff --git a/tei/mz_1876-04-16_schwerin.xml b/tei/mz_1876-04-16_schwerin.xml index b12bf57..616e18c 100644 --- a/tei/mz_1876-04-16_schwerin.xml +++ b/tei/mz_1876-04-16_schwerin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Mecklenburgische Zeitung, Schwerin, 16. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mz_1876-04-16_schwerin.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Anzeige @@ -43,11 +44,11 @@ Bühne des Großherzoglichen Schauspielhauses:Requiemvon Giuseppe Verdi.Requiemvon Giuseppe Verdi.(Zum Todestage Alessandro Manzoni’s - componirt.)Soli:Frl. Alessandro Manzoni’s componirt.)Soli:Frl. Gung’l (Sopran),Frl. Schwencke (Alt),Herr Mecklenburgische Zeitung, Schwerin, 23. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/mz_1876-04-23_schwerin.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Bericht @@ -41,11 +42,11 @@

Kurz vor Schluß der Saison wurde uns noch eine sehr interessante Novität, nämlich das mit einer gewissen Spannung erwartete Requiem von Verdi vorgeführt. Um dasselbe - möglichst glänzend zur Aufführung zu bringen, hatte sich neben dem Theaterchor noch - ein großer Theil der Mitglieder des früheren Gesangvereins zur Mitwirkung bereit - finden lassen, und war auf diese Weise ein recht respektabler Chor vereinigt. Zu den - Solisten Fräul. Gung’l, Fräul. Verdi vorgeführt. Um dasselbe möglichst + glänzend zur Aufführung zu bringen, hatte sich neben dem Theaterchor noch ein großer + Theil der Mitglieder des früheren Gesangvereins zur Mitwirkung bereit finden lassen, + und war auf diese Weise ein recht respektabler Chor vereinigt. Zu den Solisten + Fräul. Gung’l, Fräul. Schwencke, Herr Hill, war noch Herr Candidus vom Hamburger @@ -60,27 +61,28 @@ Opernkomponisten, hegte, sind jedenfalls übertroffen worden. Es hat wohl Niemand in Verdi einen so gewandten Kontrapunktisten erwartet, als wie er sich in diesem Werke offenbart. Daß das Requiem nicht in dem Sinne kirchlich ist, wie es - unseren Anschauungen und Empfindungen entspricht, steht fest, und ist hier wohl - Mozart als der rechte + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem nicht in dem Sinne kirchlich ist, + wie es unseren Anschauungen und Empfindungen entspricht, steht fest, und ist hier + wohl Mozart als der rechte Interpret unserer Empfindungen zu betrachten; immerhin ist das Werk bedeutend, und vorläufig als Verdi’s vorzüglichstes anzuerkennen. Die Faktur desselben ist fast durchweg vortrefflich; die Instrumentation meisterhaft, und die sinnliche Klangwirkung oft von großer - Schönheit. Von vorzüglicher Wirkung war gleich das erste Requiem und Kyrie. Das Dies irae hat Verdi mit sehr starken Pinselstrichen + Schönheit. Von vorzüglicher Wirkung war gleich das erste Requiem und Kyrie. Das Dies irae hat + Verdi mit sehr starken Pinselstrichen gezeichnet, es sind darin sehr grelle Kontraste, die uns diese Nummer zu theatralisch erscheinen lassen, sie ist jedoch von bedeutender Wirkung. Alle die noch folgenden Nummern hatten interessante und fesselnde Züge, welche uns bis zum Schluß, der noch besonders ansprechend war, in Spannung hielten. Dem Requiem ging ein Schubert’scher, von Liszt - instrumentirter Trauermarsch voraus. Wir - unterlassen nicht, der Intendanz und dem vortrefflichen Leiter des Ganzen für den - genußreichen Abend unsern wärmsten Dank auszusprechen.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem ging ein Schubert’scher, von Liszt instrumentirter Trauermarsch voraus. Wir unterlassen nicht, der Intendanz und dem + vortrefflichen Leiter des Ganzen für den genußreichen Abend unsern wärmsten Dank + auszusprechen.

diff --git a/tei/naumann_1885.xml b/tei/naumann_1885.xml index fea387d..d31e677 100644 --- a/tei/naumann_1885.xml +++ b/tei/naumann_1885.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Illustrierte Musikgeschichte, 1885 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/naumann_1885_musikgeschichte.xml

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@@ -34,10 +35,10 @@ -

Im Jahre 1874 überraschte Verdi die musikalische Welt, die ihn nur als - dramatischen Komponisten zu feiern gewohnt war, durch ein dem Gebiet der - Kirchenmusik angehörendes Werk: durch sein großes „Im Jahre <date when-iso="1874">1874</date> überraschte <persName key="verdi.giuseppe" + >Verdi</persName> die musikalische Welt, die ihn nur als dramatischen + Komponisten zu feiern gewohnt war, durch ein dem Gebiet der Kirchenmusik + angehörendes Werk: durch sein großes „<title key="verdi.requiem" type="mus" >Requiem“, eine in erhabenem Stil komponierte und von ergreifendem Ausdruck und jugendlichem Feuer erfüllte Tondichtung, die umsomehr Zeugnis für die seltene Begabung ihres Schöpfers ablegt, als er sie in seinem 61. Jahre schrieb.

diff --git a/tei/naz_1876-04-19_berlin.xml b/tei/naz_1876-04-19_berlin.xml index 3a89358..5340edc 100644 --- a/tei/naz_1876-04-19_berlin.xml +++ b/tei/naz_1876-04-19_berlin.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Berlin, 19. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/naz_1876-04-19_koenigliches-opernhaus.xml

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@@ -17,14 +18,16 @@ 91 - 91 + Zweites Blatt naz 2
- + + + Bericht @@ -47,93 +50,95 @@ komponirte Requiem von Giuseppe Verdi aufgeführt. Zuerst in Mailand, dann in Paris und Wien unter des Komponisten - Leitung zu Gehör gebracht, hat das Werk auch bald seinen Einzug in Deutschlands bedeutendere Städte gehalten, - überall Anerkennung, zum Theil Bewunderung findend. Uns zu letzterer hinzureißen - vermochte es zwar nicht; lebhafte Anerkennung indeß ich ihm nicht zu versagen, wenn - man versucht, von vorn herein den richtigen Standpunkt ihm gegenüber einzunehmen. - Vor Allem ist zu bedenken, daß der Schöpfer des Werkes ein Sohn des modernen - Italiens und Opernkomponist ist. Seine - religiösen Empfindungen sind warm, auch aufrichtig, jedoch nicht allzu tief; ihre - musikalische Versinnlichung ist lebhaft und charakteristisch, oft aber übertrieben - im Ausdruck, theatralisch prunkhaft in der äußeren Erscheinung. Von der gläubigen - Einfalt des Herzens und wahren Frömmigkeit, von der Bescheidenheit, aber auch - zugleich künstlerischen Bedeutsamkeit der Ausdrucksmittel, wie sie uns in Mailand, dann in Paris und Wien unter des Komponisten Leitung + zu Gehör gebracht, hat das Werk auch bald seinen Einzug in Deutschlands bedeutendere Städte gehalten, überall + Anerkennung, zum Theil Bewunderung findend. Uns zu letzterer hinzureißen vermochte + es zwar nicht; lebhafte Anerkennung indeß ich ihm nicht zu versagen, wenn man + versucht, von vorn herein den richtigen Standpunkt ihm gegenüber einzunehmen. Vor + Allem ist zu bedenken, daß der Schöpfer des Werkes ein Sohn des modernen Italiens und Opernkomponist ist. Seine religiösen + Empfindungen sind warm, auch aufrichtig, jedoch nicht allzu tief; ihre musikalische + Versinnlichung ist lebhaft und charakteristisch, oft aber übertrieben im Ausdruck, + theatralisch prunkhaft in der äußeren Erscheinung. Von der gläubigen Einfalt des + Herzens und wahren Frömmigkeit, von der Bescheidenheit, aber auch zugleich + künstlerischen Bedeutsamkeit der Ausdrucksmittel, wie sie uns in Mozart’s - Requiem und zum größten Theil in dem Kiel’schen entgegentreten, ist bei Verdi nur ein verhältnißmäßig Geringes zu - finden, und dieses Geringe verdankt er vorzugsweise der Erkenntnis des Wesens + Requiem und zum größten Theil in dem + Kiel’schen entgegentreten, ist bei + Verdi nur ein verhältnißmäßig Geringes + zu finden, und dieses Geringe verdankt er vorzugsweise der Erkenntnis des Wesens deutschen Gemüthes und Geistes, dem Bestreben, sich deutsche Kunstbildung zu eigen zu machen; dies legt insbesondere der Schluß des Werkes mit seiner vortrefflichen - Fuge in überzeugender - Weise dar. Von solchen Gesichtspunkten aus sind wir genöthigt, Toleranz zu üben, uns - gleichzeitig dadurch der Blindheit gegen die Schönheiten erwehrend, welche das Werk - auch von rein musikalischer Seite in nicht unbeträchtlichem Maße bietet. Zu seinen - hervorragendsten Theilen gehört zunächst die schon erwähnte Schluß-Fuge mit ihrem zwar - etwas weitschweifigen, aber doch charaktervollen Thema, dessen geschickte und - wirksame Verarbeitung uns in Rücksicht auf die allgemeinen kontrapunktischen - Verhältnisse der italienischen Komponisten neuerer Zeit ganz besondere Achtung - abgewinnt; ferner das ebenfalls in dem Schlußabschnitt enthaltene tiefempfundene - Altsolo „Tremens factus“ - und das ergreifende Sopransolo mit a capella-Chor zu den noch einmal auftretenden - Worten: „Requiem - aeternam.“ Auch der in die vom Chor ausgehaltenen Schlußakkorde - psalmodirende Sopran ist von bedeutender Wirkung, wie denn überhaupt die wiederholte - Verwendung des Psalmodischen, sowohl in den Solostimmen, wie im Chor, dem Werke - vornehmlich sein eigenartiges Gepräge giebt. Besonders charakteristisch gefärbt - erscheint das von einem Solo-Fagott meist in hoher Tonlage begleitete „Quid sum miser tunc dicturus“. - Verdi hat hier offenbar an die - Versinnlichung der Armseligkeit des Sünders durch die Gepreßtheit und Dünnheit der - hohen Fagott-Töne gedacht. Die Melodie des von den vier Solostimmen gesungenen - „Lacrymosa“ beginnt sehr - ausdrucksvoll und edel, verliert sich aber in ihrem weiteren Verlauf in das - oberflächlich Sentimentale. Das „Agnus Dei“, - obgleich nicht hervortretend durch die Innigkeit des Ausdrucks, fesselt dennoch - durch die Weichheit seiner Stimmung, wozu die in Oktaven singenden Solostimmen - (Sopran und Alt) und die sie begleitenden drei Flöten in nicht geringem Maße - beitragen. Gleichfalls lobend erwähnen müssen wir noch den Anfang des Werkes, den - mit künstlerischer Feinheit ausgeführten Chor „Te decet hymnus“ und das weihevolle „Hostias et preces“. Außer dem von uns - als mehr oder minder hervorragend bezeichneten Theilen hat das Werk aber auch der - unbedeutenden, selbst abwehrenden nicht wenige. Zu diesen rechnen wir das tändelnde - „Kyrie eleison“, das „Dies irae“, welches mehr die - Vorstellung von der Wuth eines fanatisirten Pöbels, als von den Schrecken des - jüngsten Tages erweckt, das marklose „Tuba - mirum“ mit seinem in renommistischer Weise einleitenden - Trompetengeschmetter und den humoristisch wirkenden Schlägen der großen Trommel zu - den Worten „Mors + <title key="verdi.requiem.7" n="libera-me.fuga" type="mus">Fuge in + überzeugender Weise dar. Von solchen Gesichtspunkten aus sind wir genöthigt, + Toleranz zu üben, uns gleichzeitig dadurch der Blindheit gegen die Schönheiten + erwehrend, welche das Werk auch von rein musikalischer Seite in nicht + unbeträchtlichem Maße bietet. Zu seinen hervorragendsten Theilen gehört zunächst die + schon erwähnte Schluß-Fuge mit ihrem zwar etwas weitschweifigen, aber doch + charaktervollen Thema, dessen geschickte und wirksame Verarbeitung uns in Rücksicht + auf die allgemeinen kontrapunktischen Verhältnisse der italienischen Komponisten + neuerer Zeit ganz besondere Achtung abgewinnt; ferner das ebenfalls in dem + Schlußabschnitt enthaltene tiefempfundene Altsolo „Tremens factus“ und das ergreifende + Sopransolo mit a capella-Chor zu den noch einmal auftretenden Worten: „Requiem aeternam.“ + Auch der in die vom Chor ausgehaltenen Schlußakkorde psalmodirende Sopran ist von + bedeutender Wirkung, wie denn überhaupt die wiederholte Verwendung des + Psalmodischen, sowohl in den Solostimmen, wie im Chor, dem Werke vornehmlich sein + eigenartiges Gepräge giebt. Besonders charakteristisch gefärbt erscheint das von + einem Solo-Fagott meist in hoher Tonlage begleitete „Quid sum miser tunc + dicturus“. Verdi hat hier + offenbar an die Versinnlichung der Armseligkeit des Sünders durch die Gepreßtheit + und Dünnheit der hohen Fagott-Töne gedacht. Die Melodie des von den vier Solostimmen + gesungenen „Lacrymosa“ + beginnt sehr ausdrucksvoll und edel, verliert sich aber in ihrem weiteren Verlauf in + das oberflächlich Sentimentale. Das „Agnus + Dei“, obgleich nicht hervortretend durch die Innigkeit des Ausdrucks, + fesselt dennoch durch die Weichheit seiner Stimmung, wozu die in Oktaven singenden + Solostimmen (Sopran und Alt) und die sie begleitenden drei Flöten in nicht geringem + Maße beitragen. Gleichfalls lobend erwähnen müssen wir noch den Anfang des Werkes, + den mit künstlerischer Feinheit ausgeführten Chor „Te decet hymnus“ und das weihevolle + „Hostias et preces“. + Außer dem von uns als mehr oder minder hervorragend bezeichneten Theilen hat das + Werk aber auch der unbedeutenden, selbst abwehrenden nicht wenige. Zu diesen rechnen + wir das tändelnde „Kyrie + eleison“, das „Dies + irae“, welches mehr die Vorstellung von der Wuth eines fanatisirten + Pöbels, als von den Schrecken des jüngsten Tages erweckt, das marklose „Tuba mirum“ mit seinem in + renommistischer Weise einleitenden Trompetengeschmetter und den humoristisch + wirkenden Schlägen der großen Trommel zu den Worten „Mors stupebit“. Vollkommen opernhaft ist das Baßsolo „Confutatis“ und der Schluß des „Hosianna“ zu nennen. Ferner ist die - Doppelfuge zu dem „Sanctus“ sowohl - durch die Trivialität des Haupt- und die Nüchternheit des Gegenthemas, wie durch die - schablonenmäßige Ausarbeitung als verfehlt zu bezeichnen. Die Instrumentirung des - Werkes weist neben einer Fülle neuer, fein und charakteristisch ersonnener Effekte - auch die verbrauchtesten Mittel in ziemlich beträchtlicher Menge auf. Ueber die - Aufführung, welche unter der sicheren und kunstverständigen Leitung des Herrn - Kapellmeisters Radecke und unter - Mitwirkung der Damen Lehmann und Brandt, der Herren Ernst und Betz, sowie des königlichen Theaterchors und - Orchesters stattfand, können wir im Allgemeinen nur Rühmliches berichten. - Einzelheiten dürften wir uns allerdings noch sorgfältiger ausgeführt und das Ganze - im Klange noch abgerundeter denken, allein eine erste Aufführung vermag ja nur in - den seltensten Fällen das Vollkommenste zu bieten. In welchem Maße das Werk dem - ziemlich zahlreich anwesenden Publikum gefallen hat, wissen wir nicht zu - entscheiden. Es bleibt nur übrig zu konstatiren, daß dem Gebrauch, bei Werken - religiösen Inhalts sich äußerer Beifallszeichen zu enthalten, entgegen nach dem - „Agnus Dei“ und zum Schluß des Werkes - lebhaft applaudirt wurde.

+ key="verdi.requiem.2.confutatis" type="mus">Confutatis“ und der Schluß + des „Hosianna“ zu + nennen. Ferner ist die Doppelfuge zu dem „Sanctus“ sowohl durch die Trivialität des Haupt- und die + Nüchternheit des Gegenthemas, wie durch die schablonenmäßige Ausarbeitung als + verfehlt zu bezeichnen. Die Instrumentirung des Werkes weist neben einer Fülle + neuer, fein und charakteristisch ersonnener Effekte auch die verbrauchtesten Mittel + in ziemlich beträchtlicher Menge auf. Ueber die Aufführung, welche unter der + sicheren und kunstverständigen Leitung des Herrn Kapellmeisters Radecke und unter Mitwirkung der Damen Lehmann und Brandt, der Herren + Ernst und + Betz, sowie des + königlichen Theaterchors und Orchesters stattfand, können wir im Allgemeinen nur + Rühmliches berichten. Einzelheiten dürften wir uns allerdings noch sorgfältiger + ausgeführt und das Ganze im Klange noch abgerundeter denken, allein eine erste + Aufführung vermag ja nur in den seltensten Fällen das Vollkommenste zu bieten. In + welchem Maße das Werk dem ziemlich zahlreich anwesenden Publikum gefallen hat, + wissen wir nicht zu entscheiden. Es bleibt nur übrig zu konstatiren, daß dem + Gebrauch, bei Werken religiösen Inhalts sich äußerer Beifallszeichen zu enthalten, + entgegen nach dem „Agnus Dei“ und + zum Schluß des Werkes lebhaft applaudirt wurde.

diff --git a/tei/nbmz_1876-04-20_berlin.xml b/tei/nbmz_1876-04-20_berlin.xml index 7f681e2..faaa70e 100644 --- a/tei/nbmz_1876-04-20_berlin.xml +++ b/tei/nbmz_1876-04-20_berlin.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Neue Berliner Musikzeitung, 20. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nbmz_1876-04-20_verdis-requiem.xml

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@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -52,82 +55,86 @@ Partei in der Kunst angehöre und alles Hervorragende zu schätzen und zu pflegen stets bereit sei. Man durfte sich daher nicht verwundern, wenn in dem kurzen Zeitraum von drei Wochen zwei so heterogene Werke wie Wagner’sTristan und - Isolde“ und Verdi’sRequiem“ auf der Bühne des Königl. Opernhauses ihre - ersten Aufführungen erlebten. Beide Werke verlangen vom Hörer die Berücksichtigung - des Standpunktes, von welchem aus sie geschaffen wurden. Verdi’sRequiem“ ist ein durch und durch italienisches Werk. Es stellt sich zu - Rossini’sStabat mater“, bedarf aber für seine volle - Wirkung des Orchesters, während Rossini’sStabat“ mehr - als ein Salon-Oratorium ist, welches auch mit Piano-Begleitung ein Liebling der - Dilettanten bleiben wird. Nicht zu verkennen ist in dem Verdi’schen Werke die Liebe und Sorgsamkeit, - welche aus allen Theilen zu uns sprechen; selbst dort, wo, wie in dem „Dies irae“ die Musik für unseren Geschmack zu - theatralisch klingt. Verdi’sRequiem“ erinnert freilich nicht an den Componisten - des „Trovatore“ aber es steht in inniger - Verwandtschaft mit „Aida“, jener Oper, welche dem - Talent Verdi’s die ungeschmälerte - Hochachtung der ganzen Welt einbrachte.

-

Sehen wir uns nun das Requiem näher an. Ohne - grössere Orchester-Einleitung beginnt es sofort mit einem stimmungsvollen Andante in A-moll, doch schon nach - wenigen Takten geht es bei den Worten „et lux perpetua luceat - eis“ zu einem lieblichen A-dur über; nach einem kurzen, bewegteren Zwischensatze in F-dur kehrt - es zu den ersten Motiven in A-moll und dur zurück, um das Kyrie eleison“ - zuerst in Solostimmen, dann im Chor anzuschliessen. Ueber das nun folgende „Dies irae“, welches im Verlaufe des Werkes - wiederkehrt, habe ich meine Meinung oben ausgesprochen; es ist theatralisch, ebenso - wie die folgende Trompeten-Fanfare, welche dem „Tuba mirum“ vorangeht. Dieses Stück - schliesst nun mehrere Soli in sich; zuerst das sehr hübsch gedachte Basssolo „Mors stupebit“ das - düster und leise bebend verhaucht; alsdann vom Mezzo-Sopran das „Liber scriptus“, dazwischen immer - das murmelnde „Dies irae“ des Chors. Wehmuth - spricht aus dem Solo-Quatuor „Quid sum - miser“ in G-moll, zu welchem das folgende „Rex tremendae majestatis“ einen - wirkungsvollen Gegensatz bildet. Zuerst von den Bässen intonirt, steigert es sich - fort und fort und fesselt uns besonders durch die Harmonie-Folgen bei den Worten - „Salva me “, namentlich in + >Wagner’s „Tristan + und Isolde“ und Verdi’s + „Requiem“ auf der Bühne des + Königl. Opernhauses ihre ersten Aufführungen erlebten. Beide Werke verlangen vom + Hörer die Berücksichtigung des Standpunktes, von welchem aus sie geschaffen wurden. + Verdi’sRequiem“ ist ein durch und durch italienisches Werk. Es + stellt sich zu Rossini’sStabat mater“, bedarf aber für + seine volle Wirkung des Orchesters, während Rossini’sStabat“ mehr als ein Salon-Oratorium ist, welches auch mit + Piano-Begleitung ein Liebling der Dilettanten bleiben wird. Nicht zu verkennen ist + in dem Verdi’schen Werke die Liebe und + Sorgsamkeit, welche aus allen Theilen zu uns sprechen; selbst dort, wo, wie in dem + „Dies irae“ die Musik für + unseren Geschmack zu theatralisch klingt. Verdi’sRequiem“ + erinnert freilich nicht an den Componisten des „Trovatore“ aber es steht in inniger Verwandtschaft mit + „Aida“, jener Oper, welche dem Talent + Verdi’s die ungeschmälerte Hochachtung + der ganzen Welt einbrachte.

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Sehen wir uns nun das Requiem näher an. + Ohne grössere Orchester-Einleitung beginnt es sofort mit einem stimmungsvollen + Andante in + A-moll, doch schon nach wenigen Takten geht es bei den Worten „et + lux perpetua luceat eis“ zu einem lieblichen A-dur über; nach einem kurzen, + bewegteren Zwischensatze in F-dur kehrt es zu den ersten Motiven in A-moll und dur + zurück, um das Kyrie eleison“ zuerst in + Solostimmen, dann im Chor anzuschliessen. Ueber das nun folgende „Dies irae“, welches im Verlaufe des + Werkes wiederkehrt, habe ich meine Meinung oben ausgesprochen; es ist theatralisch, + ebenso wie die folgende Trompeten-Fanfare, welche dem „Tuba mirum“ vorangeht. + Dieses Stück schliesst nun mehrere Soli in sich; zuerst das sehr hübsch gedachte + Basssolo „Mors + stupebit“ das düster und leise bebend verhaucht; alsdann vom + Mezzo-Sopran das „Liber + scriptus“, dazwischen immer das murmelnde „Dies irae“ des Chors. Wehmuth spricht aus dem Solo-Quatuor + „Quid sum miser“ + in G-moll, zu welchem das folgende „Rex tremendae majestatis“ einen wirkungsvollen Gegensatz + bildet. Zuerst von den Bässen intonirt, steigert es sich fort und fort und fesselt + uns besonders durch die Harmonie-Folgen bei den Worten „Salva me “, namentlich in der Wiederholung, wo das Motiv in Fis-dur, A-dur, A-moll, F-dur immer eindringlicher wird, bis das „Salva me“ in voller Kraft und ängstlicher Bitte tönt. Dieses Stück ist jedenfalls eines der schönsten des Werkes. Das Duo „Recordare“ giebt dem hohen und tiefen - Sopran Gelegenheit zu concertantem Gesange; es ist in harmonischer Hinsicht nicht - leicht auszuführen, dürfte aber doch begabteren Dilettantinnen eine lohnende Studie - werden. Der Tenor, wenn er eine weiche und in den höheren Tönen gut ansprechende und - ausgiebige Stimme besitzt, findet in dem „Ingemisco“ eine dankbare Aufgabe; ebenso der Bass in dem „Confutatis“. Nach einer abgekürzten - Repetition des „Dies - irae“ folgt in dem „Lacrymosa“ wiederum eines der wirkungsvollsten Stücke der Partitur; an - der Stelle, wo die Tenore und Bässe das Thema in B-moll intoniren und der Sopran (und im Orchester die Violinen und - Holzbläser) dasselbe wie mit Seufzern begleiten, erinnert die Behandlung an das - Des-dur des Rigoletto-Duo’s + key="verdi.requiem.2.recordare" type="mus">Recordare“ giebt dem hohen + und tiefen Sopran Gelegenheit zu concertantem Gesange; es ist in harmonischer + Hinsicht nicht leicht auszuführen, dürfte aber doch begabteren Dilettantinnen eine + lohnende Studie werden. Der Tenor, wenn er eine weiche und in den höheren Tönen gut + ansprechende und ausgiebige Stimme besitzt, findet in dem „Ingemisco“ eine dankbare + Aufgabe; ebenso der Bass in dem „Confutatis“. Nach einer abgekürzten Repetition des „Dies irae“ + folgt in dem „Lacrymosa“ + wiederum eines der wirkungsvollsten Stücke der Partitur; an der Stelle, wo die + Tenore und Bässe das Thema in B-moll + intoniren und der Sopran (und im Orchester die Violinen und Holzbläser) dasselbe wie + mit Seufzern begleiten, erinnert die Behandlung an das Des-dur des Rigoletto-Duo’s (Rigoletto und Gilda) im 3. Act der Oper. — Das „Domine Jesu“ ist eine vierstimmige Solo-Nummer in As-dur - 6/8, mit voller Kenntniss der Singstimmen geschrieben und für jede einzelne - effektvoll; ebenso das sich anschliessende, „Domine Jesu“ ist eine vierstimmige + Solo-Nummer in As-dur 6/8, mit voller Kenntniss der Singstimmen geschrieben und für + jede einzelne effektvoll; ebenso das sich anschliessende, „Quam olim Abrahae promisisti“ in As und einem sanften Mittelsatz in C. Das - „Sanctus“, Fuge und Doppelchor zeigt uns - Verdi als - durchgebildeten Musiker; das Stück ist trefflich gearbeitet und von mächtiger + „Sanctus“, Fuge und Doppelchor + zeigt uns Verdi + als durchgebildeten Musiker; das Stück ist trefflich gearbeitet und von mächtiger Wirkung. Eine Perle der Partitur muss jedenfalls das - „Agnus dei“ genannt werden. Die beiden - Solo-Soprane ohne jede Begleitung intoniren zuerst das ebenso einfache als rührend - eindrucksvolle Thema:

+ „Agnus dei“ genannt werden. Die + beiden Solo-Soprane ohne jede Begleitung intoniren zuerst das ebenso einfache als + rührend eindrucksvolle Thema:

Agnus Dei, Melodie und Text @@ -141,40 +148,41 @@ selbstständig figurirter Bewegung. Die Wirkung des Stückes ist in seinem meisterhaften Arrangement eine unausbleibliche und reizt ein warmes Auditorium sicher zu einem Da Capo-Verlangen; auch hier fand es rauschenden Beifall. — Das - folgende „Lux <supplied resp="tr" - >a</supplied>eterna“ für Mezzo-Sopran, Tenor und Bass ist - in derselben Stimmung gehalten, vermag aber den Eindruck des „Agnus dei“ nicht zu überbieten. In dem „Libera me“ kommt nach kurzer psalmodischer - Einleitung der Solo-Sopran mit dem „dum veneris“ zur Geltung, - verlangt jedoch von der Stimme eine voluminöse Tiefe. Wiederum folgt eine kurze - Repetition des „dies - irae“ und unmittelbar daran schliesst das beginnende Motiv des - „Requiem“, diesmal aber nur von den Stimmen ausgeführt. Das „Libera me“ im Allegro risoluto - vom vollen Chor beendet das Werk. Für die Aufführung sind wir Herrn von Hülsen zu - hohem Danke verpflichtet, umsomehr als sie unter trefflicher Leitung des Herrn - Capellmeisters Radecke die herrlichen Mittel des Chors, wie des Orchester - in’s hellste Licht brachte. Das Werk wurde von allen Theilen sauber und in den - verschiedenen Abstufungen gut nüancirt gegeben. Nicht ganz so günstig waren die - Umstände für die Solostimmen; die Wahrheit erfordert es zu gestehen, dass dem Frl. - Lehmann die - klangvolle Tiefe, Herrn Ernst die ansprechende und ausgiebige Höhe zur - beabsichtigten Wirkung der Composition fehlte. Beide Künstler aber sangen mit - liebevoller Hingebung und correkt. Der Mezzo-Sopran und der Bass waren durch Frl. - Brandt und - Herrn Betz tüchtig - vertreten und namentlich Frl. + folgende „Lux <supplied + resp="tr">a</supplied>eterna“ für Mezzo-Sopran, Tenor und + Bass ist in derselben Stimmung gehalten, vermag aber den Eindruck des „Agnus dei“ nicht zu überbieten. In dem + „Libera me“ kommt nach kurzer + psalmodischer Einleitung der Solo-Sopran mit dem „dum + veneris“ zur Geltung, verlangt jedoch von der Stimme eine voluminöse Tiefe. + Wiederum folgt eine kurze Repetition des „dies irae“ und + unmittelbar daran schliesst das beginnende Motiv des „Requiem“, diesmal aber nur von + den Stimmen ausgeführt. Das „Libera me“ im Allegro risoluto vom vollen Chor + beendet das Werk. Für die Aufführung sind wir Herrn von Hülsen zu hohem Danke + verpflichtet, umsomehr als sie unter trefflicher Leitung des Herrn Capellmeisters + Radecke die + herrlichen Mittel des Chors, wie des Orchester in’s hellste Licht brachte. Das Werk + wurde von allen Theilen sauber und in den verschiedenen Abstufungen gut nüancirt + gegeben. Nicht ganz so günstig waren die Umstände für die Solostimmen; die Wahrheit + erfordert es zu gestehen, dass dem Frl. Lehmann die klangvolle Tiefe, Herrn Ernst die + ansprechende und ausgiebige Höhe zur beabsichtigten Wirkung der Composition fehlte. + Beide Künstler aber sangen mit liebevoller Hingebung und correkt. Der Mezzo-Sopran + und der Bass waren durch Frl. Brandt und Herrn Betz tüchtig vertreten und namentlich Frl. + Brandt zeigte, dass sie auch in dieser Gattung des Vortrags vollkommen zu Hause ist. Das Werk wurde in den Mittagsstunden des zweiten Oster-Feiertags wiederholt. — Dass in dem für Deutschland angefertigten Clavier-Auszuge der Musik neben dem lateinischen Texte auch eine deutsche Uebersetzung unterlegt ist, erscheint jedenfalls überflüssig; - kein Mensch wird das Requiem in deutscher Sprache - singen.Vgl. Requiem in + deutscher Sprache singen.Vgl. Giuseppe Verdi: Requiem, Clavier-Auszug mit Text (Mailand 1874). Es hätte genügt, den deutschen Text, womöglich dem @@ -182,18 +190,19 @@ deutsche Uebersetzung nicht allein stellenweise der Composition Eintrag thut, sondern auch in sprachlicher Hinsicht manche Sonderbarkeit aufweist. Wie unsanglich ist das „Rex tremendae - majestatis“ mit „Herr, dess Allmacht zeuget Zagen“ - übersetzt und wie ungewöhnlich klingt unserm Ohr: „Lass mich nicht vor Angst erfahlen“ und „Angstvoll sorgend ich ergramte“. Sonst ist die Ausstattung des Clavier-Auszugs, wie wir das von - der Verlagshandlung Ricordi gewohnt sind, eine opulente. - Jedenfalls hat sich Verdi mit seinem Requiem - ein schönes Denkmal gesetzt; von den ersten Opern, die wir hörten „Nabucco“ und „Lombardi“ bis zu „Aïda“ und dem „Requiem“ ist ein Weg, der uns mit hoher Achtung vor - der Entwicklung des Meisters erfüllt.

+ majestatis“ mit „Herr, dess Allmacht zeuget + Zagen“ übersetzt und wie ungewöhnlich klingt unserm Ohr: „Lass mich nicht + vor Angst erfahlen“ und „Angstvoll sorgend ich ergramte“. Sonst ist die Ausstattung des Clavier-Auszugs, + wie wir das von der Verlagshandlung Ricordi gewohnt sind, + eine opulente. Jedenfalls hat sich Verdi mit seinem Requiem ein schönes Denkmal gesetzt; von + den ersten Opern, die wir hörten „Nabucco“ und „Lombardi“ bis zu „Aïda“ und dem + „Requiem“ ist ein Weg, der uns mit + hoher Achtung vor der Entwicklung des Meisters erfüllt.

Ferdinand Gumbert.

diff --git a/tei/nbt_1876-04-21_berlin.xml b/tei/nbt_1876-04-21_berlin.xml index 3f84887..45471d8 100644 --- a/tei/nbt_1876-04-21_berlin.xml +++ b/tei/nbt_1876-04-21_berlin.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Neues Berliner Tageblatt, 21. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nbt_1876-04-21_berlin.xml

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@@ -17,14 +18,16 @@ 93 - 93 + Hauptblatt nbt 3
- + + + Bericht @@ -42,12 +45,13 @@ Musikalische Wochenschau.

Nur ein musikalisches Ereigniß ist für die verflossene Woche zu verzeichnen, aber es ist ein Ereigniß von hervorragender Bedeutung: Das Requiem von Giuseppe Verdi, - dem Komponisten des Troubadour und der - Aida. Der Jahrestag des Todes Alessandro Manzoni’s, des italienischen - Dichters, gab die Veranlassung, daß dies Requiem + rend="widespace">Requiem von + Giuseppe + Verdi, dem Komponisten des Troubadour und der Aida. Der Jahrestag des Todes Alessandro Manzoni’s, des italienischen Dichters, gab die + Veranlassung, daß dies Requiem geschrieben wurde. Die erste Aufführung fand am 22. Mai 1874 zu Mailand statt, und ihr folgten seitdem Aufführungen in Berlin dem Werke entgegen. Verdi sollte zeigen, ob der merkwürdige Fortschritt, den er in der - Aida über sich selbst hinaus gemacht, eine - bloße Laune gewesen, ein bloßes Experiment, um die Welt zu öffnen, — oder ob er, der - nunmehr Zweiundsechzigjährige, die Kunst in der That von einer ernsteren Seite - ansehen wolle, als er es bis zur Aida in seinen - zahlreichen italienischen Opern leichtfertigster Sorte gethan hatte. Das Requiem bestätigt das Letztere. Nun freilich, was - wir Deutsche von einem solchen Werke zu verlangen gewohnt sind, das bietet Verdi trotz alledem natürlich nicht, der - Italiener, speziell sogar der italienische Opernkomponist, verleugnet sich - nirgend; aber unverkennbar hat er sein bedeutendes Können einem - ernsten Wollen dienstbar gemacht. Er hat sich offenbar in den Stoff versenkt, ist - von dessen Komposition wirklich ergriffen gewesen. Warum auch hätten ihm, der mit - Vorliebe die Blut- und Schaueroper kultivirte, die Schauer des jüngsten Gerichts - nicht wohlverwandt erscheinen sollen? Das unstreitig bedeutende Können Verdi’s liegt nun aber auf einem ganz anderen - Gebiete als dem kirchlichen. Es lag bei ihm in der Natur der Sache, daß die - Ausdrucksformen der großen Oper maßgebend sein mußten, und so vermag der zum größten - Theile opernhafte Zuschnitt des Ganzen nur einen getheilten Eindruck zu - hinterlassen, wird ohne Frage auch Viele, die mit Andacht an ein solchen Werk heran - zu treten gewohnt sind, geradezu abstoßen. Wer mit dem besten Willen, sich in die - rechte Stimmung versetzen zu lassen, zuhört, dem wird der opernmäßige Flitterstaat - die hie und da wirklich hervorgerufene Stimmung meist schon im Aufkeimen wieder - ersticken. Stimmungsvoll hebt so mancher Satz - an, entwickelt sich klar und ruhig aus sich selbst und aus dem Gegenstand heraus, so - daß auch derjenige, welcher die ernstesten Anforderungen an die Kunst stellt, davon - ergriffen werden kann, — ein vorausberechneter Effekt im Style der großen Oper, nach - Meyerbeer’schem Vorbilde, stürzt - ihn aus allen Himmeln und läßt ihn bedauerlich den Kopf schütteln. Wir erinnern - beispielsweise an das Offertorium: Domine Jesu - Christe, in welchem die vier Stimmen so edel und dabei so - melodiös mit und in einander zu arbeiten beginnen, daß es eine wahre Freude ist, bis - dann die Violinen, ganz pianissimo anhebend, hinzutreten und der Eindruck in einen + Aida über sich selbst hinaus gemacht, + eine bloße Laune gewesen, ein bloßes Experiment, um die Welt zu öffnen, — oder ob + er, der nunmehr Zweiundsechzigjährige, die Kunst in der That von einer ernsteren + Seite ansehen wolle, als er es bis zur Aida in seinen zahlreichen italienischen Opern leichtfertigster Sorte + gethan hatte. Das Requiem bestätigt + das Letztere. Nun freilich, was wir Deutsche von einem solchen Werke zu verlangen + gewohnt sind, das bietet Verdi trotz + alledem natürlich nicht, der Italiener, speziell sogar der italienische + Opernkomponist, verleugnet sich nirgend; aber unverkennbar hat er sein + bedeutendes Können einem ernsten Wollen dienstbar gemacht. Er hat sich offenbar in + den Stoff versenkt, ist von dessen Komposition wirklich ergriffen gewesen. Warum + auch hätten ihm, der mit Vorliebe die Blut- und Schaueroper kultivirte, die Schauer + des jüngsten Gerichts nicht wohlverwandt erscheinen sollen? Das unstreitig + bedeutende Können Verdi’s liegt nun aber + auf einem ganz anderen Gebiete als dem kirchlichen. Es lag bei ihm in der Natur der + Sache, daß die Ausdrucksformen der großen Oper maßgebend sein mußten, und so vermag + der zum größten Theile opernhafte Zuschnitt des Ganzen nur einen getheilten Eindruck + zu hinterlassen, wird ohne Frage auch Viele, die mit Andacht an ein solchen Werk + heran zu treten gewohnt sind, geradezu abstoßen. Wer mit dem besten Willen, sich in + die rechte Stimmung versetzen zu lassen, zuhört, dem wird der opernmäßige + Flitterstaat die hie und da wirklich hervorgerufene Stimmung meist schon im + Aufkeimen wieder ersticken. Stimmungsvoll hebt so mancher Satz an, entwickelt sich klar und ruhig aus sich selbst und aus + dem Gegenstand heraus, so daß auch derjenige, welcher die ernstesten Anforderungen + an die Kunst stellt, davon ergriffen werden kann, — ein vorausberechneter Effekt im + Style der großen Oper, nach Meyerbeer’schem Vorbilde, stürzt ihn aus allen Himmeln und läßt ihn + bedauerlich den Kopf schütteln. Wir erinnern beispielsweise an das Offertorium: Domine Jesu + Christe, in welchem die vier Stimmen so edel und dabei so melodiös + mit und in einander zu arbeiten beginnen, daß es eine wahre Freude ist, bis dann die + Violinen, ganz pianissimo anhebend, hinzutreten und der Eindruck in einen vollständig opernhaften umschlägt. Oder wir erinnern an die Fuge Libera me; - das ist charakteristisch erfunden, baut sich nach den strengsten Regeln der Kunst - ernst und überaus wirkungsvoll auf, so daß wir uns von dem großartig angelegten - Satze wahrhaft Bedeutungsvolles versprechen dürfen — auch hier läuft schließlich - Alles in tanzende Rhythmen und opernhafte Schablone aus. Auf das Einzelne speziell - einzugehen, mag uns erlassen sein. Es ist nicht zu leugnen, daß Verdi als ausschließlicher italienischer - Opernkomponist in Manchem wahrhaft überraschend den Ton getroffen hat, der die - Kirchenkompositionen eines Libera + me; das ist charakteristisch erfunden, baut sich nach den + strengsten Regeln der Kunst ernst und überaus wirkungsvoll auf, so daß wir uns von + dem großartig angelegten Satze wahrhaft Bedeutungsvolles versprechen dürfen — auch + hier läuft schließlich Alles in tanzende Rhythmen und opernhafte Schablone aus. Auf + das Einzelne speziell einzugehen, mag uns erlassen sein. Es ist nicht zu leugnen, + daß Verdi als ausschließlicher + italienischer Opernkomponist in Manchem wahrhaft überraschend den Ton getroffen hat, + der die Kirchenkompositionen eines Mozart, Cherubini und anderer Meister durchweht. Wir nennen das Agnus Dei, das Quid sum miser tunc - dicturus + key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus Dei, das Quid sum + miser tunc dicturus ? , - namentlich aber das rührende Hostias, das wir als die gelungenste - Nummer des Ganzen hinstellen möchte. Daß Verdi die genannten Meister und nicht unsere großen, strengen - Kirchenkomponisten zum Muster genommen hat, leuchtet überall hervor, lag auch für - ihn zur Hand. Am auffallendsten tritt dies im Dies irae hervor, wo ihn - sowohl der Sturm, der Mozart’s - Orchester und Chor erfaßt, wie der wirkungsvolle Tamtamschlag Cherubini’s offenbar vorgeschwebt haben; aber - Verdi bleibt hinter Beiden zurück. - Was er giebt, zeigt das von der Oper mit hinübergenommene Streben, möglichst grell - zu färben, Kontraste gegenüber zu stellen, so realistisch wie möglich zu Werke zu - gehen. Und diese realistische Ausführungsweise wird namentlich den Norddeutschen nie - für dieses Requiem erwärmen können. Die Posaunenstöße, mit welchen das Werk hie und - da in Scene gesetzt worden ist, mit welchen sogar hie und da die Kritik in’s Zeug - gegangen, können unsere Meinung nicht erschütter. namentlich aber das rührende Hostias, das wir + als die gelungenste Nummer des Ganzen hinstellen möchte. Daß Verdi die genannten Meister und nicht unsere + großen, strengen Kirchenkomponisten zum Muster genommen hat, leuchtet überall + hervor, lag auch für ihn zur Hand. Am auffallendsten tritt dies im Dies + irae hervor, wo ihn sowohl der Sturm, der Mozart’s Orchester und Chor erfaßt, wie + der wirkungsvolle Tamtamschlag Cherubini’s offenbar vorgeschwebt haben; aber Verdi bleibt hinter Beiden zurück. Was er giebt, + zeigt das von der Oper mit hinübergenommene Streben, möglichst grell zu färben, + Kontraste gegenüber zu stellen, so realistisch wie möglich zu Werke zu gehen. Und + diese realistische Ausführungsweise wird namentlich den Norddeutschen nie für dieses + Requiem erwärmen können. Die Posaunenstöße, mit welchen das Werk hie und da in Scene + gesetzt worden ist, mit welchen sogar hie und da die Kritik in’s Zeug gegangen, + können unsere Meinung nicht erschütter. Verdi’s - Requiem ist ein höchst interessantes Experiment, - — welches — das wollen wir zugeben — seinem Schöpfer zur Ehre gereicht, da sich in - ihm das Streben, Großes und Ernstes zu - wollen, noch mehr dokumentirt als in der Aida. - Darüber hinaus aber geht seine Bedeutung nicht. Eine Regeneration der italienischen - Kirchenmusik ist von ihm ebenso wenig zu erwarten, wie es seinerzeit Rossini’s - Stabat mater - bewirken konnte. Die Musikgeschichte beweist, daß derartige Kunstwerke, die wie - dieses Requiem eine Zwitterstellung zwischen - Kirche und Oper eingenommen haben, stets nur eine vorübergehende Bedeutung und nie - eine nachhaltige Einwirkung auf die Kunst gehabt haben. Wir sind sogar fest davon - überzeugt: Hätte ein deutscher Komponist es gewagt, ein solches Requiem zu - schreiben, er wäre einstimmig und schonungslos abgethan worden.

+ Requiem ist ein höchst interessantes + Experiment, — welches — das wollen wir zugeben — seinem Schöpfer zur Ehre gereicht, + da sich in ihm das Streben, Großes und + Ernstes zu wollen, noch mehr dokumentirt als in der Aida. Darüber hinaus aber geht seine Bedeutung nicht. Eine + Regeneration der italienischen Kirchenmusik ist von ihm ebenso wenig zu erwarten, + wie es seinerzeit Rossini’s + Stabat + mater bewirken konnte. Die Musikgeschichte beweist, daß derartige + Kunstwerke, die wie dieses Requiem + eine Zwitterstellung zwischen Kirche und Oper eingenommen haben, stets nur eine + vorübergehende Bedeutung und nie eine nachhaltige Einwirkung auf die Kunst gehabt + haben. Wir sind sogar fest davon überzeugt: Hätte ein deutscher Komponist es gewagt, + ein solches Requiem zu schreiben, er wäre einstimmig und schonungslos abgethan + worden.

Was die Aufführung des Werkes anbetrifft, so muß anerkannt werden, daß überall die sorgsame Vorbereitung hervorleuchtete. Der Opernchor, unterstützt durch verschiedene der untergeordneten Kräfte unseres Solopersonals, erfreute durch die Klangfülle und @@ -166,11 +173,11 @@ wochenlang im Verkehr sowohl wie in den Zeitungen besprochen wurde, das Haus bei dieser ersten Aufführung nicht unbedeutende Lücken zeigte, Beweis genug, daß im Publikum ein gerechtes Mißtrauen gegen ein Requiem von dem Komponisten des „Troubadour“ und der „Aida“ vorhanden ist. Daß sich der Zuspruch bei den Wiederholungen - steigern wird, ist auch nicht zu erwarten.

+ key="verdi.il-trovatore" type="mus">Troubadour“ und der „Aida“ vorhanden ist. Daß sich der Zuspruch + bei den Wiederholungen steigern wird, ist auch nicht zu erwarten.

W. Lackowitz.

+ >Lackowitz.

diff --git a/tei/nfb_1874-06-11_paris.xml b/tei/nfb_1874-06-11_paris.xml index 9daeb35..4209aeb 100644 --- a/tei/nfb_1874-06-11_paris.xml +++ b/tei/nfb_1874-06-11_paris.xml @@ -5,10 +5,9 @@ Neues Fremden-Blatt, 11. Juni 1874 aus: Neue Freie Pr. - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfb_1874-06-11_verdis-todtenmesse.xml

CC BY 4.0

@@ -17,14 +16,16 @@ 159 - 159 + Abendausgabe nfb 2 - + + + Bericht @@ -42,52 +43,57 @@ xml:id="f1"/> - - + + Tagesneuigkeiten.

Wien, 11. Juni.

- + +
+ +

— (Verdi’s - Todtenmesse.) Aus Paris, 9. d., wird gemeldet: „In der - komischen Oper fand am - gestern unter persönlicher Leitung des - Komponisten die Generalprobe der zum Gedächtniß Alessandro Manzoni’s komponirten Todtenmesse von Verdi statt, welche kürzlich schon in VenedigFalschmeldung; vgl. Neue Freie Presse, Wien, 11. Juni 1874. und Mailand gehört worden ist. In Wahrheit konnte man diese - Generalprobe eine erste Aufführung nennen, da alle Räume des Theaters von einem - geladenen, aus der Kunst- und fashionablen Welt rekrutirten Publikum besetzt waren. - Die Soli befanden sich in denselben Händen wie in Italien: Frau Stoltz - (Sopran); Frau Waldmann (Alt); Capponi (Tenor) und Maini (Baß). Chor - und Orchester waren der großen, der - italienischen und der - komischen Oper entlehnt. Die - Zahl der Mitwirkenden betrug 200. Verdi - wurde, als er am Dirigentenpulte erschien, von dem Publikum, dem er als langjähriger - Bewohner von Paris kein Neuling war, mit - begeistertem Beifall begrüßt; trotz des religiösen Charakters der Komposition - wiederholte sich diese Kundgebung nach jeder der beiden Abtheilungen: es wurde - nämlich nach dem Lacrymosa eine - größere Pause gemacht, so daß der zweite Theil mit dem Offertorium begann. Der Erfolg dieses Requiems bei den Kennern war allerdings kein unbestrittener; man fand - es, wie alle moderne italienische Kirchenmusik und wie z. B. auch das Stabat Mater und - die Messe von Todtenmesse.) Aus Paris, 9. d., wird gemeldet: „In der komischen + Oper fand am gestern unter persönlicher Leitung des Komponisten die Generalprobe der zum Gedächtniß + Alessandro Manzoni’s komponirten Todtenmesse von Verdi statt, welche kürzlich + schon in VenedigFalschmeldung; vgl. Neue Freie + Presse, Wien, 11. Juni 1874. und Mailand gehört worden + ist. In Wahrheit konnte man diese Generalprobe eine erste Aufführung nennen, da alle + Räume des Theaters von einem geladenen, aus der Kunst- und fashionablen Welt + rekrutirten Publikum besetzt waren. Die Soli befanden sich in denselben Händen wie + in Italien: Frau Stoltz (Sopran); Frau Waldmann (Alt); Capponi (Tenor) + und Maini (Baß). Chor und Orchester waren der großen, der italienischen und der komischen Oper entlehnt. Die Zahl der + Mitwirkenden betrug 200. Verdi wurde, als + er am Dirigentenpulte erschien, von dem Publikum, dem er als langjähriger Bewohner + von Paris kein Neuling war, mit begeistertem + Beifall begrüßt; trotz des religiösen Charakters der Komposition wiederholte sich + diese Kundgebung nach jeder der beiden Abtheilungen: es wurde nämlich nach dem + Lacrymosa eine größere + Pause gemacht, so daß der zweite Theil mit dem Offertorium begann. Der Erfolg dieses Requiems bei den Kennern war allerdings + kein unbestrittener; man fand es, wie alle moderne italienische Kirchenmusik und wie + z. B. auch das Stabat Mater und die Messe von Rossini, zu weltlich, zu theatralisch, zu materialistisch und noch im Saale der komischen Oper hörte man das Bonmot, dieses Werk sei eine Todtenmesse für ein ZivilbegräbnißVgl. diff --git a/tei/nfb_1875-06-12_wien.xml b/tei/nfb_1875-06-12_wien.xml index 865253b..b5474b3 100644 --- a/tei/nfb_1875-06-12_wien.xml +++ b/tei/nfb_1875-06-12_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neues Fremden-Blatt, Wien, 12. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfb_1875-06-12_wien.xml

CC BY 4.0

@@ -16,7 +15,7 @@ 161 - 161 + Morgenausgabe 11 nfb 4–5 @@ -24,7 +23,9 @@ - + + + Bericht @@ -45,8 +46,8 @@ Theater, Kunst und Literatur. Die gestrige erste Aufführung von Verdi’sRequiem“ im Verdi’s „Requiem“ im Hofoperntheater

hatte einen außerordentlich glänzenden Erfolg. Die Anwesenheit des berühmten Kompositeurs, welchen unsere Stadt vor dreißig Jahren als Anfänger in ihren Mauern @@ -61,27 +62,29 @@ wurde mit minutenlangem Applaus empfangen. Das klang wie ein herzlicher Dank, von den Wiener Opernfreunden dem Schöpfer so vieler genußreicher Abende dargebracht. Aber schon von der ersten Nummer, dem so - weihevoll schön beginnende Kyrie - angefangen, machte des Maëstro Werk seiner Persönlichkeit - bedeutend Konkurrenz, d. h. die Komposition an sich interessirte immer mehr und - mehr. Jedes Stück wurde mit rauschendem Beifall aufgenommen; das „Recordare“ (ein nicht eben kirchliches, aber musikalisch - überaus reizendes Duett von Sopran und Alt), das „Ingemisco“ (ein an - „Aida“ anklingendes, ungemein zartes und - duftiges Tenorsolo), dann das Offertorium (vom „hostias“, d. i. wieder einem - poesievollen Tenorsolo angefangen), endlich das lieblich-pastorale mit einem sehr - originellen Unisono des Solo-Sopran und Alt beginnende, - wunderschön durchgeführte „Agnus - Dei“ mußten wiederholt werden. Ganz - außerordentlich gefiel auch das „Lacrimosa“ (das Schlußstück - des Dies irae), in - welchem eine einfach-innige, romanzenartige Melodie mit echt deutscher, man möchte - sagen Mendelssohn’schen + weihevoll schön beginnende Kyrie angefangen, machte des Maëstro Werk + seiner Persönlichkeit bedeutend Konkurrenz, d. h. die Komposition an sich + interessirte immer mehr und mehr. Jedes Stück wurde mit rauschendem Beifall + aufgenommen; das „Recordare“ (ein + nicht eben kirchliches, aber musikalisch überaus reizendes Duett von Sopran und + Alt), das „Ingemisco“ (ein an „Aida“ anklingendes, ungemein zartes und duftiges Tenorsolo), + dann das Offertorium (vom „hostias“, d. i. + wieder einem poesievollen Tenorsolo angefangen), endlich das lieblich-pastorale mit + einem sehr originellen Unisono des Solo-Sopran und Alt + beginnende, wunderschön durchgeführte „Agnus Dei“ mußten wiederholt werden. Ganz außerordentlich gefiel auch das + „Lacrimosa“ (das Schlußstück des Dies irae), in welchem eine + einfach-innige, romanzenartige Melodie mit echt deutscher, man möchte sagen + Mendelssohn’schen Meisterschaft durch alle Stimmen geführt wird.

Endlich machte der eminent dramatische, aber höchst feierliche Schluß des Ganzen, in welchem sich zu dem wundervollen Verklingen eines schmerzlichen Orchestermotivs die @@ -89,34 +92,33 @@ einen wahrhaft ergreifenden Eindruck: Verdi verstand es, die Hörer seiner „Aida“ sowohl wie seines „Requiems“ nicht blos äußerlich angeregt, sondern im - Herzen bewegt zu entlassen. Es versteht sich, daß wir auf die „Manzoni“-Messe und ihren musikalischen Werth noch - ausführlich zurückkommen. Für heute erwähnen wir nur noch, daß freilich nicht Alles - in dem Werke spontan, als Sprache der Ueberzeugung wirkt, daß vielmehr Manches - entschieden ausgeklügelt, auf rein äußeren Effekt berechnet erscheint und überhaupt - das dramatische, selbst theatralisch-opernhafte Element wohl das kirchlich-religiöse - überwiegt. Dafür aber erhält ein reicher Schatz von blühender Erfindung, von rein - musikalischer Schönheit den Hörer in fast beständiger Anregung, interessant ist mehr - oder minder Alles, Vieles edel, Manches von überraschender Neuheit in Ideen und - Faktur, und namentlich zeigt sich eine Durchbildung und künstlerische Noblesse im - Vokalsatze, welche bei dem vielverketzerten Schöpfer der (allerdings - skurill-schülerhaften) „Trovatore“-Chöre - geradezu in Staunen setzt.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiems“ nicht blos äußerlich angeregt, + sondern im Herzen bewegt zu entlassen. Es versteht sich, daß wir auf die „Manzoni“-Messe und ihren musikalischen + Werth noch ausführlich zurückkommen. Für heute erwähnen wir nur noch, daß freilich + nicht Alles in dem Werke spontan, als Sprache der Ueberzeugung wirkt, daß vielmehr + Manches entschieden ausgeklügelt, auf rein äußeren Effekt berechnet erscheint und + überhaupt das dramatische, selbst theatralisch-opernhafte Element wohl das + kirchlich-religiöse überwiegt. Dafür aber erhält ein reicher Schatz von blühender + Erfindung, von rein musikalischer Schönheit den Hörer in fast beständiger Anregung, + interessant ist mehr oder minder Alles, Vieles edel, Manches von überraschender + Neuheit in Ideen und Faktur, und namentlich zeigt sich eine Durchbildung und + künstlerische Noblesse im Vokalsatze, welche bei dem vielverketzerten Schöpfer der + (allerdings skurill-schülerhaften) „Trovatore“-Chöre geradezu in Staunen setzt.

Für die Tonbildung, die technische Manier, die Vortragsnuancirungen der Solosänger, namentlich der Damen Stolz und Waldmann und - des Tenors Herrn Masini, fehlen uns wirklich die bezeichnenden Worte des - Lobes. Nach dieser Hinsicht empfingen wir einen Genuß, der nicht leicht zu - überbieten sein dürfte, es war uns, als hätten wir seit Jahren einmal wieder erst - wirklich in einem idealen Ensemble singen gehört. - Besonders ist es die Sopranistin Fr. Stolz, welche ihre machtvoll glänzende - (an das Organ unserer Wilt und Materna zugleich erinnernde) Stimme von der - tiefsten Tiefe bis zur höchsten Höhe in allen Abstufungen des Klanges und + >Stolz und Waldmann und des Tenors + Herrn Masini, + fehlen uns wirklich die bezeichnenden Worte des Lobes. Nach dieser Hinsicht + empfingen wir einen Genuß, der nicht leicht zu überbieten sein dürfte, es war uns, + als hätten wir seit Jahren einmal wieder erst wirklich in einem + idealen Ensemble singen gehört. Besonders ist es die Sopranistin Fr. Stolz, welche ihre + machtvoll glänzende (an das Organ unserer Wilt + und Materna zugleich erinnernde) Stimme + von der tiefsten Tiefe bis zur höchsten Höhe in allen Abstufungen des Klanges und Ueberlegenheit beherrscht, daß sie in dieser Beziehung gewiß nur sehr wenige Rivalinnen in ganz Europa hat, wenn es überhaupt deren gibt. Uebrigens war auch die Totalaufführung unter des Ma Neues Fremden-Blatt, Wien, 13. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfb_1875-06-13_verdis-manzoni-messe.xml

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@@ -17,7 +18,7 @@ 162 - 162 + Morgenausgabe 11 nfb 1–4 @@ -25,7 +26,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -58,87 +61,90 @@ Verdi’s „Manzoni“-Messe. (Zum ersten Male unter des Komponisten Leitung - im Hofoperntheater - aufgeführt am 11. Juni 1875.) + im Hofoperntheater aufgeführt + am 11. Juni 1875.)

Wenn irgend ein musikalischer Prophet dem Maëstro Verdi zur Zeit, als dieser seinen „Trovatore“ und seinen „Rigoletto“ schrieb, d. i. also vor ungefähr 20 - Jahren, die Partitur seines „Requiems“ in der - Ferne gezeigt und hinzugesetzt hätte: Sieh’ Dir das einmal recht an, das ist von Dir! . . . . . der Kompositeur hätte solche - Zumuthung wohl lachend abgelehnt. Ja, der melodische Reiz, das weiche, sinnliche - Kolorit oder auch die südliche Leidenschaftlichkeit einzelner Stellen, in dem Allen - hätte er sich vielleicht schon damals erkannt, aber der deutsch-meisterliche - Chorsatz, die feine Instrumentation, die überwiegend edle Haltung des Ganzen, wie - konnte er je dahin kommen?!

+ key="verdi.rigoletto" type="mus">Rigoletto“ schrieb, d. i. also vor + ungefähr 20 Jahren, die Partitur seines „Requiems“ in der Ferne gezeigt und hinzugesetzt hätte: Sieh’ Dir das + einmal recht an, das ist von Dir! . . . . . der + Kompositeur hätte solche Zumuthung wohl lachend abgelehnt. Ja, der melodische Reiz, + das weiche, sinnliche Kolorit oder auch die südliche Leidenschaftlichkeit einzelner + Stellen, in dem Allen hätte er sich vielleicht schon damals erkannt, aber der + deutsch-meisterliche Chorsatz, die feine Instrumentation, die überwiegend edle + Haltung des Ganzen, wie konnte er je dahin kommen?!

Nun, er ist dahin gekommen, und daß er dahin kommen konnte, das ist uns seit seiner „Aida“ kein Räthsel mehr. Wer ein so dramatisch-einheitliches, so musikalisch durchgebildetes, so um seiner selbst und nicht blos der Sängereffekte willen ergreifendes Bühnenwerk geschrieben hat, wie - diese „Aida“, für den konnte auch die ernsteste Kunstgattung keine - unlösbaren Schwierigkeiten mehr bieten, es lag sogar gerade in diesen eine mächtige - Anspornung für den italienischen Maëstro darin, sich nun auf - einmal selbstbewußt den großen klassischen Meistern an die Seite zu stellen.

+ diese „Aida“, für den konnte auch die ernsteste + Kunstgattung keine unlösbaren Schwierigkeiten mehr bieten, es lag sogar gerade in + diesen eine mächtige Anspornung für den italienischen Maëstro darin, sich nun auf einmal selbstbewußt den großen klassischen Meistern + an die Seite zu stellen.

Was uns freilich in der Kirchenmusik der letzteren so mächtig erschüttert und dann wieder erhebt: dieser herzinnige Ton der Gläubigkeit, dieses begeisterte Schaffen nur um der heiligen Sachen willen, welchem dann gleichsam von selbst die tiefsten und höchsten Inspirationen wie aus anderer Welt zuströmen: man denke an das „Recordare“, das Confutatis in Mozart’s - Requiem, an so viele unsterbliche Momente in - Beethoven’s - <hi rend="antiqua">D-</hi>Messe . . . - . . das darf man in Verdi’s - „Manzoni“-Messe im Allgemeinen nicht erwarten. - Diese redet eine höchst würdige, aber größtentheils weltliche, dramatische Sprache, - vernehmlich genug klingen manchmal die exotisch süßen Weisen Aida’s, der ethiopischen Königstochter durch, wäre - dieselbe etwa als Christin gestorben und ihr nur das - Requiem gewidmet worden, gar viele Stellen hätten gar nicht anders klingen können. - Wenn wir nun die einzelnen Nummern der „Messe“ - durchgehen, so treffen wir zuerst auf den einfach innigen, ungemein stimmungsvollen - Einleitungssatz: „Requiem - aeternam“, Andante in A-moll. Wir reden - vom Hauptsatze, der mit ganz wunderschön, - mit tief wehmüthiger Feierlichkeit beginnt, um alsbald mit der Wendung nach A-durEt lux perpetua“ einer sanft tröstenden - Orchestermelodie das Wort zu lassen. Weniger sagt uns das kurze Fugato in „Te decet - hymnus“ zu, in welchem die äußerliche Mache zu sehr - hervortritt, und ebenso entbehrt der Schlußsatz „Kyrie eleison“ der rechten Stimmung, die + >Recordare“, das Confutatis in + Mozart’s + Requiem, an so viele unsterbliche + Momente in Beethoven’s + <hi rend="antiqua" + >D-</hi>Messe . . . . . das darf man in Verdi’s + „Manzoni“-Messe im Allgemeinen nicht + erwarten. Diese redet eine höchst würdige, aber größtentheils weltliche, dramatische + Sprache, vernehmlich genug klingen manchmal die exotisch süßen Weisen Aida’s, der ethiopischen Königstochter + durch, wäre dieselbe etwa als Christin gestorben und ihr + nur das Requiem gewidmet worden, gar viele Stellen hätten gar nicht anders klingen + können. Wenn wir nun die einzelnen Nummern der „Messe“ durchgehen, so treffen wir zuerst auf den einfach + innigen, ungemein stimmungsvollen Einleitungssatz: „Requiem aeternam“, Andante in + A-moll. Wir reden vom Hauptsatze, der mit ganz + wunderschön, mit tief wehmüthiger + Feierlichkeit beginnt, um alsbald mit der Wendung nach A-dur + „Et lux + perpetua“ einer sanft tröstenden Orchestermelodie das Wort zu + lassen. Weniger sagt uns das kurze Fugato in „Te decet + hymnus“ zu, in welchem die äußerliche Mache zu sehr hervortritt, + und ebenso entbehrt der Schlußsatz „Kyrie eleison“ der rechten Stimmung, die ziemlich unmotivirt hineingreifende Sechszehntelfigur der Geigen finden wir sogar geschmacklos. Der Komponist hat es gleich in dieser ersten Nummer seines Requiems zu viel auf Steigerung abgesehen, hätte er - einfach-innig fortgesetzt, wie er begonnen, die Wirkung wäre eine weit größere - geworden, während sich — im Kyrie wenigstens — trotz aller - musikalisch-interessanter Einzelheiten Alles veräußerlicht.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiems zu viel auf Steigerung + abgesehen, hätte er einfach-innig fortgesetzt, wie er begonnen, die Wirkung wäre + eine weit größere geworden, während sich — im Kyrie wenigstens — + trotz aller musikalisch-interessanter Einzelheiten Alles veräußerlicht.

Es folgt nun der zweite Haupttheil und eigentliche Mittelpunkt der Trauermesse, das „Dies - irae“. “. Verdi hat es reich gegliedert, es nimmt noch um drei Unterabtheilungen mehr auf als Mozart in seinem Requiem, er - baut nämlich noch drei Textstellen („Liber scriptus“ — „Quid sum - miser“ und „Ingemisco“) als selbstständige, allerdings nicht umfangreiche Sätze - aus.

-

Das eigentliche „Dies - irae“ beginnt mit einem Allegro agitato - in G-moll, welches obgleich von starker rhythmischer - Wirkung, doch zu opernhaft spektakulös - gehalten ist, um uns tiefer zu treffen. Dieses Allegro - besteht hauptsächlich aus zwei Themen, von welchen das erste — ein wild - chromatisches in Vierteln, dann Vierteltriolen niedersausendes Aufgellen der + >Mozart in seinem Requiem, er baut nämlich noch drei Textstellen („Liber + scriptus“ — „Quid sum miser“ + und „Ingemisco“) als selbstständige, + allerdings nicht umfangreiche Sätze aus.

+

Das eigentliche „Dies irae“ beginnt mit einem Allegro + agitato in G-moll, welches obgleich von starker + rhythmischer Wirkung, doch zu opernhaft spektakulös gehalten ist, um uns tiefer zu treffen. Dieses Allegro besteht hauptsächlich aus zwei Themen, von welchen das erste — ein + wild chromatisches in Vierteln, dann Vierteltriolen niedersausendes Aufgellen der Singstimmen, in die Mitte gestellt zwischen blitzartig in die Tiefe fahrenden Sechszehntelfiguren der Streichinstrumente — wie ein Aufschrei des Entsetzens zu nehmen ist, während der fester gegliederte zweite Hauptgedanke (in CEigenthümlich ist der Uebergang vom „Dies irae“ zum „Tuba - mirum“. Im Orchester intonirt eine Posaune eine kurze abgerissene - Fanfare auf es, aus weiter Ferne (das heißt auf Verdi’s ausdrücklicher Anordnung aus dem - Orchester heraus hinter der Szene postirt) antwortet als - Echo, um eine Oktave höher, eine Trompete, nun Wiederholung der Fanfare im + mirum“. Im Orchester intonirt eine Posaune eine kurze + abgerissene Fanfare auf es, aus weiter Ferne (das heißt auf + Verdi’s ausdrücklicher Anordnung aus + dem Orchester heraus hinter der Szene postirt) antwortet + als Echo, um eine Oktave höher, eine Trompete, nun Wiederholung der Fanfare im Orchester, jetzt aber von Trompeten auf es-ges, neuerliche Erwiderung aus der Ferne, und so entwickelt sich unter steter Steigerung der Tonstücke und der rhythmischen Bewegung ein lebhaftes Wechselspiel zwischen den @@ -160,31 +166,31 @@ die ganze Harmonie auf Asmoll losbricht, während gleich darauf der Chor, voran die Bässe, begleitet von einer ungestüm niederpolternden Triolenfigur der tiefen - Streichinstrumente, sein „Tuba mirum spargens sonum“ - intonirt. Die Idee der sich immer mehrenden und näher erschallenden Posaunenrufe hat - Verdi aus Berlioz’Requiem“ übernommen, wo die Bläser - sogar von vier Seiten (nämlich von allen Weltgegenden her) heftiger und heftiger - andringen müssen, um eine Vorstellung der Schrecken des jüngsten Tages zu geben. - Hier wie dort liegt aber die Absicht, die Mache gar zu sehr auf der Hand, auf uns - persönlich hat die Einleitung wie das „Tuba mirum“ selbst unter - allen Stücken des Verdi’schen - Requiems den geringsten Eindruck gemacht, es mag - sein, daß es naiv-gläubigeren Seelen anders gegangen ist.

-

Das „Tuba - mirum“ bricht (sehr äußerlich und unbefriedigend!) jäh ab und - es folgt nun zu den Textworten „Mors stupebit et - natura“ ein kleines deklamatorisches Baßsolo, in welchem die - charakteristische — allerdings von Wagner - übernommene Begleitungsfigur das rasche Erstarren der Natur nicht übel ausdrückt, - dann aber auf den Text „Liber scriptus - proferetur“ ein Solo des Alts mit Chor, dem eine eminent-dramatische - Wirkung nicht abzusprechen ist.

+ Streichinstrumente, sein „Tuba mirum spargens sonum“ intonirt. + Die Idee der sich immer mehrenden und näher erschallenden Posaunenrufe hat Verdi aus Berlioz’Requiem“ übernommen, wo die Bläser sogar von vier Seiten (nämlich von + allen Weltgegenden her) heftiger und heftiger andringen müssen, um eine Vorstellung + der Schrecken des jüngsten Tages zu geben. Hier wie dort liegt aber die Absicht, die + Mache gar zu sehr auf der Hand, auf uns persönlich hat die Einleitung wie das „Tuba + mirum“ selbst unter allen Stücken des Verdi’schen + Requiems den geringsten Eindruck + gemacht, es mag sein, daß es naiv-gläubigeren Seelen anders gegangen ist.

+

Das „Tuba mirum“ bricht (sehr äußerlich und + unbefriedigend!) jäh ab und es folgt nun zu den Textworten „Mors stupebit et natura“ ein + kleines deklamatorisches Baßsolo, in welchem die charakteristische — allerdings von + Wagner übernommene Begleitungsfigur + das rasche Erstarren der Natur nicht übel ausdrückt, dann aber auf den Text „Liber scriptus proferetur“ ein Solo des Alts mit Chor, dem + eine eminent-dramatische Wirkung nicht abzusprechen ist.

Die Deklamation der Solostimme erzittert förmlich vor Angst, vor Bangen wegen des göttlichen Strafgerichts, wenn aus dem Buche der Bücher das Sündenregister der @@ -203,48 +209,48 @@ rend="antiqua">d als eines unerbittlichen „memento mori“ deutlicher hervor.

Nun braust der Klagegesang (die C-moll-Stelle, nicht der - Anfang) des „Dies - irae“ wieder los, dann folgt das Terzett (Sopran, Alt, Tenor) - „Quid - sum miser, tunc dicturus“ (Adagio, G-moll, 6/8), ein - stimmungsvoll inniger Satz, romanzenhaft - gehalten, der indeß, wäre nicht die Begleitungsfigur ein wenig zu aufdringlich, ganz - gut in einem Dies irae“ wieder los, dann folgt das Terzett (Sopran, Alt, + Tenor) „Quid sum miser, tunc dicturus“ (Adagio, G-moll, 6/8), ein stimmungsvoll inniger Satz, romanzenhaft gehalten, der indeß, wäre nicht die Begleitungsfigur ein wenig zu + aufdringlich, ganz gut in einem Mendelssohn’schen Psalm stehen könnte.

Das für Quartett, vollen Chor und Orchester gesetzte „Rex tremendae majestatis“ (Nr. 5 des „Dies irae“) interessirt hauptsächlich - durch seine Doppelgliederung, dem pathetisch-wuchtigen Hauptgedanken stellt sich - nämlich bei der Stelle: „Salva me fons“ („Rette - mich, Urquell der Gnade!“) ein weich-melodiöser Gesang entgegen, der an Gounod - mahnt.

+ key="verdi.requiem.2" type="mus">Dies irae“) interessirt + hauptsächlich durch seine Doppelgliederung, dem pathetisch-wuchtigen Hauptgedanken + stellt sich nämlich bei der Stelle: „Salva me + fons“ („Rette mich, Urquell der Gnade!“) ein weich-melodiöser + Gesang entgegen, der an Gounod mahnt.

Auf die Kirche ganz und gar, um so weniger aber auf sein schönes Heimatland hat Maëstro Verdi in dem reizenden „Recordare“ vergessen, bekanntlich als - Duett zwischen Sopran und Alt komponirt. Das ist — besonders von den wunderschönen - abschwebenden Terzen der Singstimmen in F-moll angefangen — - der einschmeichelndste, süßeste, rein italienische Gesang, es ist, als hätte der - Kompositeur hier nicht durch bußfertige Zerknirschung, sondern durch die + key="mozart.requiem" type="mus">Recordare“ vergessen, + bekanntlich als Duett zwischen Sopran und Alt komponirt. Das ist — besonders von den + wunderschönen abschwebenden Terzen der Singstimmen in F-moll + angefangen — der einschmeichelndste, süßeste, rein italienische Gesang, es ist, als + hätte der Kompositeur hier nicht durch bußfertige Zerknirschung, sondern durch die kunstfertigen Kehlen seiner Primadonnen, welchen er sie lieblichsten Weisen lieh, den strengen Himmelsvater da droben rühren wollen.

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Das Tenorsolo: „Ingemisco tanquam reus“ ist, kurz gesagt, ein Stück „Aïda“, die eigenthümlichen Triolen der Melodie, die - harmonischen Ausweichungen, Alles erinnert - lebhaft an die alt-egyptischen Weisen, die man in dieser Oper vernimmt, und die - Reminiszenz wird eklatant bei dem ätherischen Vibriren der getheilten Geigen am - Schlusse; an und für sich ist dieser ganze Satz gleich duftig und poetisch, - besonders, wenn er so wundervoll gesungen wird als von Signor Masini.

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Das Tenorsolo: „Ingemisco tanquam reus“ ist, kurz gesagt, ein Stück + „Aïda“, die eigenthümlichen Triolen + der Melodie, die harmonischen Ausweichungen, + Alles erinnert lebhaft an die alt-egyptischen Weisen, die man in dieser Oper + vernimmt, und die Reminiszenz wird eklatant bei dem ätherischen Vibriren der + getheilten Geigen am Schlusse; an und für sich ist dieser ganze Satz gleich duftig + und poetisch, besonders, wenn er so wundervoll gesungen wird als von Signor Masini.

Die nächste Abtheilung, das Baßsolo „Confutatis“, frappirt - besonders durch einige in der Begleitung konsequent auftretende falsche Quinten, - über welche die echten Generalbaßmänner die Hände zusammenschlagen werden. Was - eigentlich Confutatis“, + frappirt besonders durch einige in der Begleitung konsequent auftretende falsche + Quinten, über welche die echten Generalbaßmänner die Hände zusammenschlagen werden. + Was eigentlich Verdi mit diesen offenbar bewußten falschen Fortschreitungen bezweckt, können wir nicht recht verstehen, die bezüglichen Stellen klingen weniger charakteristisch als eben einfach unschön, sie würden noch übler geklungen haben, @@ -253,58 +259,61 @@ unwillkürlich das Orchester beinahe überdröhnt.

Nachdem nun noch einmal der volle Chor und das Orchester wild empört ihre donnernden Weisen des „Entsetzens“ und der „Klage“ losgelassen, das heißt der Hauptsatz des - „Dies - irae“ zum dritten Male gebracht wurde, wird dieser ganze große - zweite Haupttheil von dem „Lacrymosa“ beschlossen, einem - innig melodiösen und zugleich, was den Vokalsatz anbelangt, musterhaft gebildeten Stück, über welches wir uns schon gestern - lobendst geäußert.

+ „Dies irae“ zum dritten Male gebracht wurde, wird + dieser ganze große zweite Haupttheil von dem „Lacrymosa“ + beschlossen, einem innig melodiösen und zugleich, was den Vokalsatz anbelangt, musterhaft gebildeten Stück, über welches wir + uns schon gestern lobendst geäußert.

Sehr schön als harmonische Arbeit, zum Theil freilich etwas konventionell gehalten, - ist der dritte Haupttheil des Requiems, das - vierstimmige OffertoriumDomine Jesu“. Inmitten dieses - Offertoriums findet sich ein breit-melodiöses Adagio, das uns wieder mit einem - Schlage nach Alt-Egypten, in das Land der „Aida“ - versetzt, vor Allem dieses fremdartig anmuthende Stück, in - welchem der Tenor Herr Masini allen Zauber seiner wunderbaren Manier zur Geltung - brachte, dann aber auch wohl das herrliche Ausklingen des ganzen Offertoriums war es, welches am Abende der ersten - Aufführung die Hörer lebhaft zu den Wiederholungsrufen drängte.

+ ist der dritte Haupttheil des Requiems, das vierstimmige OffertoriumDomine + Jesu“. Inmitten dieses Offertoriums findet sich ein + breit-melodiöses Adagio, das uns wieder mit einem Schlage nach Alt-Egypten, in das + Land der „Aida“ versetzt, vor Allem dieses fremdartig anmuthende Stück, in welchem der + Tenor Herr Masini + allen Zauber seiner wunderbaren Manier zur Geltung brachte, dann aber auch wohl das + herrliche Ausklingen des ganzen Offertoriums war es, welches am Abende der ersten Aufführung die Hörer + lebhaft zu den Wiederholungsrufen drängte.

Als glänzend-prächtige Doppelfuge (achtstimmig) ist das „Sanctus“ gesetzt. Der Gesammteindruck - bleibt freilich hier ein mehr pomphafter als wirklich bewegender.

+ key="verdi.requiem.4" type="mus">Sanctus“ gesetzt. Der + Gesammteindruck bleibt freilich hier ein mehr pomphafter als wirklich + bewegender.

Um so herzerfreuender wirkt das „Agnus Dei“, ein Stück, welches, wenn so - gesungen wie vorgestern bei uns, immer entzücken, immer und immer zur Wiederholung - verlangt werden wird. Der Komponist ist hier auf die eigenthümliche Idee verfallen, - zuerst die zwei Solostimmen (Sopran, Alt) pianissimo unisono eintreten zu lassen, sie singen eine einfach-innige, beinahe psalmodirende - Melodie, dann intonirt der volle Chor gleichfalls unisono - und noch immer ganz leise dieselbe Cantilene, so daß dann natürlich die ersten - füllenden Zwischentöne des Orchesters auf das Ohr, welches bisher nur Melodie gehört - und nun nach Harmonie verlangt, doppelt erquickend wirken. Man mag das ausgeklügelt, - berechnet nennen, aber der Effekt ist einmal da, und er ist ein großer, nicht - wegzuleugnender, es klingt auch Alles so natürlich, so alterthümlich-naiv, als könne - es gar nicht anders sein, und in der zweiten Hälfte dieses „Agnus Dei“ finden sich - zauberische Klangwirkungen von einer Diskretion, wie man sie sonst nur aus unsern - schönsten deutschen Volksliedern kennt.

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Der vorletzte Haupttheil „Lux aeterna luceat eis“ gibt besonders der Idee des + key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus Dei“, ein Stück, + welches, wenn so gesungen wie vorgestern bei uns, immer entzücken, immer und immer + zur Wiederholung verlangt werden wird. Der Komponist ist hier auf die eigenthümliche + Idee verfallen, zuerst die zwei Solostimmen (Sopran, Alt) pianissimo unisono eintreten zu lassen, sie + singen eine einfach-innige, beinahe + psalmodirende Melodie, dann intonirt der volle Chor gleichfalls unisono und noch immer ganz leise dieselbe Cantilene, so daß dann + natürlich die ersten füllenden Zwischentöne des Orchesters auf das Ohr, welches + bisher nur Melodie gehört und nun nach Harmonie verlangt, doppelt erquickend wirken. + Man mag das ausgeklügelt, berechnet nennen, aber der Effekt ist einmal da, und er + ist ein großer, nicht wegzuleugnender, es klingt auch Alles so natürlich, so + alterthümlich-naiv, als könne es gar nicht anders sein, und in der zweiten Hälfte + dieses „Agnus + Dei“ finden sich zauberische Klangwirkungen von einer Diskretion, + wie man sie sonst nur aus unsern schönsten deutschen Volksliedern kennt.

+

Der vorletzte Haupttheil „Lux aeterna luceat eis“ gibt besonders der Idee des Aufschwebens in höhere Regionen Ausdruck — wieder zweifelhaft jene unheimlichen Tubenklänge, welche in der vielgenannten Oper die Verurtheilung „Radames’“ durch die Priester ankündigen.

+ key="verdi.aida.radames" type="mus">Radames’“ durch die Priester + ankündigen.

Der Schlußsatz des Verdi’schen Requiem, das Libera me“, - ist der mannigfaltigste und darum gewissermaßen interessanteste. Da betet zuerst - inbrünstig — nur auf dem Tone C — ohne bestimmtes Tempo - psalmodirend und ganz unbegleitet der Solosopran „Libera me, - domine de morte aeterna“ + rend="widespace">Libera + me“, ist der mannigfaltigste und darum gewissermaßen + interessanteste. Da betet zuerst inbrünstig — nur auf dem Tone C — ohne bestimmtes Tempo psalmodirend und ganz unbegleitet der Solosopran + „Libera me, domine de morte aeterna“ (befreie mich, Herr, vom ewigen Tode), diesem Solo antwortet ebenso psalmodirend, aber schon auf einem ganzen Accorde, nämlich auf Es, dann Des-dur der @@ -313,26 +322,27 @@ wogende Sechzehntelfigur die Tiefen des Orchesters aufwühlt. Dieses Instrumentalwogen, in welches immer wieder unheimlich-ernst, wie hilfeflehend, führt noch einmal das ganze polternde und grollende Dies irae mit seinen - musikalischen Schwefelflammen zurück, am Ende weicht dieser Spuck, um ganz - wunderschön in die sanfte Cantilene des ersten Stückes („Requiem“) einzumünden, welche aber jetzt nicht - wie am Anfange in A-moll, sondern in B-moll erscheint und zuletzt ahnungsvoll in der Ferne verschwebt. Nach - eine langen, spannungsvollen Pause erhebt nun der Sopran wieder sein psalmodirendes - Gebet, jetzt viel heißer erregt als früher, und wie ein hochdramatisches Recitativ, - von mächtig erbebenden Zweiunddreißigsteln des Orchesters begleitet, zuerst ohne, - dann in festem Tempo. Von da nimmt der Chor die Worte der Bitte „Libera me“ energisch auf und führt sie in einer langen Fuge, die nicht - von Ecken und Schärfen frei ist, sich aber gegen den Schluß klarer und glänzender - herausgestaltet, etwas mühsam durch. Mit der - Fortissimo-Stelle, domine, domini, erhebt sich dieser - Schlußsatz indeß zu großartiger Höhe und läßt von da das — offenbar dem Klagetheile - des „Dies irae“ entnommene — Schmerzensmotiv ergreifend - schön verklingen. Diese letzten zwei oder drei Seiten der Partitur erscheinen uns - als die bedeutendsten, innerlichsten der ganzen Trauermesse, sie wären eines - Beethoven nicht unwürdig, und - das allerletzte, noch immer angsterfüllte, aber trostahnende Psalmodiren des Soprans + key="verdi.requiem.7" n="dies-irae" type="mus">Dies irae“ mit + seinen musikalischen Schwefelflammen zurück, am Ende weicht dieser Spuck, um ganz + wunderschön in die sanfte Cantilene des ersten Stückes („Requiem“) + einzumünden, welche aber jetzt nicht wie am Anfange in A-moll, sondern in B-moll erscheint und zuletzt + ahnungsvoll in der Ferne verschwebt. Nach eine langen, spannungsvollen Pause erhebt + nun der Sopran wieder sein psalmodirendes Gebet, jetzt viel heißer erregt als + früher, und wie ein hochdramatisches Recitativ, von mächtig erbebenden + Zweiunddreißigsteln des Orchesters begleitet, zuerst ohne, dann in festem Tempo. Von + da nimmt der Chor die Worte der Bitte „Libera me“ energisch + auf und führt sie in einer langen Fuge, die nicht von Ecken und Schärfen frei ist, + sich aber gegen den Schluß klarer und glänzender herausgestaltet, etwas mühsam + durch. Mit der Fortissimo-Stelle, domine, domini, erhebt sich dieser Schlußsatz indeß zu + großartiger Höhe und läßt von da das — offenbar dem Klagetheile des „Dies irae“ entnommene — Schmerzensmotiv ergreifend schön + verklingen. Diese letzten zwei oder drei Seiten der Partitur erscheinen uns als die + bedeutendsten, innerlichsten der ganzen Trauermesse, sie wären eines Beethoven nicht unwürdig, und das + allerletzte, noch immer angsterfüllte, aber trostahnende Psalmodiren des Soprans klingt wie höhere Offenbarung. . . . So schließt Maëstro Verdi seine Komposition, über die man von gewisser Seite so geringschätzig abgesprochen, so @@ -344,9 +354,9 @@ unzureichend erklärt und dieses Ensemble als das herrlichste bezeichnet, was uns seit Jahren begegnete. Es mag aus Vorstehendem Jeder den großen Genuß ermessen, der ihm bei den von Verdi dirigirten „Aida“-Vorstellungen demnächst bevorsteht, und daß an - diesen Abenden wohl kein echter Kunstfreund Wiens - fehlen wird.

+ key="verdi.aida" type="mus">Aida“-Vorstellungen demnächst bevorsteht, + und daß an diesen Abenden wohl kein echter Kunstfreund Wiens fehlen wird.

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diff --git a/tei/nfp_1874-06-11_paris.xml b/tei/nfp_1874-06-11_paris.xml index 04ec79b..e06b432 100644 --- a/tei/nfp_1874-06-11_paris.xml +++ b/tei/nfp_1874-06-11_paris.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 11. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1874-06-11_ein-requiem-von-verdi.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Bericht @@ -37,50 +38,50 @@ -

[Ein Requiem von Verdi.] In der Komischen Oper zu Paris fand am 8. - d. unter persönlicher Leitung des Componisten die Generalprobe der - zum Gedächtnisse Manzoni’s componirten - Todtenmesse von Verdi statt, - welche kürzlich schon in Venedig und Mailand zu Gehör gebrachten worden ist.In Venedig fand im Jahr 1874 keine Aufführung der Messa - da Requiem statt. Ursache dieser Falschmeldung könnte eine Verwechslung der - Mailänder Kirche San Marco mit dem Markusdom in Venedig sein, oder auch eine - Meldung über die Uraufführung, die von Venedig aus verbreitet wurde (vgl. Wiener Zeitung, 28. Mai - 1874). In Wahrheit konnte man diese Generalprobe eine erste - Aufführung nennen, da alle Räume des Theaters von einem geladenen, aus der Kunst- - und fashionablen Welt recrutirten Publicum besetzt waren. Die Soli befanden sich in - denselben Händen wie in Italien: Frau [Ein Requiem von Verdi.] In + der Komischen Oper zu + Paris fand am 8. d. unter persönlicher Leitung des Componisten die Generalprobe + der zum Gedächtnisse Manzoni’s + componirten Todtenmesse von Verdi + statt, welche kürzlich schon in Venedig und Mailand zu Gehör gebrachten worden ist.In Venedig fand im Jahr 1874 keine Aufführung + der Messa da Requiem statt. Ursache dieser Falschmeldung könnte eine + Verwechslung der Mailänder Kirche San Marco mit dem Markusdom in Venedig sein, + oder auch eine Meldung über die Uraufführung, die von Venedig aus verbreitet + wurde (vgl. Wiener Zeitung, + 28. Mai 1874). In Wahrheit konnte man diese Generalprobe eine + erste Aufführung nennen, da alle Räume des Theaters von einem geladenen, aus der + Kunst- und fashionablen Welt recrutirten Publicum besetzt waren. Die Soli befanden + sich in denselben Händen wie in Italien: Frau Stoltz (Sopran), Frau Waldmann (Alt) - Capponi - (Tenor) und Maini - (Baß); Chor und Orchester waren der Großen, der Italienischen und der Komischen Oper entlehnt. Die Zahl der Mitwirkenden betrug - zweihundert. Verdi wurde, als er an dem - Dirigentenpulte erschien, vom Publikum, dem er als langjähriger Bewohner von - Paris kein Neuling war, mit begeistertem - Beifall begrüßt; trotz des religiösen Charakters der Composition wiederholte sich - diese Kundgebung nach jeder der beiden Abtheilungen; es wurde nämlich nach dem - Lacrymosa eine größere Pause - gemacht, so daß der zweite Theil mit dem Offertorium begann. Der Erfolg dieses Requiems bei den Kennern war allerdings kein unbestrittener: man fand - es, wie alle moderne italienische Kirchenmusiken, und wie z. B. auch das Stabat mater und die Messe von Rossini, zu weltlich, zu theatralisch, zu - materialistisch; und noch im Saale der Komischen Oper hörte man das Bonmot, dieses Werk sei eine - Todtenmesse für ein CivilbegräbnißVgl. B. Jouvin, Capponi (Tenor) + und Maini (Baß); Chor + und Orchester waren der Großen, der + Italienischen und der + Komischen Oper entlehnt. Die + Zahl der Mitwirkenden betrug zweihundert. Verdi wurde, als er an dem Dirigentenpulte erschien, vom Publikum, + dem er als langjähriger Bewohner von Paris kein + Neuling war, mit begeistertem Beifall begrüßt; trotz des religiösen Charakters der + Composition wiederholte sich diese Kundgebung nach jeder der beiden Abtheilungen; es + wurde nämlich nach dem Lacrymosa eine größere Pause gemacht, so daß der zweite Theil mit dem + Offertorium begann. Der Erfolg + dieses Requiems bei den Kennern war + allerdings kein unbestrittener: man fand es, wie alle moderne italienische + Kirchenmusiken, und wie z. B. auch das Stabat mater und die Messe von Rossini, zu weltlich, zu theatralisch, zu materialistisch; und noch + im Saale der Komischen Oper hörte + man das Bonmot, dieses Werk sei eine Todtenmesse für ein CivilbegräbnißVgl. B. + Jouvin, Le Figaro, Paris, 10. Juni 1874, S. 1: »Une messe pour un enterrement civil«.. Aber auch die strengsten Kritiker konnten einigen Nummern eine @@ -94,16 +95,16 @@ bekannte Persönlichkeiten von Paris, darunter Ambroise Thomas, Alexander Dumas, Girardin, Edmont About, Léo Delibes, - Jonas und die gesammte musikalische - Kritik von Paris wohnten dieser Aufführung bei. - Man hörte übrigens nach der Aufführung auch ein „Evviva Verdi“. Dieser Ruf war einst - in Neapel, als noch Girardin, Edmont + About, Léo Delibes, Jonas und die gesammte musikalische Kritik von + Paris wohnten dieser Aufführung bei. Man + hörte übrigens nach der Aufführung auch ein „Evviva Verdi“. Dieser Ruf war einst in + Neapel, als noch Franz II. dort regirte, streng verpönt, denn er galt allgemein als eine maskirte Huldigung für Victor Emanuel. Die Buchstaben - des Namens Verdi geben nämlich: Victor Emanuel. Die Buchstaben des + Namens Verdi geben nämlich: Vittorio Emmanuele Re d’Italia“.

diff --git a/tei/nfp_1874-06-11_rom.xml b/tei/nfp_1874-06-11_rom.xml index 6b54a92..20aa501 100644 --- a/tei/nfp_1874-06-11_rom.xml +++ b/tei/nfp_1874-06-11_rom.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 11. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1874-06-11_rom.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Bericht @@ -36,12 +37,15 @@ - - + + Theater- und Kunstnachrichten. - + + + +

— Man schreibt uns aus Rom, 2. Juni: Die + >Rom, 2. Juni: Die oberitalienischen Blätter befassen sich seit einigen Tagen sehr eingehend mit Hanns v. Bülow, und zwar in einer Weise, welche dem deutschen Musiker nicht angenehm sein dürfte. Manzoni in Mailand. Enthusiastische Anhänger Verdi’s fragten nun Bülow um sein Urtheil über das neueste Werk - des italienischen Maestro. Bülow zeigte - sich darüber sehr indigniert und meinte, man könne ihm nicht zumuthen, Verdi’sche Machwerke anzuhören. Rasch fand - diese schroffe Aeußerung ihren Weg in die Oeffentlichkeit und erregte einen wahren - Sturm von Entrüstung. Die Journale leitartikelten darüber, und während sich einige - darauf beschränkte, Herrn Bülow - schlechtweg jedes Urtheil abzusprechen, verlangten andere sie Intervention des — - Irrenarztes oder gar das Recht des —Prügels. Der Osservatore Cattolico benützte - Bülow’s Unklugheit, um den Italiener - das Verderbliche der preußisch-deutschen Allianz vorzudemonstriren, und selbst - ruhige Journale, wie die Perseveranza, - schäumen vor Wuth und predigen nahezu einen Feldzug gegen deutsche Musik. Herr - v. Bülow hat es mit Italien gründlich verdorben. Sollte er einmal wagen, - vor einem italienischen Publicum aufzutreten, dann dürfte er die Früchte seiner - unvorsichtigen Aeußerung wol ernten. Allein auch andere deutsche Künstler, die - namentlich in der letzten Zeit in Italien - gerne gehört wurden, werden unter der Unvorsichtigkeit Bülow’s zu leiden haben. Das italienische - Publicum hält die Verdi angethane Insulte - für eine Beleidigung der Nation und scheint nicht übel geneigt zu sein, in Herrn - v. Bülow den Repräsentanten der - deutschen Nation, der deutschen Künstlerwelt zum mindesten zu erblicken. Wenn auch - die deutsche Künstlerwelt ähnlich über Verdi denkt, wie Herr v. - Bülow, dürfte sie doch nicht geneigt sein, ihr Urtheil in einer so - provocirenden tactlosen Weise auszusprechen, wie dies Herrn Bülow beliebte.

+ key="buelow.hans-von">Bülow um sein Urtheil über das neueste Werk des + italienischen Maestro. Bülow zeigte sich + darüber sehr indigniert und meinte, man könne ihm nicht zumuthen, Verdi’sche Machwerke anzuhören. Rasch fand diese + schroffe Aeußerung ihren Weg in die Oeffentlichkeit und erregte einen wahren Sturm + von Entrüstung. Die Journale leitartikelten darüber, und während sich einige darauf + beschränkte, Herrn Bülow schlechtweg + jedes Urtheil abzusprechen, verlangten andere sie Intervention des — Irrenarztes + oder gar das Recht des —Prügels. Der Osservatore Cattolico benützte Bülow’s Unklugheit, um den Italiener das Verderbliche der + preußisch-deutschen Allianz vorzudemonstriren, und selbst ruhige Journale, wie die + Perseveranza, schäumen vor Wuth und + predigen nahezu einen Feldzug gegen deutsche Musik. Herr v. Bülow hat es mit Italien gründlich verdorben. Sollte er einmal wagen, vor einem + italienischen Publicum aufzutreten, dann dürfte er die Früchte seiner unvorsichtigen + Aeußerung wol ernten. Allein auch andere deutsche Künstler, die namentlich in der + letzten Zeit in Italien gerne gehört wurden, + werden unter der Unvorsichtigkeit Bülow’s + zu leiden haben. Das italienische Publicum hält die Verdi angethane Insulte für eine Beleidigung der Nation und scheint + nicht übel geneigt zu sein, in Herrn v. + Bülow den Repräsentanten der deutschen Nation, der deutschen + Künstlerwelt zum mindesten zu erblicken. Wenn auch die deutsche Künstlerwelt ähnlich + über Verdi denkt, wie Herr v. Bülow, dürfte sie doch nicht geneigt sein, + ihr Urtheil in einer so provocirenden tactlosen Weise auszusprechen, wie dies Herrn + Bülow beliebte.

diff --git a/tei/nfp_1874-08-22_bologna-ferrara.xml b/tei/nfp_1874-08-22_bologna-ferrara.xml index 5212eff..dde38e3 100644 --- a/tei/nfp_1874-08-22_bologna-ferrara.xml +++ b/tei/nfp_1874-08-22_bologna-ferrara.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 22. August 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1874-08-22_bologna.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,17 @@ 3587 - 3587 + Morgenblatt nfp 7
- + + + + Bericht @@ -40,22 +42,25 @@ /> - - + + Theater- und Kunstnachrichten.

Wien, 21. August.

- + +
+ +

— Die italienischen Blätter veröffentlichen nachstehenden Brief des Maestro Verdi:

Liebster Titus Ricardi!*) Mit tiefster Entrüstung vernehme ich, daß von einer Musikbande in einer Arena zu Ferrara die Messe - aufgespielt wurde, die ich für Ferrara die Messe aufgespielt wurde, die ich für Manzoni schrieb! Manzoni, Requiem-Messe, Arena, Musikbande — welche ein Gemenge (Manzoni, Requiem-Messe, Arena, Musikbande — welche ein Gemenge (amalgama) von Namen und Dingen! Und ich höre sogar, daß man diese arme Messe zu Bologna in einer Bearbeitung für Clavier aufzuführen @@ -65,10 +70,10 @@ Entweihung (profanazione) hergeben? Ich sage: Entweihung, nicht meinetwegen, sondern um der Kunst willen. Und Solches geschieht in dem schönen lande, welches sie das Land der Kunst und des Genius nennen! Und Solches geschieht - in einer Stadt wie Bologna, unter den Augen - des Municipiums, welches den Ruf hat, unsere Kunst zu beschützen! Und dann spricht - man noch vom Verfall der Kunst; dann beurtheilt man noch die Werke der Componisten, - wenn die dem Publicum in einer so barbarischen Verballhornung vorgeführt werden! Und + in einer Stadt wie Bologna, unter den Augen des + Municipiums, welches den Ruf hat, unsere Kunst zu beschützen! Und dann spricht man + noch vom Verfall der Kunst; dann beurtheilt man noch die Werke der Componisten, wenn + die dem Publicum in einer so barbarischen Verballhornung vorgeführt werden! Und selbst wenn diese Messe stofflich (materialmente) gut aufgeführt wurde: der Ausdruck und die Färbung könnten nimmermehr dem entsprechen, was mir vorschwebte, der Geist wäre nicht mehr der meinige! Ich weiß nicht, ob das diff --git a/tei/nfp_1875-06-05_ungarn.xml b/tei/nfp_1875-06-05_ungarn.xml index ca562dd..a17904b 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-05_ungarn.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-05_ungarn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 5. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-05_ungarn.xml

CC BY 4.0

@@ -16,7 +15,7 @@ 3870 - 3870 + Morgenblatt nfp 6 @@ -47,11 +46,11 @@

— Ein Bevollmächtigter des ungarischen National-Theaters in Pest hat sich nach Wien begeben, um Verdi und die mit ihm hier weilenden - Künstler einzuladen, das Requiem des Maestro wie - auch die Oper „Aïda“ an der genannten Bühne - aufzuführen. Die Pester Blätter hoffen, daß - Verdi der Einladung folgen und dem - dortigen Publicum zwei interessante Theaterabende verschaffen werde.

+ Künstler einzuladen, das Requiem des + Maestro wie auch die Oper „Aïda“ an der + genannten Bühne aufzuführen. Die Pester Blätter + hoffen, daß Verdi der Einladung folgen und + dem dortigen Publicum zwei interessante Theaterabende verschaffen werde.

diff --git a/tei/nfp_1875-06-07_wien.xml b/tei/nfp_1875-06-07_wien.xml index b1795a3..c973bde 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-07_wien.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-07_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 7. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-07_hofoper.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3872 - 3872 + Abendausgabe nfp 1
- + + + Notiz @@ -40,18 +41,21 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=18750607&seite=1"/> - - + + Kleine Chronik. - + + + +

[Hofoper.] Maestro Verdi erschien heute Vormittags 11 Uhr im Hofoperntheater, um die erste Gesammtprobe seines großen Manzoni-Requiems persönlich zu leiten. Der - berühmte Compositeur wurde von dem versammelten Chorpersonale und dem mitwirkenden - Akademischen + key="verdi.requiem" type="mus">Manzoni-Requiems persönlich zu + leiten. Der berühmte Compositeur wurde von dem versammelten Chorpersonale + und dem mitwirkenden Akademischen Gesangvereine mit stürmischen Hochrufen und minutenlang anhaltendem Händeklatschen empfangen. Verdi dankte freundlich, worauf die Probe ihren Anfang nahm. Im Verlaufe derselben, bei besonders diff --git a/tei/nfp_1875-06-09_wien_1.xml b/tei/nfp_1875-06-09_wien_1.xml index ea0041c..c89dae2 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-09_wien_1.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-09_wien_1.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Neue Freie Presse, Wien, 9. Juni 1875 [1] - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-09_verdi-in-wien.xml

CC BY 4.0

@@ -17,14 +18,16 @@ 3874 - 3874 + Abendblatt nfp 1 - + + + Biografik @@ -41,10 +44,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=18750609&seite=13"/> - - + + Kleine Chronik. - + + + +

[Verdi in Wien.] Ein persönlicher Freund des Componisten schickt uns über ihn folgende Zeilen: Es ist @@ -52,34 +58,34 @@ Jahres in seiner bescheidenen Villa in Busseto verlebt; zu dem Hause gehören ausgedehnte Ländereien, die er selbst bewirthschaftet. Die Winterzeit bringt - Verdi in einer gemietheten Wohnung - des Palastes Doria in Verdi in einer gemietheten Wohnung des + Palastes Doria in Genua zu. Auf seinen Reisen begleitet ihn stets seine Frau, die ehemals gefeierte Sängerin Strepponi, welche besonders in seinen ersteren Werken häufig auftrat. Verdi kam zum erstenmale nach Wien im Jahre 1843, wo er am 4. und 5. April seine Oper „Nabucco“ im 5. April seine Oper „Nabucco“ im Kärntnerthor-Theater digirirte. Mit Freude erinnert er sich noch jener Zeit, wo ihm, der noch nicht 29 Jahre alt war, die schmeichelhaftesten Ehren erwiesen wurden. Donizetti dirigirte - zur selben Zeit „Linda“ und - „Maria von Rohan“, die eigens für - Wien componirt waren, und Linda“ + und „Maria von Rohan“, die + eigens für Wien componirt waren, und Verdi erzählte mir, daß der große Meister aus - Bergamo, eifersüchtig und mißtrauisch - gegen Nicolai, den damaligen Capellmeister - im Kärntnerthor-Theater, + Bergamo, eifersüchtig und mißtrauisch gegen + Nicolai, den damaligen Capellmeister im + Kärntnerthor-Theater, niemals gestatten wollte, daß dieser seine Opern dirigirte. Als wir im Gespräche auf Wagner kamen, bemerkte Verdi, daß dieses große Genie unberechenbare Dienste der melodramatischen Kunst erwiesen habe, weil er den Muth hatte, sich der traditionellen barocken Formen zu entledigen; „die Verschmelzung der Musik mit dem - Drama habe ich auch versucht“, sagte er, „und zwar in Macbeth, doch konnte ich mir nicht selbst die Textbücher dichten, wie - Wagner es thut. Macbeth, doch konnte ich mir nicht selbst die Textbücher + dichten, wie Wagner es thut. Wagner überflügelt alle Componisten im Farbenreichthum der Instrumentirung, allein er ging sowohl in der Form als auch in der Manier zu weit. Anfangs bekämpfte er mit Erfolg das Realistische, später aber @@ -90,26 +96,26 @@ gefiel Verdi sehr, sowohl in der Architektur als in den Decorationen und der Ornamentik, nur findet er, daß die Bühne zu wenig abschüssig ist und dadurch die Perspective in den großen scenischen - Ensembles ungemein leide. Die Aufführung von „Tannhäuser“, der Verdi - beigewohnt hat, fand er vorzüglich; besonders Orchester, sowie Chöre und Inscenirung - riefen seine Bewunderung wach. Ueber Sänger hat Verdi seine eigenen Ansichten. „An Stimmen fehlt es gewiß nicht in - Deutschland“, sagt er, „sie sind - beinahe klangvoller als die italienischen, die Sänger aber betrachten den Gesang als - eine Gymnastik, befassen sich wenig mit der Ausbildung der Stimme und trachten nur, - in der kürzesten zeit ein großes Repertoire zu erhalten. Sie geben sich keine Mühe, - eine schöne Schattirung in den Gesang zu bringen, ihr ganzes Bestreben ist dahin - gerichtet, diese oder jene Note mit großer Kraft hervorzustoßen. Daher ist ihr - Gesang kein poetischer Ausdruck der Seele, sondern ein physischer Kampf ihres - Körpers.“ Wien machte auf Tannhäuser“, der Verdi beigewohnt hat, fand er vorzüglich; besonders Orchester, sowie + Chöre und Inscenirung riefen seine Bewunderung wach. Ueber Sänger hat Verdi seine eigenen Ansichten. „An Stimmen fehlt + es gewiß nicht in Deutschland“, sagt er, + „sie sind beinahe klangvoller als die italienischen, die Sänger aber betrachten den + Gesang als eine Gymnastik, befassen sich wenig mit der Ausbildung der Stimme und + trachten nur, in der kürzesten zeit ein großes Repertoire zu erhalten. Sie geben + sich keine Mühe, eine schöne Schattirung in den Gesang zu bringen, ihr ganzes + Bestreben ist dahin gerichtet, diese oder jene Note mit großer Kraft hervorzustoßen. + Daher ist ihr Gesang kein poetischer Ausdruck der Seele, sondern ein physischer + Kampf ihres Körpers.“ Wien machte auf Verdi einen bezaubernden Eindruck, er hält es für die schönste Stadt Europas; Umgebungen, sowie die Bewohner erinnern ihn lebhaft an Nord-Italien. Die enthusiastische Aufnahme, die man Verdi schon bei den Proben des Requiems bereitete, haben tiefen Eindruck auf ihn - gemacht. Er hat sich entschlossen, bald wieder nach Requiems bereitete, haben tiefen Eindruck + auf ihn gemacht. Er hat sich entschlossen, bald wieder nach Wien zu kommen und dann die erste Aufführung eines neuen Werkes zu leiten. Eine an den Meister gerichtete Einladung nach Pest zu kommen und dort persönlich am Neue Freie Presse, Wien, 9. Juni 1875 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-09_verdi-und-die-kirche.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3874 - 3874 + Morgenblatt nfp 5 - + + + Notiz @@ -40,10 +41,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=18750609&seite=5"/> - - + + Kleine Chronik. - + + + +

[Verdi und die Kirche.] Das clericale GrazerWiener Hofoperntheater und meint: „Wer wird durch diese Theaternachricht erbaut sein? - Sollte das Requiem später je einmal in einer - Kirche aufgeführt werden, so erbarmt uns der Priester, der den Statisten abgibt, und - macht jeden Gläubigen der Gedanke traurig, daß die allerheiligste Handlung dazu - Gelegenheit bieten muß, um Opernmusik zu Gehör zu bringen.“Vgl. Grazer - Volksblatt, 8. Juni 1875. Wir denken, die Kirche hat schon mehr - vertragen, als den Verlust einer musikalischen Primeur. Allerdings sollte die Bühne - gegen die Kirche, welche in pompösen Aufzügen und effectvoller Inscenirung seit - jeher Mustergültiges geleistet hat, dankbarer sein.

+ Sollte das Requiem später je einmal in + einer Kirche aufgeführt werden, so erbarmt uns der Priester, der den Statisten + abgibt, und macht jeden Gläubigen der Gedanke traurig, daß die allerheiligste + Handlung dazu Gelegenheit bieten muß, um Opernmusik zu Gehör zu bringen.“Vgl. Grazer Volksblatt, 8. Juni 1875. Wir denken, die + Kirche hat schon mehr vertragen, als den Verlust einer musikalischen Primeur. + Allerdings sollte die Bühne gegen die Kirche, welche in pompösen Aufzügen und + effectvoller Inscenirung seit jeher Mustergültiges geleistet hat, dankbarer + sein.

diff --git a/tei/nfp_1875-06-10_wien.xml b/tei/nfp_1875-06-10_wien.xml index c17eb5f..590517f 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-10_wien.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-10_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 10. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-10_hofoperntheater.xml

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@@ -16,14 +15,16 @@ 3875 - 3875 + Morgenblatt nfp 6
- + + + Notiz @@ -50,8 +51,8 @@ />

Nach Beendigung der heute im Hofoperntheater vor einer Anzahl - geladener Gäste abgehaltenen Generalprobe der Manzoni-Messe drückte Manzoni-Messe drückte Verdi den Vorständen seine vollste Anerkennung und Bewunderung über die Leistungen des Orchester und Chors aus und ersuchte, dies den Mitwirkenden bekanntzugeben.

diff --git a/tei/nfp_1875-06-12_wien.xml b/tei/nfp_1875-06-12_wien.xml index f80d796..7271dc8 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-12_wien.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-12_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 12. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-12_hofoperntheater.xml

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@@ -16,14 +15,17 @@ 3877 - 3877 + Morgenblatt nfp 6
- + + + + Bericht @@ -51,48 +53,49 @@ >Verdi von einem Beifallssturme empfangen, welcher für den Verlauf des heutigen Abends von bester Vorbedeutung war. Die Aufführung des in diesen Tagen so viel genannten Requiems ging - denn auch in glänzender Weise von statten. Jedermann weiß, was unser Opernorchester, - was unser Opernchor (diesmal durch den Akademischen Gesangverein - verstärkt) zu leisten vermag; neugierig war man also zumeist auf das - Solisten-Quartett, welches, vom Meister persönlich gedrillt, die Executirung des - Verdi’schen - Requiems für beide Hemisphären in Pacht genommen - hat. Die Damen Theresa Stolz und Marie Waldmann möchten - wir einmal in voller dramatischer Wirksamkeit, in einer Oper, hören — wir wissen von - ihrem Talente kein besseres Lob zu sagen. Die Stolz besitzt einen Sopran, wie er nachgerade - zu den Seltenheiten zählt, und die angenehme, zwischen Mezzosopran und Contra-Alt - schwankede Stimme der Waldmann kann man nicht satt hören. Nicht minder Gutes haben wir von - dem Tenor Masini und von dem Bassisten Medini zu melden; - ein verunglücktes hohes BWahrscheinlich in Salva me, Takt 365. des einen und einige zweifelhafte - Intonirungen des Andern rechnen wir zu jenen Zufälligkeiten, welche nichts beweisen - und dem besten Sänger passiren können. Ueber das Werk selbst werden wir uns morgen - des Näheren aussprechen. Für heute registriren wir nur den äußeren Erfolg, der sich - am ausdrucksvollsten in den massenhaften da capo-Rufen darstellte. Wiederholt mußte - werden: ein Sopranduett „Recordare, Jesu pie“, ein vierstimmiges Offertorium und das eigenthümliche, durchweg unisono gehaltene Agnus Dei. Hätte man den Enthusiasten - des Parterres ihren Willen gelassen, so wäre jede Nummer doppelt zum Vortrag - gekommen. Am wildesten tobten diese Herren während der Pause, welche man zwischen - einem Lacrymosa und dem Offertorium in die Messe eingeschoben hatte. Für - Verdi waren dies Augenblicke des - Triumphes; er wurde unzähligemal gerufen und in einer Weise beklatscht, wie es nur - unter heißblütigen Südländern Brauch und Sitte ist. Die Italiener gebrauchen in - solchen Fällen den Superlativ applauditissimo. Derselbe - scheint beinahe zu schwach für Verdi’s - heutigen Erfolg.

+ rend="widespace">Requiems ging denn auch in glänzender Weise von statten. + Jedermann weiß, was unser Opernorchester, was unser Opernchor (diesmal durch den + Akademischen + Gesangverein verstärkt) zu leisten vermag; neugierig war man also + zumeist auf das Solisten-Quartett, welches, vom Meister persönlich gedrillt, die + Executirung des Verdi’schen + Requiems für beide Hemisphären in + Pacht genommen hat. Die Damen Theresa Stolz und Marie Waldmann möchten wir einmal in voller dramatischer + Wirksamkeit, in einer Oper, hören — wir wissen von ihrem Talente kein besseres Lob + zu sagen. Die Stolz + besitzt einen Sopran, wie er nachgerade zu den Seltenheiten zählt, und die + angenehme, zwischen Mezzosopran und Contra-Alt schwankede Stimme der Waldmann kann man nicht + satt hören. Nicht minder Gutes haben wir von dem Tenor Masini + und von dem Bassisten Medini zu melden; ein verunglücktes + hohes BWahrscheinlich in + Salva + me, Takt 365. des einen und einige zweifelhafte Intonirungen + des Andern rechnen wir zu jenen Zufälligkeiten, welche nichts beweisen und dem + besten Sänger passiren können. Ueber das Werk selbst werden wir uns morgen des + Näheren aussprechen. Für heute registriren wir nur den äußeren Erfolg, der sich am + ausdrucksvollsten in den massenhaften da capo-Rufen darstellte. Wiederholt mußte + werden: ein Sopranduett „Recordare, Jesu pie“, ein vierstimmiges Offertorium und das eigenthümliche, + durchweg unisono gehaltene Agnus Dei. Hätte man den + Enthusiasten des Parterres ihren Willen gelassen, so wäre jede Nummer doppelt zum + Vortrag gekommen. Am wildesten tobten diese Herren während der Pause, welche man + zwischen einem Lacrymosa + und dem Offertorium in die Messe + eingeschoben hatte. Für Verdi waren dies + Augenblicke des Triumphes; er wurde unzähligemal gerufen und in einer Weise + beklatscht, wie es nur unter heißblütigen Südländern Brauch und Sitte ist. Die + Italiener gebrauchen in solchen Fällen den Superlativ applauditissimo. Derselbe scheint beinahe zu schwach für Verdi’s heutigen Erfolg.

diff --git a/tei/nfp_1875-06-13_wien.xml b/tei/nfp_1875-06-13_wien.xml index 66e16e3..199ac23 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-13_wien.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-13_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 13. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-13_wien-zweite-auffuehrung.xml

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@@ -16,14 +15,17 @@ 3878 - 3878 + Morgenblatt nfp 6
- + + + + Kurzbericht @@ -46,25 +48,26 @@

Wien, 12. Juni.

Die heutige zweite Aufführung des - Requiems von - Verdi - im Hofoperntheater - gestaltete sich womöglich noch glänzender als die gestrige; die Aufführung - war wieder eine vollendete, und das Zusammenwirken des herrlichen Quartetts mit - unseren brillanten Orchester- und Chorkräften hat einen ganz unvergleichlichen - Genuß. Der Eindruck des Werkes war auch heute ein sensationeller, der Enthusiasmus - kannte keine Grenzen, und das außerdem die italienische Colonie Wiens diesmal erheblich stärker vertreten war, erlebten - wir wieder Beifallsstürme von einer Intensität und Ausdauer, wie sie nur bei den - außerordentlichsten Anlässen auszubrechen pflegen. Der zweite Theil des Offertoriums und das Agnus Dei - wurden wiederholt. Das Publicum wollte zwar alle Sätze wiederholen lassen; allein - der Compositeur nahm Rücksicht auf die ohnedies stark in Anspruch genommenen Sänger - und gab nur die bezeichneten Repetitionen. Es ist überflüssig, zu sagen, daß - Verdi unzähligemale hervorgerufen - wurde, und daß auch die Damen Stolz und - Waldmann gleich den Herren Requiems von Verdi im Hofoperntheater gestaltete sich + womöglich noch glänzender als die gestrige; die Aufführung war wieder eine + vollendete, und das Zusammenwirken des herrlichen Quartetts mit unseren brillanten + Orchester- und Chorkräften hat einen ganz unvergleichlichen Genuß. Der Eindruck des + Werkes war auch heute ein sensationeller, der Enthusiasmus kannte keine Grenzen, und + das außerdem die italienische Colonie Wiens + diesmal erheblich stärker vertreten war, erlebten wir wieder Beifallsstürme von + einer Intensität und Ausdauer, wie sie nur bei den außerordentlichsten Anlässen + auszubrechen pflegen. Der zweite + Theil des Offertoriums + und das Agnus Dei wurden wiederholt. + Das Publicum wollte zwar alle Sätze wiederholen lassen; allein der Compositeur nahm + Rücksicht auf die ohnedies stark in Anspruch genommenen Sänger und gab nur die + bezeichneten Repetitionen. Es ist überflüssig, zu sagen, daß Verdi unzähligemale hervorgerufen wurde, und daß + auch die Damen Stolz und Waldmann gleich den Herren Masini und Medini reichsten Beifall fanden. Zu denen, welche am lebhaftesten applaudirten, gehörte der Rudolph in der Incognito-Loge der Aufführung anwohnte. Eine ausführliche Besprechung des Werkes schon heute zu bieten, sind wir leider durch die bedauerliche Erkrankung unseres Musikreferenten, Herrn Professor Hanslick, - außer Stande. Wir hoffen indeß unseren Mitarbeiter in einigen Tagen schon so weit + rend="widespace">Hanslick, außer + Stande. Wir hoffen indeß unseren Mitarbeiter in einigen Tagen schon so weit hergestellt, um sein Referat für eine der nächsten Nummern erwarten zu können.Vgl. Eduard Hanslick, Neue Freie Presse, Wien, 24. Juni 1875.

-

Für Mittwoch den - 16. Juni ist noch eine dritte Aufführung des „Requiem“ angesetzt, welche, wie verlautet, bei - ermäßigten Preisen stattfinden soll, um auch dem größeren Publicum den Besuch - desselben zu ermöglichen.

+

Für Mittwoch den 16. + Juni ist noch eine dritte Aufführung des „Requiem“ angesetzt, welche, wie verlautet, bei ermäßigten + Preisen stattfinden soll, um auch dem größeren Publicum den Besuch desselben zu + ermöglichen.

diff --git a/tei/nfp_1875-06-17_wien.xml b/tei/nfp_1875-06-17_wien.xml index 15a3515..21f1951 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-17_wien.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-17_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 17. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-17_wien-manzoni-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3882 - 3882 + Morgenblatt nfp 5
- + + + Notiz @@ -45,11 +46,11 @@ Theater- und Kunstnachrichten.

Wien, 16. Juni.

-

Das Interesse für das Manzoni-Requiem, anstatt - sich abzuschwächen, steigert sich mit jeder neuen Aufführung. Die heutige (dritte) Vorstellung fand vor einem total - ausverkauften Hause statt. Der Beifall, den Componist, Solosänger, Chor und - Orchester ernteten, war stürmischer denn je und ebenso das Verlangen nach der +

Das Interesse für das Manzoni-Requiem, + anstatt sich abzuschwächen, steigert sich mit jeder neuen Aufführung. Die heutige (dritte) Vorstellung fand vor + einem total ausverkauften Hause statt. Der Beifall, den Componist, Solosänger, Chor + und Orchester ernteten, war stürmischer denn je und ebenso das Verlangen nach der Wiederholung einzelner Sätze. Dieser seltene Erfolg hat die Direction des Hofoperntheaters veranlaßt, noch eine vierte Aufführung des Werkes an einem noch näher zu bestimmenden Tage der nächsten diff --git a/tei/nfp_1875-06-19_wien.xml b/tei/nfp_1875-06-19_wien.xml index 244ddf7..1e444d8 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-19_wien.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-19_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 19. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-19_wien-jauner.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3884 - 3884 + Morgenblatt nfp 6 - + + + Notiz @@ -40,17 +41,20 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=18750619&seite=6"/> - - + + Theater- und Kunstnachrichten.

Wien, 18. Juni.

- + +
+ +

Der große künstlerische und materielle Erfolg des Verdi’schen - Requiems hat Herrn Director Jauner veranlaßt, das ausschließliche - Eigenthum und Aufführungsrecht dieser Composition für Requiems hat Herrn Director + Jauner veranlaßt, das + ausschließliche Eigenthum und Aufführungsrecht dieser Composition für Oesterreich-Ungarn zu erwerben. Es heißt, daß die Direction der Oper gesonnen sei, das Requiem nach Ablauf einiger Zeit, wahrscheinlich an den Neue Freie Presse, Wien, 23. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-23_wien-hofoperntheater.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3888 - 3888 + Morgenblatt nfp 5 - + + + Notiz @@ -48,8 +49,8 @@

— Am morgigen Abend schließt das Hofoperntheater seine Saison und wird erst am 15. August, nach dem Ende der Ferien, wieder - eröffnet werden; die letzte Aufführung der - Manzoni-Messe bildet den Abschluß der + eröffnet werden; die letzte Aufführung der Manzoni-Messe bildet den Abschluß der Vorstellungen.

diff --git a/tei/nfp_1875-06-24_wien_1.xml b/tei/nfp_1875-06-24_wien_1.xml index dc06f49..434cd26 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-24_wien_1.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-24_wien_1.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 24. Juni 1875 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-24_audienz.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3889 - 3889 + Abendblatt nfp 1
- + + + Notiz @@ -40,10 +41,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=18750624&seite=11"/> - - + + Kleine Chronik. - + + + +

[Verdi in Wien.] Heute Vormittags erschien Giuseppe Verdi in der Kaiser sprach mit Verdi Italienisch und dankte dem Maestro vor Allem „für den außergewöhnlichen Genuß“, den das Requiem ihm bereitet habe.

+ >Requiem ihm bereitet + habe.

diff --git a/tei/nfp_1875-06-24_wien_2.xml b/tei/nfp_1875-06-24_wien_2.xml index d60cc74..93a80f5 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-24_wien_2.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-24_wien_2.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Neue Freie Presse, Wien, 24. Juni 1875 [2] - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-24_verdi-in-wien.xml

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@@ -17,7 +18,7 @@ 3889 - 3889 + Morgenblatt nfp 1–3 @@ -26,7 +27,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -56,101 +59,105 @@

Ed. H. Das italienische Nachspiel unserer Musiksaison ist verklungen, Lorbeergekrönt hat Verdi mit seinen Sängern Wien verlassen, und tiefe Stille liegt wieder aus - unserem Opernhause. Nach friedlichen Siegen ein Waffenstillstand für zwei Monate. - Viermal dirigirte Verdi sein Requiem, zweimal seine „Aïda“ - im Hofopentheater, jedesmal - triumphirend über die Ungunst heißer Sommerszeit und hoher Eintrittspreise. Das - Publicum empfing das Werk mit ungetheilter Begeisterung, unsere gebildetsten Kenner - und Liebhaber, worunter ein stattliches Contingent geschworerer Verdi-Gegner, stimmten rückhaltlos in den - allgemeinen Beifall ein. Es ist eine Freude, solch allgemeine herzliche Hingabe an - einen künstlerischen Eindruck zu beobachten, eine Freude, die uns diesmal noch - erhöht ward durch das einstimmig anerkennende Urtheil der Wiener Journalistik. - Verdi, selbst im Opernfach so - schlecht angeschrieben in deutschen Landen, mußte als Kirchen-Componist auf - schneidigste Opposition gefaßt sein, umsomehr, als es zu den Lieblingspassionen - teutonischer Kritik gehört, dem Publicum seine Freuden nachträglich durch ein - gnadenloses Mäkeln an Nebendingen und Kleinigkeiten zu verleiden. In unserer Zeit - der lauen Achtungserfolge ist aber ein rechter Herzenserfolg so selten, daß auch der - Kritiker ihn — so glauben wir — gerne mitfeiern mag, sollten auch einige - Ungehörigkeiten bei dem Fest unterlaufen und einige Enthusiasten allzu schwärmerisch - toastiren. Verdi’s - Requiem ist ein schönes, tüchtiges Werk, eine - warme, aus dem Herzen strömende Musik von würdigem Ernst, sorgfältiger Ausführung - und seltener Klangschönheit. Ein Werk, das seinem Schöpfer Ehre macht, dem man solch - künstlerische Vertiefung und Concentration nicht zugetraut hätte. Manches, was aus - Anlaß der „Aïda“ über diese unerwartete Läuterung - der Verdi’schen Muse gesagt wurde, paßt - auch hierher, nur möchte ich gleich bemerken, daß mit „Aïda“ in Erfindung und Ausführung viel bedeutender erscheint, als das - Requiem. Wien verlassen, und tiefe Stille liegt wieder aus unserem + Opernhause. Nach friedlichen Siegen ein Waffenstillstand für zwei Monate. Viermal dirigirte Verdi sein Requiem, zweimal seine „Aïda“ im Hofopentheater, jedesmal triumphirend über die Ungunst heißer + Sommerszeit und hoher Eintrittspreise. Das Publicum empfing das Werk mit + ungetheilter Begeisterung, unsere gebildetsten Kenner und Liebhaber, worunter ein + stattliches Contingent geschworerer Verdi-Gegner, stimmten rückhaltlos in den allgemeinen Beifall ein. Es + ist eine Freude, solch allgemeine herzliche Hingabe an einen künstlerischen Eindruck + zu beobachten, eine Freude, die uns diesmal noch erhöht ward durch das einstimmig + anerkennende Urtheil der Wiener Journalistik. Verdi, selbst im Opernfach so schlecht angeschrieben in deutschen + Landen, mußte als Kirchen-Componist auf schneidigste Opposition gefaßt sein, + umsomehr, als es zu den Lieblingspassionen teutonischer Kritik gehört, dem Publicum + seine Freuden nachträglich durch ein gnadenloses Mäkeln an Nebendingen und + Kleinigkeiten zu verleiden. In unserer Zeit der lauen Achtungserfolge ist aber ein + rechter Herzenserfolg so selten, daß auch der Kritiker ihn — so glauben wir — gerne + mitfeiern mag, sollten auch einige Ungehörigkeiten bei dem Fest unterlaufen und + einige Enthusiasten allzu schwärmerisch toastiren. Verdi’s + Requiem ist ein schönes, tüchtiges + Werk, eine warme, aus dem Herzen strömende Musik von würdigem Ernst, sorgfältiger + Ausführung und seltener Klangschönheit. Ein Werk, das seinem Schöpfer Ehre macht, + dem man solch künstlerische Vertiefung und Concentration nicht zugetraut hätte. + Manches, was aus Anlaß der „Aïda“ über + diese unerwartete Läuterung der Verdi’schen Muse gesagt wurde, paßt auch hierher, nur möchte ich + gleich bemerken, daß mit „Aïda“ in + Erfindung und Ausführung viel bedeutender erscheint, als das Requiem. Verdi ist eben geborener Theater-Componist, seine Musik von Haus aus - dramatisch; wenn er in einem Requiem beweist, - was er auf fremdem Boden vermag, so bleibt er - doch weit stärker auf seinem eigenen. Er kann auch im Requiem den dramatischen Componisten nicht verleugnen; Trauer und - Bitte, Entsetzen und hoffende Zuversicht, sie sprechen hier eine leidenschaftlichere - und individuellere Sprache, als wir sie in der Kirche zu hören gewohnt sind. Die - „Kirchlichkeit“ des Verdi’schen - Requiems ist es zunächst, was Anfechtung - erfährt. Und doch gibt es wenig Forderungen, über welche zu richten so bedenklich, - so unsicher wäre, wie diese. Die subjective Religiosität des Künstlers muß man von - vornherein aus dem Spiele lassen; die Kritik ist keine Inquisition. Zudem bietet die - Gläubigkeit des Tondichters keineswegs Gewähr für die religiöse Würde seines Werkes - und umgekehrt. Kann man die Frömmigkeit Haydn’s und Mozart’s anzweifeln? Gewiß nicht. Und dennoch dünkt uns ein großer - Theil ihrer Kirchenmusik sehr, sehr weltlich. Verglichen mit dem Jahrmarktsjubel so - manches „Gloria“, mit den Opernschnörkeln in so manchem „Benedictus“ und „Agnus“ dieser - Meister, klingt Verdi’s - Requiem noch heilig. Aehnlich verhält es sich - mit der Kirchenmusik vieler berühmter älterer Italiener, deren „Classicität“ auf - Treu und Glauben angenommen und, mit jedem Decennium weniger geprüft, weitergegeben - wird. Pergolese, Lotti, Jomelli, Salieri und so - viele andere Celebritäten Italiens, deren - großes Talent und deren Kunstfertigkeit wir hochschätzen — was für zopfigen Zierrath - und weichliche Opernmelodien haben sie nicht bona fide in ihre Kirchen-Compositionen - aufgenommen! Wir müßten, um auf die ungetrübte, unverweltlichte Reinheit - katholischer Kirchenmusik zu gelangen, bis auf Requiem + beweist, was er auf fremdem Boden vermag, so + bleibt er doch weit stärker auf seinem eigenen. Er kann auch im Requiem den dramatischen Componisten + nicht verleugnen; Trauer und Bitte, Entsetzen und hoffende Zuversicht, sie sprechen + hier eine leidenschaftlichere und individuellere Sprache, als wir sie in der Kirche + zu hören gewohnt sind. Die „Kirchlichkeit“ des Verdi’schen + Requiems ist es zunächst, was + Anfechtung erfährt. Und doch gibt es wenig Forderungen, über welche zu richten so + bedenklich, so unsicher wäre, wie diese. Die subjective Religiosität des Künstlers + muß man von vornherein aus dem Spiele lassen; die Kritik ist keine Inquisition. + Zudem bietet die Gläubigkeit des Tondichters keineswegs Gewähr für die religiöse + Würde seines Werkes und umgekehrt. Kann man die Frömmigkeit Haydn’s und Mozart’s anzweifeln? Gewiß nicht. Und + dennoch dünkt uns ein großer Theil ihrer Kirchenmusik sehr, sehr weltlich. + Verglichen mit dem Jahrmarktsjubel so manches „Gloria“, mit + den Opernschnörkeln in so manchem „Benedictus“ und „Agnus“ dieser Meister, klingt Verdi’s + Requiem noch heilig. Aehnlich verhält + es sich mit der Kirchenmusik vieler berühmter älterer Italiener, deren „Classicität“ + auf Treu und Glauben angenommen und, mit jedem Decennium weniger geprüft, + weitergegeben wird. Pergolese, Lotti, Jomelli, Salieri und so viele andere Celebritäten Italiens, deren großes Talent und deren Kunstfertigkeit wir + hochschätzen — was für zopfigen Zierrath und weichliche Opernmelodien haben sie + nicht bona fide in ihre + Kirchen-Compositionen aufgenommen! Wir müßten, um auf die ungetrübte, + unverweltlichte Reinheit katholischer Kirchenmusik zu gelangen, bis auf Palestrina zurückgehen oder vielmehr — da ja auch Palestrina vom streng kirchlichen Standpunkt manchen Vorwurf erfahren — bis auf den nackten gregorianischen Kirchengesang. Die Hauptsache bleibt, daß der Componist mit der Ehrfurcht vor seiner Aufgabe die Treue gegen sich selbst bewahre. Dieses Zeugniß der Ehrlichkeit muß man Verdi zugestehen; kein Satz seines Requiems, der leichtfertig, erlogen oder frivol wäre. Er verfährt - ungleich ernster, strenger, als Rossini in seinem „Stabat mater“, + >Verdi zugestehen; kein Satz seines Requiems, der leichtfertig, erlogen oder frivol wäre. Er + verfährt ungleich ernster, strenger, als Rossini in seinem „Stabat mater“, so wenig die Verwandtschaft dieser zwei Werke zu leugnen ist. Beide Tondichter haben sich eben bis in ihre alten Tage ausschließlich im Opernstyl bewegt; daß Rossini’s eigentliches Feld stets die komische Oper gewesen, Verdi’s hingegen die ernste, pathetische, gedeiht dem Letzteren zum Vortheil in seinem Requiem. An süßem Reiz - der Melodien ist Rossini’s - „Stabat“ dem - Verdi’schen - Requiem überlegen, wenn man diesen Ausdruck - gebrauchen darf, wo eigentlich von einem Unterliegen zu sprechen wäre. Verdi hat, an die bessere neapolitanische - Kirchenmusik anknüpfend, weder die reicheren Kunstmittel seiner Zeit, noch das - lebhaftere Feuer seines Naturells verleugnet; er hat, wie so mancher fromme Maler, - auf dem Heiligenbild sein eigenes Porträt angebracht. Auch die religiöse Andacht - wechselt in ihrem Ausdruck; sie hat ihre Länder, ihre Zeiten. Was uns in Verdi’s - Requiem zu leidenschaftlich, zu sinnlich - erscheinen mag, ist eben aus der Gefühlsweise seines - Volkes heraus empfunden, und der Italiener hat doch ein gutes Recht, zu fragen, ob - er denn mit dem lieben Gott nicht Italienisch reden dürfe?

+ /> zum Vortheil in seinem Requiem. An + süßem Reiz der Melodien ist Rossini’s + „Stabat“ dem Verdi’schen + Requiem überlegen, wenn man diesen + Ausdruck gebrauchen darf, wo eigentlich von einem Unterliegen zu sprechen wäre. + Verdi hat, an die bessere + neapolitanische Kirchenmusik anknüpfend, weder die reicheren Kunstmittel seiner + Zeit, noch das lebhaftere Feuer seines Naturells verleugnet; er hat, wie so mancher + fromme Maler, auf dem Heiligenbild sein eigenes Porträt angebracht. Auch die + religiöse Andacht wechselt in ihrem Ausdruck; sie hat ihre Länder, ihre Zeiten. Was + uns in Verdi’s + Requiem zu leidenschaftlich, zu + sinnlich erscheinen mag, ist eben aus der Gefühlsweise seines Volkes heraus empfunden, und der Italiener hat doch ein gutes + Recht, zu fragen, ob er denn mit dem lieben Gott nicht Italienisch reden dürfe?

Spricht aus einem modernen Kirchenstück ehrliche Ueberzeugung und ernste Schönheit, dann mögen wir uns zufriedengeben; die Frage nach der specifisch kirchlichen Qualification wird täglich immer bedenklicher und haltloser. Es ist Zeit, sich @@ -162,45 +169,46 @@ verlangen, daß er durch die selbstständige Schönheit seines Werkes nicht die Aufmerksamkeit der Gemeinde allzusehr ablenke von dem kirchlichen Vorgang. Wir Kinder der Zeit erblicken hingegen in dem „Stabat mater“, dem Requiem, selbst im Meßtext eine Dichtung, - allerdings eine durch Inhalt und Tradition geheiligte Dichtung, welche der Componist - als Stoff für seine Kunst verwendet. Was er daraus schafft, gilt uns für ein Werk - freier Kunst, welches das Recht seiner Existenz in sich selbst, in seiner + key="rossini.stabat-mater" type="mus">„Stabat mater“, dem + Requiem, selbst im Meßtext eine + Dichtung, allerdings eine durch Inhalt und Tradition geheiligte Dichtung, welche der + Componist als Stoff für seine Kunst verwendet. Was er daraus schafft, gilt uns für + ein Werk freier Kunst, welches das Recht seiner Existenz in sich selbst, in seiner künstlerischen Größe und Schönheit trägt, nicht in seiner kirchlichen Zweckmäßigkeit. Wir denken mit Einem Worte bei solchen Schöpfungen unserer modernen Meister an den Musiksaal, nicht an die Kirche, und diese Meister denken ebenso. Das war ganz anders in früheren Zeiten. Haydn und Mozart kam es niemals in den - Sinn, daß ihre Messen anderswo als - im Gotteshause aufzuführen seien. Sie schrieben ihre Kirchenmusik für den Gebrauch - der Kirche. Erst Beethoven, mit dem - auch auf diesem Punkte eine neue Zeit hereinbricht, hat — 1824 — drei Sätze seiner „Missa solemnis“ zuerst im - Kärntnerthor-Theater in - Wien aufführen lassen. Er hatte zwar die - Messe, wie bekannt, ursprünglich - für eine große kirchliche Feier bestimmt, aber der musikalische Reichthum der - Composition wuchs ihm so mächtig über den kirchlichen Rahmen hinaus, daß er damit - selbst seine Zuflucht zum Concertsaal nahm. Und so wie Beethoven’s - Festmesse, haben auch die leicht - aufzuzählenden Kirchen-Compositionen, welche wir von namhaften modernen Meistern - besitzen, ihre Heimat im Concertsaal gefunden: Rossini’s - „Stabat“, Liszt’s + Sinn, daß ihre Messen + anderswo als im Gotteshause aufzuführen seien. Sie schrieben ihre Kirchenmusik für + den Gebrauch der Kirche. Erst Beethoven, + mit dem auch auf diesem Punkte eine neue Zeit hereinbricht, hat — 1824 — drei Sätze seiner „Missa solemnis“ + zuerst im Kärntnerthor-Theater in Wien + aufführen lassen. Er hatte zwar die Messe, wie bekannt, ursprünglich für eine große kirchliche Feier + bestimmt, aber der musikalische Reichthum der Composition wuchs ihm so mächtig über + den kirchlichen Rahmen hinaus, daß er damit selbst seine Zuflucht zum Concertsaal + nahm. Und so wie Beethoven’s + Festmesse, haben auch die + leicht aufzuzählenden Kirchen-Compositionen, welche wir von namhaften modernen + Meistern besitzen, ihre Heimat im Concertsaal gefunden: Rossini’s + „Stabat“, Liszt’s „Graner Messe“, die Requiems von R. Schumann, Brahms, Lachner und Verdi. Auf - zwanzig Concert-Productionen dieser Werke kommt vielleicht Eine Kirchenaufführung, - und diese gilt dann ausdrücklich als Concert in der Kirche, das sich zunächst an die + key="brahms.johannes">Brahms, Lachner und Verdi. Auf zwanzig + Concert-Productionen dieser Werke kommt vielleicht Eine Kirchenaufführung, und diese + gilt dann ausdrücklich als Concert in der Kirche, das sich zunächst an die Musikfreunde wendet, nicht an die Beter. In dem Maße als die Kirche ihre führende Macht im Leben eingebüßt und ihre Autorität auf einen immer kleineren Kreis von Geistern eingeschränkt hat, entwickelte sich auch in den Künstlern, vielleicht halb @@ -221,8 +229,9 @@ wieder ein Stück aus der Kirche, aber im Grunde nicht für die Kirche.

Auch Verdi hat - sein Requiem, nachdem es einmal zu Ehren des - berühmten Dichters der „Promessi sposi“, + sein Requiem, nachdem es einmal zu + Ehren des berühmten Dichters der „Promessi sposi“, Alessandro Manzoni, im Mailänder Dome seine Schuldigkeit gethan, auf Reisen genommen, um es in den Concertsälen von Requiem; die erste, auf die Worte „Liber scriptus“, hat der - Componist, sehr zum Vortheil des Ganzen, nachträglich cassirt und durch ein sehr - wirksames Solo für Mezzosopran ersetzt. Die zwei anderen Fugen: „Sanctus“, doppelchörig, und „Libera me“ (Schlußfuge), stehen von den übrigen - Sätzen des Requiems schon durch die sehr - unbedeutende, wohlfeile Erfindung ihrer Themen ab, sodann durch das Steife und - Trockene der Ausführung. Sie kommen nie in einen frischen, freien Fluß, erreichen - nirgends einen mächtigen Höhenpunkt. Es ist kein Wunder, wenn ein italienischer - Operncomponist, der bis zu seinem sechzigsten Jahre an keine Fuge gedacht, solcher - Aufgabe gegenüber einige Aengstlichkeit empfindet und etwa von vier zu vier Tacten - in seinem Schema nachsieht, „was jetzt kommt“. Etwas von solchem Zwang athmen die - meisten modernen Fugen im Gegensatz zu jenen von Requiem; die erste, auf die Worte + „Liber + scriptus“, hat der Componist, sehr zum Vortheil des Ganzen, nachträglich + cassirt und durch ein sehr wirksames Solo für Mezzosopran ersetzt. Die zwei anderen + Fugen: „Sanctus“, doppelchörig, und + „Libera me“ (Schlußfuge), stehen + von den übrigen Sätzen des Requiems + schon durch die sehr unbedeutende, wohlfeile Erfindung ihrer Themen ab, sodann durch + das Steife und Trockene der Ausführung. Sie kommen nie in einen frischen, freien + Fluß, erreichen nirgends einen mächtigen Höhenpunkt. Es ist kein Wunder, wenn ein + italienischer Operncomponist, der bis zu seinem sechzigsten Jahre an keine Fuge + gedacht, solcher Aufgabe gegenüber einige Aengstlichkeit empfindet und etwa von vier + zu vier Tacten in seinem Schema nachsieht, „was jetzt kommt“. Etwas von solchem + Zwang athmen die meisten modernen Fugen im Gegensatz zu jenen von Bach und Händel, welche fast immer schon in der Erfindung der Themen eine geniale Freiheit offenbaren und in der Durchführung eine @@ -276,77 +285,79 @@ die Leute in Oratorien immer eine ordentliche Fuge hören wollen und glauben, der Componist könne es nicht, wenn er keine bringt“. Aus ähnlichem Grunde hat sicherlich Verdi die Fugen in seinem Requiem geschrieben, nur sind sie nicht so gut - ausgefallen wie die Mendelssohn’schen. Diese kleinen Sandstrecken in Verdi’s - Requiem liegen glücklicherweise inmitten eines - blühenden Gartens. Gleich der A-moll-Satz zu Anfang (Requiem aeternam) ist ungemein schön in dem Ausdrucke ruhiger, gefaßter - Trauer, und wie ein milder Sonnenstrahl fällt das A-dur-Motiv „et lux“ ein. Das „Dies irae“, effectvoll mit ziemlich grellen Farben gemalt, erinnert an - die bekannten Fresken im Campo Santo zu Pisa, - welche alle Schrecken des jüngsten Gerichtes, des Fegefeuers und der Hölle mit so - erbarmungsloser Anschaulichkeit darstellen. Das „Tuba mirum“ durch einander - antwortende, an die vier Ecken des Orchesters postirte Trompeten- und Posaunenrufe - zu versinnlichen, ist eine Idee, die Verdi dem Requiem von Berlioz - verdankt. Ihm gebührt jedoch das Verdienst, sie nicht nur selbstständig behandelt, - sondern durch maßvolle Reducirung erst möglich gemacht zu haben; denn Berlioz’ + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem geschrieben, nur sind sie nicht + so gut ausgefallen wie die Mendelssohn’schen. Diese kleinen Sandstrecken in + Verdi’s + Requiem liegen glücklicherweise + inmitten eines blühenden Gartens. Gleich der A-moll-Satz zu Anfang (Requiem aeternam) ist ungemein schön in + dem Ausdrucke ruhiger, gefaßter Trauer, und wie ein milder Sonnenstrahl fällt das + A-dur-Motiv „et lux“ ein. + Das „Dies irae“, effectvoll mit + ziemlich grellen Farben gemalt, erinnert an die bekannten Fresken im Campo Santo zu + Pisa, welche alle Schrecken des jüngsten + Gerichtes, des Fegefeuers und der Hölle mit so erbarmungsloser Anschaulichkeit + darstellen. Das „Tuba + mirum“ durch einander antwortende, an die vier Ecken des Orchesters + postirte Trompeten- und Posaunenrufe zu versinnlichen, ist eine Idee, die Verdi dem Requiem von Berlioz verdankt. Ihm gebührt jedoch das + Verdienst, sie nicht nur selbstständig behandelt, sondern durch maßvolle Reducirung + erst möglich gemacht zu haben; denn Berlioz’ Requiem, durch die Ungeheuerlichkeit der aufgewendeten Mittel selbst zur ewigen Ruhe verurtheilt, verwendet zu diesem Effecte vier verschiedene Orchester von Blech-Instrumenten und acht Paar Pauken! Von dem rollenden Donner des „Rex tremendae majestatis“ hebt sich - die innig flehende Melodie „Salva me“ ungemein schön ab; es folgt das durch den bezaubernden - Zusammenhang der beiden Frauenstimmen so einschmeichelnde Duo „Recordare“, ein Strom von Wohllaut, - wenn auch knapp an dem Gestade der Oper fließend — dann schlagen wieder die Flammen - des „Dies irae“ - lodernd in die Höhe. Ein Tenorsolo in Es-dur („Qui Mariam absolvisti“) erinnert durch - seinen Wechsel zwischen der großen und übermäßigen Quinte in der Begleitung an - ähnliche Wendungen in der „Aïda“; dieser - unschuldige Anklang ist aber auch die einzige Reminiscenz an jene Oper, die mit in Verdi’s + key="verdi.requiem.2.rex-tremendae" type="mus">Rex tremendae majestatis“ + hebt sich die innig flehende Melodie „Salva me“ ungemein schön ab; es folgt das durch + den bezaubernden Zusammenhang der beiden Frauenstimmen so einschmeichelnde Duo + „Recordare“, ein Strom + von Wohllaut, wenn auch knapp an dem Gestade der Oper fließend — dann schlagen + wieder die Flammen des „Dies irae“ lodernd in die Höhe. Ein Tenorsolo in Es-dur + („Qui Mariam + absolvisti“) erinnert durch seinen Wechsel zwischen der großen und + übermäßigen Quinte in der Begleitung an ähnliche Wendungen in der „Aïda“; dieser unschuldige Anklang ist aber + auch die einzige Reminiscenz an jene Oper, die + mit in Verdi’s Requiem auffiel. Beide Werke stehen so selbstständig und eigenthümlich neben einander, wie es eben zwei Compositionen - desselben Autors vermögen. Es sei noch das vierstimmige OffertoriumDomine Jesu“, mit dem einfachen und doch - rhythmisch so belebenden Mittelsatze „Quam olim Abrahae“, als ein Satz von schön - gegliederter Architektur und ungemeinem Klangzauber hervorgehoben; dann das „OffertoriumDomine Jesu“, mit dem einfachen und doch rhythmisch so + belebenden Mittelsatze „Quam olim Abrahae“, als ein Satz von schön gegliederter + Architektur und ungemeinem Klangzauber hervorgehoben; dann das „Agnus Dei“, dessen etwas psalmodische Sopran-Melodie durch das Mitsingen der Altstimme in der tieferen Octave ein sehr stimmungsvolles Halbdunkel gewinnt; endlich das rührende, sanfte Ausklingen des - ganzen Werkes auf die immer leiser hingehauchten Worte „Libera me“!

+ ganzen Werkes auf die immer leiser hingehauchten Worte „Libera me“!

Verdi’s - Requiem enthält neben großen Schönheiten auch - manche schwache Stelle, sogar einiges Unschöne (wie die mit sonderbarer - Absichtlichkeit angebrachten Parallel-Quinten in dem Baßsolo „Confutatis“); allein der überwiegend - günstige Eindruck des Ganzen trägt uns darüber hinweg. Dieses Requiem bleibt doch ein echtes und schönes Stück - italienischer Kunst. In der Physiologie dieser Kunst und im Charakter des - Katholicismus ist ein gewisses Ueberwiegen der Sinnlichkeit und des glänzenden + Requiem enthält neben großen + Schönheiten auch manche schwache Stelle, sogar einiges Unschöne (wie die mit + sonderbarer Absichtlichkeit angebrachten Parallel-Quinten in dem Baßsolo „Confutatis“); allein der + überwiegend günstige Eindruck des Ganzen trägt uns darüber hinweg. Dieses Requiem bleibt doch ein echtes und + schönes Stück italienischer Kunst. In der Physiologie dieser Kunst und im Charakter + des Katholicismus ist ein gewisses Ueberwiegen der Sinnlichkeit und des glänzenden südlichen Pathos begründet. Genug, daß in Verdi’s - Requiem nicht, wie in so vielen, mitunter - hochgefeierten italienischen Kirchenmusiken, der Geist in der Fülle blühenden - Fleisches erstickt. Italien darf sich dieses Werkes rühmen, und wir dürfen uns - dessen aufrichtig mitfreuen, ohne darum in Uebertreibungen zu verfallen, wie die, es - sei dieses Requiem „die bedeutendste Tondichtung des Jahrhunderts“Vgl. Illustrirtes Wiener Extrablatt, 10. Juni 1875.. - Nicht einmal die bedeutendste Kirchenmusik dieses Decenniums! Denn so kindlich wird - wol Niemand sein, Verdi’s + Requiem nicht, wie in so vielen, + mitunter hochgefeierten italienischen Kirchenmusiken, der Geist in der Fülle + blühenden Fleisches erstickt. Italien darf sich dieses Werkes rühmen, und wir dürfen + uns dessen aufrichtig mitfreuen, ohne darum in Uebertreibungen zu verfallen, wie + die, es sei dieses Requiem „die bedeutendste Tondichtung des Jahrhunderts“Vgl. Illustrirtes Wiener Extrablatt, 10. Juni 1875.. Nicht einmal + die bedeutendste Kirchenmusik dieses Decenniums! Denn so kindlich wird wol Niemand + sein, Verdi’s Manzoni-Messe mit dem „Deutschen Requiem“ von Brahms auf Eine Höhe zu stellen. Zum Glücke @@ -360,19 +371,19 @@ Gesangvereins) leisteten ihr Bestes in der Begleitung eines Gesangsquartetts, das in unvergleichlicher Ausführung dieses Werkes bereits europäische Berühmtheit erlangt hat. Es sind dies - die Sängerinnen Stolz und Waldmann (Beide Oesterreicherinnen), die Sänger Masini und Medini; im Ensemble sind sie - Ein Herz und Eine Kehle. Nur in einem Punkte fand ich deren Leistungen nicht - vorwurfsfrei: ihr Vortrag war häufig zu theatralisch. Gewisse Schluchzer, Bebungen - und leidenschaftliche Accente passen (selbst im Concertsaale) nicht für kirchliche - Musik, nicht zu dem Texte des Requiems. Wenn eine Sängerin Jesum Christum anruft, so - darf man nicht meinen, sie schmachte nach ihrem Geliebten. Ich erinnere nur an das - herzbrechend sentimentale Schluchzen, mit welchem Fräulein Waldmann die einfachen - Worte: „Liber scriptus + die Sängerinnen <persName key="stolz.teresa" role="soloist.soprano">Stolz</persName> + und <persName key="waldmann.maria" role="soloist.mezzo">Waldmann</persName> (Beide + Oesterreicherinnen), die Sänger <persName key="masini.angelo" role="soloist.tenor" + >Masini</persName> und <persName key="medini.paolo" role="soloist.basso" + >Medini</persName>; im Ensemble sind sie Ein Herz und Eine Kehle. Nur in einem + Punkte fand ich deren Leistungen nicht vorwurfsfrei: ihr Vortrag war häufig zu + theatralisch. Gewisse Schluchzer, Bebungen und leidenschaftliche Accente passen + (selbst im Concertsaale) nicht für kirchliche Musik, nicht zu dem Texte des + Requiems. Wenn eine Sängerin Jesum Christum anruft, so darf man nicht meinen, sie + schmachte nach ihrem Geliebten. Ich erinnere nur an das herzbrechend sentimentale + Schluchzen, mit welchem Fräulein <persName key="waldmann.maria" role="soloist.mezzo" + >Waldmann</persName> die einfachen Worte: „<title + key="verdi.requiem.2.liber-scriptus" type="mus">Liber scriptus proferetur“ vortrug. Auch der Tenorist Masini gefiel sich einigemale in dem unvermittelten Aufsetzen eines Pianissimo auf ein Forte u. dgl. Man wird vielleicht @@ -382,9 +393,10 @@ verweltlichen. Indessen ließ gerade diese Vortragsweise vermuthen, daß Verdi’s Sänger erst auf der Bühne ihr ganzes Talent entfalten, ihren vollen Effect erzielen würden. Und wirklich erlebten wir das - in der italienischen Vorstellung der „Aïda“, welche - unter Verdi’s Direction den Aufführungen - des Requiems folgte.

+ in der italienischen Vorstellung der „Aïda“, welche unter Verdi’s + Direction den Aufführungen des Requiems folgte.

diff --git a/tei/nfp_1875-06-24_wien_3.xml b/tei/nfp_1875-06-24_wien_3.xml index a38bebc..f5a43ba 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-24_wien_3.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-24_wien_3.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 24. Juni 1875 [3] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-24_verdi-bueste.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3889 - 3889 + Morgenblatt nfp 6
- + + + Kurzbericht @@ -46,15 +47,15 @@

Wien, 23. Juni.

Der heutigen letzten Aufführung des Requiems von Verdi wohnten der Kaiser und mehrere Prinzen bei.Zugegen waren Erzherzog Karl Ludwig, Erzherzog Wilhelm, Erzherzogin Maria Theresia, Herzog von Braunschweig und Prinz - Ernst August von + key="verdi.requiem" type="mus">Requiems von Verdi wohnten der Kaiser und mehrere Prinzen + bei.Zugegen waren Erzherzog + Karl Ludwig, Erzherzog + Wilhelm, Erzherzogin + Maria Theresia, + Herzog von Braunschweig und + Prinz Ernst August von Hannover. Das Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt. — Die Direction des Hofoperntheaters hat den diff --git a/tei/nfp_1875-06-29_wien.xml b/tei/nfp_1875-06-29_wien.xml index a3d9072..123e1b9 100644 --- a/tei/nfp_1875-06-29_wien.xml +++ b/tei/nfp_1875-06-29_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Neue Freie Presse, Wien, 29. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-06-29_ein-ausflug-ins-musikalische.xml

CC BY 4.0

@@ -17,14 +18,16 @@ 3894 - 3894 + Morgenblatt nfp 5–6 - + + + Biografik @@ -54,19 +57,19 @@ großes Vergnügen, in Darmstadt ein Stück durchfallen zu sehen und noch am selben Abend die Meldung von diesem Unglück nach Hause bringen zu können. Ebenso freuen sich die Darmstädter, wenn man in Frankfurt eine Oper schlecht aufgeführt - hat, weil sie in der Stadt, wo so elend gesungen wurde, nicht auch noch übernachten + key="frankfurt-am-main">Frankfurt eine Oper schlecht aufgeführt hat, + weil sie in der Stadt, wo so elend gesungen wurde, nicht auch noch übernachten müssen. In Wien ist es im Winter mit solchen Vergnügungen schlecht bestellt, und wenn Jemand aus Stockerau nach der Residenz gekommen ist, um im Burgtheater drei traurige - Lustspiel-Novitäten an sich vorübergehen zu lassen, so ist er für die Nacht - verloren, da er in einem Hotel schlafen und außerdem dafür sorgen muß, in der kurzen - Zeit vier Bougies, Service u. s. w. zu verbrauchen. Da darf also Verdi doppelt so stolz auf seine Triumphe sein; - man hat ihm nicht die Pferde ausgespannt, aber man hat die Dampfrosse für ihn - geheizt, und das will heutzutage, wo die Bahnen nicht gerade das Geld zum - Waggonfenster hinauswerfen, schon was heißen.

+ key="wien.burgtheater">Burgtheater drei traurige Lustspiel-Novitäten + an sich vorübergehen zu lassen, so ist er für die Nacht verloren, da er in einem + Hotel schlafen und außerdem dafür sorgen muß, in der kurzen Zeit vier Bougies, + Service u. s. w. zu verbrauchen. Da darf also Verdi doppelt so stolz auf seine Triumphe sein; man hat ihm nicht + die Pferde ausgespannt, aber man hat die Dampfrosse für ihn geheizt, und das will + heutzutage, wo die Bahnen nicht gerade das Geld zum Waggonfenster hinauswerfen, + schon was heißen.

Ob auch ich entzückt war von Verdi und seinen Sängern? Ich war so entzückt, wie alle Künstlerinnen, welche neidisch zuhörten und die sich im innersten Grunde ihres klugen Herzens auch ein wenig @@ -82,28 +85,28 @@ >Verdi hat mich schon durch sein bescheidenes Auftreten für sich eingenommen. Er betrat so schüchtern die Bühne und blickte so erwartungsvoll ins Parterre, als ob er soeben erfahren hätte, daß alle seine Opern sammt dem Requiem nicht von ihm, sondern von mehreren Leuten - da unten geschrieben worden wären und man ihm heute die Erlaubniß gegeben hätte, - Einiges davon anzuhören. Wie anders betritt Wagner sein Podium! Als ich ihn zum erstenmal in einem Concert - dirigiren sah, als sein souveräner Blick auf die Schaar seiner Getreuen fiel und - sein durchdringendes Auge wie inquisitorisch auf die Menge traf, da erschrak ich, - die zufällig in der ersten Bank ganz nahe dem gefürchteten Meister saß, gar heftig. - Und als er dann den Tactirstock ergriff und ihn erst ein wenig bedrohlich schwenkte, - als gedenke er uns vorher alle anderen Harmonien aus den Köpfen zu jagen, da wollte - ich in meiner Angst ausrufen: Gnade, großer Richard, ich habe erst heute Früh etwas von Mendelssohn gespielt — aber es - soll gewiß nicht mehr geschehen — ich bin noch so jung, und das Lied war so schön — - Gnade! Ein donnernder Paukenschlag, den meine Begleiterin, eine Wagnerianerin, für - ein wunderbares Piano erklärte, kündigte die Ouvertüre an. Dann verlor ich die - Besinnung, und als ich wieder erwachte, stand Wagner noch auf dem Podium und winkte uns wohlwollend mit dem Kopfe - zu, als wolle er sagen: „Schon gut, schon gut! Ich halte mich eurer Ergebenheit - versichert, meine lieben Unterthanen; zahlt - auch ferner die Steuern pünktlich weiter, und ich werde allergnädigst noch einmal - concertiren.“ Worauf sich der alte Musik-Landesvater mit einer huldvollen - Handbewegung zurückzog. Ich verstehe nichts davon, ob Requiem nicht von ihm, sondern von + mehreren Leuten da unten geschrieben worden wären und man ihm heute die Erlaubniß + gegeben hätte, Einiges davon anzuhören. Wie anders betritt Wagner sein Podium! Als ich ihn zum erstenmal in + einem Concert dirigiren sah, als sein souveräner Blick auf die Schaar seiner + Getreuen fiel und sein durchdringendes Auge wie inquisitorisch auf die Menge traf, + da erschrak ich, die zufällig in der ersten Bank ganz nahe dem gefürchteten Meister + saß, gar heftig. Und als er dann den Tactirstock ergriff und ihn erst ein wenig + bedrohlich schwenkte, als gedenke er uns vorher alle anderen Harmonien aus den + Köpfen zu jagen, da wollte ich in meiner Angst ausrufen: Gnade, großer Richard, ich habe erst heute Früh etwas von + Mendelssohn gespielt — + aber es soll gewiß nicht mehr geschehen — ich bin noch so jung, und das Lied war so + schön — Gnade! Ein donnernder Paukenschlag, den meine Begleiterin, eine + Wagnerianerin, für ein wunderbares Piano erklärte, kündigte die Ouvertüre an. Dann + verlor ich die Besinnung, und als ich wieder erwachte, stand Wagner noch auf dem Podium und winkte uns + wohlwollend mit dem Kopfe zu, als wolle er sagen: „Schon gut, schon gut! Ich halte + mich eurer Ergebenheit versichert, meine lieben Unterthanen; zahlt auch ferner die Steuern pünktlich weiter, und ich werde + allergnädigst noch einmal concertiren.“ Worauf sich der alte Musik-Landesvater mit + einer huldvollen Handbewegung zurückzog. Ich verstehe nichts davon, ob Wagner oder Verdi länger leben werde; aber ich weiß, daß der Italiener auch ohne Begeisterungs-Quartiermacher in unser Herz aufgenommen wurde, und daß er für den @@ -111,15 +114,15 @@ übermorgen ins Reich des Vergessens abreisen müßte, wähend Se. Majestät Richard I. immer gleich als Unsterblicher auftritt und mit jedesmal den Eindruck macht, als ob er seine eigene Marmorstatue - vorstellen wollte. Von dem wunderschönen Requiem - habe ich nach zweimaligem Anhören gleich die herrlichsten Stellen auswendig gewußt, - ohne lateinischen Text natürlich. Es hat mir immer sehr gut gefallen, daß in der - Kirche nur der Herr Pfarrer und der liebe Gott Lateinisch wissen, und wie sich die - andächtigen Menschen darauf verlassen, daß die Beiden schon das Rechte treffen - werden. Ich war einmal gefährlich krank, und da wurde von meinem Hausarzte der - berühmteste Professor aus der Stadt an mein Bett geholt. Der berühmte Mann sah mich - gütig an und ergriff meine fieberheiße Hand, und dann redeten sie wol eine - Viertelstunde Lateinisch mit einander, worauf ich bald wieder gesund wurde. Sie + vorstellen wollte. Von dem wunderschönen Requiem habe ich nach zweimaligem Anhören gleich die herrlichsten + Stellen auswendig gewußt, ohne lateinischen Text natürlich. Es hat mir immer sehr + gut gefallen, daß in der Kirche nur der Herr Pfarrer und der liebe Gott Lateinisch + wissen, und wie sich die andächtigen Menschen darauf verlassen, daß die Beiden schon + das Rechte treffen werden. Ich war einmal gefährlich krank, und da wurde von meinem + Hausarzte der berühmteste Professor aus der Stadt an mein Bett geholt. Der berühmte + Mann sah mich gütig an und ergriff meine fieberheiße Hand, und dann redeten sie wol + eine Viertelstunde Lateinisch mit einander, worauf ich bald wieder gesund wurde. Sie müssen vortreffliche Dinge mit einander gesprochen haben, sonst hätte es mit nicht so schnell geholfen. Es soll auch Leute geben, die nach einem solchen lateinischen Consilium sterben, und dann ist es gewiß gut, daß die leidenden Menschen nicht @@ -128,75 +131,77 @@ Messen, und wenn sie in den Himmel kommen, sind sie so unmusikalisch, daß man ihnen kein Solo im Hallelujah anvertrauen darf und sie in den Chor stecken muß, wo man nichts merkt, wenn sie einen Gickser in den Sphärenklängen machen. Das Requiem von Verdi mit seinen heiligen Jenseitsworten und seinen süßen - Diesseitsmelodien hat mir eine lebhafte Vorstellung davon gegeben, wie es aussehen - muß, wenn sie im Himmel nach vielen ernsten Bach- und Händel-Concerten einmal eine fromme Oper aufführen wollen. Da nehmen sie - das Requiem von Verdi, weil das doch am Ende Kirchenmusik ist, und der gute - Mozart oder sonst ein - liebenswürdiger Capellmeister übernimmt aus Gefälligkeit das Digiriren. Auf der - Centralsonne wird die Oper durch hunderttausendmeilenlange Anschlagzettel angezeigt, - und vom Sirius, Uranus, vom großen und kleinen Bären aus werden Extrazüge - abgelassen, wenn nicht zufällig ohnedies fahrplanmäßige Kometenbahnen eingerichtet - sind. Dann geht die Vorstellung mit aufgehobenem Abonnement (die Leute müssen da - nämlich von Abraham’s Schoß aufstehen, damit der alte Herr auch eine Freude hat) - fröhlich von statten. Die vorzüglichen Sänger aus allen Himmelsgegenden wirken mit, - und die geschultesten Engels-Chöre und Orchesterkräfte musiciren auch dabei. Das - brillante Recordare wie das - wundersame Agnus Dei müssen natürlich + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem von Verdi mit seinen heiligen Jenseitsworten und + seinen süßen Diesseitsmelodien hat mir eine lebhafte Vorstellung davon gegeben, wie + es aussehen muß, wenn sie im Himmel nach vielen ernsten Bach- und Händel-Concerten einmal eine fromme + Oper aufführen wollen. Da nehmen sie das Requiem von Verdi, weil das + doch am Ende Kirchenmusik ist, und der gute Mozart oder sonst ein liebenswürdiger Capellmeister übernimmt aus + Gefälligkeit das Digiriren. Auf der Centralsonne wird die Oper durch + hunderttausendmeilenlange Anschlagzettel angezeigt, und vom Sirius, Uranus, vom + großen und kleinen Bären aus werden Extrazüge abgelassen, wenn nicht zufällig + ohnedies fahrplanmäßige Kometenbahnen eingerichtet sind. Dann geht die Vorstellung + mit aufgehobenem Abonnement (die Leute müssen da nämlich von Abraham’s Schoß + aufstehen, damit der alte Herr auch eine Freude hat) fröhlich von statten. Die + vorzüglichen Sänger aus allen Himmelsgegenden wirken mit, und die geschultesten + Engels-Chöre und Orchesterkräfte musiciren auch dabei. Das brillante Recordare wie das wundersame + Agnus Dei müssen natürlich wiederholt werden, und alle Welt jubelt darüber, wieder einmal etwas herzerfreuend Weltliches gehört zu haben. Und ist die letzte Note verklungen, so ruft Alles: - „Verdi! Verdi! soll draußen bleiben, so lange es ihm - gefällt — er lebe, und zwar hoch!“

+ „Verdi! Verdi! soll draußen bleiben, so lange es ihm gefällt — er lebe, und zwar hoch!“

Siehst du, so kommt ein Weltkind auf die närrischesten Ideen, wenn es einmal zu einer kirchlichen Aufführung in die Oper geht; aber ich schäme mich noch nicht, zu wiederholen, daß ich allen meinen Freundinnen seit einer Woche Requiem-Fragmente so begeistert als möglich - vorsinge. Das soll zwar nicht classisch sein, was man sich gleich merkt, aber ich - halte es in der Musik durchaus nicht mit dem ungarischen Magnaten, der wüthend - wurde, weil seine Schnürhosen paßten; „wenn ich hineinkomme, nehme ich sie nicht,“ - schrie er heftig, und da alle Ungarn solche classische Hosen — Pardon Beinkleider - tragen, so hatte der Mann vollkommen Recht. Ich muß in die Musik hineinkönnen, sonst - bin ich verloren und verstehe kein Wort. Es gibt auch gottlob noch sehr viele schöne - und edle Musik, die man innig genießen kann, ohne Harmonielehre studirt zu haben. - Contrapunctum, Streusand drauf!

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Beim Requiem war mit das Herz aufgegangen, und - bei „Aida“ wäre es bald vor Freude zersprungen. Man - muß einen Menschen und eine Oper in ihrer eigenen Muttersprache hören, um sie ganz - würdigen zu können. Ich glaube einmal gelesen zu haben, daß jede und auch die beste - Uebersetzung uns höchstens das rückwärtige Muster einer schönen Teppichstickerei - vorstellen kann; es sind dieselben Linien und Farben, und es ist doch beiweitem - nicht dasselbe. Verdi’s Sängerinnen liebe - ich schon aus patriotischer Freude darüber, daß diese beiden Italienierinnen - Oesterreicherinnen sind. Die Luftveränderung scheint den Sängerinnen sehr wohl - gethan zu haben, und viele einheimische Damen haben erklärt, jetzt nach Italien reisen zu wollen, um zu sehen, ob dort - vielleicht ihre Stimme irgendwo vergraben liege. Ich glaube aber, man findet im - Süden nur eine schöne Stimme, wenn man in der Kehle schon ein Stückchen Italien von - Feuer und Gold mitbringt. Wir lassen uns in Wien - zwar auch nicht spotten, aber dieses wunderbare Ineinanderklingen von Alt und Sopran - haben wir schon lange nicht erlebt, und wie feurig diese Oesterreicherinnen als - Amneris und Aïda sich die heftigsten italienischen Sturm-Arien ins Gesicht sangen! - Und wenn man erst bedenkt, daß Sklavin und Prinzessin am Pharaonenhofe, nachdem sie - sich mit glühender Leidenschaft italienisch gestritten, hinter der Scene sich - begegnen und zugleich lebhaft ausrufen: „Gut is heut’ gangen, aber die Hitz!“ Es ist - davon gesprochen worden, daß die Waldmann für theures Geld Wien wiedergewonnen - werden soll. Wäre es da nicht gerathen, wenn unsere Directoren, welche immer weite - Entdeckungsreisen antreten, einmal einen verläßlichen Bädeker für Wien zu Hand nehmen würden und ein gutes Fernglas, mit - dem man bis über das engherzige „Es gibt keine Propheten im Vaterlande“Vgl. Mt 13,57: »Jesus aber sprach zu ihnen: Ein - Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem - Hause.« hinaussehen kann? Mich haben sie auch noch nicht entdeckt, aber - wenn wieder so ein Director in die Fremde reist, stelle ich mich auf den Perron des - Bahnhofes und rufe ihm zu: „Nehmen Sie jedenfalls ein Retourbillet, Herr Director, - es kommt billiger!“ Lerne nur fleißig Italienisch, liebe Freundin, so ein Bißchen - „Mille grazie!“ klingt wunderschön und Addio mia cara, tuissima.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem-Fragmente so begeistert als + möglich vorsinge. Das soll zwar nicht classisch sein, was man sich gleich merkt, + aber ich halte es in der Musik durchaus nicht mit dem ungarischen Magnaten, der + wüthend wurde, weil seine Schnürhosen paßten; „wenn ich hineinkomme, nehme ich sie + nicht,“ schrie er heftig, und da alle Ungarn solche classische Hosen — Pardon + Beinkleider tragen, so hatte der Mann vollkommen Recht. Ich muß in die Musik + hineinkönnen, sonst bin ich verloren und verstehe kein Wort. Es gibt auch gottlob + noch sehr viele schöne und edle Musik, die man innig genießen kann, ohne + Harmonielehre studirt zu haben. Contrapunctum, Streusand drauf!

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Beim Requiem war mit das Herz + aufgegangen, und bei „Aida“ wäre es bald + vor Freude zersprungen. Man muß einen Menschen und eine Oper in ihrer eigenen + Muttersprache hören, um sie ganz würdigen zu können. Ich glaube einmal gelesen zu + haben, daß jede und auch die beste Uebersetzung uns höchstens das rückwärtige Muster + einer schönen Teppichstickerei vorstellen kann; es sind dieselben Linien und Farben, + und es ist doch beiweitem nicht dasselbe. Verdi’s Sängerinnen liebe ich schon aus patriotischer Freude + darüber, daß diese beiden Italienierinnen Oesterreicherinnen sind. Die + Luftveränderung scheint den Sängerinnen sehr wohl gethan zu haben, und viele + einheimische Damen haben erklärt, jetzt nach Italien reisen zu wollen, um zu sehen, ob dort vielleicht ihre + Stimme irgendwo vergraben liege. Ich glaube aber, man findet im Süden nur eine + schöne Stimme, wenn man in der Kehle schon ein Stückchen Italien von Feuer und Gold + mitbringt. Wir lassen uns in Wien zwar auch nicht + spotten, aber dieses wunderbare Ineinanderklingen von Alt und Sopran haben wir schon + lange nicht erlebt, und wie feurig diese Oesterreicherinnen als Amneris und Aïda + sich die heftigsten italienischen Sturm-Arien ins Gesicht sangen! Und wenn man erst + bedenkt, daß Sklavin und Prinzessin am Pharaonenhofe, nachdem sie sich mit glühender + Leidenschaft italienisch gestritten, hinter der Scene sich begegnen und zugleich + lebhaft ausrufen: „Gut is heut’ gangen, aber die Hitz!“ Es ist davon gesprochen + worden, daß die Waldmann für theures Geld Wien wiedergewonnen werden soll. Wäre es + da nicht gerathen, wenn unsere Directoren, welche immer weite Entdeckungsreisen + antreten, einmal einen verläßlichen Bädeker für Wien zu Hand nehmen würden und ein gutes Fernglas, mit dem man bis + über das engherzige „Es gibt keine Propheten im Vaterlande“Vgl. Mt 13,57: »Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt + nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause.« + hinaussehen kann? Mich haben sie auch noch nicht entdeckt, aber wenn wieder so ein + Director in die Fremde reist, stelle ich mich auf den Perron des Bahnhofes und rufe + ihm zu: „Nehmen Sie jedenfalls ein Retourbillet, Herr Director, es kommt billiger!“ + Lerne nur fleißig Italienisch, liebe Freundin, so ein Bißchen „Mille grazie!“ klingt wunderschön und Addio mia cara, + tuissima.

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diff --git a/tei/nfp_1875-07-07_wien.xml b/tei/nfp_1875-07-07_wien.xml index b2c9c7b..0803917 100644 --- a/tei/nfp_1875-07-07_wien.xml +++ b/tei/nfp_1875-07-07_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 7. Juli 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-07-07_kirchenmusik.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3902 - 3902 + Morgenblatt nfp 4
- + + + Kurzbericht @@ -40,10 +41,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=18750707&seite=4"/> - - + + Kleine Chronik. - + + + +

[Kirchenmusik.] Bei dem anläßlich des Ablebens Sr. Majestät Kaiser Ferdinand’s in der altkatholischen übermorgen Donnerstag um 10 Uhr stattfindenden feierlichen Trauergottesdienste bringt Chordirector A. C. Wosahlo zur Aufführung: „Ewige Ruhe“, Trauermotette (neu) für Chor und - Orgel von Paul Richter; ferner aus der - Todtenmesse von Ewige Ruhe“, Trauermotette (neu) für + Chor und Orgel von Paul Richter; ferner aus + der Todtenmesse von Giuseppe Verdi: „Ein geschrieben Buch“, Mezzo-Sopransolo - und Chor; „Ach gedenke!“ Sopran- - und Mezzosopransolo; „Wenn - Verfluchte“, Baßsolo; „Befreie mich“, - Sopransolo und Chor; Orgel-Transcription (neu) über das „Agnus Dei“ von Alfred Lebeau. Die Soli singen Fräulein - Ofner (Sopran), Frau Wohsahlo (Alt), Herr Lewis (Baß).

+ key="verdi.requiem.2.liber-scriptus" type="mus">„Ein geschrieben Buch“, + Mezzo-Sopransolo und Chor; „Ach gedenke!“ Sopran- und Mezzosopransolo; „Wenn Verfluchte“, Baßsolo; + „Befreie mich“, Sopransolo und + Chor; Orgel-Transcription + (neu) über das „Agnus Dei“ von Alfred + Lebeau. Die Soli singen Fräulein Ofner (Sopran), Frau Wohsahlo (Alt), Herr Lewis + (Baß).

diff --git a/tei/nfp_1875-07-15_venedig.xml b/tei/nfp_1875-07-15_venedig.xml index 989ed68..66d09c3 100644 --- a/tei/nfp_1875-07-15_venedig.xml +++ b/tei/nfp_1875-07-15_venedig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 15. Juli 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-07-15_theater-und-kunstnachrichten.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3910 - 3910 + Morgenblatt nfp 5
- + + + Kurzbericht @@ -47,32 +48,33 @@ Juli.

— Man schreibt aus Venedig: Die schnell - berühmt gewordene „Manzoni-MesseVerdi’s ist am 11. Juli im hiesigen Teatro Malibran unter Maestro Faccio’s Leitung aufgeführt worden, mit immensem Erfolg - natürlich. Die Soli waren den Damen Stolz und Waldmann und den Herren Masini und - Medini anvertraut. Der Zudrang des Publicums war gewaltig; Viele, welche Billete - haben wollten, mußten unverrichtetet Sache umkehren, da es ihnen völlig unmöglich - blieb, sich zur Kasse durchzudrängen. Das Theater stellte, von Bertoja eigens für die Aufführung gemalt, das - Innere einer gothischen Kirche vor. Die Aufstellung der Sänger war ganz so wie in - Wien, rechts von den Zuhörern der Chor, links - das Orchester, inmitten die Soli und der Dirigent. Das Podium zwischen den - Ausführenden und der Rampe war in einen Blumenteppich verwandelt. Die Sänger - erschienen schwarz gekleidet, die Sängerinnen weiß. Von den einzelnen Nummern der - Composition Verdi’s, „in welcher - musikalische Gelehrsamkeit mit vollen Händen ausgestreut ist“, machte gleich das Kyrie einen - außerordentlichen Eindruck; „wie ein elektrischer Strom drang die Schönheit in die - Herzen der Hörer“, das Publicum schien förmlich bezaubert, hörte mit andächtiger - Stille zu und versparte den Applaus, welcher dann freilich doppelt enthusiastisch - ausfiel, zum Schlusse der Abtheilung — für italienische Theatergewohnheiten ein - wahres Wunder. Die Doppelfuge im <hi - rend="antiqua">Sanctus</hi> mußte wiederholt werden, welche Ehre - übrigens auch dem von Masini’s Solo - glänzend gelobten Manzoni-Messe“ + Verdi’s ist am 11. Juli im hiesigen Teatro Malibran unter Maestro + Faccio’s Leitung aufgeführt + worden, mit immensem Erfolg natürlich. Die Soli waren den Damen Stolz und + Waldmann und den Herren Masini und Medini anvertraut. Der Zudrang des Publicums war + gewaltig; Viele, welche Billete haben wollten, mußten unverrichtetet Sache umkehren, + da es ihnen völlig unmöglich blieb, sich zur Kasse durchzudrängen. Das Theater + stellte, von Bertoja eigens für die + Aufführung gemalt, das Innere einer gothischen Kirche vor. Die Aufstellung der + Sänger war ganz so wie in Wien, rechts von den + Zuhörern der Chor, links das Orchester, inmitten die Soli und der Dirigent. Das + Podium zwischen den Ausführenden und der Rampe war in einen Blumenteppich + verwandelt. Die Sänger erschienen schwarz gekleidet, die Sängerinnen weiß. Von den + einzelnen Nummern der Composition Verdi’s, + „in welcher musikalische Gelehrsamkeit mit vollen Händen ausgestreut ist“, machte + gleich das Kyrie einen außerordentlichen Eindruck; „wie ein elektrischer + Strom drang die Schönheit in die Herzen der Hörer“, das Publicum schien förmlich + bezaubert, hörte mit andächtiger Stille zu und versparte den Applaus, welcher dann + freilich doppelt enthusiastisch ausfiel, zum Schlusse der Abtheilung — für + italienische Theatergewohnheiten ein wahres Wunder. Die Doppelfuge im <hi rend="antiqua">Sanctus</hi> + mußte wiederholt werden, welche Ehre übrigens auch dem von Masini’s Solo glänzend gelobten Hostias widerfuhr. Chöre und Orchester werden höflich gelobt.

diff --git a/tei/nfp_1875-09-17_florenz.xml b/tei/nfp_1875-09-17_florenz.xml index b4673e5..2a827f4 100644 --- a/tei/nfp_1875-09-17_florenz.xml +++ b/tei/nfp_1875-09-17_florenz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 17. September 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-09-17_florenz.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3974 - 3974 + Abendblatt nfp 2
- + + + Kurzbericht @@ -43,11 +44,11 @@

[Ein Schreiben Verdi’s.] Der Compositeur - der Manzoni-Messe hat mit seiner ablehnenden - Antwort, zur Michel-Angelo-Feier in Florenz - persönlich mitzuwirken, in einem Wespenneste gestöbert. Sein Freund und Verleger - Ricordi glaubt auf die - schmerzhaften Stichwunden, die Maestro Manzoni-Messe hat mit seiner + ablehnenden Antwort, zur Michel-Angelo-Feier in Florenz persönlich mitzuwirken, in einem Wespenneste gestöbert. + Sein Freund und Verleger Ricordi + glaubt auf die schmerzhaften Stichwunden, die Maestro Verdi seither zu erleiden hat, Balsam zu träufeln, indem er von diesem einen Brief älteren Datums, und zwar aus dem Jahre 1868 reproducirt, der also stylisirt ist:

diff --git a/tei/nfp_1875-10-03_florenz.xml b/tei/nfp_1875-10-03_florenz.xml index 91655ec..4fc5a41 100644 --- a/tei/nfp_1875-10-03_florenz.xml +++ b/tei/nfp_1875-10-03_florenz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neue Freie Presse, Wien, 3. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nfp_1875-10-03_florenz.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 3990 - 3990 + Morgenblatt nfp 7
- + + + Kurzbericht @@ -44,17 +45,21 @@ xml:id="f2"/> - - + + Theater- und Kunstnachrichten.

Wien, 2. October.

- + +
+ +

Verdi’s - Requiem-Messe hat - an den vier Abenden, an welchen sie gelegentlich der Michel-Angelo-Feste in - Florenz einmal im dortigen Requiem-Messe hat an den vier Abenden, an welchen sie + gelegentlich der Michel-Angelo-Feste in Florenz einmal im dortigen Teatro Principe Umberto und dreimal im Teatro Pagliano aufgeführt wurde, eine Einnahme von 74,000 Lire diff --git a/tei/nn_1876-03-26_muenchen.xml b/tei/nn_1876-03-26_muenchen.xml index f270365..dc410e9 100644 --- a/tei/nn_1876-03-26_muenchen.xml +++ b/tei/nn_1876-03-26_muenchen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neueste Nachrichten, München, 26. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nn_1876-03-26_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Kurzbericht @@ -39,9 +40,9 @@

(Verdi’s - Requiem.) Es bleibt immer ein gewagter - Versuch eine Konzertmusik in die Räume des Theaters überzutragen und dort, wo sonst - in erster Reihe das Auge berufen ist, die Wahrnehmung dem inneren Sinne zu + Requiem.) Es bleibt immer ein + gewagter Versuch eine Konzertmusik in die Räume des Theaters überzutragen und dort, + wo sonst in erster Reihe das Auge berufen ist, die Wahrnehmung dem inneren Sinne zu vermitteln, nur das Ohr mit diesem Geschäfte zu betrauen. Der Konzertsaal setzt Seitens des Auditoriums größere Sammlung und Hingabe an das vorgeführte Werk voraus als das Theater und wenn im letzteren das Auge nicht beschäftigt wird, liegt die @@ -50,8 +51,8 @@ bestraft sich an dem Werke selbst. Das fühlten wir neulich, als Verdi’s - Requiem im - Hoftheater aufgeführt + Requiem + im Hoftheater aufgeführt wurde, wieder recht deutlich. So sehr wir uns freuten, daß das schöne Werk wiederholt wurde, so fanden wir doch den Eindruck, den es im Odeonsaale machte, viel diff --git a/tei/npz_1876-04-19_berlin.xml b/tei/npz_1876-04-19_berlin.xml index 792c730..bc51417 100644 --- a/tei/npz_1876-04-19_berlin.xml +++ b/tei/npz_1876-04-19_berlin.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Neue Preußische Zeitung, Berlin, 19. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/npz_1876-04-19_berlin.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,9 @@ - + + + Werkbesprechung @@ -43,96 +46,100 @@

Im Opernhause Sonnabend, den 15. April, zum ersten Male: - Requiem, von - Verdi. — Wer die Kunst nicht nur in ihren einzelnen Werken - und Stückwerken auffaßt, sondern sie auch in ihrem geschichtlichen Zusammenhange mit - der Gesammtbildung und Gesittung der Völker zu begreifen sucht, der kann es nicht - als eine zufällige Erscheinung ansehen, daß die neuren italienischen Opern-Componisten entweder von der kirchlichen Musik her zur - weltlichen fortgegangen oder vom Theater zur Kirche zurückgekehrt sind. Rossini hat - nach seinem charaktervollen Tondrama, dem „Tell“, nichts mehr für die Opernbühne geschrieben; dafür überraschte er - nach Jahre langer Kunstpause die musikalische Welt mit seinem Stabat mater. Bellini, der thränenreiche Siegwart der - italienischen Oper, componirte vor seiner Verbindung mit dem Theater zwei Dixit dominus“, - fünf Messen so wie noch andere Kirchenstücke. - Und wäre er, der junge Sicilianer, der mit seinem elegischen Pathos seinem Vorgänger - Rossini die Herrschaft über die - europäischen Opernbühnen streitig machte, nicht so frühzeitig gestorben, wer weiß, - ob nicht Bellini von Neuem das + Requiem, von Verdi. — Wer die Kunst nicht + nur in ihren einzelnen Werken und Stückwerken auffaßt, sondern sie auch in ihrem + geschichtlichen Zusammenhange mit der Gesammtbildung und Gesittung der Völker zu + begreifen sucht, der kann es nicht als eine zufällige Erscheinung ansehen, daß die + neuren italienischen Opern-Componisten entweder von der + kirchlichen Musik her zur weltlichen fortgegangen oder vom Theater zur Kirche + zurückgekehrt sind. Rossini hat nach seinem charaktervollen Tondrama, dem + „Tell“, nichts mehr für + die Opernbühne geschrieben; dafür überraschte er nach Jahre langer Kunstpause die + musikalische Welt mit seinem Stabat mater. Bellini, der thränenreiche Siegwart der italienischen Oper, + componirte vor seiner Verbindung mit dem Theater zwei Dixit dominus“, fünf + Messen so wie noch andere + Kirchenstücke. Und wäre er, der junge Sicilianer, der mit seinem elegischen Pathos + seinem Vorgänger Rossini die Herrschaft + über die europäischen Opernbühnen streitig machte, nicht so frühzeitig gestorben, + wer weiß, ob nicht Bellini von Neuem das kirchliche Tonspiel gerührt haben würde, zumal da er mit seiner letzten und reifsten - Oper: „Die Puritaner“, den ersten Schritt - auf der Bahn zu höheren Zielen gethan hatte. Auch Donizetti hat mit Tondichtungen im - Kirchenstile angefangen und als Schüler des Paters Mattei in Rom gründliche - Vorstudien zum Contrapunktisten getrieben, bis das Fahrzeug seiner guten Vorsätze an - dem silbernen Felsen des leichter verdienten Opern-Honorars scheiterte. Doch schrieb - er auf der Höhe seiner Theater-Erfolge noch ein Ave Maria und Miserere“, (1843 am Charfreitage in Wien aufgeführt). Nun kommt Verdi mit einem „Requiem“, und nach seinen italienischen Vorläufern - kann uns dies nicht so wundern, wie es einst das „Requiem“ des Opern-Componisten Mozart jenem Thüringer - Organisten anthat, von dem Otto Jahn erzählt: - „Der alte Organist Kittel in - Erfurt, ein Schüler S. Bachs, - erhielt eines Tages die Orgelstimme eines - ihm unbekannten Requiem, das ihn sehr bald - anzog und je länger je mehr fesselte, so daß er sich am Schlusse nach dem - Componisten erkundigte. Als ihm Mozart genannt wurde, trauete er seinen Ohren nicht, denn von dem - Componisten beliebter Opern die er übrigens nicht kannte, erwartete er keine solche - Kirchenmusik. Nun ließ er sich auch die Opern geben, und war vorurtheilsfrei genug, - auch in ihnen den Componisten des Requiem zu erkennen und lieb zu gewinnen.“Vgl. Otto - Jahn, Die Puritaner“, den ersten + Schritt auf der Bahn zu höheren Zielen gethan hatte. Auch Donizetti hat mit + Tondichtungen im Kirchenstile angefangen und als Schüler des Paters Mattei in Rom + gründliche Vorstudien zum Contrapunktisten getrieben, bis das Fahrzeug seiner guten + Vorsätze an dem silbernen Felsen des leichter verdienten Opern-Honorars scheiterte. + Doch schrieb er auf der Höhe seiner Theater-Erfolge noch ein Ave Maria und + Miserere“, (1843 am + Charfreitage in Wien aufgeführt). Nun + kommt Verdi mit + einem „Requiem“, und nach seinen + italienischen Vorläufern kann uns dies nicht so wundern, wie es einst das „Requiem“ des Opern-Componisten Mozart + jenem Thüringer Organisten anthat, von dem Otto + Jahn erzählt: „Der alte Organist Kittel in Erfurt, ein Schüler S. Bachs, erhielt eines Tages die Orgelstimme eines ihm unbekannten Requiem, das ihn sehr bald anzog und je + länger je mehr fesselte, so daß er sich am Schlusse nach dem Componisten erkundigte. + Als ihm Mozart genannt wurde, + trauete er seinen Ohren nicht, denn von dem Componisten beliebter Opern die er + übrigens nicht kannte, erwartete er keine solche Kirchenmusik. Nun ließ er sich auch + die Opern geben, und war vorurtheilsfrei genug, auch in ihnen den Componisten des + Requiem zu erkennen und lieb zu gewinnen.“Vgl. + Otto Jahn, W. A. Mozart, 4. Theil (Leipzig 1859), S. 736, Anm. 87.

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Allerdings tragen die „Zauberflöte“ in - ihrem ernsten Theile und das „Requiem“, diese - beiden letzten Werke Mozarts, - manche Zeichen verwandter Gemüthsverfassung. Findet sich doch auch im „Requiem“ die Zusammenstellung von Bassethörnern, - Fagotts und Posaunen neben den Saiten-Instrumenten, wie sie in der „Zauberflöte“ zum Austönen des Feierlichen - dient. Solche Anklänge an die Oper erweckten den bekannten Vorwurf, daß Mozart in seinem „Requiem“ seinen theatralischen Stil nicht völlig - verläugnet habe. Auch ist von Musikgelehrten heftig darüber gestritten worden: ob - seine Fuge in dem Kyrie streng genommen - als contrapunktisches Meisterstück gelten könne. VerdisRequiem“ nun läßt sich - wenigstens insofern mit Mozarts - Seelenmesse vergleichen, als es zu der „Aida“ des berühmten italienischen Opern-Componisten - eine ähnliche Stellung einnimmt, wie das „Requiem“ des deutschen Meisters zu dessen „Zauberflöte.“ Die nämliche ernste - Stimmung und musikalische Erhebung, aus welcher „Aida“ hervorgegangen, ist auch in seinem „Requiem“ wieder zu erkennen. Und wie der italienische Maestro, nächst - dem deutschen Meister Richard Wagner, unbestreitbar der fruchtbarste und erfolgreichste - Opern-Componiste der Gegenwart, in seiner „Aida“ - mit edleren Kunstmitteln das Beste, was er bis dahin geschaffen hatte, die Miserere- - und die Kerker-Scenen im „Troubadour“ weit - überbot — das von Vielen bewunderte, äußerlich blendende, aber innerlich häßliche - Rigoletto-Quartett zählt eben so wenig für - uns, wie seine „Traviata“ — so übertrifft - Verdi jetzt mit seinem „Requiem“ die vielmehr theatralische und opernhafte geistliche Musik Allerdings tragen die „Zauberflöte“ in ihrem ernsten Theile und das „Requiem“, diese beiden letzten Werke + Mozarts, manche Zeichen + verwandter Gemüthsverfassung. Findet sich doch auch im „Requiem“ die Zusammenstellung von Bassethörnern, Fagotts und + Posaunen neben den Saiten-Instrumenten, wie sie in der „Zauberflöte“ zum Austönen des + Feierlichen dient. Solche Anklänge an die Oper erweckten den bekannten Vorwurf, daß + Mozart in seinem „Requiem“ seinen theatralischen Stil + nicht völlig verläugnet habe. Auch ist von Musikgelehrten heftig darüber gestritten + worden: ob seine Fuge in dem Kyrie streng genommen als contrapunktisches Meisterstück gelten könne. + VerdisRequiem“ nun läßt sich wenigstens insofern mit Mozarts + Seelenmesse vergleichen, als es zu + der „Aida“ des berühmten italienischen + Opern-Componisten eine ähnliche Stellung einnimmt, wie das „Requiem“ des deutschen Meisters zu + dessen „Zauberflöte.“ Die + nämliche ernste Stimmung und musikalische Erhebung, aus welcher „Aida“ hervorgegangen, ist auch in seinem + „Requiem“ wieder zu erkennen. Und + wie der italienische Maestro, nächst dem deutschen Meister Richard Wagner, + unbestreitbar der fruchtbarste und erfolgreichste Opern-Componiste der Gegenwart, in + seiner „Aida“ mit edleren Kunstmitteln + das Beste, was er bis dahin geschaffen hatte, die Miserere- und die Kerker-Scenen im + „Troubadour“ weit überbot — + das von Vielen bewunderte, äußerlich blendende, aber innerlich häßliche Rigoletto-Quartett zählt eben so wenig + für uns, wie seine „Traviata“ — so + übertrifft Verdi jetzt mit seinem „Requiem“ die vielmehr theatralische und opernhafte geistliche Musik Rossini’s, zu deren Beschönigung ein französischer Kunstkritiker schrieb: „der italienische Katholicismus habe nicht das strenge, düstere Aussehen @@ -158,21 +165,21 @@ bekanntlich zur Gedächtnißfeier Allessandro Manzonis, jenes idealistischen Dichters, der sich durch Goethe so mächtig - gefördert sah und es dankerfüllt ausgesprochen hat: „Erst dadurch, daß ich mich der - Liebe und Achtung Goethes - erfreue, bin ich mir selbst etwas werth. Sein Verdienst allein ist es, wenn man mir - Anerkennung zollt. Bevor Goethe großmüthig sich meiner annahm, hat man mich schlecht genug - behandelt.“Vgl. Karl Wilhelm Müller, Goethe so mächtig gefördert + sah und es dankerfüllt ausgesprochen hat: „Erst dadurch, daß ich mich der Liebe und + Achtung Goethes erfreue, bin + ich mir selbst etwas werth. Sein Verdienst allein ist es, wenn man mir Anerkennung + zollt. Bevor Goethe großmüthig + sich meiner annahm, hat man mich schlecht genug behandelt.“Vgl. Karl Wilhelm Müller, Goethes letzte literarische Thätigkeit, Verhältniß zum Ausland und Scheiden (Jena 1832), S. 70–71. Wußte Verdi, mit welcher Pietät Manzoni an dem deutschen Dichter hing? Wenn das, dann könnte man ein Merkmal italienischer Erkenntlichkeit auch darin finden, - daß der Componist in seinem „Requiem“ auf - Manzoni in die Kunststraße + daß der Componist in seinem „Requiem“ + auf Manzoni in die Kunststraße deutscher Meister einzulenken strebt, besonders in der Richtung auf den polyphonischen Satz. Freilich hat Verdi nicht ungestraft unter den Palmen der Pariser @@ -185,68 +192,69 @@ Oper zu hüten, spielt doch noch mancher Theaterspuk in das „Requiem“ hinein, ab und zu wie das Samiel-Gespenst des Freischützen kommen und verschwindend. - Derartige Opern-Anklänge glauben wir herausgehört zu haben an einzelnen Stellen des Dies irae, bei denen - Verdi vielleicht an Freischützen kommen und + verschwindend. Derartige Opern-Anklänge glauben wir herausgehört zu haben an einzelnen Stellen des Dies irae, + bei denen Verdi vielleicht an Mozart gedacht hat, aber mehr an die musikalischen „Teufeleien“ in MeyerbeersRobert“ - erinnert. Den Eindruck einer Tongrimmasse macht das wiederholte Bum! der großen - Trommel bei dem aus dem Zusammenhange gerissenen Worte: „Mors“ - (stupebit). Auch die Piccolo-Flötentöne zu dem Baß-Solo Confutatis - maledictis berühren ungefähr so, wie das „unglückselige - Flötenspiel“, von dem Ferdinand in „Cabale und Liebe“ sagt, daß es ihm nie hätte - einfallen sollen.Vgl. Friedrich Schiller, Kabale und Liebe, - 5. Akt, 3. Szene: »Unglückseliges Flötenspiel, das mir nie hätte einfallen - sollen«; nach: MeyerbeersRobert“ erinnert. Den Eindruck einer Tongrimmasse macht das wiederholte + Bum! der großen Trommel bei dem aus dem Zusammenhange gerissenen Worte: „Mors“ (stupebit). Auch die Piccolo-Flötentöne zu + dem Baß-Solo Confutatis maledictis berühren ungefähr so, wie das + „unglückselige Flötenspiel“, von dem Ferdinand in „Cabale und Liebe“ sagt, daß es + ihm nie hätte einfallen sollen.Vgl. Friedrich Schiller, Kabale und Liebe, 5. + Akt, 3. Szene: »Unglückseliges Flötenspiel, das mir nie hätte einfallen sollen«; + nach: Mannheim 1784, S. 144. Die zweichörige Doppelfuge - zum „Sanctus“ dürfte als solche nur vor einem - musikalischen Richterstuhle, dem die classische Lehne fehlt, passiren.

+ zum „Sanctus“ dürfte als solche nur + vor einem musikalischen Richterstuhle, dem die classische Lehne fehlt, passiren.

Nach diesen Rügen des Opernhaften wenden wir uns zu den in meisterhaften Tonstrahlen leuchtenden Gipfeln des Werkes. Diese erheben sich namentlich in dem originell - componirten Introitus, in dem - Chore: Te - decet hymnus“, in den Sologesängen des „Kyrie“, in dem wunderschönen Piano zu den Worten: - Quando judex, in dem tiefempfundenen Terzett: Quid sum miser tunc + componirten <title key="verdi.requiem.1" n="introitus" type="mus">Introitus, + in dem Chore: Te decet hymnus“, in den Sologesängen des „Kyrie“, in dem wunderschönen + Piano zu den Worten: Quando judex, in dem + tiefempfundenen Terzett: Quid sum miser tunc dicturus und dem herrlichen Quartett mit Chor: Rex tremendae - majestatis. Im zweiten Theile des „Requiems“ ist gleich das - Domine von ergreifender Gewalt, wird aber in seiner Wirkung auf - das Gemüth der Hörer noch überragt durch das poetisch beseelte Hostias mit seiner - orgelähnlichen Instrumentirung. Hier steigert sich Verdi zu einer wahrhaft idealischen Musik von lauterstem melodischen - Ausdruck und klarem Ebenmaß. An die Höhe dieser Tondichtung reiche weder das schon - erwähnte Sanctus mit - seiner zweifelhaften Fuge, noch das darauf folgende Agnus Dei für Sopran, Mezzosopran und - Chor, obwohl gerade das letztere die enthusiastische Zustimmung der Hörer in Wien - gefunden und sogar da Capo verlangt worden ist und hier gleichfalls lauten Beifall - angefacht hat. Wenn es als ein Wahrzeichen idealistischer Musik, wie es die - Kirchenmusik vor Allem sein soll, gelten darf, daß die Ruhe der Seele in der + rend="antiqua">„Rex + tremendae majestatis. Im zweiten Theile des „Requiems“ ist + gleich das Domine von ergreifender Gewalt, wird aber in seiner + Wirkung auf das Gemüth der Hörer noch überragt durch das poetisch beseelte Hostias mit seiner orgelähnlichen Instrumentirung. Hier + steigert sich Verdi zu einer wahrhaft + idealischen Musik von lauterstem melodischen Ausdruck und klarem Ebenmaß. An die + Höhe dieser Tondichtung reiche weder das schon erwähnte Sanctus mit seiner + zweifelhaften Fuge, noch das darauf folgende Agnus Dei für Sopran, + Mezzosopran und Chor, obwohl gerade das letztere die enthusiastische Zustimmung der + Hörer in Wien gefunden und sogar da Capo verlangt worden ist und hier gleichfalls + lauten Beifall angefacht hat. Wenn es als ein Wahrzeichen idealistischer Musik, wie + es die Kirchenmusik vor Allem sein soll, gelten darf, daß die Ruhe der Seele in der Tondichtung unverloren bleibt, so hat der Componist in dem Agnus Dei nicht das Entsprechende geschaffen. Dies - aber gelang ihm wieder bei dem Lux - aeterna, wo eine hohe Glorie aus dem Tongemälde zu leuchten - scheint. Im Schlußsatze steigert sich nochmals die poetische Empfindungskraft des - Maestro; in dem Solo und dem letzten Chor hört man den Flügelschlag einer genial - schaffenden Phantasie, und wenn man schon in „Aida“ - den Tondichter bewundern mußte, der einen ihm bis dahin fremden Aufschwung „durch - das Morgenthor des Schönen“Vgl. Friedrich Schiller, Ballade »Die - Künstler«: »Nur durch das Morgenthor des Schönen / Drangst du in der Erkenntniß - Land«, aus: Lux aeterna“, wo eine hohe Glorie aus dem Tongemälde + zu leuchten scheint. Im Schlußsatze steigert sich nochmals die poetische + Empfindungskraft des Maestro; in dem Solo und dem letzten Chor hört man den + Flügelschlag einer genial schaffenden Phantasie, und wenn man schon in „Aida“ den Tondichter bewundern mußte, der + einen ihm bis dahin fremden Aufschwung „durch das Morgenthor des Schönen“Vgl. Friedrich Schiller, Ballade »Die Künstler«: »Nur durch das + Morgenthor des Schönen / Drangst du in der Erkenntniß Land«, aus: Schiller’s Gedichte (Berlin 1873), S. 73–87, Vers 34f. nahm, so kann sein „ <titleStmt> <title>Neues Wiener Tagblatt, 5. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

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CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Notiz @@ -47,31 +48,32 @@ Verdi ist, wie mir bereits gemeldet, in Wien angekommen und die Aufführungen der Manzoni-Messe und der „Aida“ unter des Komponisten persönlicher Leitung - stehen vor der Thüre. Auch die gelben Plakate sind bereits erschienen, die sich mit - den Preisen zu den Messeabenden beschäftigten; aber sagen wir es ganz offen, diese - Tarifplakate haben auch jenen kleinen Rest des städtischen Publikums, der noch die - Mittel und den Muth hat, sich für künstlerische Gourmandise zu interessiren, einen - befremdenden, ja verblüffenden Eindruck hervorgebracht. Auf eine solche - Ueberraschung war man nicht gefaßt, auf eine Maßregel, die gerade im diametralen - Gegensatz zu der ganzen öffentlichen Strömung steht und zu den chronischen - Defizitverhältnissen fast jedes Einzelnen. Es gibt zwar ein Raisonnement, das da - behauptet, auch ein Hofinstitut müsse von daher das Geld holen, wo es sich gerade - findet, auch ein artistisches Hofinstitut dürfe die Spekulation nicht verachten, - wenn nur diese Spekulation Aussichten auf starke Erträgnisse eröffne, und so viel - sich solchen Raisonnements gegenüber einwenden läßt, man ist angesichts der - Lombardeinlage unseres Opernhauses zu jedem Kompromiß geneigt und opfert die Würde - dem — Koupon. Anders aber stellt sich die Frage, ob es denn klug und fachmännisch - war, in einer Zeit die Preise unserer Opernlogen und Opernsitze bis hinauf in die - letzten Regionen um 30, 40, 50 und 100 Perzent zu erhöhen, die nur blutwenig Geld zu - auserlesenen Genüssen hat und in welcher wir wohl Fremde erwarten, aber keine sehen. - Wir rechnen der Direktion des Opernhauses nicht nach und glauben gerne, daß ihr das - Verdi-Experiment mannigfache und hohe Kosten verursacht, selbst wenn man die Spesen - für die Mitwirkung des akademischen - Gesangvereins, die mit Stücken in natura, d. - h. mit Sitzen zu den Opernvorstellungen befriedigt wird, gar nicht in Rechnung - zieht, aber wenn eben die zwei Abende der Messe - und die zwei der „Aida“ nur vom Gesichtspunkte der + key="verdi.aida" type="mus">Aida“ unter des Komponisten persönlicher + Leitung stehen vor der Thüre. Auch die gelben Plakate sind bereits erschienen, die + sich mit den Preisen zu den Messeabenden beschäftigten; aber sagen wir es ganz + offen, diese Tarifplakate haben auch jenen kleinen Rest des städtischen Publikums, + der noch die Mittel und den Muth hat, sich für künstlerische Gourmandise zu + interessiren, einen befremdenden, ja verblüffenden Eindruck hervorgebracht. Auf eine + solche Ueberraschung war man nicht gefaßt, auf eine Maßregel, die gerade im + diametralen Gegensatz zu der ganzen öffentlichen Strömung steht und zu den + chronischen Defizitverhältnissen fast jedes Einzelnen. Es gibt zwar ein + Raisonnement, das da behauptet, auch ein Hofinstitut müsse von daher das Geld holen, + wo es sich gerade findet, auch ein artistisches Hofinstitut dürfe die Spekulation + nicht verachten, wenn nur diese Spekulation Aussichten auf starke Erträgnisse + eröffne, und so viel sich solchen Raisonnements gegenüber einwenden läßt, man ist + angesichts der Lombardeinlage unseres Opernhauses zu jedem Kompromiß geneigt und + opfert die Würde dem — Koupon. Anders aber stellt sich die Frage, ob es denn klug + und fachmännisch war, in einer Zeit die Preise unserer Opernlogen und Opernsitze bis + hinauf in die letzten Regionen um 30, 40, 50 und 100 Perzent zu erhöhen, die nur + blutwenig Geld zu auserlesenen Genüssen hat und in welcher wir wohl Fremde erwarten, + aber keine sehen. Wir rechnen der Direktion des Opernhauses nicht nach und glauben + gerne, daß ihr das Verdi-Experiment mannigfache und hohe Kosten verursacht, selbst + wenn man die Spesen für die Mitwirkung des akademischen Gesangvereins, die + mit Stücken in natura, d. h. mit Sitzen zu den + Opernvorstellungen befriedigt wird, gar nicht in Rechnung zieht, aber wenn eben die + zwei Abende der Messe und die zwei der + „Aida“ nur vom Gesichtspunkte der Spekulation aus in Szene gesetzt wurden, so hat man wohl auch gewiß das mögliche Risiko in den Voranschlag aufgenommen. Es ist nämlich noch gar nicht ausgemacht, ob das Wiener Publikum auf den Messetarif unserer Opernverwaltung eingehe, ja nach den diff --git a/tei/nwt_1875-06-06_wien.xml b/tei/nwt_1875-06-06_wien.xml index 951c589..0145670 100644 --- a/tei/nwt_1875-06-06_wien.xml +++ b/tei/nwt_1875-06-06_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neues Wiener Tagblatt, 6. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nwt_1875-06-06_von-gestern-und-morgen.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Bericht @@ -41,7 +42,7 @@ - + Von gestern und morgen.

In einer Zeit, in welcher die Schauspielhäuser immer mehr und mehr den Charakter stiller Beschaulichkeit für den der lauten Belustigung eintauschen und sich @@ -54,13 +55,14 @@ weltlichen Gesanges die Klänge andächtiger Erbauung in den lustgemiedenen Räumen emporbrausen zu lassen und dort, wo man seit Jahr und Tag so viel Abende des Schreckens durchmacht, nunmehr den „Tag des Schreckens“ dem Gemüthe des Hörers - volltönend zur Ahnung zu bringen. Die Aufführung des Requiems von Verdi in der Hofoper kann daher nur als ein außerordentlich zeitgemäßer Gedanke - bezeichnet werden, wenngleich nicht in Abrede zu stellen ist, daß die praktische - Verlebendigung dieses Gedankens an dem Uebersehen eines, vielleicht nebensächlich - scheinenden, doch aber sehr entscheidenden Umstandes leidet.

+ volltönend zur Ahnung zu bringen. Die Aufführung des Requiems von Verdi in der Hofoper kann daher nur als ein + außerordentlich zeitgemäßer Gedanke bezeichnet werden, wenngleich nicht in Abrede zu + stellen ist, daß die praktische Verlebendigung dieses Gedankens an dem Uebersehen + eines, vielleicht nebensächlich scheinenden, doch aber sehr entscheidenden Umstandes + leidet.

Man kann’s als eine statistisch nachweisbare Thatsache annehmen und muß sich alles Widerspruchs entschlagen, wenn die geistlichen Direktoren und Regisseure triumphirend behaupten, daß sie ein unverhältnismäßig zahlreicheres Publikum haben, @@ -96,22 +98,22 @@ ausgehend, daß die Theaterdinge dem von ganz anderen Sorgen in Anspruch genommenen Publikum vollständig aus dem Gedächtnisse entwichen seien, es für nicht überflüssig erachtete, den Leuten zu erzählen, daß derselbe Verdi, der das Requiem komponirt, - auch einmal schon eine Oper Namens „Hernani“ und - eine anders unter dem Titel „Der - Troubadour“ geschrieben habe, die beide auch sogar schon in Wien aufgeführt - worden seien. Wenn diese ebenso opportune - wie leichtfaßliche Methode des populären Unterrichts in der Musikgeschichte - planmäßig fortgesetzt wird, muß es der ungebildete Musiklaie in Wien bald erfahren - und der zerstreuteste Gedächtnisschwächling es bald wieder in Erinnerung gebracht - haben, daß einmal ein Tonsetzer, Namens Mozart, eine Oper Namens „Don - Juan“ geschrieben hat.

+ auch einmal schon eine Oper Namens „Hernani“ und eine anders unter dem Titel „Der Troubadour“ geschrieben habe, + die beide auch sogar schon in Wien aufgeführt worden seien. Wenn diese ebenso + opportune wie leichtfaßliche Methode des + populären Unterrichts in der Musikgeschichte planmäßig fortgesetzt wird, muß es der + ungebildete Musiklaie in Wien bald erfahren und der zerstreuteste + Gedächtnisschwächling es bald wieder in Erinnerung gebracht haben, daß einmal ein + Tonsetzer, Namens Mozart, eine + Oper Namens „Don Juan“ + geschrieben hat.

-

Si + Si a g - m. Schlesinger.

-

+ m. Schlesinger. diff --git a/tei/nwt_1875-06-07_wien.xml b/tei/nwt_1875-06-07_wien.xml index 579d42e..c4d9c37 100644 --- a/tei/nwt_1875-06-07_wien.xml +++ b/tei/nwt_1875-06-07_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neues Wiener Tagblatt, 7. Juni 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nwt_1875-06-07_verdi.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 156 - 156 + Abendblatt nwt 3 - + + + Notiz @@ -46,9 +47,9 @@

* Verdi hat heute die erste Gesammtprobe seiner Manzoni-Messe persönlich dirigirt und - wurde bei seinem Erscheinen mit stürmischem Applaus und Hochrufen der Mitwirkenden - empfangen. Der Beifall wiederholte sich während der Aufführung oft und + key="verdi.requiem" type="mus">Manzoni-Messe persönlich + dirigirt und wurde bei seinem Erscheinen mit stürmischem Applaus und Hochrufen der + Mitwirkenden empfangen. Der Beifall wiederholte sich während der Aufführung oft und enthusiastisch.

diff --git a/tei/nwt_1875-06-12_wien.xml b/tei/nwt_1875-06-12_wien.xml index c64d800..8a69151 100644 --- a/tei/nwt_1875-06-12_wien.xml +++ b/tei/nwt_1875-06-12_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Neues Wiener Tagblatt, 12. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nwt_1875-06-12_ein-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -72,10 +75,10 @@

So und nicht anders mochte sich Verdi den Hingang seines Freundes und geistigen Bundesgenossen und Mitkämpfers im Reiche der Politik und der Kunst gedacht haben, als er den Griffel zur Hand nahm und die Noten - niederschrieb, aus denen das Manzoni-Requiem - wurde, jene Feier des großen Patrioten und Dichters, deren Klängen bereits - Italien, Frankreich und Manzoni-Requiem wurde, jene Feier des großen Patrioten und Dichters, + deren Klängen bereits Italien, Frankreich und England mit Erhebung gelauscht und die am gestrigen Abend auch in unserer Mitte so ergreifend, so begeisternd zu wirken vermochte. Wer von uns Allen hätte nicht ein geliebtes Herz zu beweinen, wer von uns Allen hätte nicht schon an @@ -86,37 +89,37 @@ der uns ja nur mit dem Geiste, nicht aber so sehr mit seinem Herzen nahe gestanden, verband sich das Weh jedes Einzelnen nach einem Theueren und Theuersten, das wir einst besessen. Indem Verdi dem Dichter - der „promessi sposi“ das Requiem schrieb, hat er nicht allein dem Freunde eine persönliche - Huldigung dargebracht, sondern dem berühmten Schriftsteller promessi sposi“ das Requiem schrieb, hat er nicht allein dem Freunde eine + persönliche Huldigung dargebracht, sondern dem berühmten Schriftsteller Italiens zu einer großartigen Popularität verholfen. Unter den Tausenden, die außerhalb der Marken Italiens den Todten vom 22. Mai 1873 nur dem Namen nach gekannt, wird es wohl nicht Einen geben, der, - nachdem er das Requiem gehört, jenen Todten - nicht näher kennen wollte, dem solche Klänge nachgedichtet und nachgesungen werden! - — —

-

Man hat, kaum war Verdi mit seinem - neuesten Werk hervorgetreten und kaum war dasselbe am 22. Mai 1874, genau am ersten - Jahrestage vom Tode Alessandro - Manzoni’s, in der Kirche San - Marco zu Mailand zur öffentlichen Aufführung gelangt, - den einstimmigen Ruf erhoben, diese für die Kirche bestimmte und aus der Kirche - entsprungene Komposition trage einen durchaus weltlichen Charakter und Diejenigen, - die dem Urtheil auch eine gewisse Schärfe des Tadels beimengen wollten, meinten und - meinen noch immer, das Requiem sei — opernhaft. - Nun, das weltliche Gepräge der „Messa - da Requiem“ ist nicht hinweg zu wischen, es ist fast jedem - einzelnen Satze aufgedrückt und nur die größere Fuge des Sanctus erinnert den Hörer daran, daß er in einer - Kirche sich befinden könnte. Und gerade durch die jeder Scholastik aus dem Wege - gehende Diktion wußte der Komponist sein Werk den größeren, gebildeten Kreisen - zugänglich zu machen, gerade durch die sich einschmeichelnde Sprache der Todtenmesse - errichtete Verdi überall eine — Kirche, - wo er seine Musiker aufstellte, und gerade dadurch wurde seine Partitur zum - Gebetbuch. Die Oper entwickelte sich einst aus der Liturgie der Kirche, wenn die + nachdem er das Requiem gehört, jenen + Todten nicht näher kennen wollte, dem solche Klänge nachgedichtet und nachgesungen + werden! — —

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Man hat, kaum war Verdi mit seinem neuesten + Werk hervorgetreten und kaum war dasselbe am + 22. Mai 1874, genau am ersten Jahrestage + vom Tode Alessandro Manzoni’s, in + der Kirche San Marco zu + Mailand zur öffentlichen Aufführung gelangt, den einstimmigen Ruf + erhoben, diese für die Kirche bestimmte und aus der Kirche entsprungene Komposition + trage einen durchaus weltlichen Charakter und Diejenigen, die dem Urtheil auch eine + gewisse Schärfe des Tadels beimengen wollten, meinten und meinen noch immer, das + Requiem sei — opernhaft. Nun, das + weltliche Gepräge der „Messa da Requiem“ ist nicht hinweg zu wischen, es ist fast + jedem einzelnen Satze aufgedrückt und nur die größere Fuge des Sanctus erinnert den Hörer daran, daß + er in einer Kirche sich befinden könnte. Und gerade durch die jeder Scholastik aus + dem Wege gehende Diktion wußte der Komponist sein Werk den größeren, gebildeten + Kreisen zugänglich zu machen, gerade durch die sich einschmeichelnde Sprache der + Todtenmesse errichtete Verdi überall eine + — Kirche, wo er seine Musiker aufstellte, und gerade dadurch wurde seine Partitur + zum Gebetbuch. Die Oper entwickelte sich einst aus der Liturgie der Kirche, wenn die Kirche heute zur Oper und der Stätte ihrer Pflege zurückkehrt, so bedeutet das eben nur einen jener merkwürdigen Kreisläufe, die sich so oft in der Kunst vollziehen und deren Gesetzlichkeit wir uns willig unterwerfen. Die Welt versteht aber heutzutage @@ -129,11 +132,12 @@ sogenannten „Stil“ emanzipirt, wie es schon Rossini schüchtern wagte und wie es theilweise Beethoven in seiner „Missa solemnis“ so kühn - gethan, aber Verdi ist in seiner Klage - rührend, erhebend, hinreißend und oft majestätisch, und wir verlassen das Theater, - in welchem die Klage ertönte, mit ebenso - tiefer und wirklicher Weihe, als wir je ein Gotteshaus verlassen haben. — —

+ >Missa + solemnis“ so kühn gethan, aber Verdi ist in seiner Klage rührend, erhebend, hinreißend und oft + majestätisch, und wir verlassen das Theater, in welchem die Klage ertönte, mit ebenso tiefer und wirklicher Weihe, als wir + je ein Gotteshaus verlassen haben. — —

Gleich die ersten paar Takte aus dem elegischen Dreiklang des A-moll versetzen uns in die Feier des Momentes und diese wenigen Töne sind nicht nur das Diapason für die ganze abendliche Stimmung, sie sind gewissermaßen die @@ -141,63 +145,63 @@ Kranz der Immortellen darauf zu legen und das sich daran schließende Orchestermotiv gibt sofort der geängstigten Seele die Beruhigung, daß der Tod nicht das größte der Uebel sei. Das „Dies - irae“, aus + irae“, aus acht neun selbstständigen Stücken bestehend, ist ungleich in seinem innern Werthe und ungleich den Eindrücken nach, die der „Tag der Klage und der Tag des Schreckes“ beim Hörer zurückläßt. Den stärksten äußeren Effekt bringt jedenfalls das „Tuba mirum“ - hervor. Die vielen Posaunen, die ihre schmetternden und vor das Gericht fordernden - Töne zuerst getrennt aus verschiedenen Punkten des Emporiums in die Luft senden, bis - sie dann, sich vereinigend, mit imposanter Macht die eherne Zunge des Weltgerichtes - sprechen, wird man nicht sobald aus dem Ohre verlieren. Französische Kritiker haben - zu wiederholten Malen bei allem Wohlwollen für Verdi und bei aller Werthschätzung des gefeierten Komponisten darauf - aufmerksam gemacht, daß der Gedanke der aus den verschiedenen Ecken ertönenden und - dann in Eins zusammenströmenden Posaunen zuerst von Berlioz in dessen Requiem ausgeführt worden sei und daß die - Priorität der Idee dem Geiste des französischen Romantikers zukomme. Ohne auf diese - Kontroverse näher einzugehen, sei nur bemerkt, daß Berlioz für jede Art seiner Bläser und in jede Ecke seines - Orchesters einen ganzen Chor von Posaunisten haben wollte und einmal auch wirklich - aufstellte. — Aus dem „Recordare“, für Sopran und Mezzosopran, spricht der - dramatische Dichter sehr energisch, hier hat sich der geistliche Sänger, der - Opernkomponist, sterblich gezeigt. Aber, - ach! wie schön, wie innig und ergreifend klingt diese schwache Sterblichkeit. — Wenn - die Stelle von den himmlischen Posaunen am gewaltigsten packt, so ist’s das „Agnus Dei“, das am - tiefsten rührt. Jenes regt die Schrecken auf, dieses erschließt die Thränen und - diesem naiven und wahren Erguß der geläuterten Seele vermag wohl selten ein Auge zu - widerstehen. — Allerdings muß dieses „Agnus“ von zwei so himmlischen Stimmen - gesungen werden, wie sie bei der Generalprobe zum ersten und gestern zum zweiten - Male an unser Ohr geschlagen. Die Stimme der Theresa - Stoltz - klingt geradezu berauschend, und wenn man sich die Engel, womit Rafael die Jungfrau Maria umschweben läßt, - singend denken könnte, so müßten sie den Zauber dieser Stimme haben. Man ringt - vergebens nach einem Ausdruck, der solchen Gesang genau und zutreffend bezeichnet - und schließt sich gerne dem Ausspruche eines bekannten Komponisten und bekannteren - Musikschriftstellers an, der sagt: „Ihre Stimme, die sich eben in die Tiefe des - Abgrundes verloren, erscheint plötzlich wieder unter den Sternen; Du folgst ihr - bewegt, entzückt, denn Du weißt, daß in ihr das Wort des Meisters wohnt und daß sie - nicht straucheln wird.“Vgl. Henri Blaze, Revue des deux mondes, Paris, 1. Mai 1875: »Sa voix, qui - vient de se perdre dans les profondeurs de l’abime, reparaît soudain parmi les - astres; vous a suivez ému, ravi, car vous savez qu’en elle est la parole du - maître, et qu’elle ne fallira pas«; vgl. auch AmZ, Leipzig, 21. Juli/4. - August 1874. Wenn nun Theresa - Stoltz der „Silberblick“ ist, so ist - Marie Waldmann die mächtige Resonanz, die Majestät des Kontre-Alt, - die sich mit einem schön pathetischen Vortrage verbindet. Wenn man solche Stimmen - mit solcher Schule hört, so mag noch lange nicht an den Untergang des Kunstgesanges - gedacht werden, vorausgesetzt, daß sich solche Stimmen nicht an unsangbarster - Deklamation zermartern müssen. — Herr Tuba + mirum“ hervor. Die vielen Posaunen, die ihre schmetternden und + vor das Gericht fordernden Töne zuerst getrennt aus verschiedenen Punkten des + Emporiums in die Luft senden, bis sie dann, sich vereinigend, mit imposanter Macht + die eherne Zunge des Weltgerichtes sprechen, wird man nicht sobald aus dem Ohre + verlieren. Französische Kritiker haben zu wiederholten Malen bei allem Wohlwollen + für Verdi und bei aller Werthschätzung des + gefeierten Komponisten darauf aufmerksam gemacht, daß der Gedanke der aus den + verschiedenen Ecken ertönenden und dann in Eins zusammenströmenden Posaunen zuerst + von Berlioz in dessen Requiem ausgeführt + worden sei und daß die Priorität der Idee dem Geiste des französischen Romantikers + zukomme. Ohne auf diese Kontroverse näher einzugehen, sei nur bemerkt, daß Berlioz für jede Art seiner Bläser und in jede + Ecke seines Orchesters einen ganzen Chor von Posaunisten haben wollte und einmal + auch wirklich aufstellte. — Aus dem „Recordare“, für + Sopran und Mezzosopran, spricht der dramatische Dichter sehr energisch, hier hat + sich der geistliche Sänger, der Opernkomponist, sterblich gezeigt. Aber, ach! wie schön, wie innig und ergreifend + klingt diese schwache Sterblichkeit. — Wenn die Stelle von den himmlischen Posaunen + am gewaltigsten packt, so ist’s das „Agnus Dei“, das am tiefsten rührt. Jenes regt die + Schrecken auf, dieses erschließt die Thränen und diesem naiven und wahren Erguß der + geläuterten Seele vermag wohl selten ein Auge zu widerstehen. — Allerdings muß + dieses „Agnus“ von zwei so himmlischen Stimmen gesungen werden, wie sie + bei der Generalprobe zum ersten und gestern zum zweiten Male an unser Ohr + geschlagen. Die Stimme der Theresa Stoltz klingt geradezu + berauschend, und wenn man sich die Engel, womit Rafael die Jungfrau Maria umschweben läßt, singend denken könnte, so + müßten sie den Zauber dieser Stimme haben. Man ringt vergebens nach einem Ausdruck, + der solchen Gesang genau und zutreffend bezeichnet und schließt sich gerne dem + Ausspruche eines bekannten Komponisten und bekannteren Musikschriftstellers an, der + sagt: „Ihre Stimme, die sich eben in die Tiefe des Abgrundes verloren, erscheint + plötzlich wieder unter den Sternen; Du folgst ihr bewegt, entzückt, denn Du weißt, + daß in ihr das Wort des Meisters wohnt und daß sie nicht straucheln wird.“Vgl. Henri + Blaze, Revue des + deux mondes, Paris, 1. Mai 1875: »Sa voix, qui vient de se perdre dans + les profondeurs de l’abime, reparaît soudain parmi les astres; vous a suivez + ému, ravi, car vous savez qu’en elle est la parole du maître, et qu’elle ne + fallira pas«; vgl. auch AmZ, + Leipzig, 21. Juli/4. August 1874. Wenn nun Theresa Stoltz der + „Silberblick“ ist, so ist Marie Waldmann die mächtige Resonanz, die Majestät des + Kontre-Alt, die sich mit einem schön pathetischen Vortrage verbindet. Wenn man + solche Stimmen mit solcher Schule hört, so mag noch lange nicht an den Untergang des + Kunstgesanges gedacht werden, vorausgesetzt, daß sich solche Stimmen nicht an + unsangbarster Deklamation zermartern müssen. — Herr Masini ist ein Meister des bel canto, ein Sänger, in dessen Munde jede Phrase, jedes Wort zur natürlichsten und gerundetsten Entfaltung gelangt. Man glaubt oft, dieser @@ -217,34 +221,35 @@ vorangehenden. Es war dies ein italienischer Abend in der heißesten, unersättlichsten Bedeutung des Wortes. Von den verschiedenen Abtheilungen des Werkes kamen nicht weniger als drei zur Wiederholung, das „Recordare, Jesu pie“, Duett - der beiden Damen, das „Offertorium-Quartett“ - und das „Agnus Dei.“ - Wäre es übrigens der Begeisterungsgluth der vielen Italiener nachgegangen, so wäre - jede einzelne Nummer zur Repetition gekommen. Daß nächst dem Komponisten das - Soloquartett der Mittelpunkt aller Auszeichnungen war, bedarf wohl keiner speziellen - Betonung. Die Damen Stoltz und Waldmann erinnerten mit - ihren Triumphen an die einstigen Glanzzeiten der italienischen Opernstagionen. Herr - Masini - bestach vornehmlich mit seinem an die Aida erinnernden Solo: „Ingemisco“ und Herr - Medini - erregte mit dem „Recordare, Jesu + pie“, Duett der beiden Damen, das „Offertorium-Quartett“ und das „Agnus Dei.“ Wäre es übrigens + der Begeisterungsgluth der vielen Italiener nachgegangen, so wäre jede einzelne + Nummer zur Repetition gekommen. Daß nächst dem Komponisten das Soloquartett der + Mittelpunkt aller Auszeichnungen war, bedarf wohl keiner speziellen Betonung. Die + Damen Stoltz und Waldmann erinnerten mit ihren Triumphen + an die einstigen Glanzzeiten der italienischen Opernstagionen. Herr Masini bestach + vornehmlich mit seinem an die Aida erinnernden Solo: „Ingemisco“ und Herr + Medini erregte + mit dem „Confutatis einige Aufmerksamkeit. Die Chöre gingen mit Präzision und Feuer, und das sorgfältige Studium ging namentlich aus der Fuge des Sanctus und aus dem Dies irae hervor.

-

Und so hätte denn das Manzoni-Requiem auch bei - uns seine Probe bestanden und glänzend bestanden. Der Streit über seinen inneren - Werth wird damit wohl auch noch nicht entschieden sein, darin ist jedoch das - musikalische Wien einig geworden, daß die - Dichtung vollkommen das ist, was sie sein will, eine erhebende Klage, ein echtes - Requiem.

+ key="verdi.requiem.4" type="mus">Sanctus und aus dem Dies + irae hervor.

+

Und so hätte denn das Manzoni-Requiem + auch bei uns seine Probe bestanden und glänzend bestanden. Der Streit über seinen + inneren Werth wird damit wohl auch noch nicht entschieden sein, darin ist jedoch das + musikalische Wien einig geworden, daß die Dichtung + vollkommen das ist, was sie sein will, eine erhebende Klage, ein echtes Requiem.

Wilh. Frey

diff --git a/tei/nz_1876-01-22_dresden.xml b/tei/nz_1876-01-22_dresden.xml index 210c3cd..ac5e273 100644 --- a/tei/nz_1876-01-22_dresden.xml +++ b/tei/nz_1876-01-22_dresden.xml @@ -4,11 +4,12 @@ National-Zeitung, Berlin, 22. Januar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nz_1876-01-22_dresden.xml

CC BY 4.0

@@ -17,7 +18,7 @@ 35 - 35 + Morgen-Ausgabe 29 nz Erstes Beiblatt @@ -26,7 +27,9 @@
- + + + Bericht @@ -47,15 +50,15 @@ Januar. Da das hiesige Hoftheater, so viel mir bekannt, mit der Aufführung des Verdischen - Requiems den Reigen der Aufführungen dieses - Werkes in Deutschland eröffnet hatDie - Erstaufführungen im Deutschen Reich hatten bereits am 7. Dezember 1875 in - Köln und München stattgefunden., so interessirt es wohl, über - den Erfolg etwas Näheres zu hören. + Requiems den Reigen der + Aufführungen dieses Werkes in Deutschland eröffnet hatDie Erstaufführungen im Deutschen Reich hatten + bereits am 7. Dezember 1875 in Köln und + München stattgefunden., so + interessirt es wohl, über den Erfolg etwas Näheres zu hören. Am 11. - Januar hat das Requiem zum - zweiten Male seine Anziehungskraft bewährt. Das Haus war wieder + Januar hat das Requiem + zum zweiten Male seine Anziehungskraft bewährt. Das Haus war wieder ausverkauft, und obschon der Beifall sich in Rücksicht auf den kirchlichen Stoff des Kunstwerks maßvoll beschränkte, war der Erfolg doch ein unzweifelhafter. Schon nach der ersten Aufführung hatte die gesammte hiesige Kritik sich in warm zustimmender @@ -68,7 +71,7 @@ Kapellmeister Schuch legte von Neuem ein beredtes Zeugniß für seine große Befähigung ab, Musikstücke moderner Meister in vollendeter Weise zum Ausdruck gelangen zu lassen. Abweichend von früheren Requiem-Aufführungen, hatte man diesmal Requiem-Aufführungen, hatte man diesmal nach dem Beispiele Mailands das gesammte Damenpersonal mit schwarzen Schleiern ausgestattet, die nicht nur trefflich zu der ernsten Haltung des Werkes paßten, @@ -92,13 +95,13 @@ das Wunder endlich geschehen lassen. Versetzt man sich im Geiste unter den Himmel Italiens, so muß man das Verdi’sche - Requiem als einen staunenswerthen Beweis für den - Einfluß deutscher Musik und deutschen Ernstes auf den Komponisten bezeichnen. Von - musikalischem Wohllaut ist das ganze Werk getränkt, ohne daß ein glücklicher Gedanke - in eitler Selbstbewunderung sich störend wiederholte oder das Bestreben des - Künstlers sich geltend machte, einzig dem Ohre sich einschmeicheln zu wollen. Mit - ungemeinem Geschick ist das Gesangliche dem Orchestralen gesellt. Nirgend - Ueberladung, nirgend gesuchte Schwierigkeiten, das Werk eines reifen, noch + Requiem als einen staunenswerthen + Beweis für den Einfluß deutscher Musik und deutschen Ernstes auf den Komponisten + bezeichnen. Von musikalischem Wohllaut ist das ganze Werk getränkt, ohne daß ein + glücklicher Gedanke in eitler Selbstbewunderung sich störend wiederholte oder das + Bestreben des Künstlers sich geltend machte, einzig dem Ohre sich einschmeicheln zu + wollen. Mit ungemeinem Geschick ist das Gesangliche dem Orchestralen gesellt. + Nirgend Ueberladung, nirgend gesuchte Schwierigkeiten, das Werk eines reifen, noch schaffensfrohen, zwar fremdländischen, aber doch dem deutschen Wesen naheverwandten Meisters.

diff --git a/tei/nz_1876-02-09_dresden.xml b/tei/nz_1876-02-09_dresden.xml index ab88442..2f38392 100644 --- a/tei/nz_1876-02-09_dresden.xml +++ b/tei/nz_1876-02-09_dresden.xml @@ -4,11 +4,12 @@ National-Zeitung, Berlin, 9. Februar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

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CC BY 4.0

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- + + + Werkbesprechung @@ -50,35 +53,35 @@ Blasirtheit und Verworrenheit des Urtheils fallen oder in eine Periode, der es an großen überzeugenden Schöpfungen fehlt, können künstlich zu einer Bedeutung hinaufgesteigert werden, die ihnen an und für sich nicht inne wohnt. Zu den Werken - dieser Art gehört unter gewissen Einschränkungen auch das Requiem von Verdi. Ich will - damit durchaus nicht sagen, daß diese Arbeit ohne allen Grund so viel Aufsehen bei - uns erregt, ich will derselben ebensowenig Talent und Geist absprechen, dennoch ist - dasselbe weit davon entfernt, ein wahrhaft hervorragendes musikalisches Ereignis zu - sein, es ist vielmehr der Versuch eines ungewöhnlich talentvollen Musikers, sich - einmal in einer ihm fremden Gattung und einem Stil, der seinem eigenen Schaffen und - Können fern liegt, zu ergehen. Da man Stile und Kunstformen aber nicht über Nacht - erobert, so ist die Arbeit Verdi’s ein - geistreiches Experiment geblieben, das uns mehr ein pathologisches Interesse als - reine Theilnahme einflößt.

+ dieser Art gehört unter gewissen Einschränkungen auch das Requiem von Verdi. + Ich will damit durchaus nicht sagen, daß diese Arbeit ohne allen Grund so viel + Aufsehen bei uns erregt, ich will derselben ebensowenig Talent und Geist absprechen, + dennoch ist dasselbe weit davon entfernt, ein wahrhaft hervorragendes musikalisches + Ereignis zu sein, es ist vielmehr der Versuch eines ungewöhnlich talentvollen + Musikers, sich einmal in einer ihm fremden Gattung und einem Stil, der seinem + eigenen Schaffen und Können fern liegt, zu ergehen. Da man Stile und Kunstformen + aber nicht über Nacht erobert, so ist die Arbeit Verdi’s ein geistreiches Experiment geblieben, das uns mehr ein + pathologisches Interesse als reine Theilnahme einflößt.

Nichts dürfte vielleicht die thatsächliche Bedeutung der Komposition Verdi’s in ein helleres Licht setzen, als die Behauptung, daß dieselbe, wenn sie von einem deutschen Meister herrührte, wahrscheinlich von denselben Stimmen, deren Enthusiasmus jetzt ins Grenzenlose geht, verurtheilt werden würde. Das bedeutendste Werk gleicher Gattung, welches die neuere Zeit hervorgerufen, ist das Requiem von Friedrich Kiel, dennoch hat es, im - Verhältnis zu der Überschwänglichkeit, mit der man Verdi’s Werke preist, nur einen mäßigen Beifall oder den Beifall des - Kenners gefunden, und in mancher großen deutschen Stadt, z. B. in Dresden, ist dieses Werk unseren Landsmannes überhaupt - noch nicht gehört worden. Nun stelle man sich vor, daß Kiel es gewagt hätte, uns - ein Requiem vorzuführen, das alle Effekte der großen Pariser Oper aufgeboten haben - würde, um zu wirken, so kann man überzeugt sein, daß die deutschen Kritiker kein - gutes Haar an ihm gelassen haben würden. Intolerant gegen die Landsleute, sind wir - nur tolerant gegen die Fremden.

+ rend="widespace">Requiem von + Friedrich Kiel, dennoch hat + es, im Verhältnis zu der Überschwänglichkeit, mit der man Verdi’s Werke preist, nur einen mäßigen Beifall + oder den Beifall des Kenners gefunden, und in mancher großen deutschen Stadt, z. B. + in Dresden, ist dieses Werk unseren Landsmannes + überhaupt noch nicht gehört worden. Nun stelle man sich vor, daß Kiel es gewagt + hätte, uns ein Requiem vorzuführen, das alle Effekte der großen Pariser Oper + aufgeboten haben würde, um zu wirken, so kann man überzeugt sein, daß die deutschen + Kritiker kein gutes Haar an ihm gelassen haben würden. Intolerant gegen die + Landsleute, sind wir nur tolerant gegen die Fremden.

Verdi verpflanzt das Theater von der Scene in die Kirche, es gelüstete ihn, die dramatischen Schauer seiner Opern auch einmal an einem andern Stoffe zu versuchen und, an Stelle der Alessandro Manzoni, zu dessen Todestag das - Requiem komponirt ist, ernst endlich mit dem - Versenken seiner Gedanken in die Sphäre von Vergänglichkeit, Tod, Auferstehung und - das große Gottesurtheil, das aller Kreatur prophezeit worden. Verdi war wirklich ergriffen von der Komposition - seines Werkes und schuf also nicht, wie Goethe einmal von schlechten Dichtern sagt, ohne einen inneren - Anlaß, sondern mit einem solchen. Dennoch vermag der italienische Meister den - Eklektiker, der ihm, wie den meisten Tageskomponisten unserer Zeit, tief im Blut - sitzt, nicht so weit in sich selber zu überwinden, um nicht nach alles Effekten - alter und neuerer Zeit zu greifen, um die Bedeutung seiner Partitur zu erhöhen. So - werden wir häufig gerade in Momenten, da wir uns an ein schönes Motiv und an die aus - ihm hervorfließende Stimmung hingeben wollen, auf das Grausamste oder Gewaltsamste - durch eins jener vorausberechneten Effektmittel aufgeschreckt, die dem Stile der - französischen großen Oper seit dem auftreten Meyerbeer’s und Halevy’s - so geläufig geworden sind. Aber damit nicht genug, begegnen wir auch den in höchster - Lage vierfach getheilten Lohengrin-Geigen - Wagner’sVgl. Lux - aeterna, T. 1 ff. (WGV S. 191) u. Lohengrin, 3. Akt, T. 1228 ff. (RWSW S. 139)., zu denen, um - die Reminiscenz noch zu verstärken, ein englisches Horn oder eine Klarinette den Baß + Requiem komponirt ist, ernst + endlich mit dem Versenken seiner Gedanken in die Sphäre von Vergänglichkeit, Tod, + Auferstehung und das große Gottesurtheil, das aller Kreatur prophezeit worden. + Verdi war wirklich ergriffen von der + Komposition seines Werkes und schuf also nicht, wie Goethe einmal von schlechten + Dichtern sagt, ohne einen inneren Anlaß, sondern mit einem solchen. Dennoch vermag + der italienische Meister den Eklektiker, der ihm, wie den meisten Tageskomponisten + unserer Zeit, tief im Blut sitzt, nicht so weit in sich selber zu überwinden, um + nicht nach alles Effekten alter und neuerer Zeit zu greifen, um die Bedeutung seiner + Partitur zu erhöhen. So werden wir häufig gerade in Momenten, da wir uns an ein + schönes Motiv und an die aus ihm hervorfließende Stimmung hingeben wollen, auf das + Grausamste oder Gewaltsamste durch eins jener vorausberechneten Effektmittel + aufgeschreckt, die dem Stile der französischen großen Oper seit dem auftreten + Meyerbeer’s und Halevy’s so geläufig geworden sind. Aber damit + nicht genug, begegnen wir auch den in höchster Lage vierfach getheilten Lohengrin-Geigen Wagner’sVgl. + Lux aeterna, T. + 1 ff. (WGV S. 191) u. Lohengrin, 3. Akt, T. 1228 ff. (RWSW S. 139)., zu denen, um die + Reminiscenz noch zu verstärken, ein englisches Horn oder eine Klarinette den Baß bildet; wir begegnen nicht weniger, besonders in den Solopiecen, Anklängen an die Sentimentalität eines Kücken und Proch, die dem beweglichen Italiener @@ -121,91 +125,92 @@ des deutschen italienischen Kirchenstils nehmen die Richtung auf den Effekt; nur diesen hat er darin bewundert und reproduzirt. So hat ihm z. B. der Sturm, der in Mozart’s - Requiem das Orchester und den Chor beim „Di<supplied resp="tr" - >e</supplied>s irae“ erfaßt, im gleichnamigen Satze seines - Werkes vorgeschwebt; so ist ihm der ungeheure Effekt des Tam-Tamschlages, der im - Requiem seines großen - unsterblichen Landsmannes Cherubini das - „Dies - irae“ eröffnet, nicht entgangen, und um etwas Aehnliches zu - bringen, bedient er sich der Posaunen, Becken und der Piccolo. Auch der Eingang des - „Tuba - mirum“ steht unter Mozart’schen Einflüssen, nur mit dem Unterschiede, daß sich - Verdi hier, statt der Posaune, einer - Anzahl von Solotrompeten bedient, die mit dem bleichen Kolorit ihrer tiefen Töne uns - allerdings wie Moderluft und Grabeshauch überschauern. Wir machen also überall die - Erfahrung, daß es dem Meister nicht gelingt, Stile oder Gattungen, die von einander - so diametral verschieden sind, wie der kirchliche Hymnus und die Oper aus einander - zu halten. Hierdurch entsteht eine Zwittergattung, die, wo - sie in der Kunstgeschichte aufgetaucht ist, sich immer nur als das ephemere - Produkt einer Kunstverirrung erwiesen hat. Nicht nur uns Deutsche - beherrscht der Subjektivismus, der in Kunst, Literatur und Wissenschaft als die - eigentliche Grundkrankheit unserer Zeit anzusehen ist, auch die Romanen sind davon - ergriffen und wenn sie auch nicht ein kunstgeschichtliches Unikum, wie Richard Wagner, in unserem Jahrhundert - hervorgebracht, dass eine Person an die Stelle der ganzen Kunst setzt, so sind doch - Erscheinungen, wie Verdi, Berlioz und Franz - Liszt, dem deutschen Meister durch ihren hochgesteigerten - Subjektivismus nahe verwandt. Das Motto Aller ist: „Car tel est mon plaisir“! und der - Tonkunst und ihren Gesetzen gegenüber glaubt jeder mit absolutistischem Bewußtsein - sagen zu dürfen: „L’etat - c’est moi.“ Doch verschließen wir die Augen nicht gegen das - Bedeutungs- und Verheißungsvolle, was uns in Verdi’s That — denn eine künstlerische That ist sein neustes Werk - jedenfalls zu nennen — ergreift. Wäre der italienische Meister nicht ein - ungewöhnlich begabtes Talent, so würde ihm seine Spekulation auf die Empfänglichkeit - des Publikums für Theatercoups weder die Erfolge gebracht haben, deren Zeugen wir - sind, noch er überhaupt im Stande gewesen sein, ein Werk zu schaffen, das in - einzelnen Partien auch den ergreift, der es ernst mit der Kunst meint. Und wenn man - mitunter den Gedanken nicht abwehren kann, daß Meyerbeer, wenn er ein Requiem hätte schreiben wollen es in - ähnlicher Weise und in verwandtem Geiste komponirt haben würde, wie Verdi, so ist es doch auch dies nicht - herabsetzend für den letzteren, denn auch Requiem das Orchester und den Chor + beim „Di<supplied resp="tr">e</supplied>s irae“ erfaßt, im + gleichnamigen Satze seines Werkes vorgeschwebt; so ist ihm der ungeheure Effekt des + Tam-Tamschlages, der im Requiem seines großen unsterblichen Landsmannes Cherubini das „Dies irae“ + eröffnet, nicht entgangen, und um etwas Aehnliches zu bringen, bedient er sich der + Posaunen, Becken und der Piccolo. Auch der Eingang des „Tuba mirum“ steht + unter Mozart’schen Einflüssen, + nur mit dem Unterschiede, daß sich Verdi + hier, statt der Posaune, einer Anzahl von Solotrompeten bedient, die mit dem + bleichen Kolorit ihrer tiefen Töne uns allerdings wie Moderluft und Grabeshauch + überschauern. Wir machen also überall die Erfahrung, daß es dem Meister nicht + gelingt, Stile oder Gattungen, die von einander so diametral verschieden sind, wie + der kirchliche Hymnus und die Oper aus einander zu halten. Hierdurch entsteht eine + Zwittergattung, die, wo sie in der Kunstgeschichte + aufgetaucht ist, sich immer nur als das ephemere Produkt einer Kunstverirrung + erwiesen hat. Nicht nur uns Deutsche beherrscht der Subjektivismus, der + in Kunst, Literatur und Wissenschaft als die eigentliche Grundkrankheit unserer Zeit + anzusehen ist, auch die Romanen sind davon ergriffen und wenn sie auch nicht ein + kunstgeschichtliches Unikum, wie Richard + Wagner, in unserem Jahrhundert hervorgebracht, dass eine Person an + die Stelle der ganzen Kunst setzt, so sind doch Erscheinungen, wie Verdi, Berlioz und Franz Liszt, dem + deutschen Meister durch ihren hochgesteigerten Subjektivismus nahe verwandt. Das + Motto Aller ist: „Car tel + est mon plaisir“! und der Tonkunst und ihren Gesetzen gegenüber + glaubt jeder mit absolutistischem Bewußtsein sagen zu dürfen: „L’etat c’est moi.“ Doch + verschließen wir die Augen nicht gegen das Bedeutungs- und Verheißungsvolle, was uns + in Verdi’s That — denn eine künstlerische + That ist sein neustes Werk jedenfalls zu nennen — ergreift. Wäre der italienische + Meister nicht ein ungewöhnlich begabtes Talent, so würde ihm seine Spekulation auf + die Empfänglichkeit des Publikums für Theatercoups weder die Erfolge gebracht haben, + deren Zeugen wir sind, noch er überhaupt im Stande gewesen sein, ein Werk zu + schaffen, das in einzelnen Partien auch den ergreift, der es ernst mit der Kunst + meint. Und wenn man mitunter den Gedanken nicht abwehren kann, daß Meyerbeer, wenn er ein Requiem hätte + schreiben wollen es in ähnlicher Weise und in verwandtem Geiste komponirt haben + würde, wie Verdi, so ist es doch auch dies + nicht herabsetzend für den letzteren, denn auch Meyerbeer würde, wenn er nichts weiter als der Spekulant wäre, für den ihm seine Feinde ausgeben und nicht zugleich ein bedeutender Künstler, sich wohl kaum, wie geschehen, seit fünfzig Jahren auf den Bühnen Europa’s mit seinen Opern behaupten. Aber es treten noch andere - Momente hinzu, um unser Interesse am Requiem + Momente hinzu, um unser Interesse am Requiem Verdi’s zu steigern.

Zunächst ist es immer von hoher Bedeutung und fordert unsere Theilnahme heraus, wenn wir einen von seiner Mitwelt hochgefeierten Künstler in reiferen Jahren einen neuen Weg einschlagen und bis zu einem gewissen Punkte mit seiner Vergangenheit brechen sehen; denn das muß gleich hier gesagt werden, daß die relative Bedeutung des Verdi’schen - Requiems eine sehr hohe ist; steht das Requiem doch fast außer Verhältnis zu dem größten - Theile seiner früheren Schöpfungen. Der Beginn eines solchen Umschwungs im Meister - wollte uns schon in seiner letzten Oper Aida - entgegentreten; noch ungleich größer erscheint der Schritt, den er nunmehr gethan - hat, und zwar auch dann, wenn ich ganz davon absehe, daß ein Mann, der seine - Thätigkeit ein Menschenalter hindurch der Oper gewidmet hat, plötzlich den ernsten - Ton eines Grabliedes anstimmt. Was offenbar sich aber dem objektiven Beobachter - hierin, sowie in manchen anderen Symptomen, die uns in den Strömungen, die das - Geistesleben des modernen Italiens gewahren lassen, ersichtlich werden? Ich glaube - nicht zu viel zu sagen, wenn ich darin das Streben einer Annäherung der begabtesten - und hervorragendsten Geister Italiens an Deutschland und zwar namentlich an die - deutsche Tonkunst erkenne. Scheint es doch überhaupt, als wenn die Italiener und - Deutschen, diese beiden in der Musik unbestritten begabtesten Völker der Erde, - vielfach auf eine gegenseitige Ergänzung aufgelegt seien. Die Geschichte der - Tonkunst lehrt dies in überzeugender Weise. Hätte Verdi ausschließlich die von seinen Vorgängern Bellini und Donizetti eingeschlagenen Wege weiter verfolgt, so wäre das - musikalische Italien einer Isolirung verfallen, die es späterhin schwer gemacht - haben würde, das in der Tonkunst historisch gewordene alte Verhältnis zu Deutschland - wiederzufinden und neu aufleben zu lassen. Verdi empfand jedoch instinktiv, daß diese Isolirung durchbrochen - werden müsse und wenn er sich zunächst nicht uns, sondern den Franzosen und deren - Oper zuwandte, so war doch damit der erste Schritt zu einer Wiederanknüpfung mit den - Nachbarnationen überhaupt gethan. Uebrigens wirkte Deutschland mittelbar auch schon durch Meyerbeer auf unseren italienischen Meister - in Paris ein. Hierbei sollten jedoch die + Requiems eine sehr hohe ist; steht das + Requiem doch fast außer Verhältnis + zu dem größten Theile seiner früheren Schöpfungen. Der Beginn eines solchen + Umschwungs im Meister wollte uns schon in seiner letzten Oper Aida entgegentreten; noch ungleich größer + erscheint der Schritt, den er nunmehr gethan hat, und zwar auch dann, wenn ich ganz + davon absehe, daß ein Mann, der seine Thätigkeit ein Menschenalter hindurch der Oper + gewidmet hat, plötzlich den ernsten Ton eines Grabliedes anstimmt. Was offenbar sich + aber dem objektiven Beobachter hierin, sowie in manchen anderen Symptomen, die uns + in den Strömungen, die das Geistesleben des modernen Italiens gewahren lassen, + ersichtlich werden? Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich darin das Streben + einer Annäherung der begabtesten und hervorragendsten Geister Italiens an + Deutschland und zwar namentlich an die deutsche Tonkunst erkenne. Scheint es doch + überhaupt, als wenn die Italiener und Deutschen, diese beiden in der Musik + unbestritten begabtesten Völker der Erde, vielfach auf eine gegenseitige Ergänzung + aufgelegt seien. Die Geschichte der Tonkunst lehrt dies in überzeugender Weise. + Hätte Verdi ausschließlich die von seinen + Vorgängern Bellini und Donizetti eingeschlagenen Wege weiter + verfolgt, so wäre das musikalische Italien einer Isolirung verfallen, die es + späterhin schwer gemacht haben würde, das in der Tonkunst historisch gewordene alte + Verhältnis zu Deutschland wiederzufinden und neu aufleben zu lassen. Verdi empfand jedoch instinktiv, daß diese + Isolirung durchbrochen werden müsse und wenn er sich zunächst nicht uns, sondern den + Franzosen und deren Oper zuwandte, so war doch damit der erste Schritt zu einer + Wiederanknüpfung mit den Nachbarnationen überhaupt gethan. Uebrigens wirkte + Deutschland mittelbar auch schon durch + Meyerbeer auf unseren italienischen + Meister in Paris ein. Hierbei sollten jedoch die Beziehungen Verdi’s und, in Verbindung mit ihm diejenigen des übrigen musikalischen Italiens zu Deutschland nicht stehen bleiben; auch die nationale Geschichte beider Völker that das Ihre, um hier fördernd @@ -219,21 +224,21 @@ C. M. v. Weber für uns Deutsche ist, das Interesse selbst, mit dem man zu unserem jüngsten nationalen Meister, zu den Schöpfungen Richard Wagner’s griff und - die Aufführung seines „Lohengrin“ in - Bologna und anderen Städten des nördlichen + die Aufführung seines „Lohengrin“ + in Bologna und anderen Städten des nördlichen Italiens sind eben so viele Beweise für die neuerwachten musikalischen Beziehungen zwischen den beiden großen Völkerschaften diesseits und jenseits der Alpen. Und zwar sind dieselben durchaus keine einseitigen, denn unser Interesse an den Leistungen der Italiener hat eigentlich niemals aufgehört. Daß heute Verdi’s - Requiem einen Triumphzug durch Deutschland’s Städte hält, verdankt der Meister - gewiß nicht zum kleinsten Theile mit der so schön zwischen beiden Völkern in den - letzten Jahren aufgeblühten nationalen Sympathie.

+ Requiem einen Triumphzug durch + Deutschland’s Städte hält, verdankt der + Meister gewiß nicht zum kleinsten Theile mit der so schön zwischen beiden Völkern in + den letzten Jahren aufgeblühten nationalen Sympathie.

Dennoch kommen Verdi gegenüber noch andere Gründe eines besonderen Antheils von unserer Seite mit in’s Spiel. Gerade das Requiem des Meisters gleicht einer entschiedenen - Schwenkung desselben auf die Schule Requiem des Meisters gleicht einer + entschiedenen Schwenkung desselben auf die Schule Deutschlands zu und verräth deutlich die ernste Absicht, sich ihr in Beziehung auf Stil und Tiefe der Auffassung zu nähern. Worin zeigt sich nun zunächst der versuchte Anschluß Verdi’s an @@ -259,86 +264,89 @@ in Verdi’s Arbeit begegneten, die schon als ein erstes erfreuliches und selbst überraschendes Resultat der angeknüpften Beziehungen gelten können. Ich meine damit namentlich den Schlußchor des Werkes - „Libera me domine,“ der hoffnungsreiche - Ansätze zum wirklich fugirten Stil in jener organisch gegliederten und schwungvollen - Weise gewahren läßt, wie wir sie in unserer klassischen deutschen Kirchenmusik - gewohnt sind. Hier könnte man in Wahrheit mitunter glauben, den majestätischen - Schluß eines großen klassischen Werkes im gebundenen Stil zu hören. Schade darum, - daß auch hier ein zeitweiliges gewaltsames Abbrechen und akkordische Recitationen - des ganzen Chors in einer Weise unterbrochen wird, die uns wieder daran erinnert, - wie schwer es dem Meister noch wird, sich in der neuen Sphäre stilvoll zu + „Libera me domine,“ der + hoffnungsreiche Ansätze zum wirklich fugirten Stil in jener organisch gegliederten + und schwungvollen Weise gewahren läßt, wie wir sie in unserer klassischen deutschen + Kirchenmusik gewohnt sind. Hier könnte man in Wahrheit mitunter glauben, den + majestätischen Schluß eines großen klassischen Werkes im gebundenen Stil zu hören. + Schade darum, daß auch hier ein zeitweiliges gewaltsames Abbrechen und akkordische + Recitationen des ganzen Chors in einer Weise unterbrochen wird, die uns wieder daran + erinnert, wie schwer es dem Meister noch wird, sich in der neuen Sphäre stilvoll zu bewegen.

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Das Requiem beginnt in einer überraschend neuen - und geheimnisvoll wirkenden Weise, mit einem von Sordinen im Streichorchester - begleiteten Chore. Nur mit der zerstückten Textesdeklamation dieses Chores können - wir uns nicht einverstanden erklären. Sehr fein ist der a Capella gesungene Chor: - „Te decet hymnus.“ Bei - dem „Kyrie eleison, Christe eleison“ - treten Solostimmen in auf einander folgenden Einsätzen schön und wirkungsvoll ein; - mit dem Hinzutritt des Chores jedoch verwandelt sich der kirchliche Hymnus wieder in - ein wenn auch schönes und gediegenes Ensemble der großen Oper. Die wie eine - Windsbraut dahinjagenden Figuren der Geigen in „dies irae“ zum vollen Chor der Stimmen, - Blas- und Schlaginstrumente, obwohl angeregt durch Cherubini und Mozart, mahnen dem ungeachtet an ähnliche Effekte aus „Robert dem Teufel“. Schön dagegen ist - das Herabsinken dieser tönenden Masse zum Pianissimo des „Quando judex“ und - bringen hier auch tiefliegende Triller der Holzbläser, namentlich in der bleichen - Farbe des unteren Flötenregisters, ergreifende koloristische Effekte hervor. - Entschieden aber müssen wir uns gegen so realistische Effekte, wie die des „Mors stupebit“ - verwahren. Man stelle sich vor, daß der Solo-Baßsänger das eine Wort Mors in der - tiefe erschallen läßt, worauf ihm die große Trommel mit einem ihrer dumpfen tonlosen - Schläge ebenfalls Solo antwortet, und daß sich dieser Wechsel ein paar Mal - wiederholt, ehe jenem isolirten Worte Mors der damit verbundene übrige Text folgt. - Bei uns im Norden wird man bei diesem drastischen Realismus sicherlich keinen eine - Gänsehaut hervorrufenden kalten Schauer empfinden, sondern vielmehr ausrufen: „Bange - machen gilt nicht!“ Ich kann mir aber sehr wohl denken, daß dieser stark - aufgetragene Effekt auf die leicht erregbar entzündliche Phantasie des Südländers - ungefähr die Wirkung hervorbringe, als wenn sich das offene Grab aufthue und die - Erdschollen, welche die Hinterbliebenen dem Gestorbenen als letzte ihm zu erweisende - Ehre nachsenden, dumpf auf den Sarg aufschlügen. Wahrhaft schön und innerlich - ergriffen dagegen ist das Terzett: „Quid - sum miser tunc dicturus,“ das von dem wirklichen Bewußtsein des „Miser - sum,“ das den Menschen zu überkommen vermag, tief erfüllt ist und uns auch - abgerundet in der Form entgegentrat. Die mit Posaunen begleitete Chordeklamation des - „Rex tremendae majestatis“ +

Das Requiem beginnt in einer + überraschend neuen und geheimnisvoll wirkenden Weise, mit einem von Sordinen im + Streichorchester begleiteten Chore. Nur mit der zerstückten Textesdeklamation dieses + Chores können wir uns nicht einverstanden erklären. Sehr fein ist der a Capella + gesungene Chor: „Te + decet hymnus.“ Bei dem „Kyrie eleison, Christe eleison“ treten Solostimmen in auf + einander folgenden Einsätzen schön und wirkungsvoll ein; mit dem Hinzutritt des + Chores jedoch verwandelt sich der kirchliche Hymnus wieder in ein wenn auch schönes + und gediegenes Ensemble der großen Oper. Die wie eine Windsbraut dahinjagenden + Figuren der Geigen in „dies + irae“ zum vollen Chor der Stimmen, Blas- und Schlaginstrumente, obwohl + angeregt durch Cherubini und Mozart, mahnen dem ungeachtet an + ähnliche Effekte aus „Robert dem + Teufel“. Schön dagegen ist das Herabsinken dieser tönenden Masse zum + Pianissimo des „Quando judex“ und bringen hier auch tiefliegende Triller der + Holzbläser, namentlich in der bleichen Farbe des unteren Flötenregisters, + ergreifende koloristische Effekte hervor. Entschieden aber müssen wir uns gegen so + realistische Effekte, wie die des „Mors stupebit“ verwahren. Man stelle sich + vor, daß der Solo-Baßsänger das eine Wort Mors in der tiefe erschallen läßt, worauf + ihm die große Trommel mit einem ihrer dumpfen tonlosen Schläge ebenfalls Solo + antwortet, und daß sich dieser Wechsel ein paar Mal wiederholt, ehe jenem isolirten + Worte Mors der damit verbundene übrige Text folgt. Bei uns im Norden wird man bei + diesem drastischen Realismus sicherlich keinen eine Gänsehaut hervorrufenden kalten + Schauer empfinden, sondern vielmehr ausrufen: „Bange machen gilt nicht!“ Ich kann + mir aber sehr wohl denken, daß dieser stark aufgetragene Effekt auf die leicht + erregbar entzündliche Phantasie des Südländers ungefähr die Wirkung hervorbringe, + als wenn sich das offene Grab aufthue und die Erdschollen, welche die + Hinterbliebenen dem Gestorbenen als letzte ihm zu erweisende Ehre nachsenden, dumpf + auf den Sarg aufschlügen. Wahrhaft schön und innerlich ergriffen dagegen ist das + Terzett: „Quid sum miser tunc + dicturus,“ das von dem wirklichen Bewußtsein des „Miser sum,“ das den + Menschen zu überkommen vermag, tief erfüllt ist und uns auch abgerundet in der Form + entgegentrat. Die mit Posaunen begleitete Chordeklamation des „Rex tremendae majestatis“ ist im katholischen Sinne groß gedacht, obwohl es hier nicht an gewissen Meyerbeer’schen Modulationen fehlt; das sich - daran schließende „Salva - me“ ist neu durch seine von Mozart und andern Meistern abweichende Behandlung; es gestaltet sich - nämlich nicht als sanfte Bitte, sondern zu einem aus Todesnoth erschallenden - Hülferuf des Chors. Das Baßsolo: „Confutatis - maledictis“ mit seinen die züngelnden Flammen malenden Piccolos erinnert - wieder zu sehr an den Bösewicht der Oper, der hier etwa die Mitte zwischen Salva me“ ist neu durch seine von Mozart und andern Meistern abweichende + Behandlung; es gestaltet sich nämlich nicht als sanfte Bitte, sondern zu einem aus + Todesnoth erschallenden Hülferuf des Chors. Das Baßsolo: „Confutatis maledictis“ mit + seinen die züngelnden Flammen malenden Piccolos erinnert wieder zu sehr an den + Bösewicht der Oper, der hier etwa die Mitte zwischen Bertram, Kaspar und Pizarro innehält. Um so wohlthuender - ist der Wechsel, der mit dem sanft-schönen „voca me“ eintritt. Das „Lacrimosa“ erscheint das erste Mal als - ein von Posaunen, Pauken, großen Trommeln, Becken und dem übrigen Orchester - begleitetes Presto, das zweite Mal als ein melodisches Soloquartett. In dem „Domine Jesu Christe,“ welches den - zweiten Theil des ganzen Werkes eröffnet, zeigen die 4 Solostimmen eine gediegene - polyphone Führung und würdige Haltung; noch hoch darüber erhebt sich das „Hostias et preces tibi,“ der nach - meiner Meinung genialste Satz des ganzen Requiem. Hier endlich gelingt es dem - Meister, uns zu beweisen, daß er auch ohne Aufwand großer und komplizirter Mittel - uns auf das Tiefste zu ergreifen vermag. Der Tenor beginnt mit dem einfachen, - wundervollen Thema, welchem sich die andern 3 Solostimmen nach und nach in einem - rührenden Dolce anschmiegen, während das in würdevoller Weise begleitende Orchester - die Wirkung einer mit sanften Registern spielenden Orgel erzeugt. Die darauf - folgende Fuge a due Cori zum Sanctus ist - dagegen ein vollständig verfehltes Experiment und nichts weniger als ein fugirter - Satz. Ganz abgesehen davon, daß das Thema mit seinen sich auf- und abwiegenden - Terzenintervallen dem Charakter der Motive, die dieser Stil fordert, gradezu - widerspricht, bringt es der Komponist damit auch nicht über die vier ersten - Wiederschläge, und mehr als kindlich vollends ist, was er uns hier als Gegenthema - bietet. Wollen und Können stehen an dieser Stelle in einem unlösbaren Widerstreit. - Auch das „Agnus Dei“ ist schwach und die nicht + key="beethoven.fidelio.don-pizarro" type="mus">Pizarro innehält. Um so + wohlthuender ist der Wechsel, der mit dem sanft-schönen „voca me“ eintritt. Das + „Lacrimosa“ erscheint + das erste Mal als ein von Posaunen, Pauken, großen Trommeln, Becken und dem übrigen + Orchester begleitetes Presto, das zweite Mal als ein melodisches Soloquartett. In + dem „Domine Jesu + Christe,“ welches den zweiten Theil des ganzen Werkes eröffnet, zeigen + die 4 Solostimmen eine gediegene polyphone Führung und würdige Haltung; noch hoch + darüber erhebt sich das „Hostias + et preces tibi,“ der nach meiner Meinung genialste Satz des ganzen + Requiem. Hier endlich gelingt es dem Meister, uns zu beweisen, daß er auch ohne + Aufwand großer und komplizirter Mittel uns auf das Tiefste zu ergreifen vermag. Der + Tenor beginnt mit dem einfachen, wundervollen Thema, welchem sich die andern 3 + Solostimmen nach und nach in einem rührenden Dolce anschmiegen, während das in + würdevoller Weise begleitende Orchester die Wirkung einer mit sanften Registern + spielenden Orgel erzeugt. Die darauf folgende Fuge a due Cori zum Sanctus ist dagegen ein vollständig + verfehltes Experiment und nichts weniger als ein fugirter Satz. Ganz abgesehen + davon, daß das Thema mit seinen sich auf- und abwiegenden Terzenintervallen dem + Charakter der Motive, die dieser Stil fordert, gradezu widerspricht, bringt es der + Komponist damit auch nicht über die vier ersten Wiederschläge, und mehr als kindlich + vollends ist, was er uns hier als Gegenthema bietet. Wollen und Können stehen an + dieser Stelle in einem unlösbaren Widerstreit. Auch das „Agnus Dei“ ist schwach und die nicht endenwollende Behandlung der Solistimmen in Oktavengängen hat etwas Dilettantisches, ohne daß doch die beabsichtigte Wirkung, damit etwas Neues zu bieten, erreicht wird; dazu werden wir hier noch auf das Lebhafteste an das Gebet aus der „Portici</corr> </choice>“ erinnert. Als großer Kolorist in Instrumentalfarben zeigt sich Verdi wieder in dem „Et Lux perpetua luceat eis,“ über das die hohen - Bläser eine wahre Flut lichter Verklärung verbreiten. Die Einleitung des Finale’s schmeckt stark nach der Kirchenscene im - Propheten, namentlich nach den dort - vorkommenden akkordischen Deklamationen des betend niedergesunkenen Volkes. - Ergreifend und wahr dagegen ist das darauffolgende schöne Altsolo: „Tremens factus“ und nicht - weniger das Sopransolo mit a Capella-Chor zu dem letzten Auftreten der Worte „Requiem aeternam.“ Ueber die - hohe Bedeutung des Schlußchors habe ich mich schon - vorhin geäußert.

+ key="verdi.requiem.6" type="mus">Et Lux perpetua luceat eis,“ über das + die hohen Bläser eine wahre Flut lichter Verklärung verbreiten. Die Einleitung des + Finale’s schmeckt stark nach der + Kirchenscene im Propheten, + namentlich nach den dort vorkommenden akkordischen Deklamationen des betend + niedergesunkenen Volkes. Ergreifend und wahr dagegen ist das darauffolgende schöne + Altsolo: „Tremens + factus“ und nicht weniger das Sopransolo mit a Capella-Chor zu dem + letzten Auftreten der Worte „Requiem aeternam.“ Ueber die hohe Bedeutung des Schlußchors + habe ich mich schon vorhin geäußert.

Jedenfalls ist das geschilderte Werk, mit Rossini’sStabat mater“ - verglichen, ein Schritt aus dem Theatralischen nach dem wahrhaft Kirchlichen zu, - obwohl ihm, wie gesagt, von unserem vorbildlichen Standpunkte aus, noch bei weitem - zu viel des Opernhaften bleibt. Verdi war - es nichts desto weniger darum zu thun, sich der ernsten deutschen Schule zu nähern, - deren bedeutendste, wenn auch noch von ihm vielfach mißverstandene Schöpfungen ihm - in seinem Requiem vorschweben. Wenn es ihm noch - nicht gelungen ist, zur Einheit des Stiles, der Stimmung und der Kunstform - durchzudringen, wer wollte ihm wohl, der aus so völlig andern Regionen zu uns - herantritt, hieraus einen Vorwurf machen? Auch beim Durchbruch zur ernsten Kunst - müssen, wenn ihre erhabensten Gattungen einem Volke für lange Zeit verloren gegangen - waren, erst wieder Umwege und gewaltsame Anläufe gemacht werden, ehe man die Straße, - die zu großen Zielen führt, wieder erreicht. Und wenn Verdi auch die völlige Wandlung, die sich in der Musikwelt - Italiens vorzubereiten scheint, nicht - miterleben sollte, so wird er doch als einer der ersten Bahnbrecher derselben - angeführt werden müssen und sein Requiem als das - Werk, das einen jener seltenen Momente im Kunst- und Kulturleben eines Volkes - darstellt, von welchen sich eine Wandlung seiner Richtung und eine neue Epoche jenes - Schaffens datiren.

+ >Rossini’s „Stabat + mater“ verglichen, ein Schritt aus dem Theatralischen nach dem wahrhaft + Kirchlichen zu, obwohl ihm, wie gesagt, von unserem vorbildlichen Standpunkte aus, + noch bei weitem zu viel des Opernhaften bleibt. Verdi war es nichts desto weniger darum zu thun, sich der ernsten + deutschen Schule zu nähern, deren bedeutendste, wenn auch noch von ihm vielfach + mißverstandene Schöpfungen ihm in seinem Requiem vorschweben. Wenn es ihm noch nicht gelungen ist, zur Einheit + des Stiles, der Stimmung und der Kunstform durchzudringen, wer wollte ihm wohl, der + aus so völlig andern Regionen zu uns herantritt, hieraus einen Vorwurf machen? Auch + beim Durchbruch zur ernsten Kunst müssen, wenn ihre erhabensten Gattungen einem + Volke für lange Zeit verloren gegangen waren, erst wieder Umwege und gewaltsame + Anläufe gemacht werden, ehe man die Straße, die zu großen Zielen führt, wieder + erreicht. Und wenn Verdi auch die völlige + Wandlung, die sich in der Musikwelt Italiens + vorzubereiten scheint, nicht miterleben sollte, so wird er doch als einer der ersten + Bahnbrecher derselben angeführt werden müssen und sein Requiem als das Werk, das einen jener seltenen Momente im + Kunst- und Kulturleben eines Volkes darstellt, von welchen sich eine Wandlung seiner + Richtung und eine neue Epoche jenes Schaffens datiren.

Die drei im Monat Januar bei überfülltem Hause in National-Zeitung, Berlin, 19. April 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

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CC BY 4.0

@@ -17,7 +18,7 @@ 181 - 181 + Morgen-Ausgabe 29 nz Erstes Beiblatt @@ -26,7 +27,9 @@ - + + + Bericht @@ -44,27 +47,27 @@ Königliches Opernhaus.

Die Aufführung von Verdi’sRequiem“ im Berliner - Opernhause ist ein - kunsthistorisches Ereigniß, welches man wohl mit den Versuchen in gleiche Linie - stellen kann, die in Paris und Bologna mit der Einführung Wagner’scher Opern gemacht wurde. Aber - der universelle Geschmack des deutschen Publikums hat auch bei dieser Veranlassung - wieder einen glänzenden Beweis seiner Ueberlegenheit gegeben. In Wien und - dem ganzen katholischen Süddeutschland, selbst noch in Dresden könnten andere - Strömungen mitgewirkt haben; der Erfolg, den das bedeutende Werk hier in Berlin gehabt hat, kommt ausschließlich auf Rechnung - seines unverkennbaren Werthes, der Fülle edler musikalischer Gedanken, der wirksamen - Durcharbeitung der Motive und allerdings auch jener einschmeichelnden Manier, die zu - allen Zeiten den italienischen Komponisten charakterisirt. Daß dies Alles aber mit - der vollen Empfänglichkeit aufgenommen und gewürdigt wurde, ist das Resultat jener - oft mit Unrecht geschmähten Freiheit von nationalen Vorurtheilen in Sachen der - Kunst, wie sie vorzugsweise in den Oratorien Verdi’sRequiem“ im Berliner + Opernhause ist ein kunsthistorisches + Ereigniß, welches man wohl mit den Versuchen in gleiche Linie stellen kann, die + in Paris und Bologna mit der Einführung Wagner’scher Opern gemacht wurde. Aber der universelle + Geschmack des deutschen Publikums hat auch bei dieser Veranlassung wieder einen + glänzenden Beweis seiner Ueberlegenheit gegeben. In Wien und dem ganzen katholischen + Süddeutschland, selbst noch in Dresden könnten andere Strömungen mitgewirkt haben; der + Erfolg, den das bedeutende Werk hier in Berlin + gehabt hat, kommt ausschließlich auf Rechnung seines unverkennbaren Werthes, der + Fülle edler musikalischer Gedanken, der wirksamen Durcharbeitung der Motive und + allerdings auch jener einschmeichelnden Manier, die zu allen Zeiten den + italienischen Komponisten charakterisirt. Daß dies Alles aber mit der vollen + Empfänglichkeit aufgenommen und gewürdigt wurde, ist das Resultat jener oft mit + Unrecht geschmähten Freiheit von nationalen Vorurtheilen in Sachen der Kunst, wie + sie vorzugsweise in den Oratorien Bach’s und Händel’s den Geschmack in dieser Richtung geläutert und gekräftigt hat, ist das Urtheil in Bezug auf kirchliche Kompositionen doppelt maßgebend und die @@ -90,51 +93,53 @@ ebenso vortrefflich zusammen, wie es ihm gelang, die feinen Schattirungen in den einzelnen vokalen und instrumentalen Nummern mit richtigem künstlerischen Gefühle hervorzuheben. Man darf nur an die hinreißende Wirkung des anmuthigen Agnus Dei erinnern, um zugleich der Sorgfalt in - der Einstudirung die höchste Anerkennung zollen zu können. Hier war eine Klarheit - und Innigkeit des Ausdrucks erzielt, wie sie nicht vollendeter gedacht werden - können.

+ key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus Dei erinnern, um zugleich der + Sorgfalt in der Einstudirung die höchste Anerkennung zollen zu können. Hier war eine + Klarheit und Innigkeit des Ausdrucks erzielt, wie sie nicht vollendeter gedacht + werden können.

Verdi hätten seine Nationalität verleugnen - müssen, wenn die Wirkung seines Requiem nicht in - vielen Theilen eine opernhafte, mehr sinnlich erregende, als geistig erhebende wäre. - Dies macht sich namentlich in der zweiten Hälfte geltend, wo z. B. gleich der Schluß - des Offertoriums in vielen Einzelheiten an - Meyerbeer’s Richtung erinnert. In - einem Lande, wo die übliche Kirchenmusik zum guten Theile aus Opernfragmenten - besteht, ist es nicht hoch genug anzuschlagen, wenn ein Komponist von Requiem nicht in vielen Theilen eine opernhafte, mehr sinnlich + erregende, als geistig erhebende wäre. Dies macht sich namentlich in der zweiten + Hälfte geltend, wo z. B. gleich der Schluß des Offertoriums in vielen Einzelheiten an Meyerbeer’s Richtung erinnert. In einem + Lande, wo die übliche Kirchenmusik zum guten Theile aus Opernfragmenten besteht, ist + es nicht hoch genug anzuschlagen, wenn ein Komponist von Verdi’s sinnlichem Feuer sich der ernsten, gehaltenen Richtung deutscher Musik so weit nähert, wie dies in seinem Requiem geschieht. Wird doch außerdem auch bei - diesem Werke der Mangel wahrhaft tiefer Religiosität durch den Impuls ersetzt, dem - es seine Entstehung verdankt; durch die Trauer der Nation um einen edlen Toten, um - den Mailänder Alessandro Manzoni, den - Dichter der „promessi sposi“. Dieser Zug adelt Verdi’s Schöpfung von vornherein. Um so höher müssen wir aber auch - die weihevolle Aufführung im Opernhause - stellen. Das Duett „recordare, Jesu - pie“, von Frl. Brandt und Frl. Lehmann gesungen, war wohl geeignet, eine - religiöse Stimmung in den Hörern zu erwecken, und in gleicher Weise erhob sich das - „lux aeterna<surplus resp="tr" - >e</surplus>“ gegen den Schluß zu einer mächtig ergreifenden Wirkung. Auch - hier war es der Mezzosopran des Frl. Brandt, der in Verbindung mit der Klangfülle des - Betz’schen Bariton - und dem schönen Vortrag des Frl. Lehmann und des Herrn Ernst eine innerlich - befriedigende Stimmung gewährte. Dem Sopran ist ein ziemlich beträchtlicher Antheil - an der Gesammtarbeit zugewiesen und Frl. Lehmann entledigte sich derselben mit - gewohnter Sicherheit, der vielleicht hier und da etwas größere Vorsicht einen noch - höheren Glanz hätte verleihen, wie auch die Wärme des ausdrucks mitunter stärker - hätte ausstrahlen können. Das Duett „recordare“ und das „agnus dei“ - waren für die beiden Damen ebenso lichte Höhepunkte, wie das „confutatis maledictis“ für Herrn - Betz, der hier seine - edle Tonbildung zur vollsten Geltung bringen konnte.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem geschieht. Wird doch außerdem + auch bei diesem Werke der Mangel wahrhaft tiefer Religiosität durch den Impuls + ersetzt, dem es seine Entstehung verdankt; durch die Trauer der Nation um einen + edlen Toten, um den Mailänder Alessandro + Manzoni, den Dichter der „promessi sposi“. Dieser Zug adelt Verdi’s Schöpfung von vornherein. Um so höher + müssen wir aber auch die weihevolle Aufführung im Opernhause stellen. Das Duett „recordare, Jesu pie“, von + Frl. Brandt und Frl. + Lehmann + gesungen, war wohl geeignet, eine religiöse Stimmung in den Hörern zu erwecken, und + in gleicher Weise erhob sich das „lux + aeterna<surplus resp="tr">e</surplus>“ gegen den Schluß zu einer + mächtig ergreifenden Wirkung. Auch hier war es der Mezzosopran des Frl. Brandt, der in Verbindung + mit der Klangfülle des Betz’schen Bariton und dem schönen Vortrag des Frl. Lehmann und des Herrn + Ernst eine + innerlich befriedigende Stimmung gewährte. Dem Sopran ist ein ziemlich + beträchtlicher Antheil an der Gesammtarbeit zugewiesen und Frl. Lehmann entledigte sich + derselben mit gewohnter Sicherheit, der vielleicht hier und da etwas größere + Vorsicht einen noch höheren Glanz hätte verleihen, wie auch die Wärme des ausdrucks + mitunter stärker hätte ausstrahlen können. Das Duett „recordare“ und das „agnus dei“ waren für die beiden Damen + ebenso lichte Höhepunkte, wie das „confutatis maledictis“ für Herrn Betz, der hier seine edle Tonbildung zur + vollsten Geltung bringen konnte.

Ganz besonders aber war es auch der Tüchtigkeit der Chöre zuzuschreiben, daß das Werk in vokaler Beziehung einen so durchaus günstigen Eindruck gewährte. Die Damen Lammert, Rossini’s - Stabat mater, wo der opernhafte Charakter - viel mehr hervortritt; namentlich bei dem „Domine Jesu Christe“ im Beginn des Stabat mater, wo der opernhafte + Charakter viel mehr hervortritt; namentlich bei dem „Domine Jesu Christe“ im Beginn des Offertoriums erreicht bei Verdi die Wirkung eine vollkommen erhabene Bedeutung, die allerdings weder an die gläubige Innigkeit Mozart’s noch an die Tiefe Beethoven’s heranreicht, aber immerhin - das Bestreben zu erkennen giebt, dem Charakter deutscher Musik nahe zu treten. Wie - schon in der erwähnten vortrefflichen Abhandlung über die Dresdener Aufführung - ausgesprochen wurde, ist der gesuchte Effekt des „mors stupebit“, wobei der - Solo-Baßsänger das Wort mors vereinzelt ertönen läßt und die große Trommel mit - dumpfem Schlage antwortet, gar zu äußerlich und auf leicht entzündbare italienische - Gemüther berechnet; ebenso blieb die etwas zu deutliche Reminiscenz beim „agnus dei“, welches sonst von großer Schönheit im - Gesammteindruck war, nicht unbemerkt und wohl jeder Hörer wurde dabei an das Gebet - in der „Stummen von Portici“ + key="beethoven.ludwig-van">Beethoven’s heranreicht, aber immerhin das + Bestreben zu erkennen giebt, dem Charakter deutscher Musik nahe zu treten. Wie schon + in der erwähnten vortrefflichen Abhandlung über die Dresdener Aufführung + ausgesprochen wurde, ist der gesuchte Effekt des „mors + stupebit“, wobei der Solo-Baßsänger das Wort mors vereinzelt ertönen + läßt und die große Trommel mit dumpfem Schlage antwortet, gar zu äußerlich und auf + leicht entzündbare italienische Gemüther berechnet; ebenso blieb die etwas zu + deutliche Reminiscenz beim „agnus + dei“, welches sonst von großer Schönheit im Gesammteindruck war, nicht + unbemerkt und wohl jeder Hörer wurde dabei an das Gebet in der „Stummen von Portici“ erinnert. Manche Aufstellungen, welche durch die Dresdener Aufführung hervorgerufen wurden, dürften sich hier vielleicht etwas modifiziren lassen, da es nicht ausbleiben kann, daß die Behandlung einzelner Theile aus verschiedenen diff --git a/tei/nzfm_1869-07-09_bologna.xml b/tei/nzfm_1869-07-09_bologna.xml index 5f79f96..750c401 100644 --- a/tei/nzfm_1869-07-09_bologna.xml +++ b/tei/nzfm_1869-07-09_bologna.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 9. Juli 1869 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1869-07-09_requiem-fuer-rossini.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -44,9 +45,9 @@ Vermischtes.

*—* Das Project Verdi’s, ein von - allen besseren italienischen Componisten zu verfasendes Requiem für Verdi’s, ein von allen + besseren italienischen Componisten zu verfasendes Requiem für Rossini zu veranlassen, liegt bereits in greifbarer Gestalt vor. Die Austheilung ist folgende: 1. NZfM, Leipzig, 12. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1874-06-12_mailand.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Nachmeldung diff --git a/tei/nzfm_1874-06-19_paris.xml b/tei/nzfm_1874-06-19_paris.xml index b3980a2..c84979f 100644 --- a/tei/nzfm_1874-06-19_paris.xml +++ b/tei/nzfm_1874-06-19_paris.xml @@ -5,10 +5,9 @@ NZfM, Leipzig, 19. Juni 1874 aus: Neue Freie Pr., 11.6. - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1874-06-19_paris.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@ - + + + Bericht @@ -55,21 +56,22 @@ target="nfp_1874-06-11_ein-requiem-von-verdi.xml" type="text">Neue Freie Presse, Wien, 11. Juni 1874
.
und Mailand zu Gehör - gebrachten Todtenmesse von Verdi statt. Ueber Verdi’s neues Requiem läßt sich die „W. Freie Presse“ aus Paris Folgendes schreiben:Es folgt - ein Auszug aus: Neue Freie Presse, Wien, 11. Juni 1874. „In - Wahrheit konnte man diese Generalprobe eine erste Aufführung nennen, da alle Räume - des Theaters von dem aus der Kunst- und fashionablen Welt geladenen Publikum besetzt - waren. Die Soli befanden sich in denselben Händen wie in Italien: Frau Stoltz (Sopran), Frau Waldmann (Alt) HH. - Capponi (Tenor) und Todtenmesse von Verdi statt. + Ueber Verdi’s neues Requiem läßt sich die + „W. Freie Presse“ aus Paris Folgendes schreiben:Es folgt ein Auszug aus: Neue Freie + Presse, Wien, 11. Juni 1874. „In Wahrheit konnte man diese + Generalprobe eine erste Aufführung nennen, da alle Räume des Theaters von dem aus + der Kunst- und fashionablen Welt geladenen Publikum besetzt waren. Die Soli befanden + sich in denselben Händen wie in Italien: Frau Stoltz + (Sopran), Frau Waldmann (Alt) HH. Capponi (Tenor) und Maini (Baß), Chor und Orchester waren der großen, der ital. und der kom. Oper entlehnt, die Zahl der Mitwirkenden betrug 200. Verdi wurde, als @@ -78,13 +80,13 @@ begrüßt, trotz des religiösen (?)Das Fragezeichen wurde von der NZfM eingefügt. Charakters der Composition wiederholte sich diese Kundgebung nach jeder der beiden Abtheilungen, es wurde nämlich nach dem - Lacrymosa eine größere Pause - gemacht. Der Erfolg war allerdings kein unbestrittener. Man fand das Werk wie alle - modernen ital. Kirchenmusiken z. B. Lacrymosa eine größere + Pause gemacht. Der Erfolg war allerdings kein unbestrittener. Man fand das Werk wie + alle modernen ital. Kirchenmusiken z. B. Rossinis Stabat mater und Messe zu weltlich, zu theatralisch,Die + key="rossini.petite-messe-solennelle" type="mus">Messe zu weltlich, zu + theatralisch,Die Hervorhebung wurde von der NZfM vorgenommen. zu materialistisch, und noch im Saale der kom. Oper hörte man das Bonmot, dieses Werk sei eine „Todtenmesse für ein Civilbegräbnis“Vgl. diff --git a/tei/nzfm_1875-06-25_wien_1.xml b/tei/nzfm_1875-06-25_wien_1.xml index 679b083..2bd6ad6 100644 --- a/tei/nzfm_1875-06-25_wien_1.xml +++ b/tei/nzfm_1875-06-25_wien_1.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 25. Juni 1875 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1875-06-25_wien.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -42,39 +43,43 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18750625&seite=9"/> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - + + + +

Wien. Am 11. und 12. Aufführungen von Verdi’s - Requiem unter - Leitung des Componisten im Requiem + unter Leitung des Componisten im Hofoperntheater bei überfüllten Häusern mit ächt Wienerischem Enthusiasmus. Im musikalischen Werthe möchten wir das Requiem seiner Aida gleichstellen. Das Werk entbehrt - allerdings der kirchlichen Weihe und Einfachheit, doch ist es in großem Style - angelegt und mit Verdi’s Reichthum an - Melodien und packenden Effekten durchgeführt. Von großer Wirkung ist das Agnus Dei. Sopran und Alt führen rein vocal in der Oktave - einen ganzen musikalischen Gedanken durch, welchen der Chor ebenfalls vocal piano wiederholt, schließlich fällt das Orchester ein, wo - dann in mächtigem Tutti der erste Gedanke durchgeführt wird. - Wirkliche Achtung verdient eine große Fuge im Libera für Sopran mit Chor. Das Agnus, Dies irae und Offertorium werden von - den Wienern stürmisch zur Wiederholung verlangt. Was die Ausführung anbelangt, so - wissen wir wahrlich nicht, wem die Palme zuerst gereicht werden soll. Sind wir von - dem Orchester unserer Philharmoniker an das vollendetste gewöhnt, so hat uns der - Chor unserer Hofoper durch Feuer, Feinheit und Piano’s überrascht und noch nie hat - sich dieser Körper in solcher Vollendung bewährt als unter Requiem seiner Aida + gleichstellen. Das Werk entbehrt allerdings der kirchlichen Weihe und Einfachheit, + doch ist es in großem Style angelegt und mit Verdi’s Reichthum an Melodien und packenden Effekten durchgeführt. + Von großer Wirkung ist das Agnus Dei. + Sopran und Alt führen rein vocal in der Oktave einen ganzen musikalischen Gedanken + durch, welchen der Chor ebenfalls vocal piano wiederholt, + schließlich fällt das Orchester ein, wo dann in mächtigem Tutti der erste Gedanke durchgeführt wird. Wirkliche Achtung verdient eine + große Fuge im Libera für Sopran mit Chor. Das Agnus, Dies irae und Offertorium + werden von den Wienern stürmisch zur Wiederholung verlangt. Was die Ausführung + anbelangt, so wissen wir wahrlich nicht, wem die Palme zuerst gereicht werden soll. + Sind wir von dem Orchester unserer Philharmoniker an das vollendetste gewöhnt, so + hat uns der Chor unserer Hofoper durch Feuer, Feinheit und Piano’s überrascht und + noch nie hat sich dieser Körper in solcher Vollendung bewährt als unter Verdi’s Direktion. Das Soloquartett bestand aus Gästen: Frl. Stolz, Frl. Waldmann, den diff --git a/tei/nzfm_1875-06-25_wien_2.xml b/tei/nzfm_1875-06-25_wien_2.xml index 2037714..0580080 100644 --- a/tei/nzfm_1875-06-25_wien_2.xml +++ b/tei/nzfm_1875-06-25_wien_2.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 25. Juni 1875 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1875-06-25_kaiser-von-oestreich.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -46,13 +47,13 @@

*—* Der Kaiser von Oestreich hat Verdi bei - Aufführung seiner „Aida“ das Comthurkreuz des Franz - Josephord. m. d. Stern und dem Verleger Riccordi das Ritterkreuz verliehen sowie dem - Orchester und Chor seine besondere Anerkennung für ihre Leistungen bei „Aida“ das Comthurkreuz + des Franz Josephord. m. d. Stern und dem Verleger Riccordi das Ritterkreuz verliehen + sowie dem Orchester und Chor seine besondere Anerkennung für ihre Leistungen bei Verdi’s - Requiem und - Oper aussprechen lassen. —

+ Requiem und Oper aussprechen lassen. —

diff --git a/tei/nzfm_1875-07-02_wien.xml b/tei/nzfm_1875-07-02_wien.xml index 99b5df9..0421a11 100644 --- a/tei/nzfm_1875-07-02_wien.xml +++ b/tei/nzfm_1875-07-02_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 2. Juli 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1875-07-02_verdis-aida.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -40,28 +41,32 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18750702&seite=7"/> - - + + Tagesgeschichte. - + + + + Neue und neu einstudirte Opern. - +

Verdi’sAida“ macht in Wien - ebenso volle Häuser wie sein Manzoni-Requiem. - Der Enthusiasmus hat nahezu die ganze Stadt angesteckt (ganz ähnlich wie einst bei - Rossini, als „Fidelio“ vollständig vergessen wurde); - Verdi ist jetzt bei den Wienern der - populärste Mann, in allen Wein- und Biergärten werden sogn. „Verdifeiern“ mit und - ohne Illumination inscenirt, alle Leierkasten drehen den Trovatore bis zur Aida herunter. Die hervorragendsten - Kritiker sind von dem allgemeinen Rausch in kaum glaublicher Weise angesteckt und - wissen nicht genug von der gediegenen Erfindung und feinen Ausarbeitung beider Werke - zu rühmen. Theilweise Erklärung findet diese Erscheinung dadurch, daß in Wien zahlreiche Italiener leben und überhaupt - südlich-gemüthliche Geschmacksrichtung dort überwiegt. —

+ key="verdi.aida" type="mus">Aida“ macht in Wien ebenso volle Häuser wie sein Manzoni-Requiem. Der Enthusiasmus hat nahezu die ganze Stadt + angesteckt (ganz ähnlich wie einst bei Rossini, als „Fidelio“ vollständig vergessen wurde); Verdi ist jetzt bei den Wienern der populärste Mann, in allen Wein- + und Biergärten werden sogn. „Verdifeiern“ mit und ohne Illumination inscenirt, alle + Leierkasten drehen den Trovatore bis zur Aida herunter. Die hervorragendsten Kritiker sind + von dem allgemeinen Rausch in kaum glaublicher Weise angesteckt und wissen nicht + genug von der gediegenen Erfindung und feinen Ausarbeitung beider Werke zu rühmen. + Theilweise Erklärung findet diese Erscheinung dadurch, daß in Wien zahlreiche Italiener leben und überhaupt südlich-gemüthliche + Geschmacksrichtung dort überwiegt. —

diff --git a/tei/nzfm_1875-10-22_bruessel.xml b/tei/nzfm_1875-10-22_bruessel.xml index ed6b078..f1fb9fc 100644 --- a/tei/nzfm_1875-10-22_bruessel.xml +++ b/tei/nzfm_1875-10-22_bruessel.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 22. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1875-10-22_bruessel.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -45,9 +46,9 @@ Tagesgeschichte. Aufführungen. -

Brüssel. Verdi’s +

Brüssel. Verdi’s Requiem soll daselbst Anfang December im Théatre de la diff --git a/tei/nzfm_1875-10-29_frankreich.xml b/tei/nzfm_1875-10-29_frankreich.xml index b42a316..6e52bd9 100644 --- a/tei/nzfm_1875-10-29_frankreich.xml +++ b/tei/nzfm_1875-10-29_frankreich.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 29. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1875-10-29_frankreich.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -62,10 +63,10 @@ key="bellotti.fausto" role="soloist.tenor">Bellotti
und Bassist Povoleri. Muzio, der künftige Orchesterdir. des - ital. Theaters in Paris, wird Chef dieser Wandertruppe sein, die zunächst - im südlichen Frankreich ihre Productionen + key="muzio.emanuele">Muzio
, der künftige Orchesterdir. des ital. Theaters in Paris, wird Chef dieser Wandertruppe sein, die zunächst im + südlichen Frankreich ihre Productionen beginnt.

diff --git a/tei/nzfm_1875-11-19_graz.xml b/tei/nzfm_1875-11-19_graz.xml index eb66b22..2cea6e9 100644 --- a/tei/nzfm_1875-11-19_graz.xml +++ b/tei/nzfm_1875-11-19_graz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 19. November 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1875-11-19_graz.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,27 +41,30 @@ /> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - + + + +

Graz. Am 1. und 2. - Requiem von Verdi mit Frl. Grödinger, Frl. Häckl, - Frl. Renée, Frl. Rubin, Fr. Storch-Zoder, Frl. Tomsa, - Frl. Topolanski, Fr. Treiber und der HH. Beck, Grengg, Mödlinger, - Puls, Stoll und Schwarz. -

+ Requiem von Verdi mit Frl. Grödinger, Frl. Häckl, Frl. Renée, Frl. + Rubin, Fr. Storch-Zoder, Frl. Tomsa, Frl. Topolanski, Fr. Treiber + und der HH. Beck, Grengg, Mödlinger, Puls, + Stoll und Schwarz.

diff --git a/tei/nzfm_1875-12-24_muenchen.xml b/tei/nzfm_1875-12-24_muenchen.xml index 565375e..1750174 100644 --- a/tei/nzfm_1875-12-24_muenchen.xml +++ b/tei/nzfm_1875-12-24_muenchen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 24. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1875-12-24_muenchen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,21 +41,23 @@ /> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - -

- München. Am + + + + +

München. + Am 12. 7. durch die Musikakademie unter Wüllners Leitung Verdi’s - Requiem zum ersten Male mit auffallendem - Erfolge.

+ Requiem zum ersten Male mit + auffallendem Erfolge.

diff --git a/tei/nzfm_1876-01-01_koeln.xml b/tei/nzfm_1876-01-01_koeln.xml index ccf53e9..95466a1 100644 --- a/tei/nzfm_1876-01-01_koeln.xml +++ b/tei/nzfm_1876-01-01_koeln.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 1. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-01-01_guerzenichkonzert.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -40,35 +41,39 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760101&seite=7"/> - - + + Correspondenzen. - + + + +

Cöln.

- +

Das vierte Gürzenichconcert brachte das von vielen Seiten mit Spannung erwartete - Requiem von Verdi, dem - Svendsen’sSigurd Slembe“, + Requiem von Verdi, dem Svendsen’sSigurd Slembe“, symphonische Einleitung zu Björne Björnsons gleichnamigem Drama) vorherging. Die Wahl dieser Composition des talentvollen nordischen Componisten unmittelbar vor dem Requiem des Italieners - mag Einiges gegen sich haben, trotzdem hätte die Vorführung des charakteristischen - Werkes mehr Beifall Seitens des Publikums verdient, welches an diesem Abend vor - Ungeduld nach Verdi’s vielbesprochener - Schöpfung für alles Andere unempfänglich schien. Die Ungeduld, mit der man einem - Werke entgegensah, welches äußerlich wenigstens als epochemachend zu bezeichnen ist - und welches in Wien, der Metropole der Musik, - einen sensationellen Erfolg gehabt, ist eine sehr begreifliche und wird noch - begreiflicher, wenn man bedenkt, daß der nun 60jährige Componist mit dem Requiem sich auf ein Gebiet wagte, welches er, da - es seiner Natur mindestens fern liegt, bis jetzt geflissentlich gemieden hatte. - Tritt man mit diesem Bewußtsein und hiernach modificirten Ansprüchen an das Werk - heran, so wird die Wirkung desselben jedenfalls die gehegten Erwartungen weit - übertreffen, ja es werden sich Stellen finden, die dazu herausfordern, mit dem + rend="antiqua">Requiem des + Italieners mag Einiges gegen sich haben, trotzdem hätte die Vorführung des + charakteristischen Werkes mehr Beifall Seitens des Publikums verdient, welches an + diesem Abend vor Ungeduld nach Verdi’s + vielbesprochener Schöpfung für alles Andere unempfänglich schien. Die Ungeduld, mit + der man einem Werke entgegensah, welches äußerlich wenigstens als epochemachend zu + bezeichnen ist und welches in Wien, der Metropole + der Musik, einen sensationellen Erfolg gehabt, ist eine sehr begreifliche und wird + noch begreiflicher, wenn man bedenkt, daß der nun 60jährige Componist mit dem Requiem sich auf ein Gebiet wagte, + welches er, da es seiner Natur mindestens fern liegt, bis jetzt geflissentlich + gemieden hatte. Tritt man mit diesem Bewußtsein und hiernach modificirten Ansprüchen + an das Werk heran, so wird die Wirkung desselben jedenfalls die gehegten Erwartungen + weit übertreffen, ja es werden sich Stellen finden, die dazu herausfordern, mit dem höchsten musikalischen Maßstabe gemessen zu werden, und in der That auch der strengsten Kritik getrost in’s Auge schauen dürfen. Es sind dies die Stellen, in denen der Comp. dem Effect die Concession entzogen, und sei es mit Benutzung @@ -76,73 +81,75 @@ formelle Anklänge an den kirchlichen Ritus eine Musik geschaffen hat, die bei individueller Physiognomie den Geist der Textesworte mit einem ihm entsprechenden Gewande umkleidete. Ich denke hierbei an die Nrn. I (Requiem aeternam), IV (Sanctus), zum Theil Nr. II (Dies irae) und VII (Libera me) und - einige andere kürzere Partien. In jedem von diesen Stücken herrscht vor allem eine - einheitliche Stimmung, die durch mannigfache specifisch musikalische Schönheiten - auch einem verwöhnten Geschmack genußreiche Momente in Fülle bietet. Je größeren - Ansprüchen diese Stellen aber genügen, desto begründeter erscheint das Recht, - denselben Maßstab an jede Nr., an das Werk in seiner Totalität zu legen. Und da - findet sich freilich Manches, was nicht nur die Probe nicht aushält sondern in einem - Requiem von vornherein als künstlerisch unsittlich - verworfen werden muß. Dies sind diejenigen Stellen, in denen der Kirchencomponist - vom Operncomponist überwuchert, in denen die - innere Uebereinstimmung der Musik und des Textes hintenangelegt und der Effekt auf den Schild erhoben wird. Dergleichen Partien - nehmen doch im Ganzen einen zu großen Raum ein, als daß die Schönheiten des Werkes - nicht darunter leiden müßten. Daß sich unter diesen Effecten, die im Ganzen auf den - Wagner-Liszt’schen Errungenschaften basiren, manche neue und höchst - originelle finden, soll nicht geläugnet werden, nur ist die Frage, ob sie hier am - Platze, deshalb nichts destoweniger mit mit Nein zu beantworten. So wirkt namentlich - das zu häufig verwendete hohe Tremolo der Geigen, (welches gänzlich zu verbannen - natürlich unbillig wäre) mit der Zeit peinigend, und wenn dann an einer Stelle auch - noch eine von Wagner zuerst oder mit - Vorliebe gebrauchte Modulation hinzutritt, so erwartet man jeden Augenblick den Ruf: - „Der Schwan, der Schwan!“Vgl. Lohengrin, Dritter Aufzug; der Ausruf steht - stets auf einem vollverminderten Septakkord, ungefähr vergleichbar mit dem - Beginn des Libera me. zu hören, ein - Umstand, der dem beabsichtigten Eindruck der betreffenden Stelle natürlich nicht - förderlich ist. Eine zu häufig verwandte Schlußformel (Dominantseptimenaccord mit - vorgehaltener Sexte unter einer Fermate)Vgl. z. B. - I (Requiem aeternam), IV + (Sanctus), zum Theil Nr. II (Dies irae) und VII (Libera + me) und einige andere kürzere Partien. In jedem von diesen Stücken + herrscht vor allem eine einheitliche Stimmung, die durch mannigfache specifisch + musikalische Schönheiten auch einem verwöhnten Geschmack genußreiche Momente in + Fülle bietet. Je größeren Ansprüchen diese Stellen aber genügen, desto begründeter + erscheint das Recht, denselben Maßstab an jede Nr., an das Werk in seiner Totalität + zu legen. Und da findet sich freilich Manches, was nicht nur die Probe nicht aushält + sondern in einem Requiem von vornherein als künstlerisch + unsittlich verworfen werden muß. Dies sind diejenigen Stellen, in denen der + Kirchencomponist vom Operncomponist überwuchert, in denen die innere Uebereinstimmung der Musik und des Textes + hintenangelegt und der Effekt auf den Schild erhoben wird. + Dergleichen Partien nehmen doch im Ganzen einen zu großen Raum ein, als daß die + Schönheiten des Werkes nicht darunter leiden müßten. Daß sich unter diesen Effecten, + die im Ganzen auf den Wagner-Liszt’schen Errungenschaften basiren, manche neue + und höchst originelle finden, soll nicht geläugnet werden, nur ist die Frage, ob sie + hier am Platze, deshalb nichts destoweniger mit mit Nein zu beantworten. So wirkt + namentlich das zu häufig verwendete hohe Tremolo der Geigen, (welches gänzlich zu + verbannen natürlich unbillig wäre) mit der Zeit peinigend, und wenn dann an einer + Stelle auch noch eine von Wagner zuerst + oder mit Vorliebe gebrauchte Modulation hinzutritt, so erwartet man jeden Augenblick + den Ruf: „Der Schwan, der Schwan!“Vgl. Lohengrin, Dritter Aufzug; der + Ausruf steht stets auf einem vollverminderten Septakkord, ungefähr vergleichbar + mit dem Beginn des Libera + me. zu hören, ein Umstand, der dem beabsichtigten Eindruck der + betreffenden Stelle natürlich nicht förderlich ist. Eine zu häufig verwandte + Schlußformel (Dominantseptimenaccord mit vorgehaltener Sexte unter einer + Fermate)Vgl. z. B. Offertorio., die, wenn sie nicht sparsam verwandt wird, trotz Wagner etwas Triviales an sich hat, berührt ebenfalls mit der Zeit unangenehm, wie denn die in den Solonrn. fast durchgängig hervortretende Neigung, den Haupteffect gegen den Sinn des Textes in den Schluß der musikalischen Periode zu legen, etwas entschieden Opernhaftes an sich trägt. Eine eigenthümliche Behandlung - hat das Agnus dei - erfahren, welches (abgesehen von einigen Intermezzo’s des Chors von zwei Solostimmen - (Sopran und Alt) in Octaven vorgetragen wird. Die Altstimme nimmt durch diesen - Contrast eine ausgesprochen männliche Färbung an, ein Effect, den ich nichts weniger - als schön finden kann, wenn ich auch überzeugt bin, daß ein großer Theil der Hörer - einen besonderen Reiz erblicken wird. Unschön ist auch die Fanfareneinleitung zum - Tuba - mirum durch 8 Solotrompeten, die zum Theil im Orchester, zum Theil - aus der Entfernung einen ganz amüsanten Ohrenschmaus bereiten aber doch mehr an den - Circus erinnern als an das jüngste Gericht. Immerhin bietet jedoch dieses Requiem - trotz aller Mängel des Schönen und Großartigen so Viel, daß es als eine wirkliche - Bereicherung der Literatur angesehen werden kann, wenn es sich auch mit unseren - ersten deutschen Schöpfungen auf kirchlichem Gebiete nicht messen darf. Man muß es - als ein besonderes Verdienst unserer Concertdirection bezeichnen, daß sie es sich - hat angelegen sein lassen, die erste Aufführung dieses Werkes im deutschen Reich zu - veranstalten. Durch die besondere Liebe und Gründlichkeit, welche Hiller den Proben angedeihen ließ, wurde eine - Aufführung erzielt, die bez. des Orchesters und Chores den Intentionen des - Componisten im besten Sinne gerecht wurde. Von den Solisten hätte sich Frl. Agnus + dei erfahren, welches (abgesehen von einigen Intermezzo’s des Chors + von zwei Solostimmen (Sopran und Alt) in Octaven vorgetragen wird. Die Altstimme + nimmt durch diesen Contrast eine ausgesprochen männliche Färbung an, ein Effect, den + ich nichts weniger als schön finden kann, wenn ich auch überzeugt bin, daß ein + großer Theil der Hörer einen besonderen Reiz erblicken wird. Unschön ist auch die + Fanfareneinleitung zum Tuba mirum durch 8 Solotrompeten, die zum Theil im + Orchester, zum Theil aus der Entfernung einen ganz amüsanten Ohrenschmaus bereiten + aber doch mehr an den Circus erinnern als an das jüngste Gericht. Immerhin bietet + jedoch dieses Requiem trotz aller Mängel des Schönen und Großartigen so Viel, daß es + als eine wirkliche Bereicherung der Literatur angesehen werden kann, wenn es sich + auch mit unseren ersten deutschen Schöpfungen auf kirchlichem Gebiete nicht messen + darf. Man muß es als ein besonderes Verdienst unserer Concertdirection bezeichnen, + daß sie es sich hat angelegen sein lassen, die erste Aufführung dieses Werkes im + deutschen Reich zu veranstalten. Durch die besondere Liebe und Gründlichkeit, welche + Hiller den Proben angedeihen ließ, + wurde eine Aufführung erzielt, die bez. des Orchesters und Chores den Intentionen + des Componisten im besten Sinne gerecht wurde. Von den Solisten hätte sich Frl. Lehmann und stellenweise auch Frl. Keller reinerer Intonationen befleißigen können. Im Uebrigen reihten auch sie sich nebst den HH. Diener und Schelper) dem Ganzen würdig ein. Das Werk wurde vom Publikum mit größter - Aufmerksamkeit verfolgt und, wenn auch nicht immer an den richtigen Stellen, durch - lebhaften Beifall ausgezeichnet. —

+ key="diener.franz">Diener
und Schelper) + dem Ganzen würdig ein. Das Werk wurde vom Publikum mit größter Aufmerksamkeit + verfolgt und, wenn auch nicht immer an den richtigen Stellen, durch lebhaften + Beifall ausgezeichnet. —

diff --git a/tei/nzfm_1876-01-14_bruenn.xml b/tei/nzfm_1876-01-14_bruenn.xml index da3984d..5dedb15 100644 --- a/tei/nzfm_1876-01-14_bruenn.xml +++ b/tei/nzfm_1876-01-14_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 14. Januar 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-01-14_bruenn.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -48,8 +49,8 @@

Brünn. Am 2. Verdi’s - Requiem durch den - Musikverein mit Frau Requiem + durch den Musikverein mit Frau Gomperz-Bettelheim, Frl. Will, den HH. Am 6. Wiederholung des Requiems von Requiems von Verdi mit gleicher Besetzung, welche als noch abgerundeter wie die erste hervorgehoben wird.

diff --git a/tei/nzfm_1876-01-14_muenchen.xml b/tei/nzfm_1876-01-14_muenchen.xml index 6e7de66..9c568a2 100644 --- a/tei/nzfm_1876-01-14_muenchen.xml +++ b/tei/nzfm_1876-01-14_muenchen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 14. Januar 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-01-14_muenchen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,24 +41,27 @@ /> - - + + Correspondenzen. - + + + +

München.

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Nach Abgang m. letzten Ber. gab die „Musikakademie“ noch zwei Concerte, in ersterem das Requiem von Verdi, in - letzterem Beethoven’s - siebente Symph. In diesem hörte das - Publikum auch Ihre Primadonna Frau Requiem von Verdi, + in letzterem Beethoven’s + siebente Symph. In diesem + hörte das Publikum auch Ihre Primadonna Frau Peschka-Leutner. Ich selbst war leider verhindert, das Concert zu besuchen. Einen Bericht über Verdi’s - Requiem will ich - verschieben*), bis das Werk zum zweiten Male gegeben worden ist.

+ Requiem will + ich verschieben*), bis das Werk zum zweiten Male gegeben worden ist.

*) Sehr zu billigen, denn es sind so viele Beurtheilungen dieser Verdi’schen Musik in Sicht, daß, da wir unseren Lesern unmöglich mehr wie 2- bis 3mal NZfM, Leipzig, 21. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-01-21_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Nachmeldung @@ -40,16 +41,20 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760121&seite=5"/> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - + + + +

Hamburg. Am 8. im Stadttheater Verdi’s - Requiem.

+ Requiem.

diff --git a/tei/nzfm_1876-02-11_dresden.xml b/tei/nzfm_1876-02-11_dresden.xml index 512814f..586f90a 100644 --- a/tei/nzfm_1876-02-11_dresden.xml +++ b/tei/nzfm_1876-02-11_dresden.xml @@ -4,11 +4,12 @@ NZfM, Leipzig, 11. Februar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

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@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -43,76 +46,79 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760211&seite=4"/> - - + + Correspondenzen - + + + +

Dresden.

Ein hochinteressantes Ereignis war die Aufführung von Verdi’s - <hi rend="antiqua">Requiem</hi> für Manzoni - im Hoftheater. Mit - Verdi ist es mir und wohl auch vielen - anderen Leuten grade so ergangen, wie das oft neuen und vorzugsweise bedeutenden - Kunsterscheinungen gegenüber dem Menschen begegnen kann: d. h. ich habe den Werth - dieses Componisten weit unterschätzt, ihn verkannt. In dieser Beziehung fand ich - wohl viele Kameraden, sogar im Vaterlande des Meisters. Wurde doch der junge - Verdi wegen „Talentlosigkeit“ beim + <hi rend="antiqua">Requiem</hi> für + Manzoni im Hoftheater. Mit Verdi ist es mir und wohl auch vielen anderen Leuten grade so + ergangen, wie das oft neuen und vorzugsweise bedeutenden Kunsterscheinungen + gegenüber dem Menschen begegnen kann: d. h. ich habe den Werth dieses Componisten + weit unterschätzt, ihn verkannt. In dieser Beziehung fand ich wohl viele Kameraden, + sogar im Vaterlande des Meisters. Wurde doch der junge Verdi wegen „Talentlosigkeit“ beim Conservatorium in Mailand abgewiesen. Die ersten Opern Verdi’s, die ich vor fast - dreißig Jahren kennen lernte, Nabuc<supplied resp="tr">c</supplied>o und I Lombardi wollten - mir, auch selbst vom Standpunkt der italienischen Oper aus betrachtet, trotz + dreißig Jahren kennen lernte, Nabuc<supplied resp="tr">c</supplied>o und I Lombardi + wollten mir, auch selbst vom Standpunkt der italienischen Oper aus betrachtet, trotz vorzüglicher Wiedergabe berühmter italienischer Sänger, durchaus nicht behagen, und wer hätte damals und auch noch später wohl voraussehen können, was dieser Componist als alter Mann werden würde? Ich gestehe diesen meinen großen Irrthum freudig zu gegenüber einem Werke, das zu den beachtenswerthesten Erscheinungen der Neuzeit gehört. Bei Verdi’s - Requiem darf man - allerdings nicht an die Todtenmessen + Requiem darf + man allerdings nicht an die Todtenmessen Mozart’s und Cherubini’s denken; es verlangt eben andere Voraussetzungen; aber auch mit Rossini’s kirchlichen Compositionen läßt sich Verdi’s Werk nicht vergleichen, im Vergleich zu welchen es mehr religiöse Weihe und Vertiefung hat. Kirchlich im üblichen Sinne ist dieses Requiem nicht, am Allerwenigsten nach evangelischer Anschauung, aber - man würde auch Unrecht thun, es „theatralisch“ zu nennen, wenn man es auch als - „dramatisch“ bezeichnen kann und ihm vor Allem das Prädikat „religiös“ nicht - vorenthalten darf. Daß das „dramatische“ Element in der religiösen Kunst seine + >Kirchlich im üblichen Sinne ist dieses Requiem nicht, am Allerwenigsten nach evangelischer + Anschauung, aber man würde auch Unrecht thun, es „theatralisch“ zu nennen, wenn man + es auch als „dramatisch“ bezeichnen kann und ihm vor Allem das Prädikat „religiös“ + nicht vorenthalten darf. Daß das „dramatische“ Element in der religiösen Kunst seine vollste Berechtigung hat — nun, darüber ist wohl nicht zu streiten: wo blieben dann Raphael, Correggio - etc. etc., Händel’s und Haydn’s - Oratorien, Bach’s Passionen und - nach ihnen vorzugsweise die größten Erscheinungen der Kirchenmusik bis zu unseren - Tagen! Uebrigens steht die altitalienische Kirchenmusik in noch viel näherer - Verwandtschaft zu der altitalienischen Oper, als Verdi’s - Requiem zu der heutigen - Oper Italiens. Wer also ohne jede Voreingenommenheit, mit vollem, offenen Herzen, - namentlich aber losgelöst von allen sehr zweifelhaft berechtigten Ansprüchen + etc. etc., Händel’s + und Haydn’s Oratorien, Bach’s Passionen und nach ihnen + vorzugsweise die größten Erscheinungen der Kirchenmusik bis zu unseren Tagen! + Uebrigens steht die altitalienische Kirchenmusik in noch viel näherer Verwandtschaft + zu der altitalienischen Oper, als Verdi’s + Requiem zu der + heutigen Oper Italiens. Wer also ohne jede Voreingenommenheit, mit vollem, offenen + Herzen, namentlich aber losgelöst von allen sehr zweifelhaft berechtigten Ansprüchen zopfiger Pedanterie der Todtenmesse Verdi’s entgegenkommt, der wird in derselben die durchaus edle, stimmungsvolle Kundgebung eines für seine Aufgabe hochbegeisterten schöpferischen Talentes ersten Ranges erkennen. Aus vollem, warmem Herzen ist dieses Requiem geschrieben und ebenso muß es von den Hörern + >Requiem geschrieben und ebenso muß es von den Hörern entgegengenommen werden. Daß dies hier von Seite des Publikums und der Kritik geschehen, beweisen der tiefe Eindruck, den die Hörerschaft empfangen, die hohe, ja begeisterte Anerkennung, mit welcher die gesammte kunstkritische Presse Dresdens sich in seltener Uebereinstimmung über das Werk des genialen Italieners ausgesprochen hat. Der Schwerpunkt der Wirkung liegt - bei dieser Todtenmesse in deren vocalem Theile. - Bei der reichen und in diesem Werke allenthalben edlen Melodik Verdi’s und bei dessen meisterhafter Handhabung - der Gesangstechnik erscheint hier die Klangschönheit der Menschenstimmen um so - ergreifender, als das ganze Werk, namentlich aber die Chöre, in schöner und + bei dieser Todtenmesse in deren + vocalem Theile. Bei der reichen und in diesem Werke allenthalben edlen Melodik + Verdi’s und bei dessen meisterhafter + Handhabung der Gesangstechnik erscheint hier die Klangschönheit der Menschenstimmen + um so ergreifender, als das ganze Werk, namentlich aber die Chöre, in schöner und mächtiger Polyphonie gehalten ist. Das Orchester, obwohl als selbstständige Macht auftretend, hält sich mit echt künstlerischer Discretion dem vocalen Theile gegenüber in zweiter Stellung. Prachtvoll in der Farbengebung, ausgestattet mit @@ -123,43 +129,45 @@ akustischen hölzernen Dresdner Interimshause ist die außerordentliche äußere Klangschönheit dieser Vocal- und Instrumentalmassen von großer Wirkung — wie muß dieses Requiem nun erst in dem weiten - Raume des Mailänder DomsDie Aufführungen fanden nicht im Dom, sondern in der - Kirche San Marco statt. - geklungen haben! Aber nicht die äußere Schönheit allein ist es, was dieses Werk - auszeichnet, auch der geistige Gehalt entspricht über Erwarten den Anforderungen, - welche an ein Kunstwerk dieser Art zu stellen sind. Daß nicht alle Nrn. auf gleicher - Höhe stehen, bedarf kaum der Erwähnung, aber keine steht unter der Grenzlinie des - Edlen und Schönen. Ich kann mich hier nicht auf eine Analyse jedes einzelnen Stückes - einlassen, es sei daher nur noch der glänzenden Höhepunkte gedacht, wie des Kyrie, des - Quid sum - miser (Terzett), des Rex tremendae (Quartett), - des Liber + ><title key="verdi.requiem" type="mus">Requiem nun erst in dem + weiten Raume des Mailänder DomsDie Aufführungen fanden nicht im Dom, sondern + in der Kirche San Marco + statt. geklungen haben! Aber nicht die äußere Schönheit allein ist es, + was dieses Werk auszeichnet, auch der geistige Gehalt entspricht über Erwarten den + Anforderungen, welche an ein Kunstwerk dieser Art zu stellen sind. Daß nicht alle + Nrn. auf gleicher Höhe stehen, bedarf kaum der Erwähnung, aber keine steht unter der + Grenzlinie des Edlen und Schönen. Ich kann mich hier nicht auf eine Analyse jedes + einzelnen Stückes einlassen, es sei daher nur noch der glänzenden Höhepunkte + gedacht, wie des Kyrie, des Quid sum miser + (Terzett), des Rex tremendae (Quartett), des Liber scriptus (Mezzosopransolo), des Lacrymosa (Quartett), des Domine Jesu - Christe (Quartett), des Agnus Dei (Solo für Sopran und - Mezzosopran), des Confutatis (ein prachtvolles Baßsolo) etc. Von - besonders großer Wirkung ist das libera me für Chor und die Worte lux perpetua, dem - katholischen Ritual nachgebildet, wie leises Gebet halb gesprochen, gehören zu den - genialsten Zügen. Am Wenigsten gelungen ist die große zweichörige Fuge des Sanctus. Sie ist nicht - gerade sehr geschickt componirt und — wie in der Regel alles Ungeschickte — - entsetzlich schwer in der Ausführung. Um eine glatte und sangbare Fuge fertig zu - bringen, muß ein Componist schon sehr viel Derartiges geschrieben haben. Nächst den - Helden des Contrapunktes Händel und Bach verstand das wohl Keiner so gut, als Mozart — was Sangbarkeit und Eleganz - betrifft, vielleicht sogar noch besser als Jene. Auch die Wirkung des Dies irae - und des Tuba + key="verdi.requiem.2.lacrymosa" type="mus">Lacrymosa + (Quartett), des Domine Jesu Christe (Quartett), des Agnus Dei + (Solo für Sopran und Mezzosopran), des Confutatis (ein + prachtvolles Baßsolo) etc. Von besonders großer Wirkung ist das libera me + für Chor und die Worte lux perpetua, dem katholischen Ritual nachgebildet, + wie leises Gebet halb gesprochen, gehören zu den genialsten Zügen. Am Wenigsten + gelungen ist die große zweichörige Fuge des Sanctus. Sie ist nicht gerade + sehr geschickt componirt und — wie in der Regel alles Ungeschickte — entsetzlich + schwer in der Ausführung. Um eine glatte und sangbare Fuge fertig zu bringen, muß + ein Componist schon sehr viel Derartiges geschrieben haben. Nächst den Helden des + Contrapunktes Händel und Bach + verstand das wohl Keiner so gut, als Mozart — was Sangbarkeit und Eleganz betrifft, vielleicht sogar noch + besser als Jene. Auch die Wirkung des Dies irae und des + Tuba mirum ist mehr äußerlicher Art. Die schwächeren Parteien dieses Requiems beeinträchtigen aber wie gesagt durchaus nicht den schönen Gesammteindruck, denn sie werden hinreichend durch Bedeutenderes aufgewogen. Man hört es diesem Werke @@ -178,34 +186,35 @@ Damen des Chors, hinter ihnen auf ziemlich steilem Podium die männlichen Chorsänger und hinter ihnen wieder in beträchtlicher Höhe die Schlaginstrumente und die Trompeten des Dies - irae. Die vier Solisten hatten ihre Plätze ganz vorn in der Mitte, - der Dirigent seitwärts rechts unmittelbar vor dem weiblichen Chor. Wie ich hörte, - ist diese Aufstellung bei der Wiener Aufführung - von Verdi selbst angewendet worden. Dem - Auge erscheint diese Ordnung sehr unsymmetrisch, aber da im Concert das Ohr dem Auge - voran steht (wenigstens voran stehen sollte), so ist diese Aufstellung der sonst - gebräuchlichen weit vorzuziehen, denn die Klangwirkung ist dadurch höchst wesentlich - gefördert. — Das Werk ist von Hrn. Capellm. Schuch mit großer Vorliebe und in jeder - Beziehung sorgfältig und verständnisvoll einstudirt. Es ist dem jungen talentvollen - Dirigenten zu dieser Leistung besonders Glück zu wünschen. Wenn derselbe in der sehr - begreiflichen Aufregung bei der ersten Aufführung einige Tempi (namentlich die - erwähnte Doppelfuge) etwas zu lebhaft nahm, so kann das sein Verdienst nicht - schmälern. Bei der zweiten Aufführung kamen die betreffenden Stellen in gemäßigterem - Tempo zu Gehör. Die Soli waren in den Händen von Frau Schuch-Proska, Frl. Nanitz, HH. Erl und Köhler, denen man - für ihre musikalisch correcten und schön empfundenen Leistungen volle Anerkennung - schuldig ist. Daß die Capelle auch bei dieser Gelegenheit sich als ein Orchester - bewährte, wie es deren nur sehr wenige geben dürfte, versteht sich von selbst. Allen - Respect aber vor dem Chor des Hoftheaters und seinem Chef, Hrn. MD. Riccius. Diese - wackere Schaar ging diesmal ohne die sonst bei großen Musikaufführungen üblichen - Hilfstruppen von Gesangvereinen, „kunstgeübten Dilettanten“ etc. ins Gefecht, - und dennoch, vielleicht auch eben deshalb, errang der Hoftheaterchor einen besonders - glänzenden Sieg.

+ irae. Die vier Solisten hatten ihre Plätze ganz vorn in der + Mitte, der Dirigent seitwärts rechts unmittelbar vor dem weiblichen Chor. Wie ich + hörte, ist diese Aufstellung bei der Wiener + Aufführung von Verdi selbst angewendet + worden. Dem Auge erscheint diese Ordnung sehr unsymmetrisch, aber da im Concert das + Ohr dem Auge voran steht (wenigstens voran stehen sollte), so ist diese Aufstellung + der sonst gebräuchlichen weit vorzuziehen, denn die Klangwirkung ist dadurch höchst + wesentlich gefördert. — Das Werk ist von Hrn. Capellm. Schuch mit großer Vorliebe und + in jeder Beziehung sorgfältig und verständnisvoll einstudirt. Es ist dem jungen + talentvollen Dirigenten zu dieser Leistung besonders Glück zu wünschen. Wenn + derselbe in der sehr begreiflichen Aufregung bei der ersten Aufführung einige Tempi + (namentlich die erwähnte Doppelfuge) etwas zu lebhaft nahm, so kann das sein + Verdienst nicht schmälern. Bei der zweiten Aufführung kamen die betreffenden Stellen + in gemäßigterem Tempo zu Gehör. Die Soli waren in den Händen von Frau Schuch-Proska, Frl. Nanitz, HH. Erl und Köhler, denen man für ihre + musikalisch correcten und schön empfundenen Leistungen volle Anerkennung schuldig + ist. Daß die Capelle auch bei dieser Gelegenheit sich als ein Orchester bewährte, + wie es deren nur sehr wenige geben dürfte, versteht sich von selbst. Allen Respect + aber vor dem Chor des Hoftheaters und seinem Chef, Hrn. MD. Riccius. Diese wackere Schaar + ging diesmal ohne die sonst bei großen Musikaufführungen üblichen Hilfstruppen von + Gesangvereinen, „kunstgeübten Dilettanten“ etc. ins Gefecht, und dennoch, + vielleicht auch eben deshalb, errang der Hoftheaterchor einen besonders glänzenden + Sieg.

F. G.

diff --git a/tei/nzfm_1876-02-18_dresden.xml b/tei/nzfm_1876-02-18_dresden.xml index c74e83e..e31baf0 100644 --- a/tei/nzfm_1876-02-18_dresden.xml +++ b/tei/nzfm_1876-02-18_dresden.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 18. Februar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-02-18_dresden.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,10 +41,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760218&seite=9"/> - - + + Tagesgeschichte. - + + + + Aufführungen neuerer und bemerkenswerther älterer Werke.

NZfM, Leipzig, 3. März 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-03-03_berlin.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Bericht @@ -42,24 +43,28 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760303&seite=9"/> - - + + Tagesgeschichte. - + + + + Neue und neueinstudirte Opern -

Von „Tristan und Isolde“ kann an der - Berliner Hofoper die erste +

Von „Tristan und Isolde“ + kann an der Berliner Hofoper die erste Vorstellung erst Mitte März erfolgen. Die zahlreichen Proben hierzu unter Eckert’s Leitung beschäftigen die künstlerischen Kräfte namentlich des Orchesters dergestalt, daß es noch zweifelhaft ist, ob sich „Der Widerspänstigen Zähmung“ - von Götz noch in dieser Saison ermöglichen lassen wird, um so mehr, als anstatt - für diese deutsche Oper für eine Opernhausaufführung von Verdi’s - ital. Requiem an maßgebender Stelle - überhaupt viel größere Sympathie vorherrscht. —

+ key="goetz.der-widerspenstigen-zaehmung" type="mus">Der Widerspänstigen + Zähmung“ von Götz noch in dieser Saison ermöglichen lassen wird, um so + mehr, als anstatt für diese deutsche Oper für eine Opernhausaufführung von Verdi’s ital. Requiem an maßgebender Stelle überhaupt viel größere Sympathie + vorherrscht. —

diff --git a/tei/nzfm_1876-03-03_salzburg-koeln.xml b/tei/nzfm_1876-03-03_salzburg-koeln.xml index 3306e2c..b830c77 100644 --- a/tei/nzfm_1876-03-03_salzburg-koeln.xml +++ b/tei/nzfm_1876-03-03_salzburg-koeln.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 3. März 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-03-03_salzburg-und-koeln.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,10 @@
- + + + + Nachmeldung @@ -40,18 +42,21 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760303&seite=9"/> - - + + Tagesgeschichte. - + + + + Aufführungen neuerer und bemerkenswerther älterer Werke. -

Verdi, G., Requiem. Salzburg, durch den +

Verdi, G., Requiem. Salzburg, durch den Dommusikverein.

-

—— desgl. Cöln, 8. Gürzenichconcert.

+

—— desgl. Cöln, 8. Gürzenichconcert.

diff --git a/tei/nzfm_1876-03-10_leipzig.xml b/tei/nzfm_1876-03-10_leipzig.xml index 2c86ccc..0c71621 100644 --- a/tei/nzfm_1876-03-10_leipzig.xml +++ b/tei/nzfm_1876-03-10_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 10. März 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-03-10_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,23 +41,27 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760310&seite=6"/> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - + + + +

Leipzig. Am 9. im neunzehnten Gewandhausconcert mit Frau Peschka, Frl. Nanitz aus Dresden, HH. W. Pielke und Köhler aus Dresden: Verdi’s - Requiem.

+ >Dresden, HH. W. Pielke und Köhler aus Dresden: Verdi’s + Requiem. —

diff --git a/tei/nzfm_1876-03-10_wiesbaden.xml b/tei/nzfm_1876-03-10_wiesbaden.xml index a2a080c..2aeaf5b 100644 --- a/tei/nzfm_1876-03-10_wiesbaden.xml +++ b/tei/nzfm_1876-03-10_wiesbaden.xml @@ -5,10 +5,9 @@ NZfM, Leipzig, 10. März 1876 [2] aus einer Wiesbadener Ztg.? - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-03-10_wiesbaden.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@ - + + + Bericht @@ -41,11 +42,14 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760310&seite=7"/> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - + + + +

Wiesbaden. Am 22. und @@ -53,8 +57,8 @@ 25. Febr. zwei Aufführungen von Verdi’s - Requiem im königl. - Theater mit den Gesangkräften der Oper, des Requiem im + königl. Theater mit den Gesangkräften der Oper, des Cäcilienvereins etc. etc., „einem stattlichen Chor von 120 klangvollen und auf das Sorgfältigste eingeschulten Stimmen, die im Verein mit dem verstärkten Orchester eine so imposante Massenwirkung @@ -87,32 +91,32 @@ wenigstens würde sich Dergleichen absolut nicht bieten lassen. Hat man doch selbst dem Mozart’schen - Requiem sein Anrecht auf - die Kirche bestritten, und wie mild und resignirt ist es doch im Vergleich mit dem - Verdischen! Sieht man aber hiervon ganz ab - und betrachtet das Werk als eine Art Vereinigung von dramatischer und Concertmusik, - der ein kirchlicher Text nur als Unterlage dient, so muß - man gestehen, daß es das allgemeine Aufsehen nicht mit Unrecht erregt. Für uns - Deutsche muß eine nicht geringe Genugthuung darin liegen, daß die Forderung: - Wahrheit des Ausdrucks, Uebereinstimmung zwischen Wort und Ton auch durch einen - Italiener nicht mehr von der Hand gewiesen werden kann. Verdi hat eine recht dramatische Musik + Requiem sein + Anrecht auf die Kirche bestritten, und wie mild und resignirt ist es doch im + Vergleich mit dem Verdischen! Sieht + man aber hiervon ganz ab und betrachtet das Werk als eine Art Vereinigung von + dramatischer und Concertmusik, der ein kirchlicher Text nur als + Unterlage dient, so muß man gestehen, daß es das allgemeine Aufsehen nicht + mit Unrecht erregt. Für uns Deutsche muß eine nicht geringe Genugthuung darin + liegen, daß die Forderung: Wahrheit des Ausdrucks, Uebereinstimmung zwischen Wort + und Ton auch durch einen Italiener nicht mehr von der Hand gewiesen werden kann. + Verdi hat eine recht dramatische Musik geschrieben, die nur an wenigen Stellen in seine alten Banalitäten zurückfällt. Es hat wohl selten ein Componist einen solchen Abgrund zu überbrücken gewußt, wie er zwischen Verdi’s Erstlingsoper NabucodonosorNabucco war nicht Verdis erste, aber seine erste - international erfolgreiche Oper. und dem Requiem liegt.“ — Sind denn übrigens die in - religiöser Beziehung viel gehaltvolleren und tieferen deutschen Kirchenwerke eines - Bach, Beethoven, Liszt, Brahms, Rubinstein u. A. durch zahlreiche Aufführungen - bei uns überall etwa schon so eingebürgert, daß man sich bereits dem Luxus von zwei - so großartigen Kraftentfaltungen für ein dem deutschen Wesen so heterogenes Werk - hingeben darf? Wann werden wir unsere eigene Nationalität zu achten anfangen? D. R. - —

+ rend="antiqua">NabucodonosorNabucco war nicht + Verdis erste, aber seine erste international erfolgreiche Oper. und dem + Requiem + liegt.“ — Sind denn übrigens die in religiöser Beziehung viel gehaltvolleren und + tieferen deutschen Kirchenwerke eines Bach, Beethoven, + Liszt, Brahms, Rubinstein u. A. + durch zahlreiche Aufführungen bei uns überall etwa schon so eingebürgert, daß man + sich bereits dem Luxus von zwei so großartigen Kraftentfaltungen für ein dem + deutschen Wesen so heterogenes Werk hingeben darf? Wann werden wir unsere eigene + Nationalität zu achten anfangen? D. R. —

diff --git a/tei/nzfm_1876-03-17_prag.xml b/tei/nzfm_1876-03-17_prag.xml index bb7f6e0..df4df07 100644 --- a/tei/nzfm_1876-03-17_prag.xml +++ b/tei/nzfm_1876-03-17_prag.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 17. März 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-03-17_prag.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -42,10 +43,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760317&seite=7"/> - - + + Correspondenzen. - + + + +

Prag.

Unsere Theaterleitung ist endlich in der letzten Zeit ihres Regimes dahin gelangt, mit Vater Homeros (Odyssee I. 350Verdi mit seiner musikalischen - Vergangenheit gebrochen und strebt seit La - forza del <pb break="yes" n="123" type="regular"/>destino einem neuen - Ziel zu. Auch im Requiem, - welches bisher dreimal aufgeführt wurde, wandelt Verdi ungewohnte Pfade und sein Temperament widerstrebt gradezu dem - vorgesetzten Style, dem Ausfluß inbrünstiger Hingebung an die Gottheit und - unentweihter Keuschheit der Empfindung. So zur Selbstverleugnung genöthigt, verlor - V. den sicher leitenden Instinct, was - sich deutlich darin zeigt, daß überall das rechte Maß verfehlt ist. Bald dramatische - Leidenschaftlichkeit (dies irae) und nachgrade - theatralisches Pathos (Mors stupebit), bald eine peinliche Herbheit und Simplicität im - Ausdruck (Octavenparallelen im Agnus) La forza del destino + einem neuen Ziel zu. Auch im Requiem, welches bisher dreimal aufgeführt wurde, wandelt Verdi ungewohnte Pfade und sein Temperament + widerstrebt gradezu dem vorgesetzten Style, dem Ausfluß inbrünstiger Hingebung an + die Gottheit und unentweihter Keuschheit der Empfindung. So zur Selbstverleugnung + genöthigt, verlor V. den sicher leitenden + Instinct, was sich deutlich darin zeigt, daß überall das rechte Maß verfehlt ist. + Bald dramatische Leidenschaftlichkeit (dies + irae) und nachgrade theatralisches Pathos (Mors + stupebit), bald eine peinliche Herbheit und Simplicität im Ausdruck + (Octavenparallelen im Agnus) „Diabolus in musica“Der Ausdruck ist hier auf die Parallelführung der Akkorde in Quintlage gemünzt. im ) noch die 2 Fugen, von denen die zum <title - key="verdi.requiem.4" type="mus">Sanctus übrigens eine schwache grammatische - Toncombination ist, geeignet, Sanctus übrigens eine schwache + grammatische Toncombination ist, geeignet, Leibnitz’s einseitige Ansicht vom Wesen der MusikIm Hintergrund steht der vielzitierte Satz »Musica est exercitium arithmeticae occultum nescientis se numerare animi« – »Musik ist eine verborgene Rechenkunst des seines Zählens unbewussten Geistes«, Brief von Gottfried Wilhelm Leibniz an Christian Goldbach vom 27. April 1712. zu bestätigen. Der Vocal- und Instrumentalkörper war zu den Aufführungen des Requiem - ansehnlich verstärkt, die Soli (Hajos, - Schebesta, Moser, Burenne) bis auf die Baßpartie, welche seltsamer Weise dem Bariton - zugetheilt wurde, sehr gut vertreten. Das Ensemble ging unter Kplm. Slanskys Leitung recht präcis und - ausdrucksvoll.

+ type="event">Aufführungen des Requiem ansehnlich verstärkt, die Soli (Hajos, Schebesta, Moser, Burenne) bis auf die Baßpartie, welche + seltsamer Weise dem Bariton zugetheilt wurde, sehr gut vertreten. Das Ensemble ging + unter Kplm. Slanskys Leitung recht präcis + und ausdrucksvoll.

diff --git a/tei/nzfm_1876-03-17_verdi.xml b/tei/nzfm_1876-03-17_verdi.xml index 6e904c9..254c2c8 100644 --- a/tei/nzfm_1876-03-17_verdi.xml +++ b/tei/nzfm_1876-03-17_verdi.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 17. März 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-03-17_verdi.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,16 +41,18 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760317&seite=9"/> - - + + Tagesgeschichte. - + Aufführungen neuerer und bemerkenswerther älterer Werke. + +

Verdi, G., Requiem. Leipzig, - 19. Gewandhausconcert (2mal).

+ >Verdi, G., Requiem. Leipzig, 19. Gewandhausconcert (2mal).

diff --git a/tei/nzfm_1876-03-31_leipzig.xml b/tei/nzfm_1876-03-31_leipzig.xml index a46beca..b0226bf 100644 --- a/tei/nzfm_1876-03-31_leipzig.xml +++ b/tei/nzfm_1876-03-31_leipzig.xml @@ -4,11 +4,12 @@ NZfM, Leipzig, 31. März 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-03-31_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -45,12 +48,12 @@ Correspondenzen.

Leipzig.

-

Leipzig - ist beruhigt, es hat nämlich nun ebenfalls seine Aufführung von Verdi’s - Requiem gehabt, und - zwar sogar eine doppelte, von denen die zweite - erschreckend schwach besucht gewesen und sich auch dadurch von der ersten +

Leipzig ist + beruhigt, es hat nämlich nun ebenfalls seine Aufführung von Verdi’s + Requiem + gehabt, und zwar sogar eine doppelte, von denen + die zweite erschreckend schwach besucht gewesen und sich auch dadurch von der ersten unterschieden haben soll, daß Frau Peschka-Leutner, welche statt Frl. Nanitz die Altpartie aushülfsweise übernehmen mußte, da so schnell @@ -66,8 +69,8 @@ Brahms, Volkmann etc. hinreichend unbefangen, pietätvoll und vollständig gebracht haben, auch einer Erscheinung wie jenem Requiem einmal ihre - Betrachtung schenken, aber auch nur solche. Allen dagegen, die sich dessen noch + rend="antiqua">Requiem einmal + ihre Betrachtung schenken, aber auch nur solche. Allen dagegen, die sich dessen noch nicht rühmen können, dürfte sich wohl einige Beherzigung unserer, S. 115 der Wiesbadener NotizVgl. NZfM, 10. März @@ -107,9 +110,9 @@ daß die Hauptbedingung eines solchen in der Styleinheit beruht. Wie es mit diesem Erforderniß in Verdi’s - Requiem bestellt ist, - das wird selbst dem Laien beim Anhören kein Geheimnis geblieben sein. Gewiß hat - Verdi mit vollstem Ernst, mit + Requiem + bestellt ist, das wird selbst dem Laien beim Anhören kein Geheimnis geblieben sein. + Gewiß hat Verdi mit vollstem Ernst, mit sichtlicher Selbstbeherrschung, mit Darangabe redlichsten Bemühens, seiner Opernnatur möglichst sich zu entäußern, eine würdige Haltung zu gewinnen sich angelegen sein lassen, aber die Opernnatur ist denn doch zu mächtig in Requiem, mag - immer sein Glanz nur ephemer sich erweisen, ein Ehrenmal Verdi’s, ungleich gewichtiger als z. B. das - seiner Zeit gleichfalls über Gebühr in den Himmel erhobene Stabat mater von Rossini; schon der Gedanke, dem - großgeistigen Landsmanne Manzoni ein musikalisches Erinnerungsopfer darzubringen,*) - gereicht dem Componisten zur Ehre, und diese Gesinnung erhöht den Werth des Werkes, - wenngleich sie allein nicht ausreicht, ein epochemachendes Meisterwerk zu gestalten. - Als bisher fast nirgends gerügte Schwäche des Werkes fällt dagegen ferner auf der - Mangel fast jeder stetigeren Cantilene, ruhigerer, gesättigterer melodiöser - Gedankenentfaltung. Besäße dieses Requiem nur eine jener üppigen naiv oberflächlichen Melodien - aus Rossini’s - Stabat mater, - letztere würde in ihrer nationalen Unverfälschtheit bereits eine wahrhaft - wohlthuende Oase zwischen all der fieberhaften Unruhe und verzehrenden Leidenschaft - bilden, welche nicht genug Effecte auf Effecte häufen kann. Eher läßt sich bei dem - Comp. des „Troubadour“ etc. übersehen, daß - er mit seinen beiden zum Theil doppelchörigen Fugenanläufen möglichst schnell fertig - zu werden sucht. — Die erste Ausführung ließ an Exactheit und Sauberkeit weder im - vocalen noch instrumentalen Theile etwas zu wünschen und verlief über Erwarten - glücklich, das Werk war mit einer Sorgfalt und Hingebung vorbereitet worden, um die - es manche deutsche Novität beneiden mußte. Als Solisten beteiligten sich von hier - Frau Peschka-Leutner und Hr. Pielke, und von der Dresdner Hofoper - Hr. Köhler und - Frl. Nanitz, eine - mit ihrem sonoren Alt und erwärmenden Vortrage höchst sympathisch berührende - Sängerin.

+ bleibt das Requiem, mag immer sein Glanz nur ephemer sich erweisen, ein + Ehrenmal Verdi’s, ungleich gewichtiger als + z. B. das seiner Zeit gleichfalls über Gebühr in den Himmel erhobene Stabat + mater von Rossini; + schon der Gedanke, dem großgeistigen Landsmanne Manzoni ein musikalisches + Erinnerungsopfer darzubringen,*) gereicht dem Componisten zur Ehre, und diese + Gesinnung erhöht den Werth des Werkes, wenngleich sie allein nicht ausreicht, ein + epochemachendes Meisterwerk zu gestalten. Als bisher fast nirgends gerügte Schwäche + des Werkes fällt dagegen ferner auf der Mangel fast jeder stetigeren Cantilene, + ruhigerer, gesättigterer melodiöser Gedankenentfaltung. Besäße dieses Requiem nur + eine jener üppigen naiv oberflächlichen Melodien aus Rossini’s + Stabat + mater, letztere würde in ihrer nationalen Unverfälschtheit bereits + eine wahrhaft wohlthuende Oase zwischen all der fieberhaften Unruhe und verzehrenden + Leidenschaft bilden, welche nicht genug Effecte auf Effecte häufen kann. Eher läßt + sich bei dem Comp. des „Troubadour“ etc. übersehen, daß er mit seinen beiden zum Theil + doppelchörigen Fugenanläufen möglichst schnell fertig zu werden sucht. — Die erste + Ausführung ließ an Exactheit und Sauberkeit weder im vocalen noch instrumentalen + Theile etwas zu wünschen und verlief über Erwarten glücklich, das Werk war mit einer + Sorgfalt und Hingebung vorbereitet worden, um die es manche deutsche Novität + beneiden mußte. Als Solisten beteiligten sich von hier Frau Peschka-Leutner und + Hr. Pielke, und + von der Dresdner Hofoper Hr. Köhler und Frl. Nanitz, eine mit ihrem sonoren Alt und + erwärmenden Vortrage höchst sympathisch berührende Sängerin.

B.

*) Das Gewandhausprogramm schwieg hierüber vollständig, sodaß von dem an diesen eigentlichen Beweggrund des Entstehens sich knüpfenden Interesse des diff --git a/tei/nzfm_1876-04-07_elberfeld.xml b/tei/nzfm_1876-04-07_elberfeld.xml index a20d9d0..87822d3 100644 --- a/tei/nzfm_1876-04-07_elberfeld.xml +++ b/tei/nzfm_1876-04-07_elberfeld.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 7. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-04-07_elberfeld.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Nachmeldung @@ -40,17 +41,21 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760407&seite=8"/> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - + + + +

Elberfeld. Am 5. unter Leitung von Schornstein Verdi’s - Requiem.

+ Requiem. —

diff --git a/tei/nzfm_1876-04-14_rio-de-janeiro.xml b/tei/nzfm_1876-04-14_rio-de-janeiro.xml index 0550f17..42afd46 100644 --- a/tei/nzfm_1876-04-14_rio-de-janeiro.xml +++ b/tei/nzfm_1876-04-14_rio-de-janeiro.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 14. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-04-14_rio-de-janeiro.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -40,17 +41,20 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760414&seite=6"/> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - + + + +

Rio de Janeiro. Auch die Hauptstadt Brasiliens hat bereits ihre Aufführung von Verdi’s - Requiem unter großem - Furore gehabt.

+ Requiem + unter großem Furore gehabt. —

diff --git a/tei/nzfm_1876-04-21_salzburg.xml b/tei/nzfm_1876-04-21_salzburg.xml index 1d29bb8..36b7eb2 100644 --- a/tei/nzfm_1876-04-21_salzburg.xml +++ b/tei/nzfm_1876-04-21_salzburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 21. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-04-21_salzburg.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -40,18 +41,20 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760421&seite=7"/> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - -

Salzburg. Am 23. + + + + +

Salzburg. Am 23. Verdi’s - Requiem mit der - Gräfin Gatterburg, Frl. Voigt (Sopran), Hrn. Requiem + mit der Gräfin Gatterburg, Frl. + Voigt (Sopran), Hrn. Huber (Tenor) und Hrn. Schuegraft aus München.

diff --git a/tei/nzfm_1876-06-09_hannover.xml b/tei/nzfm_1876-06-09_hannover.xml index e27e5af..697db54 100644 --- a/tei/nzfm_1876-06-09_hannover.xml +++ b/tei/nzfm_1876-06-09_hannover.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 9. Juni 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-06-09_hannover.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,15 +41,17 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760609&seite=7"/> - - + + Tagesgeschichte. - + Aufführungen neuerer und bemerkenswerther älterer Werke. - -

Verdi, G., Requiem. + + +

Verdi, G., Requiem. Hannover, wohlth. Concert.

diff --git a/tei/nzfm_1876-06-09_weimar.xml b/tei/nzfm_1876-06-09_weimar.xml index 517d958..70aa570 100644 --- a/tei/nzfm_1876-06-09_weimar.xml +++ b/tei/nzfm_1876-06-09_weimar.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 9. Juni 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-06-09_weimar.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -40,18 +41,21 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18760609&seite=5"/> - - + + Correspondenzen. - + + + +

Weimar.

Von Verdi’s so schnell in die Mode - gekommenen Manzoni-Requiem hatten auch wir - eine Aufführung unter Müller-Hartungs Leitung im Hoftheater mit Frau Manzoni-Requiem hatten + auch wir eine Aufführung unter Müller-Hartungs Leitung im + Hoftheater mit Frau Fichtner-Spohr, Frl. Dotter, den HH. NZfM, Leipzig, 24. November 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-11-24_breslau.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Nachmeldung diff --git a/tei/nzfm_1876-12-01_breslau.xml b/tei/nzfm_1876-12-01_breslau.xml index 4945cab..e9118c5 100644 --- a/tei/nzfm_1876-12-01_breslau.xml +++ b/tei/nzfm_1876-12-01_breslau.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 1. Dezember 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-12-01_breslau.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Kurzbericht @@ -40,25 +41,28 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18761201&seite=5"/> - - + + Correspondenzen. - +

Breslau.

- + +
+ +

Die Breslauer - Singakademie unter Leitung von Julius Schäffer hatte sich diesmal - als erste Aufführung ein Werk gewählt, welches in gewisser Beziehung weit ab von - ihrem Wirkungskreis des als gediegenen Religiösen lag, nämlich das Manzoni-Requiem von - Verdi. Es wurde ohne fremde Hülfe auswärtiger Solisten am 7. Nov. unter großer Betheiligung des Publikums - ganz vortrefflich ausgeführt und fand die ihm gebührende Würdigung als - hochinteressantes, sehr modern mit vielen Effecten ausgestattetes Tonwerk, dessen - Kirchlichkeit dem deutschen Hörer unfaßbar ist.

+ Singakademie + unter Leitung von Julius + Schäffer hatte sich diesmal als erste Aufführung ein Werk + gewählt, welches in gewisser Beziehung weit ab von ihrem Wirkungskreis des als + gediegenen Religiösen lag, nämlich das Manzoni-Requiem von Verdi. Es + wurde ohne fremde Hülfe auswärtiger Solisten am 7. + Nov. unter großer Betheiligung des Publikums ganz vortrefflich + ausgeführt und fand die ihm gebührende Würdigung als hochinteressantes, + sehr modern mit vielen Effecten ausgestattetes Tonwerk, dessen Kirchlichkeit dem + deutschen Hörer unfaßbar ist.

diff --git a/tei/nzfm_1876-12-15_bristol.xml b/tei/nzfm_1876-12-15_bristol.xml index 29b98c8..a187702 100644 --- a/tei/nzfm_1876-12-15_bristol.xml +++ b/tei/nzfm_1876-12-15_bristol.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 15. Dezember 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1876-12-15_bristol.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,16 +41,18 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18761215&seite=9"/> - - + + Tagesgeschichte. - + Aufführungen neuerer und bemerkenswerther älterer Werke. - + + +

Verdi, G., Requiem. Bristol, - Musikfest.

+ >Verdi, G., Requiem. Bristol, Musikfest.

diff --git a/tei/nzfm_1877-03-02_stuttgart.xml b/tei/nzfm_1877-03-02_stuttgart.xml index 9229c0b..fc85720 100644 --- a/tei/nzfm_1877-03-02_stuttgart.xml +++ b/tei/nzfm_1877-03-02_stuttgart.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 2. März 1877 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1877-03-02_stuttgart.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,10 +41,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18770302&seite=3"/> - - + + Correspondenzen. - + + + +

Stuttgart.

Die letzte Zeit brachte und eine wahre Fluth von Concerten. Am 19. Dec. gaben die Schumann’s Quartett, Beethoven’s - Quartett Op. 131 und das neue Streichquartett von Quartett Op. 131 und das neue + Streichquartett von Verdi, welches wie alles Ausländische auch hier ebenso lebhafte Neugier wie Enttäuschung erregte! Kurz darauf gelangte Verdi’s - Requiem mit viel größerem Interesse und - Erfolge zur Aufführung.

+ Requiem mit viel größerem + Interesse und Erfolge zur Aufführung.

diff --git a/tei/nzfm_1877-03-23_bremen.xml b/tei/nzfm_1877-03-23_bremen.xml index 82ba4eb..40d38d2 100644 --- a/tei/nzfm_1877-03-23_bremen.xml +++ b/tei/nzfm_1877-03-23_bremen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 23. März 1877 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1877-03-23_bremen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,20 +41,23 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18770323&seite=6"/> - - + + Correspondenzen. - + + + +

Bremen.

Außerdem haben wir 3 Abonnementconcerte, wie die „Privatconcerte“ unter Rheinthaler’s Leitung, in denen auch einiges Neue aufgeführt wird. Im ersten kam Verdi’s - Requiem an die - Reihe, über welches bereits so viel geschrieben worden ist, daß ein Mehr - wohl überflüssig scheint. Es wurde in einem - „Privatconcert“ wiederholt.

+ Requiem an + die Reihe, über welches bereits so viel geschrieben worden ist, daß ein + Mehr wohl überflüssig scheint. Es wurde in + einem „Privatconcert“ wiederholt.

diff --git a/tei/nzfm_1877-11-09_frankfurt-am-main.xml b/tei/nzfm_1877-11-09_frankfurt-am-main.xml index 76879e3..fce1863 100644 --- a/tei/nzfm_1877-11-09_frankfurt-am-main.xml +++ b/tei/nzfm_1877-11-09_frankfurt-am-main.xml @@ -4,10 +4,9 @@ NZfM, Leipzig, 9. November 1877 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1877-11-09_frankfurt-am-main.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -40,11 +41,14 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18771109&seite=6"/> - - + + Tagesgeschichte. Aufführungen. - + + + +

Frankfurt a/M. Am 26. October zweites @@ -55,10 +59,9 @@ key="darmstadt">Darmstadt und Dr. Emil Krauß aus Wien sowie dem Cäcilienverein: Verdi’s - Requiem und - Schumann’s + >Cäcilienverein: Verdi’s + Requiem + und Schumann’s Dmollsymphonie.

diff --git a/tei/nzfm_1877_koeln.xml b/tei/nzfm_1877_koeln.xml index 784ac93..ee9879a 100644 --- a/tei/nzfm_1877_koeln.xml +++ b/tei/nzfm_1877_koeln.xml @@ -4,11 +4,12 @@ NZfM, Leipzig, 1877 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/nzfm_1877_niederrheinisches-musikfest.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +24,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -51,38 +54,39 @@ 21. und 22. Mai 1877 von J. - Schrattenholz. -

Haydn’sJahreszeiten“ und Verdi’s - Requiem waren die beiden für das diesmalige Fest - gewählten Hauptwerke. Hiller hatte dem - Festprogramm ein kleines Vorwort vorausgehen lassen, worin er sich sowohl über die - „Schöpfung“ und die „Jahreszeiten“ wie über Verdi’s + Schrattenholz. +

Haydn’sJahreszeiten“ und Verdi’s + Requiem waren die beiden für das + diesmalige Fest gewählten Hauptwerke. Hiller hatte dem Festprogramm ein kleines Vorwort vorausgehen + lassen, worin er sich sowohl über die „Schöpfung“ und die „Jahreszeiten“ wie über Verdi’s Requiem äußerte

Für das Verdi’sche - Requiem hat, irre ich - nicht, in Deutschland zuerst Hiller Propaganda gemacht und zwar mit einem - in der „Köln. Ztg“ public. ArtikelVgl. Kölnische Zeitung, 24. August 1875., welcher auch - im Textbuche des diesjährigen Festes abgedruckt ist. Köln brachte denn auch vor 1½ Jahren die erste Aufführung der Novität in Deutschland. Dem Titel zufolge hat man ein entschiedenes Recht, - dieselbe als ein Requiem, d. h. als eine, bei Gelegenheit - der in katholischen Kirchen zu Ehren eines Todten gefeierten Seelenmesse - aufzuführende Tondichtung zu betrachten. Hiller bestreitet dies jedoch und will das Werk, wol zur - Erinnerungsfeier des großen Dichters geschrieben, nicht als kirchliches, sondern als - pathetisch-festliches aufgefaßt wissen. Ich kann dem nicht zustimmen. Der Text - bindet den Componisten bis zu einer gewissen Grenze in allen vocalen - Compositionsgattungen, denn er bedingt die Wahl der formalen Ausdrucksmittel und - also auch den Stil des Componisten. In einer Oper dürfen wir andere Stilformen + Requiem hat, + irre ich nicht, in Deutschland zuerst + Hiller Propaganda gemacht und zwar + mit einem in der „Köln. Ztg“ public. + ArtikelVgl. Kölnische Zeitung, 24. August + 1875., welcher auch im Textbuche des diesjährigen Festes + abgedruckt ist. Köln brachte denn auch vor 1½ + Jahren die erste Aufführung der Novität in + Deutschland. Dem Titel zufolge hat man + ein entschiedenes Recht, dieselbe als ein Requiem, d. h. als + eine, bei Gelegenheit der in katholischen Kirchen zu Ehren eines Todten gefeierten + Seelenmesse aufzuführende Tondichtung zu betrachten. Hiller bestreitet dies jedoch und will das + Werk, wol zur Erinnerungsfeier des großen Dichters geschrieben, nicht als + kirchliches, sondern als pathetisch-festliches aufgefaßt wissen. Ich kann dem nicht + zustimmen. Der Text bindet den Componisten bis zu einer gewissen Grenze in allen + vocalen Compositionsgattungen, denn er bedingt die Wahl der formalen Ausdrucksmittel + und also auch den Stil des Componisten. In einer Oper dürfen wir andere Stilformen verlangen wie im Oratorium und in diesem andere als in der Mischcantate oder im Requiem. Selbst die Mitwirkung einzelner Instrumente wird durch diese Verschiedenartigket des Stils bedingt. Und was nun die rein geistlichen @@ -110,9 +114,9 @@ davon abhalten, auch seinerseits seinen religiösen Bedürfnissen durch Anschluß an die kirchlichen Formen Ausdruck zu geben, wenn anders er solche Bedürfnisse hat oder bekommt. Geben wir auch einmal zu, daß dem Componisten eine kirchliche Verwendung - des Requiem gänzlich - fern gelegen und er bei der Arbeit nur eine in poetisch-weltlichem Sinne gedachte - Verherrlichung des Angedenkens eines großen Todten: ein Concertsaal-Requiem + gänzlich fern gelegen und er bei der Arbeit nur eine in poetisch-weltlichem Sinne + gedachte Verherrlichung des Angedenkens eines großen Todten: ein Concertsaal-Requiem im Auge hatte, auch ein solches bleibt immer ein Requiem und kann und darf seinem idealen Hauptziele: der Wiedererschaffung einer frommen, geistigen Todtenfeier im Hirne des Hörern nicht @@ -164,104 +168,106 @@ rend="widespace">Lorbeerkranz, Tactirstock, Festessen — das war alles ganz gut gemacht und sprach sehr zum Vortheil des gastgeberischen Pflichtverhältnisses unserer rheinischen Landsleute. Leider wurde aber weder das Requiem noch sein Autor um ein Haar besser dadurch. - Ich gesteht, daß ich mich trotz der ausgezeichneten Wiedergabe des Werkes und der - vortrefflichen, höchsteigenständigen Leitung des Componisten entschieden langweilte. - Man konnte sich eben weniger über das Was als über das Wie *) des Geleisteten freuen, und das bleibt auf einem - solchen Feste immer traurig. Wo die Kunstmittel zum Selbstzweck werden, da hört die - Kunst auf und fängt die Künstelei an. Die Kraft und Frische unserer rheinischen - Sängerchöre, welche mir ein norddeutscher Componist jüngst so begeistert hervorhob, - traten auch heute wieder schön zu Tage, aber diese Eigenschaften reichten nicht aus, - für das Was zu entschädigen. — Und auf ein solches Was läßt man Beethoven’s - Neunte folgen!? Dumas père und Requiem noch sein Autor um ein Haar + besser dadurch. Ich gesteht, daß ich mich trotz der ausgezeichneten Wiedergabe des + Werkes und der vortrefflichen, höchsteigenständigen Leitung des Componisten + entschieden langweilte. Man konnte sich eben weniger über das Was als über das Wie *) des Geleisteten freuen, + und das bleibt auf einem solchen Feste immer traurig. Wo die Kunstmittel zum + Selbstzweck werden, da hört die Kunst auf und fängt die Künstelei an. Die Kraft und + Frische unserer rheinischen Sängerchöre, welche mir ein norddeutscher Componist + jüngst so begeistert hervorhob, traten auch heute wieder schön zu Tage, aber diese + Eigenschaften reichten nicht aus, für das Was zu entschädigen. — Und auf ein solches + Was läßt man Beethoven’s + Neunte folgen!? + Dumas père und Shakespeare Arm in Arm! Eine Geschmacklosigkeit von bemerkenswerther Größe! Die Manen des unsterblichen Instrumentaldichters schienen sich denn auch für die ihnen octroyirte Gesellschaft rächen zu wollen, denn die Wiedergabe des Werkes war trotz - Hiller’s ausgezeichneter Leitung - und der schönen Leistungen von Adele - Aßmann und Henschel - durchaus nicht vollkommen. In zweiter Linie bleibt allerdings die im Allgemeinen - vortreffliche Exactheit und Stimmfülle des Chores zu loben. Bei dem Orchester - ergaben sich dieselben Eigenschaften durch die Anwesenheit so vieler trefflicher - Künstler von selbst. Einzelne Mitglieder hätte ich allerdings lieber nicht auf der - Liste gesehen, da dieselben die für ihre Stellung nöthigen Qualitäten kaum in Besitz - hatten. Die seinen solchen Mangel vermeidende sorgfältige Auswahl ist aber gewiß - ebenso schwer zu erreichen, wie das Abwenden unberechenbarer, aus äußeren Gründen - resultierender Eventualitäten, worunter auch die Aufführung der neunten Symphonie - litt. Dagegen muß ich einer für die innere Entwicklung unserer Musikfeste vielleicht - von großer Bedeutung werdenden, reinäußerlichen Reform des Kölner Comités gedenken. - Das ist die feierliche Cassirung — man erschrecke nicht! ich meine nur eine geistige - — des auf unseren Musikfestprogrammen so beliebten Festdirigenten. Ich finde nämlich - das bisher beliebte Engagement eines zweiten auswärtigen Festdirigenten, dessen Name - den Comité’s nur als Magnet für einen regen Billetverkauf dient, durchaus - verwerflich. Das Engagement eines solchen homme de qualité hat nur dann Sinn und - Zweck, wenn er, — wie Verdi — auf dem - Feste ein Werk eigener Composition zu dirigiren hat oder wenn der einheimische - Dirigent künstlerisch impotent ist. Schiebt man aber den fremden Dirigenten, den + Hiller’s ausgezeichneter Leitung und + der schönen Leistungen von Adele Aßmann und + Henschel durchaus nicht vollkommen. In + zweiter Linie bleibt allerdings die im Allgemeinen vortreffliche Exactheit und + Stimmfülle des Chores zu loben. Bei dem Orchester ergaben sich dieselben + Eigenschaften durch die Anwesenheit so vieler trefflicher Künstler von selbst. + Einzelne Mitglieder hätte ich allerdings lieber nicht auf der Liste gesehen, da + dieselben die für ihre Stellung nöthigen Qualitäten kaum in Besitz hatten. Die + seinen solchen Mangel vermeidende sorgfältige Auswahl ist aber gewiß ebenso schwer + zu erreichen, wie das Abwenden unberechenbarer, aus äußeren Gründen resultierender + Eventualitäten, worunter auch die Aufführung der neunten Symphonie litt. Dagegen muß + ich einer für die innere Entwicklung unserer Musikfeste vielleicht von großer + Bedeutung werdenden, reinäußerlichen Reform des Kölner Comités gedenken. Das ist die + feierliche Cassirung — man erschrecke nicht! ich meine nur eine geistige — des auf + unseren Musikfestprogrammen so beliebten Festdirigenten. Ich finde nämlich das + bisher beliebte Engagement eines zweiten auswärtigen Festdirigenten, dessen Name den + Comité’s nur als Magnet für einen regen Billetverkauf dient, durchaus verwerflich. + Das Engagement eines solchen homme de qualité hat nur dann Sinn und Zweck, wenn er, + — wie Verdi — auf dem Feste ein Werk + eigener Composition zu dirigiren hat oder wenn der einheimische Dirigent + künstlerisch impotent ist. Schiebt man aber den fremden Dirigenten, den einheimitschen, dem doch die Hauptmühe und also auch das Heuptverdienst zufällt, in rücksichtsloser Weise zurücksetzend, als lockendes Aushängeschild für die vielköpfige Hydra Publikum in den Vordergrund des Festes, so begeht man damit einen Verstoß gegen das wahre Verdienst, sodaß ich nicht begrfife, wie diese - Festdirigentenmanie sich in den Städten, Aachen, Köln und Düsseldorf, die doch an guten Musikern und - vortrefflichen Dirigenten keinen Mangel haben, so hartnäckig einnisten konnte. Sind - die Vorstudien zu der Feier durch die einheimischen Dirigenten nicht mit genügender - sorgfalt betrieben worden, so ist auch der beste Festdirigent nicht im Stande, - diesen Fehler in zwei oder drei Vorproben (und mehr bleiben ihm zur Entwickelung - seiner Thätigkeit nicht übrig) zu corrigiren. Wozu also das fortwährende Beibehalten - eines Reclamemittels, dessen die Feste durch ihre innere Tüchtigkeit doch überhoben - sein sollten? Die vortreffliche Directionsthätigkeit unseres rheinischen - Musikgenerals Hiller kenne ich nun - schon seit Jahren und muß gestehen, daß mir jede neue Probe Genuß bereitet. Man - fühlt nicht nur die Markirung jedes einzelnen Tacttheils, auch das leiseste piano, - das unvermuthete sforzato prägt sich in den Bewegungen des von der eisernen Faust - mit infallibler Sicherheit geführten Stabes aus. Die dynamischen Schattirungen - regnen den Ausführenden ordentlich auf die Köpfe hernieder und selbst der Zuhörer - glaubt diese wuchtig markirten Noten mit den Augen fühlen zu können. Ein zweiter - Moses, weiß Hiller (wenn auch nicht dem - Felsen, so doch was vielleicht noch mehr) dem dürren Holze die belebendste - Geistesquelle zu entlocken, eine Eigenschaft, worin er von nicht vielen Zeitgenossen - übertroffen wird.

+ Festdirigentenmanie sich in den Städten, Aachen, + Köln und Düsseldorf, die doch an guten Musikern und vortrefflichen + Dirigenten keinen Mangel haben, so hartnäckig einnisten konnte. Sind die Vorstudien + zu der Feier durch die einheimischen Dirigenten nicht mit genügender sorgfalt + betrieben worden, so ist auch der beste Festdirigent nicht im Stande, diesen Fehler + in zwei oder drei Vorproben (und mehr bleiben ihm zur Entwickelung seiner Thätigkeit + nicht übrig) zu corrigiren. Wozu also das fortwährende Beibehalten eines + Reclamemittels, dessen die Feste durch ihre innere Tüchtigkeit doch überhoben sein + sollten? Die vortreffliche Directionsthätigkeit unseres rheinischen Musikgenerals + Hiller kenne ich nun schon seit + Jahren und muß gestehen, daß mir jede neue Probe Genuß bereitet. Man fühlt nicht nur + die Markirung jedes einzelnen Tacttheils, auch das leiseste piano, das unvermuthete + sforzato prägt sich in den Bewegungen des von der eisernen Faust mit infallibler + Sicherheit geführten Stabes aus. Die dynamischen Schattirungen regnen den + Ausführenden ordentlich auf die Köpfe hernieder und selbst der Zuhörer glaubt diese + wuchtig markirten Noten mit den Augen fühlen zu können. Ein zweiter Moses, weiß + Hiller (wenn auch nicht dem Felsen, + so doch was vielleicht noch mehr) dem dürren Holze die belebendste Geistesquelle zu + entlocken, eine Eigenschaft, worin er von nicht vielen Zeitgenossen übertroffen + wird.

Ueberblicken wir nun den Totaleindruck alles Gebotenen und abstrahiren von der geschmacklosen Zusammensetzung des Programmes, welches durch die dem Verdi’schen - Requiem vorausgehende - Ouverture zur - „Zauberflöte“ noch einen größeren Contrastwechsel erhielt, als die + Requiem + vorausgehende Ouverture + zur „Zauberflöte“ noch einen größeren Contrastwechsel erhielt, als die Neunte Symphonie allein hervorgerufen haben würde, eine Zusammensetzung, die auch am letzten Abend wieder Manches zu wünschen übrig ließ, so müssen wir den Preis der besten Leistung und des nachhaltigsten, schönsten und tiefsten Eindrucks unstreitig der ersten Aufführung: der Wiedergabe von Haydn’sJahreszeiten“ zusprechen. — Das Programm - des dritten Concerttages bot ja auch manches Schöne und - Genußreiche. Das Programm enthielt jedoch in dem Agnus Dei aus Verdi’s - Requiem und der von - Hiller arrangirten Nationalhymne: - „Heil Dir im Siegerkranz“ (!) zwei - Nummern, die durchaus nicht in seinen Rahmen paßten und - also die Gesammtwirkung des Musikabends störten. Ich habe - bisher immer der Meinung gelebt, unsere Musikfeste seien rein künstlerische - Unternehmungen und würden als solche dem Einfluß patriotischer oder unpatriotischer - Demonstratiönchen entzogen. Was nun die Symphonie von Hiller betrifft Im Uebrigen - berührte es wirklich erfrischend, im Gegensatz zu so vieler greisenhafter + key="haydn.die-jahreszeiten" type="mus">Jahreszeiten“ zusprechen. — Das + Programm des dritten Concerttages bot ja auch manches + Schöne und Genußreiche. Das Programm enthielt jedoch in dem Agnus Dei + aus Verdi’s + Requiem und + der von Hiller arrangirten + Nationalhymne: „Heil Dir im + Siegerkranz“ (!) zwei Nummern, die durchaus nicht + in seinen Rahmen paßten und also die Gesammtwirkung des Musikabends störten. Ich habe bisher immer der Meinung gelebt, unsere + Musikfeste seien rein künstlerische Unternehmungen und würden als solche dem Einfluß + patriotischer oder unpatriotischer Demonstratiönchen entzogen. Was nun die Symphonie + von Hiller betrifft Im + Uebrigen berührte es wirklich erfrischend, im Gegensatz zu so vieler greisenhafter Jugendlichkeit unter den neueren Tondichtern durch das neue Opus wieder einmal einem jugendfrohen Greise zu begegnen. Hiller besitzt darin wirklich eine gewisse Verwandtschaft mit dem alten Vater Haydn, aus dessen herrlichen „Jahreszeiten“ wir leider — trotzdem wir es - der Sitte gemäß zu erwarten berechtigt waren, — nichts mehr vernahmen. Statt dessen - sang der Chor in unangenehm detonirender Weise abermals Verdi’s - Agnus Dei!

+ key="haydn.die-jahreszeiten" type="mus">Jahreszeiten“ wir leider — + trotzdem wir es der Sitte gemäß zu erwarten berechtigt waren, — nichts mehr + vernahmen. Statt dessen sang der Chor in unangenehm detonirender Weise abermals + Verdi’s + Agnus + Dei!

*) Verglch. S. 405: Provinzialmusikfeste.Vgl. Hermann Zopff, Die Ostschweiz, St. Gallen, 16. April 1878 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/os_1878-04-16_st-gallen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Kurzbericht @@ -50,8 +51,8 @@ >Bogler durch die Antlitzgesellschaft unter Mitwirkung trefflicher fremder Kräfte Verdi’s - Requiem - aufgeführt.

+ Requiem aufgeführt.

diff --git a/tei/os_1878-04-18_st-gallen.xml b/tei/os_1878-04-18_st-gallen.xml index 7136fc0..2bd5403 100644 --- a/tei/os_1878-04-18_st-gallen.xml +++ b/tei/os_1878-04-18_st-gallen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Ostschweiz, St. Gallen, 18./19./21. April 1878 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/os_1878-04-18_st-gallen.xml

CC BY 4.0

@@ -41,7 +40,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -71,39 +72,40 @@ VerdisRequiem“ in - St. - Laurenzen zu St. + >Verdis „Requiem“ in St. Laurenzen zu St. Gallen.

Wie bereits in einigen vorangehenden Jahren am Palmsonntage einige der berühmtesten Oratorien durch die St. Gallischen Musikvereine zur Aufführung gelangten, so reihte - sich diesmal an die „Schöpfung + sich diesmal an die „Schöpfung Haydns“, den „Messias - Händels“ nun - das weitberühmte - Requiem des - noch lebenden italienischen Tonkünstlers Verdi. Schreiber dieser Zeilen ist weder befähigt noch - berufen, über die Eminenz diefes Werkes und das Gelingen seiner Aufführung - ein kritisches oder lobendes Wort zu veröffentlichen. Das Werk in sich hat - in seinem europäischen Renommé eine kontinuirliche - Lobrede gefunden und seiner gelungenen Aufführung werden die kompetenten - Stimmen der Anerkennung nicht fehlen. Was aber der kunstvollen Tonharmonien - letzter, schöpferischer und tiefliegendester Grundton ist, — den dogmatisch-liturgischen Gedanken — in seiner - tiefsten Tiefe und vollsten Fülle vom Genius des Componisten erfaßt und in - die materiellen Töne wie die belebende Seele in den irdischen Leib - hineingehaucht, so daß die Gesammtschöpfung dieser materiell geistigen - Harmonie bezaubernd und verständlich selbst an des Laien Ohr hin schlug — - diesen Grundton des Meisterwerkes nur mit einigen Zügen hervorzuheben, - versuchen diese Zeilen.

+ Händels“ nun das + weitberühmte + Requiem des noch lebenden italienischen Tonkünstlers + Verdi. Schreiber dieser Zeilen + ist weder befähigt noch berufen, über die Eminenz diefes Werkes und das + Gelingen seiner Aufführung ein kritisches oder lobendes Wort zu + veröffentlichen. Das Werk in sich hat in seinem europäischen Renommé eine kontinuirliche Lobrede gefunden und seiner + gelungenen Aufführung werden die kompetenten Stimmen der Anerkennung nicht + fehlen. Was aber der kunstvollen Tonharmonien letzter, schöpferischer und + tiefliegendester Grundton ist, — den dogmatisch-liturgischen Gedanken — in seiner tiefsten Tiefe und + vollsten Fülle vom Genius des Componisten erfaßt und in die materiellen Töne + wie die belebende Seele in den irdischen Leib hineingehaucht, so daß die + Gesammtschöpfung dieser materiell geistigen Harmonie bezaubernd und + verständlich selbst an des Laien Ohr hin schlug — diesen Grundton des + Meisterwerkes nur mit einigen Zügen hervorzuheben, versuchen diese + Zeilen.

Feierlich und ernst, wie’s der liturgische Text erheischt, eröffnet sich das - Oratorium mit Requiem - æternam. Auch die Töne gleiten in feierlicher Ruhe - dahin und die Feinheit der Composition ist ein Bild jenes himmlischen + Oratorium mit Requiem æternam. Auch die Töne gleiten in feierlicher + Ruhe dahin und die Feinheit der Composition ist ein Bild jenes himmlischen Aethers, dessen Leuchten der musikalische Chor den Verewigten zufleht. Flehende Stimmen tragen das Offertorium zum Throne des Allerhöchsten, aus dessen @@ -115,20 +117,21 @@ sagt ja die Mythe — erfüllt Klage des sterblichen Sängers Mund und die Stimme bricht, sobald sie sich erheben will in die Harmonien des überirdischen Jubels.

-

Ich übergehe das flehende Agnus dei, auch das Lux perpetua und selbst das Libera, in - welchem, wie in der Rekapitulation einer Meisterrede die herrlichsten - Partien nochmals wiederkehren, so alle ergreifenden Harmonien nochmals an’s - Ohr zittern mit ihrem Ernst, ihrer Erhabenheit, ihrer Lieblichkeit, bis sie - auszittern, langsam und gebrochen sich verlieren, damit der Hörer so recht - die Wehmuth und Leere jener prosaischen, sinnlosen und niedrigen Welt fühle, - aus der ihn des Meisters Zauberhand für einige Augenblicke emporgehoben. Was - das „Non plus ultra“ des eminenten Werkes ist, wie - im liturgischen Texte, so in der künstlerisch musikalischen Aufführung die - Glanzpartie bildet, das ist das musikalische Gemälde — ich darf es seiner - deskriptiven Darstellung wegen wohl sagen — des Ich übergehe das flehende <hi rend="antiqua">„<title key="verdi.requiem.5" + type="mus">Agnus dei, auch das Lux perpetua + und selbst das Libera, in welchem, wie in der Rekapitulation einer + Meisterrede die herrlichsten Partien nochmals wiederkehren, so alle + ergreifenden Harmonien nochmals an’s Ohr zittern mit ihrem Ernst, ihrer + Erhabenheit, ihrer Lieblichkeit, bis sie auszittern, langsam und gebrochen + sich verlieren, damit der Hörer so recht die Wehmuth und Leere jener + prosaischen, sinnlosen und niedrigen Welt fühle, aus der ihn des Meisters + Zauberhand für einige Augenblicke emporgehoben. Was das „Non plus ultra“ des eminenten Werkes ist, wie im liturgischen + Texte, so in der künstlerisch musikalischen Aufführung die Glanzpartie + bildet, das ist das musikalische Gemälde — ich darf es seiner deskriptiven + Darstellung wegen wohl sagen — des Dies iræ.

Wie die Künstlerhand Michel Angelos zwar über alle Wandflächen der Sixtinischen Kapelle @@ -146,27 +149,27 @@ Musik das katholische Dogma etwas dem irdischen Blicke entschleiern zu lassen. Ich dachte unwillkürlich an den Tag, der einstens wie der Blitz und wider Erwarten tagend, der irdischen Tage Abschluß bildet, als auf einmal in - das ruhig austönende Kyrie mit erschüttender Gewalt die Allianz aller Töne - von Menschen und Instrumenten zu einer Gewaltharmonie verbunden, hinbrach in - die wunderbare, allerdings nur vom Fachmanne ganz zu schätzende Harmonie der - lautesten Tonvariationen. Man ahnte unwillkürlich etwas von jener Dissonanz und Dissollution, welche - eintritt, „wenn die Welt aus den Fugen und die Sternenwelt vom Firmamente - fällt.“ „Tag der Schrecken, Tag des Zornes“ , das - fühlt auf einmal, will mir scheinen, selbst das Mark des Gebeines - desjenigen, an dessen Ohr nur dieses musikalische Exordium erklungen. Es - liegt aber in dieser Allgewalt, mit der Hymnus und Musik beginnen, so ganz - jener Hauptcharakter des kath. Glaubens ausgesprochen, der, nicht ein - Erzeugniß subjektiven Meinens und frommen Phantasierens, sondern als etwas - Objektives, vom Himmel und seiner Fülle Gegebenes, ebenfalls nur - einigermassen verstanden, alle Subjektivität des Menschen überwältigend, vor - diesen hintritt. Unter Posaunenklang und dem schwellenden Andringen der Töne - an das Ohr tritt das Dogma der Schrecken vor den Geist, wirft ihn nieder, - aber läßt ihn, kaum gedemüthigt von seinem Hochdrucke, wieder neubelebt sich - aufraffen, das objektiv gebotene Schauspiel betrachten, empfinden, verwerthe - und die objektive Schönheit in subjektiver Auffassung zergliedern, ahnen, - aussprechen, austönen und aussingen.

+ das ruhig austönende Kyrie mit erschüttender Gewalt die Allianz + aller Töne von Menschen und Instrumenten zu einer Gewaltharmonie verbunden, + hinbrach in die wunderbare, allerdings nur vom Fachmanne ganz zu schätzende + Harmonie der lautesten Tonvariationen. Man ahnte unwillkürlich etwas von jener Dissonanz und Dissollution, + welche eintritt, „wenn die Welt aus den Fugen und die Sternenwelt vom + Firmamente fällt.“ „Tag der Schrecken, Tag des + Zornes“ , das fühlt auf einmal, will mir scheinen, selbst das Mark + des Gebeines desjenigen, an dessen Ohr nur dieses musikalische Exordium + erklungen. Es liegt aber in dieser Allgewalt, mit der Hymnus und Musik + beginnen, so ganz jener Hauptcharakter des kath. Glaubens ausgesprochen, + der, nicht ein Erzeugniß subjektiven Meinens und frommen Phantasierens, + sondern als etwas Objektives, vom Himmel und seiner Fülle Gegebenes, + ebenfalls nur einigermassen verstanden, alle Subjektivität des Menschen + überwältigend, vor diesen hintritt. Unter Posaunenklang und dem schwellenden + Andringen der Töne an das Ohr tritt das Dogma der Schrecken vor den Geist, + wirft ihn nieder, aber läßt ihn, kaum gedemüthigt von seinem Hochdrucke, + wieder neubelebt sich aufraffen, das objektiv gebotene Schauspiel + betrachten, empfinden, verwerthe und die objektive Schönheit in subjektiver + Auffassung zergliedern, ahnen, aussprechen, austönen und aussingen.

(Forts. folgt.)

@@ -175,9 +178,9 @@ VerdisRequiem“ in - St. - Laurenzen zu St. + >Verdis „Requiem“ in St. Laurenzen zu St. Gallen.

(Fortsetzung.)

Aber der Glaube und seine Wahrheiten sind keine Schreckbilder der Phantasie, @@ -211,21 +214,21 @@ Melodie des Ausrufes: „Welch ein Wimmern“, ist gewichen vor der Majestät des Gesanges, der, wie im Petersdome zu Rom die - Sixtinische - Kapelle das Nahen des Pontifex, hier das Erscheinen des - Weltenrichters ankündet. Er ist erschienen. Die Erde trägt den Menschensohn - zum zweiten Male und für einen Moment ist verstummt das Zusammenbrechen der - leblosen und das Klagen der belebten Welt. Auch die Musik verstummt. Wie - kaum etwas, hat in der ganzen Aufführung mich so sehr jene Partie ergriffen, - wo einzig und allein die Posaunentöne, von keinem Wort begleitet, scharf, - durchdringend, gellend, gleichsam nach den 4 Winden hin austönten. „Zum Gerichte“ — tönten sie — „ihr Sterbliche“. Es war mir, ich schaute die dunkle Umgebung, die - bange Ungewißheit der schmachtenden Adamskinder laste auf mir und wie ein an - alle Adamiten gerichteter schrecklicher Ruf: „Adam, Sünder wo bist du“, - tönte an mein Ohr der Posaunenton. Der Text ward hier von der Musik - verschlungen. Ich glaube mit Recht. Der Posaunenton war scharf. Er „zwingt“, - „coget“ Alle zum Gerichte. Die Musik Sixtinische Kapelle + das Nahen des Pontifex, hier das Erscheinen des Weltenrichters ankündet. Er + ist erschienen. Die Erde trägt den Menschensohn zum zweiten Male und für + einen Moment ist verstummt das Zusammenbrechen der leblosen und das Klagen + der belebten Welt. Auch die Musik verstummt. Wie kaum etwas, hat in der + ganzen Aufführung mich so sehr jene Partie ergriffen, wo einzig und allein + die Posaunentöne, von keinem Wort begleitet, scharf, durchdringend, gellend, + gleichsam nach den 4 Winden hin austönten. „Zum + Gerichte“ — tönten sie — „ihr + Sterbliche“. Es war mir, ich schaute die dunkle Umgebung, die bange + Ungewißheit der schmachtenden Adamskinder laste auf mir und wie ein an alle + Adamiten gerichteter schrecklicher Ruf: „Adam, Sünder wo bist du“, tönte an + mein Ohr der Posaunenton. Der Text ward hier von der Musik verschlungen. Ich + glaube mit Recht. Der Posaunenton war scharf. Er „zwingt“, „coget“ Alle zum Gerichte. Die Musik zwang auch, noch nicht zum Gerichte, aber zu seinem Ahnen und Vorempfinden. Aber die Pause der Ruhe hört auf, die Wirkungen der Posaune bringen neues Leben. „Es @@ -235,7 +238,8 @@ es einen gewaltigeren Gedanken? Gibts aber wohl auch in der Auswahl musikalischer Ausführungen des „Dies iræ“ ein andere, die so sehr Fleisch ist dieses seelischen Gedankens, als die im Requiem + rend="antiqua">„Requiem Verdis ?

(Schluß folgt.)

@@ -245,14 +249,14 @@ VerdisRequiem“ in - St. - Laurenzen zu St. + >Verdis „Requiem“ in St. Laurenzen zu St. Gallen.

(Schluß.)

Als in mehrfach repetirten, unterbrochenen Solotönen einer Baßstimme das Wort - Mors — mors — mors + Mors — mors — mors erscholl, da war’s mir, ich erblicke den Sensenmann, dessen Stunde gekommen, wie er noch dreimal sich erhebt, sich fortschleppen will, aber sinkt, in die Grube fällt, die er einst den Todten gegraben, selbst stirbt, ausröchelt, @@ -260,77 +264,78 @@ aber in der Wolkenhöhe haben sie den Ruf auch verstanden, denn in einem Sopran, dessen Reinheit an himmlische Regionen erinnert, kündet es die andere folgende Solostimme: „Ein geschriebenes Buch sich - zeiget“ an. Die Reinheit der Stimme war die lichte - Farbe in der Ausführung dieser Partie, wie die Baßstimme des Ein geschriebenes + Buch sich zeiget“ an. Die Reinheit der Stimme war die + lichte Farbe in der Ausführung dieser Partie, wie die Baßstimme des „mors“ das dunkle Colorit des sterbenden Todes war auf diesem musikalischen Gemälde. Die Szenerie ist vollendet; der Richter - sitzt judex ergo cum - sedebit — die Aktion kann beginnen. Was vor Allem — ich - darf es nicht verschweigen — die ganze bisherige Durchführung durchzittert, - ist der stets wiederholte Ausruf „Tag der Schrecken, Tag des Zornes“. Bald - tönt ihn laut die erbebende Natur aus, bald wird er scheinbar erstickt von - der Majestät des erscheinenden Richters, aber wie der momentan gehemmte - Athem drängt er wiederum hervor. Es ist ja ein zitterndes Gemälde, das sich - uns zeigt. An die mehr objektive Schilderung des gewaltigen Ereignisses - tritt nun die tiefste subjektive Empfindung jener erschütterten, von Angst - und Beklommenheit durchwogten Seele, jenes vom Glühroth der Beschämung und - der Blässe seelischer Beklommenheit überzogenen Sünders heran und die Musik, - die vielleicht noch gefügiger ist, dem Ausdruck der zartesten - Seelenstimmungen zu dienen, als der Wiedergabe großer Ereignisse im - objektiven Leben, streitet hier in Harmonisirung des Hymnus den Wettkampf, - in welcher Partie ihr der Lorbeer gebühre, ob in der mehr epischen ersten - oder der mehr lyrischen zweiten Partie der Musikpoesie desselben. „Ach, was - werd ich Armer sagen“, tönt es weiter, aber die - Empfindung hat das Wort, den Ton gebrochen und ein Wimmern bestätigt, was - vorher gesungen worden: „Tag des Wimmerns, Tag der - Klage.“ So variirend, wechselvoll wird die Klagemelodie, daß man - unwillküllich mit dem Hören auch sehen muß, wie der Sünder sich umschaut: - „Wen zur Fürsprach mir ersagen.“ Aber er - findet Keinen. Er wollte den Gerechten angehen, und jetzt erblickt er selbst - den Gerechten erschüttert: „Wenn Gerechte selbst - verzagen.“ Es könnte für einen Augenblick scheinen — sagt der Text - — die Wucht des Ereignisses, der vereinten Majestät und des Schreckens, habe - das Gemüth erdrückt, das Herz gebrochen und in Verzweiflung ersterbe der - hiefür allzuschwache Erdensohn. Auch die Musik schien der Auflösung, dem - Ersterben nahe — aber sieh’ — wie nach tief christlichem Erfassen erst ein - von Furcht und Reue zerknirschtes Herz die volltönende Harfe ist, worauf - alsdann das christliche Vertrauen seine, selbst den Richter besänftigenden - Melodien spielt — so verwandelt sich auf einmal die Musik, die Klage wird - Flehen, das Bittre löst sich auf in Lieblichkeit, die herabgestimmten, die - gebrochenen Akkorde stimmen sich herauf und von der Tiefe zu den Höhen, wie - von dem Innersten der Menschenseele - bis hinauf zum Richter, der ob den Wolken thronet, steigt nun das Flehen und - die flehende, vertrauensselige Erinnerung an all’ die Liebesthaten zur - Erlösung armer Menschen, die er jetzt nicht nutzlos machen wolle. „Tantus labor non sit cassus“ jammert, aber hofft - inmitten des Jammers die vertrauende Seele. Immer wieder, wie in der ersten, - mehr deskriptiven Partie des Hymnus, auch das lyrische, subjektive Element + sitzt judex ergo cum sedebit — die + Aktion kann beginnen. Was vor Allem — ich darf es nicht verschweigen — die + ganze bisherige Durchführung durchzittert, ist der stets wiederholte Ausruf + „Tag der Schrecken, Tag des Zornes“. Bald tönt ihn laut die erbebende Natur + aus, bald wird er scheinbar erstickt von der Majestät des erscheinenden + Richters, aber wie der momentan gehemmte Athem drängt er wiederum hervor. Es + ist ja ein zitterndes Gemälde, das sich uns zeigt. An die mehr objektive + Schilderung des gewaltigen Ereignisses tritt nun die tiefste subjektive + Empfindung jener erschütterten, von Angst und Beklommenheit durchwogten + Seele, jenes vom Glühroth der Beschämung und der Blässe seelischer + Beklommenheit überzogenen Sünders heran und die Musik, die vielleicht noch + gefügiger ist, dem Ausdruck der zartesten Seelenstimmungen zu dienen, als + der Wiedergabe großer Ereignisse im objektiven Leben, streitet hier in + Harmonisirung des Hymnus den Wettkampf, in welcher Partie ihr der Lorbeer + gebühre, ob in der mehr epischen ersten oder der mehr lyrischen zweiten + Partie der Musikpoesie desselben. „Ach, was werd ich + Armer sagen“, tönt es weiter, aber die Empfindung hat + das Wort, den Ton gebrochen und ein Wimmern bestätigt, was vorher gesungen + worden: „Tag des Wimmerns, Tag der Klage.“ So + variirend, wechselvoll wird die Klagemelodie, daß man unwillküllich mit dem + Hören auch sehen muß, wie der Sünder sich umschaut: „Wen zur Fürsprach mir ersagen.“ Aber er findet Keinen. Er wollte + den Gerechten angehen, und jetzt erblickt er selbst den Gerechten + erschüttert: „Wenn Gerechte selbst verzagen.“ Es + könnte für einen Augenblick scheinen — sagt der Text — die Wucht des + Ereignisses, der vereinten Majestät und des Schreckens, habe das Gemüth + erdrückt, das Herz gebrochen und in Verzweiflung ersterbe der hiefür + allzuschwache Erdensohn. Auch die Musik schien der Auflösung, dem Ersterben + nahe — aber sieh’ — wie nach tief christlichem Erfassen erst ein von Furcht + und Reue zerknirschtes Herz die volltönende Harfe ist, worauf alsdann das + christliche Vertrauen seine, selbst den Richter besänftigenden Melodien + spielt — so verwandelt sich auf einmal die Musik, die Klage wird Flehen, das + Bittre löst sich auf in Lieblichkeit, die herabgestimmten, die gebrochenen + Akkorde stimmen sich herauf und von der Tiefe zu den Höhen, wie von dem + Innersten der Menschenseele bis + hinauf zum Richter, der ob den Wolken thronet, steigt nun das Flehen und die + flehende, vertrauensselige Erinnerung an all’ die Liebesthaten zur Erlösung + armer Menschen, die er jetzt nicht nutzlos machen wolle. „Tantus labor non sit cassus“ jammert, aber hofft inmitten des + Jammers die vertrauende Seele. Immer wieder, wie in der ersten, mehr + deskriptiven Partie des Hymnus, auch das lyrische, subjektive Element bisweilen durchdrang, so tritt in dieser zweiten, subjektiven Partie die objektive Majestät der Wahrheit mit ihrer Erhabenheit und ihren Schrecken immer wieder hervor und wie bei einem erneuten Blick auf ein Zaubergemälde heben und schwellen neu an die Wogen des subjektiven Empfindens, wenn die rauschenden Töne den rex tremendæ - majestatis wiederum verkünden und näher tragen. Daß gegen - das Ende der Hymnus Confutatis maledictis, flammis - acribus addictis furchtbar ernst, gewaltig, aber - verhältnißmäßig rasch, ohne Repetitien an uns uns vorüberrauscht, erinnert - uns mit Schrecken an jenes Vorüberrauschen der Gottlosen dorthin, wo sie - ewig bleiben, jenes endlich geschlichteten unwiederruflichen Schicksals, das - zu ändern, zu beklagen oder zu bejammern, keine Zunge mehr versucht — weil - dies nutzlos wäre. Noch einmal schwellt das Meer der Empfindung an, und die - Hochfluth der Gefühle des Schreckens Lacrymosa dies illa - der Gefühle des Vertrauens „Huic ergo parce Deus“ - thürmt sich noch einmal. Dann fällt sie. Die Ebbe tritt in diesem - innerlichen Meere ein. Die Wellen legen sich — ruhen. Dona eis - requiemGib Ihnen die ewige - Ruhe“ schließt das Meisterwerk.

+ majestatis“ wiederum verkünden und näher tragen. Daß + gegen das Ende der Hymnus Confutatis maledictis, + flammis acribus addictis furchtbar ernst, gewaltig, + aber verhältnißmäßig rasch, ohne Repetitien an uns uns vorüberrauscht, + erinnert uns mit Schrecken an jenes Vorüberrauschen der Gottlosen dorthin, + wo sie ewig bleiben, jenes endlich geschlichteten unwiederruflichen + Schicksals, das zu ändern, zu beklagen oder zu bejammern, keine Zunge mehr + versucht — weil dies nutzlos wäre. Noch einmal schwellt das Meer der + Empfindung an, und die Hochfluth der Gefühle des Schreckens Lacrymosa dies illa der Gefühle des Vertrauens „Huic ergo parce Deus“ thürmt sich noch einmal. Dann + fällt sie. Die Ebbe tritt in diesem innerlichen Meere ein. Die Wellen legen + sich — ruhen. Dona eis requiemGib Ihnen die ewige Ruhe“ schließt das + Meisterwerk.

Ich glaube einigermaßen den Empfindungen gerecht geworden zu sein, die das musikalische Meisterwerk auf Seelen üben muß, die zwar schwer, aber endlich doch bewegt werden von der Mache der Töne — wie erst zuletzt, aber endlich @@ -350,9 +355,9 @@

Wenn aber erst der Meister-Hymnus dieses „Dies iræ“ in die Wirklichkeit übersetzt wird und vor der Gegenwart des Weltenrichters die Miriaden seliger Geister in himmlischem Soprane das Liber scriptus - proferetur — singen, die in Herzensängsten vergehenden - Geschlechter das „<title key="verdi.requiem.2.liber-scriptus" type="mus">Liber + scriptus proferetur — singen, die in Herzensängsten + vergehenden Geschlechter das quid sum miser tunc dicturus stönen und die von ferne in den ewigen Pfuhl hinabstürzenden diff --git a/tei/pab_1876-01-25_prag.xml b/tei/pab_1876-01-25_prag.xml index 8171b90..a85f572 100644 --- a/tei/pab_1876-01-25_prag.xml +++ b/tei/pab_1876-01-25_prag.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Prager Abendblatt, 25. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-01-25_vom-deutschen-landestheater.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung diff --git a/tei/pab_1876-01-26_prag.xml b/tei/pab_1876-01-26_prag.xml index 63b9465..6baffa4 100644 --- a/tei/pab_1876-01-26_prag.xml +++ b/tei/pab_1876-01-26_prag.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Prager Abendblatt, 26. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-01-26_vom-deutschen-landestheater.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz diff --git a/tei/pab_1876-01-27_prag.xml b/tei/pab_1876-01-27_prag.xml index 7e8bb6c..716c896 100644 --- a/tei/pab_1876-01-27_prag.xml +++ b/tei/pab_1876-01-27_prag.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Prager Abendblatt, 27. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-01-27_deutsches-koenigliches-landestheater.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Anzeige @@ -46,9 +47,10 @@

Den 27. Jäner. Bei aufgehobenem Abonnement.

Zum ersten Male:

-

Requiemvon Giuseppe Verdi für Soli Chor und Orchester.

+

Requiemvon Giuseppe Verdi für Soli Chor und + Orchester.

Soli: Frau von Moser, Frl. Burenne, Herr Hajos, Herr Prager Abendblatt, 28. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-01-28_vom-deutschen-landestheater.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Kurzbericht @@ -46,23 +47,23 @@ Landestheater. Gestern gelangte Verdi’s - Requiem zur ersten Aufführung. Den - Anforderungen des Meisters gemäß wurde das Werk, trotz der Verschiedenartigkeit des - musikalischen Bildungsgrades der vielen mitwirkenden Gesangskräfte, im bestimmten - Style, breit und groß, in einer weit überschauenden Höhe gehalten. Am meisten mahnte - an hohe Haltung, stylmäßige Würde und plastische Festigkeit Frau von Steinitz-Moser. Ihr Gesangstheil war so - gediegen und edel, wie man es von dieser Künstlerin nur erwarten kann. Mit dem - ganzen Nachdrucke ihrer reichen Stimmmittel sangen auch Frl. Requiem zur ersten + Aufführung. Den Anforderungen des Meisters gemäß wurde das Werk, trotz der + Verschiedenartigkeit des musikalischen Bildungsgrades der vielen mitwirkenden + Gesangskräfte, im bestimmten Style, breit und groß, in einer weit überschauenden + Höhe gehalten. Am meisten mahnte an hohe Haltung, stylmäßige Würde und plastische + Festigkeit Frau von Steinitz-Moser. Ihr + Gesangstheil war so gediegen und edel, wie man es von dieser Künstlerin nur erwarten + kann. Mit dem ganzen Nachdrucke ihrer reichen Stimmmittel sangen auch Frl. Burenne und Hr. Schebesta, sowie Hr. Hajos. Die Gesammtwirkung des großartigen Kunstgebildes war eine mächtige und einzelne Theile desselben mußten über stürmisches Verlangen wiederholt werden. Hr. - Kapellmeister Slansky wurde noch - besonders mit reichem Beifall bedacht, Sonntag - dürfte das Requiem wiederholt werden. -

+ Kapellmeister Slansky wurde noch besonders + mit reichem Beifall bedacht, Sonntag dürfte das + Requiem wiederholt + werden.

diff --git a/tei/pab_1876-01-29_prag.xml b/tei/pab_1876-01-29_prag.xml index a32cb95..ba3d0b1 100644 --- a/tei/pab_1876-01-29_prag.xml +++ b/tei/pab_1876-01-29_prag.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Prager Abendblatt, 29. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-01-29_vom-deutschen-landestheater.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz diff --git a/tei/pab_1876-01-31_prag.xml b/tei/pab_1876-01-31_prag.xml index 4423fa5..719d38e 100644 --- a/tei/pab_1876-01-31_prag.xml +++ b/tei/pab_1876-01-31_prag.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Prager Abendblatt, 31. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-01-31_deutsches-koenigliches-landestheater.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Anzeige @@ -45,12 +46,12 @@ Landestheater.

Den 31. Jäner. Bei aufgehobenem Abonnement.

Requiemvon Giuseppe Verdi für Soli Chor und Orchester.

+ >Requiemvon Giuseppe + Verdi für Soli Chor und Orchester.

Soli: Frau von Moser. Frl. Burenne. Herr Hajos. Herr Schebesta.

+ key="burenne.henriette">Burenne. Herr Hajos. Herr Schebesta.

Chor: (120 Sänger) der Chor des deutschen königl. Landestheaters, verstärkt durch gefällige Mitwirkung der Gesangs-Eleven des Herrn Direktor Piwoda, sowie der Mitglieder des Prager Abendblatt, 15. Februar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-02-15_deutsches-koenigliches-landestheater.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Anzeige @@ -45,20 +46,20 @@ Landestheater.

Dinstag, 15. Feber. 37. Abonnementsvorstellung

Requiemvon Giuseppe Verdi für Soli Chor und Orchester.

+ >Requiemvon Giuseppe + Verdi für Soli Chor und Orchester.

Soli: Frau von Moser. Frl. Burenne. Herr Hajos. Herr Schebesta.

+ key="burenne.henriette">Burenne. Herr Hajos. Herr Schebesta.

Chor: (120 Sänger) der Chor des deutschen königl. Landestheaters, verstärkt durch gefällige Mitwirkung der Gesangs-Eleven des Herrn Direktor Piwoda, sowie der Mitglieder des deutschen Männer-Gesangsvereines.

-

Instrumentale: Das große Orchester des deutschen königl. Landestheaters, verstärkt durch Zöglinge des - Prager +

Instrumentale: Das große Orchester des deutschen + königl. Landestheaters, verstärkt durch Zöglinge des Prager Konservatoriums mit freundlicher Bewilligung des Vereins-Präsidiums.

Anfang um 7 Uhr. Ende nach 9 Uhr.

diff --git a/tei/pab_1876-03-07_prag_1.xml b/tei/pab_1876-03-07_prag_1.xml index 76ccde3..e9e6dab 100644 --- a/tei/pab_1876-03-07_prag_1.xml +++ b/tei/pab_1876-03-07_prag_1.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Prager Abendblatt, 7. März 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-03-07_vom-deutschen-landestheater.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -45,8 +46,7 @@ Vom deutschen Landestheater. - Verdi’s + Verdi’s Requiem wird heute zum letztenmal aufgeführt, die Partitur und Stimmen gehen mittelst Rückkauf an Riccordi nach Prager Abendblatt, 7. März 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pab_1876-03-07_deutsches-koenigliches-landestheater.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Anzeige @@ -44,13 +45,13 @@ Deutsches königliches Landestheater.

Dienstag, 7. März. 55. Abonnementsvorstellung.

-

Requiemvon Giuseppe Verdi - für Soli Chor und Orchester.

+

Requiemvon Giuseppe + Verdi für Soli Chor und Orchester.

Soli: Frau von Moser. Frl. Burenne. Herr Hajos. Herr Schebesta.

+ key="burenne.henriette">Burenne. Herr Hajos. Herr Schebesta.

Chor: (120 Sänger) der Chor des deutschen königl. Landestheaters, verstärkt durch gefällige Mitwirkung der Gesangs-Eleven des Herrn Direktor Piwoda, sowie der Mitglieder des Pilsner Fremdenblatt, 30. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/pfb_1876-04-30_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -39,22 +40,25 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=pfb&datum=18760430&seite=7"/> - - + + Lokales und Auswärtiges. - + + + +

Verdi’s - Requiem. Die erste Vorstellung von - Verdi’s - Requiem ist auf 5., die zweite auf den 12. Mai l. J. - im Stadt-Theater angesetzt. Zu - der ersten Vorstellung sind bereits, mit Ausnahme von ca. 10 nummerirten Sitzen alle - Sitzplätze vergriffen. — Die Herren Musikfreunde vom Lande werden darauf aufmerksam - gemacht, dass sie ihre eventuellen Vormerkungen für Plätze zur zweiten Aufführung - recht bald einsenden, da, wie bereits erwähnt, für die erste Vorstellung alle Plätze - vergriffen sind, und die Vormerkungen für die zweite Aufführung einen überraschend - großen Massstab nehmen.

+ Requiem. Die erste + Vorstellung von Verdi’s + Requiem ist auf 5., die zweite auf den 12. Mai l. J. im Stadt-Theater angesetzt. Zu der ersten Vorstellung sind bereits, + mit Ausnahme von ca. 10 nummerirten Sitzen alle Sitzplätze vergriffen. — Die Herren + Musikfreunde vom Lande werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihre eventuellen + Vormerkungen für Plätze zur zweiten Aufführung recht bald einsenden, da, wie bereits + erwähnt, für die erste Vorstellung alle Plätze vergriffen sind, und die Vormerkungen + für die zweite Aufführung einen überraschend großen Massstab nehmen.

diff --git a/tei/rddm_1874-06-15_paris.xml b/tei/rddm_1874-06-15_paris.xml index 3461951..6753f68 100644 --- a/tei/rddm_1874-06-15_paris.xml +++ b/tei/rddm_1874-06-15_paris.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Revue des Deux Mondes, Paris, 15. Juni 1874 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/rddm_1874-06-15.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -248,7 +251,7 @@ chef-d’oeuvre, et pour nous avoir appris que les belles voix sont encore de ce monde.

-

F. DE LAGENEVAIS.

+ F. DE LAGENEVAIS.
diff --git a/tei/rddm_1875-05-01_paris.xml b/tei/rddm_1875-05-01_paris.xml index 9b6d8cc..98fa0f1 100644 --- a/tei/rddm_1875-05-01_paris.xml +++ b/tei/rddm_1875-05-01_paris.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Revue des Deux Mondes, Paris, 1. Mai 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/rddm_1875-05-01.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -150,7 +153,7 @@ l’execution de sa Messe, et vous verrez si le grand public d’autrefois et si la mode leur feront défaut.

-

F. DE LAGENEVAIS.

+ F. DE LAGENEVAIS.
diff --git a/tei/rk_1876-02-24_wiesbaden.xml b/tei/rk_1876-02-24_wiesbaden.xml index 1580870..e31560c 100644 --- a/tei/rk_1876-02-24_wiesbaden.xml +++ b/tei/rk_1876-02-24_wiesbaden.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Rheinischer Kurier, Wiesbaden, 24. Februar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/rk_1876-02-24_wiesbaden.xml

CC BY 4.0

@@ -21,7 +20,9 @@
- + + + Bericht @@ -41,18 +42,18 @@ Wiesbaden, 23. Febr. (Theater.) Die gestrige erste Aufführung des Verdi’schen - Requiems fiel glänzend aus und wurde mit - großem Beifalle aufgenommen. + >Theater.) Die gestrige erste Aufführung des Verdi’schen + Requiems fiel glänzend aus und + wurde mit großem Beifalle aufgenommen. Das nächste Symphonie-Concert findet Freitag den 25. Februar d. J. statt. Statt der ursprünglich in Aussicht genommenen Beethoven’schen Missa - solemnis, deren Aufführung sich unüberwindliche Hindernisse - entgegenstellten, wird das Requiem von - Verdi wiederholt werden. Da + solemnis, deren Aufführung sich unüberwindliche Hindernisse + entgegenstellten, wird das Requiem + von Verdi wiederholt werden. Da ferner dem Umstande, daß in den diesjährigen Symphonie-Concerten mehr fremde Künstler herangezogen wurden, als dies bei Aufstellung des Programms beabsichtigt war, einige Orchesternummern nicht zur Aufführung kommen konnten, an deren @@ -61,12 +62,12 @@ Concertabonnenten ihre Giltigkeit behalten, so daß also den Abonnenten der Symphonie-Concerte noch eine Gratis-Aufführung zu Theil wird. Es sollen in diesem 7. Concerte namentlich die berühmt gewordenen Variationen von - Brahms, die reizende Serenade von Volkmann und Schumanns - prächtige <hi rend="antiqua" - >D-moll</hi>-Symphonie zur Aufführung kommen.

+ key="brahms.variationen-ueber-ein-thema-von-haydn" type="mus" + >Variationen von Brahms, die + reizende Serenade von Volkmann und Schumanns prächtige <hi + rend="antiqua">D-moll</hi>-Symphonie zur Aufführung kommen.

diff --git a/tei/sc_1876-04-25_salzburg.xml b/tei/sc_1876-04-25_salzburg.xml index a9fd8a8..93c2b1f 100644 --- a/tei/sc_1876-04-25_salzburg.xml +++ b/tei/sc_1876-04-25_salzburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Salzburger Chronik, 25. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/sc_1876-04-25_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -46,9 +47,9 @@

Die Aufführung des Verdi’schen - Requiem fand Sonntag den 23. April d. J. Abends 7 Uhr in der hiesigen Aula + Requiem fand Sonntag den 23. April d. J. Abends 7 Uhr in der + hiesigen Aula academica statt und war von einem zahlreichen Publikum besucht. Die Anzahl der im Orchester, das durch die vollständige Regimentskapelle des k. k. 59. Infanterie-Regiments verstärkt war, und beim Gesange @@ -70,12 +71,12 @@ Meister zu Gebote steht und über die er mit genialer Benützung aller möglichen Klangwirkungen gebietet. Die Aufführung unter der vorzüglichen Leitung des artistischen Direktors Dr. - O. Bach war aber - auch eine sehr gelungene, sowohl in den Solopartien als in den imposanten Chören. - Das Orchester leistete Vorzügliches, und wir erinnern uns nicht häufig eines so + O. Bach war aber auch + eine sehr gelungene, sowohl in den Solopartien als in den imposanten Chören. Das + Orchester leistete Vorzügliches, und wir erinnern uns nicht häufig eines so gerundeten und wirkungsvollen Ensembles, als wir in dem erwähnten Requiem zu hören bekamen. Der Beifall war aber auch - nach jedem Abschlusse ein stürmischer und Dr. + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem zu hören bekamen. Der Beifall war + aber auch nach jedem Abschlusse ein stürmischer und Dr. Bach erhielt von zarten Damenhänden für seine eminente Direktion einen Lorbeerkranz.

Das hiesige Kunstinstitut Verdi’schen - Requiem der Fall war, Außerordentliches - geleistet werden kann. Möge der reelle auch dem künstlerischen Erfolge gleich - kommen!

+ Requiem der Fall war, + Außerordentliches geleistet werden kann. Möge der reelle auch dem künstlerischen + Erfolge gleich kommen!

diff --git a/tei/sc_1876-05-02_salzburg.xml b/tei/sc_1876-05-02_salzburg.xml index 8df6f6c..62eaff3 100644 --- a/tei/sc_1876-05-02_salzburg.xml +++ b/tei/sc_1876-05-02_salzburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Salzburger Chronik, 2. Mai 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/sc_1876-05-02_die-zweite-auffuehrung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -52,8 +53,8 @@ in der Aula academica die Wiederholung des Verdi’schen - Requiem statt, welche wieder ein - zahlreiches Publikum versammelte.

+ Requiem statt, welche + wieder ein zahlreiches Publikum versammelte.

Die Besetzung der Solo-Partien des Chores und Orchesters war dieselbe wie bei der ersten Aufführung. Den Vortrag der Solis fanden wir aber noch gerundeter und sicherer als bei dieser, die Chöre, wenn auch weniger zahlreich besetzt, gingen diff --git a/tei/sgz_1878-04-11_st-gallen.xml b/tei/sgz_1878-04-11_st-gallen.xml index aa1345f..09ab93f 100644 --- a/tei/sgz_1878-04-11_st-gallen.xml +++ b/tei/sgz_1878-04-11_st-gallen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ St. Galler-Zeitung, 11. April 1878 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/sgz_1878-04-11.xml

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@@ -22,7 +21,9 @@ - + + + Anzeige @@ -42,16 +43,16 @@ -

Kirchen-Concertam Palmsonntag, den 14. April - 1878, in derSt. Laurenzenkirche in - St. Gallen.REQUIEM.Oratorium von - Giuseppe Verdi.Aufgeführt von derAntlitz-Gesellschaft St. Gallen.Oeffnung der Kirche 3 Uhr. — Anfang präzis ½4 Uhr.

+

Kirchen-Concertam Palmsonntag, den 14. April 1878, in + derSt. + Laurenzenkirche in St. + Gallen.REQUIEM.Oratorium von Giuseppe Verdi.Aufgeführt von derAntlitz-Gesellschaft St. Gallen.Oeffnung der Kirche + 3 Uhr. — Anfang präzis ½4 Uhr.

Nach Schluss des Concertes können auswärtige Besucher noch die Abendzüge Rorschach-Chur und Wyl-Ebnat-Winterthur benutzen.

Die Kommission.

diff --git a/tei/sgz_1878-04-13_st-gallen.xml b/tei/sgz_1878-04-13_st-gallen.xml index 394a1b1..74b1d72 100644 --- a/tei/sgz_1878-04-13_st-gallen.xml +++ b/tei/sgz_1878-04-13_st-gallen.xml @@ -4,11 +4,12 @@ St. Galler-Zeitung, 13. April 1878 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/sgz_1878-04-13_requiem.xml

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@@ -23,7 +24,9 @@
- + + + Bericht @@ -53,43 +56,44 @@ Jene, welche unbekannt mit dem Wesen und dem Entwicklungsgang der Kirchenmusik, sich weniger mit dem Détail als mit dem allgemeinen Charakter und Totaleindruck einer Aufführung befassen, noch ein Wort der Aufmunterung zum Besuche - des Requiem’s zu - richten. In der That, wer irgend welchen Sinn für die schönen Künste, wer ein - empfängliches Gemüth namentlich für die erhabenste derselben, für die Musik besitzt, - sollte sich die vielleicht einzige Gelegenheit nicht entgehen lassen, dieses Tonwerk - kennen zu lernen und zu genießen! Einige Bemerkungen über dasselbe dürften zur - Orientirung nicht überflüssig sein. Manchenorts möchte vielleicht die konfessionelle - Form, der lateinische Text ein Abhaltungsgrund sein. Auf einen wirklichen Musikfreund sollte dieser Umstand indeß keinen Einfluß haben — - ist doch die „Sprache des Gefühls“, wie im dramatischen, so auch im religiösen - Gebiet etwas Universelles, unter verschiedenen Formen etwas allgemein Menschliches. - Von anderer Seite hört man wieder sagen, die Komposition, sei nicht kirchlich genug, - sondern zu weltlich. Auch dieser Vorwurf ist nur relativ wahr. Abgesehen davon, daß - berufene Kritiker die Berechtigung desselben bestreiten, so liegt die Ursache dieser - „schwachen Seite“ (wenn man, wie gesagt, von einer solchen sprechen kann) in Nationalität und Schule des Komponisten, in der - speziellen Begabung und Richtung seines Geistes; für Viele wird sie jedenfalls in - unserer Zeit eher anziehend als abstoßend wirken.

+ des Requiem’s zu richten. In der That, wer irgend welchen Sinn für + die schönen Künste, wer ein empfängliches Gemüth namentlich für die erhabenste + derselben, für die Musik besitzt, sollte sich die vielleicht einzige Gelegenheit + nicht entgehen lassen, dieses Tonwerk kennen zu lernen und zu genießen! Einige + Bemerkungen über dasselbe dürften zur Orientirung nicht überflüssig sein. + Manchenorts möchte vielleicht die konfessionelle Form, der lateinische Text ein + Abhaltungsgrund sein. Auf einen wirklichen Musikfreund + sollte dieser Umstand indeß keinen Einfluß haben — ist doch die „Sprache des + Gefühls“, wie im dramatischen, so auch im religiösen Gebiet etwas Universelles, + unter verschiedenen Formen etwas allgemein Menschliches. Von anderer Seite hört man + wieder sagen, die Komposition, sei nicht kirchlich genug, sondern zu weltlich. Auch + dieser Vorwurf ist nur relativ wahr. Abgesehen davon, daß berufene Kritiker die + Berechtigung desselben bestreiten, so liegt die Ursache dieser „schwachen Seite“ + (wenn man, wie gesagt, von einer solchen sprechen kann) in + Nationalität und Schule des Komponisten, in der speziellen Begabung und Richtung + seines Geistes; für Viele wird sie jedenfalls in unserer Zeit eher anziehend als + abstoßend wirken.

Verdi’s - Requiem verleugnet - eben seine Geburtsstätte nicht, Italien, das Land der Formschönheit; mit den Werken - Bach’s, Requiem“ + verleugnet eben seine Geburtsstätte nicht, Italien, das Land der Formschönheit; mit + den Werken Bach’s, Händels etc. kann es schon darum nicht verglichen werden, weil es modernen Styles ist und der Herr Direktor verdient nur Dank, daß er dießmal einen kühnen Griff in den Schatz der neuern Kompositionen gethan und uns diese exotische Pflanze, diese Passionsblume aus dem Süden präsentirt! Sie ist eine mit glänzender Phantasie gedichtete, von Patriotismus beseelte Todtenklage und Grabeshymne des auf der Bahn der Kunst immer weiter - vorschreitenden Schülers Rossini’s. - Was ihr, verglichen mit den Meisterwerken der deutschen Tonkunst, an Tiefe abgehen - mag, das ersetzt sie durch Schwung, warmes Kolorit und Vielseitigkeit in der - Behandlung. In Paris ertönte vor 2 Jahren nur - eine Stimme der Verwunderung über die Neuheit und Großartigkeit der Manier. Und warum sollte denn nur die - Kirchenmusik sich unbeweglich und starr immer und ewig im hergebrachten Geleise - bewegen — warum darf sie die Grenzen ihres Gebietes nicht erweitern und durch - Annäherung an die dramatische Musik, resp. die Oper, eine größere Mannigfaltigkeit - der Gefühlsschilderung gestatten?

+ vorschreitenden Schülers Rossini’s. Was + ihr, verglichen mit den Meisterwerken der deutschen Tonkunst, an Tiefe abgehen mag, + das ersetzt sie durch Schwung, warmes Kolorit und Vielseitigkeit in der Behandlung. + In Paris ertönte vor 2 Jahren nur eine Stimme der + Verwunderung über die Neuheit und Großartigkeit der Manier. Und warum sollte denn nur die Kirchenmusik sich + unbeweglich und starr immer und ewig im hergebrachten Geleise bewegen — warum darf + sie die Grenzen ihres Gebietes nicht erweitern und durch Annäherung an die + dramatische Musik, resp. die Oper, eine größere Mannigfaltigkeit der + Gefühlsschilderung gestatten?

So viel über das Opus. Einer befriedigenden Aufführung durch die vorhandenen Kräfte ist von einem Ohrenzeugen der Proben bereits ein günstiges Prognostikon gestellt worden, dem wir uns mit voller Ueberzeugung anschließen können.

diff --git a/tei/sgz_1878-04-15_st-gallen.xml b/tei/sgz_1878-04-15_st-gallen.xml index 8c37a91..00bb713 100644 --- a/tei/sgz_1878-04-15_st-gallen.xml +++ b/tei/sgz_1878-04-15_st-gallen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ St. Galler-Zeitung, 15. April 1878 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/sgz_1878-04-15_st-gallen.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Bericht @@ -44,8 +45,8 @@ St. Gallen.

Requiem von Verdi. Die Schrecken des jüngsten Gerichtes sind ein Thema, + >Requiem von Verdi. Die Schrecken des jüngsten Gerichtes sind ein Thema, welches der Phantasie ein außerordentlich fruchtbares und dankbares Feld bietet; es ist d’rum auch sehr natürlich, daß sich die Kunst desselben von jeher mit Vorliebe bemächtigte. Man denke nur der genialen @@ -56,28 +57,31 @@ noch höherm Grade indeß stehen der Musik die Mittel zu Gebote , das Gemüth zu erfüllen mit den Schauern, welche die Majestät des Weltenrichters ausgießt über alles Fleisch... Verdi’s - Requiem ist diesfalls voll der großartigsten, - überraschendsten, packendsten Effekte; es sind wahre Wunder der Instrumentation, die - an unserm Geiste vorüberziehen; wie gewaltig, wie erschütternd, Mark und Bein - durchdringend fällt z. B. nach dem herrlichen Kyrie eleyson das Dies iræ, dies illa solvet saeclum - in favilla. Teste David cum Sibylla ein; wie einzigartig - erhaben gedacht und dargestellt ist das Herannahen des letzten Gerichtes mit dem - Posaunenklang, welcher die Gräberhallen sprengt: Tuba mirum spargens sonum — Per sepulcra - regionum. Coget omnes ante thronum! Und dann daneben wieder die - bange Furcht des um Gnade und Barmherzigkeit flehenden Meschenkindes, die mitten in - aller Angst sieghaft aufflammende Hoffnung und Zuversicht: Qui Mariam absolvisti, Et - latronem ex audisti, Mihi quoque spem dedisti.

+ Requiem ist diesfalls voll der + großartigsten, überraschendsten, packendsten Effekte; es sind wahre Wunder der + Instrumentation, die an unserm Geiste vorüberziehen; wie gewaltig, wie erschütternd, + Mark und Bein durchdringend fällt z. B. nach dem herrlichen Kyrie + eleyson das Dies iræ, dies illa solvet + saeclum in favilla. Teste David cum Sibylla ein; wie + einzigartig erhaben gedacht und dargestellt ist das Herannahen des letzten Gerichtes + mit dem Posaunenklang, welcher die Gräberhallen sprengt: Tuba mirum spargens sonum — Per + sepulcra regionum. Coget omnes ante thronum! Und dann daneben + wieder die bange Furcht des um Gnade und Barmherzigkeit flehenden Meschenkindes, die + mitten in aller Angst sieghaft aufflammende Hoffnung und Zuversicht: Qui Mariam absolvisti, Et latronem ex audisti, Mihi quoque spem + dedisti.

Und endlich am Schlusse jener gigantische, überwältigende Kontrast, der auf die Schilderung des Schreckenstages, „des furchtbaren Tages, der da kommt, die Menschheit zu verdammen zu Feuerqualen“, wieder das Requiem folgen - läßt: Requiem - æternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis! - Unvergeßlich prägen sich solche Inspirationen des Genius dem Gemüthe ein.

+ key="verdi.requiem.7" n="requiem-aeternam" type="mus">Requiem + folgen läßt: Requiem æternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat + eis! Unvergeßlich prägen sich solche Inspirationen des Genius + dem Gemüthe ein.

Wir fühlen uns nicht berufen, in eine detaillirte Besprechung des wunderbaren Tonwerkes einzugehen; es wird das Sache musikalischer Fachmänner sein. Unsern warmen, aufrichtigen Dank aber wollen wir anläßlich allen Denjenigen aussprechen, diff --git a/tei/signale_1875-06_30_wien_1.xml b/tei/signale_1875-06_30_wien_1.xml index 1bfed63..292b4a2 100644 --- a/tei/signale_1875-06_30_wien_1.xml +++ b/tei/signale_1875-06_30_wien_1.xml @@ -6,11 +6,12 @@ Signale, Leipzig, Juni 1875/30 [1] aus: Neue Freie Pr., 9.6. und Fremden-Bl., 13.6. - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1875-06_30_verdi-in-wien.xml

CC BY 4.0

@@ -27,7 +28,9 @@ - + + + Biografik @@ -77,8 +80,8 @@ die schmeichelhaftesten Ehren erwiesen wurden. Donizetti dirigirte zur selben Zeit „Linda“ und „Maria von Rohan“, die eigens für - Wien componirt waren, und Maria von Rohan“, die eigens + für Wien componirt waren, und Verdi erzählte mir, daß der große Meister aus Bergamo, eifersüchtig und mißtrauisch gegen Nicolai, den damaligen Capellmeister im @@ -89,44 +92,45 @@ melodramatischen Kunst unberechenbare Dienste erwiesen habe, weil er den Muth hatte, sich der traditionellen barocken Formen zu entledigen; „die Verschmelzung der Musik mit dem Drama habe ich auch versucht“, sagte er, „und zwar in Macbeth, doch konnte ich mir nicht selbst die - Textbücher dichten, wie Wagner es thut. - Wagner überflügelt alle Componisten im - Farbenreichthum der Instrumentirung, allein er ging sowohl in der Form als auch in - der Manier zu weit. Anfangs bekämpfte er mit Erfolg das Realistische, später aber entfernte er sich durch Uebertreibung von der - idealen Dichtung und verfiel in denselben Fehler, den er ursprünglich zu verbessern - sich als Aufgabe gestellt hatte. Die Einförmigkeit also, die er so siegreich - bekämpfte, droht neuerdings ihn zu beherrschen.“ Das neue Opernhaus gefiel Verdi sehr, sowohl in der Architektur, als in - den Decorationen und der Ornamentik, nur findet er, daß die Bühne zu wenig - abschüssig ist und dadurch die Perspective in den großen scenischen Ensembles - ungemein leide. Die Aufführung von „Tannhäuser“, der Verdi - beigewohnt hat, fand er vorzüglich; besonders Orchester, sowie Chöre und Inscenirung - riefen seine Bewunderung wach. Ueber Sänger hat Verdi seine eigenen Ansichten. „An Stimmen fehlt es gewiß nicht in - Deutschland“, sagt er, „sie sind beinahe klangvoller als die italienischen, die - Sänger aber betrachten den Gesang als eine Gymnastik, befassen sich wenig mit der - Ausbildung der Stimme und trachten nur in der kürzesten zeit ein großen Repertoire - zu erhalten. Sie geben sich keine Mühe, eine schöne Schattirung in den Gesang zu - bringen, ihr ganzes Bestreben ist dahin gerichtet, diese oder jene Note mit großer - Kraft hervorzustoßen. Daher ist ihr Gesang kein poetischer Ausdruck der Seele, - sondern ein physischer Kampf ihres Körpers.“ Wien - machte auf Verdi einen bezaubernden - Eindruck, er hält es für die schönste Stadt Europas; die Umgebungen, wie die Bewohner erinnern ihn lebhaft an - Nord-Italien. Die enthusiastische - Aufnahme, die man Verdi schon bei den - Proben des Requiems bereitete, haben tiefen - Eindruck auf ihn gemacht. Er hat sich entschlossen, bald wieder nach Wien zu kommen und dann die erste Aufführung eines neuen - Werkes zu leiten. Eine an den Meister gerichtete Einladung, nach Pest zu kommen und dort persönlich am Nationaltheater das - Requiem zu dirigiren,Vgl. Neue - Freie Presse, Wien, 5. Juni 1875. hat Verdi dankend abgelehnt.

+ key="verdi.macbeth" type="mus">Macbeth, doch konnte ich mir nicht selbst + die Textbücher dichten, wie Wagner es + thut. Wagner überflügelt alle Componisten + im Farbenreichthum der Instrumentirung, allein er ging sowohl in der Form als auch + in der Manier zu weit. Anfangs bekämpfte er mit Erfolg das Realistische, später aber entfernte er sich durch + Uebertreibung von der idealen Dichtung und verfiel in denselben Fehler, den er + ursprünglich zu verbessern sich als Aufgabe gestellt hatte. Die Einförmigkeit also, + die er so siegreich bekämpfte, droht neuerdings ihn zu beherrschen.“ Das neue + Opernhaus gefiel Verdi sehr, sowohl in der + Architektur, als in den Decorationen und der Ornamentik, nur findet er, daß die + Bühne zu wenig abschüssig ist und dadurch die Perspective in den großen scenischen + Ensembles ungemein leide. Die Aufführung von „Tannhäuser“, der Verdi beigewohnt hat, fand er vorzüglich; besonders Orchester, sowie + Chöre und Inscenirung riefen seine Bewunderung wach. Ueber Sänger hat Verdi seine eigenen Ansichten. „An Stimmen fehlt + es gewiß nicht in Deutschland“, sagt er, „sie sind beinahe klangvoller als die + italienischen, die Sänger aber betrachten den Gesang als eine Gymnastik, befassen + sich wenig mit der Ausbildung der Stimme und trachten nur in der kürzesten zeit ein + großen Repertoire zu erhalten. Sie geben sich keine Mühe, eine schöne Schattirung in + den Gesang zu bringen, ihr ganzes Bestreben ist dahin gerichtet, diese oder jene + Note mit großer Kraft hervorzustoßen. Daher ist ihr Gesang kein poetischer Ausdruck + der Seele, sondern ein physischer Kampf ihres Körpers.“ Wien machte auf Verdi + einen bezaubernden Eindruck, er hält es für die schönste Stadt Europas; die Umgebungen, wie die Bewohner erinnern ihn + lebhaft an Nord-Italien. Die + enthusiastische Aufnahme, die man Verdi + schon bei den Proben des Requiems + bereitete, haben tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Er hat sich entschlossen, bald + wieder nach Wien zu kommen und dann die erste + Aufführung eines neuen Werkes zu leiten. Eine an den Meister gerichtete Einladung, + nach Pest zu kommen und dort persönlich am + Nationaltheater das Requiem zu + dirigiren,Vgl. Neue Freie Presse, Wien, 5. + Juni 1875. hat Verdi + dankend abgelehnt.

Verdi’s Persönlichkeit und das ihn begleitende Sänger-Quartett wird von dem „Fremdenblatt“ folgendermaßen gezeichnet:Requiem - erwartet. Nach seiner „Aida“ freilich, welche die - früher so grellen Farben dämpfte und den abenteuerlichen Strom der Empfindung in ein - ruhiges Bett lenkte, konnte die Nachricht, daß Verdi an einem Requiem arbeite, - wohl noch befremden, aber unglaublich klang sie nicht mehr. Ganz Wien war versammelt, den Mann einmal von Angesicht zu - sehen, seine geistliche Musik zu hören, und Beides, das Persönliche und das - Sachliche, der Mann und seine Musik bestanden vor dem Wiener Publicum die Probe. - Verdi’s Persönlichkeit macht eine - überaus günstigen Eindruck. Auf einer etwas mehr als mittelgroßen Gestalt, die - schlank und wie aus Stahl gehämmert ist, sitzt ein brauner Kopf mit einem energisch - herausgearbeiteten Gesicht, dessen Ernst durch den Ausdruck von Wohlwollen gemildert - wird. Die Silberfäden, die aus dem Vollbart blinken, bringen in den Kopf einen Zug - von Würde. Etwas von anmuthiger Unbeholfenheit liegt in seinen Bewegungen. Sein - Taktschlag ist fest, deutlich, energisch — ganz der Ausdruck seines Charakters. - Verdi gefiel schon durch seine - persönliche Erscheinung, deren Eindruck sich freilich, wie dies immer geschieht, - durch die stillschweigende Voraussetzung seiner Verdienst unberechenbar steigerte. Und als man ihn nun in seinem - Werke leben sah und das Werk in ihm, fand der Beifall keine Grenzen. — In Fräulein - Stolz lernten - wir einen geradezu wunderbaren Sopran kennen, der in der Tiefe, in der Mittellage - und in der Höhe von gleicher Fülle, Stärke und Energie ist. Ihre Methode, ihr - Vortrag sind die Natürlichkeit und die Schönheit selbst. Fräulein Waldmann und die - Herren Masini und - Medini - wetteifern mit einander an Pracht der sinnlichen Mittel und an Geschmack des - Vortrages.

+ noch vor wenigen Jahren Niemand ein Requiem erwartet. Nach seiner „Aida“ freilich, welche die früher so grellen Farben dämpfte und den + abenteuerlichen Strom der Empfindung in ein ruhiges Bett lenkte, konnte die + Nachricht, daß Verdi an einem Requiem arbeite, wohl noch befremden, + aber unglaublich klang sie nicht mehr. Ganz Wien + war versammelt, den Mann einmal von Angesicht zu sehen, seine geistliche Musik zu + hören, und Beides, das Persönliche und das Sachliche, der Mann und seine Musik + bestanden vor dem Wiener Publicum die Probe. Verdi’s Persönlichkeit macht eine überaus günstigen Eindruck. Auf + einer etwas mehr als mittelgroßen Gestalt, die schlank und wie aus Stahl gehämmert + ist, sitzt ein brauner Kopf mit einem energisch herausgearbeiteten Gesicht, dessen + Ernst durch den Ausdruck von Wohlwollen gemildert wird. Die Silberfäden, die aus dem + Vollbart blinken, bringen in den Kopf einen Zug von Würde. Etwas von anmuthiger + Unbeholfenheit liegt in seinen Bewegungen. Sein Taktschlag ist fest, deutlich, + energisch — ganz der Ausdruck seines Charakters. Verdi gefiel schon durch seine persönliche Erscheinung, deren + Eindruck sich freilich, wie dies immer geschieht, durch die stillschweigende + Voraussetzung seiner Verdienst unberechenbar steigerte. Und als man ihn nun in seinem Werke leben sah und das Werk in ihm, fand + der Beifall keine Grenzen. — In Fräulein Stolz lernten wir einen geradezu + wunderbaren Sopran kennen, der in der Tiefe, in der Mittellage und in der Höhe von + gleicher Fülle, Stärke und Energie ist. Ihre Methode, ihr Vortrag sind die + Natürlichkeit und die Schönheit selbst. Fräulein Waldmann und die Herren Masini und Medini wetteifern + mit einander an Pracht der sinnlichen Mittel und an Geschmack des Vortrages.

diff --git a/tei/signale_1875-06_30_wien_2.xml b/tei/signale_1875-06_30_wien_2.xml index f088475..0d54ab8 100644 --- a/tei/signale_1875-06_30_wien_2.xml +++ b/tei/signale_1875-06_30_wien_2.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Signale, Leipzig, Juni 1875/30 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1875-06_30_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@
- + + + Bericht @@ -70,15 +71,15 @@ Mezzosopran-Partie; Tenor und Baß sangen die Herren Masini und Medini. Fräulein Stolz ist eine Sängerin ersten Ranges, - Fräulein Waldmann steht nicht weit von - ihr ab, eine Stufe tiefer wiederholt sich dieses selbe Verhältniß zwischen den - Herren Masini und Medini. Fräulein Stolz und Herr Masini - machten gradezu Furore. Drei Sätze des Requiems - mußten wiederholt werden, so bedeutend war der Eindruck, den sie hervorriefen. Nach - dem Schluß der Aufführung wurde dem Componisten von Seite des Operntheaters ein - Lorbeerkranz überreicht. „Gewiß“, schreibt das „Waldmann steht nicht weit von ihr + ab, eine Stufe tiefer wiederholt sich dieses selbe Verhältniß zwischen den Herren + Masini und Medini. Fräulein Stolz und + Herr Masini machten gradezu Furore. Drei + Sätze des Requiems mußten wiederholt + werden, so bedeutend war der Eindruck, den sie hervorriefen. Nach dem Schluß der + Aufführung wurde dem Componisten von Seite des Operntheaters ein Lorbeerkranz + überreicht. „Gewiß“, schreibt das „Fremdenblatt“, „wird man an diesen Verdi-Abend lange zurückdenken. Jenes Soloquartett im Vereine mit den übrigen herrlichen Kräften musiciren zu hören, war ein Genuß, wie er dem Menschen nur an den hohen Festtagen der Kunst bescheert diff --git a/tei/signale_1875-06_32_wien.xml b/tei/signale_1875-06_32_wien.xml index 452bb7a..1ffc0ae 100644 --- a/tei/signale_1875-06_32_wien.xml +++ b/tei/signale_1875-06_32_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Signale, Leipzig, Juni 1875/32 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1875-06_32_verdis-manzoni-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -25,7 +26,9 @@
- + + + Bericht @@ -54,14 +57,14 @@

Am 24. Mai verflossenen Jahres war es, daß Verdi’s - Requiem zu Mailand zum Andenken an den gefeierten italienischen Dichter - Alessandro Manzoni zur ersten - Aufführung gelangte. Nach Jahresfrist, nachdem dies Werk in Paris - und London mit größtem Beifall wiederholt wurde, bekamen es auch - die Wiener zu hören. Das gedrängt volle Haus der Requiem zu Mailand zum Andenken an den gefeierten + italienischen Dichter Alessandro + Manzoni zur ersten Aufführung gelangte. Nach Jahresfrist, + nachdem dies Werk in Paris und London mit größtem Beifall wiederholt wurde, + bekamen es auch die Wiener zu hören. Das gedrängt volle Haus der Hofoper sah mit wahrer Ungeduld der Stunde der Verwirklichung dieses Kunstgenusses entgegen. Langsam erhob sich der Vorhang und man sah die Bühne geschmackvoll in einen abgeschlossenen Saal @@ -73,87 +76,90 @@ entgegen Verdi mit liebenswürdiger Bescheidenheit nach allen Seiten hin dankend sich verneigte. Nachdem endlich Ruhe eingetreten war, gab er das Zeichen zum Anfang und das feierliche Requiem, erst wie hingehaucht, dann in steigendem - Ausdruck, versetzte die Zuhörer mit packender Gewalt sogleich in die erforderliche - ernste Stimmung. In kräftigen Accorden folgte das Dies irae, in neun Unterabtheilungen - auseinander gehalten. Mit stets sich steigerndem Interesse folgten die Zuhörer den - einzelnen Sätzen, dem Tuba mirum mit seinem eigenthümlichen Eintritt von Posaune und - Trompeten (eine wirkungsvolle, wenn auch mehr äußerliche Nachahmung des Berlioz’schen Werkes), dem dramatisch gehaltenen Mezzosopran-Solo (Liber - scriptus), dem weichen innigen Terzett der beiden Frauen und - Tenor (Quid sum + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem, erst wie hingehaucht, dann in + steigendem Ausdruck, versetzte die Zuhörer mit packender Gewalt sogleich in die + erforderliche ernste Stimmung. In kräftigen Accorden folgte das Dies irae, in neun + Unterabtheilungen auseinander gehalten. Mit stets sich steigerndem Interesse folgten + die Zuhörer den einzelnen Sätzen, dem Tuba mirum mit + seinem eigenthümlichen Eintritt von Posaune und Trompeten (eine wirkungsvolle, wenn + auch mehr äußerliche Nachahmung des Berlioz’schen Werkes), + dem dramatisch gehaltenen Mezzosopran-Solo (Liber + scriptus), dem weichen innigen Terzett der beiden Frauen und Tenor (Quid sum miser), dem pathetischen Quartett Duett - mit Chor (Recordare), dem gesangvollen Tenorsolo (Ingemisco), dem auf - gewagten Intervallenfortschreitungen aufgebauten Baßsolo (Confutatis) und endlich dem - innigen melodiösen Quartett mit Chor (Lacrymosa). Zweimal tritt der - Chor dazwischen mit Theilen aus dem Anfang der zweiten Nummer, dem Ganzen dadurch - kräftige Lichter aufsetzend. Mit den letzten Worten des Lacrymosa ist die erste - Abtheilung zu Ende. Der Beifall, der die einzelnen Nummern begleitete, steigerte - sich besonders bei dem ersten Mezzosopran-Solo, dem Terzett, Frauenduett - und Tenorsolo, und letztere zwei + mit Chor (Recordare), dem gesangvollen Tenorsolo (Ingemisco), dem auf gewagten Intervallenfortschreitungen + aufgebauten Baßsolo (Confutatis) und endlich dem innigen melodiösen + Quartett mit Chor (Lacrymosa). Zweimal tritt der Chor dazwischen mit + Theilen aus dem Anfang der zweiten Nummer, dem Ganzen dadurch kräftige Lichter + aufsetzend. Mit den letzten Worten des Lacrymosa ist die + erste Abtheilung zu Ende. Der Beifall, der die einzelnen Nummern begleitete, + steigerte sich besonders bei dem ersten Mezzosopran-Solo, dem Terzett, Frauenduett und Tenorsolo, und letztere zwei wenigstens mußten wiederholt werden.

Noch wirkungsvoller zeigte sich die zweite Abtheilung; eine Nummer überbot die - andere: das vierstimmige Offertorium (Domine - Jesu und Hostias), die zweichörige Dopelfuge (Sanctus), das in - Octaven ausgeführte Frauenduo mit Chor (Agnus Dei), eine Art psalmodirender - Melodei von reizender Klangwirkung, und der meisterhaft durchgeführte Schlußsatz - (Libera me), in - dem der Solosopran ergreifend wirkt und zum Schluß sich Chor und Orchester zu - großartiger Höhe erheben, um dann in weichen Accorden auszuklingen. Ein Theil des - Domine - Jesu sowie das Agnus Dei mußten wiederholt werden und mit den letzten Tönen - durchbrauste mächtiger Beifall das Haus. Der Meister und die Solisten wurden immer - wieder gerufen, und als dann noch der Director der Hofoper, Herr Jauner, vortrat und dem Schöpfer des Requiem - einen Lorbeerkranz überreichte, brach das Publicum bei dieser Ovation in herzlichen - Jubel aus.

-

Das Requiem ist gleich interessant in Hinsicht - der Erfindung und Ausarbeitung und hält die glückliche Mitte zwischen geistlicher - und weltlicher Musik, und wenn auch hin und wieder die dramatische Seite stark - betont ist und manche Stellen aus Aïda flüchtig - hereinklingen, so wirkt beides doch nicht störend und wird reichlich aufgewogen - durch sonstige Vorzüge. Dahin gehörte die ausgezeichnete Behandlung des - Instrumentalen und Vocalen; das Orchester ist stets maßvoll, nie lärmend gehalten - und legt das Hauptgewicht auf das Streichquartett; der Chorsatz ist höchst - wirkungsvoll und nie den Stimmen allzu Anstrengendes zumuthend. Den Solisten endlich - ist vollauf Gelegenheit gegeben, schönen Gesang zu entfalten. Dieses Vocalquartett - macht geradezu Furore: Fräulein Therese Stolz, eine Deutsche, steht vollendet da, Fräulein Maria Waldmann, eine - blonde Wienerin (in den Jahren 1862—65 im Conservatorium), ist ihrer Collegin kaum - nachstehend, der Tenor Masini, der Bassist Medini, alle sind sie mit vortrefflichen - Stimmitteln begabt und bekunden im Vortrag die beste Schule. — Die Ausführung des - Werkes war glänzend, und nebst den Solisten verdienen das Orchester (Hellmesberger an der - Spitze) und der Chor (letzterer verstärkt durch Mitglieder des Akademischen Gesangvereins) das - größte Lob. Verdi dirigirt mit Ruhe und - Festigkeit; seine Persönlichkeit ist so einnehmend, daß er gleich beim Erscheinen - alle Herzen gewann. Der Eindruck, den sein Werk und die unvergleichliche Ausführung - hervorrief, wird nicht so bald vergessen werden. Verdi selbst war von seiner Aufnahme entzückt und versprach bald - wiederzukommen und dann ein neues Werk mitzubringen. Im Voraus sei ihm ein - Hochwillkommen zugerufen!

+ andere: das vierstimmige Offertorium + (Domine Jesu und Hostias), die + zweichörige Dopelfuge (Sanctus), das in Octaven ausgeführte Frauenduo mit Chor (Agnus Dei), + eine Art psalmodirender Melodei von reizender Klangwirkung, und der meisterhaft + durchgeführte Schlußsatz (Libera me), in dem der Solosopran ergreifend wirkt und zum + Schluß sich Chor und Orchester zu großartiger Höhe erheben, um dann in weichen + Accorden auszuklingen. Ein Theil des Domine Jesu sowie das Agnus Dei + mußten wiederholt werden und mit den letzten Tönen durchbrauste mächtiger Beifall + das Haus. Der Meister und die Solisten wurden immer wieder gerufen, und als dann + noch der Director der Hofoper, Herr Jauner, vortrat und dem Schöpfer des Requiem einen Lorbeerkranz + überreichte, brach das Publicum bei dieser Ovation in herzlichen Jubel aus.

+

Das Requiem ist gleich interessant in + Hinsicht der Erfindung und Ausarbeitung und hält die glückliche Mitte zwischen + geistlicher und weltlicher Musik, und wenn auch hin und wieder die dramatische Seite + stark betont ist und manche Stellen aus Aïda flüchtig hereinklingen, so wirkt beides doch nicht störend und + wird reichlich aufgewogen durch sonstige Vorzüge. Dahin gehörte die ausgezeichnete + Behandlung des Instrumentalen und Vocalen; das Orchester ist stets maßvoll, nie + lärmend gehalten und legt das Hauptgewicht auf das Streichquartett; der Chorsatz ist + höchst wirkungsvoll und nie den Stimmen allzu Anstrengendes zumuthend. Den Solisten + endlich ist vollauf Gelegenheit gegeben, schönen Gesang zu entfalten. Dieses + Vocalquartett macht geradezu Furore: Fräulein Therese Stolz, eine Deutsche, steht vollendet + da, Fräulein Maria + Waldmann, eine blonde Wienerin (in den Jahren 1862—65 im + Conservatorium), ist ihrer Collegin kaum nachstehend, der Tenor Masini, der Bassist + Medini, alle sind + sie mit vortrefflichen Stimmitteln begabt und bekunden im Vortrag die beste Schule. + — Die Ausführung des Werkes war glänzend, und nebst den Solisten verdienen das + Orchester (Hellmesberger an der Spitze) und der Chor (letzterer verstärkt durch + Mitglieder des Akademischen + Gesangvereins) das größte Lob. Verdi dirigirt mit Ruhe und Festigkeit; seine Persönlichkeit ist so + einnehmend, daß er gleich beim Erscheinen alle Herzen gewann. Der Eindruck, den sein + Werk und die unvergleichliche Ausführung hervorrief, wird nicht so bald vergessen + werden. Verdi selbst war von seiner + Aufnahme entzückt und versprach bald wiederzukommen und dann ein neues Werk + mitzubringen. Im Voraus sei ihm ein Hochwillkommen zugerufen!

Wien, 13. Juni 1875. P.

diff --git a/tei/signale_1875-07_33_wien.xml b/tei/signale_1875-07_33_wien.xml index f2cab01..79a0512 100644 --- a/tei/signale_1875-07_33_wien.xml +++ b/tei/signale_1875-07_33_wien.xml @@ -5,11 +5,12 @@ Signale, Leipzig, Juli 1875/33 aus: Neue Freie Pr., 29.6. - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1875-07_33_ein-ausflug-ins-musikalische.xml

CC BY 4.0

@@ -25,7 +26,9 @@ - + + + Biografik @@ -93,60 +96,61 @@ >Verdi hat mich schon durch sein bescheidenes Auftreten für sich eingenommen. Er betrat so schüchtern die Bühne und blickte so erwartungsvoll ins Parterre, als ob er soeben erfahren hätte, daß alle seine Opern sammt dem Requiem nicht von ihm, sondern von mehreren Leuten - da unten geschrieben worden wären und man ihm heute die Erlaubniß gegeben hätte, - Einiges davon anzuhören. Wie anders betritt Wagner sein Podium! Als ich ihn zum erstenmal in einem Concert - dirigiren sah, als sein souveräner Blick auf die Schaar seiner Getreuen fiel und - sein durchdringendes Auge wie inquisitorisch auf die Menge traf, da erschrak ich, - die zufällig in der ersten Bank ganz nahe dem gefürchteten Meister saß, gar heftig. - Und als er dann den Tactirstock ergriff und ihn erst ein wenig bedrohlich schwenkte, - als gedenke er uns vorher alle anderen Harmonien aus den Köpfen zu jagen, da wollte - ich in meiner Angst ausrufen: Gnade, großer Richard, ich habe erst heute Früh etwas von Mendelssohn gespielt — aber es soll - gewiß nicht mehr geschehen — ich bin noch so jung, und das Lied war so schön — - Gnade! Ein donnernder Paukenschlag, den meine Begleiterin, eine Wagnerianerin, für - ein wunderbares Piano erklärte, kündigte die Ouvertüre an. Dann verlor ich die - Besinnung, und als ich wieder erwachte, stand Wagner noch auf dem Podium und winkte uns wohlwollend mit dem Kopfe - zu, als wolle er sagen: „Schon gut, schon gut! Ich halte mich eurer Ergebenheit - versichert, meine lieben Unterthanen; zahlt auch ferner die Steuern pünktlich - weiter, und ich werde allergnädigst noch einmal concertiren.“ Worauf sich der alte - Musik-Landesvater mit einer huldvollen Handbewegung zurückzog. Ich verstehe nichts - davon, ob Wagner oder Verdi länger leben werde; aber ich weiß, daß der - Italiener auch ohne Begeisterungs-Quartiermacher in unser Herz aufgenommen wurde, - und daß er für den rauschendsten Beifall so bescheiden quittirt, als ob er morgen - oder längstens übermorgen ins Reich des Vergessens abreisen müßte, wähend Se. - Majestät Richard I. immer gleich als - Unsterblicher auftritt und mit jedesmal den Eindruck macht, als ob er seine eigene - Marmorstatue vorstellen wollte. Von dem wunderschönen Requiem habe ich nach zweimaligem Anhören gleich die herrlichsten - Stellen auswendig gewußt, ohne lateinischen Text natürlich. Es hat mir immer sehr - gut gefallen, daß in der Kirche nur der Herr Pfarrer und der liebe Gott Lateinisch - wissen, und wie sich die andächtigen Menschen darauf verlassen, daß die Beiden schon - das Rechte treffen werden. Ich war einmal gefährlich krank, und da wurde von meinem - Hausarzte der berühmteste Professor aus der Stadt an mein Bett geholt. Der berühmte Mann sah mich gütig an und ergriff - meine fieberheiße Hand, und dann redeten sie wol eine Viertelstunde Lateinisch mit - einander, worauf ich bald wieder gesund wurde. Sie müssen vortreffliche Dinge mit - einander gesprochen haben, sonst hätte es mit nicht so schnell geholfen. Es soll - auch Leute geben, die nach einem solchen lateinischen Consilium sterben, und dann - ist es gewiß gut, daß die leidenden Menschen nicht verstanden haben, was mit ihnen - vorgegangen ist. Die Protestanten reden allerdings Deutsch mit ihrem Gotte, dafür - aber haben sie keine so prächtige Musik zu den Messen, und wenn sie in den Himmel - kommen, sind sie so unmusikalisch, daß man ihnen kein Solo im Hallelujah anvertrauen - darf und sie in den Chor stecken muß, wo man nichts merkt, wenn sie einen Gickser in - den Sphärenklängen machen. Das Requiem von - Verdi mit seinen heiligen - Jenseitsworten und seinen süßen Diesseitsmelodien hat mir eine lebhafte Vorstellung - davon gegeben, wie es aussehen muß, wenn sie im Himmel nach vielen ernsten Requiem nicht von ihm, sondern von + mehreren Leuten da unten geschrieben worden wären und man ihm heute die Erlaubniß + gegeben hätte, Einiges davon anzuhören. Wie anders betritt Wagner sein Podium! Als ich ihn zum erstenmal in + einem Concert dirigiren sah, als sein souveräner Blick auf die Schaar seiner + Getreuen fiel und sein durchdringendes Auge wie inquisitorisch auf die Menge traf, + da erschrak ich, die zufällig in der ersten Bank ganz nahe dem gefürchteten Meister + saß, gar heftig. Und als er dann den Tactirstock ergriff und ihn erst ein wenig + bedrohlich schwenkte, als gedenke er uns vorher alle anderen Harmonien aus den + Köpfen zu jagen, da wollte ich in meiner Angst ausrufen: Gnade, großer Richard, ich habe erst heute Früh etwas von + Mendelssohn gespielt — + aber es soll gewiß nicht mehr geschehen — ich bin noch so jung, und das Lied war so + schön — Gnade! Ein donnernder Paukenschlag, den meine Begleiterin, eine + Wagnerianerin, für ein wunderbares Piano erklärte, kündigte die Ouvertüre an. Dann + verlor ich die Besinnung, und als ich wieder erwachte, stand Wagner noch auf dem Podium und winkte uns + wohlwollend mit dem Kopfe zu, als wolle er sagen: „Schon gut, schon gut! Ich halte + mich eurer Ergebenheit versichert, meine lieben Unterthanen; zahlt auch ferner die + Steuern pünktlich weiter, und ich werde allergnädigst noch einmal concertiren.“ + Worauf sich der alte Musik-Landesvater mit einer huldvollen Handbewegung zurückzog. + Ich verstehe nichts davon, ob Wagner oder + Verdi länger leben werde; aber ich + weiß, daß der Italiener auch ohne Begeisterungs-Quartiermacher in unser Herz + aufgenommen wurde, und daß er für den rauschendsten Beifall so bescheiden quittirt, + als ob er morgen oder längstens übermorgen ins Reich des Vergessens abreisen müßte, + wähend Se. Majestät Richard I. immer + gleich als Unsterblicher auftritt und mit jedesmal den Eindruck macht, als ob er + seine eigene Marmorstatue vorstellen wollte. Von dem wunderschönen Requiem habe ich nach zweimaligem Anhören + gleich die herrlichsten Stellen auswendig gewußt, ohne lateinischen Text natürlich. + Es hat mir immer sehr gut gefallen, daß in der Kirche nur der Herr Pfarrer und der + liebe Gott Lateinisch wissen, und wie sich die andächtigen Menschen darauf + verlassen, daß die Beiden schon das Rechte treffen werden. Ich war einmal gefährlich + krank, und da wurde von meinem Hausarzte der berühmteste Professor aus der Stadt an + mein Bett geholt. Der berühmte Mann sah mich + gütig an und ergriff meine fieberheiße Hand, und dann redeten sie wol eine + Viertelstunde Lateinisch mit einander, worauf ich bald wieder gesund wurde. Sie + müssen vortreffliche Dinge mit einander gesprochen haben, sonst hätte es mit nicht + so schnell geholfen. Es soll auch Leute geben, die nach einem solchen lateinischen + Consilium sterben, und dann ist es gewiß gut, daß die leidenden Menschen nicht + verstanden haben, was mit ihnen vorgegangen ist. Die Protestanten reden allerdings + Deutsch mit ihrem Gotte, dafür aber haben sie keine so prächtige Musik zu den + Messen, und wenn sie in den Himmel kommen, sind sie so unmusikalisch, daß man ihnen + kein Solo im Hallelujah anvertrauen darf und sie in den Chor stecken muß, wo man + nichts merkt, wenn sie einen Gickser in den Sphärenklängen machen. Das Requiem von Verdi mit seinen heiligen Jenseitsworten und + seinen süßen Diesseitsmelodien hat mir eine lebhafte Vorstellung davon gegeben, wie + es aussehen muß, wenn sie im Himmel nach vielen ernsten Bach- und Händel-Concerten einmal eine fromme - Oper aufführen wollen. Da nehmen sie das Requiem - von Verdi, weil das doch am Ende - Kirchenmusik ist, und der gute Requiem von Verdi, weil das + doch am Ende Kirchenmusik ist, und der gute Mozart oder sonst ein liebenswürdiger Capellmeister übernimmt aus Gefälligkeit das Digiriren. Auf der Centralsonne wird die Oper durch hunderttausendmeilenlange Anschlagzettel angezeigt, und vom Sirius, Uranus, vom @@ -156,59 +160,59 @@ aufstehen, damit der alte Herr auch eine Freude hat) fröhlich von statten. Die vorzüglichen Sänger aus allen Himmelsgegenden wirken mit, und die geschultesten Engels-Chöre und Orchesterkräfte musiciren auch dabei. Das brillante Recordare wie das wundersame Agnus Dei müssen natürlich wiederholt werden, und - alle Welt jubelt darüber, wieder einmal etwas herzerfreuend Weltliches gehört zu - haben. Und ist die letzte Note verklungen, so ruft Alles: „Verdi! Recordare wie das wundersame + Agnus Dei müssen natürlich + wiederholt werden, und alle Welt jubelt darüber, wieder einmal etwas herzerfreuend + Weltliches gehört zu haben. Und ist die letzte Note verklungen, so ruft Alles: + „Verdi! Verdi! soll draußen bleiben, so lange es ihm gefällt — er lebe, und zwar hoch!“

Siehst du, so kommt ein Weltkind auf die närrischesten Ideen, wenn es einmal zu einer kirchlichen Aufführung in die Oper geht; aber ich schäme mich noch nicht, zu wiederholen, daß ich allen meinen Freundinnen seit einer Woche Requiem-Fragmente so begeistert als möglich - vorsinge. Das soll zwar nicht classisch sein, was man sich gleich merkt, aber ich - halte es in der Musik durchaus nicht mit dem ungarischen Magnaten, der wüthend - wurde, weil seine Schnürhosen paßten; „wenn ich hineinkomme, nehme ich sie nicht,“ - schrie er heftig, und da alle Ungarn solche classische Hosen — Pardon Beinkleider - tragen, so hatte der Mann vollkommen Recht. Ich muß in die Musik hineinkönnen, sonst - bin ich verloren und verstehe kein Wort. Es gibt auch gottlob noch sehr viele schöne - und edle Musik, die man innig genießen kann, ohne Harmonielehre studirt zu haben. - Contrapunctum, Streusand drauf!

-

Beim Requiem war mit das Herz aufgegangen, und bei - „Aida“ wäre es bald vor Freude zersprungen. Man - muß einen Menschen und eine Oper in ihrer eigenen Muttersprache hören, um sie ganz - würdigen zu können. Ich glaube einmal gelesen zu haben, daß jede und auch die beste - Uebersetzung uns höchstens das rückwärtige Muster einer schönen Teppichstickerei - vorstellen kann; es sind dieselben Linien und Farben, und es ist doch beiweitem nicht dasselbe. Verdi’s Sängerinnen liebe ich schon aus - patriotischer Freude darüber, daß diese beiden Italienierinnen Oesterreicherinnen - sind. Die Luftveränderung scheint den Sängerinnen sehr wohl gethan zu haben, und - viele einheimische Damen haben erklärt, jetzt nach Italien reisen zu wollen, um zu sehen, ob dort vielleicht ihre - Stimme irgendwo vergraben liege. Ich glaube aber, man findet im Süden nur eine - schöne Stimme, wenn man in der Kehle schon ein Stückchen Italien von Feuer und Gold - mitbringt. Wir lassen uns in Wien zwar auch nicht - spotten, aber dieses wunderbare Ineinanderklingen von Alt und Sopran haben wir schon - lange nicht erlebt, und wie feurig diese Oesterreicherinnen als Amneris und Aïda - sich die heftigsten italienischen Sturm-Arien ins Gesicht sangen! Und wenn man erst - bedenkt, daß Sklavin und Prinzessin am Pharaonenhofe, nachdem sie sich mit glühender - Leidenschaft italienisch gestritten, hinter der Scene sich begegnen und zugleich - lebhaft ausrufen: „Gut is heut’ gangen, aber die Hitz!“ Es ist davon gesprochen - worden, daß die Waldmann für theures Geld Wien wiedergewonnen werden soll. Wäre es - da nicht gerathen, wenn unsere Directoren, welche immer weite Entdeckungsreisen - antreten, einmal einen verläßlichen Bädeker für Wien zu Hand nehmen würden und ein gutes Fernglas, mit dem man bis - über das engherzige „Es gibt keine Propheten im Vaterlande“Vgl. Mt 13,57: »Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt - nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause.« - hinaussehen kann? Mich haben sie auch noch nicht entdeckt, aber wenn wieder so ein - Director in die Fremde reist, stelle ich mich auf den Perron des Bahnhofes und rufe - ihm zu: „Nehmen Sie jedenfalls ein Retourbillet, Herr Director, es kommt billiger!“ - Lerne nur fleißig Italienisch, liebe Freundin, so ein Bißchen „Mille grazie!“ klingt wunderschön und Addio mia cara, - tuissima.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem-Fragmente so begeistert als + möglich vorsinge. Das soll zwar nicht classisch sein, was man sich gleich merkt, + aber ich halte es in der Musik durchaus nicht mit dem ungarischen Magnaten, der + wüthend wurde, weil seine Schnürhosen paßten; „wenn ich hineinkomme, nehme ich sie + nicht,“ schrie er heftig, und da alle Ungarn solche classische Hosen — Pardon + Beinkleider tragen, so hatte der Mann vollkommen Recht. Ich muß in die Musik + hineinkönnen, sonst bin ich verloren und verstehe kein Wort. Es gibt auch gottlob + noch sehr viele schöne und edle Musik, die man innig genießen kann, ohne + Harmonielehre studirt zu haben. Contrapunctum, Streusand drauf!

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Beim Requiem war mit das Herz + aufgegangen, und bei „Aida“ wäre es bald + vor Freude zersprungen. Man muß einen Menschen und eine Oper in ihrer eigenen + Muttersprache hören, um sie ganz würdigen zu können. Ich glaube einmal gelesen zu + haben, daß jede und auch die beste Uebersetzung uns höchstens das rückwärtige Muster + einer schönen Teppichstickerei vorstellen kann; es sind dieselben Linien und Farben, + und es ist doch beiweitem nicht dasselbe. + Verdi’s Sängerinnen liebe ich schon + aus patriotischer Freude darüber, daß diese beiden Italienierinnen + Oesterreicherinnen sind. Die Luftveränderung scheint den Sängerinnen sehr wohl + gethan zu haben, und viele einheimische Damen haben erklärt, jetzt nach Italien reisen zu wollen, um zu sehen, ob dort + vielleicht ihre Stimme irgendwo vergraben liege. Ich glaube aber, man findet im + Süden nur eine schöne Stimme, wenn man in der Kehle schon ein Stückchen Italien von + Feuer und Gold mitbringt. Wir lassen uns in Wien + zwar auch nicht spotten, aber dieses wunderbare Ineinanderklingen von Alt und Sopran + haben wir schon lange nicht erlebt, und wie feurig diese Oesterreicherinnen als + Amneris und Aïda sich die heftigsten italienischen Sturm-Arien ins Gesicht sangen! + Und wenn man erst bedenkt, daß Sklavin und Prinzessin am Pharaonenhofe, nachdem sie + sich mit glühender Leidenschaft italienisch gestritten, hinter der Scene sich + begegnen und zugleich lebhaft ausrufen: „Gut is heut’ gangen, aber die Hitz!“ Es ist + davon gesprochen worden, daß die Waldmann für theures Geld Wien wiedergewonnen + werden soll. Wäre es da nicht gerathen, wenn unsere Directoren, welche immer weite + Entdeckungsreisen antreten, einmal einen verläßlichen Bädeker für Wien zu Hand nehmen würden und ein gutes Fernglas, mit + dem man bis über das engherzige „Es gibt keine Propheten im Vaterlande“Vgl. Mt 13,57: »Jesus aber sprach zu ihnen: Ein + Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem + Hause.« hinaussehen kann? Mich haben sie auch noch nicht entdeckt, aber + wenn wieder so ein Director in die Fremde reist, stelle ich mich auf den Perron des + Bahnhofes und rufe ihm zu: „Nehmen Sie jedenfalls ein Retourbillet, Herr Director, + es kommt billiger!“ Lerne nur fleißig Italienisch, liebe Freundin, so ein Bißchen + „Mille grazie!“ klingt wunderschön und Addio mia cara, tuissima.

(Neue Freie Presse.)Vgl. Neue diff --git a/tei/signale_1876-01_07_hamburg.xml b/tei/signale_1876-01_07_hamburg.xml index af894ee..7623e23 100644 --- a/tei/signale_1876-01_07_hamburg.xml +++ b/tei/signale_1876-01_07_hamburg.xml @@ -5,10 +5,9 @@ Signale, Leipzig, Januar 1876/7 aus: Berliner Tagebl., 11.1. - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1876-01_07_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -27,7 +26,9 @@ - + + + Bericht @@ -46,25 +47,28 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=smw&datum=1876&page=112"/> - - + + Dur und Moll. - + + + +

Am Hamburger Stadttheater ist Verdi’s - Requiem mit großer Begeisterung aufgenommen - worden. Das scenische Arrangement war von Herrn Oberregisseur Hock besorgt. Die Scene - stellte das Innere einer katholischen Kirche dar, die Mitwirkenden, der auf mehr als - 100 Mann verstärkte Chor und das aus ca. 70 Personen bestehende Orchester, sämmtlich - in eleganter Gesellschafts-Toilette, die Damen in Weiß, mit weißen Camelien im Haar - und, dem Charakter der Todtenmesse entsprechend, mit schwarzem Schleier, waren in - weitem aufsteigendem Halbkreise postirt, in der Mitte desselben der Dirigent, Herr - Fuchs, dessen Pult theilweise - durch lebende Gewächse verdeckt war. Das Ganze machte einen sehr feierlichen - Eindruck.

+ Requiem mit großer Begeisterung + aufgenommen worden. Das scenische Arrangement war von Herrn Oberregisseur + Hock besorgt. Die + Scene stellte das Innere einer katholischen Kirche dar, die Mitwirkenden, der auf + mehr als 100 Mann verstärkte Chor und das aus ca. 70 Personen bestehende Orchester, + sämmtlich in eleganter Gesellschafts-Toilette, die Damen in Weiß, mit weißen + Camelien im Haar und, dem Charakter der Todtenmesse entsprechend, mit schwarzem + Schleier, waren in weitem aufsteigendem Halbkreise postirt, in der Mitte desselben + der Dirigent, Herr Fuchs, dessen + Pult theilweise durch lebende Gewächse verdeckt war. Das Ganze machte einen sehr + feierlichen Eindruck.

diff --git a/tei/signale_1876-01_07_wien.xml b/tei/signale_1876-01_07_wien.xml index 63e9af6..712ee6a 100644 --- a/tei/signale_1876-01_07_wien.xml +++ b/tei/signale_1876-01_07_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Signale, Leipzig, Januar 1876/7 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1876-01_07_wien.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -43,22 +44,26 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=smw&datum=1876&page=112"/> - - + + Dur und Moll. - + + + +

In Wien fanden im Hofoperntheater in den 365 Tagen des Jahres 1875 294 Vorstellungen statt. An Novitäten wurde gegeben: am 11. Juni - zum ersten Male: „Requiem“ (Manzoni-Messe) - unter persönlicher Leitung Verdi’s - und Mitwirkung der Damen Therese Stolz - und Marie Waldmann und der Herren - Angelo Masini und Paolo Medini;

+ zum ersten Male: „Requiem“ + (Manzoni-Messe) unter persönlicher Leitung Verdi’s und Mitwirkung der Damen Therese Stolz und Marie + Waldmann und der Herren Angelo + Masini und Paolo + Medini;

diff --git a/tei/signale_1876-02_15_salzburg-koeln.xml b/tei/signale_1876-02_15_salzburg-koeln.xml index 54f9e2d..fa46fa0 100644 --- a/tei/signale_1876-02_15_salzburg-koeln.xml +++ b/tei/signale_1876-02_15_salzburg-koeln.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Signale, Leipzig, Februar 1876/15 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1876-02_15_salzburg-koeln.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,10 @@
- + + + + Kurzbericht @@ -42,10 +44,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=smw&datum=1876&page=241"/> - - + + Dur und Moll. - + + + +

In Salzburg wird Cöln kam im achten Gürzenichconcert am 15. Febr. auf allseitig gehegten Wunsch Verdi’s - Requiem nochmals zur Aufführung.

+ Requiem nochmals zur + Aufführung.

diff --git a/tei/signale_1876-03_20_leipzig.xml b/tei/signale_1876-03_20_leipzig.xml index 53209c0..99a0631 100644 --- a/tei/signale_1876-03_20_leipzig.xml +++ b/tei/signale_1876-03_20_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Signale, Leipzig, März 1876/20 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1876-03_20_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@
- + + + Bericht @@ -45,14 +46,14 @@ Dur und Moll.

- Leipzig. Das neunzehnte, am 9. März stattgehabte - Gewandhausconcert vermittelte unsrer Stadt die - Bekanntschaft mit demjenigen Werke der musikalischen Kunst, welches seit einiger - Zeit seinen Rundgang durch die Welt macht und jedenfalls augenblicklich das - notabelste und besprochenste musikalische Ereignis bildet — Verdi’s + Leipzig. Das neunzehnte, am + 9. März stattgehabte Gewandhausconcert vermittelte unsrer Stadt die Bekanntschaft mit + demjenigen Werke der musikalischen Kunst, welches seit einiger Zeit seinen + Rundgang durch die Welt macht und jedenfalls augenblicklich das notabelste und + besprochenste musikalische Ereignis bildet — Verdi’s Requiem. Verdi im Gewandhause! Was sagen die Italianophoben und Classicomanen hier @@ -63,8 +64,8 @@ aber helfen wird’s ihnen nichts und die Thatsache werden sie nicht aus der Welt schaffen, daß in diesem Werke des verruchten und vervehmten Wälschen, den in schnöder Weltlichkeit und Frivolität begangenen Trovatore-Componisten eine That - vorliegt, welche selbst von Denen, die noch ein gutes Haar an Trovatore-Componisten eine + That vorliegt, welche selbst von Denen, die noch ein gutes Haar an Verdi lassen und ihn nicht vornehm über die Achsel ansehen, kaum erwartet wurde, eine That, die ein gutes Theil des seitens eines verbohrten musikalischen Muckerthums künstlich genährten Hasses gegen den @@ -72,9 +73,9 @@ Stande sein wird. Wir selbst, die wir, seitdem wir den Jahren der Unerfahrenheit und Unbedachtheit entwachsen sind und uns mehr in der Welt umgesehen und umgehört haben, sehr wesentlich von der Verdi-Verachtung - zurückgenommen sind, gestehen ohne scheu, daß das Requiem auf uns einen höchst bedeutenden, ja im Großen und Ganzen - selbst ergreifenden Eindruck gemacht hat und daß wir vollständig das aufsehen + zurückgenommen sind, gestehen ohne scheu, daß das Requiem auf uns einen höchst bedeutenden, ja im Großen und + Ganzen selbst ergreifenden Eindruck gemacht hat und daß wir vollständig das aufsehen begreifen, welches von dem Werke in der ganzen civilisirten Welt hervorgebracht worden ist. Jener Eindruck ist motivirt durch hohe Genialität in Anlage und Ausführung, stimmungsvolle Charakteristik, blühende Erfindung und wundervolle vocale @@ -82,25 +83,26 @@ einestheils den Ideen von Kirchlichkeit und kirchlichem Styl widersprechen, anderntheils als zu roh materialistisch und selbst geschmacklos erscheinen müssen, und trotz der nicht gerade mustergültigen Behandlung der beiden Fugensätze. Daß das Werk auch - beim Publicum durchgeschlagen hat, beweist erstens der nach verschiedenen Nummern - gespendete reiche Beifall, und dann viel mehr noch der Umstand, daß ein Verlangen - nach Wiederholung des ganzen Requiems laut - geworden ist, ein Verlangen, dem auch demnächst gewillfahrt werden wird. — Was nun - schließlich die Aufführung des Requiems im 19. - Gewandhausconcerte betrifft, so war diese eine wohlgelungene zu nennen. Orchester - und Chöre lösten ihre Aufgaben ersichtlich mit Lust und Liebe zur Sache, und die - Solisten — Frau Peschka-Leutner (Sopran), - Hofopernsängerin Fräulein Nanitz aus Dresden (Mezzosopran), Herr Pielke von - hiesigen Stadttheater (Tenor) und Herr - Hofopernsänger Köhler aus Dresden (Baß) — ließen es an befriedigendem, ja zum Theil - vortrefflichem Einzel- und Zusammenwirken nicht fehlen.

+ key="verdi.requiem.4 verdi.requiem.7" type="mus">Fugensätze. Daß das + Werk auch beim Publicum durchgeschlagen hat, beweist erstens der nach verschiedenen + Nummern gespendete reiche Beifall, und dann viel mehr noch der Umstand, daß ein + Verlangen nach Wiederholung des ganzen Requiems laut geworden ist, ein Verlangen, dem auch demnächst + gewillfahrt werden wird. — Was nun schließlich die Aufführung des Requiems im 19. Gewandhausconcerte + betrifft, so war diese eine wohlgelungene zu nennen. Orchester und Chöre lösten ihre + Aufgaben ersichtlich mit Lust und Liebe zur Sache, und die Solisten — Frau Peschka-Leutner (Sopran), Hofopernsängerin Fräulein Nanitz aus Dresden + (Mezzosopran), Herr Pielke von hiesigen Stadttheater (Tenor) und Herr Hofopernsänger Köhler aus Dresden + (Baß) — ließen es an befriedigendem, ja zum Theil vortrefflichem Einzel- und + Zusammenwirken nicht fehlen.

diff --git a/tei/signale_1876-03_24_leipzig.xml b/tei/signale_1876-03_24_leipzig.xml index d534d16..64a9bec 100644 --- a/tei/signale_1876-03_24_leipzig.xml +++ b/tei/signale_1876-03_24_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Signale, Leipzig, März 1876/24 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1876-03_24_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@
- + + + Bericht @@ -49,9 +50,9 @@ resp="tr"/>

Eine Wiederholung des Verdi’schen - Requiems hat, wie wir nachträglich - berichten, am 13. März im Saale des - Gewandhauses stattgefunden + Requiems hat, wie wir + nachträglich berichten, am 13. März im Saale + des Gewandhauses stattgefunden und zwar zum Besten des Orchester-Pensionsfonds und des Orchester-Wittwenfonds. Der Gewandhaussaal war merkwürdigerweise nur mäßig gefüllt (trotzdem @@ -66,18 +67,17 @@ Besetzungsverhältnissen geschah. Fräulein Nanitz nämlich, die Vertreterin der Altpartie, war kurz vor dem Concerttage erkrankt, und da in der Schnelligkeit kein anderer Ersatz zu schaffen - war, so unternahm es Frau Peschka-Leutner (sie, die - Interpretin der „Königin der Nacht“, der „Constanze“ etc.!) die Partie zu singen und - entledigte sich ihrer Aufgabe so vortrefflich, wie es ihr nicht leicht eine andere - Sopranistin nachmachen wird. Als Remplaçantin wiederum für Frau Peschka-Leutner hatte die Sopranpartie - Frau Schuch-Proska aus Dresden inne, welche aber augenscheinlich mit Indisponirtheit zu - kämpfen hatte und namentlich das schöne Agnus Dei durch chronisches Detoniren - verdarb.

+ war, so unternahm es Frau Peschka-Leutner (sie, die Interpretin der „Königin der + Nacht“, der „Constanze“ etc.!) die Partie zu singen und entledigte sich ihrer + Aufgabe so vortrefflich, wie es ihr nicht leicht eine andere Sopranistin nachmachen + wird. Als Remplaçantin wiederum für Frau Peschka-Leutner hatte die Sopranpartie Frau Schuch-Proska aus + Dresden inne, welche aber augenscheinlich + mit Indisponirtheit zu kämpfen hatte und namentlich das schöne Agnus Dei durch + chronisches Detoniren verdarb.

diff --git a/tei/signale_1876-04_31_berlin.xml b/tei/signale_1876-04_31_berlin.xml index 3eb26d4..48e4e0b 100644 --- a/tei/signale_1876-04_31_berlin.xml +++ b/tei/signale_1876-04_31_berlin.xml @@ -5,10 +5,9 @@ Signale, Leipzig, April 1876/31 aus: Berliner Fremdenbl., 19.4. - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1876-04_31_berlin.xml

CC BY 4.0

@@ -25,7 +24,9 @@ - + + + Kurzbericht @@ -52,15 +53,16 @@

Verdi’s - Requiem ist nun auch in Berlin im königl. - Opernhause am 15. April zur - Aufführung gekommen. Der Eindruck war ein getheilter. „Der größere Theil - des Werkes“ — schreibt das ‚Berliner Fremdenblatt‘ — „ist voll greller, dramatischer - Effecte ohne Kenntnis des kirchlichen Styles, ohne erwärmende Wahrheit und beseelte - Ueberzeugung geschrieben. Man fühlt sich von dem opernhaften Flitterstaat, mit dem - der fromme ergreifende Text behängt ist, abgestoßen, wir erhalten den Eindruck einer - mater dolorosa im Schleppkleid mit + Requiem ist nun auch in + Berlin im königl. Opernhause am 15. April zur Aufführung gekommen. Der + Eindruck war ein getheilter. „Der größere Theil des Werkes“ — schreibt das ‚Berliner + Fremdenblatt‘ — „ist voll greller, dramatischer Effecte ohne Kenntnis des + kirchlichen Styles, ohne erwärmende Wahrheit und beseelte Ueberzeugung geschrieben. + Man fühlt sich von dem opernhaften Flitterstaat, mit dem der fromme ergreifende Text + behängt ist, abgestoßen, wir erhalten den Eindruck einer mater dolorosa im + Schleppkleid mit Chignin Chignon und Panzertaille.“Vgl. Signale, Leipzig, Mai 1877/35 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1877-05_35_koeln-1.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@ - + + + Notiz @@ -56,9 +57,9 @@ Köln weilte, ist daselbst Gegenstand vielfacher Ovationen gewesen. Das Comité des Musikfestes machte ihm ein Ehrengeschenk mit dem neuen Rhein-Album von Professor Caspar Scheuren in Düsseldorf.Vgl. Caspar Scheuren, Caspar Scheuren
in Düsseldorf.Vgl. Caspar Scheuren, Vom deutschen Rhein. Mit landschaftlichen u. architektonischen Ansichten nebst Illustrationen zu rheinischen Dichtungen, in 50 Blättern. Düsseldorf: @@ -70,10 +71,10 @@ key="scheuren.caspar">Scheuren’scher
Aquarelle, dazwischen und darüber das Bild Verdi’s mit Inschrift seines Namens, seines Geburtsortes und Geburtsjahres, darunter drei Bilder, in der - Mitte eines, welches sich auf das „Requiem“ - bezieht, links ein kleines, welches die letzte Scene aus „Aïda“ darstellt, und rechts eines bezüglich auf ein Streichquartett + Mitte eines, welches sich auf das „Requiem“ bezieht, links ein kleines, welches die letzte Scene aus + „Aïda“ darstellt, und rechts eines + bezüglich auf ein Streichquartett Verdi’s. Lichte Blumen-Arabesken, worin musicirende Kinder, umrahmen das Blatt. Das zweite Titelblatt enthält die diff --git a/tei/signale_1877-05_35_koeln_2.xml b/tei/signale_1877-05_35_koeln_2.xml index a62a084..7f247a3 100644 --- a/tei/signale_1877-05_35_koeln_2.xml +++ b/tei/signale_1877-05_35_koeln_2.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Signale, Leipzig, Mai 1877/35 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/signale_1877-05_35_koeln-2.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@
- + + + Bericht @@ -54,41 +55,41 @@ Ueber das künstlerische Ergebnis des diesjährigen Niederrheinischen Musikfestes in Köln lauten die Stimmen überwiegend günstig. Unter Leitung Dr. - Ferd. - Hiller’s brachte der Eröffnungstag eine prächtige Aufführung von - Haydn’sJahreszeiten“, an der die Chöre wie die - gewonnenen Solisten Fräulein Lilli Lehmann, Fräulein Adele - Aßmann, die Herren Ernst und Georg - Henschel (sämmtlich aus Berlin) gleich hervorragenden Antheil hatten. Den zweiten Festtag leitete Mozart’s - Zauberflöten-Ouvertüre - ein, dann trat der Held des Festes, Maestro Verdi, an das Pult, um sein Requiem persönlich zu dirigiren. Von Orchesterfanfaren und - stürmischem Beifall begrüßt, mußte er zuerst aus den Händen einer Dame einen vom - Chor verliehenen Tactstock entgegennehmen, dessen goldener Griff in einem Kranz von - Lorbeerblättern auf blauem Email seine Initiale, ein V mit - Diamanten besetzt, trägt. Nach Ueberreichung dieser kostbaren Spende begann das - Werk, das in seinem Verlaufe die Hörer zu begeisterten Beifallsausbrüchen - inflammirte und am Schluß selbstverständlich in den schmeichelhaften Ovationen für - den Componisten, Uebergabe eines silbernen Lorbeerkranzes mit goldener Schlinge c. c., culminirte. Ueber die Auführung selbst war der Maestro des Lobes voll, - namentlich wußte er sich nicht anerkennend genug über die Chor- und Orchesterkräfte - zu äußern. Beethoven’s - neunte Sinfonie füllte den zweiten Theil - des Abends aus, deren Wiedergabe namentlich in den drei ersten Theilen überaus - gelungen war. Das sogenannte Künstlerconcert des dritten Tages Das - chorvocale Element fand außerdem in dem Agnus Dei aus Verdi’s + Ferd. Hiller’s + brachte der Eröffnungstag eine prächtige Aufführung von Haydn’sJahreszeiten“, an der die Chöre wie die gewonnenen Solisten Fräulein + Lilli + Lehmann, Fräulein Adele Aßmann, die + Herren Ernst und Georg Henschel + (sämmtlich aus Berlin) gleich hervorragenden + Antheil hatten. Den zweiten Festtag + leitete Mozart’s + Zauberflöten-Ouvertüre ein, dann trat der Held des Festes, Maestro + Verdi, an das Pult, um sein Requiem persönlich zu dirigiren. + Von Orchesterfanfaren und stürmischem Beifall begrüßt, mußte er zuerst aus den + Händen einer Dame einen vom Chor verliehenen Tactstock entgegennehmen, dessen + goldener Griff in einem Kranz von Lorbeerblättern auf blauem Email seine Initiale, + ein V mit Diamanten besetzt, trägt. Nach Ueberreichung + dieser kostbaren Spende begann das Werk, das in seinem Verlaufe die Hörer zu + begeisterten Beifallsausbrüchen inflammirte und am Schluß selbstverständlich in den + schmeichelhaften Ovationen für den Componisten, Uebergabe eines silbernen + Lorbeerkranzes mit goldener Schlinge c. c., culminirte. Ueber die Auführung selbst + war der Maestro des Lobes voll, namentlich wußte er sich nicht anerkennend genug + über die Chor- und Orchesterkräfte zu äußern. Beethoven’s + neunte Sinfonie füllte den + zweiten Theil des Abends aus, deren Wiedergabe namentlich in den drei ersten Theilen + überaus gelungen war. Das sogenannte Künstlerconcert des dritten Tages Das chorvocale Element fand außerdem in dem Agnus Dei aus + Verdi’s Requiem und der von Hiller arrangirten Nationalhymne „Heil dir im Siegerkranz“ diff --git a/tei/steiner_1898.xml b/tei/steiner_1898.xml index 24b697d..ffc70f5 100644 --- a/tei/steiner_1898.xml +++ b/tei/steiner_1898.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Neujahrsblatt der allgemeinen Musikgesellschaft in Zürich, 1898 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/steiner_1898_brahms.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,10 @@
- + + + + Biografik @@ -37,7 +39,7 @@ - +

Wir geben nun dem Herrn Kapellmeister Dr. F. Hegar das Wort, der die Güte hatte, aus dem Schatze seiner Erinnerungen das für diese Blätter Wesentliche zu fixieren:

@@ -48,8 +50,8 @@ allem Parteigeist das Genie überall anerkannte, in welcher Kunstgattung immer er sich bethätigte. Als Bülow im Jahre 1874 (?) sich mit - Geringschätzung über das Requiem von Verdi geäussert hatte, ging Requiem von + Verdi geäussert hatte, ging Brahms zu Hugs, liess sich den Klavierauszug geben und las ihn durch. Als er fertig war, sagte er: „Bülow hat sich unsterblich blamiert, so etwas diff --git a/tei/svb_1876-02-10_salzburg.xml b/tei/svb_1876-02-10_salzburg.xml index 35bafbd..1662781 100644 --- a/tei/svb_1876-02-10_salzburg.xml +++ b/tei/svb_1876-02-10_salzburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Salzburger Volksblatt, 10. Februar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-02-10_salzburger-nachrichten.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -50,16 +51,16 @@ key="salzburg.1876" type="event"> Die schon vor längerer Zeit von Herrn Mozarteums-Direktor Dr. O. Bach angeregte Aufführung des berühmten Verdi’schen - Requiems ist nunmehr, Dank der großherzigen - Bemühungen der kunstsinnigen Fr. Gräfin Hedwig Gatterburg bezüglich des - Kostenpunktes der Anschaffung gesichert und wird definitiv im April dieses Jahres statthaben. Ihre kais. - Hoheiten Großherzog - von Toscana und Requiems ist nunmehr, Dank der + großherzigen Bemühungen der kunstsinnigen Fr. Gräfin Hedwig Gatterburg + bezüglich des Kostenpunktes der Anschaffung gesichert und wird definitiv im + April dieses Jahres statthaben. Ihre + kais. Hoheiten Großherzog von Toscana und Frau Gemahlin haben dem - Mozarteum zu dem Zwecke des - Ankaufes des Requiems großmüthigst einen Betrag + Mozarteum zu dem Zwecke des Ankaufes + des Requiems großmüthigst einen Betrag von 100 Gulden zustellen lassen.

diff --git a/tei/svb_1876-03-14_salzburg.xml b/tei/svb_1876-03-14_salzburg.xml index 7f3351d..1bfa0ab 100644 --- a/tei/svb_1876-03-14_salzburg.xml +++ b/tei/svb_1876-03-14_salzburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Salzburger Volksblatt, 14. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-03-14_salzburger-nachrichten.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -47,19 +48,19 @@

Verdi’s Requiem. Verdi’s großes Requiem wird - unter Leitung des Herrn Mozarteums-Directors Dr. O. - Bach im April in der großen Aula academica zur - ersten Aufführung in Salzburg - gelangen. Die Soli’s haben gütigst die kunstbewährten Kräfte, die Damen: - Gräfin Hedwig Gatterburg und Fräul. Voigt, die Herren: Franz Huber und Schuegraf aus - München übernommen. Zur Ausführung der + >Verdi’s großes Requiem wird unter Leitung des Herrn Mozarteums-Directors Dr. + O. Bach im + April in der großen Aula + academica zur ersten Aufführung in Salzburg gelangen. Die Soli’s haben gütigst + die kunstbewährten Kräfte, die Damen: Gräfin Hedwig Gatterburg und Fräul. Voigt, die + Herren: Franz Huber + und Schuegraf + aus München übernommen. Zur Ausführung der großen Chöre haben ihre freundliche Mitwirkung gefälligst zugesagt: Alle Damen und Herren der Salzburger Liedertafel, dann sämmtliche Gesangskräfte des k. k. Gynmasiums, der Lehrer, Bildungs-Anstalt und Oberrealschule (mit bereits erfolgter @@ -74,8 +75,8 @@ >Mozarteums-Kapelle und Regimentsmusik, zu Einem größeren Instrumentalkörper vereiniget bei Aufführung des Verdi’schen - Requiem wirken. — Letztere erfolgt — wegen der - größeren Vorbereitungen und höheren Kosten in einem Requiem wirken. — Letztere erfolgt — + wegen der größeren Vorbereitungen und höheren Kosten in einem außerordentlichen Concerte des Mozarteums mit mäßig erhöhten Preisen. (Vormerkungen hiezu in der Mayrischen Buchhandlung.)

diff --git a/tei/svb_1876-03-30_salzburg.xml b/tei/svb_1876-03-30_salzburg.xml index 8936b45..ac81f95 100644 --- a/tei/svb_1876-03-30_salzburg.xml +++ b/tei/svb_1876-03-30_salzburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Salzburger Volksblatt, 30. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-03-30_salzburger-nachrichten.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -40,10 +41,13 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18760330&seite=3"/> - - + + Salzburger Nachrichten. - + + + +

* Salzburger Volksblatt, 13. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-04-13_salzburger-nachrichten.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -47,9 +48,9 @@

* Verdi’s - Requiem wird definitiv Sonntag den 23. April 7 Uhr in der großen Aula + Requiem wird definitiv + Sonntag den 23. April 7 Uhr in der großen + Aula academica zur Aufführung gelangen. — Die Solopartien übernahmen Frl. Gräfin H. Gatterburg diff --git a/tei/svb_1876-04-18_salzburg.xml b/tei/svb_1876-04-18_salzburg.xml index c6ad6f2..941c604 100644 --- a/tei/svb_1876-04-18_salzburg.xml +++ b/tei/svb_1876-04-18_salzburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Salzburger Volksblatt, 18. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-04-18_salzburger-nachrichten.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -47,21 +48,21 @@

* Zu Verdi’s - Requiem finden die letzten Proben - (ausschließlich für die Mitwirkenden zugänglich) - wie folgt statt: Morgen Mittwoch den 19. - April Nachmittags 4 Uhr im Kapellhause letzte Clavierprobe des Chors. - Donnerstag den 20. April in der Aula - Hauptprobe für Chor, Soli und - Orchester (Solisten und Orchester um 6 Uhr Abends, - Chor und Orchester um 7 Uhr abends); ebenso am Samstag den 22. April. - Die P. T. Mitwirkenden beim Chore werden freundlichst und - dringend ersucht, sich im Interesse der Sache bei diesen letzten Proben gütigst vollzählig zu betheiligen. — Herr Schuegraf, der rühmlichst - bekannte Concert- und Oratorien-Sänger aus München, ist bereits zur Aufführung des - Verdi’schen + Requiem finden die + letzten Proben (ausschließlich für die Mitwirkenden + zugänglich) wie folgt statt: Morgen Mittwoch den 19. April Nachmittags 4 Uhr im Kapellhause letzte + Clavierprobe des Chors. Donnerstag den 20. April + in der Aula Hauptprobe für Chor, Soli und Orchester (Solisten und Orchester um 6 + Uhr Abends, Chor und Orchester um 7 Uhr abends); ebenso am + Samstag den 22. + April. Die P. T. Mitwirkenden beim Chore + werden freundlichst und dringend ersucht, sich im Interesse der Sache bei diesen + letzten Proben gütigst vollzählig zu betheiligen. — Herr + Schuegraf, + der rühmlichst bekannte Concert- und Oratorien-Sänger aus München, ist bereits zur + Aufführung des Verdi’schen Requiems hier eingetroffen.

diff --git a/tei/svb_1876-04-25_salzburg_1.xml b/tei/svb_1876-04-25_salzburg_1.xml index 911cce1..0819a08 100644 --- a/tei/svb_1876-04-25_salzburg_1.xml +++ b/tei/svb_1876-04-25_salzburg_1.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Salzburger Volksblatt, 25. April 1876 [1] - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-04-25_verdis-requiem-1.xml

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@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -47,15 +50,16 @@ Verdi’s Requiem. -

Es war ein Wagniß, in einer Stadt das Requiem des - italienischen Meisters zur Aufführung - zu bringen, in welcher lebendiger als sonst irgendwo Traditionen — bewußt oder - gedankenlos — kultivirt werden. Wurden ja schon im Vorhinein nicht einzelne, sondern - viele Stimmen laut, daß Verdi nie und - nimmer Mozart erreichen könne. - Ob diese Ansichten jetzt nach der Aufführung sich änderten? Wer da weiß, daß - nirgends die Orthodoxie fanatischer, nirgends das Vorurtheil hartnäckiger ist, als - in musikalischen Dingen und Kreisen, wird eine Bekehrung in allen Fällen wohl +

Es war ein Wagniß, in einer Stadt das Requiem des italienischen Meisters zur Aufführung zu bringen, in welcher lebendiger als sonst + irgendwo Traditionen — bewußt oder gedankenlos — kultivirt werden. Wurden ja schon + im Vorhinein nicht einzelne, sondern viele Stimmen laut, daß Verdi nie und nimmer Mozart erreichen könne. Ob diese + Ansichten jetzt nach der Aufführung sich änderten? Wer da weiß, daß nirgends die + Orthodoxie fanatischer, nirgends das Vorurtheil hartnäckiger ist, als in + musikalischen Dingen und Kreisen, wird eine Bekehrung in allen Fällen wohl bezweifeln. Man hört ja nicht selten den an arabischen Fanatismus mahnenden Ausspruch, daß Diesem oder Jenem eine einzige Note Mozart’s oder Wagner - dominirte. Da brachte er »Aïda«, und mit einem - Schlage hatte er den Lorbeer des Meisters erreicht. Auf jenem Wege, welchen - Verdi mit »Aïda« einschlug, wird ihm kaum so leicht ein Schüler folgen können, wie - auf den Bahnen des »Trovatore« und »Rigoletto«. Trotz des epochemachenden Erfolges - der »Aïda« hatte man es nicht für glaublich + dominirte. Da brachte er »Aïda«, und mit + einem Schlage hatte er den Lorbeer des Meisters erreicht. Auf jenem Wege, welchen + Verdi mit »Aïda« einschlug, wird ihm kaum so leicht ein Schüler folgen + können, wie auf den Bahnen des »Trovatore« und »Rigoletto«. Trotz des epochemachenden Erfolges der »Aïda« hatte man es nicht für glaublich gehalten, daß Verdi ein Requiem schreiben könne, welches nicht an unzählbaren Mängeln leiden müßte. Nun, seitdem es existirt, hat man glauben und @@ -129,18 +134,18 @@ werden. Der Kirchenstil erfordert aber strenge Zucht und Lehre, und an den Formen des Stiles darf nicht Jeder ungestraft rütteln. Die genialen Meister Gluck und Weber scheiterten, als sie vom Theater - zur Kirche übergingen. In dem Kirchenstil, vom altniederländischen und jenem - Palestrina’s - angefangen, herrscht ein objektiver Ton. Diese Objektivität ist das - charakteristische Merkmal der Kirchenmusik, während die dramatische subjektive - Empfindung voraussetzt. Daraus erklärt sich auch, weshalb die Meister des - Kirchenstils so selten Todtenmessen komponirten, während die großen Dramatiker sich - gerade dieser Gattung mit Vorliebe zuwandten. In den Todtenmessen ist die subjektive - Empfindung, das dramatische Element erlaubt und wirksam. Wir finden darum auch in - allen Requiem’s den dramatischen Grundzug, die „Leidenschaftlichkeit des - Operncomponisten“, wie Zelter in einem Briefe an Weber scheiterten, als sie vom Theater zur + Kirche übergingen. In dem Kirchenstil, vom altniederländischen und jenem Palestrina’s angefangen, herrscht + ein objektiver Ton. Diese Objektivität ist das charakteristische Merkmal der + Kirchenmusik, während die dramatische subjektive Empfindung voraussetzt. Daraus + erklärt sich auch, weshalb die Meister des Kirchenstils so selten Todtenmessen + komponirten, während die großen Dramatiker sich gerade dieser Gattung mit Vorliebe + zuwandten. In den Todtenmessen ist die subjektive Empfindung, das dramatische + Element erlaubt und wirksam. Wir finden darum auch in allen Requiem’s den + dramatischen Grundzug, die „Leidenschaftlichkeit des Operncomponisten“, wie + Zelter in einem Briefe an Göthe von Mozarts Requiem sagt. Letzteres ist vielleicht das einzige Werk, in welchem der dramatische und der Kirchenstil ineinander fließen, sich gegenseitig durchdringen, daß die höchste Wirkung erzielt wird. Aber die Schönheit des Recordare, um ein Beispiel anzuführen, - beruht nur auf der dramatischen Leidenschaftlichkeit, auf dem innigen Gefühle, also - in subjektiven Momenten. Eine Todtenmesse kann formrichtig, gehaltvoll, kunstvoll - komponirt sein und doch kalt lassen, wenn ihr das geheimnisvolle Etwas, der Zug nach - dem Himmel, der Duft des Weihrauchs fehlt, den man bei Mozart und bei — Verdi empfindet.

+ key="verdi.requiem.2.recordare" type="mus">Recordare, um ein Beispiel + anzuführen, beruht nur auf der dramatischen Leidenschaftlichkeit, auf dem innigen + Gefühle, also in subjektiven Momenten. Eine Todtenmesse kann formrichtig, + gehaltvoll, kunstvoll komponirt sein und doch kalt lassen, wenn ihr das + geheimnisvolle Etwas, der Zug nach dem Himmel, der Duft des Weihrauchs fehlt, den + man bei Mozart und bei — + Verdi empfindet.

Verdi’s - Requiem entbehrt, wie sich ja von selbst - versteht, des dramatischen Grundzuges nicht, welcher wohl verschieden ist vom + Requiem entbehrt, wie sich ja von + selbst versteht, des dramatischen Grundzuges nicht, welcher wohl verschieden ist vom Theatralischen. Man hat ihm zum Vorwurfe gemacht, er habe Opernmusik im Stile der - Aida blos auf einen Kirchentext angewendet. - Herrscht aber zwischen Mozarts + Aida blos auf einen Kirchentext + angewendet. Herrscht aber zwischen Mozarts Requiem und der Zauberflöte nicht auch eine Verwandtschaft? (Siehe O. JahnW. A. Mozart, 4. Theil (Leipzig 1859), S. 736, Anm. 87.). Verdi’s - Requiem ist hauptsächlich im Concertsaale - aufgeführt worden, aber deßhalb ist noch nicht gesagt, daß es nicht auch in der - Kirche von mächtiger Wirkung sei, daß man nicht auch danach ebenso ergriffen beten - könne wie nach irgend einem anderen Kirchenliede. Eine glanzvolle mächtige - Orchestration, wie sie die heutigen Mittel gewähren, eine Fülle wunderbarer + Requiem ist hauptsächlich im + Concertsaale aufgeführt worden, aber deßhalb ist noch nicht gesagt, daß es nicht + auch in der Kirche von mächtiger Wirkung sei, daß man nicht auch danach ebenso + ergriffen beten könne wie nach irgend einem anderen Kirchenliede. Eine glanzvolle + mächtige Orchestration, wie sie die heutigen Mittel gewähren, eine Fülle wunderbarer Klangmischungen verdient doch wohl keinen Tadel. Mit orientalischer Glut und Leidenschaftlichkeit sind die Empfindungen zum Ausdruck gebracht und wenn Verdi realistisch wird, wie z. B. im Lacrimosa, wo der Alt schluchzend - auftritt, so ergreift dies ebenso tief und mächtig wie die weihevolle ceremonielle - Stimmung dort, wo das Gebet in den Vordergrund tritt, erhebt. Wie heiliges Schauern - ergreift es den Zuhörer bei der Stelle: »Mors stupebit et natura«, wie - entzückend ist das Duo »Recordare - pie« und wie geist- und effektvoll das Agnus mit dem wunderbar lieblichen Flöten-Accompagnement zu den - Frauenstimmen. Der C-Accord mit der Septime im Sanctus ist von ungeheurer Wirkung, und der Wechsel zwischen - Psalmodie, Fuge und Cantate im Libera genial und vielleicht einzig in seiner - Art. Es wäre eine zu große Aufgabe, alle einzelnen Schönheiten des Werkes - auszuzählen, das jeden, auch den Laien mächtig ergreifen muß. Wem die gewaltig - brausenden Tonmassen des Dies irae, das süße - erhebende Agnus, der wunderschöne Anhangsatz - des Libera nicht eine weihevolle Empfindung - erregen, der ist taub oder aus anderem Stoffe geformt, als die Menschen sind.

+ key="verdi.requiem.2.lacrymosa" type="mus">Lacrimosa, wo der Alt + schluchzend auftritt, so ergreift dies ebenso tief und mächtig wie die weihevolle + ceremonielle Stimmung dort, wo das Gebet in den Vordergrund tritt, erhebt. Wie + heiliges Schauern ergreift es den Zuhörer bei der Stelle: »Mors stupebit et + natura«, wie entzückend ist das Duo »Recordare pie« und wie geist- + und effektvoll das Agnus mit dem + wunderbar lieblichen Flöten-Accompagnement zu den Frauenstimmen. Der C-Accord mit + der Septime im Sanctus ist von + ungeheurer Wirkung, und der Wechsel zwischen Psalmodie, Fuge und Cantate im Libera genial und vielleicht einzig in seiner Art. Es wäre eine zu + große Aufgabe, alle einzelnen Schönheiten des Werkes auszuzählen, das jeden, auch + den Laien mächtig ergreifen muß. Wem die gewaltig brausenden Tonmassen des Dies irae, das süße erhebende Agnus, der wunderschöne Anhangsatz des + Libera nicht eine weihevolle + Empfindung erregen, der ist taub oder aus anderem Stoffe geformt, als die Menschen + sind.

Verdi hat mit diesem Werke den Ehrenplatz neben den größten Meistern dieses Jahrhunderts errungen, wenn wir auch die - Expectoration eines Enthusiasten: „Verdi’s - Requiem sei die größte Tonschöpfung des - Jahrhunderts“Vgl. Verdi’s + Requiem sei die größte Tonschöpfung + des Jahrhunderts“Vgl. Illustrirtes Wiener Extrablatt, 10. Juni 1875., als einen unüberlegten Ausbruch momentaner Unzurechnungsfähigkeit belächeln. Es sind auch Mängel und Schwächen darin zu finden; wir sagen dies, obwohl wir es aus dem Munde einer Dame hören mußten, wie jeder Kritiker, der daran etwas zu tadeln fände, im Vorhinein als „dumm“ erklärt wurde.

-

Das Geigen-Tremolo bei Lux aeterna, mancher - leidenschaftliche Aufschrei der Singstimmen streifen an das Opernhafte, +

Das Geigen-Tremolo bei Lux aeterna, + mancher leidenschaftliche Aufschrei der Singstimmen streifen an das Opernhafte, Theatralische; der Fehler ist freilich reichlich aufgewogen durch die geniale und maßvolle Malerei des Weltuntergangs. Die ParallelquintenVgl. Oro supplex. klingen schlecht und das quam olim Abrahae mit dem - chromatisch absteigenden Motive hätte ein Schüler auch zuwege gebracht. Aber diese - kleinen Schwächen verschwinden im Vergleiche zu den großartigen Schönheiten und - schmälern den Ruhm des Komponisten nicht.

+ type="musicLink">Vgl. Oro supplex. klingen schlecht und das quam olim Abrahae + mit dem chromatisch absteigenden Motive hätte ein Schüler auch zuwege gebracht. Aber + diese kleinen Schwächen verschwinden im Vergleiche zu den großartigen Schönheiten + und schmälern den Ruhm des Komponisten nicht.

emr.

Es folgt die Besprechung eines diff --git a/tei/svb_1876-04-25_salzburg_2.xml b/tei/svb_1876-04-25_salzburg_2.xml index b9bcb11..b14373c 100644 --- a/tei/svb_1876-04-25_salzburg_2.xml +++ b/tei/svb_1876-04-25_salzburg_2.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Salzburger Volksblatt, 25. April 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-04-25_verdis-requiem-2.xml

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@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Bericht @@ -47,23 +48,22 @@

Es geht die Besprechung eines anderen Autors voraus.

-

Ueber die Aufführung des Requiems berichtet unser - ständiger Konzert-Referent:

+

Ueber die Aufführung des Requiems + berichtet unser ständiger Konzert-Referent:

An der Mitwirkung betheiligten sich als Solisten: Die Damen Gräfin Hedwig Gatterburg (Mezzo-Sopran), Fräulein Gabriele Voigt, Opernsängerin (Sopran), die Herren Franz Huber (Tenor), - Eduard - Schuegraf, Konzertsänger aus München (Baß). Bei den Chören waren alle Damen und Herren der - Salzburger Liedertafel, die Gesangskräfte des k. k. Gynmasiums, der - Lehrerbildungsanstalt und der Oberrealschule thätig. Das Mozarteums-Orchester war durch Kunstfreunde - und die vollständige Regimentskapelle des k. - k. 59. Infanterie-Regiments verstärkt, so daß der artistische Leiter Dr. Otto Bach eine Anzahl von mehr als 300 Mitwirkenden - unter seinem energischen Dirigentenstab vereinigt sah.

+ key="huber.franz" role="soloist.tenor">Franz Huber
(Tenor), Eduard Schuegraf, + Konzertsänger aus München (Baß). Bei den + Chören waren alle Damen und Herren der Salzburger Liedertafel, die Gesangskräfte des + k. k. Gynmasiums, der Lehrerbildungsanstalt und der Oberrealschule thätig. Das + Mozarteums-Orchester war durch + Kunstfreunde und die vollständige Regimentskapelle des k. k. 59. Infanterie-Regiments verstärkt, so daß der artistische + Leiter Dr. Otto Bach eine Anzahl von mehr als + 300 Mitwirkenden unter seinem energischen Dirigentenstab vereinigt sah.

Man muß in der That es als eine charakteristische Erscheinung unserer Zeit bezeichnen, daß ein „Requiem“ mit dem ergreifenden liturgischen Texte der katholischen Kirche einen Triumphzug durch die Konzertsäle Berliner Referent über die Aufführung des Berliner Referent über die Aufführung des Verdi’schen - Requiem im dortigen Opernhause nicht so ganz Unrecht haben, welcher - behauptet: es mache den Eindruck einer mater dolorosa im Schleppkleide mit Chignon - und Panzertaille!Vgl. Requiem im dortigen Opernhause nicht so ganz + Unrecht haben, welcher behauptet: es mache den Eindruck einer mater dolorosa im + Schleppkleide mit Chignon und Panzertaille!Vgl. Berliner Fremdenblatt, 19. April 1876. — Bezeichnend für das Tonwerk ist jedenfalls, daß es sich aus der Kirche in den Konzertsaal begab, wohin es seiner Konzeption und @@ -99,9 +99,9 @@ Totalwirkung einen mächtigen und erschütternden Eindruck auf den Zuhörer macht. — Den mehrerseits angestellten Vergleich mit dem Mozart’schen - Requiem halten wir aus dem Grunde nicht für - passend, weil Mozart der - reflektirende Deutsche, und Verdi, der + Requiem halten wir aus dem Grunde + nicht für passend, weil Mozart + der reflektirende Deutsche, und Verdi, der heißblütige, fantasiereiche Italiener, in der Eigenthümlichkeit ihrer künstlerischen Individualität nicht vergleichbar, ihre Tonwerke aber sowohl, was die Struktur als ihre Entstehungsmomente anbelangt, ganz verschieden sind; beide aber haben die volle @@ -143,12 +143,12 @@ />Künstlerin gewohnt sind, die sich aber in den Solo-Vorträgen des Requiem wieder auf die glänzendste Weise manifestirt haben. Daß denselben rauschender Beifall folgte, ist wohl selbstverständlich.

-

Fräul. Voigt - erfaßte mit voller Würde und Hingebung ihren Part. Die Leichtigkeit und Reinheit, - mit welcher sich ihre klangvolle Stimme auch in den höchsten Chorden bewegte, was - von magischer Wirkung, und wußte die richtige Stimmung zu erfassen, die der Ernst - einer solcher Komposition als Grundbedingung voraussetzt. Reichlicher Beifall lohnte - die vorzügliche Gesangsleistung.

+

Fräul. Voigt erfaßte + mit voller Würde und Hingebung ihren Part. Die Leichtigkeit und Reinheit, mit + welcher sich ihre klangvolle Stimme auch in den höchsten Chorden bewegte, was von + magischer Wirkung, und wußte die richtige Stimmung zu erfassen, die der Ernst einer + solcher Komposition als Grundbedingung voraussetzt. Reichlicher Beifall lohnte die + vorzügliche Gesangsleistung.

Herr Huber (Tenor) sang recht verdienstlich und korrekt, und ärntete verdienten Beifall.

In Herrn Schuegraf @@ -175,11 +175,12 @@ Stadt werth, für das Institut selbst aber mag es ein erfreulicher Moment sein, auf ein erfolgreiches Wirken zurückblicken zu können.

(Eine zweite und letzte Aufführung des Requiems findet als Vereins-Concert nächsten - Sonntag Nachmittags 4 Uhr statt. - Herr Oberst v. Latterer hat auch für - diese Wiederholung die unentgeltliche Mitwirkung der Regimentskapelle gestattet. Wir - erfahren, daß das Reinerträgniß der Aufführung ein sehr namhaftes ist.)

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiems findet als Vereins-Concert + nächsten Sonntag Nachmittags 4 Uhr + statt. Herr Oberst v. Latterer + hat auch für diese Wiederholung die unentgeltliche Mitwirkung der Regimentskapelle + gestattet. Wir erfahren, daß das Reinerträgniß der Aufführung ein sehr namhaftes + ist.)

*) Mit dieser Ansicht unseres geschätzten Herrn Mitarbeiters können wir uns nicht einverstanden erklären.

diff --git a/tei/svb_1876-04-25_salzburg_3.xml b/tei/svb_1876-04-25_salzburg_3.xml index f405f67..cd31fe8 100644 --- a/tei/svb_1876-04-25_salzburg_3.xml +++ b/tei/svb_1876-04-25_salzburg_3.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Salzburger Volksblatt, 25. April 1876 [3] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-04-25_dank.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -46,15 +47,15 @@

Die Vorstehung des Dommusik-Vereines und Mozarteums fühlt sich verpflichtet, hiemit allen geehrten Mitwirkenden bei der Aufführung des Verdi’schen - Requiems, sowie - Allen, welche das Unternehmen durch thatkräftige Unterstützung ermöglichten und - förderten, insbesondere der Frau Gräfin Gatterburg, Frln. Voigt, Hrn. - Oberst v. - Latterer und der verehrlichen Aufführung des Verdi’schen + Requiems, sowie Allen, welche das Unternehmen durch thatkräftige + Unterstützung ermöglichten und förderten, insbesondere der Frau Gräfin Gatterburg, + Frln. Voigt, + Hrn. Oberst v. + Latterer und der verehrlichen Liedertafel den tiefgefühlten Dank öffentlich auszudrücken, und verbindet damit das freundliche Ersuchen an alle P. T. Mitwirkenden, zur zweiten Aufführung, welche Salzburger Volksblatt, 2. Mai 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/svb_1876-05-02_die-zweite-auffuehrung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Bericht @@ -52,10 +53,10 @@ Vereins-Concert am 30. April Nachm. 4 Uhr in der Aula academica eine Wiederholung des Verdi’schen - Requiems veranlaßt, welche ungeachtet der - eingetretenen Frühlingswitterung und der - für derlei Concerte minder günstigen Nachmittagsarbeit doch von einem - zahlreichen Publikum besucht war.

+ Requiems veranlaßt, welche + ungeachtet der eingetretenen Frühlingswitterung und der für derlei Concerte minder günstigen + Nachmittagsarbeit doch von einem zahlreichen Publikum besucht war.

Die Solo-Partien waren wie bei der ersten Aufführung besetzt. Frau Gräfin Hedwig Gatterburg (Mezzo-Sopran) sang mit einer diff --git a/tei/tms_1875-11-20_bruenn.xml b/tei/tms_1875-11-20_bruenn.xml index 8a77e00..567d59a 100644 --- a/tei/tms_1875-11-20_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1875-11-20_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 20. November 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1875-11-20_ankuendigung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -42,15 +43,15 @@

(Verdi’s - Requiem.) Den Brünnern steht ein besonderer - künstlerischer Genuß bevor. Am Requiem.) Den Brünnern steht ein + besonderer künstlerischer Genuß bevor. Am 2. Jänner soll uns das Requiem von Verdi unter gefälliger Mitwirkung der Frau Gomperz-Bettelheim - vorgeführt werden. Frau v. Gomperz ist stets am Platze, wo es gilt, künstlerische Interessen - zu fördern.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem von Verdi unter gefälliger Mitwirkung der Frau + Gomperz-Bettelheim vorgeführt werden. Frau v. Gomperz ist stets am + Platze, wo es gilt, künstlerische Interessen zu fördern.

diff --git a/tei/tms_1875-11-21_bruenn.xml b/tei/tms_1875-11-21_bruenn.xml index 146d4e4..2895013 100644 --- a/tei/tms_1875-11-21_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1875-11-21_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 21. November 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1875-11-21_ankuendigung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -42,15 +43,15 @@ Verdi’s.) Zu unserer gestrigen Meldung wegen Produktion des Verdi’schen - Requiems am 2. - Jänner 1876 fügen wir noch hinzu, daß nebst dem künstlerischen - Interesse auch ein Wohlthätigkeitszweck hiemit in Verbindung gesetzt werden soll. - Die erzielte Reineinnahme wird nämlich den vier Brünner wohlthätigen Frauen-Vereinen - gewidmet werden. Zur Ausführung bildet sich ein Komite, dem die angesehensten Damen - unserer Stadt nebst mehreren in der Kunstwelt bekannten Herren angehören. Als - Produktionsort wurde einstweilen der Redoutensaal angenommen, die Partitur zum Zwecke der Aufführung ist - schon angekauft.

+ Requiems am 2. Jänner 1876 fügen wir noch hinzu, daß + nebst dem künstlerischen Interesse auch ein Wohlthätigkeitszweck hiemit in + Verbindung gesetzt werden soll. Die erzielte Reineinnahme wird nämlich den vier + Brünner wohlthätigen Frauen-Vereinen gewidmet werden. Zur Ausführung bildet sich ein + Komite, dem die angesehensten Damen unserer Stadt nebst mehreren in der Kunstwelt + bekannten Herren angehören. Als Produktionsort wurde einstweilen der Redoutensaal angenommen, die Partitur + zum Zwecke der Aufführung ist schon angekauft.

diff --git a/tei/tms_1875-11-23_bruenn.xml b/tei/tms_1875-11-23_bruenn.xml index 625d53a..6ed1b44 100644 --- a/tei/tms_1875-11-23_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1875-11-23_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 23. November 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1875-11-23_ankuendigung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -36,14 +37,18 @@ - + Brünner Chronik. - + + + +

(Verdi’s - Requiem.) Wie wir vernehmen, soll das Requiem + Requiem.) Wie wir vernehmen, soll das Requiem Verdi’s zweimal und zwar an zwei bald aufeinanderfolgenden Tagen zur Aufführung gelangen. Das Komite beabsichtigt daher auch Abonnements-Karten für beide Produktionen zu ermäßigten Preisen diff --git a/tei/tms_1875-11-27_bruenn.xml b/tei/tms_1875-11-27_bruenn.xml index 5696f1d..e581074 100644 --- a/tei/tms_1875-11-27_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1875-11-27_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 27. November 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1875-11-27_komite.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -41,8 +42,8 @@ Brünner Chronik.

(Ein Komite.) Wir - melden jüngst, daß sich zur Produktion des - Requiems von Produktion des Requiems von Verdi ein Komite bilden wird. Dasselbe hat sich nun konstituirt, und besteht aus folgenden Mitgliedern, aus den Damen: Ihre Exzellenz die Statthalterin Baronin Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 30. November 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1875-11-30_meldungen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -41,18 +42,20 @@ Brünner Chronik.

(Verdi’s - Requiem.) Es - ist zweifelhaft, ob Verdi’s - Requiem nicht doch anstatt im Redoutensaale im städtischen Theater aufgeführt werden - wird. Es sprechen manche beherzigenswerthe Umstände für den letztern Ort. - Das betreffende Komite wird heute darüber die Entscheidung treffen. — Die - Gesangsproben zu Verdi’s - Requiem haben bereits Mittwoch begonnen und - werden allwöchentlich zweimal zugleich mit jenen zu Requiem.) Es ist zweifelhaft, ob Verdi’s + Requiem nicht doch anstatt im + Redoutensaale im + städtischen Theater + aufgeführt werden wird. Es sprechen manche beherzigenswerthe Umstände für + den letztern Ort. Das betreffende Komite wird heute darüber die Entscheidung + treffen. — Die Gesangsproben zu Verdi’s + Requiem haben bereits Mittwoch + begonnen und werden allwöchentlich zweimal zugleich mit jenen zu Beethoven’sRuinen von Athen“ abgehalten.

+ key="beethoven.die-ruinen-von-athen" type="mus">Ruinen von Athen“ + abgehalten.

diff --git a/tei/tms_1875-12-11_bruenn.xml b/tei/tms_1875-12-11_bruenn.xml index 17aa4d9..60fdc45 100644 --- a/tei/tms_1875-12-11_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1875-12-11_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 11. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1875-12-11_meldung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -40,8 +41,7 @@ Brünner Chronik. -

+ (Verdi’s +

+ (Verdi’s Requiem.) Nach Ueberwindung zahlloser Schwierigkeiten ist es nunmehr dem betreffenden Komite gelungen, die (von uns neulich erwähnte) Aufführung des Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 21. Dezember 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1875-12-21_meldung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -42,12 +43,12 @@

(Verdi’s - Requiem.) Nachdem der Musik-Verein sein letztes - diesjähriges Konzert abgehalten, bildet das Studium des Requiem.) Nachdem der Musik-Verein + sein letztes diesjähriges Konzert abgehalten, bildet das Studium des Verdi’schen - Requiems den ausschließlichen Gegenstand der - Thätigkeit in den betreffenden Kreisen. — Ausgezeichnete Dilettanten haben bereits - ihre Mitwirkung zugesagt und Alles spricht dafür, daß sich die Requiems den ausschließlichen + Gegenstand der Thätigkeit in den betreffenden Kreisen. — Ausgezeichnete Dilettanten + haben bereits ihre Mitwirkung zugesagt und Alles spricht dafür, daß sich die Abende des 2. und 6. Jänner zu den Glanzpunkten des diesjährigen künstlerischen Lebens in Brünn diff --git a/tei/tms_1875-12-30_bruenn.xml b/tei/tms_1875-12-30_bruenn.xml index d4b8a9a..30f6940 100644 --- a/tei/tms_1875-12-30_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1875-12-30_bruenn.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 30. Dezember 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1875-12-30_vorbesprechung.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@ - + + + Bericht @@ -39,18 +42,19 @@ - Das Requiem von Verdi. + Das Requiem von + Verdi.

C. W. Brünn, 29. Dezember. „Zum ersten Jahrestag des Todes Alessandro Manzoni’s - 22. Mai 1874, Requiem, komponirt von Verdi - für vier Solostimmen und Chor,“ — so lautet die Ueberschrift in der Partitur dieses - Werkes, welches dem Publikum Brünns am zweiten - Jänner 1876 zum erstenmale vorgeführt werden soll.

+ 22. Mai 1874, Requiem, komponirt von Verdi für vier Solostimmen und Chor,“ — so lautet die Ueberschrift + in der Partitur dieses Werkes, welches dem + Publikum Brünns am zweiten Jänner 1876 zum erstenmale + vorgeführt werden soll.

Alessandro Graf Manzoni, einer der neueren italienischen Dichter, geboren 1784 in Mailand und gestorben am Italien feierte das Gedächtniß des Verstorbenen und Verdi setzte ihm ein musikalisches Denkmal.

-

Als vor mehr als einem Jahre Zeitungsnotizen meldeten, Verdi versuche sich mit der kirchlichen Musik - und komponire eine Missa pro defunctis, eine Todtenmesse, da schüttelten manche - Musiker ungläubig das Haupt. Wie, der Komponist des Nabukko, Ernani, Rigoletto, der Traviata und des Trubadour - wage es auf einem musikalischen Gebiete, welches die größten deutschen Meister als - ihre Domäne besaßen? Er hatte es gewagt und mit einem unbestrittenen Erfolge, gleich - jenem, welchen er mit seiner Oper Aida errungen. +

Als vor mehr als einem Jahre Zeitungsnotizen meldeten, Verdi versuche sich mit der kirchlichen Musik und komponire eine + Missa pro defunctis, eine Todtenmesse, da schüttelten manche Musiker ungläubig das + Haupt. Wie, der Komponist des Nabukko, + Ernani, Rigoletto, der Traviata und des Trubadour wage es auf einem + musikalischen Gebiete, welches die größten deutschen Meister als ihre Domäne + besaßen? Er hatte es gewagt und mit einem unbestrittenen Erfolge, gleich jenem, + welchen er mit seiner Oper Aida errungen. Und als wollte er den strengen Theoretikern ein Schnippchen schlagen, brachte er - gleich im ersten Satze Requiem und KyrieTe decet - hymnus einen fugirten Satz, im Sanctus aber sogar eine achtstimmige Doppelfuge. Daß Verdi seine Studien an den Werken der - klassischen Meister seiner Nation und an jenen der deutschen gemacht, darüber läßt - sich nicht zweifeln. Der Einfluß der deutschen Musik zeigte sich schon auffallend in - seiner Oper Aida und diese Thatsache erinnert uns - an den beinahe gleichen Entwicklungsgang Rossini’s, welcher in seinem „Tell“ beinahe ganz neue Bahnen betrat und im Stabat Mater,“ welches vor mehreren - Jahren im Redoutensaale zur - Aufführung gelangte, auch auf das kirchliche Gebiet, freilich ohne Glück, - streifte.

+ gleich im ersten Satze Requiem und + KyrieTe decet hymnus einen fugirten + Satz, im Sanctus aber sogar eine + achtstimmige Doppelfuge. Daß Verdi seine + Studien an den Werken der klassischen Meister seiner Nation und an jenen der + deutschen gemacht, darüber läßt sich nicht zweifeln. Der Einfluß der deutschen Musik + zeigte sich schon auffallend in seiner Oper Aida und diese Thatsache erinnert uns an den beinahe gleichen + Entwicklungsgang Rossini’s, welcher in + seinem „Tell“ beinahe ganz + neue Bahnen betrat und im Stabat Mater,“ welches vor mehreren Jahren im + Redoutensaale zur Aufführung + gelangte, auch auf das kirchliche Gebiet, freilich ohne Glück, streifte.

Sowie aber Rossini den Italiener nicht verläugnen konnte, so kann es auch Verdi - in seinem Requiem nicht. Der bekannte Ausspruch - des römischen Dichters „Naturam expellas furca, tamen usque - recurret,“Vgl. Horaz, Epistularum, Liber Primus, X, 24; z. B. Requiem nicht. Der bekannte + Ausspruch des römischen Dichters „Naturam expellas furca, tamen + usque recurret,“Vgl. Horaz, Epistularum, Liber Primus, X, 24; z. B. Keller/Holder (Leipzig 1864), S. 236. – »Auch wenn du die Natur gewaltsam austreibst, kehrt sie doch zurück.« welchen wir in @@ -107,9 +112,9 @@ hervor. Das ist keine Todtenmesse, wie sie von unsern deutschen Meistern geschaffen wurden. Aber gerade dieses südliche Kolorit gibt dem Verdischen - Requiem einen eigenthümlichen Reiz, welcher - dadurch erhöht wird, daß der Komponist einen oft meisterhaften polyphonen Satz zur - Anwendung bringt, der bei ihm allerdings als originell gelten mag.

+ Requiem einen eigenthümlichen Reiz, + welcher dadurch erhöht wird, daß der Komponist einen oft meisterhaften polyphonen + Satz zur Anwendung bringt, der bei ihm allerdings als originell gelten mag.

Die steifen Theoretiker freilich, welche den Kontrapunk nach den logischen Grundregeln Mephistos „Da wird der Geist wohl dessirt, in spanische Stiefel eingeschnürt“Vgl. Stuttgart 1863, S. 70. — lehren wollen, werden über - manche Freiheiten, die sich Verdi - erlaubt, stolpern, aber der Maestro kümmert sich wenig um Schulweisheit, wo er sein - Genie sprechen läßt.

+ manche Freiheiten, die sich Verdi erlaubt, + stolpern, aber der Maestro kümmert sich wenig um Schulweisheit, wo er sein Genie + sprechen läßt.

Man hat die „Todtenmesse“ meist nur in Konzertsälen zur Aufführung gebracht, wer aber glauben wollte, sie passe nicht auch in die Kirche, der täuscht sich gewaltig. Das Werk duftet gerade nicht nach Weihrauch, aber es hat in vielen seinen Theilen einen kirchlichen Zug, es ergreift, es erhebt. Wir machen auf das „Recordare Hostias“ und - besonders „Agnus“ aufmerksam. In letzterem - beginnen Sopran und Mezzosopran die Melodie (in Oktaven), werden später von sanften Flöten begleitet und vom Chor gleichsam - eingerahmt. Der Effekt dieses Tonstückes ist wunderbar.

+ key="verdi.requiem.2.recordare" type="mus">Recordare Hostias“ + und besonders „Agnus“ aufmerksam. In + letzterem beginnen Sopran und Mezzosopran die Melodie (in Oktaven), werden später von sanften Flöten begleitet und vom Chor + gleichsam eingerahmt. Der Effekt dieses Tonstückes ist wunderbar.

Von ergreifender Wirkung ist das Lacrymosa (Mezzosopransolo), - welches hier von Frau Lacrymosa + (Mezzosopransolo), welches hier von Frau Gomperz-Bettelheim gesungen werden wird. Der Satz bewegt sich in der düsteren b-moll Tonart im Largo con molta espressione und ist auch insoferne bemerkenswerth als der Singstimme schluchzende Akzente zugehteilt sind.

-

Im „dies irae“ soll der - Weltuntergang, der Tag des Gerichtes geschildert werden und Verdi hat auch stark al - fresco gemalt. Von großem Effekte sind die mit Macht ertönenden Posaunen, - eine Idee, welche zwar nicht neu, aber glücklich verwerthet ist. Im Sanctus ist gleich Anfangs die Blechharmonie - dominirent, aber dies dürfte nach unserem Empfinden die schwächste Partie des Werkes - sein. Gott den Herrn so stark in „Trompeten“ zu loben, ist gar zu — militärisch.

-

Nach dem „Requiem aeternam dona eis Domine“, mit welchem die +

Im „dies + irae“ soll der Weltuntergang, der Tag des Gerichtes geschildert werden + und Verdi hat auch stark al fresco gemalt. Von großem Effekte sind die mit Macht + ertönenden Posaunen, eine Idee, welche zwar nicht neu, aber glücklich verwerthet + ist. Im Sanctus ist gleich Anfangs + die Blechharmonie dominirent, aber dies dürfte nach unserem Empfinden die schwächste + Partie des Werkes sein. Gott den Herrn so stark in „Trompeten“ zu loben, ist gar zu + — militärisch.

+

Nach dem „Requiem aeternam dona eis Domine“, mit welchem die Todtenmessen schließen, läßt Verdi nach - „langer Pause“ noch einen Satz „Libera me Domine, de morte aeterna,“ - Befreie mich Herr vom ewigen Tode, folgen, welcher nach einem kurzen Rezitative in - ein Allegro risoluto übergeht, welches theilweise fugirt - gehalten, das ganze Werk in würdiger und erhebender Weise zum Abschlusse bringt.

+ „langer Pause“ noch einen Satz „Libera me Domine, de morte + aeterna,“ Befreie mich Herr vom ewigen Tode, folgen, welcher nach + einem kurzen Rezitative in ein Allegro risoluto übergeht, + welches theilweise fugirt gehalten, das ganze Werk in würdiger und erhebender Weise + zum Abschlusse bringt.

Wir haben in Kürze die Aufmerksamkeit unseres kunstfreundlichen Publikums auf ein Werk gelenkt, welches mit Recht zu den bedeutendsten musikalischen Schöpfungen der Neuzeit gehört und überall, wo es gehört wurde, die glänzendste Aufnahme gefunden @@ -161,15 +168,16 @@ Komponisten auf einem ganz neuen Gebiete zu begegnen, so ist es noch mehr die edle würdige Haltung des ganzen Werkes, welches bei großem Melodienreichthum, glänzender Instrumentation eine weihevolle Stimmung hervorbringt.

-

Das Konzert, in welchem uns das „Manzoni-Requiem“ - unter Mitwirkung der Frau Gomperz-Bettelheim, - der Mitglieder des Musikvereines und der besten Kräfte unserer Oper, Fräulein Will, der Herren - Curiel und Krejczy, - vorgeführt wird, bildet den Höhepunkt unserer diesjährigen musikalischen Saison und - wir können mit Sicherheit einem hohen Genuße entgegensehen.

+

Das Konzert, in welchem uns das „Manzoni-Requiem“ unter Mitwirkung der Frau Gomperz-Bettelheim, der Mitglieder des Musikvereines und + der besten Kräfte unserer Oper, Fräulein Will, der Herren Curiel und Krejczy, vorgeführt wird, + bildet den Höhepunkt unserer diesjährigen musikalischen Saison und wir können mit + Sicherheit einem hohen Genuße entgegensehen.

diff --git a/tei/tms_1876-01-01_bruenn.xml b/tei/tms_1876-01-01_bruenn.xml index b030b5f..0356c24 100644 --- a/tei/tms_1876-01-01_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1876-01-01_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 1. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-01-01_meldungen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -39,11 +40,11 @@

(Verdi’s - Requiem.) Die jetzt — nach dem gestern zum - ersten Male Soli, Chor und Orchester zusammenwirkten — stattfindenden Proben nehmen - die volle Thätigkeit der betheiligten Künstler, sowie des Dirigenten Herrn O. Kitzler in Anspruch. - Nach Allem, was darüber verlautet, soll die Wirkung eine echt poetische, + Requiem.) Die jetzt — nach dem gestern + zum ersten Male Soli, Chor und Orchester zusammenwirkten — stattfindenden Proben + nehmen die volle Thätigkeit der betheiligten Künstler, sowie des Dirigenten Herrn + O. Kitzler in + Anspruch. Nach Allem, was darüber verlautet, soll die Wirkung eine echt poetische, tiefergreifende sein, uns namentlich staunen selbst die strengen Fachmusiker über die Intensität, mit welcher es hier dem italienischen Maestro gelungen ist, graziöse Führung der Melodie mit polyfonisch exakter Stylisirung zu vereinigen. Das Komite @@ -53,34 +54,35 @@ key="verdi.requiem" type="mus">Requiems der Redoutensaal abgeschlossen und nur in den Zwischenpausen der einzelnen Nummern jeweilig geöffnet wird.

-

-z (Der Komponist des Manzoni-Requiems,) Josef Verdi, hat sein sechzigstes Lebensjahr überschritten, denn er - wurde am 9. Oktober 1814 zu Roncole, einem Dorfe im Herzogthume Parma, geboren. In seinem 25. Lebensjahre trat er - zuerstmit einer Oper vor das Publikum, es war dies Oberto di San Bonifacio, welche aber keine +

-z (Der Komponist des Manzoni-Requiems,) Josef + Verdi, hat sein sechzigstes Lebensjahr überschritten, denn er wurde + am 9. Oktober 1814 zu Roncole, einem Dorfe im Herzogthume Parma, geboren. In seinem 25. Lebensjahre trat er zuerstmit einer + Oper vor das Publikum, es war dies Oberto di San Bonifacio, welche aber keine besonders beifällige Aufnahme fand. Nun schuf er rastlos und es dürften von ihm beiläufig zwanzig Opern erschienen sein, von welchen jedoch viele die Grenzen seiner Heimat nicht überschritten haben. Am Brünner Theater wurden unseres Wissens Nabukkodonosor, Ernani, die beiden Foskari, Macbeth, Rigoletto, Troubadour, Traviata und Der Maskenball aufgeführt. Welchen - Erfolg seinerzeit Ernani, Rigoletto und Troubadour errungen haben, dürfte den Theaterfreunden noch in - Erinnerung sein. Der Troubadour besonders - erhält sich noch immer in der Gunst des Publikums und beinahe jeder Tenor, der in - Brünn debutirte, hat den Manriko zu einer Antrittsrolle - gewählt. Nun wird unter unser Publikum den beliebten Komponisten auf ganz neuem - musikalischen Gebiete, der Kirchenmusik, in seinem berühmt gewordenen Requiem kennen lernen.

+ >Nabukkodonosor, Ernani, + die beiden Foskari, Macbeth, Rigoletto, Troubadour, Traviata + und Der Maskenball + aufgeführt. Welchen Erfolg seinerzeit Ernani, Rigoletto und + Troubadour errungen haben, + dürfte den Theaterfreunden noch in Erinnerung sein. Der Troubadour besonders erhält sich + noch immer in der Gunst des Publikums und beinahe jeder Tenor, der in Brünn debutirte, hat den Manriko zu einer + Antrittsrolle gewählt. Nun wird unter unser Publikum den beliebten Komponisten auf + ganz neuem musikalischen Gebiete, der Kirchenmusik, in seinem berühmt gewordenen + Requiem kennen lernen.

diff --git a/tei/tms_1876-01-04_bruenn.xml b/tei/tms_1876-01-04_bruenn.xml index 79fe624..f74c60e 100644 --- a/tei/tms_1876-01-04_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1876-01-04_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 4. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-01-04_kritik.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -40,12 +41,12 @@ Konzert.

Verdi’sRequiem“ gelangte - Sonntag am 2. Jänner im Redoutensaale zur ersten - Aufführung. Der Erfolg war ein glänzender in jeder Beziehung, was bei dem - sorgfältigen Studium und der Mitwirkung so vorzüglicher Kräfte zu erwarten war.

-

Wir haben der „Todtenmesse“ bereits eine - ausführliche Besprechung gewidmet und es bleibt uns nach dem Anhören des Werkes + Sonntag am 2. Jänner im Redoutensaale zur ersten Aufführung. Der Erfolg war ein + glänzender in jeder Beziehung, was bei dem sorgfältigen Studium und der Mitwirkung + so vorzüglicher Kräfte zu erwarten war.

+

Wir haben der „Todtenmesse“ bereits + eine ausführliche Besprechung gewidmet und es bleibt uns nach dem Anhören des Werkes wenig mehr zu sagen übrig. Nur fanden wir unsere Ansicht, daß der Italiener Verdi sein Naturell nicht verläugnet hat, noch schärfer bestätigt, als wir es gegen den Ausspruch vieler kritischer @@ -87,13 +88,14 @@ hervor. Wir haben der geehrten Künstlerin schon so viele Genüsse zu verdanken, daß wir beinahe um Worte des Lobes verlegen werden. Die Macht ihres wunderbaren Organs, der echt künstlerisch weihevolle Vortrag übte seinen Zauber, besonders im Lacrymosa - und Agnus Dei aus. - Letztere Nummer wurde auf stürmisches Verlangen wiederholt.

+ rend="antiqua">Lacrymosa und Agnus Dei aus. Letztere Nummer wurde auf stürmisches + Verlangen wiederholt.

Mit voller Anerkennung nennen wir Fräul. Will, welche den schwierigen, - anstrengenden Sopranpart vollkommen bewältigte und im Vortrage einen gefühlvollen - Ausdruck entwickelte.

+ key="will.julie">Will, welche den schwierigen, anstrengenden + Sopranpart vollkommen bewältigte und im Vortrage einen gefühlvollen Ausdruck + entwickelte.

Auch die Herren Curiel und Krejczy haben Recht auf diff --git a/tei/tms_1876-01-05_bruenn.xml b/tei/tms_1876-01-05_bruenn.xml index 712b9ab..45ecde7 100644 --- a/tei/tms_1876-01-05_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1876-01-05_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 5. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-01-05_meldung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -39,9 +40,9 @@

(Verdi’s - Requiem.) Die geehrten Damen und - Herren des Musikvereines, sowie die - Herren Dilettanten werden zu einer kleinen Probe, welche Requiem.) Die geehrten + Damen und Herren des Musikvereines, + sowie die Herren Dilettanten werden zu einer kleinen Probe, welche Mittwoch, Abends präzise 7 Uhr im Redoutensaale stattfindet, höflichst eingeladen.

diff --git a/tei/tms_1876-01-14_bruenn.xml b/tei/tms_1876-01-14_bruenn.xml index 75aff81..9e91899 100644 --- a/tei/tms_1876-01-14_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1876-01-14_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 14. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-01-14_chronik.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -36,47 +37,49 @@ - + Bunte Chronik. - + + + +

Ist aber der Gesang eines „Requiem“ immer ein solcher, der Friede und Versöhnung wirkt? Ach, wir haben in den letzten Tagen gerade das Gegentheil erfahren! Giuseppe Verdi, der letzte Musiker Italiens, hat für Alessandro Manzoni, seinen letzten Dichter, eine - Todtenmesse geschrieben — freilich, wenn wir - Verdi den letzten „Komponisten“ - nennen, nehmen wir das Wort nur so, wie man Max I. den „letzten“ Ritter nennt — es gab - schon lange keine Ritter mehr, als Theuerdank - den „Weckauf“ und „Purlepaus“Weckauf und - Purlepaus: Namen zweier Kanonengeschütze, die Maximilian I. während der Belagerung - der Festung Kufstein zum Einsatz brachte. donnern ließ! Indessen fand - Verdi’s Werk allenthalben Beifall, - und es war ein recht zeitgemäßer Gedanke, dasselbe auch in Brünn vorzuführen, wo - eben eine so allgemeine funebre Stimmung herrscht und Dies irae, dies - illa, der die Zollverträge brachte,Hintergrund ist der »Gründerkrach« von 1873, der die Einführung von - Schutzzöllen nach sich zog. »Dies irae« ist eine Anspielung auf den 9. Mai 1873, - an dem 120 Unternehmen Insolvenz anmeldeten (»Schwarzer Freitag«). immer - noch verwünscht wird. Jene geniale Künstlerin, welche - alljährlich — wenn die Schwalben lange fortgegangen und die Lerchen noch nicht - gekommen sind — durch ihren herrlichen Gesang in die Herzen der Hörer Entzücken und - in die Kassen unserer Armenhäuser Geld strömen läßt, stellte sich an die Spitze des - wohlthätigen Unternehmens, und ein „engeres Komite“ entwickelte jene - Vielgeschäftigkeit, durch welche immer die Inszenirung eines größern künstlerischen - Ganzen bedingt ist. Wenn Komites überhaupt vom Brote leben, so könnte man sagen, daß - sie sich ihr Brod sauer verdienten — über die Erlebnisse und Leiden des - Requiem-Komites aber werden Dinge berichtet, die „Menschen schaudern, Felsen weinen - machen könnten!“Anspielung auf die Orpheus-Sage.

+ Todtenmesse geschrieben — + freilich, wenn wir Verdi den letzten + „Komponisten“ nennen, nehmen wir das Wort nur so, wie man Max I. den + „letzten“ Ritter nennt — es gab schon lange keine Ritter mehr, als Theuerdank den „Weckauf“ und „Purlepaus“Weckauf und Purlepaus: Namen zweier + Kanonengeschütze, die Maximilian + I. während der Belagerung der Festung Kufstein zum Einsatz + brachte. donnern ließ! Indessen fand Verdi’s Werk allenthalben Beifall, und es war ein recht zeitgemäßer + Gedanke, dasselbe auch in Brünn vorzuführen, wo eben eine so allgemeine funebre + Stimmung herrscht und Dies + irae, dies illa, der die Zollverträge brachte,Hintergrund ist der »Gründerkrach« von 1873, der die + Einführung von Schutzzöllen nach sich zog. »Dies irae« ist eine Anspielung auf + den 9. Mai 1873, an dem 120 Unternehmen Insolvenz anmeldeten (»Schwarzer + Freitag«). immer noch verwünscht wird. Jene geniale Künstlerin, welche alljährlich + — wenn die Schwalben lange fortgegangen und die Lerchen noch nicht gekommen sind — + durch ihren herrlichen Gesang in die Herzen der Hörer Entzücken und in die Kassen + unserer Armenhäuser Geld strömen läßt, stellte sich an die Spitze des wohlthätigen + Unternehmens, und ein „engeres Komite“ entwickelte jene Vielgeschäftigkeit, durch + welche immer die Inszenirung eines größern künstlerischen Ganzen bedingt ist. Wenn + Komites überhaupt vom Brote leben, so könnte man sagen, daß sie sich ihr Brod sauer + verdienten — über die Erlebnisse und Leiden des Requiem-Komites aber werden Dinge + berichtet, die „Menschen schaudern, Felsen weinen machen könnten!“Anspielung auf die Orpheus-Sage.

Sind doch die Herren Musiker allenthalben ein reizbarer und aufbegehrlicher Menschenstamm — dazu kommt noch in neuester Zeit das hinreißende Beispiel ihres Großmeisters Rich. Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 14. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-01-14_hamburg.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -41,10 +42,10 @@ Theater-Nachrichten.) Verdi’s Requiem ist auch in Hamburg mit großem Erfolge aufgeführt - worden. Die Sopranpartie hat die aus ihrem hierortigen Engagement bekannte - Soubrette, nun Opernsängerin Frl. Fröhlich - gesungen.

+ key="hamburg">Hamburg mit großem Erfolge aufgeführt worden. + Die Sopranpartie hat die aus ihrem hierortigen Engagement bekannte Soubrette, nun + Opernsängerin Frl. Fröhlich gesungen.

diff --git a/tei/tms_1876-01-15_bruenn.xml b/tei/tms_1876-01-15_bruenn.xml index 10b5a79..404f077 100644 --- a/tei/tms_1876-01-15_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1876-01-15_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 15. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-01-15_ertrag.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -41,14 +42,14 @@ Brünner Chronik.

(Verdi’s - Requiem.) Aus dem Erträgniß der zweimaligen Aufführung des Requiem.) Aus dem Erträgniß + der zweimaligen Aufführung des Verdi’schen Requiems sind dem hiesigen evangelischen Frauenvereine durch gütige Vermittlung der Frau von Gomperz-Bettelheim 250 - fl. übergeben worden, für welche hochherzige Spende dieser Verein dem - veranstaltenden Komite den verbindlichen Dank ausspricht.

+ key="gompertz-bettelheim.karoline-von">von Gomperz-Bettelheim 250 fl. + übergeben worden, für welche hochherzige Spende dieser Verein dem veranstaltenden + Komite den verbindlichen Dank ausspricht.

diff --git a/tei/tms_1876-01-16_bruenn.xml b/tei/tms_1876-01-16_bruenn.xml index f1f06f3..7ead697 100644 --- a/tei/tms_1876-01-16_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1876-01-16_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 16. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-01-16_danksagung.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -66,8 +67,8 @@ rend="widespace">Franz Freih. v. Philippovich, sowie den Herren k. k. Obersten van der Slott und Latterer R. v. Lindenburg für die Gestattung der + rend="widespace">Latterer R. v. Lindenburg für die Gestattung der Mitwirkung mehrerer Musiker von k. k. Militärkapellen; der löblichen Direktion des Brünner Musikvereines für die Ueberlassung ihres Schullokales, sowie diff --git a/tei/tms_1876-01-19_bruenn.xml b/tei/tms_1876-01-19_bruenn.xml index 3a063a3..435cb47 100644 --- a/tei/tms_1876-01-19_bruenn.xml +++ b/tei/tms_1876-01-19_bruenn.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 19. Januar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-01-19_st-josefs-frauenverein.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz diff --git a/tei/tms_1876-04-20_olmuetz.xml b/tei/tms_1876-04-20_olmuetz.xml index 30ed266..d013266 100644 --- a/tei/tms_1876-04-20_olmuetz.xml +++ b/tei/tms_1876-04-20_olmuetz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 20. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-04-20_olmuetz.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -49,25 +50,25 @@ >Schrötter steht, veranstaltet am 22. und 23. April eine Wohlthäigkeits-Vorstellung, bei welcher das berühmte - Requiem von Verdi unter Mitwirkung - der Damen: Frau Adele Passy-Cornet, Gesangsprofessorin aus Wien, Frau - Emilie Bustini - geb. Elias aus Brünn, der - Herren: Adolf Ritter v. Schultner, Gesangsprofessor aus Wien, Karl Chlumetzky, Mitglied der Oper in + Requiem von Verdi unter + Mitwirkung der Damen: Frau Adele Passy-Cornet, Gesangsprofessorin aus + Wien, Frau Emilie Bustini geb. Elias aus Brünn, der Herren: Adolf Ritter + v. Schultner, Gesangsprofessor aus + Wien, Karl + Chlumetzky, Mitglied der Oper in Olmütz, ferner eines mehr als 60 Damen aus den ersten Kreisen unserer Stadt zählenden Damenchores, des Männer-Gesangvereines, der Zöglinge der k. k. Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt, sowie des durch die besten Musikräfte unserer Stadt und durch Mitglieder der hiesigen Militärkapellen verstärkten städt. Orchesters zur Aufführung gelangt. Die Gesammt-Direktion - besorgt der Chormeister unseres Gesangvereines, Herr Wladimir Labler, - welcher seit mehreren Wochen mit großer Sorgfalt die diesfälligen Proben leitet.

+ besorgt der Chormeister unseres Gesangvereines, Herr Wladimir Labler, welcher seit mehreren + Wochen mit großer Sorgfalt die diesfälligen Proben leitet.

diff --git a/tei/tms_1876-04-21_olmuetz.xml b/tei/tms_1876-04-21_olmuetz.xml index 91bde5d..88e96ed 100644 --- a/tei/tms_1876-04-21_olmuetz.xml +++ b/tei/tms_1876-04-21_olmuetz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn, 21. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tms_1876-04-21_olmuetz.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -36,17 +37,20 @@ - + Brünner Chronik. - + + + +

(Verdi’s - Requiem.) In Olmütz wird bekanntlich - Verdi’s - Requiem zur Aufführung vorbereitet. Wie - die „Neue Zeit“ meldet, hat Frau Requiem.) In Olmütz + wird bekanntlich Verdi’s + Requiem zur Aufführung + vorbereitet. Wie die „Neue Zeit“ meldet, + hat Frau Gomperz-Bettelheim die Absicht, zu der Aufführung dieses Tonwerkes nach Olmütz zu kommen.

diff --git a/tei/tonkunst_1876-01-01_koeln.xml b/tei/tonkunst_1876-01-01_koeln.xml index 1eb4798..c8a4d13 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-01-01_koeln.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-01-01_koeln.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 1. Januar 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-01-01_koeln.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -45,10 +46,11 @@ >Cöln. Gürzenich: Hiller, Svendson, Einltg. zu Sigurd - Slembe v. Björnstjerne - Björnson; Verdi: - Requiem. + >Svendson, Einltg. + zu Sigurd Slembe v. Björnstjerne Björnson; Verdi: Requiem.

diff --git a/tei/tonkunst_1876-01-01_st-petersburg.xml b/tei/tonkunst_1876-01-01_st-petersburg.xml index fa21348..45ef84d 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-01-01_st-petersburg.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-01-01_st-petersburg.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 1. Januar 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-01-01_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -41,29 +42,29 @@

Verdi’s - Requiem ist diesen Winter an einer großen Anzahl - unserer ersten Musikstätten aufgeführt worden, so in Wien, Cöln, Requiem ist diesen Winter an einer + großen Anzahl unserer ersten Musikstätten aufgeführt worden, so in Wien, Cöln, Brünn, Petersburg etc. Auffällig ist, daß in der letztgenannten Stadt Verdi’s - Requiem eines großen Erfolges sich erfreute, - während desselben Oper Aïda dort in Gegensatz zu - allen anderen Orten auf Opposition stieß. Diese Thatsache ist nicht bloß dem Zufalle - zur Last zu legen, sondern verdient doch berücksichtigt zu werden. Das russische - Publicum ist nicht der Art, daß dessen Votum gar nicht zu beachten wäre. Petersburg namentlich begreift eine Fülle - musikalischer Lebens-Erscheinungen in sich, welche, protegirt vom Hofe her, - patronisirt vom Adel und getragen von der dort concentrirten Bildung, einen - Knotenpunkt der Tonkunst darstellen; Moskau - aber rivalisirt mit seiner nordischen Rivalin. Sind doch auch aus Rußland seiner - Zeit die anregendsten Schriften über Mozart (Ulibischeff) und Beethoven (von Lenz) - erschienen.

+ Requiem eines großen Erfolges sich + erfreute, während desselben Oper Aïda + dort in Gegensatz zu allen anderen Orten auf Opposition stieß. Diese Thatsache ist + nicht bloß dem Zufalle zur Last zu legen, sondern verdient doch berücksichtigt zu + werden. Das russische Publicum ist nicht der Art, daß dessen Votum gar nicht zu + beachten wäre. Petersburg namentlich + begreift eine Fülle musikalischer Lebens-Erscheinungen in sich, welche, protegirt + vom Hofe her, patronisirt vom Adel und getragen von der dort concentrirten Bildung, + einen Knotenpunkt der Tonkunst darstellen; Moskau aber rivalisirt mit seiner nordischen Rivalin. Sind doch + auch aus Rußland seiner Zeit die anregendsten Schriften über Mozart (Ulibischeff) und Beethoven (von Lenz) erschienen.

diff --git a/tei/tonkunst_1876-02-26_berlin.xml b/tei/tonkunst_1876-02-26_berlin.xml index f35940c..34e6aeb 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-02-26_berlin.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-02-26_berlin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 26. Februar 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-02-26_berlin.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -42,8 +43,7 @@

In Sicht. - Verdi’s + Verdi’s Requiem durch die k. Hofoper zu Berlin.

diff --git a/tei/tonkunst_1876-03-11_utrecht.xml b/tei/tonkunst_1876-03-11_utrecht.xml index c67d89b..2bf04c9 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-03-11_utrecht.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-03-11_utrecht.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 11. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-03-11_utrecht.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Ankündigung @@ -38,15 +39,17 @@ - + Musikpflege. + +

Concerte. Utrecht. - Rich. Hol, Verdi-Messe.

+ Rich. Hol, Verdi-Messe.

diff --git a/tei/tonkunst_1876-03-18_berlin.xml b/tei/tonkunst_1876-03-18_berlin.xml index 8fa6c18..9d5e7ec 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-03-18_berlin.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-03-18_berlin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 18. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-03-18_berlin.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -45,8 +46,8 @@ Berlin: HofC.-Taubert. Verdi-Messe, Quartett (Fr Taubert. Verdi-Messe, Quartett (Fr Artôt-Sopran), Solos (Hauser-Violine, Die Tonkunst, Berlin, 25. März 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-03-25_leipzig-wiesbaden.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,10 @@ - + + + + Nachmeldung @@ -37,21 +39,23 @@ - + Musikpflege. + +

Concerte. - Leipzig: Gewandhaus-<hi rend="widespace"><placeName key="leipzig" + >Leipzig</placeName></hi>: <placeName key="leipzig.gewandhaus" + >Gewandhaus</placeName>-<title key="verdi.requiem" type="mus" >Verdi-Messe. Wiesbaden: Cäcilien-Verein. Verdi-Requiem.

+ >Verdi-Requiem.

diff --git a/tei/tonkunst_1876-04-01_aachen.xml b/tei/tonkunst_1876-04-01_aachen.xml index 8e41684..edd3bf8 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-04-01_aachen.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-04-01_aachen.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 1. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-04-01_aachen.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Nachmeldung @@ -37,15 +38,18 @@ - + Musikpflege. - + + + +

Concerte. Aachen: 16/3. Abmt. 6-Breunung. Verdi-Requiem. (Fr Breunung. Verdi-Requiem. (Fr Lederer-Ubrich, Frl Keller Köln, HH. Die Tonkunst, Berlin, 8. April 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-04-08_magdeburg.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -45,10 +46,10 @@ Frl Börs a. Wien in Lübeck und für das - Requiem von Verdi in MagdeburgFür eine Aufführung in Magdeburg gibt es - bislang keine weiteren Belege..

+ Requiem von Verdi in MagdeburgFür eine Aufführung + in Magdeburg gibt es bislang keine weiteren Belege..

diff --git a/tei/tonkunst_1876-04-29_leipzig.xml b/tei/tonkunst_1876-04-29_leipzig.xml index ceeb482..a3f231c 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-04-29_leipzig.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-04-29_leipzig.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 29. April 1876 [2] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-04-29_leipzig.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Kurzbericht @@ -46,10 +47,10 @@

Das Gewandhaus wiederholte Verdi’s - Requiem mit aufgehobenem Abonnement vor — - halbleerem Saale. Seltsam! Sollte daraus zu schließen sein, dass das - Gewandhaus ein mit dem kleinen - Saale abschließendes Publikum nur besäße!

+ Requiem mit aufgehobenem + Abonnement vor — halbleerem Saale. Seltsam! Sollte daraus zu schließen + sein, dass das Gewandhaus ein mit + dem kleinen Saale abschließendes Publikum nur besäße!

diff --git a/tei/tonkunst_1876-04-29_paris.xml b/tei/tonkunst_1876-04-29_paris.xml index 546d368..28eae65 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-04-29_paris.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-04-29_paris.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 29. April 1876 [1] - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-04-29_gounod-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz @@ -41,13 +42,13 @@ Musikpflege.

Erste Aufführungen. - Gounod-Requiem (Volksconcert - v. Pasdeloup, Paris. Die Lorbeeren Verdi’s, so scheint’s, ließen Gounod nicht ruhen! — Gounod dirigierte persönlich und empfing die grössten - Huldigungen.)

+ Gounod-Requiem + (Volksconcert v. Pasdeloup, + Paris. Die Lorbeeren Verdi’s, so scheint’s, ließen Gounod nicht ruhen! — Gounod dirigierte persönlich und empfing die + grössten Huldigungen.)

diff --git a/tei/tonkunst_1876-05-20_berlin.xml b/tei/tonkunst_1876-05-20_berlin.xml index b127089..9429327 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-05-20_berlin.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-05-20_berlin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 20. Mai 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-05-20_berlin.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Bericht @@ -38,25 +39,29 @@ - + Musikpflege. - + + + +

Verdi’s Requiem kam in Berlin am Bußtage zum 4. Male zur Aufführung, und hat sich also als den - hiesigen Ansprüchen gewachsen erwiesen. Wie in der Oper Aïda ist Verdi auch hier ein - Anderer geworden, und das Requiem unterscheidet - sich sehr von Rossini’s + hiesigen Ansprüchen gewachsen erwiesen. Wie in der Oper Aïda ist Verdi auch + hier ein Anderer geworden, und das Requiem unterscheidet sich sehr von Rossini’s Stabat mater. Dass Rossini noch eine „feierliche Messe” geschrieben, - die wohl nur deshalb so wenig Aufsehen erregte, weil sie erst nach dem Tode des - Komponisten zur Aufführung kam, vergisst man dabei. Man wundert sich so viel - darüber, dass diese heutige italienische Musik nicht mehr so italienisch + key="rossini.petite-messe-solennelle" type="mus">„feierliche Messe” + geschrieben, die wohl nur deshalb so wenig Aufsehen erregte, weil sie erst nach dem + Tode des Komponisten zur Aufführung kam, vergisst man dabei. Man wundert sich so + viel darüber, dass diese heutige italienische Musik nicht mehr so italienisch ausgefallen, und doch ist der Zusammenhang nur ein ganz naturgemäßer. „Dieselbe“ kann die Musik nicht bleiben, denn einen Stillstand giebt es in ihrer Geschichte auch nicht, und so kennt auch die heutige italienische Musik nicht mehr jene @@ -75,26 +80,26 @@ der deutschen Kritiker auch nicht. Man lese im Salon nach, was er über Rossini’s Stabat mater schrieb! Die Tonkunst macht sich auch nicht zum Nachbeter - irgend welcher Partei, sondern will nur der Wahrheit dienen. Da ist Die Tonkunst macht sich auch nicht zum Nachbeter irgend + welcher Partei, sondern will nur der Wahrheit dienen. Da ist Verdi’s - Todtenmesse nun doch immer echt italische Musik. - Die Formen sind plastisch, die melodischen Themen reliefartig hervortretend, die - Instrumentation tief gesättigt; kurz, die Vorzüge unserer südländischen Nachbarmusik - zeigen sich im vollsten Lichte. Dagegen muss dem Deutschen stets das Fremdländische - fühlbar bleiben, und das ist gut so. Da Gounod ebenfalls eine Messe zur Aufführung brachte, - so liegt ein Vergleich nahe. Ein solcher soll den Lesern auch gebracht werden, und - wird deshalb heute auf ein näheres Eingehen verzichtet. Gesagt sei nur, dass eine - große Anzahl von höchst originellen und schönen Zügen das widerwillige Publikum - Berlins bezwangen, und der Erfolg, getragen - durch die treffliche Ausführung der Kgl. Oper und deren Sänger (Frl. Lehmann und Brandt, HH. Ernst und - Betz), unter Direktion Radecke’s ein günstiger genannt werden - muss.

+ Todtenmesse nun doch immer echt + italische Musik. Die Formen sind plastisch, die melodischen Themen reliefartig + hervortretend, die Instrumentation tief gesättigt; kurz, die Vorzüge unserer + südländischen Nachbarmusik zeigen sich im vollsten Lichte. Dagegen muss dem + Deutschen stets das Fremdländische fühlbar bleiben, und das ist gut so. Da Gounod ebenfalls eine Messe zur Aufführung + brachte, so liegt ein Vergleich nahe. Ein solcher soll den Lesern auch gebracht + werden, und wird deshalb heute auf ein näheres Eingehen verzichtet. Gesagt sei nur, + dass eine große Anzahl von höchst originellen und schönen Zügen das widerwillige + Publikum Berlins bezwangen, und der Erfolg, + getragen durch die treffliche Ausführung der Kgl. Oper und deren Sänger (Frl. + Lehmann und Brandt, HH. Ernst und Betz), unter + Direktion Radecke’s ein günstiger genannt + werden muss.

diff --git a/tei/tonkunst_1876-10-14_berlin.xml b/tei/tonkunst_1876-10-14_berlin.xml index a012534..a6aca8b 100644 --- a/tei/tonkunst_1876-10-14_berlin.xml +++ b/tei/tonkunst_1876-10-14_berlin.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 14. Oktober 1876 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1876-10-14_ppppp.xml

CC BY 4.0

@@ -46,7 +45,7 @@ >Musiol
.

G. Verdi hat uns in seiner „Messa di - Requiem“ so manche, das künstlerische Bewußtsein treffende + Requiem“ so manche, das künstlerische Bewußtsein treffende Ueberraschung geboten, daß wir uns auch eine gefallen lassen können, die weniger das, sondern mehr unkünstlerisch ist. Es ist das: ppppp. Was will der Componist damit verlangen? Jedenfalls das leiseste ppp ausgereicht. War es doch schon recht lächerlich, als auch Auber z. B. in der Ouvertüre zum „Fra Diavolopppp vorschrieb, was, streng genommen, gar nicht so ausgeführt wird. Nun, - man ließ es sich gefallen, machte es vielfach nach; war Nichts in den Noten, stand doch Etwas zwischen ihnen - und damit man sich keiner Inconsequenz schuldig machte, blühten auch bald FFF und FFFF, - als ob nicht schon ohnedies Mancher das Klavier als „Hackebret“ und seine Kehle als - Kanonenrohr betrachtet hätte. Wie im Leben, so auch in der Kunst: „Nicht zu viel und - nich zu wing iss immer ee Ding!“ Wenn z. B. Paul Geisler in seinen „Monologen“ vielfach weder eine Tempo- noch eine - dynamische Bezeichnung zu Anfang eines Stückes und durch die längste Dauer desselben - bringt, so ist das eben so wenig künstlerisch, als wenn man nach jedem Takte auf - Gott weiß wie viel Zeichen stößt. Wir wollen gerade nicht für p und F allein eine Lanze brechen, und z.B. das mf - oder mp als sehr wenig, oder auch nichts sagend in Acht und Bann thun, für die - crescendo und decrescendo vollkommenster Ersatz wäre; wir wollen sogar nicht blos - pp und FF - als passend gelten lassen, sondern auch ppp und - FFF als nothwendig zur Bezeichnung der - verhaltenen und entfesselten Gefühle erachten: aber pppp oder gar ppppp, das ist zuviel - leise. Es ist dann keine absolute, sondern nur eine rein relative Bezeichnung, eine - Spielerei, eine Spiegelfechterei, die nicht blos unkünstlerisch, sondern geradezu - lächerlich ist und sich wie Schellen an der Narrenkappe ausnimmt, oder, als ob - Hans Huckebein, der Unglücksrabe, - seine Heidelbeer-Compot-Malereien dort versucht hättVgl. Wilhelm - Busch, Fra Diavolo“ pppp vorschrieb, was, streng genommen, gar nicht + so ausgeführt wird. Nun, man ließ es sich gefallen, machte es vielfach nach; war + Nichts in den Noten, stand doch Etwas zwischen ihnen und damit man sich keiner Inconsequenz schuldig machte, + blühten auch bald FFF und FFFF, als ob nicht schon ohnedies Mancher das + Klavier als „Hackebret“ und seine Kehle als Kanonenrohr betrachtet hätte. Wie im + Leben, so auch in der Kunst: „Nicht zu viel und nich zu wing iss immer ee Ding!“ + Wenn z. B. Paul + Geisler in seinen „Monologen“ vielfach weder eine Tempo- noch eine dynamische Bezeichnung + zu Anfang eines Stückes und durch die längste Dauer desselben bringt, so ist das + eben so wenig künstlerisch, als wenn man nach jedem Takte auf Gott weiß wie viel + Zeichen stößt. Wir wollen gerade nicht für p und F allein eine Lanze brechen, und z.B. das mf oder mp als + sehr wenig, oder auch nichts sagend in Acht und Bann thun, für die crescendo und + decrescendo vollkommenster Ersatz wäre; wir wollen sogar nicht blos pp und FF als + passend gelten lassen, sondern auch ppp und FFF als nothwendig zur Bezeichnung der verhaltenen + und entfesselten Gefühle erachten: aber pppp oder + gar ppppp, das ist zuviel leise. Es ist dann keine + absolute, sondern nur eine rein relative Bezeichnung, eine Spielerei, eine + Spiegelfechterei, die nicht blos unkünstlerisch, sondern geradezu lächerlich ist und + sich wie Schellen an der Narrenkappe ausnimmt, oder, als ob Hans Huckebein, der Unglücksrabe, seine + Heidelbeer-Compot-Malereien dort versucht hättVgl. Wilhelm Busch, Hans Huckebein: »Nichts Schönres gab's für Tante Lotte / Als schwarze Heidelbeerkompotte. / Doch Huckebein verschleudert nur / Die schöne @@ -111,9 +110,9 @@ rend="widespace">Louis Böhner. Er war gewiß einer der Talentvollsten, vielleicht Geniebegabtesten, und was hat er für die Kunst geleistet? Es ist nur wenig, und - selbst der Ruhm des „Ach wie ist’s - möglich dann“ ist ihm nicht geblieben. Versunken — vergessen, das ist auch sein Fluch! Oder wie viele jener + selbst der Ruhm des „Ach + wie ist’s möglich dann“ ist ihm nicht geblieben. Versunken — vergessen, + das ist auch sein Fluch! Oder wie viele jener Wunderkinder, auf die man die größten Hoffnungen zu setzen das Recht hatte, haben diese realisirt! Die sind zu zählen, welche wirkliche, echte und große Künstler wurden. Sie wurden es aber auch nur, weil sie studirten, das Unbewußte sich bewußt diff --git a/tei/tonkunst_1877-06-02_koeln.xml b/tei/tonkunst_1877-06-02_koeln.xml index ce61d46..d04db4c 100644 --- a/tei/tonkunst_1877-06-02_koeln.xml +++ b/tei/tonkunst_1877-06-02_koeln.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 2. Juni 1877 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1877-06-02_die-musikalischen-pfingsten.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@ - + + + Notiz @@ -40,8 +41,8 @@ Die musikalischen Pfingsten in Cöln, Hannover und - London. + >Cöln, Hannover und London.

Pfingsten, das Fest der Freude und des Frühlings, hat an diesen 3 Orten auch der Musik gehuldigt. Zwar eiferte fanatische Mißgunst einstmals, als ich in einem frommen Orte auch so der Kunst meine Verehrung darbringen durfte, und dichtete dem @@ -50,11 +51,11 @@ key="koeln.1877" type="event">In Cöln feierte die conservative Schule mit Verdi’s - Requiem dasselbe, Hannover bot wieder ein reiches - Tableau der modernen Leistungen und London widmete sich ganz Wagner’s Muse.

+ Requiem dasselbe, Hannover bot wieder + ein reiches Tableau der modernen Leistungen und London widmete sich ganz Wagner’s Muse.

diff --git a/tei/tonkunst_1877-08-25_rom.xml b/tei/tonkunst_1877-08-25_rom.xml index 017f68b..b427bb5 100644 --- a/tei/tonkunst_1877-08-25_rom.xml +++ b/tei/tonkunst_1877-08-25_rom.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Die Tonkunst, Berlin, 25. August 1877 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/tonkunst_1877-08-25_ein-brief-verdis.xml

CC BY 4.0

@@ -23,7 +22,9 @@
- + + + Notiz diff --git a/tei/uelm_1875_34-42_wien.xml b/tei/uelm_1875_34-42_wien.xml index fcf829f..986f060 100644 --- a/tei/uelm_1875_34-42_wien.xml +++ b/tei/uelm_1875_34-42_wien.xml @@ -5,10 +5,9 @@ Über Land und Meer, Stuttgart, [18. Juli] 1875 aus: Neue Freie Pr., 13.6. - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/uelm_1875_34-42_musik.xml

CC BY 4.0

@@ -27,7 +26,9 @@ - + + + Kurzbericht @@ -43,8 +44,14 @@ + + + Notiz-Blätter. + + + - Musik. + Musik.

Die beiden Aufführungen des „Requiem“ von Verdi im @@ -56,20 +63,21 @@ war, erlebte man Beifallsstürme von einer Intensität und Ausdauer, wie sie nur bei den außerordentlichsten Anlässen auszubrechen pflegen. Der zweite Theil des Offertoriums und das Agnus Dei wurden wiederholt. Das Publikum wollte zwar fast alle Sätze - wiederholen lassen; allein der Kompositeur nahm Rücksicht auf die ohnedieß stark in - Anspruch genommenen Sänger und gab nur wenige Repetitionen. Es ist überflüssig, zu - sagen, daß Verdi unzählige Male - hervorgerufen wurde, und daß auch die Damen Stolz und Waldmann gleich - den Herren Masini und Medini reichsten Beifall fanden.Bis hier identisch mit: Neue Freie - Presse, Wien, 13. Juni 1875. Die ersten ausführlichen - Besprechungen des Werkes tragen dem Erfolg Rechnung, doch merkt man heraus, daß - nicht allen Kritikern bei ihren „Enthusiasmus“ wohl zu Muthe ist.

+ key="verdi.requiem.3" type="mus">Offertoriums und das Agnus Dei wurden + wiederholt. Das Publikum wollte zwar fast alle Sätze wiederholen lassen; allein der + Kompositeur nahm Rücksicht auf die ohnedieß stark in Anspruch genommenen Sänger und + gab nur wenige Repetitionen. Es ist überflüssig, zu sagen, daß Verdi unzählige Male hervorgerufen wurde, und + daß auch die Damen Stolz und Waldmann gleich den Herren Masini und Medini reichsten Beifall fanden.Bis + hier identisch mit: Neue Freie Presse, Wien, 13. Juni 1875. Die ersten + ausführlichen Besprechungen des Werkes tragen dem Erfolg Rechnung, + doch merkt man heraus, daß nicht allen Kritikern bei ihren „Enthusiasmus“ wohl zu + Muthe ist.

diff --git a/tei/uelm_1875_34-43_wien.xml b/tei/uelm_1875_34-43_wien.xml index ea1175f..bbd90c8 100644 --- a/tei/uelm_1875_34-43_wien.xml +++ b/tei/uelm_1875_34-43_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Über Land und Meer, Stuttgart, [25. Juli] 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/uelm_1875_34-43_musik.xml

CC BY 4.0

@@ -26,7 +25,9 @@
- + + + Kurzbericht @@ -42,20 +43,26 @@ + + + + Notiz-Blätter. + + - Musik. - -

Der kolossale Erfolg, den die - drei Aufführungen von - Verdi’s - Requiem unter Direktion des gefeierten - Komponisten zu Wege brachten, hat die wiener Hofoperndirektion veranlaßt, vier - Aufführungen des bedeutenden Werkes zu veranlassen.

+ Musik. + +

Der kolossale Erfolg, den die drei + Aufführungen von + Verdi’s + Requiem unter Direktion des + gefeierten Komponisten zu Wege brachten, hat die wiener Hofoperndirektion + veranlaßt, vier Aufführungen des bedeutenden Werkes zu veranlassen.

Der große Erfolg, dessen das Manzoni-Requiem am wiener Hofoperntheater sich erfreute, hat den dankbaren - Komponisten bewogen, dem Direktor wogen, dem Direktor Jauner das Versprechen zu geben, in der nächsten Wintersaison nach Wien zu kommen, um seine zur Aufführung angenommene Oper „Don diff --git a/tei/uelm_1875_35-02_wien.xml b/tei/uelm_1875_35-02_wien.xml index 7405cb3..199ce52 100644 --- a/tei/uelm_1875_35-02_wien.xml +++ b/tei/uelm_1875_35-02_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ <fileDesc> <titleStmt> <title>Über Land und Meer, Stuttgart, [10. Oktober] 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/uelm_1875_35-02_musik.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +23,9 @@ - + + + Ankündigung @@ -36,14 +37,22 @@

see http://verdi-requiem.de for a detailed description

- + + + + + Notiz-Blätter. + + + - Musik. - + Musik. +

Verdi’sRequiem“ soll - in deutscher Sprache im wiener + >Verdi’s „Requiem“ soll in deutscher Sprache im wiener Hofoperntheater zur Aufführung kommen.

diff --git a/tei/verdi-giuseppina_1875-06-12_vigna.xml b/tei/verdi-giuseppina_1875-06-12_vigna.xml index 463cd64..0e49172 100644 --- a/tei/verdi-giuseppina_1875-06-12_vigna.xml +++ b/tei/verdi-giuseppina_1875-06-12_vigna.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Giuseppina Verdi, Brief an Cesare Vigna, Wien, 12. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/verdi-giuseppina_1875-06-12_brief-an-vigna.xml

CC BY 4.0

@@ -27,7 +28,10 @@
- + + + + Privatschrift @@ -47,17 +51,17 @@ Imperiale di Vienna. Il successo è salito ad un grao di zona torrida, ed è molto per questa razza teutonica. Voi riavrete - questa Messa a Venezia nel venturo mese, e colla stessa compagnia che - l'eseguisce in questo momento. Sarei desiderosissima che, con comodo, me ne - scriveste la vostra opinione.

+ questa Messa a Venezia nel venturo mese, e colla stessa + compagnia che l'eseguisce in questo momento. Sarei desiderosissima che, con comodo, + me ne scriveste la vostra opinione.

Hanno parlato molto dello spirito più o meno religioso di questa musica sacra, del non aver seguito l'idea tipo di Mozart, di Cherubini - etc. etc. Io dico che un uomo come Verdi, - deve scrivere come Verdi, cioè secondo il - suo modo di sentire ed interpretare i testi. Poi se le Religioni hanno un principio, - uno sviluppo, delle modificazioni o trasformazioni etc. secondo i tempi e secondo i + >Mozart, di Cherubini etc. + etc. Io dico che un uomo come Verdi, deve + scrivere come Verdi, cioè secondo il suo + modo di sentire ed interpretare i testi. Poi se le Religioni hanno un principio, uno + sviluppo, delle modificazioni o trasformazioni etc. secondo i tempi e secondo i popoli, evidentemente lo spirito religioso e le opere che lo esprimono devono portare l'impronta dell'epoca e (se permette) dell'individualità. Io avrei per così dire rinnegata una Messa di Verdi, che diff --git a/tei/verdi_1874-05-28_ricordi.xml b/tei/verdi_1874-05-28_ricordi.xml index 1597e87..cfa617b 100644 --- a/tei/verdi_1874-05-28_ricordi.xml +++ b/tei/verdi_1874-05-28_ricordi.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Giuseppe Verdi, Brief an Giulio Ricordi, Ende Mai 1874 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/verdi_1874-05-28_brief-an-ricordi.xml

CC BY 4.0

@@ -26,7 +27,9 @@ - + + + Privatschrift @@ -41,9 +44,9 @@

Es wäre besser für alle und würdevoller, nicht mehr über die Angelegenheit Bülow zu sprechen; und ehrlich gesagt, wenn - die Deutschen so anmaßend sind, dann ist das hauptsächlich unsere Schuld. Wenn sie - nach Italien kommen, dann blähen wir ihre + key="buelow.hans-von">Bülow zu sprechen; und ehrlich gesagt, wenn die + Deutschen so anmaßend sind, dann ist das hauptsächlich unsere Schuld. Wenn sie nach + Italien kommen, dann blähen wir ihre natürliche Gefallsucht mit unseren Schwärmereien, mit unseren Begeisterungsstürmen, mit unseren unsinnigen Beiworten dermaßen auf, daß sie natürlich annehmen müssen, wir könnten nicht atmen und das Licht sehen, ohne daß sie uns ihre Sonne @@ -52,9 +55,8 @@ key="buelow.hans-von">Bülow und Rubestein Rubinstein - , vor allem in Mailand, nicht 99 Grad über ihrem Verdienst? Was sind sie - schließlich?

+ , vor allem in Mailand, + nicht 99 Grad über ihrem Verdienst? Was sind sie schließlich?

Unendlich weit von Liszt und Chopin entfernte Pianisten und drittklassige Musiker.

diff --git a/tei/verdi_1875-06-12_piroli.xml b/tei/verdi_1875-06-12_piroli.xml index 55d95e2..c6a17ec 100644 --- a/tei/verdi_1875-06-12_piroli.xml +++ b/tei/verdi_1875-06-12_piroli.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Giuseppe Verdi, Brief an Giuseppe Piroli, Wien, 12. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/verdi_1875-06-12_brief-an-piroli.xml

CC BY 4.0

@@ -27,7 +28,10 @@
- + + + + Privatschrift @@ -42,11 +46,11 @@

Ieri vi fu la prima esecuzione della Messa. Il successo fu buono, migliore che - altrove, e migliore di gran lunga che altrove fu l’esecuzione. Che buona orchestra e - che buoni cori! e come sono elastici e si lasciano ben guidare. infine un’esecuzione - che nell’insieme non si sentirà mai più. So che voi andrete a Messa. Il successo fu buono, + migliore che altrove, e migliore di gran lunga che altrove fu l’esecuzione. Che + buona orchestra e che buoni cori! e come sono elastici e si lasciano ben guidare. + infine un’esecuzione che nell’insieme non si sentirà mai più. So che voi andrete a + Venezia (io non vi sarò) ma per quanto bene, sarà esecuzione ben pallida in confronto a questa.

Übersetzung: Gestern war hier die Erstaufführung diff --git a/tei/verdi_1875-06-27_piroli.xml b/tei/verdi_1875-06-27_piroli.xml index c5f3925..b2ba944 100644 --- a/tei/verdi_1875-06-27_piroli.xml +++ b/tei/verdi_1875-06-27_piroli.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Giuseppe Verdi, Brief an Giuseppe Piroli, Venedig, 27. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/verdi_1875-06-27_brief-an-piroli.xml

CC BY 4.0

@@ -27,7 +28,10 @@
- + + + + Privatschrift @@ -43,8 +47,8 @@

Se fossi arrivato qui due o tre giorni prima sarei corso a Roma, ma una rappresentazione supplementare della Messa ci ha trattenuti a Vienna tre giorni di più.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Messa ci ha trattenuti a Vienna tre giorni di più.

Le cose [a Vienna] come sapete, sono andate bene; ma che buona orchestra! e che buoni cori! infine bene per tutto, e per tutti: e credo che non abbiamo fatto male in questa corsa artistica. Così si fosse potuto @@ -53,10 +57,10 @@ troppo avanzata; e questo non era il caso di contare su qualche migliaio di franchi più o meno . . . ma i mercanti sono sempre mercanti! Non ne parliamo più . . ora è cosa finita! . . .

-

Qui pare si preparino le cose bene per la Messa. - Io non ci sarò sicuramente, ma spero faranno le cose egualmente bene. Sarò a - Sant’agata domattina Lunedì verso le - sette.

+

Qui pare si preparino le cose bene per la Messa. Io non ci sarò sicuramente, ma spero faranno le cose egualmente + bene. Sarò a Sant’agata domattina Lunedì + verso le sette.

[Wenn ich zwei oder drei Tage vorher angekommen wäre, wäre ich nach Rom gefahren, aber eine zusätzliche Vorstellung der Messe hat uns drei Tage länger in Wien aufgehalten.

diff --git a/tei/verdi_1875-11-12_luccardi.xml b/tei/verdi_1875-11-12_luccardi.xml index 68963bb..db8a76b 100644 --- a/tei/verdi_1875-11-12_luccardi.xml +++ b/tei/verdi_1875-11-12_luccardi.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Giuseppe Verdi, Brief an Vincenzo Luccardi, Wien, 12. November 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/verdi_1875-11-12_brief-an-luccardi.xml

CC BY 4.0

@@ -45,12 +46,12 @@

Caro Luccardi,

-

Da Du es willst, werde ich Dir sagen, daß der Erfolg der Messa sehr gut gewesen ist. Aufführung, wie Du ihresgleichen nie wieder - hören wirst. Orchester und Chöre wunderbar! Wiederholt das Da Du es willst, werde ich Dir sagen, daß der Erfolg der <title key="verdi.requiem" + type="mus">Messa sehr gut gewesen ist. Aufführung, wie Du ihresgleichen + nie wieder hören wirst. Orchester und Chöre wunderbar! Wiederholt das Duett der Frauen, das Offertorio und das Agnus Dei + key="verdi.requiem.3" type="mus">Offertorio und das Agnus Dei

diff --git a/tei/verdi_1892-04-14_buelow.xml b/tei/verdi_1892-04-14_buelow.xml index 5d3429a..4f4ef81 100644 --- a/tei/verdi_1892-04-14_buelow.xml +++ b/tei/verdi_1892-04-14_buelow.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Giuseppe Verdi, Brief an Hans von Bülow, Genua, 14. April 1892 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/verdi_1892-04-14_brief-an-buelow.xml

CC BY 4.0

diff --git a/tei/wagner-cosima_1875-11-02.xml b/tei/wagner-cosima_1875-11-02.xml index 407a9b4..eed46e8 100644 --- a/tei/wagner-cosima_1875-11-02.xml +++ b/tei/wagner-cosima_1875-11-02.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Cosima Wagner, Tagebuch, 2. November 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wagner-cosima_1875-11-02_tagebuecher.xml

CC BY 4.0

@@ -26,7 +27,10 @@
- + + + + Privatschrift @@ -42,13 +46,13 @@

Dienstag 2ten - Abends das »Requiem« von Verdi, - worüber nicht zu sprechen entschieden das beste ist. — — — Allerseelentag heute, wie vieles ging mir verloren! - Ich bringe den Abend mit Emilie zu, - von Marie sprechend, des Todes - gedenkend.

+ Abends das »Requiem« von Verdi, worüber nicht zu sprechen entschieden das beste ist. + — — — Allerseelentag heute, wie vieles ging mir + verloren! Ich bringe den Abend mit Emilie zu, von Marie + sprechend, des Todes gedenkend.

diff --git a/tei/wagner_1875-06-28_jauner.xml b/tei/wagner_1875-06-28_jauner.xml index 1ef3887..8d225cc 100644 --- a/tei/wagner_1875-06-28_jauner.xml +++ b/tei/wagner_1875-06-28_jauner.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Richard Wagner, Brief an Franz Jauner, 28. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wagner_1875-06-28_brief-an-jauner.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +23,10 @@
- + + + + Privatschrift diff --git a/tei/wagner_1876-02-08_thomas.xml b/tei/wagner_1876-02-08_thomas.xml index 5532030..faf3dd7 100644 --- a/tei/wagner_1876-02-08_thomas.xml +++ b/tei/wagner_1876-02-08_thomas.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Richard Wagner, Brief an Theodore Thomas, 8. Februar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wagner_1876-02-08_brief-an-thomas.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +23,10 @@
- + + + + Privatschrift @@ -61,12 +65,12 @@ geboten wurden, welche übrigens ausser aller Beziehung zu einer nationalen Festfeier gestanden haben würde. Herr Verdi hat von seinem Verleger Riccordi für das - unbedingte Aufführungs- und Eigenthumsrecht seines Requiem circa eine halbe Million Francs erhalten; somit darf es mir - erlaubt sein, einen Schluss auf den Werth der Composition eines jetzt berühmten - Autors zu ziehen. In diesem Betreff habe ich aber grosse Aufmerksamkeit auf die - Verwerthung meiner noch unverschleuderten Arbeiten zu nehmen, da ich bisher von den - Einkünften derselben mir noch keinen Heller ersparen konnte.

+ unbedingte Aufführungs- und Eigenthumsrecht seines Requiem circa eine halbe Million Francs erhalten; somit darf + es mir erlaubt sein, einen Schluss auf den Werth der Composition eines jetzt + berühmten Autors zu ziehen. In diesem Betreff habe ich aber grosse Aufmerksamkeit + auf die Verwerthung meiner noch unverschleuderten Arbeiten zu nehmen, da ich bisher + von den Einkünften derselben mir noch keinen Heller ersparen konnte.

Ich ersuche Sie demnach mir durch ein Telegramm alsbald die Annahme meiner Bedingungen zu melden, für welchen Fall ich Sie autorisire die Kosten des Telegrammes von meinem Honorar in Abzug zu bringen. Oder — wenn ich diess Telegramm diff --git a/tei/wagner_1876-02-22_jauner.xml b/tei/wagner_1876-02-22_jauner.xml index cc0b9f8..1915713 100644 --- a/tei/wagner_1876-02-22_jauner.xml +++ b/tei/wagner_1876-02-22_jauner.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Richard Wagner, Brief an Franz Jauner, 22. Februar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wagner_1876-02-22_brief-an-jauner.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +23,10 @@ - + + + + Privatschrift @@ -64,13 +68,13 @@ Aufrichtig gesagt, ich ver fiel sofort auf den Gedanken, jedem Choristen fl. 20 aus meiner Tasche zu schenken, und mir so die ganz unverhältnissmässige, von mir jetzt so sehr gefürchtete Anstrengung der Musikdirection einer solchen Oper, wie Lohengrin, zu ersparen. Leider kann ich aber - gerade dieses Jahr unmöglich soviel Geld verschenken! Viel leicht könnte ich aber - ein Concert geben, welches, meinen vorjährigen Erfahrungen gemäss, mindestens das - Doppelte für den Chor abgeworfen hätte. Doch muss ich auch diess für unpassend, und - in einem gewissen Sinne für unschicklich halten, und ich glaube mich somit auch - diesmal wieder in die Lage der Dinge ergeben zu müssen, und — wie diess schon nun - wiederholt der Fall war — mit Unmuth, ohne Lust und Freude mich fügen!

+ key="wagner.lohengrin" type="mus">Lohengrin, zu ersparen. Leider kann + ich aber gerade dieses Jahr unmöglich soviel Geld verschenken! Viel leicht könnte + ich aber ein Concert geben, welches, meinen vorjährigen Erfahrungen gemäss, + mindestens das Doppelte für den Chor abgeworfen hätte. Doch muss ich auch diess für + unpassend, und in einem gewissen Sinne für unschicklich halten, und ich glaube mich + somit auch diesmal wieder in die Lage der Dinge ergeben zu müssen, und — wie diess + schon nun wiederholt der Fall war — mit Unmuth, ohne Lust und Freude mich fügen!

Ich vermuthe nach Allem, dass bei Ihnen in Wien jetzt grosse Calamität herrscht, und dass die Direction nicht minder übel daran ist, wie die Anderen. Vielleicht ist es also jetzt überhaupt die Zeit nicht, auf üppige Unternehmungen, hohe Preise u.s.w. diff --git a/tei/wagner_1876-02-24_jauner.xml b/tei/wagner_1876-02-24_jauner.xml index e8f3cbb..83b015a 100644 --- a/tei/wagner_1876-02-24_jauner.xml +++ b/tei/wagner_1876-02-24_jauner.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Richard Wagner, Brief an Franz Jauner, 24. Februar 1876 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wagner_1876-02-24_brief-an-jauner.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +23,10 @@ - + + + + Privatschrift diff --git a/tei/wsb_1875-06-12_wien.xml b/tei/wsb_1875-06-12_wien.xml index 68340fd..05b28f9 100644 --- a/tei/wsb_1875-06-12_wien.xml +++ b/tei/wsb_1875-06-12_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Wiener Salonblatt, 12. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wsb_1875-06-12_wiener-briefe.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Biografik @@ -44,87 +47,90 @@ - + + Wiener Briefe.*) -

( +

( Giuseppe Verdi in Wien. — Kunst und National-Oekonomie. — Vor 30 - Jahren — Die „Manzoni-Messe”. — Italienische - Gäste. )

- + Jahren — Die „Manzoni-Messe”. — + Italienische Gäste. )

+

Was sonst noch die Gemüther erregte, ist freudiger Natur und von allgemeinstem und weitestem Interesse. Giuseppe Verdi in Wien — das ist die great attraction der Woche. Der Compositeur des „Troubadour“ hat seine stille Villa in - Busseto - verlassen und ist, wie einst Cincinnatus - vom Pfluge weg an die Spitze der RegierungCincinnatus, der zweimalige römische Diktator, führte ein Leben in - bäuerlichen Verhältnissen., hierher an die Spitze der Künstlerschaft - unserer Hofoper geeilt, um die Proben und die erste Aufführung - seines jüngsten großartigen Werkes: „Manzoni-Messe“ persönlich zu - leiten. Wenn man, um über Verdi - zu sprechen, die Erinnerung an den römischen Dictator auffrischt, ist das keineswegs - am unrechten Platze. Der berühmte Italiener ist nicht nur Meister im Reiche der - Töne, sondern auch in dem der National-Oekonomie, ein Vorzug, dessen sich in der - That die wenigsten unter den wenigen genialen Geistern unseres Zeitalters rühmen - dürfen. Er besitzt ausgedehnte Ländereien, die er selbst pflegt und deren Bewirthung - er sich im Sommer hingibt. Die heißen Monate verlebt er in und um Busseto bei der - Landwirthschaft, den Winter im Palaste Doria zu Genua beim Notenpulte und am Clavier. In Wien ist Verdi - allerdings ein seltener Gast. Vor mehr als - drei Dezennien weilte er zum ersten Mal in unsern Mauern. Es war dies im Jahre 1843, in dem er am 4. - und 5. April seine Oper „Nabucodonosor“ im alten Kärntnerthor-Theater zum ersten - Male dirigirte. Seit dieser Zeit ist eine neue Generation herangewachsen und die - alte hat die Person des Compositeurs, der damals erst 29 Jahre zählte und bei weitem - noch nicht so populär war, wie heute, kaum mehr in fester Erinnerung. Und was ist in - dieser mächtigen Spanne Zeit vor sich gegangen? Giuseppe Verdi ist ein berühmter Mann geworden, dessen Melodien - heute in allen Welttheilen gekannt und geliebt werden, und das kleine, - kleinstädtische Wien hat sich zu einer + key="verdi.il-trovatore" type="mus">Troubadour“ hat seine stille + Villa in Busseto verlassen und ist, wie einst Cincinnatus vom Pfluge weg an die Spitze der + RegierungCincinnatus, der zweimalige + römische Diktator, führte ein Leben in bäuerlichen Verhältnissen., + hierher an die Spitze der Künstlerschaft unserer Hofoper geeilt, um die + Proben und die erste Aufführung seines jüngsten großartigen Werkes: „Manzoni-Messe“ persönlich zu leiten. Wenn man, um über + Verdi zu sprechen, die Erinnerung an + den römischen Dictator auffrischt, ist das keineswegs am unrechten Platze. Der + berühmte Italiener ist nicht nur Meister im Reiche der Töne, sondern auch in dem der + National-Oekonomie, ein Vorzug, dessen sich in der That die wenigsten unter den + wenigen genialen Geistern unseres Zeitalters rühmen dürfen. Er besitzt ausgedehnte + Ländereien, die er selbst pflegt und deren Bewirthung er sich im Sommer hingibt. Die + heißen Monate verlebt er in und um Busseto bei der Landwirthschaft, den Winter im Palaste + Doria zu Genua beim Notenpulte und am Clavier. In + Wien ist Verdi allerdings ein seltener Gast. Vor mehr als drei Dezennien weilte er zum ersten Mal in unsern + Mauern. Es war dies im Jahre 1843, in dem er am 4. und 5. April + seine Oper „Nabucodonosor“ im alten + Kärntnerthor-Theater zum + ersten Male dirigirte. Seit dieser Zeit ist eine neue Generation herangewachsen und + die alte hat die Person des Compositeurs, der damals erst 29 Jahre zählte und bei + weitem noch nicht so populär war, wie heute, kaum mehr in fester Erinnerung. Und was + ist in dieser mächtigen Spanne Zeit vor sich gegangen? Giuseppe Verdi ist ein berühmter Mann geworden, + dessen Melodien heute in allen Welttheilen gekannt und geliebt werden, und das + kleine, kleinstädtische Wien hat sich zu einer herrlichen, mächtigen Stadt entwickelt, die an Schönheit von einer zweiten nicht überflügelt wird. Die Wiener verehren und bewundern heute den genialen Compositeur — dieser wieder ist bezaubert von dem Eindruck, den die Stadt auf ihn gemacht. Er hält sie für die schönste Europas und versicherte, daß ihn Umgebung und Bewohner lebhaft an Nord-Italien gemahnen. Wenn diese Zeilen aus der Presse gegangen, - ist die „Manzoni-Messe“, der man schon nach dem - Eindrucke, den sie bei der Generalprobe hervorgerufen, einen außerordentlichen - Erfolg prophezeihen darf, bereits zur Aufführung gebracht und Giuseppe Verdi hat - einen neuen Lorbeer errungen. Hoffentlich ist er nicht undankbar und erfreut - Wien und die Wiener, welche ihm eine so - enthusiastische Aufnahme bereiten, bald und oft durch seine persönliche Anwesenheit. - Wenigstens hat er es zugesagt, und wir glauben, er wird sein Wort einlösen.

+ ist die „Manzoni-Messe“, der man schon + nach dem Eindrucke, den sie bei der Generalprobe hervorgerufen, einen + außerordentlichen Erfolg prophezeihen darf, bereits zur Aufführung gebracht und + Giuseppe Verdi hat einen neuen Lorbeer errungen. Hoffentlich ist er + nicht undankbar und erfreut Wien und die Wiener, + welche ihm eine so enthusiastische Aufnahme bereiten, bald und oft durch seine + persönliche Anwesenheit. Wenigstens hat er es zugesagt, und wir glauben, er wird + sein Wort einlösen.

Zugleich mit dem gefeierten Italiener, dessen Bekanntschaft wir nur erneuern, lernen wir vier Gesangskräfte kennen, denen, um theatralisch zu werden, ein glänzender Ruf vorausgeht. Die Damen Waldmann und Stolz und die Herren Madini und Masini werden - uns das Werk des Meisters interpretiren. Man kann auch diesen Gästen, ohne den + key="stolz.teresa">Stolz und die Herren Madini und Masini werden uns + das Werk des Meisters interpretiren. Man kann auch diesen Gästen, ohne den Thatsachen irgendwie vorzugreifen, einen großartigen, und namentlich den beiden Damen, einen sensationellen Erfolg prophezeihen.

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J. K.

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*) Wir sehen uns bestimmt, die Wochen-Reflexe vorläufig durch Wiener - Briefe aus der Feder eines gewandten Wiener Journalisten zu suppliren, nachdem der - geehrte Feuilletonist unseres Blattes, Herr Eduard Mautner, derzeit auf Reisen - sich befindet. Wir dürfen jedoch die Hoffnung hegen, daß Letzterer unser und unserer - Leser auch während der Saison morte freundlich gedenken wird - und unser Blatt recht bald mit einem Badebriefe aus seiner geistreichen Feder - bereichern werde. D. Red.

+ J. + K. + *) Wir sehen uns bestimmt, die Wochen-Reflexe vorläufig durch + Wiener Briefe aus der Feder eines gewandten Wiener Journalisten zu suppliren, + nachdem der geehrte Feuilletonist unseres Blattes, Herr Eduard Mautner, derzeit auf + Reisen sich befindet. Wir dürfen jedoch die Hoffnung hegen, daß Letzterer unser und + unserer Leser auch während der Saison morte freundlich + gedenken wird und unser Blatt recht bald mit einem Badebriefe aus seiner + geistreichen Feder bereichern werde. D. Red.
diff --git a/tei/wsb_1875-06-19_wien.xml b/tei/wsb_1875-06-19_wien.xml index 0cc1846..aba55aa 100644 --- a/tei/wsb_1875-06-19_wien.xml +++ b/tei/wsb_1875-06-19_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Wiener Salonblatt, 19. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wsb_1875-06-19_wiener-briefe.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Bericht @@ -44,47 +47,49 @@ - + + Wiener Briefe.

( Fräulein Linda und das Requiem. — Verdi’s Sänger. — Das italienische Quartett. )

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trotz alledem war das neue Opernhaus in der abgelaufenen Woche der - Schauplatz eines der bedeutendsten Triumphe seit dem Abende seiner Eröffnung. Linda und das Requiem. — Verdi’s + Sänger. — Das italienische Quartett. )

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trotz alledem war das neue Opernhaus in der abgelaufenen Woche der Schauplatz + eines der bedeutendsten Triumphe seit dem Abende seiner Eröffnung. Das jüngste Werk Giuseppe Verdi’s, das „Requiem“, ist zur Aufführung gelangt und wenn - wir demselben letzthin einen sensationellen Erfolg prophezeihten, haben wir - damit keineswegs zu viel gesagt. Kaum war am ersten Abende der Enthusiasmus - für den berühmten Mann und für die berühmte Persönlichkeit desselben verrauscht, so - fesselte nur umsomehr das Werk selbst, am meisten aber wohl der Vortrag der vom - Compositeur mitgebrachten Sänger, den man geradezu einen unvergleichlichen nennen - darf. Das war ein Ensemble, so vollendet, so herrlich, so ideal-schön, daß man durch - die zauberhafte Wirkung, welche die Aufführung ausübte, vielleicht sogar hie und da - über den Werth der Composition getäuscht werden konnte. Verdi, der seit mehr als zwei Decennien für das - Volk, für den großen Haufen geschrieben, dessen Melodien von allen Drehorgeln - gespielt werden, Verdi, den die + key="verdi.requiem" type="mus">„Requiem“, ist zur Aufführung gelangt + und wenn wir demselben letzthin einen sensationellen Erfolg prophezeihten, haben + wir damit keineswegs zu viel gesagt. Kaum war am ersten Abende der + Enthusiasmus für den berühmten Mann und für die berühmte Persönlichkeit desselben + verrauscht, so fesselte nur umsomehr das Werk selbst, am meisten aber wohl der + Vortrag der vom Compositeur mitgebrachten Sänger, den man geradezu einen + unvergleichlichen nennen darf. Das war ein Ensemble, so vollendet, so herrlich, so + ideal-schön, daß man durch die zauberhafte Wirkung, welche die Aufführung ausübte, + vielleicht sogar hie und da über den Werth der Composition getäuscht werden konnte. + Verdi, der seit mehr als zwei + Decennien für das Volk, für den großen Haufen geschrieben, dessen Melodien von allen + Drehorgeln gespielt werden, Verdi, den die Musikgelehrten einen Effecthascher, einen Lärmmacher genannt, hat nun ein Werk von tiefer und edler Anschauung geschaffen, ein Werk, das am Schluß einen wahrhaft - poetischen Eindruck hinterläßt. Wie in „Aida“, - jener Oper, welche dem „Requiem“ am meisten - verwandt erscheint, hat es Verdi - verstanden, die Hörer nicht blos oberflächlich, sondern wirklich poetisch-innerlich - anzuregen, und darob gebührt ihm der Ruhm eines Künstlers für alle Zeiten!

+ poetischen Eindruck hinterläßt. Wie in „Aida“, jener Oper, welche dem „Requiem“ am meisten verwandt erscheint, hat es Verdi verstanden, die Hörer nicht blos + oberflächlich, sondern wirklich poetisch-innerlich anzuregen, und darob gebührt ihm + der Ruhm eines Künstlers für alle Zeiten!

Ohne jene Sänger, wie er sie mitgebracht, wäre ihm freilich nicht ein solcher Triumph geworden. In erster Reihe steht Frau Stolz, welche durch ihren machtvollen, wunderbar modulationsfähigen Sopran imponirte und ihr Organ in allen Registern so vollkommen und vollendet beherrscht, wie kaum eine zweite. Mit - ihr um die Palme stritt der Tenor Masini, ein Sänger - voll Poesie und Eleganz, der richtige Vertreter des „Bel - canto“. Eine außerordentliche Leistung war auch die der Altistin Frl. Waldmann, eine befriedigende die des Bassisten Herrn Masini, ein Sänger voll Poesie und + Eleganz, der richtige Vertreter des „Bel canto“. Eine + außerordentliche Leistung war auch die der Altistin Frl. Waldmann, eine befriedigende die des Bassisten Herrn Medini. — Die beiden Damen sind Oesterreicherinnen und es ist gewiß interessant, Näheres über diese unsere Landsmänninnen zu hören. Frau Verdi’scher Opern mit ihr studirte. Die Sängerin brachte es bald zur Berühmtheit, die nun, seitdem Verdi sie für die Aufführungen seines Requiems gewonnen, sich auch über Italien hinauserstreckt. Frau Stolz ist nach Requiems gewonnen, sich auch über + Italien hinauserstreckt. Frau Stolz ist nach Mariani, dessen Gattin sie gewesen und der vor einigen Jahren gestorben, Witwe. Ihre Collegin Frl. Waldmann, @@ -118,21 +123,22 @@ Francs für die Carnevalssaison war die Folge des ersten Debuts und so begann die Künstlerin ihre Carrière, an deren Gipfelpunkt sie jetzt angelangt. Und vielleicht interessiren noch einige wenige statistische Daten. Die Meinung, Verdi selbst - sei Impresario, ist eine unrichtige. Der eigentliche Unternehmer ist der bekannte - Musikverleger aus Mailand Signor Riccordi. - Dieser bezahlt an den Compositeur und die vier Mitglieder der Gesellschaft für jede - Aufführung ein Gesammthonorar von 8000 Francs. Wenn man nun nimmt, daß das Requiem viermal und „Aida“, die Samstag in neuer Besetzung und mit neuen - Arrangements unter Leitung des Componisten in Scene geht, dreimal zur Aufführung - gelangt, ergibt sich das erkleckliche Sümmchen von 56.000 Francs. Die ersten drei - Aufführungen des Requiems haben dem Operntheater - 20.000 Gulden getragen und zumal das Interesse an der Sache nicht abnimmt, sondern - im Gegentheile sich steigert, ist selbst bei so hohen Auslagen ein guter Erfolg für - die Casse zu erwarten. Für alle Fälle ist es ein kleines Kunststückchen, in solcher - Zeit und bei solcher Hitze solche Cassenerfolge zu erzielen. + rend="widespace">Verdi selbst sei + Impresario, ist eine unrichtige. Der eigentliche Unternehmer ist der bekannte + Musikverleger aus Mailand Signor Riccordi. Dieser bezahlt + an den Compositeur und die vier Mitglieder der Gesellschaft für jede Aufführung ein + Gesammthonorar von 8000 Francs. Wenn man nun nimmt, daß das Requiem viermal und „Aida“, die Samstag in neuer + Besetzung und mit neuen Arrangements unter Leitung des Componisten in Scene geht, + dreimal zur Aufführung gelangt, ergibt sich das erkleckliche Sümmchen von 56.000 + Francs. Die ersten drei Aufführungen des Requiems haben dem Operntheater 20.000 Gulden getragen und zumal das + Interesse an der Sache nicht abnimmt, sondern im Gegentheile sich steigert, ist + selbst bei so hohen Auslagen ein guter Erfolg für die Casse zu erwarten. Für alle + Fälle ist es ein kleines Kunststückchen, in solcher Zeit und bei solcher Hitze + solche Cassenerfolge zu erzielen.

J. K.

diff --git a/tei/wsb_1875-06-26_wien.xml b/tei/wsb_1875-06-26_wien.xml index 6e5ebe2..c868458 100644 --- a/tei/wsb_1875-06-26_wien.xml +++ b/tei/wsb_1875-06-26_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Wiener Salonblatt, 26. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wsb_1875-06-26_wiener-briefe.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Notiz @@ -44,13 +47,15 @@ - + + Wiener Briefe. -

( Die neue (<gap/> Die neue <title key="verdi.aida" type="mus" >„Aïda“. — Verdi beim Kaiser. )

- + >Kaiser. )

+ +

Doch wenden wir uns nun einem heiteren Thema zu, einem Thema, das wenigstens heiter sein sollte, wenn es auch nicht immer so ist, dem theatralischen. Die Bühnen haben gerade in der letzten Woche mehr Gesprächsstoff geliefert, als vorher. Mehr als @@ -70,21 +75,22 @@ key="verdi.giuseppe">Verdi’s bestricken, wen ließen sie kalt, auf wen übten sie nicht unwiderstehlichen Zauber aus. Wir haben gewissenhaft verzeichnet, welche Triumphe der Meister mit - seinem „Requiem“ geerntet, und es muß - uns daher gestattet sein, der italienischenAïda“ in wenigen Worten zu gedenken. Ueber die Aufnahme und den Empfang in „Requiem“ geerntet, + und es muß uns daher gestattet sein, der italienischen + „Aïda“ in wenigen Worten zu gedenken. + Ueber die Aufnahme und den Empfang in Wien werden sich sowohl Verdi als auch seine Sänger - hoffentlich nicht beklagen. Selbst der Verdi als auch seine Sänger hoffentlich + nicht beklagen. Selbst der Kaiser, der fast allen Verdi-Abenden beiwohnte, erklärte, er habe selten so Herrliches und Schönes gehört. Die Verleihung des Comthurkreuzes des Franz Josefs-Ordens an den Maestro bezeugt gewiß am besten, in wie hohem Grade die jüngsten Werke Verdi’s den Gefallen des Monarchen erregt haben.

- -

J. K.

+ + J. + K.
diff --git a/tei/wsmz_1875-06-13_wien.xml b/tei/wsmz_1875-06-13_wien.xml index 437a3df..8d0c12a 100644 --- a/tei/wsmz_1875-06-13_wien.xml +++ b/tei/wsmz_1875-06-13_wien.xml @@ -4,11 +4,12 @@ Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 13. Juni 1875 - - Torsten Roeder + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wsmz_1875-06-13_verdis-requiem.xml

CC BY 4.0

@@ -24,7 +25,9 @@
- + + + Werkbesprechung @@ -45,195 +48,209 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wsz&datum=18750613&seite=4"/> + + + + Feuilleton. + + - - Verdi’s + + + Verdi’s Requiem.

(Aufgeführt unter der Leitung des Componisten im k. k. Hofoperntheater am 11. und 12. d. M.)

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Wenn der Tondichter der „Aida“ dem Andenken seines - Freundes Manzoni, des Dichters der - „promessi sposi“, eine Todtenmesse widmet, so muß das - schon etwas zu bedeuten haben. Verdi’s - Ruhm ist durch die künstlerische Läuterung, - die sich in ihm als Operncomponisten vollzogen, zu einem neuen Zenithpunkte - emporgestiegen, und in dem Momente, wo er sich entschloß, den Manen seines großen - Landsmannes vor den Augen der ganzen Welt ein feierliches Opfer darzubringen, zu - seiner Ehre den ernsten Gesang des katholischen Todtencultus anzustimmen, da wußte - er genau, was er der Verherrlichung des Todten, aber auch was er seinem eigenen - Namen, dem Vaterlande und der Kunst schuldig sei. Sagen wir es rund heraus, daß die - „Manzoni-MesseJosef Verdi’s die Hoffnungen Aller, die ihm - nicht in blinder Anbetung ergeben sind, überflügelt hat, daß sie die Herzen seiner - Verehrer diesseits der Alpen wir jenseits mit Stolz erfüllen kann. Es gibt freilich - Leute, in deren Augen neben dem Mozart’schen - Requiem kein anderes Gnade findet; diese können sich füglich die Mühe - ersparen, den künstlerischen Bestrebungen der Gegenwart irgend welche Aufmerksamkeit - zu schenken, denn Mozart ist nun - einman leider schon seit geraumer Zeit begraben, ohne bisher einen Erben seines - unerreichten Genies gefunden zu haben, und für die bloßen Nachahmer ist in den - Blättern der Kunstgeschichte kein Folium eröffnet. Verdi aber darf ein solches für sich in Anspruch nehmen, und daß er - seiner Individualität auch im Requiem einen - unverfälschten Ausdruck verliehen hat, das sichert diesem Werke von vornherein Werth - und Bedeutsamkeit. Wer glaubte, daß sich der welsche Meister nicht lossagen könne - von jenen grellen Effectmitteln, die ihm in der Opernwelt so oft ihren guten Dienst - geleistet, der wird bekennen müssen, daß die Manzoni-Messe solches Vorurtheil widerlegt. Dies ist freilich nicht in - dem Sinne zu verstehen, als ob Verdi - diesmal starke Wirkungen verschmäht habe; es gibt im Requiem Stellen genug, wo alle Kraft der Menschenstimme, die ganze - Wucht des Orchesters, wo die in Rhythmus und Harmonik liegenden Behelfe dramatischen - Ausdruckes angewendet werden, um die Schrecken „jenes Tages des Zornes“ zu malen. - Aber die Mittel, deren sich der Componist bedient, sind durchaus künstlerischer - Natur und von der Herrschaft des Blechs ist ebensowenig die Rede, wie von der - Aufdringlichkeit der Lungenkraft, vom Stentorgeschrei der Menschenstimme. Diese ganze Musik - trägt den Stempel des Adels, der Würde, der tiefen Empfindung, und versichert sich - hiedurch der lebendigen Theilnahme auch solcher Hörer, auf welche das Requiem als - kirchlicher Act und der Sinn des liturgischen Textes keinen Eindruck zu machen - vermag. Wo aber der Tondichter die sanften Register des Seelenorganums spielen läßt, - da überfluthet uns echt italienischer Wohllaut, ein süßer Schmelz der Melodie, weise - gemildert und vor jeder Trivialität sichergestellt durch treues Festhalten an den - Grenzen der artistischen Schönheit. Wie ergreifend flüstern die Sänger das „requiem + <p>Wenn der Tondichter der „<title key="verdi.aida" type="mus">Aida“ dem + Andenken seines Freundes Manzoni, des + Dichters der „promessi sposi“, eine Todtenmesse widmet, so + muß das schon etwas zu bedeuten haben. Verdi’s Ruhm ist durch die künstlerische Läuterung, die sich in ihm als Operncomponisten vollzogen, zu einem + neuen Zenithpunkte emporgestiegen, und in dem Momente, wo er sich entschloß, den + Manen seines großen Landsmannes vor den Augen der ganzen Welt ein feierliches Opfer + darzubringen, zu seiner Ehre den ernsten Gesang des katholischen Todtencultus + anzustimmen, da wußte er genau, was er der Verherrlichung des Todten, aber auch was + er seinem eigenen Namen, dem Vaterlande und der Kunst schuldig sei. Sagen wir es + rund heraus, daß die „Manzoni-Messe“ + Josef Verdi’s die Hoffnungen Aller, + die ihm nicht in blinder Anbetung ergeben sind, überflügelt hat, daß sie die Herzen + seiner Verehrer diesseits der Alpen wir jenseits mit Stolz erfüllen kann. Es gibt + freilich Leute, in deren Augen neben dem Mozart’schen Requiem kein anderes Gnade findet; diese können sich + füglich die Mühe ersparen, den künstlerischen Bestrebungen der Gegenwart irgend + welche Aufmerksamkeit zu schenken, denn Mozart ist nun einman leider schon seit geraumer Zeit begraben, ohne + bisher einen Erben seines unerreichten Genies gefunden zu haben, und für die bloßen + Nachahmer ist in den Blättern der Kunstgeschichte kein Folium eröffnet. Verdi aber darf ein solches für sich in Anspruch + nehmen, und daß er seiner Individualität auch im Requiem einen unverfälschten Ausdruck verliehen hat, das + sichert diesem Werke von vornherein Werth und Bedeutsamkeit. Wer glaubte, daß sich + der welsche Meister nicht lossagen könne von jenen grellen Effectmitteln, die ihm in + der Opernwelt so oft ihren guten Dienst geleistet, der wird bekennen müssen, daß die + Manzoni-Messe solches Vorurtheil + widerlegt. Dies ist freilich nicht in dem Sinne zu verstehen, als ob Verdi diesmal starke Wirkungen verschmäht habe; + es gibt im Requiem Stellen genug, wo + alle Kraft der Menschenstimme, die ganze Wucht des Orchesters, wo die in Rhythmus + und Harmonik liegenden Behelfe dramatischen Ausdruckes angewendet werden, um die + Schrecken „jenes Tages des Zornes“ zu malen. Aber die Mittel, deren sich der + Componist bedient, sind durchaus künstlerischer Natur und von der Herrschaft des + Blechs ist ebensowenig die Rede, wie von der Aufdringlichkeit der Lungenkraft, vom Stentorgeschrei der Menschenstimme. Diese ganze Musik trägt den Stempel + des Adels, der Würde, der tiefen Empfindung, und versichert sich hiedurch der + lebendigen Theilnahme auch solcher Hörer, auf welche das Requiem als kirchlicher Act + und der Sinn des liturgischen Textes keinen Eindruck zu machen vermag. Wo aber der + Tondichter die sanften Register des Seelenorganums spielen läßt, da überfluthet uns + echt italienischer Wohllaut, ein süßer Schmelz der Melodie, weise gemildert und vor + jeder Trivialität sichergestellt durch treues Festhalten an den Grenzen der + artistischen Schönheit. Wie ergreifend flüstern die Sänger das „requiem aeternam“ (A-moll); wie wohlthuend kräftig hebt sich dagegen der kurze Vocalsatz „te decet hymnus“ - ab, bis sich im darauf folgenden „Kyrie“ das Soloquartett mit dem Chore - vereinigt und aus den feinen Verschlingungen edler Tonlinien ein Ganzes entsteht, - dessen erhebender Wirkung sich selbst die strengste Kritik nicht zu entziehen im - Stande ist. Wir möchten den ersten Satz der Manzonimesse, der sich im Schlußsatze („Libera“) theilweise wiederholt, für die - vollendetste Parthie des Werkes halten. Das „Dies irae“ ist eine sehr umfangreiche - Composition, deren einzelne Theile durch das mehrmalige Eingreifen des energischen - Hauptthemas (in G-moll) innerlich und äußerlich miteinander - in Verbindung gebracht sind. Als die bedeutsamsten Stellen des „Dies irae“ wären hervorzuheben: - das ergreifende „liber scriptus“ (Solo für Mezzosopran) und das rührend schöne - Frauenduett „te decet + hymnus“ ab, bis sich im darauf folgenden „Kyrie“ das + Soloquartett mit dem Chore vereinigt und aus den feinen Verschlingungen edler + Tonlinien ein Ganzes entsteht, dessen erhebender Wirkung sich selbst die strengste + Kritik nicht zu entziehen im Stande ist. Wir möchten den ersten Satz der Manzonimesse, der sich im Schlußsatze + („Libera“) theilweise wiederholt, für die vollendetste Parthie des + Werkes halten. Das „Dies + irae“ ist eine sehr umfangreiche Composition, deren einzelne + Theile durch das mehrmalige Eingreifen des energischen Hauptthemas (in G-moll) innerlich und äußerlich miteinander in Verbindung + gebracht sind. Als die bedeutsamsten Stellen des „Dies irae“ wären + hervorzuheben: das ergreifende „liber + scriptus“ (Solo für Mezzosopran) und das rührend schöne Frauenduett + „Recordare“ (F-dur), endlich noch das „lacrymosa“, mit welchem der lange, an Contrasten reiche zweite - Satz der Messe einen stimmungsvollen elegischen Abschluß findet. Wenn jedoch + >„lacrymosa“, mit welchem der lange, an Contrasten reiche + zweite Satz der Messe einen stimmungsvollen elegischen Abschluß findet. Wenn jedoch Verdi aus dem „tuba mirum“ ein - förmliches Trompetenstück als Reveille für den jüngsten - Tag macht, und wenn er bei der Stelle „mors stupebit“ den - leibhaftigen Tod vor lauter Schrecken fast sprachlos dastehen läßt, so steht eine - derartig übertriebene Tonmalerei jedenfalls nicht im richtigen Verhältnisse zu - Charakter der Messe,selbst wenn diese nicht - unmittelbar den kirchlichen Zwecken dienen soll.

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Das Offertorium und das Sanctus darf man - ohneweiters als die schwächsten Nummern der Partitur bezeichnen, + >„tuba + mirum“ ein förmliches Trompetenstück als Reveille für den jüngsten Tag macht, und wenn er bei der Stelle „mors stupebit“ den leibhaftigen Tod vor lauter + Schrecken fast sprachlos dastehen läßt, so steht eine derartig übertriebene + Tonmalerei jedenfalls nicht im richtigen Verhältnisse zu Charakter der Messe,selbst wenn diese nicht unmittelbar den + kirchlichen Zwecken dienen soll.

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Das Offertorium und das Sanctus darf + man ohneweiters als die schwächsten Nummern der Partitur bezeichnen, einerseits mit Rücksicht auf das theatralisch zugeschnittene und trotzdem nicht - interessante Quartett „Domine Jesu,“ anderseits wegen der + interessante Quartett „Domine Jesu,“ anderseits wegen der ziemlich unfruchtbaren Versuche im fugirten Styl; um so wohlthuender berührt uns das - „Agnus Dei,“ ein - Frauen-Duett mit Chor, ein originelles und wirkungsvolles Stück, welches eine - eigenthümliche, fast mysteriöse Färbung durch den Umstand erhält, daß die beiden - Solostimmen in strenger Beobachtung der Octaven-Distanz miteinander fortschreiten. — - Den Schluß des Requiem bildet nicht — wie - gewöhnlich — das „lux - aeterna,“ sondern das „libera,“ welches Verdi zur Messe hinzucomponirt hat. Es ist dies - zwar einer der effectvollsten Theile des Ganzen, aber auch unverkennbar stark auf - den Effect berechnet und könnte ohne Schwierigkeit als Opernscene verwendet werden; - doch hebt sich der Satz, indem er allmäßig zu den ersten Gedanken des Requiem - zurückkehrt, wieder zu idealen Höhen empor, und entläßt die Zuhörer mit jenem tiefen - Eindrucke, den nur ein trotz vielfacher Schwächen bedeutsames, ernstgemeintes und - aus der Hand eines dem Geistesleben unserer Zeit nahestehenden Meisters der Töne - hervorgegangenes Kunstwerk auf uns ausüben kann.

+ „Agnus + Dei,“ ein Frauen-Duett mit Chor, ein originelles und wirkungsvolles + Stück, welches eine eigenthümliche, fast mysteriöse Färbung durch den Umstand + erhält, daß die beiden Solostimmen in strenger Beobachtung der Octaven-Distanz + miteinander fortschreiten. — Den Schluß des Requiem bildet nicht — wie gewöhnlich — das „lux aeterna,“ sondern das „libera,“ + welches Verdi zur Messe hinzucomponirt + hat. Es ist dies zwar einer der effectvollsten Theile des Ganzen, aber auch + unverkennbar stark auf den Effect berechnet und könnte ohne Schwierigkeit als + Opernscene verwendet werden; doch hebt sich der Satz, indem er allmäßig zu den + ersten Gedanken des Requiem zurückkehrt, wieder zu idealen Höhen empor, und entläßt + die Zuhörer mit jenem tiefen Eindrucke, den nur ein trotz vielfacher Schwächen + bedeutsames, ernstgemeintes und aus der Hand eines dem Geistesleben unserer Zeit + nahestehenden Meisters der Töne hervorgegangenes Kunstwerk auf uns ausüben kann.

Frägt man übrigens, ob das Verdi’sche - Requiem wegen seiner mehrfachen Anklänge an den - Opernstyl wirklich auf die Opernbühne gehöre, auf der es sich seit der ersten - Aufführung, die in der Mailänder Kirche - S. Marco vor sich ging, + Requiem wegen seiner mehrfachen + Anklänge an den Opernstyl wirklich auf die Opernbühne gehöre, auf der es sich seit + der ersten Aufführung, die in der Mailänder + Kirche S. Marco vor sich ging, festgesetzt zu haben scheint, so gibt es darauf die einzige Antwort: Nein! Es ist zwar schwer zu sagen, ob Verdi die Töne seines Requiems „aus der Kirche heraus- oder hineinsingt“, - und jedenfalls darf man behaupten, daß die Verdi</persName> die Töne seines <title key="verdi.requiem" + type="mus">Requiems „aus der Kirche heraus- oder hineinsingt“, und + jedenfalls darf man behaupten, daß die Manzoni-Messe nicht aus dem Geiste der deutschen Kirchenmusik entsprungen ist. Aber dafür glauben wir einstehen zu dürfen, daß der Maestro diese Todtenmesse aus seinem Herzen herausgesprungen und daß er als Italiener der kunstgeschichtlichen Bedeutung seiner That vollkommen bewußt war, indem er dieses Werk weder, wie Rossini von seiner Messe gesagt hat, „für den lieben Gott“Rossini von seiner Messe gesagt hat, „für den lieben Gott“»Lieber Gott - voilà, nun ist diese arme kleine Messe beendet. Ist es wirklich heilige Musik [musique sacrée], die ich gemacht habe oder ist es vermaledeite Musik [sacrée musique]? Ich wurde für die Opera buffa geboren, das weißt Du wohl! Wenig Wissen, ein bißchen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.« – nach Klaus Döge., noch wie Mozart von seinem Requiem geahnt hat, „für sich selbst“ componirte, - sondern die Manzoni-Messe nannte. Der Stempel - individueller Wahrheit, welchen Verdi’s - Requiem trägt, und der zugleich der Stempel - einer bedeutsamen Künstlerschaft genannt werden muß, ist allerdings derselbst, der - auch die „Aida“ bezeichnet. Aber das genügt doch - nicht, um Verdi’s - Messe aus der Kirche, für deren religiöse Feier - sie bestimmt wurde, hinauszudecretiren und mit dem Schlagworte „Opernmusik“ abthun - zu können. Manche glauben wohl, es wäre nicht so viel Absonderliches daran, wenn auf - dem Theater, wo sich ja doch bekanntlich bereits das Requiem in Gounod’sFaust“ u. dgl. eingebürgert hat, nun einmal eine complete Todtenmesse - mit allen dazu gehörigen „Decorationen“ zur Aufführung käme. Die Bühne stellt dann - natürlich einen gothischen Dom dar, in dessen Mitte sich ein Castrum doloris, von brennenden - Fackeln umgeben, erhebt; zur rechten und zur linken Seite ist der Sängerchor - postirt, die Damen tragen die schon von Paris - her signalisirten weißen Kleider mit schwarzen Schleiern, die Orchestermitglieder - jedoch und der Dirigent nehmen die ihnen bei jeder Opernvorstellung zugewiesenen - Plätze ein. Es fehlt dann nur noch die Clerisei in - ihrem Ornate, um die Allianz der Kirchenmusik mit dem Theater „auf’s Würdigste“ in - Scene zu setzen. Leider sind die auf solches Komödienspiel gerichteten Hoffnungen - schwärmerischer Schöngeister bei uns nicht in Erfüllung gegangen, denn Verdi begnügte sich damit, die Messe in Concertform vor’s Publikum zu bringen. Die - Bühne bildet einen mit Gas beleuchteten Saal, in dessen Vordergrunde sich statt des - Catafalkes das Dirigentenpult befindet: links davon - das Orchester, rechts der Chor. Nur mit den weißen Gewändern und Trauerschleiern hat - es seine Richtigkeit; der Platz der Solisten ist — wie gewöhnlich bei Concerten — - unmittelbar an der Seite des Dirigenten. - Sicherlich hat sich Verdi nicht durch - künstlerische, im Wesen der Sache liegende Gründe, sondern durch irgend welche - äußere Rücksichten bestimmen lassen, zum Zwecke dieser Production das Opernhaus dem - Concertsaale vorzuziehen, und da, wie wir gezeigt haben, das Theater in einem ganz - indifferenten Verhältnisse zur Manzonimesse - steht, so sollten die Verfechter der Rechte der Kirchenmusik in diesem Falle - billigerweise Reciprocität gelten lassen und sich der Theaterbühne gegenüber ebenso - neutral verhalten. Wir wollen getreulich zu einander stehen und kein Princip - preisgeben, uns aber einstweilen aufrichtig freuen, Requiem geahnt hat, „für sich selbst“ + componirte, sondern die Manzoni-Messe + nannte. Der Stempel individueller Wahrheit, welchen Verdi’s - Requiem gehört zu haben, gleichviel an welchem - Orte.

+ Requiem trägt, und der zugleich der + Stempel einer bedeutsamen Künstlerschaft genannt werden muß, ist allerdings + derselbst, der auch die „Aida“ + bezeichnet. Aber das genügt doch nicht, um Verdi’s + Messe aus der Kirche, für deren + religiöse Feier sie bestimmt wurde, hinauszudecretiren und mit dem Schlagworte + „Opernmusik“ abthun zu können. Manche glauben wohl, es wäre nicht so viel + Absonderliches daran, wenn auf dem Theater, wo sich ja doch bekanntlich bereits das + Requiem in + Gounod’sFaust“ u. dgl. eingebürgert hat, nun einmal eine complete + Todtenmesse mit allen dazu gehörigen „Decorationen“ zur Aufführung käme. Die Bühne + stellt dann natürlich einen gothischen Dom dar, in dessen Mitte sich ein Castrum doloris, von + brennenden Fackeln umgeben, erhebt; zur rechten und zur linken Seite ist der + Sängerchor postirt, die Damen tragen die schon von Paris her signalisirten weißen Kleider mit schwarzen Schleiern, die + Orchestermitglieder jedoch und der Dirigent nehmen die ihnen bei jeder + Opernvorstellung zugewiesenen Plätze ein. Es fehlt dann nur noch die Clerisei in ihrem Ornate, um die Allianz der Kirchenmusik + mit dem Theater „auf’s Würdigste“ in Scene zu setzen. Leider sind die auf solches + Komödienspiel gerichteten Hoffnungen schwärmerischer Schöngeister bei uns nicht in + Erfüllung gegangen, denn Verdi begnügte + sich damit, die Messe in Concertform + vor’s Publikum zu bringen. Die Bühne bildet einen mit Gas beleuchteten Saal, in + dessen Vordergrunde sich statt des Catafalkes das + Dirigentenpult befindet: links davon das Orchester, rechts der Chor. Nur mit den + weißen Gewändern und Trauerschleiern hat es seine Richtigkeit; der Platz der + Solisten ist — wie gewöhnlich bei Concerten — unmittelbar an der Seite des Dirigenten. Sicherlich hat sich + Verdi nicht durch künstlerische, im + Wesen der Sache liegende Gründe, sondern durch irgend welche äußere Rücksichten + bestimmen lassen, zum Zwecke dieser Production das Opernhaus dem Concertsaale + vorzuziehen, und da, wie wir gezeigt haben, das Theater in einem ganz indifferenten + Verhältnisse zur Manzonimesse steht, + so sollten die Verfechter der Rechte der Kirchenmusik in diesem Falle billigerweise + Reciprocität gelten lassen und sich der Theaterbühne gegenüber ebenso neutral + verhalten. Wir wollen getreulich zu einander stehen und kein Princip preisgeben, uns + aber einstweilen aufrichtig freuen, Verdi’s + Requiem gehört zu haben, gleichviel an + welchem Orte.

Die Gelegenheit zu solchem Genusse dürfte vorderhand nicht allzu häufig eintreten, nachdem sich der Verleger des Werkes, Tito - Ricordi in Mailand, - ausdrücklich den directen Verkauf der Partitur und der Orchesterstimmen „zur - etwaigen Aufführung des Requiem“ vorbehalten - hat, derzeit also, solange der Componist dasselbe an den wichtigsten Musikorten in - eigener Person produciren und dirigiren will, seine Preise ohne Zweifel darnach - einrichten wird, um das bessere Geschäft nicht zu verderben. Im Uebrigen ist Herr - Ricordi auf’s Eifrigste bemüht, für - seinen interessanten Verlagsartikel, der sich zu öffentlichen Productionen freilich - nur im Orchesterkleide eignet, auf buchhändlerischem Wege so viel als möglich - Propaganda zu machen. Die Manzonimesse erschien + Ricordi in Mailand, ausdrücklich + den directen Verkauf der Partitur und der Orchesterstimmen „zur etwaigen Aufführung + des Requiem“ vorbehalten hat, derzeit + also, solange der Componist dasselbe an den wichtigsten Musikorten in eigener Person + produciren und dirigiren will, seine Preise ohne Zweifel darnach einrichten wird, um + das bessere Geschäft nicht zu verderben. Im Uebrigen ist Herr Ricordi auf’s Eifrigste bemüht, für seinen + interessanten Verlagsartikel, der sich zu öffentlichen Productionen freilich nur im + Orchesterkleide eignet, auf buchhändlerischem Wege so viel als möglich Propaganda zu + machen. Die Manzonimesse erschien binnen Jahresfrist in nicht weniger als sieben verschiedenen Ausgaben, für Orgel und Harmonium, für Clavier zu zwei und vier Händen, ohne Text oder mit deutschem, lateinischem und englischem Text. Diese Ausgaben werden zu sehr mäßigen Preisen @@ -252,67 +269,68 @@ weithin leuchtendes Beispiel künstlerischen Ernstes volle Bewunderung verdient, hatte seit dem Erscheinen seines „Nabuchodonosor“ den Boden Wien’s nicht wieder betreten. Was ist - unserer Generation dieser Nabuchodonosor? Aber - den Tondichter des „Trovatore“, des „Rigoletto“, des „ballo in maschera“ und der - „Traviata“ hätte gewiß Jeder schon - längst gerne von Angesicht zu Angesicht kennen gelernt und nach den Triumphzügen der - „Aida“ gehörte es zu den sehnsüchtigen Wünschen - unserer ganzen Kunstwelt, die persönliche Bekanntschaft des merkwürdigen Mannes zu - machen, von dessen Eigenthümlichkeit die Zeitungen Manches zu erzählen wußten. Wir - unsererseits kümmern uns um Verdi’s - Schöpfungen, aber nicht um jene Anecdoten, wir suchen Verdi’s Bild in seinen Werken und sind wenig - geübt im Zeichnen von „Charakterköpfen“ oder „Porträtskizzen“. Doch können wir + unserer Generation dieser Nabuchodonosor? Aber den Tondichter des „Trovatore“, des „Rigoletto“, des „ballo in maschera“ + und der „Traviata“ hätte gewiß + Jeder schon längst gerne von Angesicht zu Angesicht kennen gelernt und nach den + Triumphzügen der „Aida“ gehörte es zu den + sehnsüchtigen Wünschen unserer ganzen Kunstwelt, die persönliche Bekanntschaft des + merkwürdigen Mannes zu machen, von dessen Eigenthümlichkeit die Zeitungen Manches zu + erzählen wußten. Wir unsererseits kümmern uns um Verdi’s Schöpfungen, aber nicht um jene Anecdoten, wir suchen + Verdi’s Bild in seinen Werken und sind + wenig geübt im Zeichnen von „Charakterköpfen“ oder „Porträtskizzen“. Doch können wir versichern, daß jenes Bild des Meisters, welches dem Clavierauszuge des Requiem beigegeben ist, die Züge des Originals mit - Treue und Wahrheit festhält. Die Art und Weise, wie er den Commandostab des - Dirigenten handhabt, macht durch Einfachheit und Gelassenheit einen günstigen - Eindruck. Freilich verfügte er in Wien über ausführende Kräfte von seltenster - Auserlesenheit und die erste Production des Requiem gehörte in Hinsicht auf gerundete, poetische Darstellung zu den - vollendetsten Musikaufführungen, deren wir uns zu erinnern vermögen. Daß die - Solosänger, welche den Componisten auf seiner Kunstreise begleiten, nämlich die - Damen Stolz und Waldmann, die - Herren Masini und Medini, hiebei in - erster Linie in Betracht kommen, versteht - sich von selbst. Der Baß Medini’s tönt zwar nicht mehr mit jugendlicher Frische, sondern - ziemlich hohl, aber aus dem Zusammenklange der vier Stimmen ergibt sich doch ein - außerordentlicher Wohllaut, und was die Organe der beiden Damen, sowie des - Tenoristen Masini - anbelangt, so erfreut sich auch jedes einzelne derselben einer bemerkenswerthen - Schönheit, die freilich durch den dramatisch gefärbten Vortrag ein besonderes Relief - erhält. Nur schlägt das „Dramatische“ ihrer Gesangsweise öfter als uns lieb ist, - in’s entschieden „Theatralische“ über und interpretirt somit die Absichten des - Componisten nicht selten in einer Weise, welche mit dem Charakter einer Todtenmesse, - selbst wenn sie im Theater aufgeführt wird, schlechterdings unvereinbar - erscheint.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem beigegeben ist, die Züge des + Originals mit Treue und Wahrheit festhält. Die Art und Weise, wie er den + Commandostab des Dirigenten handhabt, macht durch Einfachheit und Gelassenheit einen + günstigen Eindruck. Freilich verfügte er in Wien über ausführende Kräfte von + seltenster Auserlesenheit und die erste Production des Requiem gehörte in Hinsicht auf gerundete, poetische + Darstellung zu den vollendetsten Musikaufführungen, deren wir uns zu erinnern + vermögen. Daß die Solosänger, welche den Componisten auf seiner Kunstreise + begleiten, nämlich die Damen Stolz und Waldmann, die Herren Masini und Medini, hiebei in erster Linie in Betracht kommen, versteht sich von selbst. Der Baß Medini’s tönt zwar nicht mehr + mit jugendlicher Frische, sondern ziemlich hohl, aber aus dem Zusammenklange der + vier Stimmen ergibt sich doch ein außerordentlicher Wohllaut, und was die Organe der + beiden Damen, sowie des Tenoristen Masini anbelangt, so erfreut sich auch jedes + einzelne derselben einer bemerkenswerthen Schönheit, die freilich durch den + dramatisch gefärbten Vortrag ein besonderes Relief erhält. Nur schlägt das + „Dramatische“ ihrer Gesangsweise öfter als uns lieb ist, in’s entschieden + „Theatralische“ über und interpretirt somit die Absichten des Componisten nicht + selten in einer Weise, welche mit dem Charakter einer Todtenmesse, selbst wenn sie + im Theater aufgeführt wird, schlechterdings unvereinbar erscheint.

Das Publikum faßte jedoch offenbar mehr den Ort der Production als den kirchlichen Charakter derselben in’s Auge, und belohnte die Leistungen der Solisten mit dem rauschendsten Beifalle, den wir dem Chore wie dem Orchester ohne jede Einschränkung zu spenden Ursache haben. Daß das Soloquartett übrigens zu dem großartigen Erfolge der Novität mächtig beigetragen hat, und daß es insbesondere dem begeisterten Vortrage der beiden Damen zu danken ist, wenn (wie es bei der ersten Aufführung der - Fall war) nicht nur das Recordare und das Agnus Dei, sondern auch ein Theil des - Offertoriums („Hostias“) wiederholt werden - mußte, das wollen und dürfen wir nicht verschweigen, und freuen uns ganz - außerordentlich auf die nächste Vorstellung der „Aida,“ wo wir die hochgeschätzten Gäste an dem Platze finden werden, - der zweifelsohne im besten Sinne des Wortes der ihrige ist. Die Jubelsbezeugungen, - deren Gegenstand die Person Verdi’s - selbst gewesen, lassen sich mit Worten nicht beschreiben, das muß man erleben, und - es gereicht uns zur hohen Befriedigung, ein solches Fest gerade in einer - musikalischen Metropolis vom Range Wiens erlebt - zu haben.

+ Fall war) nicht nur das Recordare und das Agnus Dei, sondern auch ein + Theil des Offertoriums („Hostias“) wiederholt werden mußte, das wollen und dürfen wir + nicht verschweigen, und freuen uns ganz außerordentlich auf die nächste Vorstellung + der „Aida,“ wo wir die hochgeschätzten + Gäste an dem Platze finden werden, der zweifelsohne im besten Sinne des Wortes der + ihrige ist. Die Jubelsbezeugungen, deren Gegenstand die Person Verdi’s selbst gewesen, lassen sich mit Worten + nicht beschreiben, das muß man erleben, und es gereicht uns zur hohen Befriedigung, + ein solches Fest gerade in einer musikalischen Metropolis vom Range Wiens erlebt zu haben.

Florestan.

diff --git a/tei/wz_1874-04-30_mailand.xml b/tei/wz_1874-04-30_mailand.xml index 6f6f474..af8d29d 100644 --- a/tei/wz_1874-04-30_mailand.xml +++ b/tei/wz_1874-04-30_mailand.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Wiener Zeitung, 30. April 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1874-04-30_mailand.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 98 - 98 + Abendpost wz 779 [3]
- + + + Ankündigung @@ -40,17 +41,22 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18740430&seite=23"/> - - + + + Kleine Chronik.

Wien, 30. April.

- -

(Ein Requiem - von Verdi.) Wie wir schon einmal - mitgetheilt, hat Verdi ein Requiem zu Ehren Manzoni’s componirt, + + + + +

(Ein Requiem von Verdi.) + Wie wir schon einmal mitgetheilt, hat Verdi ein Requiem zu + Ehren Manzoni’s componirt, das am Todestage des letzteren, am 22. Mai d. J., in der Kirche zu San Marco in Wiener Zeitung, 26. Mai 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1874-05-26_mailand.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 118 - 118 + Abendpost wz 938 [2] - + + + Kurzbericht @@ -40,27 +41,32 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18740526&seite=2"/> + + + + Kleine Chronik. + Wien, + 23. Mai. + + - - Kleine Chronik. -

Wien, - 23. Mai.

- -

( + +

(Verdi’s Requiem für Manzoni.) Es ist bekannt, daß Verdi es übernommen, zum Gedächtnisse des Dichters Alessandro Manzoni ein - musikalisches Requiem zu componiren. Das Werk ist am 23. Mai in der Kirche von S. - Marco zu Mailand - aufgeführt worden und die dortigen Zeitungsberichte beschäftigen sich - lebhaft mit der Novität. Nicht allein aus ganz Italien hatten sich Zuhörer eingefunden, sondern auch aus - Paris waren Escudier, Oscar + musikalisches Requiem zu componiren. + Das Werk ist am 23. Mai in der Kirche von S. Marco zu Mailand aufgeführt worden und die dortigen + Zeitungsberichte beschäftigen sich lebhaft mit der Novität. Nicht allein aus ganz + Italien hatten sich Zuhörer eingefunden, + sondern auch aus Paris waren Escudier, Oscar Commetant zur Aufführung eingetroffen, ferner Hans von Bülow und andere Celebritäten. Als Verdi nach der Aufführung die Kirche @@ -69,16 +75,16 @@ habe, gegen welchen der eigentlich kirchliche zurücktritt, und der „Corriere di Milano“ bemerkt: „Es ist begreiflich, daß ein dramatisches Genie wie Verdi seine Todtenmesse mehr als - Drama denn als Gebet auffassen mußte — und in der That ist sie ein großartiges - Drama, dessen Libretto der lateinische Ritualtext bildet. Zwar tadeln manche - Personen von Einsicht diesen Punkt und meinen, Verdi überrasche mehr, als er erhebe. Aber konnte Verdi bei bestem Willen sich selbst in solchem - Grade verläugnen?“ „Secolo“ meint: „Die Musik - ist dramatischer Art, die religiöse Austerität ist verbannt, die neue Kunst - entfaltet alle ihre glänzenden Mittel durch die Macht eines Genie’s, welches in - diesem Augenblick das musikalische Scepter von Verdi seine Todtenmesse mehr als Drama denn als Gebet auffassen mußte — und in der + That ist sie ein großartiges Drama, dessen Libretto der lateinische Ritualtext + bildet. Zwar tadeln manche Personen von Einsicht diesen Punkt und meinen, Verdi überrasche mehr, als er erhebe. Aber + konnte Verdi bei bestem Willen sich selbst + in solchem Grade verläugnen?“ „Secolo“ meint: + „Die Musik ist dramatischer Art, die religiöse Austerität ist verbannt, die neue + Kunst entfaltet alle ihre glänzenden Mittel durch die Macht eines Genie’s, welches + in diesem Augenblick das musikalische Scepter von Europa in Händen hält.“ Die „Lombardia“ nimmt den Mund minder voll und bestreitet überdies die fast einhellige Behauptung, daß diese Musik theatralisch sei: „Das Pathetische und @@ -89,13 +95,13 @@ entfernt.“ Interessant ist es, daß sich hier fast buchstäblich wiederholt, was um 1630 über des genialen Dramatikers Claudio Monteverde - Requiem von den Zeitgenossen - gesagt wurde, das er in Venedig auf Wunsch - einiger Florentiner zur Todtenfeier ihres kurz vorher verstorbenen Großherzogs componirt hatte. Von Verdi, der in „A<hi - rend="antiqua">ï</hi>da“ gezeigt, was er leisten könne, dürfen wir - hoffen, daß er sich bei einer zu Requiem von den + Zeitgenossen gesagt wurde, das er in Venedig + auf Wunsch einiger Florentiner zur Todtenfeier ihres kurz vorher verstorbenen + Großherzogs componirt hatte. Von + Verdi, der in „A<hi rend="antiqua">ï</hi>da“ gezeigt, was er leisten könne, + dürfen wir hoffen, daß er sich bei einer zu Manzoni’s Andeuten bestimmten Arbeit zusammengenommen. Uebrigens hat es, wie bekannt, auch Kritiker gegeben, welche Mozart’s diff --git a/tei/wz_1874-05-28_mailand.xml b/tei/wz_1874-05-28_mailand.xml index 605c892..d7b7153 100644 --- a/tei/wz_1874-05-28_mailand.xml +++ b/tei/wz_1874-05-28_mailand.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Wiener Zeitung, 28. Mai 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1874-05-28_mailand.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 120 - 120 + Abendpost wz 955 [3] - + + + Kurzbericht @@ -40,27 +41,33 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18740528&seite=11"/> - - + + + Kleine Chronik.

Wien, 28. Mai.

- -

(Verdi’s - Requiem.) Das von Verdi componirte - Requiem wurde zu Mailand nunmehr auch im Theater Scala am 26. Mai gegeben. Ein der „Gazzetta di Venezia“ zugegangenes Telegramm - meldet: „Vollständiger unbeschreiblicher Triumph. Drei Nummern wiederholt, - stürmischer Beifall nach jedem Stück. Das enthusiasmirte Publicum schwang Hüte und - Taschentücher unter dem lauten Zurufe: Viva Verdi. - Vortreffliche Aufführung. Einnahme 18.000 Lire. Verdi erhielt eine Lorbeerkrone.“ Man sieht, daß die geräuschvollen - Manifestationen des Wagner-Enthusiasmus - in Deutschland zu Ehren + + + + +

(Verdi’s + Requiem.) Das von Verdi componirte Requiem wurde zu Mailand + nunmehr auch im Theater + Scala am 26. Mai + gegeben. Ein der „Gazzetta di + Venezia“ zugegangenes Telegramm meldet: „Vollständiger + unbeschreiblicher Triumph. Drei Nummern wiederholt, stürmischer Beifall nach jedem + Stück. Das enthusiasmirte Publicum schwang Hüte und Taschentücher unter dem lauten + Zurufe: Viva Verdi. Vortreffliche Aufführung. Einnahme + 18.000 Lire. Verdi erhielt eine + Lorbeerkrone.“ Man sieht, daß die geräuschvollen Manifestationen des Wagner-Enthusiasmus in Deutschland zu Ehren Verdi’s ihr Gegenbild in Italien gefunden haben und daß ihn dort, wie es scheint, die musikalisch-nationale Partei den Erfolgen, welche Wiener Zeitung, 2. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1874-06-02_mailand-paris.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 124 - 124 + Abendpost wz 987 [3] - + + + Kurzbericht @@ -40,18 +41,22 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18740602&seite=17"/> - - + + Kleine Chronik.

Wien, 2. Juni.

- +
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(Musikalisches aus Italien.) Verdi’s - Requiem ist soeben in elegantem Klavierauszug - bei Ricordi in Mailand erschienen. Ueber die Requiem ist soeben in elegantem + Klavierauszug bei Ricordi in Mailand erschienen. Ueber die Aufführung, welche am 25. Mai im Scala-Theater stattfand, @@ -66,21 +71,21 @@ Silber und Gold und mit einem Stern von Brillanten. Hans von Bülow war nicht, wie die Zeitungen gemeldet, unter den Gästen, er dementirte die - bezügliche Zeitungsnotiz, was ihm die „Opinione“ sehr übel nimmt: „un pianista tedesco, certo - Signor Haus (so!) de - Bulow (so!)“, sagt sie, „ein - deutscher Pianist, ein gewisser Hans von - Bülow“. Der „gewisse“ Hans oder Haus - von Bülow oder Bulow war einige Jahre lang in Italien für deutsche Musik bekanntlich einfrig und - mit Erfolg bemüht und so etwas verdient Strafe. Zunächst reist Verdi mit den vier Solisten nach Paris, wo sein Opinione</orgName>“ + sehr übel nimmt: „<hi rend="antiqua">un pianista tedesco, certo Signor <persName + key="buelow.hans-von">Haus <hi rend="fraktur">(so!)</hi> de Bulow <hi + rend="fraktur">(so!)</hi></persName></hi>“, sagt sie, „ein deutscher + Pianist, ein gewisser <persName key="buelow.hans-von">Hans von Bülow</persName>“. + Der „gewisse“ <persName key="buelow.hans-von">Hans oder Haus von Bülow oder + Bulow</persName> war einige Jahre lang in <placeName key="italien" + >Italien</placeName> für deutsche Musik bekanntlich einfrig und mit Erfolg + bemüht und so etwas verdient Strafe. Zunächst reist <persName key="verdi.giuseppe" + >Verdi</persName> mit den vier Solisten nach <placeName key="paris" + >Paris</placeName>, wo sein <title key="verdi.requiem" type="mus" >Requiem sechs Mal in der komischen Oper aufgeführt werden soll — für - ein „Requiem“ ein wunderlich gewähltes Local! - „Der Erfolg“, sagt die „Opinione“, „ist, Dank - den enthusiastischen Kritiken, bereits gesichert, es sind bereits Briefe von + ein „Requiem“ ein wunderlich gewähltes + Local! „Der Erfolg“, sagt die „Opinione“, „ist, + Dank den enthusiastischen Kritiken, bereits gesichert, es sind bereits Briefe von Personen eingetroffen, welche sich um Plätze bewerben, weil beinahe schon Alles vergriffen ist.“ Vielleicht wäre es Zeit, einmal auch den Vers Juvenals in Musik zu setzen: „ Wiener Zeitung, 11. Juni 1874 - aus: Neue Freie Pr. - Torsten Roeder + aus: Neue Freie Presse + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1874-06-11_verdi.xml

CC BY 4.0

@@ -17,7 +16,7 @@ 131 - 131 + Abendpost wz 1142 [2] @@ -25,7 +24,9 @@ - + + + Bericht @@ -42,12 +43,16 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18740611&seite=12"/> - - + + + Kleine Chronik. -

Wien, - 11. Juni.

- + Wien, + 11. Juni. +
+ + +

(Verdi.) Aus Paris meldet die „ @@ -58,21 +63,22 @@ key="paris">Paris fand am 8. d. M. unter persönlicher Leitung des Componisten die Generalprobe der zum Gedächtniß Alessandro - Manzoni’s componirten Todtenmesse - von Verdi - statt, welche kürzlich schon in VenedigFalschmeldung; vgl. - Neue Freie Presse, Wien, - 11. Juni 1874. und Mailand gehört worden ist. In - Wahrheit konnte man diese Generalprobe eine erste Aufführung nennen, da alle Räume - des Theaters von einem geladenen, aus der Kunst- und fashionablen Welt recrutirten - Publicum besetzt waren. Die Soli befanden sich in denselben Händen wie in Italien: - Frau Stolz (Sopran), - Frau Waldmann (Alt), - Capponi (Tenor) - und Maini (Baß); Chor - und Orchester waren der großen, der + Manzoni’s componirten Todtenmesse von Verdi statt, welche kürzlich schon in VenedigFalschmeldung; vgl. Neue + Freie Presse, Wien, 11. Juni 1874. und Mailand gehört worden + ist. In Wahrheit konnte man diese Generalprobe eine erste Aufführung nennen, da alle + Räume des Theaters von einem geladenen, aus der Kunst- und fashionablen Welt + recrutirten Publicum besetzt waren. Die Soli befanden sich in denselben Händen wie + in Italien: Frau Stolz (Sopran), Frau Waldmann (Alt), Capponi (Tenor) und Maini (Baß); Chor und + Orchester waren der großen, der italienischen und der komischen Oper entlehnt. Die Zahl der Mitwirkenden betrug 200. Verdi @@ -80,17 +86,18 @@ Bewohner von Paris kein Neuling war, mit begeistertem Beifall begrüßt; trotz des religiösen Charakters der Composition wiederholte sich diese Kundgebung nach jeder der beiden Abtheilungen: es wurde - nämlich nach dem Lacrimosa eine große - Pause gemacht, so daß der zweite Theil mit dem Offertorium begann. Der Erfolg dieses Requiems war allerdings kein unbestrittener: man fand es, wie alle - moderne italienische Kirchenmusik und wie z. B. auch das Stabat Mater und die Messe von Rossini, zu weltlich, zu theatralisch, zu - materialistisch, und noch im Saale der komischen Oper hörte man das Bonmot, dieses - Werk sei eine Todtenmesse für ein CivilbegräbnißVgl. - B. Jouvin, Lacrimosa + eine große Pause gemacht, so daß der zweite Theil mit dem Offertorium begann. Der Erfolg dieses + Requiems war allerdings kein + unbestrittener: man fand es, wie alle moderne italienische Kirchenmusik und wie z. + B. auch das Stabat + Mater und die Messe von Rossini, zu weltlich, zu theatralisch, zu materialistisch, und noch + im Saale der komischen Oper hörte man das Bonmot, dieses Werk sei eine Todtenmesse + für ein CivilbegräbnißVgl. B. Jouvin, Le Figaro, Paris, 10. Juni 1874, S. 1: »Une messe pour un enterrement civil«.. Aber auch die strengsten Kritiker konnten einigen Nummern eine diff --git a/tei/wz_1874-06-18_paris.xml b/tei/wz_1874-06-18_paris.xml index 10c4fd9..57f10a9 100644 --- a/tei/wz_1874-06-18_paris.xml +++ b/tei/wz_1874-06-18_paris.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Wiener Zeitung, 18. Juni 1874 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1874-06-18_paris.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 137 - 137 + Abendpost wz 1193 [5] - + + + Kurzbericht @@ -41,16 +42,18 @@ + + Notiz.

(Verdi’s - Requiem.) Die neueste, vielbesprochene Composition Requiem.) Die neueste, vielbesprochene Composition Verdi’s, sein großes Requiem, ist in Paris aufgeführt worden und zwar mit entschiedenem Erfolg, - an welchem Composition und Aufführung gleichen Antheil hatten. Statt der - enthusiastischen Schreie, die uns bis jetzt aus den italienischen Blättern + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem, ist in Paris aufgeführt worden und zwar mit + entschiedenem Erfolg, an welchem Composition und Aufführung gleichen Antheil hatten. + Statt der enthusiastischen Schreie, die uns bis jetzt aus den italienischen Blättern entgegentönten, erhalten wir endlich die eingehende Besprechung eines competenten Beurtheilers, — Reyer im „Journal des Débats“ @@ -61,49 +64,51 @@ Ganzen zu, so könne man dem Werke große Anerkennung, ja Bewunderung, trotz einzelner Mängel, nicht versagen. Insbesondere seien die Mysterien des hohen Kunststyles der Musik mit einer Sicherheit gehandhabt, über die man bei Verdi um so mehr erstaunen dürfe, je weniger - man sie bei ihm gesucht haben würde — und der überraschende Umschwung, der sich in - „A<hi rend="antiqua">ï</hi>da“ manifestirt, - zeige sich auch hier, — selbst einige Reminiscenzen an diese Oper tauchen auf, wie - denn z. B. die Nummer „qui Mariam absolvisti“ an die - Scene zwischen Amneris und den - Priestern mahne. Das „Sanctus“ ist - eine Fuge zu acht realen Stimmen für zwei Chöre. „Selbst Cherubini“, meint der Kritiker, „würde sich - hier voll Achtung und Bewunderung verneigt haben.“ Große Sensation machte das Offertorium, ein Duett, durch den Gesang der - Damen Therese Stolz und Waldmann (die eine eine Ungarin, die andere aus - Oesterreich.) Um „Verdi</persName> um so mehr erstaunen dürfe, je weniger man + sie bei ihm gesucht haben würde — und der überraschende Umschwung, der sich in + „<title key="verdi.aida" type="mus">A<hi rend="antiqua">ï</hi>da“ + manifestirt, zeige sich auch hier, — selbst einige Reminiscenzen an diese Oper + tauchen auf, wie denn z. B. die Nummer „qui Mariam + absolvisti“ an die Scene zwischen Amneris und + den Priestern mahne. Das „Sanctus“ ist eine Fuge zu acht realen Stimmen für zwei Chöre. „Selbst + Cherubini“, meint der Kritiker, + „würde sich hier voll Achtung und Bewunderung verneigt haben.“ Große Sensation + machte das Offertorium, ein Duett, + durch den Gesang der Damen Therese Stolz und + Waldmann (die eine eine Ungarin, die + andere aus Oesterreich.) Um „Confutatis“ malt Verdi noch wilder als Mozart, chromatische Gänge sausen - gegen einander, während Posaunenaccorden dazwischen tönen. An Mozart, chromatische Gänge sausen gegen + einander, während Posaunenaccorden dazwischen tönen. An Mozart erinnert Manches, so der Anfang des „Dies - irae, des „, des „Rex tremendæ - majestatis“ u. s. w., — dagegen hat Verdi das „Tuba mirum“ so ziemlich - ungenirt aus dem Requiem von - Berlioz annectirt. Die - Instrumentirung wird höchlich gerühmt, doch scheint Verdi vom Effectmittel des Tremolo öfter Gebrauch gemacht zu haben, - als für kirchliche Musik gutzuheißen ist. Die Harmonie ist kunstvoll und - rein, abgesehen von einigen ganz unbegreiflichen, - augenscheinlich absichtlichen Quintparallelen um „Oro supplex“ - und im „Confutatis“ und von einigen Härten, wie wenn z.B. im „Dies - iraeG-moll ungenirt nach E-dur eintritt. (Auch in - „A<hi rend="antiqua">ï</hi>da“ finden sich - neben großen Schönheiten einzelne harte Stellen.) - Geistreich und bedeutend, wie das Werk ist, kann es trotz solcher einzelner Mängel - den Ruhm seines Schöpfers nur vermehren.

+ majestatis“ u. s. w., — dagegen hat Verdi das „Tuba mirum“ so + ziemlich ungenirt aus dem Requiem von Berlioz + annectirt. Die Instrumentirung wird höchlich gerühmt, doch scheint Verdi vom Effectmittel des Tremolo öfter + Gebrauch gemacht zu haben, als für kirchliche Musik gutzuheißen ist. Die Harmonie + ist kunstvoll und rein, abgesehen von einigen ganz + unbegreiflichen, augenscheinlich absichtlichen Quintparallelen um „Oro supplex“ und im „Confutatis“ und von + einigen Härten, wie wenn z.B. im „Dies irae“ + G-moll ungenirt nach E-dur + eintritt. (Auch in „A<hi rend="antiqua" + >ï</hi>da“ finden sich neben großen Schönheiten einzelne harte + Stellen.) Geistreich und bedeutend, wie das Werk + ist, kann es trotz solcher einzelner Mängel den Ruhm seines Schöpfers nur + vermehren.

diff --git a/tei/wz_1875-06-11_wien.xml b/tei/wz_1875-06-11_wien.xml index c58ae11..fe80c34 100644 --- a/tei/wz_1875-06-11_wien.xml +++ b/tei/wz_1875-06-11_wien.xml @@ -3,11 +3,10 @@ - Wiener Zeitung, 11. Juni 1875 - Torsten Roeder + Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung), 11. Juni 1875 + Torsten Roeder -

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@@ -16,14 +15,16 @@ 131 - 131 + Abendpost wz 6
- + + + Anzeige @@ -40,15 +41,19 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18750611&seite=14"/> + + + + Theater von heute. + + - Theater von heute. - -

Hofoperntheater. Unter persönlicher Leitung des Componisten Giuseppe - Verdi. „Requiem“ für Soli, - Chor und Orchester. (Erste Aufführung in Wien.) Soli: Sigra. Teresa + Verdi. „Requiem“ + für Soli, Chor und Orchester. (Erste Aufführung in Wien.) Soli: Sigra. Teresa Stolz, Sgra. Maria Waldmann, Sigr. Angelo Masini, Sigr. Paolo diff --git a/tei/wz_1875-06-12_wien.xml b/tei/wz_1875-06-12_wien.xml index c1760c4..5376fbb 100644 --- a/tei/wz_1875-06-12_wien.xml +++ b/tei/wz_1875-06-12_wien.xml @@ -3,12 +3,13 @@ - Wiener Abendpost, 12. Juni 1875 - - Torsten Roeder + Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung), 12. Juni 1875 + + + + Torsten Roeder -

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@@ -17,14 +18,16 @@ 132 - 132 + Abendpost wz 3–4 - + + + Werkbesprechung @@ -43,29 +46,34 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18750612&seite=14"/> + + + Feuilleton. + - Verdi’s + Verdi’s Requiem. Aufführung im k. k. Hofoperntheater. -

Die Missa pro defunctis, - mit welcher Verdi und durch ihn Italien - das Andenken Alessandro Manzoni’s - ehrte, macht jetzt die Runde durch die musikalischen Großstädte — überall mit einem - Beifall begrüßt, welcher die früheren Erfolge ihres Meisters, selbst den Erfolg der - „Aïda“ überglänzt. Hätte uns noch vor einigen +

Die Missa pro + defunctis, mit welcher Verdi und durch ihn Italien das Andenken Alessandro Manzoni’s ehrte, macht jetzt die + Runde durch die musikalischen Großstädte — überall mit einem Beifall begrüßt, + welcher die früheren Erfolge ihres Meisters, selbst den Erfolg der „Aïda“ überglänzt. Hätte uns noch vor einigen Jahren irgend ein Orakel vorhergesagt, daß wir Verdi auch als Kirchencomponisten zu bewundern haben werden, so hätte sich das Orakel sicher vorläufig um allen Credit gebracht. Man durfte dem - Schöpfer des „Trovatore“ und des „Rigoletto“ alles Mögliche zutrauen, Kraft und - Originalität der Erfindung, Glanz, Melodienfülle, Kunst der Charakterisirung, - Kenntniß des Effectes, und als „Aïda“ erschienen - war, durfte man den Lorbeer, welchen man früher nur unter bedeutenden Reservationen - und Bedenken zu reichen bereit war, mit voller, freudiger Anerkennung spenden; — - aber der Weg aus dem Theater in die Kirche ist ein weiter. Gluck z.B. hat ihn gar nicht - gefunden, seinen Ruhm nicht, als er Trovatore“ und des + „Rigoletto“ alles Mögliche + zutrauen, Kraft und Originalität der Erfindung, Glanz, Melodienfülle, Kunst der + Charakterisirung, Kenntniß des Effectes, und als „Aïda“ erschienen war, durfte man den Lorbeer, welchen man früher nur + unter bedeutenden Reservationen und Bedenken zu reichen bereit war, mit voller, + freudiger Anerkennung spenden; — aber der Weg aus dem Theater in die Kirche ist ein + weiter. Gluck z.B. hat ihn gar + nicht gefunden, seinen Ruhm nicht, als er ex officio die Chortreppe der katholischen Hofkirche in Dresden hinanstieg; und die Doppelkrone des Operncomponisten und Kirchencomponisten, welche mehr als Einer der @@ -102,56 +110,56 @@ key="cavalli.francesco">Cavalli, haben Kirchenstücke im Stile da cappella geschieben.

So sehr nun Verdi seit der „Aïda“ bei uns im Curse gestiegen und so freudig wir - ihm, soweit es an uns lag, eine Ehrenstelle im Pantheon der Meister seiner Kunst - zudecretirten, — wir schüttelten doch den Kopf, als Journale, die zuweilen zum - Widerspiele der Hennen zu gackern pflegen, ehe noch das Ei gelegt ist, und - ankündigten: „Verdi componirt eben ein + key="verdi.aida" type="mus">Aïda“ bei uns im Curse gestiegen und so + freudig wir ihm, soweit es an uns lag, eine Ehrenstelle im Pantheon der Meister + seiner Kunst zudecretirten, — wir schüttelten doch den Kopf, als Journale, die + zuweilen zum Widerspiele der Hennen zu gackern pflegen, ehe noch das Ei gelegt ist, + und ankündigten: „Verdi componirt eben ein Requiem.“ Je unbegrenzter unsere Bewunderung für die italienische Kirchenmusik des Cinquecento und Secento war, um so weniger Vertrauen hegten wir zur modernen. Rossini’sStabat“ und seine Messe waren nicht geeignet, uns - von dieser Meinung zu bekehren, und was wir in den Kirchen Italiens an Musik - „schaudernd selbst erlebt“Vgl. Friedrich - Schiller, Wallenstein, Die Piccolomini: »Ersparen Sies, uns aus dem - Zeitungsblatt / Zu melden, was wir schaudernd selbst erlebt.« – 2. Akt, 7. + >Stabat“ und seine + Messe waren + nicht geeignet, uns von dieser Meinung zu bekehren, und was wir in den Kirchen + Italiens an Musik „schaudernd selbst erlebt“Vgl. Friedrich Schiller, Wallenstein, Die Piccolomini: »Ersparen Sies, uns aus + dem Zeitungsblatt / Zu melden, was wir schaudernd selbst erlebt.« – 2. Akt, 7. Auftritt., machte unseren Hoffnungen auf eine bessere künftige Kunstzeit gründlich ein Ende. Aber man sollte nie zu früh verzweifeln. Wir müßten ein wahres musikalisches Risorgimento d’Italia dramatisch in „Aïda“, kirchlich in der Manzoni-Messe begrüßen, flüsterte uns nicht irgend - ein skeptischer Kobold ins Ohr, daß Verdi - eben eine vereinzelte große Erscheinung ist, daß jene Werke vielleicht nur - stoffartig auf eine Schaar von Nachahmern wirken werden, die wir nur als „kleine“ - Erscheinungen werden taxieren können. Daß der Aufschwung, welchen Italien in neuester Zeit genommen, übrigens auch auf - die Künste nicht ohne Einfluß bleiben kann, ist wohl mit Sicherheit anzunehmen. Wir - dürfen auch Verdi’s zwei neueste - Hauptwerke in diesem Sinne verstehen. Als uns das Requiem endlich Schwarz auf Weiß in der eleganten Ricordi’schen Ausgabe - vorlag, lasen wir, staunten wir. Durchweg ein meisterhafter polyphoner Satz! Und - hinwiederum bei der Stelle: „oro supplex et acclinis“ mit handgreiflicher Tendenz hingeschriebene - Parallelquinten, über welche Simon Sechter - sterben würde, wäre er nicht schon todt, und bei welchen uns war, als hörten wir - Verdi sprechen: „Ihr alten - Schulfüchse, sehet, daß ich — schlaget im „Sanctus“ nach — eine Doppelfuge schreiben kann, sogar achtstimmig, vor - welcher ihr Respect haben müßt. Wie viel ich mich aber um eure Regeln kümmere, das - sehet hier selbst: gis, fis, e / cis, h, - a u. s. w.“ Wir sind musikalisch so ziemlich liberal, - aber beim Anblick dieser Stelle wurden wir doch, was man in Italien stordito oder sbalordito nennt. Endlich haben wir die - Composition auch gehört. Sollen wir es sagen? Diese zwei Stunden brachten uns - musikalische Eindrücke, welche zu den größten gehören, deren wir uns zu erinnern - wissen.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Manzoni-Messe begrüßen, flüsterte uns + nicht irgend ein skeptischer Kobold ins Ohr, daß Verdi eben eine vereinzelte große Erscheinung ist, daß jene Werke + vielleicht nur stoffartig auf eine Schaar von Nachahmern wirken werden, die wir nur + als „kleine“ Erscheinungen werden taxieren können. Daß der Aufschwung, welchen + Italien in neuester Zeit genommen, übrigens + auch auf die Künste nicht ohne Einfluß bleiben kann, ist wohl mit Sicherheit + anzunehmen. Wir dürfen auch Verdi’s zwei + neueste Hauptwerke in diesem Sinne verstehen. Als uns das Requiem endlich Schwarz auf Weiß in der eleganten + Ricordi’schen Ausgabe vorlag, lasen wir, staunten wir. Durchweg ein meisterhafter + polyphoner Satz! Und hinwiederum bei der Stelle: „oro supplex et + acclinis“ mit handgreiflicher Tendenz hingeschriebene Parallelquinten, + über welche Simon Sechter sterben würde, + wäre er nicht schon todt, und bei welchen uns war, als hörten wir Verdi sprechen: „Ihr alten Schulfüchse, sehet, + daß ich — schlaget im „Sanctus“ nach + — eine Doppelfuge schreiben kann, sogar achtstimmig, vor welcher ihr Respect haben + müßt. Wie viel ich mich aber um eure Regeln kümmere, das sehet hier selbst: gis, fis, e / cis, h, a u. s. w.“ + Wir sind musikalisch so ziemlich liberal, aber beim Anblick dieser Stelle wurden wir + doch, was man in Italien stordito oder sbalordito + nennt. Endlich haben wir die Composition auch gehört. Sollen wir es sagen? Diese + zwei Stunden brachten uns musikalische Eindrücke, welche zu den größten gehören, + deren wir uns zu erinnern wissen.

Der alte Zelter schreibt in einem seiner Briefe an Goethe über das Mozart’sche - Requiem: „es zeige sich darin überall die - Leidenschaftlichkeit des Operncomponisten, verbunden mit den Traditionen einer + Requiem: „es zeige sich darin überall + die Leidenschaftlichkeit des Operncomponisten, verbunden mit den Traditionen einer alten, grossen Schule“.Vgl. Brief von Zelter an Goethe, August 1827: »in ernsthafter einsamer Selbstbeschauung entwickeln sich gewisse Anfänge einzelner Theile des Requiem (wie Du sie einst Deinem @@ -164,30 +172,30 @@ gefällt.« – Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832. Band 4 (Berlin 1834), S. 351–352. Man kann auch Verdi’s - Requiem nicht besser charakterisiren als mit eben - diesen Worten. Als die ersten, aus dem grenzenlosen Jubel und Enthusiasmus, womit - Mailand das Werk aufnahm, solo - heraustönenden kritischen Stimmen diese Messa da - Requiem mit dem kurzen Worte in ihrem Grund und Wesen bezeichnen zu - können meinten, daß sie sie „drammatica“ nannten, erwarteten wir und zwar nicht ohne - Bedenken, etwas ganz Anderes, als wir hernach gefunden haben. Wir fanden auch hier - neben der „Leidenschaftlichkeit des Operncomponisten“ die „Traditionen einer alten, - großen Schule“.Vgl. vorige Anmerkung, Brief - von Zelter an Goethe. Wann und wo sich Verdi die also genaue Bekanntschaft mit letzeren erworben, darüber - sind uns seine Biographien bisher die Antwort schuldig — aber daß er sie kennt, - davon giebt jede Seite seiner Partitur Zeugniß. Daß er beim Schaffen dieses so zu - sagen mit Herzblut geschriebenen Werkes nur an den Concertsaal, an’s Publicum, an - günstige Recensionen und Correspondenznachrichten gedacht, wäre entschieden in - Abrede zu stellen. Sehen wir ganz von dem vereinzelten anekdotenhaften Zuge ab, den - sich Verdi’s künftige Lebensbeschreiber - einstweilen in ihr Notizenbuch eintragen mögen, daß bei der Mailänder Aufführung - während des „AgnusVerdi, der dasteht wie das Bronzebild eines - altrömischen Imperators, in einen Strom von Thränen ausbrach, — so höre man nur das - Werk selbst. Wer den Weihrauchduft, welche daraus zum Himmel emporsteigt, nicht - empfindet, hat vermuthlich den Schnupfen. Wie und warum — darüber wäre viel zu - sagen. Suche man nur in irgend einer Biographie Requiem nicht besser charakterisiren + als mit eben diesen Worten. Als die ersten, aus dem grenzenlosen Jubel und + Enthusiasmus, womit Mailand das Werk aufnahm, + solo heraustönenden kritischen Stimmen diese Messa da Requiem mit dem kurzen Worte in ihrem Grund und Wesen + bezeichnen zu können meinten, daß sie sie „drammatica“ nannten, erwarteten wir und + zwar nicht ohne Bedenken, etwas ganz Anderes, als wir hernach gefunden haben. Wir + fanden auch hier neben der „Leidenschaftlichkeit des Operncomponisten“ die + „Traditionen einer alten, großen Schule“.Vgl. + vorige Anmerkung, Brief von Zelter an Goethe. Wann und wo sich Verdi die also genaue Bekanntschaft mit letzeren + erworben, darüber sind uns seine Biographien bisher die Antwort schuldig — aber daß + er sie kennt, davon giebt jede Seite seiner Partitur Zeugniß. Daß er beim Schaffen + dieses so zu sagen mit Herzblut geschriebenen Werkes nur an den Concertsaal, an’s + Publicum, an günstige Recensionen und Correspondenznachrichten gedacht, wäre + entschieden in Abrede zu stellen. Sehen wir ganz von dem vereinzelten + anekdotenhaften Zuge ab, den sich Verdi’s + künftige Lebensbeschreiber einstweilen in ihr Notizenbuch eintragen mögen, daß bei + der Mailänder Aufführung während des „AgnusVerdi, der dasteht wie + das Bronzebild eines altrömischen Imperators, in einen Strom von Thränen ausbrach, — + so höre man nur das Werk selbst. Wer den Weihrauchduft, welche daraus zum Himmel + emporsteigt, nicht empfindet, hat vermuthlich den Schnupfen. Wie und warum — darüber + wäre viel zu sagen. Suche man nur in irgend einer Biographie Mozarts die merkwürdigen, von Rochlitz aufbehaltenen Worte auf, welche jener eines Abends bei Vater Doles @@ -198,8 +206,8 @@ key="weber.gottfried">Gottfried Weber, der Herostratus des Mozart’schen - Requiem, und in unseren Tagen der brave, - tüchtige Bernhard Scholz + Requiem, und in unseren Tagen der + brave, tüchtige Bernhard Scholz hat haben @@ -207,11 +215,11 @@ Tüchtigkeit, würdige Färbung — es fehlt eben nur Eines: der vorhin belobte Weihrauchduft.

Wenn Verdi’s - Requiem in der That einen dramatischen Zug hat, - so ist da am allermindesten ein Tadel für dasselbe. Es liegt im Wesen der Sache, - insbesondere aber in der dem Ritualtexte eingeschalteten Sequenz „Dies irae“, daß - gerade die großen musikalischen Dramatiker sich mit sichtlicher Vorliebe der Aufgabe - zuwandten, diesen Text in Musik zu setzen, während die Meister des + Requiem in der That einen dramatischen + Zug hat, so ist da am allermindesten ein Tadel für dasselbe. Es liegt im Wesen der + Sache, insbesondere aber in der dem Ritualtexte eingeschalteten Sequenz „Dies irae“, + daß gerade die großen musikalischen Dramatiker sich mit sichtlicher Vorliebe der + Aufgabe zuwandten, diesen Text in Musik zu setzen, während die Meister des altniederländischen und des aus letzterem entwickelten Palestrina-Styles unter ihrer Legion von Messen nur sehr ausnahmsweise Requiems aufzuweisen haben. Dann lassen sie @@ -229,24 +237,24 @@ Ockenheimiten hat Antonius Brumel eines, wo sogar das „Dies irae“ vorkommt, und Johannes - PriorisRequiem / Missa pro defunctis à quator vocibus.. Die - Todtenmessen von Palestrina, von Anerio, von + PriorisRequiem / Missa pro defunctis à quator vocibus.. + Die Todtenmessen von Palestrina, von Anerio, von Orazio Becchi Vecchi und so weiter bis auf Pitoni, welcher vielleicht der Letzte - ein Requiem im Cappella-Styl geschrieben, - seien kurz erwähnt. Mit seinem Sinne gaben insbesondere die ältesten Meister ihrer - Composition fühlbar einen lugubern Ton, der oft ins Psalmodirende, in Falsi-Bordoni - übergeht, ähnlich wie sie die Lamentationen für die Charwoche in Musik zu setzen - gewohnt waren. Der völlig objective, rein rituelle Ton, welcher der alten + ein Requiem im Cappella-Styl + geschrieben, seien kurz erwähnt. Mit seinem Sinne gaben insbesondere die ältesten + Meister ihrer Composition fühlbar einen lugubern Ton, der oft ins Psalmodirende, in + Falsi-Bordoni übergeht, ähnlich wie sie die Lamentationen für die Charwoche in Musik + zu setzen gewohnt waren. Der völlig objective, rein rituelle Ton, welcher der alten Kirchenmusik eigen ist, herrscht durchaus. Aber gerade in der Messe für die Todten, welche wir begraben und beweinen, möchte die subjective Empfindung so gerne, so - gewaltig durchbrechen. Im Requiem von - Richafort, einem Schüler Requiem + von Richafort, einem Schüler Josquins, findet sich in dieser Beziehung ein überaus merkwürdiger Zug. Die Composition ist sechsstimmig; im Satze „si ambulavero“Siehe obige Anmerkung zu Ps @@ -257,63 +265,65 @@ unvergleichbarer Schmerz«.. Als nach 1600 die ersten großen Dramatiker kamen, nahmen die Todtenmessen sofort eine andere Färbung an. Monteverde’s - Requiem, das er auf den Wunsch - einiger Florentiner zu einer für den Großherzog von - Toscana in Venedig - veranstalteten Todtenfeier schrieb, ist uns leider nicht erhalten. Aber wenn uns - bewunderungsvolle Berichte der Zeitgenossen melden: „wie er das „Libera“ als Scene - im Purgatorium aufgefaßt und als ein Gespräch zwischen den leidenden, büßenden + Requiem, das er auf den + Wunsch einiger Florentiner zu einer für den Großherzog von Toscana in Venedig veranstalteten Todtenfeier schrieb, ist uns leider nicht + erhalten. Aber wenn uns bewunderungsvolle Berichte der Zeitgenossen melden: „wie er + das „Libera“ als Scene im Purgatorium aufgefaßt und als ein Gespräch zwischen den + leidenden, büßenden Engeln“ — so erkennen wir sofort den eingefleischten Dramatiker und die in die „Selva“ eingeschalteten Kirchenstücke, insbesondere das herrliche, chromatische „Crucifixus“ können uns zudem eine Idee geben, wie das für uns verlorene Requiem ausgesehen haben mag. Monteverde’s genialer Schüler Cavalli schrieb als Greis für sich - selbst ein wundervolles Requiem, - nach venetianischer Art a due cori spezzati — es wurde 1676 in der Marcus-Kirche - aufgeführt. Es nähert sich wieder mehr dem Requiem, nach venetianischer Art a due cori spezzati — es wurde 1676 in der Marcus-Kirche aufgeführt. Es nähert sich wieder mehr dem Palestrina-Styl oder vielmehr dem Gabrieli-Styl, aber die „Leidenschaftlichkeit des Opern­componisten“ guckt aller Ecken und Enden heraus. Wie erzdramatisch es in Mozarts - Requiem aussieht, weiß alle Welt: „dies iræ, rex - tremendæ majestatis, oro supplex (eine Stelle, von welcher Requiem aussieht, weiß alle Welt: + „dies iræ, rex tremendæ majestatis, oro supplex (eine Stelle, von welcher Rossini sagte, er könne sie nie hören, ohne daß ihn ein Schauer überläuft), confutatis“ u. s. w., vor Allem das unvergleichliche - „Recordare“, wo Dramatisches - und Kirchenmäßiges sich wechselseitig durchdringen, wie vielleicht nirgends - wieder.

+ „Recordare“, wo + Dramatisches und Kirchenmäßiges sich wechselseitig durchdringen, wie vielleicht + nirgends wieder.

So edlen Vorgängern reiht sich Verdi würdig - an. So weit sein Requiem „dramatisch“ ist, geben - wir es ihm gerne zu — es kann gar nicht anders sein. Aber nicht verschweigen dürfen - wir, daß zu den wenigen kleinen Sonnenflecken seiner glanzvollen Schöpfung einige - zum Glück rasch vorübergehende Stellen gehören, wo sich ihm an Stelle des - Dramatischen, wie ohne daß er es selbst merkt, das Theatralische substituirt. - Getheilte tremolirende Geigen, wo es gilt, die lux æterna zu schildern — - leidenschaftliche Phrasen der Singstimme, welche in einer hochtragischen Oper an der - einzig richtigen Stelle wären — es sind, wie gesagt, einzelne kleine Sonnenflecken. - Manche Anklänge an „Aïda“ wollen wir hingehen - lassen, schreiend ungerecht aber ist es, sagen zu wollen: „es sei Musik im Styl der - „Aïda“, aber auf einen Kirchentext angewendet“. - Es ist nicht mehr Verwandtschaft da als etwa zwischen Mozarts auch fast gleichzeitigen - Werken: der „Zauberflöte“ und dem - Requiem — eine Verwandtschaft, welche - bekanntlich Otto Jahn so schön und geistvoll - nachzuweisen verstanden hat.Vgl. Otto Jahn, Requiem „dramatisch“ + ist, geben wir es ihm gerne zu — es kann gar nicht anders sein. Aber nicht + verschweigen dürfen wir, daß zu den wenigen kleinen Sonnenflecken seiner glanzvollen + Schöpfung einige zum Glück rasch vorübergehende Stellen gehören, wo sich ihm an + Stelle des Dramatischen, wie ohne daß er es selbst merkt, das Theatralische + substituirt. Getheilte tremolirende Geigen, wo es gilt, die lux æterna zu schildern + — leidenschaftliche Phrasen der Singstimme, welche in einer hochtragischen Oper an + der einzig richtigen Stelle wären — es sind, wie gesagt, einzelne kleine + Sonnenflecken. Manche Anklänge an „Aïda“ + wollen wir hingehen lassen, schreiend ungerecht aber ist es, sagen zu wollen: „es + sei Musik im Styl der „Aïda“, aber auf + einen Kirchentext angewendet“. Es ist nicht mehr Verwandtschaft da als etwa zwischen + Mozarts auch fast + gleichzeitigen Werken: der „Zauberflöte“ und dem Requiem — eine Verwandtschaft, welche bekanntlich Otto Jahn so schön und geistvoll nachzuweisen + verstanden hat.Vgl. Otto Jahn, W. A. Mozart, 4. Theil (Leipzig 1859), S. 736, Anm. 87. Daß Verdi sein Requiem mit allem Glanz moderner Orchestration - ausgestattet, darf man ihm bei der Fülle und Menge der bezauberndsten, ganz neuen - Klangmischungen wahrlich nicht zum Vorwurf machen. Am stärksten sind die Farben, wie - natürlich, im „dies irae“ - aufgetragen, aber wenn Himmel und Erde zusammenbrechen, kann es doch wohl nicht - klingen, als lasse der Bediente einen Teller fallen. Der Einfall mit den aus den - vier Weltecken blasenden Posaunen (beziehungsweise Blechinstrumenten überhaupt) - gehört Berlioz an, Requiem mit allem Glanz moderner + Orchestration ausgestattet, darf man ihm bei der Fülle und Menge der bezauberndsten, + ganz neuen Klangmischungen wahrlich nicht zum Vorwurf machen. Am stärksten sind die + Farben, wie natürlich, im „dies + irae“ aufgetragen, aber wenn Himmel und Erde zusammenbrechen, kann es + doch wohl nicht klingen, als lasse der Bediente einen Teller fallen. Der Einfall mit + den aus den vier Weltecken blasenden Posaunen (beziehungsweise Blechinstrumenten + überhaupt) gehört Berlioz an, Verdi hat ihn neu und überaus wirksam verwerthet. Die „Gran Cassa“ ist dabei so gut, fast möchte man sagen so klug-bescheiden und mit so überraschender Wirkung verwendet, daß sie uns weit @@ -321,104 +331,105 @@ key="cherubini.luigi">Cherubini das Schlagen der Todesstunde der Welt etwas gar zu nachdrücklich malt. Wenn wir sagen müssen, daß Verdi’s - Requiem sich gleich gut in der Kirche wie im - Concertsaal ausnimmt und daß sich dabei eben so gut beten wie darnach applaudiren - läßt, so ist das ein beneidenswerthes omne tulit - punctum u. s. w.Vgl. Horaz, Ars poetica, 343f: »Omne tulit punctum, qui - miscuit utile dulci / lectorem delectando pariterque monendo.« – »Allen Beifall - gewinnt, wer das Nützliche mit dem Angenehmen mischt / so dass er den Leser - ebenso erfreut wie ermahnt.« Durchwegs ist der Ausdruck der Empfindungen - mit südlicher Glut gemalt, es ist mitunter wie ein Lavastrom, welcher sich ergießt. - Vielleicht zu weit geht Verdi, wenn er im - „Lacrimosa“ dem Solo-Alt wirklich - schluchzende Accente giebt, — der Satz ergreift aber aufs tiefste und da hören alle - kritischen Bedenken auf. Wo es der Text erheischt, wird die Musik rein ceremoniell, - Weihe, Gebet. Als Michel-Angelo - die Stanzen Raphaels im Vatican erblickte, soll er ausgerufen haben: „Sanzio war in der sixtinischen Capelle.“ Beim „Te decet hymnus“ fühlt man - sich versucht, auszurufen: „Verdi war in - der sixtinischen Capelle!“ Die - merkwürdige schauerliche Stelle: „mors stupebit et natura“ überhörte man nicht. Es sind - so wenige Compositionen, welche diesem ungeheuren Bilde gerecht werden! Frappant - wirken bei Verdi die nachschlagenden Pulse - — ein Klangeffect, den er (der Erste) in glücklicher Weise aus Requiem sich gleich gut in der Kirche + wie im Concertsaal ausnimmt und daß sich dabei eben so gut beten wie darnach + applaudiren läßt, so ist das ein beneidenswerthes omne tulit punctum u. s. w.Vgl. + Horaz, Ars poetica, 343f: »Omne tulit + punctum, qui miscuit utile dulci / lectorem delectando pariterque monendo.« – + »Allen Beifall gewinnt, wer das Nützliche mit dem Angenehmen mischt / so dass er + den Leser ebenso erfreut wie ermahnt.« Durchwegs ist der Ausdruck der + Empfindungen mit südlicher Glut gemalt, es ist mitunter wie ein Lavastrom, welcher + sich ergießt. Vielleicht zu weit geht Verdi, wenn er im „Lacrimosa“ dem Solo-Alt wirklich schluchzende Accente giebt, — der Satz + ergreift aber aufs tiefste und da hören alle kritischen Bedenken auf. Wo es der Text + erheischt, wird die Musik rein ceremoniell, Weihe, Gebet. Als Michel-Angelo die Stanzen Raphaels im + Vatican erblickte, soll er ausgerufen haben: „Sanzio war in der sixtinischen Capelle.“ Beim „Te decet hymnus“ fühlt man sich versucht, + auszurufen: „Verdi war in der sixtinischen Capelle!“ Die merkwürdige + schauerliche Stelle: „mors stupebit et natura“ überhörte man nicht. Es sind so + wenige Compositionen, welche diesem ungeheuren Bilde gerecht werden! Frappant wirken + bei Verdi die nachschlagenden Pulse — ein + Klangeffect, den er (der Erste) in glücklicher Weise aus Beethovens - neunter Symphonie herübergenommen. Wir - würden gar nicht fertig, wollten wir auf alle einzelnen Schönheiten mit Fingern - deuten — es ist auch gar nicht nöthig. Das wundervolle Duo „Recordare Jesu pie“ (das nur gegen den - letzten Schluß hin einen Zug gegen das Opernhafte nimmt), das originelle, - unbeschreiblich geist- und effectvolle „Agnus“, - wo die sanften Flötenklänge so wunderbar schön und so kunstvoll die beiden - Frauenstimmen durchdringen (man kann nicht sagen: accompagniren) — und andere - Details stellen das Werk auf eine Höhe, von der es mißwollende Kritik nimmermehr - herunterwerfen wird, und wenn Hans v. - Bülow nach der Mailänder Aufführung das Werk sehr „von oben - herab“ anerkennend behandelteVgl. Allgemeine Zeitung, Augsburg, - 28. Mai 1874., so kann neunter Symphonie + herübergenommen. Wir würden gar nicht fertig, wollten wir auf alle einzelnen + Schönheiten mit Fingern deuten — es ist auch gar nicht nöthig. Das wundervolle Duo + „Recordare Jesu pie“ + (das nur gegen den letzten Schluß hin einen Zug gegen das Opernhafte nimmt), das + originelle, unbeschreiblich geist- und effectvolle „Agnus“, wo die sanften Flötenklänge so wunderbar schön und so + kunstvoll die beiden Frauenstimmen durchdringen (man kann nicht sagen: + accompagniren) — und andere Details stellen das Werk auf eine Höhe, von der es + mißwollende Kritik nimmermehr herunterwerfen wird, und wenn Hans v. Bülow nach der Mailänder Aufführung das + Werk sehr „von oben herab“ anerkennend behandelteVgl. Allgemeine Zeitung, + Augsburg, 28. Mai 1874., so kann Verdi dazu lächeln, — wir versprechen, ihm lächeln zu helfen. Aber auch mit blind enthusiastischen Explosionen wird dem Meister nicht gedient sein. Wir lasen kürzlich: „Verdi’s - Requiem ist die größte Tonschöpfung des - Jahrhunderts.“Vgl. Requiem ist die größte Tonschöpfung + des Jahrhunderts.“Vgl. Illustrirtes Wiener Extrablatt, 10. Juni 1875.

Erinnern wir uns nun, daß in diesem Jahrhundert einige Kleinigkeiten componirt worden, wie die neun Symphonien Beethovens und dessen „Fidelio“ und die Missa in - D — so will und scheinen, daß in die hier abgefeuerte Ehrenkanone sehr - lebensgefährlicher Weise zu viel Pulver geladen ist. Wir sind nicht blind — daß das - Werk seine schwächeren Partien hat. Man braucht kein Pedant zu sein, um die vorhin - erwähnten ParallelquintenSiehe Fidelio“ und die Missa + in D — so will und scheinen, daß in die hier abgefeuerte Ehrenkanone + sehr lebensgefährlicher Weise zu viel Pulver geladen ist. Wir sind nicht blind — daß + das Werk seine schwächeren Partien hat. Man braucht kein Pedant zu sein, um die + vorhin erwähnten ParallelquintenSiehe Oro - supplex., welche jeder musikalische ABC-Schütze ganz leicht + supplex., welche jeder musikalische ABC-Schütze ganz leicht corrigiren könnte, für eine unmotivirte Marotte und für einen Effect zu erklären, der sehr peinlich klingt, — es hilft nicht, daß die erste Violine nur als „Verdopplung“ des Solo-Basses auftritt — es klingt schlecht und verdirbt die sonst so schöne Nummer. Möge Verdi sich hier ein „Pentimento“ nicht verdrießen lassen! Hat er doch an Stelle der (übrigens respectablen) Fuge: „liber scriptus“ dermal mit - vortrefflicher Wirkung eine breit angelegte Alt-Arie gesetzt — bei welcher das - stellenweise dazwischen geflüsterte, ängstliche „dies iræ, dies illa“ des Chores - wieder von größter, echt dramatischer, wohlmotivirender Wirkung ist. Das „quam olim Abrahæ“ hat - Verdi ziemlich so abgefertigt, als - habe er damit nur fertig werden wollen; das chromatisch absteigende Motiv nimmt sich - nicht eben gut aus und die Sequenz-Harmonien auf einem in regelmäßigen Schritten - fortschreitenden Grundbaß, wie Lehrer dergleichen Scholaren der Harmonielehre als - Pensum aufzugeben pflegen, sind in einem so bedeutenden Werke doch wohl Lückenbüßer. - Daß Gott der Herr zu Anfang des „Sanctus“ so - cavaleriemäßig angetrompetet wird, will uns auch nicht gefallen — aber der im - sechsten Tacte mit ungeheurer Wirkung einfallende Accord von C mit der kleinen - Septime macht es gut. Das ist ein Moment, der analog wirkt wie Haydn’s: „Es - werde Licht!“Dort folgt gegen Ende des - ersten Rezitativs auf einen Abschnitt mit Chor sotto voce und pianissimo ein - Tutti-Einsatz im Fortissimo auf C-Dur; vgl. Erstdruck S. 12. Warum das - plötzliche G-moll des „dies iræ“, einmal nach H-moll und einmal nach C-Dur mit - ungenirtester Rücksichtslosigkeit hereinkrachend, weniger beim Anhören das Ohr als - auf dem Papier das Auge stört, wäre der Mühe werth zu untersuchen.Nach H-Dur (!) in Nr. 2, T. 573 und nach C-Dur in Nr. 7, T. - 45.

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Der Anhangsatz des „Libera“ faßt wunderschön - alles Frühere retrospectiv zusammen. Der Wechsel psalmodirender, cantabler, fugirter - Stellen ist hier in seiner Art einzig, wir wüßten kein zweites Beispiel. Ein höchst - genialer Zug ist die Episode, wo der Tondichter den Anfang des Tonwerkes, den man - dort mit Orchester und Solostimme in C-moll gehört, als fünfstimmigen Vocalsatz in - B-moll wiederbringt, das folgende, recitativartige Solo des Soprans: „Libera me Domine“ u. s. w. auf - einem Geigen-Tremolo mag eine analoge Stelle im „Agnus“ der großen Missa + key="verdi.requiem.2.liber-scriptus.1874" type="mus">liber scriptus“ + dermal mit vortrefflicher Wirkung eine breit angelegte Alt-Arie gesetzt — bei + welcher das stellenweise dazwischen geflüsterte, ängstliche „dies iræ, dies illa“ + des Chores wieder von größter, echt dramatischer, wohlmotivirender Wirkung ist. Das + „quam olim + Abrahæ“ hat Verdi ziemlich so + abgefertigt, als habe er damit nur fertig werden wollen; das chromatisch absteigende + Motiv nimmt sich nicht eben gut aus und die Sequenz-Harmonien auf einem in + regelmäßigen Schritten fortschreitenden Grundbaß, wie Lehrer dergleichen Scholaren + der Harmonielehre als Pensum aufzugeben pflegen, sind in einem so bedeutenden Werke + doch wohl Lückenbüßer. Daß Gott der Herr zu Anfang des „Sanctus“ so cavaleriemäßig angetrompetet wird, will uns auch + nicht gefallen — aber der im sechsten Tacte mit ungeheurer Wirkung einfallende + Accord von C mit der kleinen Septime macht es gut. Das ist ein Moment, der analog + wirkt wie Haydn’s: „Es werde Licht!“Dort folgt gegen Ende des ersten Rezitativs auf einen Abschnitt + mit Chor sotto voce und pianissimo ein Tutti-Einsatz im Fortissimo auf C-Dur; + vgl. Erstdruck S. 12. Warum das plötzliche G-moll des „dies iræ“, einmal + nach H-moll und einmal nach C-Dur mit ungenirtester Rücksichtslosigkeit + hereinkrachend, weniger beim Anhören das Ohr als auf dem Papier das Auge stört, wäre + der Mühe werth zu untersuchen.Nach H-Dur (!) in Nr. + 2, T. 573 und nach C-Dur in Nr. 7, T. 45.

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Der Anhangsatz des „Libera“ faßt + wunderschön alles Frühere retrospectiv zusammen. Der Wechsel psalmodirender, + cantabler, fugirter Stellen ist hier in seiner Art einzig, wir wüßten kein zweites + Beispiel. Ein höchst genialer Zug ist die Episode, wo der Tondichter den Anfang des + Tonwerkes, den man dort mit Orchester und Solostimme in C-moll gehört, als + fünfstimmigen Vocalsatz in B-moll wiederbringt, das folgende, recitativartige Solo + des Soprans: „Libera me + Domine“ u. s. w. auf einem Geigen-Tremolo mag eine analoge Stelle im + „Agnus“ der + großen Missa Beethovens in Erinnerung bringenVgl. Beethoven, Missa solemnis, Agnus Dei Takt 174–185 (timidamente). — nur Meister durften so etwas wagen, es @@ -463,15 +474,15 @@ jeder Nummer, wie auf eine gegebenes Signal, ein wahrer Beifallsdonner. Das „Recordare“, „Hostias“ und „Agnus“ wurden wiederholt. Am liebsten hätte das - Publicum das ganze Requiem noch ein Mal gehört. - Zuletzt ertönten stürmische: „Viva Verdi!“ - Wir stimmen von ganzem Herzen ein; „Viva Verdi!“ und „Vivrà Verdi!“ - obend’rein, denn wer so etwas geschaffen, steht mit unter den großen Meistern für - alle Zeiten da.

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A. W. Ambros.

+ key="verdi.requiem.5" type="mus">Agnus“ wurden wiederholt. Am liebsten + hätte das Publicum das ganze Requiem + noch ein Mal gehört. Zuletzt ertönten stürmische: „Viva Verdi!“ Wir stimmen von ganzem Herzen ein; „Viva + Verdi!“ und „Vivrà Verdi!“ obend’rein, denn wer so etwas + geschaffen, steht mit unter den großen Meistern für alle Zeiten da.

+ A. W. Ambros.
diff --git a/tei/wz_1875-07-14_venedig.xml b/tei/wz_1875-07-14_venedig.xml index b98d83b..a7b4301 100644 --- a/tei/wz_1875-07-14_venedig.xml +++ b/tei/wz_1875-07-14_venedig.xml @@ -3,11 +3,10 @@ - Wiener Zeitung, 14. Juli 1875 - Torsten Roeder + Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung), 14. Juli 1875 + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1875-07-14_venedig.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 158 - 158 + Abendpost wz 2–3
- + + + Bericht @@ -42,33 +43,38 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18750714&seite=11"/> - - + + + Kleine Chronik. -

Wien, 14. Juli.

- + Wien, 14. Juli. +
+ + + +

(Verdi’s - Requiem in Venedig.) Die schnell - berühmt gewordene „Manzoni-MesseVerdi’s ist am 11. Juli zu Venedig im - „Teatro Malibran“ - unter Maestro Faccio’s Leitung - aufgeführt worden; mit immensem Erfolg natürlich. Die Soli waren auch dort - den Damen Stolz und Waldmann und den Herren Masini und Medini anvertraut. Der Zudrang des Publicums war gewaltig; viele, - welche Billets haben wollten, mußten unverrichteter Sache umkehren, da es ihnen - völlig unmöglich blieb, sich zur Casse durchzudrängen. Das Theater stellte, von - Bertoja eigens für die Aufführung - gemalt, das Innere einer gothischen Kirche vor. Die Aufstellung der Sänger war ganz - so wie in Wien, rechts von den Zuhörern der Chor, links das Orchester, inmitten die - Soli und der Dirigent. Das Podium zwischen den Ausführenden und der Rampe war in - einen Blumenteppich verwandelt. Die Sänger erschienen schwarz gekleidet, die - Sängerinnen weiß. Die „Gazetta di + Requiem in Venedig.) Die schnell berühmt gewordene „Manzoni-MesseVerdi’s + ist am 11. Juli zu Venedig im „Teatro + Malibran“ unter Maestro Faccio’s Leitung aufgeführt worden; mit immensem Erfolg + natürlich. Die Soli waren auch dort den Damen Stolz und Waldmann und den + Herren Masini und Medini anvertraut. Der Zudrang des Publicums war + gewaltig; viele, welche Billets haben wollten, mußten unverrichteter Sache umkehren, + da es ihnen völlig unmöglich blieb, sich zur Casse durchzudrängen. Das Theater + stellte, von Bertoja eigens für die + Aufführung gemalt, das Innere einer gothischen Kirche vor. Die Aufstellung der + Sänger war ganz so wie in Wien, rechts von den Zuhörern der Chor, links das + Orchester, inmitten die Soli und der Dirigent. Das Podium zwischen den Ausführenden + und der Rampe war in einen Blumenteppich verwandelt. Die Sänger erschienen schwarz + gekleidet, die Sängerinnen weiß. Die „Gazetta di Venezia“ enthält einen gut geschriebenen Bericht, welcher sehr warm anerkennt, ohne in den bekannten Windmühlflügelstyl des hesperischenHier: weltlich. Enthusiasmus zu gerathen. Der @@ -82,25 +88,26 @@ Unterlassungssünde heißen darf. Von den einzelnen Nummern der Composition Verdi’s, „in welcher musikalische Gelehrsamkeit mit vollen Händen ausgestreut ist“, machte gleich das Kyrie einen außerordentlichen - Eindruck; „wie ein elektrischer Strom drang die Schönheit in die Herzen der Hörer“, - das Publicum schien förmlich bezaubert, hörte mit andächtiger Stille zu und - versparte den Applaus, welcher dann freilich doppelt enthusiastisch ausfiel, zum - Schlusse der Abtheilung — für italienische Theatergewohnheiten ein wahres Wunder. - Kaum weniger wunderbar darf es heißen, daß die Doppelfuge im Sanctus wiederholt werden mußte, - welche Ehre übrigens auch dem von Masini’s - Solo glänzend gehobenen „Hostias“ widerfuhr. Chöre und Orchester - werden höchlich gelobt, wenn indessen der Berichterstatter der „G. d. Ven.“ meint: daß die „hundert - Professoren“, welche das Orchester bildeten, ihren Collegen in Wien nichts zu beneiden haben, so wäre, ehe wir die - „hundert Professoren“ selbst gehört, daran doch sehr stark zu zweifeln, denn für - italienische Orchester genügt es schon, wenn es nur „zusammengeht“ und das berühmte - Orchester von S. Carlo in Neapel spielt so - präcis und so seelenlos wie irgend ein mechanisches Orchestrion. Daß die Aufführung - des Verdi’schen + key="verdi.requiem.1" n="kyrie" type="mus">Kyrie einen + außerordentlichen Eindruck; „wie ein elektrischer Strom drang die Schönheit in die + Herzen der Hörer“, das Publicum schien förmlich bezaubert, hörte mit andächtiger + Stille zu und versparte den Applaus, welcher dann freilich doppelt enthusiastisch + ausfiel, zum Schlusse der Abtheilung — für italienische Theatergewohnheiten ein + wahres Wunder. Kaum weniger wunderbar darf es heißen, daß die Doppelfuge im Sanctus + wiederholt werden mußte, welche Ehre übrigens auch dem von Masini’s Solo glänzend gehobenen „Hostias“ widerfuhr. Chöre und Orchester werden höchlich + gelobt, wenn indessen der Berichterstatter der „G. d. Ven.“ meint: daß die „hundert Professoren“, welche das + Orchester bildeten, ihren Collegen in Wien nichts + zu beneiden haben, so wäre, ehe wir die „hundert Professoren“ selbst gehört, daran + doch sehr stark zu zweifeln, denn für italienische Orchester genügt es schon, wenn + es nur „zusammengeht“ und das berühmte Orchester von S. Carlo in Neapel spielt so präcis und so seelenlos wie irgend ein + mechanisches Orchestrion. Daß die Aufführung des Verdi’schen Requiem für Venedig ein musikalisches Ereigniß von Bedeutung ist, muß unbedingt anerkannt werden.

diff --git a/tei/wz_1875-09-22_florenz.xml b/tei/wz_1875-09-22_florenz.xml index 943c179..bd5fd70 100644 --- a/tei/wz_1875-09-22_florenz.xml +++ b/tei/wz_1875-09-22_florenz.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Wiener Zeitung, 22. September 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1875-09-22_kleine-chronik.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 217 - 217 + Abendpost wz 2
- + + + Bericht @@ -40,34 +41,43 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18750922&seite=12"/> - + + + Kleine Chronik. -

(Verdi’sRequiem“ in Florenz.) Die zwei musikalischesten Städte Italiens sind im jetzigen Moment ohne Frage - Mailand und Wien, + 22. September. + + + + +

(Verdi’sRequiem“ + in Florenz.) Die zwei musikalischesten + Städte Italiens sind im jetzigen Moment ohne + Frage Mailand und Florenz. Letztere Stadt hat nunmehr (am 19. d. M.) Verdi’sRequiem“ in würdiger Weise zur Aufführung gebracht und der - Erfolg war, wie er bisher überall gewesen — enthusiastischer Beifall. Das „Tuba mirum“, „Sanctus“ und „Agnus“ wurden zur Wiederholung begehrt, auch das „Offertorium“ hätte das Publicum gerne noch einmal - gehört. Die Solisten waren (wie in Wien) die - Sängerinnen Stoltz und Waldmann - und die Sänger Medini und Masini. Maestro Faccio, der auch die Aufführungen in Venedig geleitet, - dirigirte. Die Aufführung fand im Teatro Principe Umberto statt. Das Publicum bestand aus etwa 2000 - Zuhörern. Den 20. d. M. fand die zweite - Aufführung statt; eine dritte und vierte für den 22. und 24. in Aussicht gestellt.

+ key="verdi.giuseppe">Verdi’s „Requiem“ in würdiger Weise zur Aufführung gebracht + und der Erfolg war, wie er bisher überall gewesen — enthusiastischer Beifall. Das + „Tuba mirum“, „Sanctus“ und „Agnus“ wurden zur Wiederholung begehrt, + auch das „Offertorium“ hätte das + Publicum gerne noch einmal gehört. Die Solisten waren (wie in Wien) die Sängerinnen Stoltz und Waldmann und die Sänger Medini und Masini. Maestro + Faccio, der auch die Aufführungen in Venedig geleitet, dirigirte. Die Aufführung fand im + Teatro Principe + Umberto statt. Das Publicum bestand aus etwa 2000 Zuhörern. Den + 20. d. M. fand die zweite Aufführung statt; + eine dritte und vierte für den 22. und 24. in Aussicht gestellt.

diff --git a/tei/wz_1875-09-30_rom.xml b/tei/wz_1875-09-30_rom.xml index 9efb67f..1ca10fb 100644 --- a/tei/wz_1875-09-30_rom.xml +++ b/tei/wz_1875-09-30_rom.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Wiener Zeitung, 30. September 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1875-09-30_rom.xml

CC BY 4.0

@@ -16,14 +15,16 @@ 224 - 224 + Abendpost wz 2
- + + + Notiz @@ -40,25 +41,33 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18750930&seite=12"/> - + + + Kleine Chronik. - -

(Musikalisches aus Italien.) Verdi’s - „Requiem“ sollte nun auch in Rom gegeben werden; die Römer müssen aber vorläufig auf - das Vergnügen, es zu hören, Verzicht leisten. Ein Impresario hatte den Plan, das - ganze bei den Aufführungen in Florenz beschäftigt gewesenen Personal für - eine einzige Aufführung nach Rom zu berufen. Er - sollte dafür die Kleinigkeit von 50.000 Fr. zahlen und das war dem Manne zu viel. - Ueberdies weigerte sich Signora Stolz aus - Furcht vor der Malaria, nach Rom zu kommen. Ein Signor Meini hat einen gut - geschriebenen Brief über Verdi’s - Requiem veröffentlicht, worin er das Werk unter - Berufung auf Mozart und - Cherubini gegen den Vorwurf der + Wien, + 30. September. + + + + +

(Musikalisches aus Italien.) Verdi’sRequiem“ + sollte nun auch in Rom gegeben werden; die Römer + müssen aber vorläufig auf das Vergnügen, es zu hören, Verzicht leisten. Ein + Impresario hatte den Plan, das ganze bei den Aufführungen in Florenz beschäftigt + gewesenen Personal für eine einzige Aufführung nach Rom zu berufen. Er sollte dafür die Kleinigkeit von 50.000 Fr. + zahlen und das war dem Manne zu viel. Ueberdies weigerte sich Signora Stolz aus Furcht vor der Malaria, nach Rom zu kommen. Ein Signor Meini hat einen gut geschriebenen Brief über + Verdi’s + Requiem veröffentlicht, worin er das + Werk unter Berufung auf Mozart + und Cherubini gegen den Vorwurf der „Unkirchlichkeit“ vertheidigt

diff --git a/tei/wz_1875-10-31_wien.xml b/tei/wz_1875-10-31_wien.xml index 145f88b..2385e93 100644 --- a/tei/wz_1875-10-31_wien.xml +++ b/tei/wz_1875-10-31_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Wiener Zeitung, 31. Oktober 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1875-10-31_theater.xml

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@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Anzeige @@ -48,7 +49,7 @@ Morgen Montag: REQUIEM von + >REQUIEM von Giuseppe Verdi, für Soli, Chor und Orchester. Dirigent: - Wiener Zeitung, 2. November 1875 - - Torsten Roeder + Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung), 2. November 1875 + + + + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1875-11-02_hofoperntheater.xml

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@@ -17,14 +18,16 @@ 251 - 251 + Abendpost wz 3
- + + + Bericht @@ -45,72 +48,72 @@

A. (K. k. Hofoperntheater.) - Der gestrige Tag brachte uns eine Wiederaufführung von K. k. Hofoperntheater.) Der + gestrige Tag brachte uns eine Wiederaufführung von Verdi’sRequiem“, auf - welche begierig zu sein wir mehr als Einen Grund hatten. Fürs erste war sie - eine Art Probirstein für die Composition selbst, deren außerordentlicher Eindruck im - Sommer dieses Jahres zweifellos zum Theile auf Rechnung von Umständen kam, welche - nicht mit in der Partitur stehen: Verdi’s - persönliche Anwesenheit und die von ihm mitgebrachten Solisten, denen er selbst ihre - Parte einstudirt hatte, welche bereits in Mailand, in Paris, - in London gesungen und - eigentlich nur noch da zu sein scheinen, um in der „Manzoni-Messe“ und in „Aïda“ - mitzuwirken, daher sie denn auch den Vortrag dieser Werke zur gedenkbarsten Feinheit - ausgearbeitet haben. Ja selbst die Neuheit des Arrangements in der Aufstellung der - Ausführenden trug damals dazu bei, zu überraschen und zu imponiren. Zweitens aber - war diesmal die Frage natürlich: „Wie wird die Leistung unserer heimischen Solisten - sich im Vergleiche zu Verdi’s, von ihm - selbst autorisirten Requiem-Sängern gestalten?“ Daß ein großes Concert nicht auf den - „Stand auf acht Augen“, das heißt, nicht ein für alle Mal auf vier bestimmte - Solisten berechnet sein kann, und daß, wenn Verdi’s + rend="widespace">Requiem“, auf welche begierig zu sein wir mehr als Einen Grund + hatten. Fürs erste war sie eine Art Probirstein für die Composition selbst, + deren außerordentlicher Eindruck im Sommer dieses Jahres zweifellos zum Theile auf + Rechnung von Umständen kam, welche nicht mit in der Partitur stehen: Verdi’s persönliche Anwesenheit und die von ihm + mitgebrachten Solisten, denen er selbst ihre Parte einstudirt hatte, welche bereits + in Mailand, in Paris, in London gesungen und eigentlich nur noch da zu sein scheinen, um in der + „Manzoni-Messe“ und in „Aïda“ mitzuwirken, daher sie denn auch den + Vortrag dieser Werke zur gedenkbarsten Feinheit ausgearbeitet haben. Ja selbst die + Neuheit des Arrangements in der Aufstellung der Ausführenden trug damals dazu bei, + zu überraschen und zu imponiren. Zweitens aber war diesmal die Frage natürlich: „Wie + wird die Leistung unserer heimischen Solisten sich im Vergleiche zu Verdi’s, von ihm selbst autorisirten + Requiem-Sängern gestalten?“ Daß ein großes Concert nicht auf den „Stand auf acht + Augen“, das heißt, nicht ein für alle Mal auf vier bestimmte Solisten berechnet sein + kann, und daß, wenn Verdi’s Requiem am Leben bleibt, wie Mozarts und Cherubini’s - Requiem am Leben geblieben sind, am - Ende doch andere Leute werden mitsingen müssen als die Stolz, die Waldmann und - die Herren Medini und Masini, ist natürlich, wie denn bei der Aufführung in Triest Signora Sanz - an Stelle der Signora Waldmann trat, — - „der Beifall aber — wie ein Zeitungsbericht meldet — fast die Dimensionen von Jubel + Requiem am Leben geblieben + sind, am Ende doch andere Leute werden mitsingen müssen als die Stolz, die Waldmann und die Herren Medini und Masini, ist + natürlich, wie denn bei der Aufführung in + Triest Signora Sanz an Stelle der Signora Waldmann trat, — „der Beifall aber — wie ein + Zeitungsbericht meldet — fast die Dimensionen von Jubel annahm“ — ein sonderbares Resultat bei einem Requiem!

Bei unserer letzten ganz „einheimischen“ Aufführung bestanden, zu unserer Freude, Composition und Sänger in vorzüglicher Weise. Wie jedes echte Kunstwerk stets neue Anregungen bietet, so traten uns diesmal viele schöne Einzelheiten im Orchester u. s. w. mit dem Eindruck der Neuheit entgegen — nur die Quinten beim Oro - supplex fanden wir so niedrig wie jedesmal. Die erwähnte - Zeitung spottet zwar über die „bezopften Richter, welche diese Stelle so streng - maßregeln“, aber Zopf hin, - Zopf her — die Quinten klingen abscheulich, und damit sind - sie schon gerichtet — sie sind ein Flecken in dem prachtvollen Gemälde. Frau Wilt, Frl. Treml und - die Herren Walter und Rokitansky bewiesen, daß sie bei den - von Verdi geleiteten Aufführungen genau - darauf geachtet, wie der Componist die Sache haben wolle. Frau Wilt sang unübertrefflich, - doch, merkwürdig genug, mit einer eigenen nervösen Aufregung und Heftigkeit. Herr - Walter hat - nicht den elementaren Stimmklang wie Masini, sang aber so, daß man sagen möchte: es war der speciellen - Aufgabe noch angemessener, weniger opernhaft, künstlerischer. Herr Rokitansky mit - seinem mächtigen Baß drang entschieden wirksamer durch als sein Vorgänger Medini. Frln. Treml begann ihr „Oro supplex fanden wir so niedrig wie jedesmal. Die + erwähnte Zeitung spottet zwar über die „bezopften Richter, welche diese Stelle so + streng maßregeln“, aber Zopf + hin, Zopf her — die Quinten klingen abscheulich, und damit + sind sie schon gerichtet — sie sind ein Flecken in dem prachtvollen Gemälde. Frau + Wilt, Frl. Treml und die + Herren Walter und + Rokitansky + bewiesen, daß sie bei den von Verdi + geleiteten Aufführungen genau darauf geachtet, wie der Componist die Sache haben + wolle. Frau Wilt + sang unübertrefflich, doch, merkwürdig genug, mit einer eigenen nervösen Aufregung + und Heftigkeit. Herr Walter hat nicht den elementaren Stimmklang wie Masini, sang aber so, daß man sagen möchte: es + war der speciellen Aufgabe noch angemessener, weniger opernhaft, künstlerischer. + Herr Rokitansky + mit seinem mächtigen Baß drang entschieden wirksamer durch als sein Vorgänger + Medini. Frln. Treml begann ihr „Liber scriptus“ mit einer sehr erklärlichen Befangenheit, so daß wir für sie fürchteten; aber allmälig kam sie, vom Beifall aufgemuntert, in guten Zug @@ -121,11 +124,12 @@ glänzenden Erfolg nur zufrieden sein können.

Die erste Aufführung des „Requiem“ von Verdi, welche Montag, den 1. - November, im k. k. - Hofoperntheater stattfand, lieferte ein Erträgniß von über 5000 - fl., die höchste Einnahme, welche bisher im Abonnement erzielt wurde. + key="verdi.requiem" type="mus">Requiem“ von Verdi, welche Montag, den 1. November, im k. k. Hofoperntheater stattfand, lieferte ein Erträgniß von + über 5000 fl., die höchste Einnahme, welche bisher im Abonnement erzielt + wurde. Die zweite Aufführung findet heute, die dritte Sonntag, den 7. d. M., mit aufgehobenem Abonnement statt.

diff --git a/tei/wz_1875-11-05_wien.xml b/tei/wz_1875-11-05_wien.xml index 2242f37..78abaa6 100644 --- a/tei/wz_1875-11-05_wien.xml +++ b/tei/wz_1875-11-05_wien.xml @@ -4,10 +4,9 @@ Wiener Zeitung, 5. November 1875 - Torsten Roeder + Torsten Roeder -

http://verdi-requiem.de/text/wz_1875-11-05_theater.xml

CC BY 4.0

@@ -22,7 +21,9 @@
- + + + Notiz @@ -39,21 +40,28 @@ url="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18751105&seite=6"/> - + + + Kleine Chronik. - -

(Theater.) Sonntag, den 7. d. - M., gelangt im Wien, + 4. November + + + + +

(Theater.) Sonntag, den + 7. d. M., gelangt im k. k. Hofoperntheater Verdi’sRequiem“ in dieser Saison zum letzten - Male zur Aufführung. Da die beiden ersten Aufführungen dieses Werkes bei gänzlich ausverkauftem - Hause stattfanden und der Andrang zur Vormerkung von Sitzplätzen ungewöhnlich - bedeutend ist, so sieht sich die Direction veranlaßt, für diese dritte und letzte Vorstellung das Abonnement - aufzuheben.

+ key="verdi.requiem" type="mus">Requiem
“ in dieser Saison + zum letzten Male zur Aufführung.
Da die beiden ersten Aufführungen dieses Werkes bei gänzlich + ausverkauftem Hause stattfanden und der Andrang zur Vormerkung von Sitzplätzen + ungewöhnlich bedeutend ist, so sieht sich die Direction veranlaßt, für diese dritte und letzte Vorstellung das + Abonnement aufzuheben.

diff --git a/teiList/listBibl.xml b/teiList/listBibl.xml index 8cf0043..ab296d5 100644 --- a/teiList/listBibl.xml +++ b/teiList/listBibl.xml @@ -17,1136 +17,1810 @@

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Nationale Selbstfindung in der + Musik + Hermann Danuser + Herfried Münkler + Schliengen + Edition Argus + 2001 + 222–241 + + + + Rezeptionsästhetik und Rezeptionsgeschichte in der + Musikwissenschaft + Hermann Danuser + Friedhelm Krummacher + Laaber + Laaber + 1991 + + + Simone de Angelis + Popularisierung und Literarisierung eines Mythos + + + 677–696 + + + + Georg Denzler + Pius V + + Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL) + Bd. 7 + Herzberg + Bautz + 1994 + Sp. 665–667 + + + + Albrecht Dümling + Musik hat ihren Wert. 100 Jahre musikalische Verwertungsgesellschaft in + Deutschland + Regensburg + ConBrio + 2003 + + + Konrad Dussel + Deutsche Tagespresse im 19. und 20. Jahrhundert + Münster + Lit + 2004 + + + Umberto Eco + Das offene Kunstwerk + Frankfurt + Suhrkamp + 1973 + + + Umberto Eco + Zeichen + München + Suhrkamp + 1977 + + + Umberto Eco + Nachschrift zum »Namen der Rose« + München + Deutscher Taschenbuchverlag + 1987 + + + Distant Readings. 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Der Lutherchoral Ein feste Burg ist unser Gott + zwischen Befreiungskriegen und Erstem Weltkrieg + Münster + Waxmann + 2014 + + + Verdi reception + Studies on Italian Music History 7 + Lorenzo Frassà + Michela Niccolai + Turnhout + Brepols + 2013 + + + James Garratt + Palestrina and the German romantic imagination. Interpreting historicism + in nineteenth-century music + Cambridge/New York + Cambridge University Press + 2002 + + + Hervé Gartioux + La réception de Verdi en France. Anthologie de la presse + 1845–1894 + Weinsberg + Galland + 2001 + + + Christiane Gaspar-Nebes + Stationen der Preghiera in der italienischen Oper bis 1815 + München + Ludwigs-Maximilians-Universität + 2001 + Ph. D. + + + Martin Geck + E. T. A. 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I. F. Biber, Requiem à 15. Untersuchungen zur höfischen, liturgischen + und musikalischen Topik einer barocken Totenmesse + Beiträge zur Musikforschung 5 + München/Salzburg + Katzbichler + 1977 + + + Ewald Jammers + Requiem + + RGG3 + Bd. 5 + Kurt Galling + Tübingen + Mohr-Siebeck + 1961 + 1066f + + + + Hans Robert Jauß + Rückschau auf die Rezeptionstheorie + + Rezeptionsästhetik und Rezeptionsgeschichte in der + Musikwissenschaft + Hermann Danuser + Friedhelm Krummacher + Laaber + Laaber + 1991 + 13–36 + + + + Hans Robert Jauß + Rezeption; Rezeptionsästhetik + + Historisches Wörterbuch der Philosophie + 8 + Joachim Ritter + Karlfried Gründer + Basel + Schwabe + 1992 + 996–1004 + + + + Joseph Jurt + Sprache, Literatur und nationale Identität. Die Debatten über das + Universelle und das Partikuläre in Frankreich und Deutschland + Berlin/Boston + De Gruyter + 2014 + + + Dietrich Kämper + Das deutsche Verdi-Schrifttum. Hauptlinien der Interpretation + + Colloquium »Verdi-Wagner«. Rom 1969 + Friedrich Lippmann + Köln/Wien + Böhlau + 1972 + 185–199 + + + + Leopold Kantner + Tendenzen der Kirchenmusik in Italien und Deutschland seit 1850 + + Colloquium »Italien und Deutschland: Wechselbeziehungen in der Musik + seit 1850«. Rom 1988 + Analecta Musicologica 28 + Friedrich Lippmann + Laaber + Laaber + 1993 + 191–207 + + + + Lisa Kienzl + Nation, Identität und Antisemitismus. Der deutschsprachige Raum der + Donaumonarchie 1866 bis 1914 + Göttingen + V&R + 2014 + + + Winfried Kirsch + Kirchenmusikreform, Cäcilianismus und Palestrina-Renaissance + + Geschichte der Kirchenmusik + 3 + Wolfgang Hochstein + Christoph Krummacher + Laaber + Laaber + 2013 + 56–71 + + + + Wolfgang Klein + Realismus/realistisch + + Ästhetische Grundbegriffe + 5 + Karlheinz Barck + Stuttgart/Weimar + Metzler + 2003 + 149–197 + + + + Melanie Kleinschmidt + »Der hebräische Kunstgeschmack«. Lüge und Wahrhaftigkeit in der + deutsch-jüdischen Musikkultur + Köln/Weimar + Böhlau + 2015 + + + Harald Klinke + Information Retrieval + + Digital Humanities. Eine Einführung + Fotis Jannidis + Hubertus Kohle + Malte Rehbein + Stuttgart + Metzler + 2017 + 268–278 + + + + Ulrich Konrad + Der Beitrag evangelischer Komponisten zur Messenkomposition im + 19. Jahrhundert + + Kirchenmusikalisches Jahrbuch + 68 + 1984 + 65–92 + + + + Michael Kotulla + Deutsche Verfassungsgeschichte. Vom Alten Reich bis Weimar + (1495–1934) + Berlin/Heidelberg + Springer + 2008 + + + Ursula Kramer + »Bier, Rheinwein und viel zu essen.« Giuseppe Verdi und seine Beziehung + zu Deutschland. Die Freundschaft mit Ferndinand Hiller + + Festschrift Christoph-Hellmut Mahling zum 65. Geburtstag + Mainzer Studien zur Musikwissenschaft 37 + Axel Beer + Kristina Pfarr + Wolfgang Ruf + Tutzing + Schneider + 1997 + 701–720 + + + + Gundula Kreuzer + Zurück zu Verdi: the »Verdi Renaissance« and musical culture in the + Weimarer Republic + + Studi verdiani 13 + Parma + Istituto nazionale di studi verdiani + 1998 + 117–154 + + + + Gundula Kreuzer + »Oper im Kirchengewande«? Verdi’s Requiem and the Anxieties of the Young + German Empire + + Journal of the American Musicological Society + 58,2 + Summer 2005 + 399–450 + + + + Gundula Kreuzer + Verdi and the Germans + New York + Cambridge University Press + 2010 + + + Gundula Kreuzer + Störfaktor Leierkasten: Verdis »Requiem« und nationale Identität im + deutschen Kaiserreich + + Musik und kulturelle Identität. Bericht über den XIII. + Internationalen Kongress der Gesellschaft für Musikforschung Weimar + 2004. Band II: Symposien B + Detlef Altenburg + Rainer Bayreuther + Kassel u. a. + Bärenreiter + 2012 + 37–46 + + + + Klaus Kropfinger + Verdi-Wagner. Facetten der Rezeption + + Zukunftsbilder. Richard Wagners Revolution und ihre Folgen in Kunst + und Politik + Herrmann Danuser + Herfried Münkler + Schliengen + Edition Argus + 2002 + 116–147 + + + + Klaus Kropfinger + Rezeptionsforschung + + MGG2 + Bd. 8 (Sachteil) + Ludwig Finscher + Kassel u. a. + Bärenreiter + 2007 + Sp. 200–224 + + + + Helmut Kuzmics + Roland Axtmann + Autorität, Staat und Nationalcharakter. Der Zivilisationsprozeß in + Österreich und England 1700–1900 + Figurationen. Schriften zur Zivilisations- und Prozesstheorie 2 + Opladen + Leske & Budrich + 2000 + + + H. A. Lier + Gleich, Ferdinand + + Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog + Bd. 3 + Anton Bettelheim + Berlin + Reimer + 1900 + S. 344f + + + + + Birgit Lodes + Das 19. Jahrhundert + + Handbuch der musikalischen Gattungen + 9 + Horst Leuchtmann + Siegfried Mauser + Laaber + Laaber + 1998 + 270–332 + + + + Die Bibel. Nach Martin Luthers Übersetzung + Stuttgart + Deutsche Bibelgesellschaft + 2016 + revidiert 2017 + + + Christhard Mahrenholz + Köstlin, Heinrich Adolf + + MGG2 + Bd. 10 (Personenteil) + Ludwig Finscher + Kassel u. a. + Bärenreiter + 2003 + Sp. 555f + + + + I promessi sposi + Milano + Mondadori + 1985 + + + + George Martin + Aspects of Verdi + London + Robson Books + 1989 + + + Günther Massenkeil + Das Requiem von Giuseppe Verdi. Ein sakrales Meisterwerk + + Musica Sacra + 121,5 + 2001 + 8–10 + + + + Helmut Mathy + Aspekte katholischer Kirchen- und Musikgeschichte im + 19. Jahrhundert + + Studien zur Kirchenmusik im 19. Jahrhundert + Mainzer Studien zur Musikwissenschaft 32 + Christoph-Hellmut Mahling + Tutzing + Schneider + 1994 + 1–12 + + + + Hendrikje Mautner + Aus Kitsch wird Kunst. Zur Bedeutung Franz Werfels für die deutsche + »Verdi-Renaissance« + Sonus. Schriften zur Musik 6 + Schliengen + Edition Argus + 2000 + Ph. D.: Hannover, 2000 + + + Norbert Miller + Der verlorne Schatten und die Schatten des Parnaß. Zur künstlerischen + Kanonbildung in der Musik + + Kunst – Fest – Kanon. Inklusion und Exklusion in Gesellschaft und + Kultur + in Zusammenarbeit mit der Staatsoper Unter den Linden + Hermann Danuser + Herfried Münkler + Schliengen + Edition Argus + 2004 + 147–161 + + + + Franco Moretti + Conjectures on World Literature + + New Left Review 1 + Januar/Februar 2000 + 54–68 + + + + + Franco Moretti + Distant Reading + Aus dem Englischen von Christine Pries + Konstanz + Konstanz University Press + 2016 + + + Walter Moser + Barock + + Ästhetische Grundbegriffe + 1 + Karlheinz Barck + Stuttgart/Weimar + Metzler + 2000 + 578–618 + + + + Klaus Niehr + Gotisch + + Ästhetische Grundbegriffe + 2 + Karlheinz Barck + Stuttgart/Weimar + Metzler + 2001 + 862–876 + + + + Thomas Nipperdey + Deutsche Geschichte 1886–1918. Band I: Arbeitswelt und + Bürgergeist + München + Beck + 1990 + + + Thomas Nipperdey + Der Kölner Dom als Nationaldenkmal + + Das 19. Jahrhundert. Ein Lesebuch zur deutschen Geschichte + 1815–1918 + Wolfgang Piereth + München + Beck + 1997 + 2. Auflage + 211–219 + + + + Paul-Gerhard Nohl + Lateinische Kirchenmusiktexte. Geschichte – Übersetzung – + Kommentar + Kassel u. a. + Bärenreiter + 1996. + + + Adolf Nowak + Johannes Eccards Ernennung zum preußischen Palestrina durch + Obertribunalrat von Winterfeld + + Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts + 56 + Regensburg + Bosse + 1980 + 293–300 + + + + Adolf Nowak + Vom »Trieb nach Vaterländischem«. Die Idee des Nationalen in der + Musikästhetik des 18. und 19. Jahrhunderts + + Deutsche Meister – böse Geister? Nationale Selbstfindung in der + Musik + Hermann Danuser + Herfried Münkler + Schliengen + Edition Argus + 2001 + 151–165 + + + + Giuseppe Verdi. Autobiografia dalle lettere + Aldo Oberdorfer + Milano + Rizzoli + 1981 + + + Vincenzina C. Ottomano + Verdi-Renaissance und die politische Vereinnahmung des Komponisten nach + 1918 + + + 643–651 + + + + Eszter Pabis + Die Schweiz als Erzählung. Nationale und narrative Identitätskonstruktion + in Max Frischs Stiller, Wilhelm Tell für die Schule und + Dienstbüchlein + Debrecener Studien zur Literatur 15 + Frankfurt am Main + Lang + 2010 + Ph. D.: Debrecen + + + Birgit Pauls + Giuseppe Verdi und das Risorgimento. Ein politischer Mythos im Prozeß der + Nationenbildung + Berlin/Boston + De Gruyter + 1996 + + + Kurt Paupié + Handbuch der österreichischen Pressegeschichte 1848–1959. Band I: + Wien + Wien/Stuttgart + Braumüller + 1960. + + + Michael Peschke + Signale für die Musikalische Welt 1843–1941. Teil 2: Bibliographie und + Indizes zur Mikrofiche-Edition + München u. a. + Saur + 1995. + + + Elena Pierazzo + Textual Scholarship and Text Encoding + + A New Companion to Digital Humanities + Susan Schreibman + Ray Siemens + John Unsworth + Chichester + Wiley Blackwell + 2016 + + + + Emil Platen + Fuge + + MGG2 + Bd. 3 (Sachteil) + Ludwig Finscher + Kassel u. a. + Bärenreiter + 1995 + Sp. 930–957 + + + + Helmuth Plessner + Die verspätete Nation + Gesammelte Schriften VI + Frankfurt am Main + Suhrkamp + 1982 + + + Gerhard Poppe + Festhochamt, sinfonische Messe oder überkonfessionelles Bekenntnis? + Studien zur Rezeptionsgeschichte von Beethovens Missa solemnis + Beeskow + Ortus + 2007 + + + A. P[orter]. + Röder, Martin + + The Jewish Encyclopedia + Bd. 10 + New York + Funk and Wagnalls + 1905 + S. 439f + + + + Virgilio Prosperi + La Messa da Requiem di Giuseppe Verdi. Guida all’ascolto + Cortona + Calosci + 1994 + + + Nora Räthzel + Gegenbilder. Nationale Identität durch Konstruktion des Anderen + Wiesbaden + Springer + 1997 + + + Erich Reimer + Nationalbewußtsein und Musikgeschichtsschreibung in Deutschland + 1800–1850 + + Die Musikforschung + 46 + 1993 + 17–31 + + + + Kirchenmusik zwischen Säkularisation und Restauration + Friedrich W. Riedel + Sinzig + Studio Verlag + 2006 + + + Royston M. Roberts + Serendipity. Accidental Discoveries in Science + New York + Wiley + 1989 + + + Torsten Roeder + Bericht zur Tagung »Die Universität Kiel und ihre Professorinnen und + Professoren oder: Wozu den Kieler Professorenkatalog?« + H-Soz-u-Kult + 25.05.2012 + + + Torsten Roeder + Bericht zur Sektion »Datenbanken für die Mediävistik und die Renaissance + in Forschung und Lehre« (Historikertag 2012) + H-Soz-u-Kult + 29.11.2012 + + + David Rosen + Reprise as Resolution in Verdi’s ›Messa da Requiem‹ + + Theory and Practice + 19 + 1994 + 105–120 + + + + David Rosen + Verdi: Requiem + Cambridge + Cambridge University Press + 1995 + + + Helmut Rösing + Rezeptionsforschung in der Musikwissenschaft + Darmstadt + Wissenschaftliche Buchgesellschaft + 1983 + + + Reinhard Rürup + Deutschland im 19. Jahrhundert 1815–1871 + Göttingen + Vandenhoeck & Ruprecht + 1992 + 2. Auflage + + + Bern Scherers + Giuseppe Verdi: Requiem + + Werkanalyse in Beispielen. Große Chorwerke + Siegmund Helms + Reinhard Schneider + Kassel + Bosse + 1994 + 125–138 + + + + Martin Schildbach + Das einstimmige Agnus Dei und seine handschriftliche Überlieferung vom + 10. bis zum 16. Jahrhundert + Erlangen/Nürnberg + 1967 + Ph. D. + + + Ulrich Schlie + Das Duell. Der Kampf zwischen Habsburg und Preußen um Deutschland + Berlin + Propyläen Verlag + 2013 + + + Franco Schlitzer + Il Requiem a Londra (1875) + + Scritti raccolti in occasione delle »Celebrazioni Verdiani« dell’ + VIII Settimana Musicale dell’Accademia Musicale Chigiana + Siena + Ticci + 1951 + + + + Anton Schlossar + Goldhann, Ludwig + + Allgemeine Deutsche Biographie + 49 + Leipzig + Duncker & Humblot + 1904 + 431–434 + + + + + Dieter Schnebel + Die schwierige Wahrheit des Lebens – zu Verdis musikalischem + Realismus + + Musik-Konzepte 10 + Oktober 1979 + Heinz-Klaus Metzger + Rainer Riehn + München + Edition Text+Kritik + 51–111 + + + + Christof Schöch + Big? Smart? Clean? Messy? Data in the Humanities + + Journal of Digital Humanities + 2, No. 3 + Summer 2013 + 2–13 + + + + + Christof Schöch + Ein digitales Textformat für die Literaturwissenschaft: Die Richtlinien + der Text Encoding Initiative und ihr Einsatz bei Textkonstitution und + Textanalyse + + Romantische Studien 4 + 2016 + 325–364 + + + + + Torsten Schrade + Bericht zum Workshop »Personen – Daten – Repositorien« + + H-Soz-u-Kult + 02.03.2011 + + + + + Uwe Schweikert + Messa da Requiem + + + 496–504 + + + + Uwe Schweikert + Messa da Requiem + + + 557–565 + + + + Uwe Schweikert + Pezzi sacri + + + 565–570 + + + + Uwe Schweikert + »Schließlich ist im Leben doch alles Tod?« Verdi, die Kirche und die + Religion + + Musik & Kirche + 83, Nr. 5 + September/Oktober 2013 + 373–377 + + + + Brendan Simms + Kampf um Vorherrschaft. Eine deutsche Geschichte Europas 1453 bis + heute + Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt + München + Deutsche Verlags-Anstalt + 2014 + + + Tina Simon + Rezeptionstheorie. Einführungs- und Arbeitsbuch + Leipziger Skripten 3 + Leipzig + Lang + 2003 + + + Bernd Sponheuer + Zur ästhetischen Dichotomie als Denkform in der ersten Hälfte des + 19. Jahrhunderts + + Archiv für Musikwissenschaft + 37 + 1980 + 1–31 + + + + Bernd Sponheuer + Musik als Kunst und Nicht-Kunst. Untersuchungen zur Dichotomie von + ›hoher‹ und ›niederer‹ Musik im musikästhetischen Denken zwischen Kant und + Hanslick + Kieler Schriften zur Musikwissenschaft 30 + Kassel u. a. + Bärenreiter + 1987 + + + Bernd Sponheuer + Über das ›Deutsche‹ in der Musik. Versuch einer idealtypischen + Rekonstruktion + + Deutsche Meister – böse Geister? Nationale Selbstfindung in der + Musik + Hermann Danuser + Herfried Münkler + Schliengen + Edition Argus + 2001 + 123–150 + + + + Christian Springer + Verdi und die Interpreten seiner Zeit + Wien + Holzhausen + 2000 + + + Christian Springer + Verdi-Studien + Wien + Edition Praesens + 2005 + + + Peter Stachel + Das Österreichische Bildungssystem zwischen 1749 und 1918 + + Kakanien Revisited + 26.12.2002 + 1–11 + + + + + Peter Stadler + Marcel Illetschko + Sabine Seifert + Towards a Model for Encoding Correspondence in the TEI: Developing and + Implementing <correspDesc> + + Journal of the Text Encoding Initiative 9 + 2016 + + + + + Urs Stäuble + Messa da Requiem + + Auf dass wir klug werden. Ein Thema und acht Variationen + Norderstedt + Books on Demand + 2015 + Neuauflage + 204–275 + + + + Karl Gerhardt Steck + Vatikanum + + RGG3 + Bd. 6 + Kurt Galling + Tübingen + Mohr-Siebeck + 1962 + S. 1239–1245 + + + + Karl Storck + Musik und Musiker in Karikatur und Satire. Eine Kulturgeschichte der + Musik aus dem Zerrspiegel + Oldenburg + 1910 + Reprint Laaber: Laaber, 1998 + + + Sven Strasen + Rezeptionstheorien. Literatur-, sprach- und kulturwissenschaftliche + Ansätze und kulturelle Modelle + Trier + Wissenschaftlicher Verlag Trier + 2008 + + + Dietmar Strauß + Vom Davidsbund zum ästhetischen Manifest. Zu Eduard Hanslicks Schriften + 1844–1854 + + Eduard Hanslick, Sämtliche Schriften. Historisch-kritische + Ausgabe + I/1 + Wien u. a. + Böhlau + 1993 + 271–299 + + + + Heike Stumpf + »… wolltet mir jetzt durch die phantastisch verschlungenen Kreuzgänge + folgen!« Metaphorisches Sprechen in der Musikkritik der ersten Hälfte des + 19. Jahrhunderts + Bonner Schriften zur Musikwissenschaft 2 + Frankfurt am Main u. a. + Lang + 1996 + Ph. D.: Bonn, 1994 + + + Text Encoding Initiative + P5: Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange, + Version 3.1.0 (15.12.2016) + + + + Francis Toye + Verdi: His Life and Works. A re-issue of the 1931 Edition + London + Gollancz + 1962 + + + Volker Ullrich + Die nervöse Großmacht 1871–1918. Aufstieg und Untergang des deutschen + Kaiserrreiches + Frankfurt am Main + Fischer + 1997 + + + Nemesio Valle + A Coalescence of liturgical consensus on the chants for the mass of the + dead from its origins through the fourteenth century + Pittsburgh + 2011 + Ph. D. + + + + Kees van der Vloed + Requiem Survey + 2004ff + + + + Francesca Vella + Verdi Reception in Milan, 1859–1881. Memory, Progress and Italian + Identity + London + King’s College + 2014 + Ph. D. + + + Kees Vellekoop + Dies Irae, Dies Illa. Studien zur Frühgeschichte einer Sequenz + Bilthoven + Creyhgton + 1978 + + + Raffaele Viglianti + The Music Addressability API: A draft specification for addressing + portions of music notation on the web + + Proceedings of the 3rd International workshop on Digital Libraries + for Musicology (DLfM 2016) + New York + ACM + 2016 + 57–60 + + + + Egon Voss + »Oper im Kirchengewande«. Zur Rezeption von Verdis ›Requiem‹ im deutschen + Sprachraum + + Das Bild der italienischen Oper in Deutschland + Forum Musiktheater 1 + Sebastian Werr + Daniel Brandenburg + Münster + Lit + 2004 + 191–199 + + + + Michael Walter + Nabucodonosor + + + 308–315 + + + + Brian E. Ward + The New Sounds of Mourning. The Changing Role of the Requiem in the Late + Nineteenth and Twentieth Centuries as Demonstrated by the Works of Giuseppe + Verdi, Johannes Brahms, Paul Hindemith and Benjamin Britten + Montana + 2001 + M. A. + + + + Jennifer White + Preghiera scenes in Italian bel canto opera + Ann Arbor + University of Kansas + 2014 + Ph. D. + + + Johann Winckler + Die periodische Presse Oesterreichs. Eine historisch-statistische + Studie + Wien + K. K. statistische Central-Commission + 1875 + + + + Heinrich August Winkler + Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806–1933 + München + Beck + 2000 + + + Walter Wiora + Die Musik im Weltbild der deutschen Romantik + + Beiträge zur Geschichte der Musikanschauung im + 19. Jahrhundert + Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts 1 + Walter Salmen + Regensburg + Bosse + 1965 + 11–50 + + + + Moritz Woelk + Gericht Gottes + + Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 4 + Walter Kasper + Freiburg u. a. + Herder + 2006 + Sp. 514–522 + + + + Ernst Victor Zenker + Geschichte der Journalistik in Österreich. Verfasst aus Anlass der + Weltausstellung Paris 1900 + Wien + K. K. Hof- und Staatsdruckerei + 1900 + + + Luca Zoppelli + Eine Erzählung im Kirchengewande? Liturgische Struktur und + narratologische Perspektive in Verdis ›Messa da Requiem‹ + + Musiktheorie + 18,1 + 2003 + 21–38 + + + + Luca Zoppelli + Die Genese der Opern (II): Kompositionsprozess und + Editionsgeschichte + + + 252–269 + diff --git a/teiList/listSources.xml b/teiList/listSources.xml new file mode 100644 index 0000000..8cf0043 --- /dev/null +++ b/teiList/listSources.xml @@ -0,0 +1,1154 @@ + + + + + + Periodika + Torsten Roeder + + +

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